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Bewegende Momente im Dauerstress des Krisenjahres

Michael Lippitsch.

Michael Lippitsch.

Quelle: Heimstaden, Urheber: Guido Schwarz

Karriere 22.12.2022
Michael Lippitsch ist seit November 2021 Kommunikationschef von Heimstaden Deutschland. Der 37-Jährige hat das bislang aufregendste Jahr seines Berufslebens hinter sich, sagt er beim ... 

Michael Lippitsch ist seit November 2021 Kommunikationschef von Heimstaden Deutschland. Der 37-Jährige hat das bislang aufregendste Jahr seines Berufslebens hinter sich, sagt er beim Rückblick auf 2022.

Der Start beim schwedischen Wohnungskonzern Heimstaden als Kommunikationschef in Berlin im November 2021 war für Michael Lippitsch gleich ziemlich turbulent. Mit dem gerade abgeschlossenen Kauf der deutschen Akelius-Gesellschaften und der Übernahme von rund 14.000 Wohnungen in Berlin und noch einmal 3.600 in Hamburg befand sich das Unternehmen mitten in einer der größten Übernahmen am deutschen Wohnimmobilienmarkt.

Für den neuen Kommunikationschef, vollständig: Head of Corporate Communications and Public Affairs, bedeutete das aus dem Stand einen Haufen von Arbeit. Und galt so einiges zu transportieren: Vermittlung des Ankaufs nach innen und außen, Vorstellung bei den neuen Mietern, Markteintritt in Hamburg, Präsentation des Unternehmens bei der lokalen Politik etc. Und auch die von Heimstaden übernommenen ehemaligen Akelius-Mitarbeiter sollten mit Hilfe von viel interner Kommunikation, für die Lippitsch ebenfalls zuständig ist, schnell und gut integriert werden. Ebenfalls nicht ganz einfach in Zeiten von Corona und Homeoffice. "Wenn man nicht physisch zusammenkommen kann, ist es ganz schwer, zu einer Firma zusammenzuwachsen." Mittlerweile aber sei der "sehr gute" Weg gefunden. Und die Pandemie ist – so die Hoffnung – Geschichte.

Das waren schon große Aufgaben zum Start, es blieb aber natürlich nicht bei dieser Herausforderung für den gebürtigen Österreicher Lippitsch. "Dachten wir Anfang 2022 noch, die Übernahme des Akelius-Portfolios wäre für uns das bestimmende Thema des Jahres, kamen plötzlich ganz neue Fragen dazu: Haben wir freien Wohnraum für ukrainische Geflüchtete und wie kann eine schnelle, unbürokratische Vermittlung von Wohnungen erfolgen?"

Das sorgte für neuen unerwarteten Stress, aber auch "bewegende Momente". Einem spontanen Spendenaufruf im März folgten viele Kollegen, innerhalb weniger Tage seien kistenweise Sachspenden, vor allem Babyprodukte, Hygieneartikel usw. zusammengekommen, blickt Lippitsch zurück. Gemeinsam mit einem Hausmeister-Kollegen ist Lippitsch in einem gut befüllten Heimstaden-Transporter nach Polen gefahren, um die Spenden direkt an Flüchtlingshelfer zu übergeben. Die Dankbarkeit bei der Ankunft sei "überwältigend" gewesen, erinnert er sich und ist immer noch ergriffen. Und da war ja noch mehr: "Mit meinem Kollegen hat mich diese Reise auch noch einmal eng zusammengeschweißt. Wir kannten uns vor der Sachspendenaktion nur flüchtig, nun sind wir nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde."

Mit dem Ukraine-Krieg kam dann die Energiekrise und die Frage: "Wie kommunizieren wir mit den Mieterinnen und Mietern die Themen Preissteigerungen und Energiesparen?" Die Kombination aus Corona und Ukraine-Krieg habe noch einmal die Lieferketten stark belastet. Und so die Bemühungen erschwert, Reparatur- und Sanierungsmaßnahmen schnell und zur Zufriedenheit der Mieter umzusetzen.

Zur guten Kommunikation gehöre ja auch Ehrlichkeit: "Im Jahr 2022 waren wir bei der Behebung von Mängeln und auch bei der Reaktionszeit, wenn Mieter unsere Hilfe benötigen, leider noch nicht da, wo wir gerne sein möchten." Es gibt aber auch Gutes, findet Lippitsch: "Die Krise hat uns alle für Energieeffizienz in Gebäuden und Nachhaltigkeit sensibilisiert und Prozesse auch beschleunigt."

Die politische Kommunikation gehört ebenfalls zu Lippitsch’ Aufgaben. Er saß beispielsweise in den Verhandlungen rund um das "Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen" des Berliner Senats. Was die Politik angeht, schaut er auf dieses Jahr mit einem eigenartigen Gefühl zurück: "Auch wenn ich die Wahlwiederholung der Berliner Abgeordnetenhauswahl kommen gesehen habe – die Fehler bei der Wahl im September 2021 waren einfach zu gravierend –, so war es, als im November 2022 das Landesverfassungsgericht die finale Entscheidung bekannt gab, doch ein sonderbares Gefühl. Die Erkenntnis, in einer Stadt zu leben, in der das Abhalten von demokratischen Wahlen nicht funktioniert hat …"

Nach dem aufreibenden Jahr 2022 wünscht sich Lippitsch für 2023 vor allem dieses: "Frieden in der Ukraine. Und dass möglichst keine neuen, unerwarteten Krisen aufkommen."

