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Die Profis müssen kreativ werden

Simone Bischoff muss ihre Aufgaben als Centermanagerin oft erklären.

Simone Bischoff muss ihre Aufgaben als Centermanagerin oft erklären.

Quelle: Career Pioneer, Urheber: Alexander Sell

Karriere 25.05.2023
Die Digitalisierung und die Nachfrage nach bestimmten Assetklassen haben die Aufgabenprofile von Immobilienprofis verändert. Ihnen wird immer mehr Kreativität abverlangt – nicht ... 

Die Digitalisierung und die Nachfrage nach bestimmten Assetklassen haben die Aufgabenprofile von Immobilienprofis verändert. Ihnen wird immer mehr Kreativität abverlangt – nicht zuletzt, um Gebäude auch aus der Mietersicht zu verstehen und so Bedürfnisse zu erkennen.

Weil sich die Berufsbilder und Aufgaben in der Immobilienwirtschaft sehr viel heterogener zusammensetzen als in anderen Branchen, unterliegen die Profile ihrer Akteure einem ständigen Wandel. Die Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung (Gif) hat deshalb die gängigen Berufsbilder definiert und schlüsselt auf, welche Fähigkeiten und Kenntnisse notwendig sind, um sie auszuführen. Diese Sammlung wird gerade überarbeitet und soll im Sommer in aktualisierter Form veröffentlicht werden. Das kündigte Thomas Beyerle, der bis April die Präsidentenrolle im Verein inne hatte, im Rahmen des IZ Karriereforums an.

Zwar ist sich Beyerle sicher, dass die Nachfrage nach Absolventen von betriebswirtschaftlichen Studiengängen in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird, er erkennt aber auch, dass viele Aufgaben ein höheres Maß an Kreativität erfordern als noch vor einigen Jahren. Als Beispiel nennt er die Rolle des Fondsmanagers, von dem neben einem Blick für zukünftige Marktentwicklungen immer mehr Organisationstalent, Verhandlungs- und Präsentationsgeschick im Job gefordert wird.

Auch vor Analysten macht der Wandel nicht Halt. Sie nutzen Zahlen, um Wirkungsfaktoren, die Mieten und Preise für Grundstücke bestimmen, einschätzen zu können. Im Zuge der Digitalisierung werden diese Daten immer kleinteiliger erfasst. Dadurch ergibt sich bei den Analysen ein ganzheitlicheres Bild, gleichzeitig gewinnt der gekonnte Umgang mit verschiedenen digitalen Tools zur Erhebung und Speicherung von Daten zunehmend an Bedeutung im Berufsalltag.

Die Aufgaben von Simone Bischoff haben sich schon jetzt verändert. Sie ist Centermanagerin bei IPH und erzählt nach rund zehn Jahren im Beruf: "Wir müssen uns ständig neue Aktionen und Events einfallen lassen, weil den Kunden das Einkaufen allein nicht mehr genügt. Grundkenntnisse im Marketing sind inzwischen Pflicht in dieser Rolle." Für sie ist klar: Dass sich ihr Alltag im Job gewandelt hat, hängt mit dem veränderten Kaufverhalten der Kunden zusammen und mit der zunehmenden Bedeutung von Online-Shopping.

Bei einem Rundgang muss sie das Center nicht nur aus der Sicht der Immobilienmanagerin, sondern auch durch die Brille von Mietern und Kunden analysieren. Ein Kollege, der als Quereinsteiger ins Team kam, brachte diese Fähigkeit aus seinem vorherigen Job im Einzelhandel mit.

Aber auch Kenntnisse zu Mietverträgen werden in Bischoffs Alltag immer wichtiger. Weil diese inzwischen meist nur noch für eine Laufzeit von drei bis fünf Jahren abgeschlossen werden, muss sie ständig mit den Mietern neu verhandeln. Bei Neuabschlüssen hingegen muss sie den Angebotsmix im Center im Auge behalten. Hinzu kämen neue Herausforderungen zu Hygiene- und Sicherheitsauflagen innerhalb der Einkaufsquartiere.

Aber auch andere Nutzungsarten wirken sich auf gefordertes Spezialwissen bei Immobilienprofis aus. Zu ihnen zählen Life-Science-Immobilien, die häufig Labore und Arztpraxen beherbergen, aber auch von Wellness- und anderen Gesundheitsanbietern genutzt werden. Für diese Immobilien müssen bei der Planung besondere Standortfaktoren beachtet werden, so zum Beispiel ein universitäres Umfeld, das wissenschaftliche Mitarbeiter stellt und kurze Lieferwege für Labormaterial. Das berichtet Berthold Becker, Geschäftsführer beim Asset- und Investmentmanager TSC Real Estate.

"Man kann Life Science Real Estate Manager nicht studieren", sagt er. Stattdessen biete das Segment neue Möglichkeiten für erfahrene Researcher. "Sie sind Spezialisten darin, Standorte nach relevanten Kriterien zu analysieren", sagt er. Eine Besonderheit für die Gesundheitsimmobilien bestehe darin, öffentliche Fördermittel für Regionen zu kennen, weil diese für die Finanzierung eines Projekts von hoher Bedeutung sein können.

