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In Krisen darf auch der Businesstalk im Netz politisch werden

Mit Postings zu gesellschaftlichen Themen schauen wir über die eigene Bubble hinaus.

Mit Postings zu gesellschaftlichen Themen schauen wir über die eigene Bubble hinaus.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: ASDF

Karriere 07.03.2024
In Businessnetzwerken wird nicht nur zu Geschäftsthemen gepostet. Gerade in Krisenzeiten beherrschen auch andere Diskussionen den Online-Austausch. ... 

In Businessnetzwerken wird nicht nur zu Geschäftsthemen gepostet. Gerade in Krisenzeiten beherrschen auch andere Diskussionen den Online-Austausch.

Als Unternehmen stehen wir für Vielfalt und Diversität und stellen uns gegen jede Form der Diskriminierung und des Hasses", postete Susanne Tattersall, Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin der Immobilienverwaltung Tattersall-Lorenz, vor einigen Wochen bei Linkedin. Dem Statement fügte sie Presseberichte über Demonstrationen gegen Rechtsextremismus an. In dieser Zeit war sie nicht die Einzige, die sich auf der eigentlichen Businessplattform zu politischen Themen äußerte.

Dem Online-Statement vorausgegangen war die Veröffentlichung über ein Geheimtreffen zwischen Rechtsextremen und Mitgliedern der AfD in Potsdam durch das Recherchenetzwerk Correctiv. Die Meldung sorgte deutschlandweit für Aufsehen. "Die Veröffentlichung war für viele ein Weckruf", sagt Diplom-Psychologin Birgit Langebartels. Sie ist Mitautorin einer Studie des Markt- und Medienforschungsinstituts Rheingold mit Sitz in Köln, das zu Beginn des Jahres die Reaktionen der Deutschen auf den Politikskandal untersucht hat. Das Ergebnis: 29% planten eine Teilnahme an einer Demonstration, 61% haben zumindest das Gefühl, dass sich durch die Demonstrationen in Deutschland etwas bewegt.

Die große Aufmerksamkeit, die die Correctiv-Recherche erfuhr, führt Langebartels auf die Besonderheit des Ereignisses zurück. "Es handelte sich um ein übergeordnetes Thema, das sehr grundlegend ist und jeden betrifft." Das umfasst also auch jene Menschen, die ihr Geld in der Immobilienwirtschaft verdienen, weswegen auch von dort die Reaktionen nicht ausblieben. So betonte etwa der geschäftsführende Gesellschafter Arnulf Piepenbrock, dass in seiner gleichnamigen Unternehmensgruppe täglich rund 27.000 Menschen aus 128 Ländern zusammenarbeiten und die tägliche Arbeit von ihren unterschiedlichen Perspektiven, Lebenswegen und Fähigkeiten profitiere. "Für uns ist diese Diversität nicht bedrohlich, sondern wertvoll", äußerte er in einem öffentlichen Statement. Vonovia-Vorstandsvorsitzender Rolf Buch begründete seine Online-Posts mit Blick auf die Kundschaft des Wohnungsunternehmens. "Bei uns wohnen über eine Million Menschen Seite an Seite in den Quartieren – ihre Herkunft spielt keine Rolle. Und so soll es auch bleiben", schrieb er bei Linkedin.

Wenn das Wir-Gefühl die Schockstarre ablöst

Langebartels und ihre Kollegen beobachteten während ihrer Studie ein enormes Austauschbedürfnis zwischen Anhängern unterschiedlicher politischer Lager. "Während Krisen – und von denen gab es in den letzten Jahren einige – verfielen viele Menschen in eine Schockstarre und ein Gefühl der Handlungsunfähigkeit. Miteinander für eine Sache einzustehen, hat uns das Gefühl zurückgegeben, gemeinsam etwas bewegen zu können." Ihrer Forschung zufolge ist damit auch der Wunsch aufgekommen, sich über die eigene digitale Wahrnehmungsblase hinauszubewegen und sich zu vernetzen.

"Diese Demonstrationen haben zu einem zuvor lange vermissten gesellschaftlichen Wir-Gefühl geführt. Wenn man während einer Demo mit einem unbekannten Gleichgesinnten ins Gespräch kommt, verstärkt sich dieses Gefühl", sagt die Psychologin. Dieses Bedürfnis verlagerte sich für einige in die Online-Welt. Die Postings zu Demos, zur eigenen Mitarbeiterzusammensetzung oder gar Selfies von Kollegen-Teams bei einem Protest ernteten nicht nur Reaktionen und Likes, sondern führten zu intensiven Gesprächen in den Kommentarfeldern.

"Eine konsequente Trennung zwischen dem Berufsleben und der Politik ist gar nicht möglich", sagt Andy Dietrich, Geschäftsführer der Kommunikationsagentur Strategiekollegen. In Meetings oder bei Branchentreffen kommen Geschäftsleute ja über alles Mögliche ins Gespräch. Dass die deutschlandweiten Demos in den vergangenen Wochen ein sehr starkes Mitteilungsbedürfnis ausgelöst haben, war aber auch für ihn auffällig. Eine ähnliche "Welle" habe er zuletzt rund um die Impfkampagnen während der Corona-Pandemie beobachtet.

"Meine Kunden fragen zum Teil gezielt um Rat, wenn sie sich nicht sicher sind, ob und wie sie online zu solchen übergeordneten Themen Stellung beziehen sollten", berichtet er. Auf Unternehmensaccounts müsse gut überlegt sein, was gepostet wird. Wenn ein Beitrag zu PR-lastig wirkt, etwa weil er mit vielen Logos daherkommt, werde er schnell als unglaubwürdig wahrgenommen. "Auch wer im Namen seiner tausend Mitarbeiter spricht, kann den Eindruck erwecken, nur die Größe des Unternehmens in den Vordergrund stellen zu wollen."

Anders bewertet Dietrich Äußerungen von Unternehmen, die selbst Rassismus und Intoleranz zu spüren bekommen haben. "Hier Haltung zu zeigen, zeigt auf, dass man selbst betroffen ist. Das ist eine wichtige Message in der Branche", sagt der Kommunikationsexperte. Denn nicht zuletzt zeigen die Posts zu politischen Themen auch immer, welche Menschen hinter den Firmennamen stecken. "Durch so einen Post präsentiert man die Unternehmenswerte der Branche, also auch den Mitarbeitern von Firmen, mit denen man in Zukunft zusammenarbeiten oder Geschäfte machen will."

