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Bei den Corporates geht so einiges

Marvin Gorenflo (Mitte) im Gepräch während des IZ-Karriereforums 2022 in Frankfurt.

Marvin Gorenflo (Mitte) im Gepräch während des IZ-Karriereforums 2022 in Frankfurt.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Sell

Karriere 02.06.2022
Bei der Wahl des Arbeitgebers denken viele Studenten zuerst an bekannte Immobilienunternehmen. Nicht auf dem Schirm haben sie oft die großen Konzerne aus anderen Branchen und deren ... 

Bei der Wahl des Arbeitgebers denken viele Studenten zuerst an bekannte Immobilienunternehmen. Nicht auf dem Schirm haben sie oft die großen Konzerne aus anderen Branchen und deren hauseigene Immobilienabteilungen, die sogenannten Corporates.

„Schreibe deine Abschlussarbeit bei uns.“ Das Angebot, das der Lebensmittelfilialist Kaufland an der Jobwall des IZ-Karriereforums an Studierende von immobilienwirtschaftlichen Fächern richtet, hat einige Bewerber überrascht. Doch gerade weil viele Absolventen und Berufseinsteiger die hauseigenen Immobilienabteilungen großer Firmen, die Corporate-Real-Estate-Abteilungen, nicht auf dem Schirm haben, müssen sie sich auffällige Angebote einfallen lassen, um auf Messen die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Einer, der den Berufseinstieg über eine Masterarbeit geschafft hat, ist Marvin Gorenflo, der auf der Karrieremesse den Bewerbern von seinem Werdegang berichtete. „Dass Kaufland eine große Immobilienabteilung hat, wusste ich. Aber auch nur, weil ich in der Nähe der Zentrale in Neckarsulm aufgewachsen bin“, sagt er. Den Kontakt zum Unternehmen hat er als Student selbst auf einer Messe gesucht. Bei einem zweiten Treffen habe sich kurze Zeit später das Thema Lean Construction Management für seine Abschlussarbeit herauskristallisiert, an dem er sechs Monate lang im Unternehmen arbeitete. „Für mich als Student war das eine gute Möglichkeit, in dieser Schlussphase des Studiums Geld zu verdienen. Kaufland hingegen profitierte vom frischen Input“, fasst er die Vorteile für beide Seiten zusammen und betont: „Schließlich hat sich jemand von außerhalb mit dem Thema beschäftigt, der frisch von der Uni kam und somit auf dem aktuellsten theoretischen Wissenstand war.“

„Schreibe Deine Abschlussarbeit bei uns“

Nach der bestandenen Abschlussarbeit wechselte Gorenflo in das Traineeprogramm, inzwischen ist er Projektleiter in der Vermietung. „An verschiedenen Standorten kommt das Immobilienteam von Kaufland auf mehr als 200 Mitarbeiter“, gibt er einen Einblick in die Größe der Abteilung. Diese kümmert sich um die Bürogebäude für die Mitarbeiter, um Lagerhallen und vor allem um die Filial-Gebäude, die zum Teil an andere Märkte weitervermietet werden. „Die Karrieremöglichkeiten im Bereich Corporate sind groß. Sie bieten Stellen im Vertrieb, für Bauingenieure, Juristen und Facility-Manager“, zählt er einige Beispiele auf. Und er fügt an: „Die Einstiegsgehälter sind gut“, und nennt das einjährige Traineeprogramm mit 48.000 Euro Vergütung als Beispiel.

Rund 30 Stellen hat das betriebliche Immobilienmanagement der BASF zu besetzen. Bisher besteht das Team aus mehr als 200 Mitarbeitern, die laut Unternehmensangaben für rund 1.100 Standorte weltweit zuständig sind. „Vom Gasspeicher über Büros bis Agrarflächen und Industriehallen“, erklärt Global Director Real Estate Thomas Glatte. Das Unternehmen sei gezielt auf der Suche nach jungen Mitarbeitern. Abschlussarbeiten, für die Daten aus dem Unternehmen bereitgestellt werden, sind möglich, ebenso klassische Praktika. Außerdem gibt es Stellen für Werkstudenten sowie für und Trainees, die so einen Überblick über die Aufgaben im Immobilienbereich von BASF gewinnen sollen.