Ihr immobilienwirtschaftliches Wissen aus dem Studium oder aus früheren Tätigkeiten müssten die Kandidaten bei TSC Real Estate auf die Assetklasse hin ausbauen. Jede Gebäudeart habe ihre Eigenheiten. "Neben dem Standort müssen auch Ausstattung oder bauliche Besonderheiten zum einen den Rahmenvorgaben entsprechen, zum anderen aber auch auf die Nutzungsart abgestimmt werden." Dieses Wissen müsse in jedem Beruf der Immobilienwirtschaft ständig aktualisiert werden, das erfordere bei jeder Assetklasse Kreativität und die Fähigkeit, die Perspektive des Endnutzers einzunehmen, um seine Anforderungen an das Gebäude zu verstehen.

Janina Stadel

Digitales Netzwerken nutzt dem eigenen Business

Kontakte über Social Media zu knüpfen wirkt auf den ersten Blick oft einfach, doch nicht jede Anfrage wird auch beantwortet.

Kontakte über Social Media zu knüpfen wirkt auf den ersten Blick oft einfach, doch nicht jede Anfrage wird auch beantwortet.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Rymden

Karriere 17.06.2021
Da Veranstaltungen und Messen bedingt durch die Corona-Pandemie fast nur noch digital stattfinden, werden immer mehr Kontakte online geschlossen. Wer ein Netzwerk über Social Media ... 

Da Veranstaltungen und Messen bedingt durch die Corona-Pandemie fast nur noch digital stattfinden, werden immer mehr Kontakte online geschlossen. Wer ein Netzwerk über Social Media aufbauen will, sollte jedoch einige Spielregeln kennen.

Als Enrico Kürtös seine Firma Inreal Technologies gründete, musste er sich in der Immobilienbranche erst einmal bekannt machen. Bei Fachveranstaltungen und Messen sprach er immer wieder Leute an, bat um Tipps oder ein Telefonat am Folgetag. Über die Jahre baute sich der heutige CEO so ein Netzwerk auf - und damit auch sein Business. "Ich habe über solche Netzwerke schon mit 26 mit Grundstücken gedealt", erzählte der Geschäftsmann beim Auftakt der diesjährigen IZ-Karrierewoche und bestätigte damit eine These von Thomas Beyerle, Managing Director bei Catella Property Valuation und Professor an der Hochschule Biberach. Die besagt: "Netzwerken ist die effizienteste Form, ein Ziel zu erreichen". Damit meint Beyerle, dass sich viel Zeit sparen lässt, wenn man für ein Anliegen den richtigen Ansprechpartner hat.

Dass ein gutes Netzwerk zum Business dazugehört, berichtete auch Thomas Glatte in der Fachdiskussion. Der heutige Director Group Real Estate Management bei BASF erzählte, dass er seinen ersten Job über Kontakte bekam, heute sieht er das als den Grundstein seiner Karriere.

Doch wegfallende Messen und Fachveranstaltungen haben seit Ausbruch der Corona-Pandemie dazu geführt, dass sich das Netzwerken innerhalb der Branche immer mehr auf Social Media verlagert. Dabei führt nicht jede Anfrage bei Xing, LinkedIn und Co. tatsächlich zu einer Antwort oder gar zu einem nachhaltigen Kontakt. Gerade wer einen CEO anschreibt, sollte zudem Geduld haben oder gar mehrere Anläufe wagen, weiß Enrico Kürtös. Er habe schon etliche Anfragen per Chat verschickt und oft erst nach Monaten oder Jahren eine Rückmeldung bekommen.

Für Glatte ist klar, wer online auf eine Antwort hofft, muss sofort Interesse wecken und in seinen Chatnachrichten zeigen, dass er ein konkretes Anliegen mit einem klaren Ziel hat. "Man kann gerne nach einer digitalen Veranstaltung jemanden bei Social Media ansprechen und Nachfragen zum Thema stellen", nennt er ein Beispiel. In solchen Fällen sieht er in Social Media durchaus Potenzial, auch mit der Chefetage in Kontakt zu kommen.

Profil im Netzwerk sollte gepflegt werden

Doch nicht alles ist für Glatte durch die ständige Erreichbarkeit via Social-Media-Netzwerke einfacher geworden. "Die Zahl der Kanäle ist vielfältiger geworden. Dadurch werden aber nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Menschen immer transparenter." Er und viele seiner Kollegen nutzen Social Media oft, um sich über Bewerber oder geschäftliche Kontakte schlau zu machen, Profile sieht er als "digitale Lebensläufe" und erwartet, dass sie ohne Tippfehler und vollständig daherkommen. Zudem achte er immer auf die Fotos.

Auch bei Beyerle fällt der Blick oft zuerst auf das Profilbild - nicht nur online. "Auch wenn der Mainstream sagt, Bilder gehören nicht mehr in einen Lebenslauf, bin ich dadurch völlig beeinflussbar." Ihm falle es leichter, sich ein Bild von einer Person zu machen, wenn er ein Gesicht zu den Unterlagen hat. Dafür gebe es eine ganze Reihe anderer Themen, die weder in eine Bewerbung noch in ein soziales Netzwerk gehören. Die absoluten No-gos sind für ihn Posts, die verletzend sein könnten, und Beiträge zu Fragen aus Politik und Religion. "Diese Themen mit dem Business zu vermischen, ist gefährlich", betont er.