Jutta Ochs

Kein geradliniger Einstieg

Das Jahr 2022 hielt mehr Überraschungen parat, als viele Jobwechsler dachten.

Das Jahr 2022 hielt mehr Überraschungen parat, als viele Jobwechsler dachten.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Who is Danny

Karriere 22.12.2022
Das allererste Jahr in einem Job ist immer etwas Besonderes. In diesem Jahr gilt das mehr denn je, dafür sorgten der Einmarsch Russlands in die Ukraine und seine Folgen, gerade als die ... 

Das allererste Jahr in einem Job ist immer etwas Besonderes. In diesem Jahr gilt das mehr denn je, dafür sorgten der Einmarsch Russlands in die Ukraine und seine Folgen, gerade als die Corona-Zeit vorbei schien. Wie sich ihr erstes Jahr im Amt angefühlt hat, erzählen 13 Menschen, die vor rund zwölf Monaten eine neue Position angetreten haben. Von der Einsteigerin über den Geschäftsführer bis zur Bundesbauministerin.

Die "aufregendste Zeit der letzten 15 Jahre" hat Inga Schwarz seit Januar als Chefresearcherin bei BNP Paribas Real Estate erlebt. Nicht nur die zusätzliche Verantwortung, die ihr mit ihrer Beförderung übertragen wurde, sorgte für diese Aufregung. Schon kurz nach Antritt ihrer Position erlebte sie Umbrüche im Markt, auf die sie reagieren musste.

Schwarz ist nicht die einzige, deren erstes Jahr in einer neuen Rolle sich wie ein Marathon anfühlte. Denn die abklingende Corona-Pandemie hatte noch vor rund zwölf Monaten bei vielen Immobilienexperten die Lust auf eine berufliche Veränderung geweckt und den Mut angestachelt. Ob der Sprung in die Selbstständigkeit, der Umzug an einen anderen Standort oder ein Arbeitgeberwechsel – als sich die Pandemie-Starre nach und nach löste, war eine Neuorientierung bei vielen wieder möglich. Lange gehegte Pläne sollten endlich in die Tat umgesetzt werden.

Ein Jahr ohne Schonfrist für die Branche

Den Personalern kam diese deutlich gestiegene Wechselbereitschaft inmitten des anhaltenden Fachkräftemangels zugute. Headhunter beschreiben das erste Quartal 2022 rückblickend als ihr umsatzstärkstes seit langem und auch in den Führungsebenen wurden einige Posten umverteilt und zusätzliche Zuständigkeiten geschaffen. Nicht selten wurde auch die Treue von langjährigen Mitarbeitern durch eine Beförderung belohnt.

An ein entspanntes Ankommen in einer neuen Rolle mitsamt ihren Aufgaben war jedoch schon kurz nach dem Jahresstart nicht zu denken. "Ohne Schonfrist", so beschreibt Klara Geywitz (SPD) den Auftakt ihrer Amtszeit als Bundesbauministerin. Sie fasst zusammen, dass sich auf die Liste der großen Ziele für die Branche Zinsveränderungen, Lieferengpässe und Inflation als zusätzliche Hürden zur Digitalisierung, bezahlbarem Wohnraum und Nachhaltigkeit gesellten.

Zwar hatten sich viele der Jobwechsler daran gewöhnt, zumindest teilweise aus dem Homeoffice heraus zu arbeiten, doch die hybride Kommunikation stellte die, die zum ersten Mal führen mussten, noch einmal vor weitere Herausforderungen. Das eigene Netzwerk galt es nach der pandemiebedingten Veranstaltungspause auf Vordermann zu bringen. In Berlin baute Jason Holmes so einen Standort für die Personalberatung Artes Recruitment auf. In Frankfurt nutzte Leonie Tauscher wie viele andere Nachwuchskräfte die Gelegenheit, die Branche über den eigenen Schreibtisch hinaus kennenzulernen.

Davon, dass persönliche Treffen, vor allem mit Kunden, wieder möglich waren, profitierte Alexander Berg als frischgebackener Marketingchef beim Bau- und Bauträgerunternehmen Kleespies zu Beginn des Jahres. Schwierig wurde es, als die Kaufbereitschaft für Wohnungen im Laufe des Jahres nachließ.

Frank Preuss musste wenige Wochen nach der Gründung seines eigenen Unternehmens Auvidis den gesamten ursprünglichen Geschäftsplan umwerfen. Wegen der Zinsentwicklung setzt er nun weniger auf die Akquise von Bestandsimmobilien und konzentriert sich stattdessen auf Projektentwicklungen. Beim Wohnungsunternehmen Heimstaden stand Michael Lippitsch als neuer Kommunikationschef kurz nach Kriegsausbruch im Frühjahr vor der Aufgabe, Unterkünfte unbürokratisch an Geflüchtete aus der Ukraine zu vermitteln. Seinen Mietern musste das Unternehmen im Laufe des Jahres die gestiegenen Energiepreise rechtfertigen. Eine Hürde, vor der beim Jahresendspurt noch andere Branchenakteure stehen. Ruhigere Zeiten sind auch am Jahresende nicht in Sicht.

Lesen Sie hierzu auch die Erfahrungsberichte der Jobneulinge:

Janina Stadel