„Wir suchen sämtliche Profile eines Entwicklers“

Denn die Berufsbilder in der Branche seien vielfältig, werben die Corporates um den Nachwuchs. „Wir suchen sämtliche Profile, die es auch typischerweise bei einem Projektentwickler gibt: Transaktionen, Legal, Construction oder auch Portfoliomanagement“, führt Sofie Todd aus, Head of Real Estate Transformation & Communication bei Mercedes-Benz Real Estate. Das Unternehmen ist ab 1. Juli unter dem neuen Namen für alle Standorte zuständig, die im Zusammenhang mit dem Vertrieb, der Entwicklung und der Produktion der Automarke stehen. „Wir haben es mit allen Assetklassen außer Wohnen, Hotel und Gesundheit zu tun“, sagt Geschäftsführer Hugo Daiber. Dabei machen die Produktionsstandorte etwas mehr als die Hälfte der Gesamtfläche von 20 Mio. qm an 1.350 Standorten in 46 Ländern aus. Dennoch müssen Bewerber nicht zwangsläufig Erfahrungen mit dieser Gebäudeart mitbringen. „Für uns zählen weniger Skills in einer bestimmten Assetklasse. Wichtiger ist die Kompetenz Kommunikation, Netzwerk und Organisation und die Fähigkeit ganzheitliche Lösungen anzubieten“, sagt Todd.

Dabei müssen die Unternehmen sich immer wieder den Herausforderungen der dahinterstehenden Konzernen anpassen. Eine der wichtigsten strategischen Aufgaben des 100-köpfigen Teams sei neben neuen Bürobedarfen und veränderten Lieferketten auch die Anpassung von Produktionsstätten auf die Umrüstung von Verbrennermotoren auf Elektroantriebe. Durch diesen Wandel in der Automobilindustrie müssen die Immobilienbedarfe teils sehr schnell angepasst werden. Das spiegele sich in den Arbeitsweisen innerhalb des Unternehmens wider. „Eine wesentliche Aufgabe von Corporate Real Estate ist es, die Flächenanforderungen unserer Nutzer in Immobiliensprache umzusetzen. Insofern ist auch aktives Nachfragen und Zuhören entscheidend um ein Projekt von umfassend – end-to-end – verantworten zu können“, verdeutlicht Todd.

Weil unterschiedliche Branchen verschiedene Anforderungen haben, die sich an deren Vertriebswegen und an deren Lager- und Produktionsbedürfnissen für ganz unterschiedliche Produkte orientieren, arbeiten die Immobiliensparten der Unternehmen eng zusammen. Eine klassische Wettbewerbssituation um Flächen oder Lieferanten gebe es in der Regel nicht. Daiber sagt daher: „Auch in diesem Punkt ist ein gutes Netzwerk wichtig. Wir können uns über gemeinsame Themen wie Nachhaltigkeit, gesetzliche Vorgaben und Strategien in der Digitalisierung und für die Weiterentwicklung von Corporate Real Estate austauschen.“

Janina Stadel

Who the f... is Daimler Real Estate?

So soll das neue Serviceterminal der Mercedes-Welt am Salzufer im Berliner Stadtteil Tiergarten aussehen.

So soll das neue Serviceterminal der Mercedes-Welt am Salzufer im Berliner Stadtteil Tiergarten aussehen.

Quelle: Daimler AG

Karriere 04.10.2018
Kein eigener Webauftritt, im Geschäftsbericht nur eine von vielen Töchtern: Daimler Real Estate ist ein eher unbekannter Player auf dem Immobilienmarkt. Dabei beträgt allein der Buchwert ... 

Kein eigener Webauftritt, im Geschäftsbericht nur eine von vielen Töchtern: Daimler Real Estate ist ein eher unbekannter Player auf dem Immobilienmarkt. Dabei beträgt allein der Buchwert der Immobiliensachanlagen des Daimler-Konzerns rund 8 Mrd. Euro. Inklusive angemieteter Flächen steuern die Immobilienprofis ein weltweites Portfolio mit 26 Mio. m² Gebäude- und 100 Mio. m² Grundstücksfläche. Um seinen Bekanntheitsgrad als Unternehmen der Immobilienbranche zu erhöhen, gibt der Immobiliendienstleister des Autobauers seine Zurückhaltung ein Stück weit auf.

Vor zwei Jahren machte sich ein Team von Daimler Real Estate (Daimler RE) auf den Weg zum Karriereforum der Immobilien Zeitung (IZ) in Frankfurt. Der Corporate-Real-Estate-Bereich des Autobauers zeigte damals zum allerersten Mal auf der von der IZ veranstalteten Jobbörse Präsenz als Aussteller. Das Interesse der Studenten, Absolventen und Young Professionals war riesig: 112 Gesprächsanfragen erhielt Daimler RE im Vorfeld des Karriereforums - mehr als klassische Immobilienunternehmen wie BNP Paribas Real Estate (97 Anfragen), JLL (79) oder die ECE (66).

