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Die mutigen Personaler trotzen dem Sturm

Solide Arbeitgeber knicken auch bei Gegenwind nicht so schnell ein.

Solide Arbeitgeber knicken auch bei Gegenwind nicht so schnell ein.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Nomad_Soul

Karriere 16.04.2020
Die Jobmaschine in der Immobilienbranche lief auf Hochtouren, als der Corona-Shutdown in vielen Unternehmen für eine Vollbremsung sorgte. Mancher hat den ersten Schock offenbar ... 

Die Jobmaschine in der Immobilienbranche lief auf Hochtouren, als der Corona-Shutdown in vielen Unternehmen für eine Vollbremsung sorgte. Mancher hat den ersten Schock offenbar überwunden: Die besonnenen, aber mutigen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sehen Chancen - und wollen sie beim Schopfe packen.

Die Corona-Krise traf den Jobmarkt der Immobilienwirtschaft in voller Fahrt und warf ihn aus der Bahn. Die Immobilienunternehmen arbeiteten an ihren Kapazitätsgrenzen und fanden nicht so schnell Mitarbeiter, wie sie Aufträge an Land zogen. "Das erste Quartal 2020 war das stärkste, das wir bei Bernd Heuer Karriere je hatten", sagt Inga Beyler, Managing Partner der Düsseldorfer Personalberatung. Das Unternehmen besetzt schon seit rund 45 Jahren Jobs in der Branche.

Als die Kontakteinschränkung das öffentliche und geschäftliche Leben in Deutschland Mitte März praktisch zum Erliegen brachte, fielen etliche Unternehmen, vor allem aus der Gewerbeimmobilienwelt, in eine Schockstarre. Die Absicherung des Status quo hatte plötzlich oberste Priorität. Maklerhäuser schickten ihre Leute nicht nur in Kurzarbeit, sondern kündigten zudem Entlassungen an.

"Aus der Finanzkrise gelernt, sofort auf die Bremse zu treten"

Wer nicht die Notbremse zog, drückte im Recruiting zumindest die Stopptaste. So hielten es Schwergewichte wie ECE und Drees & Sommer, die umgehend ankündigten, nahezu alle Neueinstellungen auf später verschieben zu wollen. "Viele haben noch die Finanzkrise vor Augen. Aus dieser Erfahrung haben sie gelernt, nicht zu zögern, sondern sofort auf die Bremse zu treten", analysiert Personalberaterin Sabine Märten.

In die Eisen gestiegen ist auch so mancher Fonds-, Asset- oder Investmentmanager, der in seinen Entscheidungen vom Plazet institutioneller Investoren abhängig ist - und von denen üben sich nicht wenige in Zurückhaltung. Käufer wie Verkäufer spielen lieber auf Zeit. Die einen, weil sie auf Preisnachlässe spitzen, die anderen, weil sie darauf hoffen, dass es doch nicht ganz so schlimm kommt. Auf dem Büro- und dem Coworkingmarkt geht nur noch wenig, von Handel und Hotellerie ganz zu schweigen.

"Auftragseingang kaum abzuschätzen"

Die Assetklasse Healthcare wird zu den Krisengewinnern gezählt. Schließlich sollte die gewachsene Bedeutung des Gesundheitswesens auf die Cashflows von Gesundheitsimmobilien durchschlagen. Trotzdem regiert auch hier die Vorsicht: "Solange der weitere Verlauf der Krise und insbesondere des Shutdowns nicht abzusehen ist, macht es aus unserer Sicht keinen Sinn, neue Jobs auszuschreiben", sagt Jochen Zeeh, Geschäftsführer der auf Sozialimmobilien spezialisierten Firma ImmoTiss care. Der Auftragseingang der nächsten Wochen und Monate sei ja kaum abzuschätzen.

So viel Vorsicht allerorten auch waltet, vor allem bei denen, deren Geschäftsmodelle gerade wackeln: Es kehrt langsam etwas Leben in den Jobmarkt zurück. Die Mutigen und die, die es sich leisten können, sehen Chancen und wollen sie nutzen. "Die Schockstarre löst sich langsam", sagt Beyler. Die Headhunterin freut sich über Neugeschäft, beispielsweise einen großen Auftrag im Bereich Wohnen. "Da geht es um acht Positionen inklusive zwei Geschäftsführern. Das Unternehmen will weiter ankaufen und seine Bestände ausbauen", berichtet Beyler. Neue Mandate kamen auch von institutionellen Investoren. "Wegen der Volatilität am Aktienmarkt bauen sie verstärkt eigene Immobilienteams auf, weil sie Immobilien als sicherer betrachten."

