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Energieeffizienz studieren

25 Studienplätze gibt es in dem berufsbegleitenden Masterstudiengang Energieeffizienz-Management, der sich eng an den Praxisfragen der Studierenden orientiert.

25 Studienplätze gibt es in dem berufsbegleitenden Masterstudiengang Energieeffizienz-Management, der sich eng an den Praxisfragen der Studierenden orientiert.

Bild: BilderBox.com

Karriere 11.12.2014
Der Klimawandel, die Energiewende und neue technische Entwicklungen fordern von der Immobilienwirtschaft und den Bestandshaltern neue Strategien im Umgang mit Energie. Die Technische Hochschule ... 

Der Klimawandel, die Energiewende und neue technische Entwicklungen fordern von der Immobilienwirtschaft und den Bestandshaltern neue Strategien im Umgang mit Energie. Die Technische Hochschule Mittelhessen (THM), ehemals Fachhochschule Gießen-Friedberg, hat nun zwei neue Studienangebote zu diesem Thema konzipiert: das Masterstudium Energieeffizienz-Management sowie die Weiterbildung zum Nachhaltigkeitsmanager Immobilien.

In Deutschland entfallen 40% des Gesamtenergieverbrauchs auf öffentliche und private Gebäude für Heizung, Warmwasser und Beleuchtung. Damit sind sie für fast 20% des gesamten CO2-Ausstoßes verantwortlich, besagen Zahlen der Bundesregierung. Etwa 10% des deutschen Energieverbrauchs verbucht der Bereich Corporate Real Estate für sich, heißt es in einer Studie, die u.a. im Auftrag von CoreNet Global entstanden ist. Unternehmen wenden demnach ungefähr ein Fünftel ihres Energieverbrauchs für den Betrieb ihrer Gebäude auf. In dem Bereich bestehe noch ein hohes Reduktionspotenzial. Den wichtigen Themen Energieeffizienz und Energiemanagement hat sich nun die THM Technische Hochschule Mittelhessen angenommen. Voraussichtlich zum Sommersemester kommenden Jahres sollen die beiden berufsbegleitenden Angebote - das Masterstudium Energieeffizienz-Management und die Weiterbildung zum Nachhaltigkeitsmanager Immobilien - beginnen.

Der Masterstudiengang sei ein Studium für Generalisten, sagt Prof. Dr. Frank Ehrenheim von der THM. Spezialisten gebe es zuhauf, aber Generalisten bislang noch wenig. Es fehle an Fachkräften, die den Überblick über die Komplexität des Gesamtthemas haben. Das Angebot richtet sich an Berufstätige mit energie- und immobilienrelevanten Aufgaben in Wirtschaft, Industrie und öffentlicher Verwaltung. Auf dem Lehrplan stehen u.a. die gegenwärtigen und künftigen Verfahren zur Energiewandlung sowie die Möglichkeiten zur Energieverteilung und zur Speicherung. Aber auch das Thema Ethik wird besprochen. Es werde aufgezeigt, welche weltweiten Verwerfungen und welche Machtpotenziale durch Energiethemen hervorgerufen werden, sagt Ehrenheim. Im zweiten Semester stehe die Optimierung im Betrieb im Vordergrund. Die Studierenden sollen sich Gedanken machen, was sie in ihrem Unternehmen verbessern können und wie sie sich für die Zukunft aufstellen sollten.

Im dritten Semester geht es u.a. um die Funktionsweise des Energiemarkts. Auch ein kommendes Aufgabengebiet für Facility-Manager, wie Prof. Dr. Johannes Kals von der Hochschule Ludwigshafen am Rhein im Interview Anfang dieses Jahres sagte ("Energiewende bringt neue Aufgaben für Facility-Manager", IZ 2/14). Im Masterstudium an der THM werde auch analysiert, welche Fördermittel das Unternehmen eventuell beantragen könnte, sagt Ehrenheim, und wie das Energie- und Nachhaltigkeitsmanagement im Unternehmen integriert werden könne. Im Soft-Skills-Training lernen die Studenten den Umgang mit Bürgerinitiativen genauso wie die Motivation von Kollegen für Energiethemen. Die Masterarbeit wird in enger Zusammenarbeit mit einer aktuellen Fragestellung des Unternehmens geschrieben.

Vorausgesetzt wird bei Studieninteressenten ein ingenieurwissenschaftliches Erststudium mit Energie- und Immobilienbezug sowie mindestens ein Jahr Berufserfahrung. In vier Semestern erwerben die Studierenden 90 ECTS-Punkte und den Abschluss Master of Science. Bewerbungsschluss für die ca. 25 Studienplätze ist im Februar 2015. Die Studiengebühren betragen ca. 14.800 Euro.