Janina Stadel

Die Branche geht seltener auf Reisen

Die meisten Immobilienmanager reisen mit der Bahn.

Die meisten Immobilienmanager reisen mit der Bahn.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: engel.ac

Karriere 01.06.2023
Während der Corona-Krise hat sich das Reiseverhalten in der Immobilienbranche um 180 Grad gedreht. Gereist wird nur noch, wenn es sein muss – und dann meistens mit der Bahn. Zudem müssen vor ... 

Während der Corona-Krise hat sich das Reiseverhalten in der Immobilienbranche um 180 Grad gedreht. Gereist wird nur noch, wenn es sein muss – und dann meistens mit der Bahn. Zudem müssen vor allem mehrtägige Reisen einen Mehrwert bieten.

Früher sind wir für einen einstündigen Termin morgens von Berlin nach München geflogen und abends wieder zurück. Das kann sich heute niemand mehr vorstellen", sagt Susanne Tattersall. Die Geschäftsführerin des Property-Managers Tattersall Lorenz bringt es auf den Punkt: Das Reiseverhalten der Branche hat sich massiv verändert – und Grund dafür sind die Auswirkungen der Pandemie. "Es gibt ein ganz neues Selbstverständnis in der Branche. Vor Corona war es Konsens, dass man persönlich erscheint. Das ist jetzt anders."

Wenn heutzutage gereist wird, dann für einen längeren Zeitraum. Eine durchschnittliche Geschäftsreise ins Ausland dauerte im Jahr 2022 6,1 Tage, zeigt der Business Travel Index des Corporate-Payment-Spezialisten Airplus International. 2019 sind es noch fünf Tage gewesen. Reisen innerhalb Deutschlands beanspruchten im Schnitt 3,1 Tage (2019: 2,5 Tage). Eintägige Kurztrips, die 2019 immerhin noch 16,4% der Geschäftsreisen ausmachten, gingen 2022 deutlich zurück auf 6,8% Bei der Reiseplanung spielt immer öfter auch der Klimaschutz eine Rolle: Wer unterwegs ist, bündelt mehrere Termine und plant im Zweifel lieber eine oder mehrere Übernachtungen ein.

Tattersall Lorenz hat sein Reiseverhalten im Zuge einer Umweltmanagement-Zertifizierung geändert. Seit dem Jahr 2019 gibt es neue Regeln für die rund 190 Mitarbeiter an acht Standorten: Ins Ausland geht es nur, wenn es absolut notwendig ist, etwa zur Messe Mipim nach Cannes. Innerdeutsche Reisen mit maximal fünf Stunden Reisezeit finden mit der Bahn statt oder mit dem E-Auto. Falls es doch mal der Flieger sein muss, kompensiert das Unternehmen den CO2-Ausstoß. "Wir haben uns das bereits vor Corona vorgenommen, doch die Pandemie hat uns geholfen, es auch wirklich durchzusetzen", sagt Tattersall.

Die Effekte sind deutlich spürbar. 68.000 Euro hat das Unternehmen im Jahr 2022 für Reisekosten ausgegeben, davon 22.000 Euro für Flüge. Zum Vergleich: 2019 waren es noch 145.000 Euro Gesamtreisekosten, inklusive 46.000 Euro Flugkosten. Den größten Anteil machen Reisen zu den rund 550 verwalteten Immobilien an 242 Standorten aus. Im Schnitt sind die Property-Manager von Tattersall Lorenz einmal pro Quartal vor Ort. Die Kosteneinsparungen seien aber nicht der ausschlaggebende Punkt für die Strategie gewesen, erklärt Tattersall: "Im Gegenzug haben wir viel Geld in neue Standorte investiert, damit die Wege für die Mitarbeiter kürzer werden." Zudem hat Tattersall Lorenz seine Fahrzeugflotte umgekrempelt. Es gibt nur noch E-Autos, die Mitarbeiter mit nach Hause nehmen dürfen. So können sie morgens direkt von zuhause starten und müssen nicht erst den Umweg übers Büro nehmen.

Digitale Meetings ersetzen Dienstreisen

Jean-Marc Fey, der beim Leverkusener Immobilienentwickler Cube Real Estate den An- und Verkauf leitet, ist mehrfach pro Monat unterwegs – und nimmt dafür meistens die Bahn. Wie bei Tattersall Lorenz finden innerdeutsche Reisen auf der Schiene statt oder bei kurzen Wegen mit dem Auto. Kaufvertragsverhandlungen absolviert Fey inzwischen virtuell: "Das ist sogar einfacher als persönlich, weil alle am geteilten Bildschirm mitlesen können." Der Großteil des operativen Geschäfts läuft digital oder telefonisch. "Vor Corona hat die Branche gedacht, dass man immer zusammensitzen muss. Homeoffice gab es kaum und niemand kam auf die Idee, sich online zu treffen", sagt Fey. Jetzt reist der Bereichsleiter nur noch für "Milestones", wie er sagt. Also etwa für ein erstes Treffen mit dem Kunden, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie dieser so tickt. Oder wenn es Probleme gibt, die sich am besten persönlich klären lassen – etwa, wenn der Baufortschritt nicht so schnell geht wie geplant. Auch Planungsbesprechungen, bei denen die Architekten tischgroße Pläne ausbreiten und haptische Modelle zeigen, lassen sich am besten mit allen in einem Raum abhalten. Theoretisch ließe sich alles außer der Notartermin ins Digitale verlagern, sagt Fey. Das hat die Pandemie bewiesen, doch optimal ist ein so grundsätzlicher Wechsel in die virtuelle Welt nicht. "Die Frage ist eher: Zu welchen Anlässen ist es sinnvoll, sich persönlich zu sehen?" Wenn Fey unterwegs ist, versucht er, das Tagesgeschäft mit Netzwerktreffen und Abendveranstaltungen zu kombinieren – denn auch hier hilft der persönliche Kontakt oft beim Geschäftemachen.