Wer es sich leisten kann, geht wieder auf Köpfejagd

Märten fallen noch ein paar weitere Kundentypen ein, die sich vom Coronavirus keinen Strich durch die Rechnung machen lassen wollen. "Ich habe diese Woche einen Anruf von einem Family-Office mit Besetzungsbedarf erhalten", erzählt Märten. Freiere Hand hätten auch inhabergeführte Bestandshalter, die über viel Liquidität verfügen. Die müssen sich nämlich, wenn der Ausnahmezustand länger dauert, in einem halben Jahr nicht gegenüber einem Aufsichtsrat oder Gesellschaftern rechtfertigen, warum sie mitten in der Krise noch eingestellt haben.

Märten und ihre Kunden haben schon seit dem 15. März keine Kandidaten-Interviews mehr von Angesicht zu Angesicht geführt. "Aber jetzt ist bei dem ersten Unternehmen wieder ein persönliches Treffen geplant", erzählt die Personalberaterin. Auch Aylin Tufan geht in kleinen Schritten vom Krisenmanagement zur Offensive über. Tufan ist seit Februar Director Human Resources bei Consus Real Estate in Berlin. Eigentlich wollte sie einfach nur HR-Strukturen bei dem Projektentwickler schaffen und um die 200 zusätzliche Leute für die milliardenschwere Pipeline von Consus an Bord holen. Doch zu den ersten Amtshandlungen der 44-Jährigen gehörte der Aufbau einer "durchgängigen Alarmkette für den Fall, dass eine komplette Ausgangssperre verhängt worden wäre".

Tufan telefoniert von ihrer Berliner Wohnung aus mit der Immobilien Zeitung (IZ). Sie ist in freiwilliger Quarantäne: Kollegen hatten Kontakt mit einem Coronavirus-Infizierten. Im Homeoffice hängt Tufan praktisch von morgens bis abends am Telefon, bis ihr die Ohren bluten: "Bei Videokonferenzen ist die Qualität in der WLAN-Wüste Deutschland oft sehr unbefriedigend." Eine mühselige Angelegenheit ist auch Teamwork auf Distanz: "Ich bekomme praktisch im Minutentakt E-Mails", stöhnt sie.

Kandidaten hält sich Tufan ebenfalls übers Telefon warm. Sie denkt gar nicht daran, die Personalbeschaffung einzufrieren: "Auf gar keinen Fall! Die Bedarfe haben wir ja immer noch." Sie spielt mit dem Gedanken, auch ohne persönliches Gespräch eine Vertragszusage auszusprechen, wenn ihre Vorgesetzten mitziehen und die Bewerber das Angebot annehmen.

Homeoffice als Onboarding-Hürde - aber probieren kann man es ja mal!

Bei Consus läuft der Lackmustest für berufliche Fernbeziehungen schon. Anfang des Monats haben acht neue Kollegen bei Consus angefangen, die noch vor der Corona-Zäsur verpflichtet wurden. Die Kontaktsperre erschwert das Onboarding natürlich, das weiß auch Tufan. Aber irgendwie muss es jetzt halt per Telefon, Videokonferenz und Mails funktionieren, denkt die HR-Frau.

Ein Indiz dafür, dass sich auf dem Jobmarkt der Immobilienwirtschaft so langsam wieder etwas bewegt, bietet das Stellenportal der Immobilien Zeitung: Die Anzahl der Angebote auf IZ Jobs war in der dritten Woche nach dem Corona-Cut so hoch wie im Durchschnitt der Wochen vor der Kontaktsperre. Stornierungen verbuchte Martina Walker, Leiterin Stellenanzeigen bei der IZ, nicht. Im Gegenteil: "Wir erhalten täglich mehrere Jobbuchungen", sagt Walker.