Um irgendwann vom Vitamin B zu profitieren, sollte das Netzwerken schon vor dem Berufseinstieg beginnen, "denn die Kommilitonen von heute sind vielleicht die Auftraggeber von morgen", sagt Beyerle. Deshalb sollten vor allem Berufseinsteiger auch Kontakt zu Gleichaltrigen suchen. Eine weitere wichtige Gruppe für ein erfolgreiches Netzwerk sieht Glatte in allen, die schon zwei bis drei Jahre länger in der gleichen Position tätig sind.

Karrierewoche bietet 280 Jobchancen

Der Terminkalender manch eines Studenten mit immobilienwirtschaftlichem Hintergrund dürfte diese Woche ungewöhnlich voll gewesen sein. Denn in diesen Tagen findet die IZ-Karrierewoche statt. Etwa 270 Teilnehmer haben sich dazu angemeldet, das Gros sind Studenten, aber auch etliche Berufstätige sind dabei. Die meisten wollen einen Direkteinstieg finden, die Lust auf ein Trainee-Programm ist dagegen deutlich verhaltener. Mehr als jeder Zweite hatte zu Beginn der digitalen Jobmesse ein Profil ausgefüllt, um sich mit seinen Leistungen den 28 Unternehmen zu präsentieren, die mit gut 280 exklusiven Jobs und mehr als 160 Ansprechpartnern aufwarteten. Darüber hinaus wurden hunderte Termine für Gespräche zwischen Bewerbern und den Unternehmen aus der Branche vereinbart. Dabei haben nicht nur die Kandidaten den Kontakt gesucht, auch die Firmen haben nach möglichen Mitarbeitern Ausschau gehalten. Im Veranstaltungsprogramm nutzten Arbeitgeber und weitere Branchenvertreter die Möglichkeit, den jungen Leuten ihr Unternehmen sowie neue Berufsfelder vorzustellen und ihnen Tipps etwa zu Einstiegsgehältern und Bewerbungsgesprächen zu geben. Anke Pipke

Janina Stadel

Den Master könnt ihr später immer noch machen

Gestatten, wir sind der begehrte Nachwuchs!

Gestatten, wir sind der begehrte Nachwuchs!

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Sell

Karriere 06.06.2019
Soll ich den Master dranhängen oder gleich in die Praxis durchstarten? Diese Frage stellen sich Bachelorstudenten immer öfter. Auf dem IZ-Karriereforum gaben Arbeitgeber aus der ... 

Soll ich den Master dranhängen oder gleich in die Praxis durchstarten? Diese Frage stellen sich Bachelorstudenten immer öfter. Auf dem IZ-Karriereforum gaben Arbeitgeber aus der Immobilienbranche Antworten.

Rund 300 Bewerber hatten den Weg auf den Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität gefunden. Auf der von der Immobilien Zeitung und Heuer Dialog veranstalteten Jobmesse für die Immobilienwirtschaft trafen sie auf 46 Arbeitgeber aus der Branche und zehn Hochschulen. Die überwiegende Mehrheit der Besucher studiert noch, etwa jeder Fünfte gehörte zur Gruppe der Absolventen und Berufstätigen. Die meisten waren gekommen, um einen Job für nach dem Studium klarzumachen. Hauptmotiv Nummer zwei: einen Praktikumsplatz ergattern.

Der eine oder die andere schloss am Samstag persönlich Bekanntschaft mit Thomas Beyerle, dem Chefresearcher von Catella. Beyerle notierte zwar "weniger Standbesuche insgesamt, dafür aber 100%iges Erscheinen". Die Bewerber hätten "definitiv einen höheren Wissensstand" gehabt - mit dem Ergebnis, "dass man sofort auf die Position und die Rahmenparameter kam".

"Nicht die Masse macht's, sondern die Klasse!", fand Personalberater Olaf Kenneweg. "Auch wenn leider viele Studierende der Meinung sind, sie hätten den Besuch in Frankfurt nicht nötig - und viele Professoren sie in dieser Meinung vollkommen unverständlicherweise auch noch bestärken! -, sind die Bewerber, die den Aufwand mit Anreise und Übernachtung auf sich nehmen, beratungsinteressiert und aufgeschlossen."

Nicht gescheut hatten den Aufwand u.a. zwei Studentinnen von der HAWK in Holzminden. Die beiden jungen Damen (22 und 26 Jahre alt) studieren im 4. Semester Immobilienmanagement und sind auf der Suche nach einem Platz für ein Pflichtpraktikum im 6. Semester. Sie waren extra um fünf Uhr in der Früh aufgestanden, um den Zug von Hannover nach Frankfurt zu erwischen.

Angetan waren die jungen Frauen aus dem Norden davon, dass die Aussteller sich "auf Augenhöhe mit uns unterhalten". Am wichtigsten sind den beiden nicht etwa Kohle und Karriere, sondern "dass das Team passt" und "wie die Führungskräfte mit den Mitarbeitern umgehen". Die Ältere der beiden HAWK-Studentinnen ist gelernte Immobilienkauffrau. In diesem Job wurde sie nicht glücklich: "Das ist damals am Team gescheitert."

Die Kohle nicht in den Vordergrund zu stellen, muss man sich aber auch leisten können. Wo ohnehin vielerorten gutes Geld verdient wird, muss niemand die Wahl des Arbeitgebers allzu sehr vom Gehalt abhängig machen. Was sie wert sind, wissen die Studenten allerdings ziemlich genau (oder glauben es zumindest): 55.000 Euro zum Einstieg sollen es schon sein - mindestens, diktierte ein 25-Jähriger, der Baumanagement an der Hochschule Karlsruhe im Master studiert und insgesamt vier Praktika bzw. zwei Werkstudentenjobs vorweisen kann, dem IZ-Redakteur in den Notizblock.