Ganz verzichten möchte die Branche auf das Reisen nicht, im Gegenteil. "Reisen liegt in der Natur des Menschen, wir wollen ja andere Leute treffen", sagt Martin Henke, Geschäftsführer des Property-Managers Talyo aus Berlin. "Es gibt aber ein anderes Verständnis davon, was notwendig ist und was nicht. Sinnloses Reisen ist weder akzeptabel noch erwünscht." Henke, der seit fast 20 Jahren in der Immobilienbranche tätig ist, bemerkt eine neue Anspruchshaltung: "Der Reisebedarf ist zwar wieder da, aber virtuelle Treffen sind inzwischen akzeptiert." Die Property-Manager von Talyo seien oft unterwegs, weil die Immobilien nicht zu ihnen kommen können. Das Unternehmen verwaltet 15.000 Wohnungen deutschlandweit. Bei der Wahl der Verkehrsmittel gelten die Richtlinien der Mutter Tattersall Lorenz: Bahn, öffentlicher Nahverkehr oder Auto. Henke selbst war vergangene Woche in Hamburg und Leipzig, je für einen Tag. "Ich bin froh, wenn ich mal eine zusammenhängende Woche in Berlin habe", sagt er. Das bleibe Teil des Jobs. Die Reiseansprüche haben sich aber geändert. "Ein persönliches Treffen braucht einen Anreiz", sagt Henke. Also etwa eine Abendveranstaltung, ein Netzwerktreffen oder ein Meeting mit allen wichtigen Entscheidern.

Die Autorin: Anna Friedrich ist Journalistin in der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Anna Friedrich

Talyo bekommt mit Martin Henke zweiten Geschäftsführer

Köpfe 03.11.2020

"Gutes Geld verdienen wollen wir auch!"

Der Immobiliennachwuchs glaubt zu wissen, was er wert ist.

Der Immobiliennachwuchs glaubt zu wissen, was er wert ist.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Sell

Karriere 17.10.2019
Geld regiert die Welt, es schießt Tore - und ist jungen Leuten angeblich weniger wichtig als Sinn und Spaß im Job, eine pfundige Unternehmenskultur oder nette Kollegen. Eine ... 

Geld regiert die Welt, es schießt Tore - und ist jungen Leuten angeblich weniger wichtig als Sinn und Spaß im Job, eine pfundige Unternehmenskultur oder nette Kollegen. Eine Studentenbefragung, die die Messe München im Vorfeld der Expo Real durchgeführt hat, legt jedoch nahe: Der schnöde Mammon entfaltet durchaus noch eine gewisse Zugkraft auf den Immobiliennachwuchs.

Von den rund 170 befragten Immobilienstudenten und Azubis finden 80% das Thema Gehalt wichtig oder gar sehr wichtig. In der Rangliste der wichtigsten Kriterien bei der Arbeitgeberwahl landen nur zwei Aspekte vor der Kohle: der Unternehmenserfolg (89%) und flexible Arbeitszeiten (84%). Wert legen die Jungen der aktuellen Umfrage zufolge zudem auf eine gute Verkehrsanbindung (79%) des Unternehmensstandorts und einen unbefristeten Arbeitsvertrag (76%). Eine betriebliche Altersvorsorge (60%) und das Homeoffice stehen nicht ganz so hoch im Kurs (48%). Und auf einen Firmenwagen (25%) und eine Kantine (19%) können viele Nachwuchskräfte verzichten.

Die Frage sei erlaubt, ob hinter dem Topkriterium Unternehmenserfolg tatsächlich unternehmerisches Denken steht - oder aber das Wissen, dass eine gute Performance des Arbeitgebers auch auf den Gehaltszettel durchschlägt. Teilnehmer der Diskussionsrunde "Geld oder Sinn - was will der Nachwuchs in der Immobilienbranche?" auf dem CareerDay der diesjährigen Expo Real wie Reinhard Kutscher (Vorsitzender der Geschäftsführung von Union Investment Real Estate), Susanne Tattersall (geschäftsführende Gesellschafterin von Tattersall Lorenz) oder Gerd Kropmanns (Geschäftsführer und Gesellschafter der Wohnkompanie NRW) tendierten eindeutig zu letzterer Lesart.

Die Gehaltsvorstellungen der Nachwuchskräfte differieren stark. So stellen diejenigen, die das Abitur oder die Fachhochschulreife ihren höchsten Bildungsabschluss nennen, deutlich geringere Ansprüche als Befragte, die bereits einen Hochschulabschluss (Bachelor, Master, Diplom, Magister etc.) in der Tasche haben. Konkret: Knapp 40% der Teilnehmer, die (noch) nicht über einen solchen Hochschulabschluss verfügen, geben sich mit einem Bruttojahresgehalt von unter 40.000 Euro zum Einstieg zufrieden. Mehr als 50.000 Euro erwartet hier nur jeder Vierte.

Von denjenigen, die bereits einen Abschluss an einer Universität oder Fachhochschule erworben haben und jetzt z.B. einen Master draufsatteln, sieht sich fast jeder Zweite schon zum Einstieg bei über 50.000 Euro. Jedem Zehnten aus dieser Gruppe schweben sogar mehr als 60.000 Euro zum Einstieg nach dem aktuellen Studium vor.

Mit der Zeit nähern sich die Gehaltsvorstellungen an. Zwei bis drei Jahre nach dem Berufseinstieg wollen 37% derjenigen, die aktuell ihr zweites Studium absolvieren, mehr als 70.000 Euro von ihrem (künftigen) Arbeitgeber fordern. Bei denen, die noch keinen Studienabschluss vorweisen können, ist der entsprechende Anteil mit etwa einem Drittel ähnlich hoch.

Harald Thomeczek

"So viel anders sind die Jungen gar nicht"

Manchmal muss sich Susanne Tattersall doch sehr über die Wünsche des Nachwuchses wundern.

Manchmal muss sich Susanne Tattersall doch sehr über die Wünsche des Nachwuchses wundern.

Urheber: Bernd Brundert

Karriere 04.10.2019
Geld ist ihnen angeblich nicht mehr so wichtig, der Job nicht mehr alles im Leben: Über die Vertreter der Generation Y, die Mittzwanziger bis Enddreißiger also, kursieren viele Gerüchte. ... 