Beispiel Patrizia: Offiziell möchte sich der Investment-Manager nicht äußern, ob und - wenn ja - welche Auswirkungen die Corona-Krise auf das eigene Recruiting hat. Ein Blick auf IZ Jobs zeigt aber: Die Augsburger schalten weiter Stellenanzeigen, als wäre nichts gewesen.

Auch in den Reihen der Makler stehen manche schon in den Startlöchern. "Wir können das Recruiting sofort hochfahren, wenn es wieder losgeht", sagt Andreas Wende, Managing Partner von NAI apollo in Frankfurt. Er ist überzeugt davon, dass gerade direkt nach dem Shutdown der Zeitpunkt perfekt dafür ist, Mitarbeiter einzustellen: "Wenn z.B. in Berlin ein Team von den Großen sagt: Könnt ihr uns helfen, selbstständig zu werden?, sind wir sofort dabei. Und wenn in unseren Büros in Frankfurt, Hamburg oder München zwei neue Leute bei uns anheuern wollen, sagen wir auch nicht nein."

Ein gemischtes Bild zeigt eine Blitzumfrage der Immobilien Zeitung in der vergangenen Woche: Bei exakt jedem dritten teilnehmenden Unternehmen beeinflusst die Corona-Krise die Personalplanung gar nicht. Jedes sechste Unternehmen wirbt sogar verstärkt um Mitarbeiter. Gut jedes Fünfte stellt noch ein - aber nur, wenn die Stelle bereits ausgeschrieben war. Die schlechte Nachricht: Ein knappes Drittel der Teilnehmer hat nicht nur geplante, sondern zudem laufende Stellenausschreibungen komplett gestrichen.

Von denen, die einstellen, führen immerhin knapp 40% trotz Kontaktbeschränkungen persönliche Vorstellungsgespräche durch, wie die IZ-Umfrage ebenfalls zeigt. Die Mehrheit ersetzt diese allerdings durch Videokonferenzen (44%) oder Telefonate (17%).

Und plötzlich sind "viele gute Leute am Markt"

Die Krise hat auch ihr Gutes: "In der gegenwärtigen Situation kommen wir an Leute, die sonst von größeren Unternehmen in Beschlag genommen werden", freut sich Personalerin Tufan von Consus. Sie denkt dabei an Immobilienspezialisten, die derzeit z.B. im Einzelhandel oder der Autoindustrie zuhause sind, und die angesichts der Verwerfungen dort eher zu einem Wechsel zu einem mittelständisch geprägten Wohnungsentwickler bereit sein könnten.

Die Personalberaterinnen bestätigen: Gerade jetzt ist für solide, langfristig orientierte Unternehmen eine Spitzenzeit, um Führungskräfte und Spezialisten einzusammeln und aufs Employer Branding einzuzahlen. Die Auswahl ist groß. "Es sind viele gute Profile am Markt. Da sind einige tolle Werdegänge dabei", sagt Beyler. Um kurzfristig die Kosten zu senken, haben einige Firmen Mitarbeiter rausgeschmissen, vor allem Leute in der Probezeit bzw. mit befristeten Verträgen. So gehen nicht nur die Maklerhäuser vor: "Das ist bunt gemischt", so Beyler.

Der sichere Arbeitsplatz ist mehr wert als ein Bonus

Sogar Immobilienprofis, die selbst noch fest im Sattel sitzen, schauen sich nach Alternativen um. "Führungskräfte und Mitarbeiter in instabil gewordenen Unternehmen nehmen eine Neubewertung vor", erklärt Märten. "Sie schätzen - wieder - die Werte von Markenstärke und bewährten Geschäftsmodellen, verbunden mit einem sicheren Arbeitsplatz, sowie den Tausch absurd hohe Boni gegen ein verlässlichen Fixgehalt."

Einem Realitätscheck unterzogen werden jetzt auch die Führungsqualitäten der Vorgesetzten: "Klar sichtbar sind die entschieden Tatkräftigen, die die richtigen Maßnahmen treffen, Ruhe sowie Zuversicht kommunizieren und interessante Geschäftsmöglichkeiten erkennen", bringt es Märten auf den Punkt. Außerdem hätten die Leute gerade viel Zeit, entspannt zu telefonieren und über Offerten nachzudenken, weil sie nicht wirklich ausgelastet sind und im Homeoffice sitzen.