Anders als dieser 25-Jährige überlegen sich viele Studenten das mit dem Master inzwischen zweimal: "Der Anteil von Bachelorstudierenden, welche die Frage stellten: ‚Soll ich jetzt den Master machen?‘, ist steil nach oben gegangen", konstatierte Beyerle, der in Biberach lehrt. "Das begegnet mir auch bei ‚meinem‘ Jahrgang an der Hochschule Biberach: jetzt Geld verdienen, Master später machen ..."

Bachelorstudenten der HfWU Nürtingen-Geislingen bezifferten das Verhältnis derjenigen Kommilitonen, die lieber direkt in die Praxis durchstarten wollen, zu denjenigen, die der HfWU länger erhalten bleiben, auf "fifty-fifty". Die Firmen suchen schließlich "händeringend nach Praktikanten, Werkstudenten, Personal".

Janina Rohmann, HR Business Partner bei Cushman & Wakefield (C&W), und ihre Kollegen haben ähnliche Erfahrungen gemacht: "Wir erhalten für die Einsteigerpositionen auffällig viele Bachelorbewerbungen." Am Messestand wurden zwar durchaus genügend Masterstudenten gesichtet, "bei den Kandidaten, die sich bei uns bewerben, sind allerdings einige dabei, die nach dem Abschluss ihres Bachelorstudiums erst praktische Erfahrungen sammeln wollen, bevor sie mit dem Masterstudium anfangen", berichtete Rohmann.

Fast wortgleich äußerte sich Holger Matheis, im Vorstand von Beos u.a. fürs Personal zuständig. "Es gibt tatsächlich mehr Bewerbungen von Bachelorabsolventen." Zwei Jahre arbeiten und dann on the job den Master nachmachen, z.B. über den Weiterbildungsstudiengang Real Estate Management an der TU Berlin oder an der Irebs, damit kann sich auch Matheis anfreunden. "Im Moment hat man die Möglichkeit dazu." Vor ein paar Jahren, so ergab Matheis' Blick in den Rückspiegel, waren die Unternehmen in der Tendenz eher auf "fertige Master mit Praktika" aus. Heute sei ein Berufseinstieg schon nach dem Bachelorabschluss, zumindest fürs Erste, weithin akzeptiert.

Manche Unternehmen werben geradezu dafür, so früh wie möglich in der Praxis durchzustarten: "In der heutigen Konjunkturlage gucken wir nicht auf Bachelor oder Master", formulierte trocken René Richter, Geschäftsführer von Kondor Wessels. "Entscheidender ist die Motivation der Bewerber, auf den Unis werden die Studenten ohnehin eher schlecht auf den konkreten Beruf vorbereitet." Die Folge: "Egal, ob Master oder Bachelor, alle müssen erstmal durch ein Einführungsprogramm. Der Aufwand ist also gleich groß." Und wenn der Mitarbeiter später einen Master berufsbegleitend machen möchte, "schauen wir gemeinsam, wie wir das umsetzen können". Das ist dann auch für die Mitarbeiterbindung förderlich.

"Wichtig für uns ist, dass das Mindset und die Persönlichkeit des Bewerbers zu uns passen - mit oder ohne Master", findet auch Bernd Lönner, Vorstandsmitglied bei Real I.S. "Frühzeitig in den Job einzusteigen und Erfahrung direkt in der Praxis zu sammeln, ist sicherlich kein Nachteil. Wer dann noch einen Master draufsatteln möchte, der kann das ja immer noch tun, auch berufsbegleitend."

Dass Bachelorabsolventen diese zweite Chance durchaus nutzen, war an den Ständen der Hochschulen zu vernehmen. Diese wussten von steigenden Teilnehmerzahlen in ihren Masterangeboten oder gar von ausgebuchten Masterstudiengängen zu berichten. "Für die große Mehrheit der von mir beratenen Bewerber war es selbstverständlich, nach dem Bachelor noch den Master zu absolvieren", bilanzierte Karriereberater Olaf Kenneweg. Die Frage ist also weniger: Master, ja oder nein? Sondern eher: Master, gleich oder später?

Anke Pipke,Harald Thomeczek

Studenten werden immer wählerischer

Speed-Datings sind das Herzstück des Karriereforums.

Speed-Datings sind das Herzstück des Karriereforums.

Quelle: IZ, Urheber: Melanie Bauer

Karriere 21.06.2018
Berufseinsteiger treten heute mit einem ganz anderen Selbstbewusstein auf. Sie kennen ihren Marktwert und überlegen sich genau, wem sie ihre Arbeitskraft leihen. Von den Arbeitgebern ... 

Berufseinsteiger treten heute mit einem ganz anderen Selbstbewusstein auf. Sie kennen ihren Marktwert und überlegen sich genau, wem sie ihre Arbeitskraft leihen. Von den Arbeitgebern wollen sie gute Gründe hören, warum sie gerade bei Firma x und nicht beim Wettbewerb anheuern sollen. Schön zu beobachten war all dies auf dem IZ-Karriereforum 2018.

