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Rote Linien für schwarze Schafe

ICG-Repräsentanten beim Presselunch im Hotel Falkenstein Grand Kempinski in Königstein im Taunus.

ICG-Repräsentanten beim Presselunch im Hotel Falkenstein Grand Kempinski in Königstein im Taunus.

Quelle: ICG

Karriere 13.06.2019
Die Branche darf sich von einigen wenigen Übeltätern nicht in Sippenhaft nehmen lassen, fordert das Institut für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG) und ... 

Die Branche darf sich von einigen wenigen Übeltätern nicht in Sippenhaft nehmen lassen, fordert das Institut für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG) und zieht "rote Linien" für "schwarze Schafe". Wer sich damit angesprochen fühlen soll, behält das ICG jedoch für sich.

Was viele nicht wissen: Das ICG, das sich gleichsam als das Gewissen der deutschen Immobilienbranche versteht, gibt es seit fast 20 Jahren. Als es gegründet wurde, stand, wenn man so will, Jürgen Schneider Pate. Der Fall des gern als Baulöwe titulierten kriminellen Immobilienunternehmers gab den Anstoß zur Gründung der Vereinigung.

Schneider hatte sich einst im reichen Taunusstädtchen Königstein ein Schlösschen zugelegt, um die Banker, die bei der Errichtung seines Imperiums der Hoffnungswerte mithalfen, zu beeindrucken. Der Zufall wollte es, dass auch der 10. German Real Estate Summit des ICG im Luxushotel Falkenstein Grand Kempinski in Königstein stattfand.

Damit dürften die Parellelen zwischen Schneider und dem ICG erschöpft sein. Das Bild, das in der Öffentlichkeit von der Immobilienwirtschaft herrscht, hat sich seit Schneiders Tagen jedoch kaum verändert: "Uns ärgert, dass die Reputation der Branche immer noch nicht besser geworden ist", bilanzierte der stellvertretende ICG-Vorstandsvorsitzende Werner Knips bei einem Presselunch.

Das Dumme an der Sache: "Es gibt leider auch Marktteilnehmer, auf die die öffentliche Kritik zutrifft und die das Bild der gesamten Branche in Mitleidenschaft ziehen", wie das ICG eingesteht. Das ist der Grund, weshalb das ICG jetzt in die Offensive geht: "Wir wollen nicht durch Schweigen falsches Verhalten legitimieren", diktierte ICG-Vorstandsvorsitzender Thomas Zinnöcker den anwesenden Journalisten beim Pressegespräch in Königstein ins Notizbuch. Wolle die Branche glaubwürdig sein, müsse sie sich klar von Marktteilnehmern abgrenzen, "die die Regeln nicht einhalten".

Zinnöcker fand noch schärfere Worte: "Schwarze Schafe müssen identifiziert werden, um die professionellen und nachhaltig agierenden Unternehmen nicht weiter zu belasten. Die Immobilienbranche darf sich nicht in Sippenhaft nehmen lassen." Klipp und klar zu sagen, von welchen Verhaltensweisen das ICG die Branche gereinigt sehen will, oder gar Ross und Reiter direkt zu nennen - so weit wollten weder Zinnöcker oder Knips noch Andreas Muschter und Thomas Hegel gehen, die als Mitglieder des ICG ebenfalls bei dem Gespräch dabei waren.

Zinnöcker gab auf Nachfrage immerhin ein konkretes, reales Beispiel für Fehlverhalten: Als die damals von ihm geführte Berliner Wohnungsgesellschaft GSW, die später von Vonovia aufgekauft wurde, einmal ein Portfolio von einem privaten Eigentümer übernahm, musste die GSW die Miete um 2 Euro/m² senken, weil der Voreigentümer die Mieter regelrecht erpresst und die Mieten unrechtmäßig erhöht hatte. Doch es sind nicht nur Rechtsbrüche, denen das Augenmerk des ICG gilt. Auch, was legal ist, muss nicht automatisch legitim sein. Knips gab zu bedenken, dass maximaler Profit nicht immer gleich optimaler Profit ist. Gerade für börsennotierte Gesellschaften, getrieben vom Erwartungsdruck der Investoren, ist es schwierig, diese Gratwanderung zu meistern.

Optimierungspotenzial hat das ICG auch beim Thema Vergütung entdeckt. Ein individueller Bonus gilt nicht mehr als state of the art, schließlich verdanken sich die wenigsten Großtaten nicht einer Teamleistung. Und: Werden aus einem vielschichtigen und komplexen Arbeitsgebiet einige wenige Kriterien als Bemessungsgrundlage für eine leistungsabhängige Vergütungskomponente herausgegriffen, kann dies bei Führungs- und Fachkräften falsche Anreize setzen. Die Mitarbeiter könnten sich nur noch auf die Aspekte ihrer Tätigkeit konzentrieren, mit denen sie ihren Bonus steigern können. Zur Expo Real 2019 bringt das ICG einen Leitfaden für intelligenteres Vergüten und Führen heraus.