Wie lange der Lockdown auch anhält und welche Folgen er für die Immobilienmärkte zeitigen wird, so viel steht fest: Viele Führungskräfte und Spezialisten aus der Branche werden ihre Jobs verlieren, und so manches Unternehmen seine Existenzgrundlage. Die Überlebenden werden am Ende aber mit besseren Karten dastehen. Damit sie die sich bietenden Gelegenheiten auch beim Schopfe packen, rät Headhunter Josef Homola: "Streicht Probezeiten! Nach der Corona-Krise brauchen wir noch bessere Leute, die den schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen gewachsen sind."

Harald Thomeczek

Netzwerke statt Stellenanzeigen

Eine eigene Karrieremesse auf der Expo Real ist der CareerDay am Mittwoch. In diesem Jahr fand er in der Meet & Retreat Lounge statt. Doch Informationen und Tipps für den Ein- und Aufstieg gibt es an allen drei Messetagen.

Eine eigene Karrieremesse auf der Expo Real ist der CareerDay am Mittwoch. In diesem Jahr fand er in der Meet & Retreat Lounge statt. Doch Informationen und Tipps für den Ein- und Aufstieg gibt es an allen drei Messetagen.

Bild: Messe München

Karriere 22.10.2015
Beim jährlichen Schaulaufen der Branche in München stehen Projekte, Trends und Transaktionen im Vordergrund. Aber auch das Thema Karriere wird in den Messegängen und auf den Podien der Expo ... 

Beim jährlichen Schaulaufen der Branche in München stehen Projekte, Trends und Transaktionen im Vordergrund. Aber auch das Thema Karriere wird in den Messegängen und auf den Podien der Expo Real diskutiert. Die wichtigsten Tipps der Immobilienprofis - nicht nur für die nächste Messe.

Knapp 38.000 Teilnehmer zählte die Expo Real in diesem Jahr. Eine gute Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen und Bewerbungsmöglichkeiten zu sondieren. "Die Immobilienwirtschaft funktioniert über Netzwerke, nicht über Stellenausschreibungen", betont Wolfgang Schäfers, Professor an der Universität Regensburg. Aus diesem Grund sollten Berufseinsteiger oder potenzielle Wechselwillige ihr Gesicht in München zeigen. Zumal sie sich dort ganz anders über eine Firma informieren können. Hier erhielten sie einen Überblick, wer die tradierten, wer die weniger tradierten Unternehmen seien, sagt Schäfers.

Auch Personalberater Frank Groß von immopersonal hat in einigen studentischen Netzwerken für einen Besuch der Messe geworben, nicht nur im Hinblick auf den CareerDay am letzten Tag. "Diese Messe hat eine ganz große Effizienz", sagt Groß. Doch dazu müssten sich die Besucher vorbereiten und über die Angebote informieren, um sie dann auch nutzen zu können. Er empfiehlt, schon früh Kontakt zu einem Personalberater aufzunehmen. Denn dieser gebe auch offen und ehrlich Feedback zur Bewerbungsmappe. Das nicht zu nutzen, sei eine vertane Chance.

Auch wenn die Kontaktschwelle auf der Messe oft niedrig ist, gilt es doch professionell aufzutreten, insbesondere beim Thema Bewerbung. Gut vorbereitete potenzielle Bewerber fielen Rainer Krauß, Geschäftsführer von Greif & Contzen Immobilien, beim CareerDay auf.

Doch auch an den Messeständen lassen sich Gespräche mit Personalverantwortlichen führen. Susanne Ollmann, Personalleiterin von Aengevelt Immobilien, hatte vorab Termine vereinbart, sich aber auch Zeit für spontane Treffen gelassen. Um die Ernsthaftigkeit eines solchen Gesprächs zu betonen, empfiehlt es sich, einen Lebenslauf oder eine Visitenkarte dabei zu haben.

Das eigene Netzwerk lässt sich auch über eine (berufsbegleitende) Weiterbildung vergrößern. Im Idealfall lassen sich die Schulungskosten im Nachgang durch einen Deal mit einem neuen Netzwerkkontakt amortisieren. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Absolventen und Dozenten der einzelnen Anbieter "ticken", empfehle sich ein Besuch der Alumni-Veranstaltungen auf der Messe, sagt Marcus Hübner, geschäftsführender Gesellschafter der ADI Akademie der Immobilienwirtschaft. Da bekämen Studieninteressierte mit, was für einen Stil die jeweilige Institution hat und wer zum Netzwerk aus Dozenten und Almuni gehört.