Der Zertifikatskurs "Hochschulzertifizierter Nachhaltigkeitsmanager - Immobilien" richtet sich u.a. an Facility-, Gebäude- und Objektmanager, die in ihrem Unternehmen für den Bereich Nachhaltigkeit zuständig sind. Bewerber müs-sen über eine Hochschulzugangsberechtigung und mindestens ein Jahr Berufserfahrung oder eine berufsqualifizierende Ausbildung und mindestens zwei Jahre Berufserfahrung verfügen.

Obwohl einige Inhalte deckungsgleich mit dem Masterstudium seien, liege der Schwerpunkt stärker auf der Optimierung, sagt Ehrenheim. Das Nachhaltigkeitsmanagement im Immobilienbetrieb und die Optimierung im Betrieb machen dann auch acht der insgesamt auf 19 Tage veranschlagten Weiterbildung (inkl. Prüfungsvorbereitung und Prüfung) aus. Ein Überblick über die verschiedenen Nachhaltigkeitszertifikate und ein Soft-Skills-Training runden das Programm ab, das ca. 2.750 Euro kosten wird. Geplanter Beginn ist, wie beim Master, im April 2015.

Weitere Informationen zu den Studiengängen gibt es unter www.thm.de/hzw (Suche verwenden). Ansprechpartner ist Prof. Dr. Frank Ehrenheim (E-Mail: frank.ehrenheim@wi.thm.de).

Sonja Smalian

Energiewende bringt neue Aufgaben für Facility-Manager

Johannes Kals prognostiziert Facility-Managern einen großen Aufgabenzuwachs durch die Energiewende.

Johannes Kals prognostiziert Facility-Managern einen großen Aufgabenzuwachs durch die Energiewende.

Bild: sma

Karriere 16.01.2014
Hohe Energiepreise und die Energiewende zwingen Unternehmen dazu, ihr Energiemanagement neu auszurichten. Die neuen Aufgaben bieten viele Chancen für Facility-Manager. Sie könnten künftig durch ... 

Hohe Energiepreise und die Energiewende zwingen Unternehmen dazu, ihr Energiemanagement neu auszurichten. Die neuen Aufgaben bieten viele Chancen für Facility-Manager. Sie könnten künftig durch geschicktes Agieren auf dem Energiemarkt neue Beiträge für ihr Unternehmen leisten, sagt Prof. Johannes Kals von der Hochschule Ludwigshafen am Rhein.

Immobilien Zeitung: Herr Kals, einer ihrer Forschungsschwerpunkte in der Betriebswirtschaftslehre ist das betriebliche Energiemanagement. Welche Veränderungen erwarten Sie in naher Zukunft?

Johannes Kals: Die Industrie wird mit zwei Megatrends konfrontiert: Zum einen ist das die Energiewende und zum andern die Informationstechnologie. Die nächste industrielle Revolution wird durch den Anspruch Nachhaltigkeit und den Einsatz regenerativer Energien ausgelöst. Davon bin ich überzeugt.

IZ: Welche Qualifikationen müssen Studenten mitbringen, um in dieser neuen Welt erfolgreich zu sein?

Kals: Wir brauchen Generalisten. Damit meine ich Fachkräfte, die sich weit über ihren eigentlichen Kernbereich interessieren. In einer Wissensgesellschaft muss eine Fachkraft auch verstehen, was die anderen Spezialisten machen. Die Facility-Manager haben per Definition schon eine Schnittstellenfunktion, denn sie kennen sich mit kaufmännischen und technischen Abläufen aus. Gerade im FM kann man heute nicht absehen, was diese Fachkräfte in 20 Jahren machen werden. Ohne Weiterbildung zernagt die Zeit die Fachkompetenz.

IZ: Welche neuen Aufgaben sehen Sie durch die Energiewende auf Facility-Manager in Industrieunternehmen zukommen?

Kals: Wer sich mit dem Thema Energie etwas umfassender auseinandersetzt, der stellt schnell fest, dass FM zwingend mit dem Thema in Berührung kommt. Deswegen unterrichte ich meine Masterstudenten in den Fächern Controlling und Innovationsmanagement auch zu FM-Themen. Gerade hat eine meiner Absolventinnen die Energiebilanz unserer Hochschule berechnet. Wie wichtig das Thema ist, zeigt sich auch daran, dass unser Hochschulpräsident Zweitgutachter war.

IZ: Welche Funktionen sehen Sie auf Facility-Manager künftig zukommen?