Klar, jeder kennt Daimler. Vor allem die Marke Mercedes-Benz dürfte auf karriereorientierte (Immobilien-)Studenten und Absolventen eine gewisse Strahlkraft entwickeln. Die Immobilientochter des Konzerns ist dagegen für viele immer noch eine Unbekannte. Einen eigenen Webauftritt hat die GmbH, die im Konzernverbund für alle Immobilienanliegen des Konzerns weltweit zuständig ist, egal, um welche Assetklasse es geht, nicht. Und wer die Daimler Real Estate GmbH im Geschäftsbericht des Automobilkonzerns von 2017 sucht, landet einen einzigen Treffer: Im Konzernabschluss taucht die in Berlin ansässige RE-Einheit als eine unter hunderten konsolidierten Tochtergesellschaften auf. Kapitalanteil: 100%. Das war's.

Auch wer den jüngsten Geschäftsbericht nach Hinweisen auf das Immobilienportfolio und die Aktivitäten der Immobilienmannschaft umpflügt, wird kaum fündig: Der Buchwert der Immobiliensachanlagen des Daimler-Konzerns beträgt ca. 8 Mrd. Euro; der Verkauf von Immobilien in der japanischen Stadt Kawasaki brachte 267 Mio. Euro ein, und im Planvermögen für Pensionszahlungen sind Immobilien einer der nicht-börsennotierten Anlagen. Weitere Treffer, die mehr Aufschluss über die Immobilienaktivitäten des global agierenden Großkonzerns geben? Fehlanzeige.

"Im Geschäftsbericht finden Sie kaum Informationen über uns", bestätigt Sofie Todd, zuständig für das Recruiting bei Daimler Real Estate. "Unser Kunde ist der Daimler-Konzern: Wir entwickeln Standorte und beschaffen Flächen für alle Geschäftsbereiche im Daimler-Konzern weltweit, halten uns als interner Dienstleister jedoch im Hintergrund." Für die Immobilien Zeitung macht Daimler eine Ausnahme, ermuntert von der Tatsache, dass die Teilnahme am Karriereforum vor zwei Jahren Daimler Real Estate spürbar einen größeren Bekanntheitsgrad unter (künftigen) Kandidaten verschafft hat.

Einen Beleg hierfür liefert das diesjährige Wunscharbeitgeber-Ranking der Immobilien Zeitung, für das die IZ jedes Jahr hunderte von Studierenden immobilienwirtschaftlicher und verwandter Studiengänge befragt. Daimler hat 2018 einen ansehnlichen Platz im Verfolgerfeld erreicht: Die Immobilientochter des Autoherstellers teilt sich überraschend Rang 21 mit Blackrock, dem größten Vermögensverwalter der Welt, und dem Baukonzern und Projektentwickler Strabag. Namhafte Immobilienunternehmen wie der Fonds- und Asset-Manager Commerz Real, Bonava oder die CG-Gruppe, Deutschlands zweit- und größter Projektentwickler, oder Shoppingcentergigant Unibail-Rodamco-Westfield haben in der Studentenbefragung schlechter abgeschnitten.

Der Hauptgrund, weshalb Daimler Real Estate nicht länger das Licht der Öffentlichkeit scheut, liegt darin, dass die Beschaffung von Immobilienspezialisten eine immer größere Herausforderung darstellt. Das gilt zwar für alle Unternehmen, die Immobilienfachleute suchen - aber für einen Player, der lieber im Hintergrund agiert, eben in besonderem Maße. "Den Studenten ist nicht immer die Existenz und das umfangreiche Tätigkeitsfeld unseres Corporate-Real-Estate-Bereichs bekannt. Das ist für uns eine zusätzliche Herausforderung, geeignete Mitarbeiter zu finden", sagt Todd. Bewerber informieren sich heute bekanntlich erst online über ein Unternehmen. Da ist es sicher nicht förderlich, wenn man über einen potenziellen Arbeitgeber nur spärliche Informationen findet.

Das Team von Daimler Real Estate intensiviert die Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache, z.B. für neugierige Studenten auf Unternehmensrundlauf: Als ein Immobilienprofessor einer Hochschule, an der man u.a. Immobilienwirtschaft und -management, Baumanagement und Bauingenieurwesen sowie Architektur studieren kann, unlängst fragte, ob er bei einer Hauptstadt-Exkursion mit seinen Studenten zu Immobilienunternehmen auch bei Daimler Station machen dürfe, sagte der Corporate-Real-Estate-Manager des Daimler-Konzerns nicht nein. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Klassische Immobilienunternehmen drängen sich den Studierenden an den Hochschulen, Karrieremessen oder an Tagen der offenen Tür förmlich auf.