Das Thema Frauen in Führungspositionen hatte Prologis aufs Podium geholt und zur Diskussionsrunde "The war on talent for Real Estate´s Top Jobs - Where are the women?" geladen. Dort bekamen die Zuhörer, darunter auch viele Männer, so manchen Karrieretipp. Beispielsweise sollten Frauen, aber das dürfte genauso für Männer gelten, die aufsteigen wollen, mit einem Coach oder Mentor zusammenarbeiten. "Denn würde irgendjemand glauben, dass der Tennisspieler Andy Murray nicht mit einem Trainer zusammenarbeitet?", lautete eine provokante Frage. Vor allem sollten Frauen sagen, was sie von ihrer Firma brauchen, um mit ihr verbunden zu bleiben, z.B. nach der Geburt eines Kindes. Oft seien mehr Zugeständnisse möglich als gedacht. Doch sie müssten ihre Wünsche an- und aussprechen.

Daran scheint es zu hapern. Wie sonst lässt sich erklären, dass es nicht genügend weibliche Bewerberinnen für 20 Stipendien am Real Estate Management Institute (Remi) der EBS Universität für Wirtschaft und Recht gibt? Bis zu 50% der Studiengebühren für die Intensiv- und Kontaktstudiengänge werden durch Sponsoren übernommen. Doch bislang seien noch nie alle Plätze vergeben worden, sagt Prof. Jan Mutl, Leiter des Remi. Wenn Frauen in der Aus- und Weiterbildung in der Unterzahl seien, sagt er, dann werde es künftig immer schwieriger, den Frauenanteil in Spitzenpositionen zu erhöhen.

Und was ist der häufigste genannte Tipp von Headhuntern, um die Messe mit ihren vielfältigen Kontaktmöglichkeiten zu nutzen? "Lassen Sie eine Lücke im Terminkalender", rät beispielsweise Sabine Märten von Sabine Märten Executive Search, "um Zeit für spontane Begegnungen auf dem Gang zu haben und dem Zufall eine Chance zu geben".

Sonja Smalian

Viele Möglichkeiten, um Jobchancen auszuloten

Am Ende von Halle A2 bot die CareerCenter-Fläche auf der diesjährigen ExpoReal einen relativ diskreten ersten Anlaufpunkt für Jobsuchende. Mancheiner erkundigte sich dann aber doch erst einmal nach Einstiegschancen für einen "Verwandten".

Am Ende von Halle A2 bot die CareerCenter-Fläche auf der diesjährigen ExpoReal einen relativ diskreten ersten Anlaufpunkt für Jobsuchende. Mancheiner erkundigte sich dann aber doch erst einmal nach Einstiegschancen für einen "Verwandten".

Bild: sma

Karriere 17.10.2013
Die Expo Real ist der alljährliche Branchentreffpunkt in Deutschland. Auch wenn es vornehmlich um neue Projekte geht, nutzen immer mehr Unternehmen die Chance, sich als Arbeitgeber zu ... 

Die Expo Real ist der alljährliche Branchentreffpunkt in Deutschland. Auch wenn es vornehmlich um neue Projekte geht, nutzen immer mehr Unternehmen die Chance, sich als Arbeitgeber zu präsentieren. Wir berichten, wer wen sucht und welche Treffpunkte es gab.

Besonders gefragt sind derzeit technische Qualifikationen: Projekt- und Bauleiter, neben anderen Profilen, sucht beispielsweise der Haus- und Wohnungsbauer NCC Deutschland. Das Unternehmen beschäftigt bundesweit 750 Mitarbeiter. In den letzten beiden Quartalen seien etwa 50 neue Mitarbeiter eingestellt worden, sagt Geschäftsführer Nils Olov Boback. Voraussetzung seien immer gute Englischkenntnisse bei der deutschen Tochtergesellschaft des schwedischen NCC-Konzerns. Zu wenige Bewerbungen erhalte das Unternehmen auch von Nachwuchskräften für seine fünf dualen Studienplätze, an denen neben einer Maurerausbildung auch der Bachelorabschluss im Bauingenieurwesen erworben wird.