Fragt sich nur, wie viele Marktteilnehmer diesen Leitfaden zur Kenntnis nehmen. Der Verein hat knapp 20 Jahre nach Gründung rund 90 Firmenmitglieder. Zum Vergleich: Der ZIA zählt mehr als 800.000 Unternehmen in Deutschland zur Immobilienwirtschaft.

Kommentar zu "Rote Linien für schwarze Schafe"

Schuld sind meistens die anderen, wenn die Immobilienbranche mal wieder ins Kreuzfeuer der Kritik gerät: der wahlweise dumme oder linksversiffte Bürger, der sich vom linken Parteienspektrum einspannen lässt. Oder die Politik, die den Wohnungsmarkt mit ihren regulatorischen Eingriffen immer weiter verschlimmbessert.

Wenn Verbände wie der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen oder jetzt das ICG Fehlverhalten anprangern, ist meist von Einzelfällen die Rede. So titulierte GdW-Gesicht Axel Gedaschko den schwedischen Wohnungsinvestor Akelius, der dem GdW nicht angehört, neulich im Interview mit dieser Zeitung zwar als "Gewinnmaximierungsmaschine", die "eine enge Marktlage ausnutzt" - die "allermeisten" Wohnungsunternehmen dagegen arbeiteten "solide" und gingen "sehr fair" mit ihren Mietern um.

Ähnlich argumentiert das ICG: Einige wenige bringen eine ganze Branche, die zum allergrößten Teil sauber arbeitet und zum Wohle aller wirkt, in Verruf. Das hat, pardon!, etwas vom Prinzip Sündenbock, der einst symbolisch mit den Sünden des Volkes Israel beladen und zu dessen moralischer Reinigung in die Wüste gejagt wurde.

Sicher stehen viele Firmen, die mit (Wohn-)Immobilien Geld verdienen, zu Unrecht im Kreuzfeuer. Gewiss hat auch die Politik einiges dazu beigetragen hat, dass sich die Situation auf den Wohnimmobilienmärkten in vielen deutschen Großstädten und ihrem Umland für Mieter und Häuslebauer so bescheiden ausnimmt. So wäre z.B. eine verstärkte Förderung von Wohneigentumsbildung angezeigt: Als Eigentümer kann ich nicht verdrängt werden. Und, auch das ist richtig: Durch Enteignung entsteht keine einzige neue Wohnung, wie die Vertreter der Wohnungsbranche so gebetsmühlenartig wiederholen.

Die Wohnungsvermieter beklagen auch immer wieder, dass "Fakten" in der öffentlichen Diskussion unter den Tisch gekehrt würden. Sie argumentieren dabei gern mit Durchschnittsmieten usw. Oder fragen, wie unlängst Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn im Interview mit der Berliner taz: "Sollte nicht eine Bruttowarmmiete von 800 Euro für eine gut geschnittene Zweieinhalbzimmerwohnung bezahlbar sein?" Die Redakteurin antwortete: "Das ist fast die Hälfte eines taz-Nettogehalts - das ist für viele eben nicht bezahlbar."

Immer nur auf andere zu zeigen, poliert das Image der Branche nicht auf. Und der Charme einer Enteignung bestünde immerhin darin, Mieter vor Mieterhöhungen zu bewahren, die sie nicht tragen können. Mein Rat an all die guten Vermieter: Setzt ein Zeichen und verpflichtet Euch, die Mieten zumindest nicht mehr weiter anzuheben, bis die größte Wohnungsnot gelindert ist. Dann fällt die Rendite halt ein bisschen schmaler aus, und nicht alle Blütenträume in den Businessplänen der Investoren reifen. Wetten, dass Euch das nicht in den Ruin treibt? hat

Harald Thomeczek

Frisches Blut fürs ZIA-Präsidium

Köpfe 30.06.2017
Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) vermeldet die Berufung neuer Mitglieder ins 48-köpfige Präsidium. Eines davon war vorher Vorsitzender der ZIA-Region Nord. ... 

Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) vermeldet die Berufung neuer Mitglieder ins 48-köpfige Präsidium. Eines davon war vorher Vorsitzender der ZIA-Region Nord.

Neu an Bord gegangen sind Dr. Michael Hartung, CDO von Unibail-Rodamco Germany, Dr. Christoph Schumacher, Leiter Global Real Estate von Credit Suisse, und Andreas Heibrock, Geschäftsführer von Patrizia GrundInvest. Hartung tritt in die Fußstapfen von Ex-mfi-CEO Matthias Böning, Heibrock beerbt seinen Chef Wolfgang Egger. Schumacher war vor seinem Wechsel von Union Investment zu Credit Suisse Vorsitzender der ZIA-Region Nord. Schumachers Rolle im Regionalvorstand füllt nun Sabine Barthauer, Vorstandsmitglied der Deutschen Hypothekenbank, aus.

