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Karriere 07.10.2021
Claus Blumenauer suchte eine Nachfolgelösung für sein Maklerhaus und fand sie in Martina Güttler. "Die Chemie stimmte", sagen beide voneinander. Schließlich geht es nicht nur um den ... 

Claus Blumenauer suchte eine Nachfolgelösung für sein Maklerhaus und fand sie in Martina Güttler. "Die Chemie stimmte", sagen beide voneinander. Schließlich geht es nicht nur um den Kaufpreis, wenn ein Unternehmer sein Lebenswerk in andere Hände gibt. Die neue Inhaberin sollte dieses auch im Sinne ihres Vorgängers fortführen. Was nicht bedeutet, dass alles beim Alten bleiben muss.

Eigentlich hätte Claus Blumenauer die Firma, die er vor knapp zwanzig Jahren gegründet hat, gern in der Familie behalten. Vier Töchter hat der heute 66-Jährige, und drei davon haben sogar das richtige Fach studiert, nämlich BWL. Die Töchter arbeiten heute aber alle in Konzernen, im Angestelltenverhältnis. "Ich hatte schon die Hoffnung, dass sie in meine Fußstapfen treten, doch nach mehrmaligem Nachhaken hat sich herausgestellt, dass kein Interesse besteht", konstatiert Blumenauer trocken. "Vielleicht fehlte der Mut, ins Unternehmerleben einzutreten."

Martina Güttler dagegen sehnte sich immer schon danach, ihre eigene Herrin zu sein. "Mein Traum war es immer, selbst zu bestimmen. In einem Konzern ist einem das aus allen möglichen Gründen nicht möglich. Irgendwann mal zu sagen: Ich entscheide jetzt, und das hat die und die Gründe und ich hab’s mir reiflich überlegt – aber jetzt geht’s in die Richtung, und zwar ab sofort."

Güttler, seit Januar 2021 Alleingesellschafterin von Claus Blumenauer Immobilien in Königstein im Taunus, stammt nicht aus einer Unternehmerfamilie. Sie hat die meiste Zeit ihres Berufslebens in besagten Angestelltenverhältnissen verbracht, bei M&W Zander und Dussmann, bei JLL, Bilfinger Real Estate bzw. Apleona und zuletzt beim Proptech Allthings, teils in Führungspositionen. Vor drei Jahren machte sie sich unter dem Firmennamen Güttler Real Estate als Projektentwicklerin für Wohn- und Anlageimmobilien selbstständig und kehrte damit zu ihren Architektinnenwurzeln zurück. Diese Unternehmung ist aber im Prinzip eine One-Woman-Show – und die Suche nach Grundstücken zu akzeptablen Preisen stellte sich auch als unerwartet schwieriges Unterfangen heraus.

Ein Maklerhaus, das quasi an der Grundstücksquelle sitzt, war da die perfekte Ergänzung. Eher zufällig wurde Güttler auf eine zum Verkauf stehende Maklerfirma für luxuriöse Wohn- sowie Anlageimmobilien im Rhein-Main-Gebiet mit Anschluss ans internationale Netzwerk Fine & Country aufmerksam, die sich bei näherem Hinsehen als Claus Blumenauer Immobilien entpuppte.

Der Gründer und heutige Alteigentümer ist die Sache mit dem Loslassen früh angegangen. "Viele Inhaber machen bis 80 weiter – und wenn es dann nicht mehr geht und kein Nachfolger bereitsteht, muss die Firma geschlossen werden. Das ist vor allem den Mitarbeitern gegenüber unverantwortlich." Zumal im Vorfeld etliche Punkte bedacht, geklärt und umgesetzt sein wollen, was durchaus zwei, drei Jahre dauern kann. So wollen etwa Privat- und Firmenbesitz – Beispiel Geschäftswagen – entflochten werden, nennt Blumenauer eine wichtige Aufgabe. "Erstens müssen die Kosten glasklar aus der Firma raus, und hätte ich zweitens nicht früh genug damit angefangen, wären wir heute noch nicht fertig."