Technisches Know-how gefragt

Eine erhöhte Nachfrage nach Fachkräften mit technischem Know-how hat auch Olaf Kenneweg von Kenneweg Property Personalberatung in den vergangenen Monaten beobachtet. Gesucht würden u.a. Projektsteuerer, technische Asset-Manager und Baucontroller. "Insgesamt tut sich im technischen Bereich viel", sagt Kenneweg. Gefragt seien Kandidaten mit rund fünf Jahren Berufserfahrung. Aufgrund des knappen Personalangebots würden derzeit die Gehälter im technischen Bereich steigen. Sie sind im Durchschnitt jedoch weiterhin niedriger als bei kaufmännischen Positionen.

Erschwerend komme hinzu, dass in vielen Berufsprofilen nur noch 10% der Fachkräfte jünger als 40 Jahre sind, sagt Sabine Märten von Sabine Märten Executive Search. Der demografische Wandel hat auch in einem anderen Bereich Auswirkungen: "In einer alternden Gesellschaft nimmt die Wechselmotivation ab, das macht es schwieriger, Spezialistenpositionen zu besetzen."

Unternehmen nutzen deswegen auch verstärkt Messen, um sich als Arbeitgeber zu präsentieren. 46% der teilnehmenden Unternehmen an der diesjährigen IZ-Joboffensive zählen Messen zum festen Rekrutierungsrepertoire für Nachwuchskräfte. Auf die Frage, auf welcher Messe die Personalverantwortlichen die Augen nach Berufseinsteigern vorwiegend offen halten, nannten fast drei Viertel der Befragten die Expo Real.

Das zeigt, wie hoch der Netzwerkcharakter und wie gut die Darstellungsmöglichkeiten auf dieser "Arbeitsmesse" von den Personalern eingeschätzt werden. Dieser Fokus auf den Nachwuchs spiegelt sich auch in den 80 Stellenausschreibungen wider, die die Online-Jobbörse der Expo Real verzeichnet: Ausbildungsplätze und Werkstudententätigkeiten werden dort ebenso annonciert wie Senior-Positionen, die immer noch die Mehrheit der Stellenangebote ausmachen. Doch Studenten gehören zur Messe fest dazu: Bei zahlreichen Preisverleihungen, Alumni-Treffen, Rundgängen zu Messeausstellern und an den eigenen Hochschulständen erhalten die jungen Nachwuchskräfte viel Aufmerksamkeit.

Auch Berufseinsteiger gesucht

An sie richtet sich auch der CareerDay im Planning-&-Partnerships-Forum am dritten Messetag. In verschiedenen Diskussionsrunden werden Themen wie Berufsbilder, Joballtag oder Vergütung diskutiert. Auf dem Podium stehen Personaler und Praktiker, aber auch Hochschulvertreter und Studenten selbst. Auch im Zuschauersaal sitzt so manch ein Personaler.

Wer aus dem Vortragssaal herauskommt, steht direkt vor der CareerCenter-Fläche und kann mit verschiedenen Personalern sprechen. Wieder mit einem Stand dabei war auch das Kölner Maklerhaus Greif & Contzen. Carolin Dissmann, u.a. zuständig für Personalmanagement, hatte zwei offene Stellen dabei. Neben Studenten und Young Professionals habe auch so mancher Mittdreißiger den Weg zu ihr gefunden, der sich umorientieren möchte. Vollständige Bewerbungsmappen seien jedoch nicht über den Tresen gereicht worden. Die Fläche sei eher dazu gedacht, sich über Einstiegsmöglichkeiten zu informieren. Im vergangenen Jahr hatten es zwei Messekontakte ins Auswahlverfahren geschafft.

Sonja Smalian

Was Personalberater für Kandidaten tun können

Eine einfache Google-Suche mit den Worten Headhunter + Immobilien führt
nicht direkt zum Erfolg, die Branche gibt sich zurückhaltend. Wer den
passenden Berater für sich finden möchte, muss sich etwas mehr Mühe geben.

Eine einfache Google-Suche mit den Worten Headhunter + Immobilien führt nicht direkt zum Erfolg, die Branche gibt sich zurückhaltend. Wer den passenden Berater für sich finden möchte, muss sich etwas mehr Mühe geben.