Christian John überlässt nichts dem Zufall. Der junge Mann macht gerade seinen Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen, Fachrichtung Bau und Immobilien, an der Hochschule für Technik in Stuttgart. Nach dem Bachelor-Abschluss will er auf jeden Fall einen Master in Berlin draufsetzen. Weil John weiß, wie wichtig Networking gerade in einer - Anmerkung der Redaktion: intransparenten - Branche wie der Immobilienwirtschaft ist, hat er vor zwölf Monaten gemeinsam mit Kommilitonen eine Hochschulgruppe gegründet. Die Studenten knüpfen schon im Studium Kontakte, die ihnen später nützlich werden könnten: auf Partys, in Workshops und bei Exkursionen zu Immobilienprojekten und Unternehmen. Bis dato haben sich der Gruppe 85 immobilienaffine Nachwuchskräfte von drei Stuttgarter Hochschulen angeschlossen. Sponsoren, die ihr Treiben nicht ganz uneigennützig finanzieren, haben John & Co. natürlich auch längst klargemacht.

Auf das IZ-Karriereforum hat sich John akribisch vorbereitet. Nach seinem Auftreten zu urteilen - businesslike gekleidet mit Anzug und Krawatte, souverän und eloquent im Gespräch - würde man ihn eher auf der Seite der Aussteller verorten denn auf jener der Studenten. Mehr als ein Dutzend Termine hat John vorab mit den Unternehmen ausgemacht. Damit dürfte er zu den fleißigsten Speed-Datern unter den knapp 350 Bewerbern, die sich am 9. Juni auf dem Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität einfanden, gehören. Nach gut der Hälfte der Gespräche fällt sein Zwischenfazit jedoch bescheiden aus. "Ich fühlte mich bei den Gesprächen teils alleingelassen." So mancher Ausstellervertreter habe sich in eher allgemein gehaltenen Ausführungen zu Jobchancen im jeweiligen Unternehmen ergangen: "Wenn ich etwas Konkretes wissen wollte, wurde ich häufig auf die Karriere-Website verwiesen."

Milos Momcilovic, Student an der HfWU Nürtingen-Geislingen (Immobilienwirtschaft, siebtes Semester), hat ähnliche Erfahrungen gemacht: "Hier direkt etwas klarzumachen, ist schwierig." Kommilitone Tobias Traue sucht einen Einstieg als Trainee. "Die Ansprechpartner an den Ständen können allerdings selten etwas aus der Unternehmenspraxis erzählen, überwiegend sind es Leute aus der Personalabteilung", bemängelt Traue. Verschenkte Zeit war der Besuch auf dem Karriereforum trotzdem nicht: "Man bekommt Kontakt zu passenden Ansprechpartnern", so Momcilovic. John nennt namentlich Positivbeispiele von Firmen, die ihm sehr konkret einen Job in Aussicht stellten. Eine Studentin, die anonym bleiben möchte und kurz vor dem Abschluss ihres Master-Studiums an der Bauhaus-Uni Weimar steht, frohlockt gar: "Der Tag ist für mich sehr gut gelaufen. Ich habe sieben Termine gehabt und interessante und aufschlussreiche Gespräche geführt. Ich weiß jetzt besser, welches Unternehmen zu mir passt."

Die Studenten und Absolventen haben schon im Vorfeld viel investiert: ein Ticket gekauft, die An- und Abreise organisiert, sich ein passendes Outfit zusammengestellt. "Das zeugt von hohem Engagement", sagt Kerstin Böhler, Senior HR-Manager bei Patrizia Immobilien. Vor allem aber fällt eins auf: "Die Teilnehmer sind super vorbereitet. Sie wissen genau, wo sie hingehen." Das Selbstbewusstein des Nachwuchses verdankt sich auch dem Wissen, dass Kandidaten zurzeit gute Karten haben. "Sie sagen offen, wenn sie noch weitere Angebote und Gespräche haben", so Böhler. Nadine Scheel, Personalreferentin bei LBBW Immobilien, hat sich - es ging um einen Werkstudentenjob in Berlin - die Frage gefallen lassen müssen: "Warum soll ich gerade zu Ihnen gehen? Hier gibt's doch auch 20 andere." Manch eine studierte Nachwuchskraft übertreibt es freilich mit dem Selbstbewusstsein: Sandra Müller aus der Personalabteilung von GBI hat schon Berufseinsteiger mit Master-Abschluss erlebt, denen ein Jahresgehalt von 60.000 Euro vorschwebte - den tatsächlichen Marktwert von Master-Absolventen taxiert sie (immer abhängig von vielen Faktoren) etwa ein Viertel niedriger.

Thomas Beyerle, Managing Director von Catella Property Valuation, ist unangenehm aufgefallen, dass die No-show-rate "in diesem Jahr signifikant nach oben geschossen ist". Dieses Phänomen sei auch an anderen Ständen beobachtet worden. Bei Catella stellte es sich so dar: Blieb letztes Jahr nur einer von 32 dem vereinbarten Date fern, ließen diesmal neun von 54 Kandidaten das Treffen platzen. Drei hatten sich immerhin entschuldigt - bleiben aber noch sechs, die Beyerle Kopfzerbrechen bereiten: "Ich kann mir lediglich vorstellen, dass dies ein Ausdruck des zunehmenden Wettbewerbs ist."