So zielstrebig Blumenauer die Trennung auch anging, so vorsichtig agierte er gleichzeitig: Diskretion steht im Maklergeschäft an oberster Stelle, und kein Inhaber will das Vertrauen treuer Kunden durch zum falschen Zeitpunkt ruchbar gewordene Verkaufsabsichten unterminieren. "Ich habe es brutal neutral versucht und unter falschem Namen beim Portal Deutsche Unternehmerbörse DUB ein Verkaufsangebot inseriert." Erste Bewerber ließen nicht lange auf sich warten, aber "ich habe das gleich wieder abgewürgt, weil es hinten und vorn nicht passte. Da war zum Beispiel ein Investmentbanker dabei, der aus dem Unternehmen einen Fonds machen wollte, oder Menschen, wo es von der Seriosität her nicht passte."

Güttler erging es ähnlich, nur andersherum: Sie tat sich auf der Unternehmensbörse Nexxt-change nach Kaufoptionen um. "Als Interessent muss man dort erst einmal viele Informationen über sich offenlegen, bis hin zu den Finanzierungskapazitäten, und direkt die Identität preisgeben." Doch das stellte sich für Güttler nicht als der einzige Malus dar: "Die Eigentümer, die sich mit dem Gedanken tragen, ihr Unternehmen zu verkaufen, platzieren es dort nicht repräsentativ genug."

Blumenauer entschied nach den gescheiterten Selbstversuchen, einen Berater hinzuzuziehen: "Ich habe mich dann im wahrsten Sinne des Wortes Herrn Quiring anvertraut." Herr Quiring heißt Roland mit Vornamen und ist Partner der M&A-Beratung Euroconsil für Hessen. Die Nachfrage nach Unternehmensnachfolgern wachse, berichtet der Berater, denn "die geburtenstarken Jahrgänge" gehen in den Ruhestand. In der eigenen Familie fänden diese zunehmend keine Nachfolger.

Die Bandbreite der von Euroconsil vermittelten Unternehmen liegt zwischen 3 Mio. und 50 Mio. Euro Jahresumsatz. Ein Schwerpunkt liegt auf Immobilienunternehmen: Im vergangenen Jahr fädelte Quiring den Verkauf eines Facility-Management-Dienstleisters sowie eines Property-Managers ein. Aktuell bereitet er die Veräußerung eines Vertriebsdienstleisters vor, der sich auf Neubauwohnungen im Premiumbereich spezialisiert hat und mit Bauträgern zusammenarbeitet.

Eine Kaufpreisvorstellung hatte Blumenauer schon im Kopf, als er Quiring beauftragte. Eine Bewertung ließ er nämlich schon ganz am Anfang seiner Bemühungen durch den Immobilien- und Finanzgelehrten Heinz Rehkugler durchführen. Dieser hat auch ein Buch über die "Regelung der Unternehmensnachfolge bei Immobilienunternehmen" geschrieben . "Die Kaufpreisvorstellung eines Unternehmers sollte am Anfang eines Verkaufsprozesses stehen und durch eine Bewertung abgesichert sein", verdeutlicht Quiring. Zur groben Orientierung werde dabei ein Mittelwert der Betriebsergebnisse der letzten drei Jahre gebildet und mit einem "branchenüblichen Multiple" multipliziert. Zusätzlich werden auch die Planungen bzw. die Erwartungen an die Marktentwicklung berücksichtigt.

Corona machte Blumenauer offenbar keinen Strich durch die Rechnung: "Als die Verhandlungen im Herbst 2020 in die heiße Phase gingen, hatte sich die Lage für Wohnimmobilien insbesondere im Rhein-Main-Gebiet wieder stabilisiert", erklärt Quiring. Und der Alteigentümer versichert, "ohne Blessuren" durchs Jahr 2020 gekommen zu sein: Der Umsatz sei ungefähr so hoch wie in den Vorjahren gewesen.

Der Preis muss stimmen – aber die Chemie auch

Als es ernst wurde, zog Güttler einen Steuerberater und Wirtschaftsprüfer hinzu, der eine Due Diligence in dem von Quiring eingerichteten Datenraum durchführte. Sechs ernsthafte Interessenten habe es gegeben, da habe die Chemie aber nicht so wie mit Güttler gestimmt, erzählt der Alteigentümer. Ihr Angebot, so lässt sich zwischen den Zeilen lesen, dürfte allerdings wohl auch das finanziell lukrativste gewesen sein. Blumenauer scheint mit dem erzielten Preis nicht unzufrieden, betont aber auch: "Es geht nicht nur ums Geld, das Gesamtpaket muss passen. Es ist ja nicht ganz unwichtig, in wessen Hände ich mein Unternehmen, das meinen Namen trägt, gebe. Die Wertebasis muss deckungsgleich sein – und das ist sie bei uns."