Bild: sma

Karriere 22.11.2012
Personalberatung ist ein diskretes Geschäft. So diskret, dass viele Fach- und Führungskräfte in der Immobilienwirtschaft weder die spezialisierten Headhunter ihrer Branche kennen, noch mit ... 

Personalberatung ist ein diskretes Geschäft. So diskret, dass viele Fach- und Führungskräfte in der Immobilienwirtschaft weder die spezialisierten Headhunter ihrer Branche kennen, noch mit deren Arbeitsweise wirklich vertraut sind. Wer gerne die Position wechseln möchte und dafür aktiv auf Personalberater zugeht, muss wissen, was diese für Kandidaten tun können.

Das Telefon im Büro klingelt und eine unbekannt Stimme fragt: "Können Sie frei sprechen?" Am anderen Ende der Leitung ist höchstwahrscheinlich gerade ein Personalberater, der mit Ihnen über ein Stellenangebot sprechen möchte. Sie dürfen sich freuen, denn Sie haben gerade einen Cold-Call erhalten. Antworten Sie jetzt nicht mit "Woher haben Sie meine Nummer?", denn damit verraten Sie gleich, dass Sie im Umgang mit Headhuntern noch ungeübt sind. Ein seriöser Berater wird Ihnen zudem seine Quelle nie verraten. Das ist Betriebsgeheimnis. Von einem Anruf eines Personalberaters dürfte schon so manch ein Angestellter geträumt haben, wenn sich die Arbeit auf seinem Schreibtisch türmt. Ein Anruf genügt und quasi ohne eigenes Zutun wird dem Kandidaten ein neuer Job angeboten. Kein Wunder, dass viele Immobilienprofis bei ausbleibendem Cold-Call ihrem beruflichen Glück etwas auf die Sprünge helfen möchten und sich initiativ bei einem Personalberater bewerben.

Doch das Verhältnis zwischen Berater und Kandidat ist nicht immer ungetrübt. Denn die Methoden der diskret arbeitenden Branche sind auch vielen Fach- und Führungskräften oftmals nur rudimentär bekannt und führen nicht selten zu Missverständnissen und falschen Erwartungshaltungen.

Die erste Hürde ist meist schon, den Kontakt zu einem Personalberater herzustellen. Denn eine einfache Google-Suche bringt häufig nicht besonders schnell und effizient den Überblick. Stattdessen gibt es Verweise auf Portale und einige wenige Anbieter. Einen guten Überblick erhält der Suchende nicht. "Die Branche ist recht intransparent", sagt auch Michael Heidelberger. Er ist Vorsitzender des Fachverbands Personalberatung im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU), in dem rund 70 Personalberater Mitglied sind. Zugelassen werden nur Personalberater, die bestimmte Qualitätskriterien, wie mindestens fünf Jahre Berufserfahrung, erfüllen. Denn die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt, und so könnte sich theoretisch jeder mit entsprechenden Visitenkarten ausstatten.

Empfehlungen können den Weg zum Berater weisen

Wo es wenig Einblick gibt, können Empfehlungen von Bekannten den Weg weisen. Darüber hinaus zeigen die Personalberater nicht selten Gesicht und sind bei Alumni-Treffen, Netzwerk-Events oder auf Messen vertreten und stehen nicht selten für Vorträge über die Personalentwicklung der Branche selbst auf der Bühne. Knapp jeder fünfte Student gab bei der Umfrage zur IZ-Joboffensive 2012 an, dass er schon einmal von einem Personalberater angesprochen wurde. Nichtsdestotrotz erreichte auch die Redaktion mehrfach Anfragen, wer denn im Markt aktiv sei. Bei akutem Wechselwunsch oder einer Kündigung scheinen viele nicht zu wissen, an wen sie sich wenden sollen.