Kals: Das Energiemanagement ist eine Aufgabe, die neben dem Energieeinkauf auch den Energieverkauf umfassen könnte. Für ein effizientes und nachhaltiges Energiemanagement wird es künftig auch wichtig sein, Preisschwankungen am Strommarkt durch ein Lastmanagement zu berücksichtigen. Diese Aufgabe müssen auch Facility-Manager steuern und z.B. preisgünstig erworbenen Strom in einem Fuhrpark mit Elektromobilität zwischenspeichern. Produziert das Unternehmen mehr Energie, als es selbst verbraucht, kann es diese wiederum in das Netz einspeisen. Für diese Direktvermarktung müssten die Facility-Manager z.B. ein Profil bei den Energieversorgern hinterlegen, damit die Netzauslastung berechnet werden kann.

IZ: Warum spielt das Facility-Management dabei eine so große Rolle?

Kals: Facility-Manager müssen im Unternehmen ihren Teil zur Energieeffizienz beisteuern. Darüber hinaus betrifft das Energiemanagement aber auch die Funktionen Logistik, Energiebeschaffung, Produktion und Instandhaltung. Wenn Immobilien als positive Knoten in Smart-Grids agieren, dann ist eine neue, große Aufgabe für Facility-Manager. Dort handeln sie neben Netzbetreibern, Börsen, Energie-Einkaufsdienstleistern, Erzeugergenossenschaften und auch Projektentwicklern. Unternehmensintern gesehen werden Facility-Manager durch die neuen Aufgaben immer wichtiger, denn sie sind nicht mehr nur für die unterstützenden Funktionen zuständig, sondern könnten selbst Einnahmen erwirtschaften.

IZ: Als zweiten Megatrend haben Sie die Informationstechnologie ausgemacht. Wie wirkt sich diese auf die künftige Rolle von Facility-Managern aus?

Kals: Auf Unternehmensebene spiegelt sich dieser Megatrend durch "In-Memory-Databases" wider. Durch den Einsatz dieser sehr großen neuen Datenbanken kann auf alle Daten zur Unternehmenssteuerung quasi in Echtzeit zugegriffen werden. Bislang stand immer nur eine Auswahl an Daten im aktuellen Arbeitsspeicher zur Verfügung. Durch den Einsatz der neuen Datenbanken kann die Gebäudeleittechnik mit allen anderen Unternehmensfunktionen verschmelzen. Für das Energiemanagement von Unternehmen bedeutet das beispielsweise, dass eine Steuerung der Energieversorgung und -einspeisung minutengenau möglich sein wird.

IZ: Woran hapert es bislang?

Kals: Es gibt noch keine ausreichende Integration zwischen betrieblicher Controlling-Software und der technischen Steuerungs-Software und auch die alten Denkweisen behindern die Entwicklung. Die Informationstechnologie könnte mit Smart Metering beispielsweise den Heizbedarf permanent messen. Es wäre also möglich, dass Unternehmen ihre Energiebilanz genau wie ihre Verkaufszahlen mit Management-Cockpits visualisieren und permanent überwachen. Logistik, Immobilie und Produktion wachsen weiter zusammen und gleichzeitig verstehen wir das Zusammenspiel immer besser. Energiebedarfe, die wir nicht messen können, lassen sich inzwischen berechnen. Das ermöglicht eine ganz andere energetische Steuerung, als wir sie bislang kennen.

IZ: Was raten Sie jungen Menschen, die sich für das Thema Energie in Unternehmen interessieren?

Kals: Derzeit steckt das Thema Energiebilanzen noch in den Kinderschuhen. Ich kämpfe immer darum, dass meine Controlling-Studenten auch eine Ahnung von Produktion haben. Denn durch die steigenden Energiepreise spielen Energielecks oder -überproduktionen eine große Rolle. Investitionsentscheidungen sind nicht nur ein Aufgabengebiet für Controller, sondern genauso für Facility-Manager. Bislang ist es ein Alleinstellungsmerkmal von Bewerbern, wenn sie sich mit Energie-Netzwerken auskennen. Ich ermuntere meine Studenten denn auch, im Vorstellungsgespräch einfach mal nach dem Energieverbrauch pro m2 des Unternehmens zu fragen.

IZ: Herr Kals, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Sonja Smalian.

Prof. Dr. Johannes Kals hat 2010 eine Monographie zum Thema veröffentlicht: "Betriebliches Energiemanagement. Eine Einführung" (W. Kohlhammer, 260 Seiten, ISBN 978-3-17-021133-9, 22 Euro). Darin stellt er Checklisten für Energiebilanzen vor und erläutert das Energiemanagement in betrieblichen Funktionen wie u.a. Facility-Management, Produktion und Informationstechnologie. Verschiedene Wirtschaftlichkeitsrechnungen wie Total Cost of Ownership oder Sensitivitätsanalysen werden dargestellt. Wie das Energiemanagement in einer Organisation verankert werden kann, beleuchtet Kals ebenso wie die klimatologischen, technologischen und wirtschaftspolitischen Hintergründe.

IZ