Auch Saskia Schmude und Lisa Dietz haben vom zunehmenden Wettbewerb um Köpfe Wind bekommen: "Man merkt den Unternehmen an, dass sie sich am Markt gut verkaufen müssen. Sie suchen anscheinend Personal und sind sehr offen", zieht Schmude Zwischenbilanz. Die 21 bzw. 22 Jahre jungen Damen studieren im vierten Semester Immobilienwirtschaft auf Bachelor an der Hochschule Bernburg in Sachsen-Anhalt. Nach Frankfurt gekommen sind sie zum einen, weil ein Praktikum in ihrem Studiengang Pflicht ist. Große Namen wie JLL oder Deka Immobilien sind ihnen natürlich geläufig, doch in der Ausstellerliste "haben wir auch Namen gelesen, die wir vorher nicht kannten" - diese Wissenslücke wollten sie schließen.

Melina Braxator fuhr vor zwei Jahren als Bewerberin zum IZ-Karriereforum, als sie an ihrer Masterthesis schrieb. Im Studium hatte sie gerade mit den großen Playern am Immobilienmarkt Kontakt, und auch durch die Erzählungen ehemaliger Kommilitonen "konnte ich mir ein ganz gutes Bild über eben diese Player machen. Allerdings interessierten mich auch die Möglichkeiten fernab von CBRE, JLL usw." Ihr war es wichtig, "nicht irgendein Teil des Systems zu sein", sondern "kreatives Gehirnschmalz zu investieren". In kleinen und mittelständischen Firmen, mutmaßte Braxator, wäre das eher möglich. Auf dem Karriereforum nahm sie deshalb gezielt Firmen unter die Lupe, die sie "nicht direkt auf dem Schirm hatte" - wie CEV. Der Auftritt der Edeka-Tochter mit 120 Mitarbeitern überzeugte sie: Seit April 2017 absolviert Braxator ein Trainee-Programm bei CEV. Letzten Monat erhielt sie die Zusage für eine Übernahme.

An Selbstbewusstsein mangelt es auch jenen dualen Studentinnen nicht, die den IZ-Redakteur fast in Hörweite zum Stand des Einzelhandelsunternehmens, bei dem sie die Praxiseinsätze verbringen, ansprechen. Sie würden später gern bei einem klassischen Immobilienunternehmen einsteigen - und zwar direkt, ohne Umweg, weil ein duales Studium doch Berufserfahrung einschließe: "Uns wurden aber nur Trainee-Plätze angeboten."

Harald Thomeczek

"2008 ist der richtige Zeitpunkt für die Privatisierung"

Köpfe 24.05.2007
Die TLG Immobilien hat 2006 einen Jahresgewinn von 25,5 Mio. Euro erzielt. 2008 soll das bundeseigene Unternehmen privatisiert werden. Volkmar von Obstfelder, Vorsitzender der Geschäftsführung, ... 

Die TLG Immobilien hat 2006 einen Jahresgewinn von 25,5 Mio. Euro erzielt. 2008 soll das bundeseigene Unternehmen privatisiert werden. Volkmar von Obstfelder, Vorsitzender der Geschäftsführung, und Geschäftsführer Eugen von Lackum erläutern, warum die TLG Immobilien nach ihrer Überzeugung jetzt reif für diesen Schritt ist.

Immobilien Zeitung: Herr von Obstfelder, Degi-Chef-Researcher Thomas Beyerle hat unlängst festgestellt, dass Ostdeutschland "bei überregionalen bis hin zu ausländischen Investoren in den Fokus" geraten sei. Empfinden Sie Genugtuung, dass jetzt auch andere Investoren gemerkt haben, dass Ostdeutschland nicht ein einziges Krisengebiet ist?

Volkmar von Obstfelder: Das erfüllt uns tatsächlich mit Genugtuung, weil wir seit dem Jahr 2000 erklären, dass Ostdeutschland keine Wüste ist, sondern dass man differenziert hinschauen muss. Dabei entdeckt man, dass es Teilregionen gibt, die wachstumsstark sind und in denen sich Geschäfte machen lassen. Diese Teilregionen haben wir sehr frühzeitig identifiziert: die Seehäfen an der Ostsee, Berlin mit dem engeren Verflechtungsraum und vor allem das mitteldeutsche Kernland zwischen Dresden, Leipzig, Halle, Chemnitz, Zwickau und Erfurt.

IZ: Hätten Sie vor zwei Jahren denn damit gerechnet, dass Sie 2007 in so starker Konkurrenz zu auch ausländischen Investoren stehen?

von Obstfelder: Wir sind schon ein bisschen überrascht worden durch die Intensität des auf einmal einsetzenden Interesses anderer Investoren. Wir haben ja sehr frühzeitig mit einer offensiven Investitions- und Wachstumsstrategie begonnen, um ein attraktives, rentables Portfolio aufzubauen. Dabei wurden wir vor etwa zwei Jahren zum ersten Mal mit ausländischer Konkurrenz konfrontiert.

Preise stark gestiegen

Eugen von Lackum: Im Grunde war es ja für uns ein Glück, dass dieser Hype so spät einsetzte. Denn je stärker er wird, desto schwieriger wird es für uns, rentable Objekte einzukaufen. Wir schauen immer auf die Rendite und haben bewährte Berechnungsformen nicht über Bord geworfen. Damit vermeiden wir die Probleme, die sich andere Unternehmen eingekauft haben. Die Hoffnung zum Beispiel, in großem Umfang Wohnungen aufteilen und in den Markt drücken zu können, ist meiner Ansicht nach trügerisch.