Geld ist ihnen angeblich nicht mehr so wichtig, der Job nicht mehr alles im Leben: Über die Vertreter der Generation Y, die Mittzwanziger bis Enddreißiger also, kursieren viele Gerüchte. Susanne Tattersall, geschäftsführende Gesellschafterin des Property-Managers Tattersall Lorenz mit Hauptsitz in Berlin, sieht dagegen viele Gemeinsamkeiten mit den Älteren, nicht zuletzt beim Thema Geld.

Immobilien Zeitung: Frau Tattersall, wenn ich über die steigenden Gehaltswünsche von Immobilienstudenten zum Berufseinstieg schreibe, bekomme ich oft vorgehalten: Junge Leute sind doch gar nicht so fixiert auf den schnöden Mammon. Ihnen lägen ganz andere Dinge am Herzen als Vorgängergenerationen. Haben meine Kritiker Recht?

Susanne Tattersall: So gravierend anders sind die Jungen gar nicht. Bei jungen Menschen überzeugen immer noch die gleichen Faktoren wie bei den Älteren. Ich kann jedenfalls nicht bestätigen, dass es jungen Menschen nicht auch ums Geld und andere Benefits - z.B. ein Jobticket - geht. Die Gehaltsvorstellungen der Jungen sind in den vergangenen Jahren um ca. 30% gestiegen.

IZ: Tragen die Jungen ihre Gehaltswünsche offensiv vor?

Tattersall: Im Gegenteil. In Bewerbungsgesprächen ist das oft der letzte Punkt.

IZ: Das deutet eher darauf hin, dass ihnen Geld doch nicht so wichtig ist.

Tattersall: Das habe ich anders erfahren: Sie haben keinen Zweifel daran, dass man ihnen genau das zahlt, was sie verlangen. Deshalb machen sie kein großes Aufhebens ums Gehalt.

IZ: Bei unserer diesjährigen Umfrage kam heraus: Bachelorstudenten möchten direkt nach dem Abschluss 45.000 Euro haben, Masterstudenten beziffern ihr Wunschgehalt nach dem Studium auf 52.500 Euro. Wie realistisch ist das?

Tattersall: Da muss man differenzieren. Hat derjenige z.B. vor dem Studium schon eine Ausbildung gemacht? Ein Bachelorabsolvent mit einem zweijährigen Studium startet deutlich unter 40.000 Euro. Bei einem Masterabsolventen kann ich schon eher verstehen, wenn er in Richtung 50.000 Euro schaut. Dann kommt es auf die Region an: In Berlin sind die Gehälter am niedrigsten, im Süden am höchsten, Frankfurt, Düsseldorf oder Hamburg liegen dazwischen. Entscheidend ist auch die Branche: Ein Property-Manager wie wir kann einem Absolventen keine 50.000 Euro zahlen.

IZ: Wonach richtet sich Tattersall Lorenz bei der Gehaltsfindung?

Tattersall: Ein Orientierungspunkt ist der Tarifvertrag der Wohnungswirtschaft, weil der auf die Funktionen abhebt, die es auch in der Verwaltung von Gewerbeimmobilien gibt. Der Tarifvertrag ist unsere Richtschnur für die Grundgehälter. Insgesamt liegen wir aber 20% bis 30% drüber, weil Gewerbeimmobilien doch eine ganz andere Welt sind als Wohnungen.

IZ: Wenn Sie beim Geld nicht mit Asset-Managern & Co. mithalten können: Was werfen Sie sonst in die Waagschale?

Tattersall: Die Reputation unseres Unternehmens ist ein entscheidendes Kriterium. Wir verwalten für interessante Kunden interessante Immobilien. Und wir sind im besten Sinne Mittelstand: Wer sich bei uns im Unternehmen wirklich einbringt, kann sich entwickeln und es weit bringen - anders als vielleicht in einem Konzern mit starren Strukturen. Wir wachsen stark, sind inhabergeführt und bemühen uns um agile Führung, z.B. mischen wir Teams je nach Projektaufgaben neu. Das ist wichtig, weil wir viele junge Leute und viele Akademiker bei uns haben.

IZ: Wie viele Junge beschäftigen Sie denn in Berlin und den fünf Niederlassungen?

Tattersall: Von unseren rund 140 Mitarbeitern gehören ca. 40% zur jüngeren Generation, wir beschäftigen aktuell allein 24 Werkstudenten.

IZ: Die Vertreter der Generation Y haben ja angeblich ein anderes Verhältnis zu ihrem Beruf als ihre Väter und Großväter. Job und Karriere sind nicht mehr alles im Leben.

Tattersall: Auch da kann ich keine großen Unterschiede erkennen. In jeder Generation gibt es solche und solche. Manche wollen lieber einen Nine-to-five-Job wie ihre Großeltern, andere verausgaben sich gern bei der Arbeit. Das ist eher eine Sache der Persönlichkeit als der Generation. Der eine ist ja eher der Frontmann, der andere eher fürs Backoffice geschaffen, aber beide wollen sinnhaft arbeiten und herausgefordert und gefördert werden.

IZ: Stellen Sie überhaupt Unterschiede zwischen den sogenannten Millenials und Vorgängergenerationen fest?

Tattersall: Der größte Unterschied ist in meinen Augen, dass die junge Generation häufig nicht mehr in der Lage ist, Kritik anzunehmen. Das hemmt sie in ihrer Entwicklung - und erschwert Feedbackgespräche: Ist der Chef ehrlich mit der Kritik, dreht sich der Mitarbeiter um und hat drei andere Arbeitgeber zu gleichen Konditionen an der Hand.

IZ: Können Sie es da noch leisten, Nachwuchskräften und Einsteigern befristete Verträge anzubieten?

Tattersall: Wenn wir befristete Verträge anbieten würden, würden wir keinen einzigen Mitarbeiter mehr gewinnen. Die Jungen wollen nicht fremdbestimmt sein, sondern selbst bestimmen, wann sie ein Arbeitsverhältnis beenden.

IZ: Wie wichtig ist die Balance zwischen Leben und Arbeiten?