44% der 86 Immobilienunternehmen, die sich an der diesjährigen Umfrage zur IZ-Joboffensive beteiligt haben, setzen bei der Rekrutierung von Berufseinsteigern (!) schon auf die Unterstützung von Personalvermittlern und Headhuntern. Dennoch muss jedem Jobsuchenden klar sein, dass längst nicht alle Stellen über eine Beratung besetzt werden. Zudem gibt es gerade in den gehobenen Positionen gar nicht so häufig Wechsel, wie die vielen Personalmeldungen in der Zeitung vermuten lassen. Ein vereinfachtes Rechenbeispiel eines Personalprofis macht das deutlich: Angenommen alle fünf Jahre müssen 100 Unternehmen die Position ihres Geschäftsführers neu besetzen. Das hört sich zunächst viel an. Wird jedoch weiterhin angenommen, dass sich diese 100 Top-Wechsel gleichmäßig auf den Zeitraum von fünf Jahren verteilen, dann sind das nur noch 20 Positionen im Jahr. Davon werden vielleicht jeweils fünf durch Stellenanzeigen, durch eigene Unternehmensnachfolger, durch Empfehlungen von außen - und auch durch Personalberater besetzt. Und um diese fünf Mandate kämpft rein rechnerisch eine Vielzahl von Beratern.

Personalberater arbeiten nur im Auftrag eines Unternehmens

Wer Enttäuschungen bei der Jobsuche mit Personalberatern vermeiden will, muss deswegen ihre Arbeitsweise kennen: Personalberater werden nicht vom Kandidaten bezahlt, sondern erhalten ihr Mandat immer von einem Unternehmen, das eine Vakanz hat. Der Personalberater ist also kein Fallmanager, der den Kandidaten bei der Hand nimmt und zum neuen Job führt, auch wenn das sehr bequem wäre und ein Service, für den manch Wechselwilliger gern bereit wäre, in die Tasche zu greifen. Doch Personalberater seien keine Arbeitsvermittler, wie Heidelberger betont. Die so genannten Lebenslaufmakler, die ohne Mandat mit Kandidatenprofilen hausieren gehen, haben denn auch einen schlechten Ruf in der Beraterzunft. Fast jeder Berater kennt Fälle, in denen Profile "verbrannt" wurden. Deswegen sollten Kandidaten genau hinschauen, wem sie ihre privaten Daten anvertrauen. Einen ersten Blick über das Leistungsspektrum gibt die Homepage. Wie die Arbeitsweise konkret aussieht, muss der Kandidat im Zweifelsfall erfragen. Wichtig ist zu prüfen, ob wirklich ein konkretes Mandat vorliegt. Falls ja, sollte der Berater detaillierte Fragen zum Personal suchenden Unternehmen beantworten können. Welche Kriterien die BDU-Mitglieder im Fachverband Personalberatung bei der Suche erfüllen müssen, lässt sich in den Grundsätzen ordnungsgemäßer und qualifizierter Personalberatung online nachlesen.

Professioneller Umgang mit Personalberatern ist Pflicht

Schicken Kandidaten ihre Initiativbewerbung einem Personalberater, dann nimmt dieser die Kerndaten in seine Datenbank auf. Doch mit einem Anruf kann der Bewerber nur rechnen, wenn er in ein aktuelles Mandat passt. Das kann bereits morgen sein, es kann aber auch Monate dauern - oder gar nicht geschehen! Deswegen sollte die Zusammenarbeit mit einem Personalberater auch eher langfristig gedacht werden, sagt Frank Groß, Geschäftsführer von immopersonal. Ein Berater kann immer nur ein Baustein der Bewerbungsstrategie des Kandidaten sein, so Groß.

Wer gut mit einem Berater zusammenarbeiten will, sollte ihm beim Erstkontakt kein joviales "Wie ist denn so der Markt?" entgegenschleudern. Professionell wirke es hingegen, wenn die Kandidaten ihre Unterlagen gut aufbereitet und zügig schicken, sagt Sabine Märten, Geschäftsführerin von Sabine Märten Executive Search. Andernsfalls entsteht beim Berater schnell der Eindruck, der Kandidat ist nicht gut organisiert oder nimmt die Sache nicht wirklich ernst. Auch wer am Telefon pampig ist, bekommt dafür keinen positiven Vermerk in der Datenbank. Denn der Kontakt mit dem Personalberater zählt bereits zum Auswahlgespräch mit dazu. Einen unprofessionell oder unhöflich wirkenden Kandidaten wird kaum ein Dienstleister seinem Kunden weiterempfehlen.

Sonja Smalian