IZ: Wo finden Sie noch die Objekte, die Ihren Kriterien genügen?

von Lackum: Wir müssen immer wieder neue Nischen suchen. Dabei stellen wir fest, dass die anderen Interessenten genau auf die TLG Immobilien achten. Als wir zum Beispiel anfingen, in Dresden Häuser mit hohem Leerstand, aber mit guter Bausubstanz zu kaufen, wurden auch die Konkurrenten auf dieses Segment aufmerksam. Es ist heute vor allem der Ortsnähe und der Vernetzung unserer Mitarbeiter zu verdanken, dass wir immer Ankaufsobjekte entdecken und gewissermaßen in der Asche das nicht verbrannte Korn finden.

von Obstfelder: Noch vor zwei Jahren haben auch wir uns an Bieterverfahren zum Erwerb größerer Wohnungsportfolios in Ostdeutschland und in Berlin beteiligt. Wir stellten dann fest, dass wir mit unseren eher bodenständigen Bewertungskriterien gegen den deutlich aggressiveren Auftritt internationaler Investoren keinen Erfolg hatten. Wir beschlossen daher, statt Pakete von 5.000 oder mehr Wohnungen zu fokussieren, uns auf Portfolios in einem Segment von 50 bis 400 Einheiten einzustellen. Damit blieben wir bislang unter dem Radarschirm der aggressiveren Investoren. Jetzt aber lesen wir, dass Fortress begonnen hat, sich auf dieses Segment zu verlegen. Wir sind so gesehen Getriebene, die immer wieder neue Nischen auftun müssen.

IZ: Welche Nischen haben Sie in letzter Zeit entdeckt?

Schwerpunkt Seniorenimmobilien

von Lackum: Wir haben uns seit einigen Jahren vor allem in Mecklenburg-Vorpommern der Pflegeimmobilie zugewandt. Unsere wohl ungewöhnlichste Seniorenimmobilie entsteht in Rostock: Dort bauen wir ein Heim mit 75 Pflegeplätzen und eine Kindertagesstätte für 100 Kinder.

IZ: Im Bereich der Pflegeimmobilien stehen Sie aber ebenfalls in Konkurrenz zu Großinvestoren, die dieses Segment entdeckt haben.

von Lackum: Es geht eben darum, es nicht so zu machen wie die anderen, sondern Nischen zu finden. Die Idee, alte Menschen und Kinder an einem Ort zusammenzubringen, die Begegnung zwischen den verschiedenen Generationen zu fördern und auf diese Weise die Vermittlung zwischen den Lebenswelten zu erleichtern, ist ja eine innovative Idee. Natürlich ergeben solche kleineren Projekte keine imposanten Bilder. Aber sie sind liebevoll gemalt. Wenn Sie in die Dresdner Gemäldegalerie gehen, sehen Sie im Erdgeschoss ganz kleine Bilder, die mit einem Pinselhaar gemalt und so interessant sind, dass Sie die Raffael-Madonna links liegen lassen können. So bewegen wir uns am Markt. Wir sind die Kleinen, aber Feinen.

Dresden besonders attraktiv

IZ: Sie haben aber auch keine Angst vor großen Projekten wie der Altmarkt-Galerie, dem Hotel de Saxe und dem SAP-Neubau am Postplatz - alle in Dresden. Warum sind Sie von Dresden so begeistert?

von Obstfelder: Dresden ist der attraktivste Standort in Ostdeutschland. Das bestätigte vor kurzem auch der Prognos-Zukunftsatlas. Das Land Sachsen verzeichnete 2006 ein Wirtschaftswachstum von 4% und war damit Spitzenreiter aller Bundesländer. In Dresden beträgt die Wachstumsrate sogar über 5%.

von Lackum: Und das macht sich vor allem in Gewerbeansiedlungen bemerkbar. Zudem ist die Finanzpolitik, die in Sachsen betrieben wurde, so solide, dass jeder von dieser Stadt überzeugt ist.

IZ: Spüren Sie den Wirtschaftsaufschwung auch auf dem Büromarkt?

von Obstfelder: Selbst in einer Stadt wie Dresden ist das Bürosegment schwach ausgeprägt. Im Fall von SAP handelt es sich um den klassischen Fall der Umschichtung von Bürobeständen innerhalb Dresdens. Im Bürobereich bauen wir deshalb nur, wenn wir den Nutzer an der Hand haben.

IZ: Sie haben in den vergangenen Jahren viel in Einzelhandelsimmobilien investiert. Geht das in derselben Intensität weiter?

von Obstfelder: Gewünscht ist es, durchführbar nicht. Denn Einzelhandelsimmobilien sind wegen des gewachsenen Wettbewerbs zu teuer geworden. Wir können im Moment nur noch selbst bauen, und zwar im Wesentlichen auf eigenen Flächen.

IZ: Wie teuer sind Einzelhandelsobjekte geworden?

von Lackum: Wenn Sie heute ein kleines Nahversorgungszentrum kaufen wollen, müssen Sie bis zum 15fachen der Jahresmiete bieten. Vor ein paar Jahren haben wir noch zum 10- bis 12fachen gekauft.