Tattersall: Ohne flexible Arbeitszeiten geht es heute nicht mehr. Selbst Berufseinsteiger scheinen manchmal nach der Devise zu agieren: Wie male ich mir mein Berufsleben?

IZ: Dürfen Ihre Leute auch von zuhause oder unterwegs arbeiten?

Tattersall: Wir ermöglichen mobiles Arbeiten, begrenzen es jedoch klar: Mehr als zwei Tage im Monat halten wir nicht für sinnvoll. Wir haben mit unseren Führungskräften Kriterien erarbeitet, wie sie Aufgaben für mobiles Arbeiten vergeben und wie sie die Aufgabenerfüllung kontrollieren. Wir hatten in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht und mussten Leitplanken setzen. Die Mitarbeiter sind froh, wenn es klare Regeln für alle gibt.

IZ: Vielen Dank für die nette Unterhaltung!

Die Fragen stellte Harald Thomeczek.

Harald Thomeczek

Auf die Kultur kommt es an

Der Berliner Property-Manager Tattersall Lorenz freute sich nach seiner Arbeitgeberpräsentation über Zulauf am Messestand.

Der Berliner Property-Manager Tattersall Lorenz freute sich nach seiner Arbeitgeberpräsentation über Zulauf am Messestand.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Sell

Karriere 06.06.2019
Studenten wollen nicht einfach nur Karriere machen und viel Geld verdienen. Sie suchen einen Arbeitgeber, der sie glücklich macht. Die Firmen kapieren das langsam und setzen auf die Karte ... 

Studenten wollen nicht einfach nur Karriere machen und viel Geld verdienen. Sie suchen einen Arbeitgeber, der sie glücklich macht. Die Firmen kapieren das langsam und setzen auf die Karte Unternehmenskultur.

Wenn das IZ-Karriereforum 2019 so etwas wie einen heimlichen Höhepunkt hatte, dann war es der Auftritt des Teams Tattersall Lorenz. Der Berliner Property-Manager trat im Rahmenprogramm unter dem Stichwort Arbeitgeberpräsentation auf. Was nach eher trockener Kost klingt, geriet bei der Truppe von Susanne Tattersall zu einer Art live aufgeführtem Employer-Branding-Video für die Generation Youtube.

Gleich mehrere Kollegen hatte die Chefin mitgebracht: die Maria, die nach einem Facetime-Interview am nächsten Tag sofort den Arbeitsvertrag als Werkstudentin im Briefkasten hatte und heute Junior-Property-Managerin ist. Den Benedict, der nach dem Bachelor "einfach erst mal arbeiten wollte" (und, logisch, eine Woche nach dem Vorstellungsgespräch die Zusage für einen Job als technischer Property-Manager hatte), den Master nun aber mit freundlicher Unterstützung seines Arbeitgebers nachmacht. Oder den Matthias mit ZZ-Top-Vollbart, der als Softwarespezialist zwei Tage im Homeoffice arbeiten darf - für den "die Susanne" aber nicht nur deshalb eine "großartige" Chefin ist: Sie verteilt auch "extrem viel Wertschätzung, die ich vorher in anderen Unternehmen nicht bekommen habe".

Moderiert wurde die kurzweilige Darbietung vom Personalchef von Tattersall Lorenz, den man ob seiner flotten Zunge und seinen weißen Sneakern nicht für diesen gehalten hätte. In Mini-Interviews entlockte er jedem/jeder, wie er/sie ins Unternehmen kam, was er/sie dort so macht - und warum "die Susanne, der Kopf der ganzen Rasselbande", so eine tolle Chefin und der Berliner Dienstleister ein Wunscharbeitgeber ist. Im Hintergrund lief eine Präsentation, bei der die Bilder - zumindest für Menschen, die nicht mit Youtube aufgewachsen sind - fast schon zu schnell wechselten.

Ein Grund für den ganzen Aufwand, den Team Tattersall betrieb, um in 15 Minuten so viele studierende Köpfe und Herzen neugierig zu machen wie möglich, benannte Susanne Tattersall zu Beginn selbst mit entwaffnender Ehrlichkeit: "Wir sind mit Leidenschaft Property-Manager - das ist das, wo sie alle wahrscheinlich gar nicht hinwollen."

Einen anderen Grund förderte Thomas Beyerle von Catella zutage, als er seine Eindrücke vom Karriereforum 2019 Revue passieren ließ: "Was mir besonders auffiel, war, dass die Gespräche sich neben den harten Fakten wie Karriere und Gehalt auch um das Thema Firmenkultur und Glaubwürdigkeit drehten. Die Zeiten ändern sich messbar." Auch Fragen nach Projektarbeit häuften sich am Catella-Stand spürbar. "Scheint, dass hier Abwechslung erwartet wird", sagte Beyerle.

Auf die Kulturkarte setzte auch Jennifer Bachmann, Leiterin Asset-Management (AM) des kanadischen Reits Dream Global. "Kanadier gehen gerne Risiken ein - aber immer wohlüberlegt. US-Amerikaner dagegen sind Gambler (auf Deutsch etwa: Zocker, Anm. d. Red.), die gern mal was versuchen", sagte Bachmann, als sie ihren Arbeitgeber den Studenten vorstellte. Klappt es nicht, zögen sich die US-Amerikaner auch wieder ruck, zuck aus einem Markt zurück. Für die deutschen Mitarbeiter gilt es dann, selbst wieder eine Anschlussverwendung zu finden.

Bachmann spricht aus Erfahrung: Die 36-Jährige hat - das ist schon ein paar Jährchen her - bereits für Morgan Stanley gearbeitet. Vor sechs Jahren heuerte sie bei Dream Global an, das damals noch Dundee International hieß. Bachmann startete bei Dundee/Dream als Asset-Managerin für das Post-Portfolio, mit dem die Kanadier 2011 die Tür zum deutschen Markt aufstießen. Seitdem ging es für Bachmann steil bergauf: 2014 Senior Asset-Managerin und Teamleiterin, ein Jahr später Associate Director und schon Ende 2015 Head of AM und Director.