Wer also ist Daimler Real Estate? Im Konzernverbund gehört die Immobilieneinheit zum Ressort Finance & Controlling. Das betreute Portfolio umfasst alle im Konzern erforderlichen Nutzungstypen und damit alle wesentlichen Assetklassen der Immobilienbranche: Einzelhandel, Büro, Logistik, Forschungs- und Entwicklungszentren, Produktionsimmobilien sowie diverse Sonderthemen wie z.B. Teststrecken oder besondere Vertriebsformaten wie die mercedes-me-Stores (eine Mischung aus Autohaus, Café und Event-Location in City-Lage). Daimler RE ist für alle Geschäftsbereiche rund um den Globus der exklusive Flächenbeschaffer. Und das sind ziemlich viele: In über 50 Ländern nutzt der Automobilhersteller Grundstück- und Gebäudeflächen, sei es im Eigentum oder zur Miete.

Das Real-Estate-Team ist also global aktiv und bespielt alle möglichen Assetklassen - und dies in den unterschiedlichsten Projektdimensionen vom Mietvertragsmanagement bis hin zur kompletten Standortentwicklung. Das Spannende an einer Tätigkeit für einen Corporate ist, dass sich Veränderungen im Kerngeschäft sofort in den Anforderungen an die Immobilienmannschaft niederschlagen: "Der Daimler-Konzern entwickelt sich vom Automobilhersteller zum Mobilitätsdienstleister. Das hat alles direkte Auswirkungen auf unser Geschäft." (Anm. d. Red.: In diesem Jahr haben Daimler und BMW die Absicht, ein Joint Venture für Mobilitätsdienstleistungen gründen zu wollen, bekannt gegeben.) "Neue Geschäftsbereiche fokussieren auf neue, urbane Standorte. Elektrofahrzeuge brauchen Strom, dies hat unmittelbaren Einfluss auf Gebäudetypen und Gebäudeinfrastruktur", berichtet Todd. "Auch die Anforderungen an Logistikflächen und -standorte unterliegen einem Wandel, und der Bürobedarf verändert sich sowieso laufend."

Mit dem wachsenden und sich verändernden Flächenbedarf des Autokonzerns wächst auch der Personalbedarf von Daimler Real Estate: "Vor drei Jahren haben wir uns im Real-Estate-Bereich neu aufgestellt und im Zuge dessen unsere Mannschaft vergrößert", erzählt Todd. Der Großteil der Mitarbeiter sitzt in Berlin sowie am Konzernsitz in Stuttgart und betreut von dort die deutschen und internationalen Transaktions- und Bauprojekte. Weitere Standorte befinden sich in den USA, China und Japan.

"Bedarf an engagierten und qualifizierten Mitarbeitern haben wir immer wieder", sagt Todd und zählt auf: "Architekten, Bauingenieure, Betriebswirte, Kaufleute und Juristen suchen wir insbesondere, um die komplette Bandbreite von immobilienbezogenen Aufgaben durchzuführen, aber auch um Analysen zu strategischen Fragestellungen vorzunehmen, Marktforschung in den Immobilienmärkten im Allgemeinen zu betreiben oder Digitalisierungsprozesse voranzubringen. Unsere Wunschkandidaten besitzen in der Regel mindestens einen Bachelor-Abschluss mit Immobilienbezug, haben erste praktische Erfahrungen gesammelt und englische Sprachkenntnisse." Berufserfahrung - drei bis fünf Jahre - ist kein Fehler, "wir stellen aber auch direkt von der Uni sowie Praktikanten oder Werkstudenten ein. Außerdem betreuen wir Bachelor- und Master-Arbeiten", wirbt Todd um Nachwuchskräfte.

Wer sich fragt, ob er bei Daimler Real Estate genau richtig wäre oder eher nicht, kann sein eigenes Profil mit folgender Beschreibung abgleichen: "Wir suchen Teamplayer, da jedes Projekt eine enge Partnerschaft mit den jeweiligen Geschäftsbereichen erfordert. Selbstorganisation und eine strukturierte Arbeitsweise sind essenziell, und man sollte viele Bälle gleichzeitig in der Luft halten können."

Harald Thomeczek