IZ: Sie haben vor, in diesem Jahr 170 Mio. bis 200 Mio. Euro in Ankäufe und eigene Projektentwicklungen zu investieren. Wie teilt sich das auf die Nutzungsarten Wohnen, Einzelhandel, Büro und Gewerbe auf?

von Obstfelder: Wir haben die grundsätzliche Vorstellung, in diesen Segmenten ausgewogen aufgestellt zu sein, da wir es uns, wenn wir schon auf Ostdeutschland beschränkt sind, nicht erlauben können, auch noch einzelne Nutzungsarten zu fokussieren. Vor diesem Hintergrund einer Diversifizierungsstrategie sind wir aber sehr flexibel und immer aktuell am Markt, wenn sich Investitionschancen ergeben. Die greifen wir sofort auf, wenn sie zu unseren Renditeanforderungen passen.

IZ: Was sind das für Renditeanforderungen?

von Lackum: Bei Wohnimmobilien müssen es um die 5% sein.

von Obstfelder: Bei Einzelhandelsimmobilien bewegen wir uns auf einem Niveau von 7% bis 8%. Dabei sprechen wir von Discounted-Cashflow-Renditen.

IZ: Wie viele Objekte muss die TLG Immobilien noch verkaufen?

von Lackum: Wir sind auf dem Weg der Bereinigung des Portfolios sehr weit gekommen. Um den Jahreswechsel 1999/2000 hatten wir noch gegen 37.000 Liegenschaften. Heute sind es rund 2.000. Wir wollen mit etwa 900 Objekten in die Privatisierung gehen, werden uns also noch von etwa 1.000 Objekten trennen. Dem Markt soll eine TLG Immobilien präsentiert werden, die von unattraktiven Restelementen befreit ist.

IZ: Sie sprechen die Privatisierung Ihres Unternehmens an. Bleibt es beim angekündigten Zeitpunkt 2008?

Langfristige Investoren gesucht

von Obstfelder: Wir sind mit dem Gesellschafter übereingekommen, dass 2008 in der Tat der richtige Zeitpunkt ist. Dies aus zwei Gründen: Zum einen sind wir als Unternehmen mittlerweile so gut aufgestellt, dass wir privatisierungsfähig sind. Zum andern ist für 2008 eine unverändert gute Verfassung des Kapitalmarkts zu erwarten, so dass es ausreichend viele Interessenten geben wird.

IZ: Wird das eher Anfang oder Ende 2008 sein?

von Obstfelder: Ziel des Gesellschafters ist es, den Erlös aus dem Verkauf unseres Unternehmens noch in den Haushalt 2008 einzustellen. Ende 2008 muss also das Geld fließen. Gemeinsame Auffassung ist, dass die Privatisierung auf der Grundlage des testierten Jahresabschlusses 2007 erfolgen soll. Der wird im April 2008 fertig sein. Beginnen wird das von einer Investmentbank gesteuerte Bieterverfahren nach unserer Einschätzung - denn zuständig ist der Gesellschafter - Ende 2007/Anfang 2008. Im Herbst dieses Jahres wird der Gesellschafter dafür eine Investmentbank aussuchen.

IZ: Bedeutet die Privatisierung das Ende der TLG Immobilien?

von Obstfelder: Für uns ist es wichtig, neue Eigentümer zu finden, die in der Lage und willens sind, das, was wir aufgebaut haben, fortzusetzen. Der Gesellschafter sucht also ausdrücklich Investoren, die langfristige Perspektiven für die TLG Immobilien vor Augen haben und eine Plattform für die Weiterentwicklung ihrer immobilienwirtschaftlichen Interessen in Deutschland suchen.

IZ: Herr von Obstfelder, Herr von Lackum, besten Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Christian Hunziker.

Operatives Ergebnis gesteigert

Die TLG Immobilien hat im Jahr 2006 zum fünften Mal in Folge schwarze Zahlen geschrieben und einen Gewinn von 25,5 Mio. Euro erzielt. Die Investitionen beliefen sich auf 200 Mio. Euro, wovon 135 Mio. Euro auf Zukäufe und 65 Mio. Euro auf eigene Projektentwicklungen entfielen. Größtes Einzelinvestment war mit rund 32 Mio. Euro der Erwerb des Hotels de Saxe am Dresdner Neumarkt.

Das operative Ergebnis nach Steuern verbesserte sich um 18,2 Mio. Euro auf 14,9 Mio. Euro. Die Umsatzerlöse gingen im Vergleich zum Vorjahr von 195 Mio. auf 188 Mio. Euro zurück. Verantwortlich dafür war der - nach Unternehmensangaben planmäßige - Rückgang der Verkaufserlöse von 63 Mio. auf 50 Mio. Euro. Dagegen stiegen die Erlöse aus der Objektbewirtschaftung von 126 Mio. auf 132 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote stieg von 47,5% auf 51%.

Als größte Vertragsabschlüsse bezeichnet das Unternehmen die Vermietung von 17.200 m2 Büro- und Archivfläche am Berliner Alexanderplatz an die Birthler-Behörde sowie die Vereinbarung über den Neubau des Wilsdruffer Kubus am Dresdner Postplatz. Dort wird 2008 eine Tochtergesellschaft von SAP 80% der knapp 10.000 m2 Nutzfläche beziehen. Für das laufende Jahr rechnet das Unternehmen mit einem Überschuss von mehr als 20 Mio. Euro. (ch)

IZ