Studenten fragten Bachmann, ob Dream Global denn auch eine eigene Digitalisierungsabteilung plane. Tut das Unternehmen nicht, denn: "Wir bauen nur nachhaltige Stellen auf, nur solche, die auch bleiben, wenn es mal nicht so gut läuft." Employer Branding spielt in einem engen Kandidatenmarkt eine große Rolle, und es nicht alles Gold, was glänzt: "Die sind gar nicht so locker, der Schein trügt", flüsterte eine Studentin von der HfWU Nürtingen-Geislingen dem Reporter ins Ohr. Überrascht wurde sie kurz zuvor vom Anblick ihrer Ex-Kollegen, die betont lässig in weißen T-Shirts herumliefen. Ein ebenfalls nicht ganz so positiver Eindruck blieb der HfWU-Studentin auch von einer Bewerbung um ein Praktikum bei einem anderen namhaften Immobilienunternehmen zurück: Für das Praktikum in Frankfurt habe dieses ihr nur 800 Euro im Monat geboten, "wo doch schon ein WG-Zimmer in Frankfurt 500, 600 Euro kostet. Die Begründung: Wir bezahlen dich mit unserem Namen in deinem Lebenslauf."

Harald Thomeczek

Mitarbeiter sind die größten Kostentreiber im PM

Das Bürogebäude Hanse Forum in Hamburg verwaltet HIH Property Management für Warburg-HIH Invest.

Das Bürogebäude Hanse Forum in Hamburg verwaltet HIH Property Management für Warburg-HIH Invest.

Quelle: concepta Projektentwicklung GmbH

Karriere 28.03.2019
Die Kunden deutscher Property-Manager (PM) müssen sich auf steigende Gebühren gefasst machen. Weil vor allem die Personalkosten in den vergangenen Jahren kräftig geklettert sind, die ... 

Die Kunden deutscher Property-Manager (PM) müssen sich auf steigende Gebühren gefasst machen. Weil vor allem die Personalkosten in den vergangenen Jahren kräftig geklettert sind, die Honorare für erbrachte Leistungen aber eher eine Seitwärtsbewegung hingelegt haben, wollen die Anbieter mehr Geld von den Immobilieneigentümern.

Das hat eine von Rueckerconsult im Januar 2019 durchgeführte Onlinebefragung unter sieben PM-Dienstleistern mit einem bewirtschafteten Gesamtportfolio von 17 Millionen Quadratmetern ans Licht gebracht. Fast alle der sieben teilnehmenden Unternehmen, die vor allem Gewerbeimmobilien managen, gaben zu Protokoll, dass die Honorare bei Neuverträgen in den vergangenen fünf Jahren in allen Leistungsbereichen stagnierten.

Der zeitliche Aufwand, den die Property-Manager betreiben müssen, um die - wachsenden - Anforderungen zu erfüllen, ist dagegen zwischen 2013 und 2018 in fast allen Bereichen gestiegen, im Schnitt um 20%. Bei der Umsetzung neuer technischer Standards verzeichnen manche befragte Firmen sogar 30%ige Anstiege. Und mit dem Aufwand steigen auch die Personalkosten, die bei einem PM-Dienstleister 70% bis 85% der gesamten Gesellschaftskosten ausmachen.

"Vor allem im technischen Property-Management sind Mitarbeiter schwer zu finden. Die Konkurrenz angebotener Stellen ist sehr hoch", berichtet Susanne Tattersall, geschäftsführende Gesellschafterin von Tattersall Lorenz Immobilienverwaltung und -management aus Berlin und als solche Chefin von rund 130 Mitarbeitern. Quereinsteiger sind in technischen Bereichen nur schwer einzubinden: "Das erforderliche Fachwissen bedingt eine hohe Qualifikation und macht eine entsprechende Vergütung nötig."

Kein Wunder also, dass die Personalkosten insbesondere bei technischen Objektmanagern in den vergangenen fünf Jahren um 26% geklettert sind. Führungskräfte mit Personalverantwortung und kaufmännische Property-Manager legten um 17% zu. Selbst in der Mietenbuchhaltung, wo keine Spezialisten gefragt sind, gab es ein Plus von 11%.

Bei Neueinstellungen in den vergangenen zwölf bis 18 Monaten hat Tattersall der Gemengelage aus höheren Kundenansprüchen, gewachsenem Personalbedarf und dünn gesäten Fachkräften in puncto Gehälter mit "einem deutlich höheren Ansatz als in der Vergangenheit" schon Tribut gezollt. Wenn sie könnte, wie sie wollte, würde sie ihren Leuten 10% bis 15% mehr Geld geben: "Wenn wir Mitarbeiter motivieren wollen, müssen wir das Gehalt anpassen." Fesseln legt ihr die bestehende Gebührenstruktur an.

Damit sich das Geschäft für die Dienstleister weiter rechnet, hält Tattersall grundsätzlich eine Aufwertung ihres Berufszweigs für nötig. "Eine Lösung für die derzeitigen Personalengpässe wären spezielle Ausbildungsangebote für Property-Manager, vor allem für den technischen Bereich", schlägt Tattersall vor.

BNP Paribas Real Estate Property Management musste "wegen knapper Personalressourcen am Markt in den vergangenen Monaten schon Mandate ablehnen", stellt Geschäftsführer Frank Helm klar. Auch einige andere Anbieter haben die Notbremse gezogen, wie die Befragung zeigt. Helm konzentriert sich jetzt auf Bestandshalter, weil die ihre Mandate meist mit längeren Vertragslaufzeiten ausstatten und Immobilien nicht nach einem Jahr weiterreichen, und "selektiert Neukunden gewissenhaft".

Die durchschnittliche Mandatierung währt laut der Umfrage nur noch zwei Jahre, auch weil Immobilien immer schneller weiterverkauft werden. "Vor fünf oder zehn Jahren gab es deutlich längere Laufzeiten von teilweise fünf Jahren und mehr", erinnert sich Thomas Junkersfeld, Geschäftsführer von HIH Property Management.

Die Vergütung von Property-Managern orientiert sich an der Kaltmiete und der Assetklasse. Die Dienstleister erhalten in der Regel einen gewissen Prozentsatz der Kaltmiete. Dieser variiert meist zwischen 2% und 3,5%. Für Junkersfeld sind Anhebungen "unvermeidlich". Die Frage, wie stark diese ausfallen werden, beantwortet er so: "Die Gesellschaftskosten sind zwischen 20% und 30% gestiegen, die Honorare haben eine Seitwärtsbewegung gezeigt."