Nicht ganz unwichtig war für ihn auch, dass er als freier Makler weiter im Unternehmen arbeitet. So fällt ihm auch das Loslassen – vielleicht die härteste Prüfung für jemanden, der ein Unternehmen aufgebaut und fast zwanzig Jahre geführt hat – nicht so schwer.

Berater Quiring rät Inhabern, die es Blumenauer gleichtun wollen, neben dem Preis und der Chemie auch "unbedingt die nachlaufende Haftung im Blick zu haben". Haftungsrisiken stellten zum Beispiel steuerliche Themen, mögliche Rechtsstreitigkeiten oder Arbeitnehmerfragen dar. In den Kaufverhandlungen müsse eine ausgewogene Risikoverteilung erreicht und diese im Kaufvertrag entsprechend abgebildet werden. "Es kann nicht sein, dass der Käufer alles auf den Alteigentümer abwälzt."

Die Zukunft von Claus Blumenauer Immobilien gestaltet nun, nach einem halben Jahr intensiver Einarbeitung, die neue Chefin: Vor wenigen Wochen ist ein neuer Webauftritt live gegangen, die Entwicklung einer Vermittlungs-App als Handreichung für die Makler ist in Vorbereitung, die Mitarbeiterzahl (aktuell 15) und der Umsatz (den behält Güttler für sich) sollen sich verdreifachen.

Die Nachfrage nach Nachfolgern wächst

Beim Recruiting setzt Güttler nicht zuletzt auf Quereinsteiger, etwa aus der Bankenbranche, und auf das weibliche Geschlecht. Die in der Vermittlung von Wohnimmobilien zum Eigennutz unter Beweis gestellte "Frauenpower" will das Gründungsmitglied des Immobiliennetzwerks Frauen in Führung (FiF) auch in der Investmentmakelei, wo Frauen noch schwer unterrepräsentiert sind, entfesseln helfen. Ihren Posten als stellvertretende Vorsitzende von FiF trat sie an Ingeborg Maria Lang, Head of Digital Research der Immobilien Zeitung, ab.

Harald Thomeczek

Ingeborg Maria Lang zieht in den FiF-Vorstand ein

Anne Tischer (rechts) und Ingeborg Maria Lang.

Anne Tischer (rechts) und Ingeborg Maria Lang.

Quelle: FRAUEN !N FÜHRUNG (F!F)

Köpfe 23.06.2021
Martina Güttler zieht sich auf eigenen Wunsch von ihrer Position als stellvertretende Vorsitzende der Brancheninitiative Frauen in Führung (FiF) zurück. Für sie kommt Ingeborg Maria Lang, Head ... 

Martina Güttler zieht sich auf eigenen Wunsch von ihrer Position als stellvertretende Vorsitzende der Brancheninitiative Frauen in Führung (FiF) zurück. Für sie kommt Ingeborg Maria Lang, Head of Digital Research bei der Immobilien Zeitung (IZ).

Im Vorstand der Brancheniniative FiF tut sich etwas. Ingeborg Maria Lang ist von der Mitgliederversammlung zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt worden. Die 45-jährige Head of Digital Research ist im Berufsalltag bei der IZ damit beschäftigt, die strategische Entwicklung der Plattform iz-research.com voranzutreiben. Dabei greift sie auf die Erfahrungen aus ihrer Zeit bei Commerz Real, CA Immo und Fay Development zurück. Gerade Langs Kompetenzen in Sachen Transformation und Digitalisierung wolle auch die Initiative für sich nutzen, erklärt FiF-Vorsitzende Anne Tischer.