Helm von BNPPRE sieht ebenfalls "einen Wert von 20%. Wenn wir neue Angebote abgegeben haben, haben wir diesen Aufschlag auch schon realisiert." Vor allem Bestandshalter, denen er in den letzten Monaten - wie vergangene Woche auf der internationalen Immobilienmesse Mipim in Cannes - Schwierigkeiten bei der Personalsuche erläutert habe, hätten "die Bereitschaft gezeigt, Honorare zu diskutieren".

Die Gewerbeverwalter wollen so auch zu den Asset-Managern aufschließen. Die Tätigkeitsbereiche hätten sich angeglichen, Aufgaben verschmölzen immer weiter, der Property-Manager trage mehr Verantwortung als früher. Helms Fazit: "Risiko muss vergütet werden."

Junkersfeld hat seinerseits "offene Türen gesehen", wenn er seine Kalkulation bei einem Dissens offenlegte: Viele Kunden seien bereit, angemessenere Honorare zu zahlen. Wo dies nicht der Fall sei, nutze er solche Gespräche schon mal zur "Portfoliobereinigung auf Mandantenebene". Gesondert vergütet hätten die Anbieter gern Dienste, die in bestehenden Verträgen als Inklusivleistungen verstanden werden, z.B. die Beschaffung fehlender Unterlagen nach der Übernahme eines Mandats. Altlasten beseitigen zu müssen, häufe sich nämlich wegen vieler schneller Besitzerwechsel.

Harald Thomeczek

Mehr Fachwissen für Verwalter von Gewerbeimmobilien

Souverän und kompetent auftreten. Das kann ein Commercial Property Manager nur, wenn er auch fachlich gut ausgebildet ist.

Souverän und kompetent auftreten. Das kann ein Commercial Property Manager nur, wenn er auch fachlich gut ausgebildet ist.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: F8studio

Karriere 06.12.2018
Das Berufsbild des Commercial Property Managers soll professionalisiert werden. Auf dem Weg dahin ist die Initiative YouPM einen wichtigen Schritt vorangekommen. Im Januar startet ein ... 

Das Berufsbild des Commercial Property Managers soll professionalisiert werden. Auf dem Weg dahin ist die Initiative YouPM einen wichtigen Schritt vorangekommen. Im Januar startet ein Zertifikatslehrgang an der EBZ Akademie in Bochum. Das große Ziel, die Ausbildung von Immobilienkaufleuten zu modernisieren, liegt allerdings noch weit in der Ferne.

Die jungen Berufseinsteiger im Property-Management verlassen die Schulbank mit großen Wissenslücken, berichten Unternehmer aus der Branche. Die Abgänger können nichts dafür, der Lehrplan für den Ausbildungsgang der Immobilienkaufleute sei schuld. Er sei nicht mehr zeitgemäß und gebe den Inhalten aus der Verwaltung von Gewerbeimmobilien schlichtweg zu wenig Raum. Die wohnungswirtschaftliche Sichtweise dominiere das Themenfeld. Das war schon 2017 der Ausgangspunkt, als sich die Initiative YouPM mit Unternehmensvertretern aus der Branche gründete (siehe "Leer-Plan", IZ 11/18). Ihr Ziel: Das Berufsbild des Commercial Property Managers soll professionalisiert, bekannter und attraktiver gemacht werden.

Inzwischen ist die Initiative einen entscheidenden Schritt weiter: Sie hat zusammen mit dem Europäischen Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) einen Weiterbildungsgang zum zertifizierten Commercial Property Manager aufgesetzt, der zum ersten Mal im Januar 2019 startet. Dort werden Teilnehmer aus dem kaufmännischen und aus dem technischen Bereich in sechs Drei-Tages-Blöcken über etwa neun Monate hinweg weitergebildet. Das gemeinsame Lernen beider Richtungen sei sehr außergewöhnlich, betont Rüdiger Grebe, Leiter der EBZ Akademie. "So lernen die Teilnehmer gleich zu Beginn, dass sie zusammenarbeiten müssen, und verstehen die Anforderungen, die die jeweils andere Seite an sie stellt." An drei Tagen jedoch wird die Gruppe geteilt, dann gibt es für jede Richtung vertiefendes Fachwissen.

Die übrige Zeit geht es in dem Lehrgang unter anderem um solche Aspekte wie das Rollenverständnis des Commercial Property Managers in Abgrenzung zum Facility- und Asset-Manager, um die Digitalisierung in der Branche, IT und ERP-Systeme, der Umgang mit dem Kunden sowie Konfliktmanagement. Auch das Vertragswesen, speziell auf Gewerbeimmobilien angepasst, ist Teil des Lehrplans.

Vermittelt werden die Inhalte von Dozenten mit wissenschaftlichem Hintergrund, aber auch von Praktikern aus den Unternehmen der Initiative. So unterrichtet beispielsweise Markus Thomzik, Professor an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen aus dem Fachbereich Maschinenbau und Facility Management, und Ulrich Nack als Professor für Immobilienmanagement genauso wie z.B. Ralf Lehmann, Geschäftsführer von Apleona RE, Susanne Tattersall, Geschäftsführerin von Tattersall Lorenz, und zwei Referenten von JLL. "Wir wollen damit zeigen, dass die Weiterbildung bei uns Chefsache ist", sagt Lehmann.

Zum Abschluss des Lehrgangs müssen die Teilnehmer Klausuren absolvieren und eine Projektarbeit zu einem Thema aus dem Berufsalltag erstellen und präsentieren. Bei einem erfolgreichen Abschluss erhält der Teilnehmer ein Zertifikat.

Die Weiterbildung richtet sich in erster Linie an junge Berufs-, aber auch an Quereinsteiger. Gerade für Letztere sei das Angebot eine wichtige Chance, betont Tattersall. Bis jetzt hätten sie es schwer gehabt, in dem speziellen Berufsfeld Fuß zu fassen. Doch durch die Weiterbildung würden auch recht fachfremde Lebensläufe interessanter. Detlef Kalthoff, Head of Property Management Germany bei JLL, sieht in der Weiterbildung sogar einen Mehrwert für erfahrene Mitarbeiter, die zum einen vertieftes Wissen zu Spezialthemen der Gewerbeimmobilienverwaltung erfahren und sich zum anderen mit weiteren Teilnehmern austauschen können.

Der erste Durchgang des Lehrgangs wird mit Beschäftigten aus den Unternehmen der Initiative YouPM bestückt. So stammen z.B. mindestens vier Teilnehmer von Apleona RE, drei junge Leute schickt Tattersall dorthin, JLL entsendet zwei Mitarbeiter.

"Wir sind sehr zufrieden mit diesem Angebot", sagt Apleona-RE-Geschäftsführer Lehmann. Alle wichtigen Themen, die ihm am Herzen liegen, seien drin. Vor allem Aspekte wie die Konfliktlösung und die Position des Property Managers zwischen Asset-Managern, Mietern und Facility-Managern müssten behandelt werden. "Ein Property-Manager muss wissen, warum ein Report für den Asset-Manager so wichtig ist, und was er damit macht", gibt Lehmann ein Beispiel. Geschäftsführerin Tattersall achtete indes vor allem darauf, dass sich die jungen Property Manager auch im Dialog z.B. mit großen Handelsunternehmen oder Anwaltskanzleien fachlich und persönlich behaupten können. Ebenso gebe es im gewerblichen Bereich Besonderheiten bei Mietanhebungsmöglichkeiten oder vertragliche Freiräume, die erlernt werden müssten.

Das Konzept gilt nun zunächst für den ersten Lehrgang. In den nächsten Durchgängen, die für April und September vorgesehen sind, könnten thematische und konzeptionelle Feinjustierungen erfolgen. So will auch Apleona RE zuerst schauen, wie das Bildungsangebot bei den Teilnehmern ankommt. In einem zweiten Schritt könnte es sein, dass Lehmann alle Property-Manager, die bei Apleona RE als Berufs- sowie Quereinsteiger anfangen, erstmal diesen Lehrgang durchlaufen lässt.

Die Weiterbildung an der EBZ Akademie ist zwar für die Mitglieder der Initiative YouPM ein wichtiger, weil schnell umsetzbarer erster Schritt - aber noch lange nicht der letzte hin zur Professionalisierung ihrer Teilbranche. "Das große Ziel muss es sein, dass die Grundausbildung angepasst wird", fordert Tattersall. Dass das aber gar nicht so einfach und vor allem nicht zügig geht, hat auch schon die Initiative erfahren. Die Neuordnung eines Ausbildungsgangs ist ein abstimmungsintensives Unterfangen. Zunächst müssten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer, also alle relevanten Immobilienverbände, Gewerkschaften und Interessenvertreter, darin einig sein, wie die Neuordnung aussehen soll. Das Kuratorium der deutschen Wirtschaft für Berufsbildung hilft bei der Abstimmung. Anschließend müssten sie sich damit ans Wirtschaftsministerium wenden, erläutert ein Sprecher der Kultusministerkonferenz (KMK). Das Ministerium sei für die Ausbildungsordnung der Immobilienkaufleute zuständig. Erst im nächsten Schritt komme die KMK dazu, die sich um den Rahmenlehrplan an den Berufsschulen kümmert. Es folgt ein Antragsgespräch zur Neuordnung, mit der sich im weiteren Verlauf ein Bund-Länder-Koordinierungsausschuss auseinandersetzt. Dann würde es dem KMK-Sprecher zufolge in aller Regel etwa ein Jahr dauern, bis die neue Ausbildungsregelung in Kraft tritt.

Der Knackpunkt in dem ganzen Verfahren um die Ausbildung der Immobilienkaufleute dürfte die Initialzündung sein, die von den Immobilienverbänden ausgehen müsste. Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) betont zum Beispiel auf IZ-Anfrage, dass die Ausbildung zum Immobilienkaufmann auf sehr viele Geschäftsbereiche der Immobilienwirtschaft ausgerichtet sei. Hierzu zählten neben Wohnungsunternehmen und Wohnungseigentumsverwaltungen auch Bauträger und Projektentwickler ebenso wie Immobilienmakler und Grundstücks- sowie Vermögensverwaltungen. Auch in Banken, Bausparkassen, Versicherungen und Industrie- und Handelsunternehmen würden sie eingesetzt. Von den 880 Unterrichtsstunden in der Ausbildung befassten sich nur 240 Stunden ausschließlich mit der Wohnungswirtschaft. "Der vorliegende Rahmenlehrplan orientiert sich an den typischen Geschäftsprozessen der Immobilienbranche", fasst Wolfgang Schäfers, Vorsitzender des ZIA-Ausschusses Human Resources zusammen. "Das hier erworbene Wissen kann in allen Assetklassen angewendet werden." Wer sich in eine bestimmte Richtung orientieren wolle, habe über die Wahl der Berufsschule und die in der Ausbildungsordnung vorgesehenen Wahlqualifikationen die Möglichkeit dazu.

Auch für einen gänzlich eigenständigen Ausbildungsgang zum Commercial Property Manager stehen die Zeichen offensichtlich ungünstig. "In Deutschland gibt es derzeit eher die Tendenz, Berufsbilder zusammenzufassen, um mehr Mobilität im Berufsalltag zu ermöglichen", sagt EBZ-Leiter Grebe. Eine klassische Grundausbildung sei demzufolge der erste Schritt, weitere Qualifikationen würden dann draufgesattelt - eben so, wie es nun für den Commercial Property Manager möglich ist.

Initiative YouPM offen für Neue

Die Initiative YouPM will das Berufsbild des Verwalters von Gewerbeimmobilien professionalisieren. Ihre Teilnehmer sind (alphabetisch geordnet) Apleona, DIC Onsite, Goldbeck Procenter, HIH Property Management, JLL, Omega Immobilien Gruppe, Tattersall Lorenz Immobilienmanagement, Vistra und Vivanium Real Estate. Wer sich der Initiative anschließen möchte, möge sich an ihren Initiator und Moderator Thomas Wenzel, Senior Manager bei Bell Management Consultants, wenden (thomas.wenzel@bell-consultants.com).

Anke Pipke