Lang besetzt damit den Posten, den FiF-Gründungsmitglied Martina Güttler freimacht. Sie wolle sich "ganz auf das von ihr Anfang des Jahres erworbene, regional tätige Maklerunternehmen Claus Blumenauer Immobilien konzentrieren", teilt Tischer mit. So ganz verabschieden wird sich Güttler allerdings nicht. Mit ihrem Unternehmen werde sie zum 1. Juli FiF-Mitglied.

Anke Pipke

Digitaler Nomade? Ein Exot!

Karriere 03.05.2018
Der Mitarbeiter, der rund um die Uhr und von jedem Ort der Welt für seinen Arbeitgeber tätig sein kann, ist ein viel propagiertes Zukunftsszenario. Realität ist es selten. ... 

Der Mitarbeiter, der rund um die Uhr und von jedem Ort der Welt für seinen Arbeitgeber tätig sein kann, ist ein viel propagiertes Zukunftsszenario. Realität ist es selten.

Die Digitalisierung macht vieles möglich. Es ist inzwischen oft machbar, auf zentral abgelegte Daten des Unternehmens rund um die Uhr und überall zuzugreifen. Doch gelingt der Sprung von der Theorie in die Praxis? "Gibt es heute schon den digitalen Nomaden?", war die Eingangsfrage bei der Paneldiskussion "Smart Mensch" auf dem EBS-Immobilienkongress in Oestrich-Winkel. "Nein, bei uns nicht", sagt Stephan Peters, Leiter Personal bei der Hamburgischen Immobilienhandlung (HIH) Real Estate. Die Gruppe zählt rund 600 Mitarbeiter. "Wir haben keinen digitalen Nomaden. Und die stehen auch nicht Schlange."

Auch bei den anderen Diskutanten, Lisa Deppe, Geschäftsführerin bei Numeris Consulting, Birgid Rita Schlasius, Director Human Resources Development bei der Aareal Bank, und Martina Güttler, Managing Director bei Allthings, sind digitale Nomaden höchstens eine Randerscheinung. Das mag auch an der Branche liegen, gibt Deppe zu bedenken. Viele Jobs in der Immobilienwirtschaft seien mit Kundenkontakt und Präsenz am Arbeitsplatz verbunden.

Anke Pipke

Martina Güttler verlässt Apleona für Allthings

Martina Güttler.

Martina Güttler.

Köpfe 17.01.2018
Das Schweizer Proptech Allthings hat die Geschäftsführerin einer Apleona-Tochter abgeworben: Martina Güttler. Die Dame heuert zum 1. März 2018 bei dem einstigen Spin-Off der Eidgenössischen ... 

Das Schweizer Proptech Allthings hat die Geschäftsführerin einer Apleona-Tochter abgeworben: Martina Güttler. Die Dame heuert zum 1. März 2018 bei dem einstigen Spin-Off der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich an. Sie trägt dann den Titel Managing Director und ist für den deutschen Markt verantwortlich. Zurzeit bzw. seit Oktober 2014 führt Güttler die Geschäfte des Gewerbeimmobilienverwalters Apleona GVA GeServ (der ehemaligen Bilfinger Real Estate GVA GeServ). Vorher war sie gut zweieinhalb Jahre National Director Management Services bei JLL.

Allthings ist eine Plattform, auf der sich Mieter, Immobilienverwalter und Eigentümer miteinander vernetzen können. Das Unternehmen ist in Deutschland an drei Standorten präsent: in Freiburg im Breisgau, Frankfurt am Main und Berlin. Insgesamt sind an diesen drei Standorten 40 Mitarbeiter tätig. Im angelaufenen Jahr sollen etwa zehn weitere Stellen in Deutschland besetzt werden: "Momentan haben wir für den deutschen Markt ca. zehn offene Positionen in den Bereichen Vertrieb, Customer Operations, Analytics und im Hinblick auf die 2018 weiter anstehende Internationalisierung", sagt Allthings-Pressesprecher Thomas Ulrich. Insgesamt beschäftigt Allthings aktuell 60 Mitarbeiter. Bis Ende 2018 sollen es 80 bis 100 werden. Martina Güttler wird übrigens nicht die erste Geschäftsführerin von Apleona bzw. Bilfinger Real Estate sein, die in die Proptech-Szene wechselt: Heike Gündling ist seit November 2016 Chief Operating Officer der Asset-Management-Plattform Architrave.

Harald Thomeczek