Wie bereits berichtet, ziehen im Zuge der Übernahme des Sachwerteverbands bsi auch die bisherigen bsi-Vorstände Martina Hertwig, Partnerin bei Baker Tilly, und Jochen Schenk, Vorstand von Real I.S., in das Präsidium des ZIA ein. Schenk und Hertwig sollen ab sofort für eine reibungslose Integration des bsi in den ZIA sorgen, wie die Mitgliederversammlung auf dem jüngsten Tag der Immobilienwirtschaft ebenfalls beschlossen hat.

Zudem wurden fünf vorherige Ergänzungsmitglieder in ordentliche Mitglieder umgewandelt: Sonja Wärntges, die Finanzchefin von DIC Asset; Andrea Agrusow, Managing Director bei CBRE Global Investors Germany; Sascha Klaus, Vorstandschef der Berlin Hyp; Axel König, Gesellschafter der NAI apollo group, und Thomas Hegel, Vorstandsvorsitzender von LEG Immobilien.

Das ZIA-Präsidium zählt nun 48 Personen. Der achtköpfige Vorstand wird aus dem Präsidium gewählt und gehört daher dazu. Ins Präsidium gewählt werden können nur die Vertreter ordentlicher Verbandsmitglieder. Das sind aktuell 175 von insgesamt 244 Mitgliedern.

Harald Thomeczek

Gehälter von Immovorständen steigen schneller

Hochtief-Chef Marcelino Fernández Verdes war 2015 der bestbezahlte Immobilienvorstand im MDax.

Hochtief-Chef Marcelino Fernández Verdes war 2015 der bestbezahlte Immobilienvorstand im MDax.

Bild: tja

Karriere 09.06.2016
Die Vorstandsgehälter der Immobilien- und Bauunternehmen im MDax sind 2015 stärker gestiegen als die Bezüge eines durchschnittlichen MDax-Vorstands. Darin spiegelt sich die deutlich ... 

Die Vorstandsgehälter der Immobilien- und Bauunternehmen im MDax sind 2015 stärker gestiegen als die Bezüge eines durchschnittlichen MDax-Vorstands. Darin spiegelt sich die deutlich bessere Gewinnentwicklung der meisten Branchenvertreter.

Dies ist einer Analyse der Personalberatung Kienbaum zu entnehmen. Für die Studie wurden die jährliche Grundvergütung und die variablen Vergütungsbestandteile, also die kurzfristige variable Vergütung, die ausgezahlte langfristige nicht-aktienbasierte Komponente und der zugeteilte aktienbasierte Bestandteil, berücksichtigt. Ein Vorstandsvorsitzender eines MDax-Unternehmens hat Kienbaum zufolge 2015 eine Gesamtvergütung von durchschnittlich 2,7 Mio. Euro erhalten, gut 10% mehr als im Jahr 2014. Die anderen Vorstandsmitglieder verdienten praktisch so viel wie 2014 (+1%), nämlich im Schnitt 1,4 Mio. Euro.

Im Vergleich damit haben die Vorstandsgehälter in den Immobilien- und Bauunternehmen, bei denen ein Vergleich mit dem Jahr 2014 möglich ist, 2015 im Schnitt deutlich stärker zugelegt. Sie liegen jedoch nicht über bzw. noch unter dem jeweiligen Gesamtniveau.

Was die Gehälter der Vorstandsvorsitzenden angeht, ist nur bei dreien der acht Unternehmen aus der Immobilienbranche ein Vergütungsvergleich mit dem Vorjahr möglich: Hochtief, Deutsche Wohnen und LEG Immobilien. Marcelino Fernández Verdes, Michael Zahn und Thomas Hegel haben bei der Gesamtdirektvergütung 2015 im mathematischen Durchschnitt um 21% auf rund 2,65 Mio. Euro zugelegt, also fast doppelt so stark wie ein MDax-Vorstandschef im Schnitt. Damit liegt dieses Trio jedoch knapp unter dem durchschnittlichen Salär eines MDax-Vorstandsvorsitzenden von 2,7 Mio. Euro.

Die höchste Steigerung verbucht hat Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn mit einem Plus von 30% auf 2,7 Mio. Euro. Thomas Hegel von LEG Immobilien kann sich über ein Gehaltsplus von 25% auf 810.000 Euro freuen. Dieser Anstieg relativiert sich jedoch, wenn man berücksichtigt, dass es 2013 bei LEG eine Systemänderung bei der Vorstandsvergütung gab: Damals wurden neue Pläne für die nicht-aktienbasierte mehrjährige Vergütung vereinbart. Diese Komponente wird zwar jährlich ausgezahlt, die erste Auszahlung war aber erst 2015 möglich, 2014 war noch keine Auszahlung vorgesehen.

Ohne diesen "Sondereffekt" wäre Hegels Gehalt im vergangenen Jahr nur um 9% gestiegen. Bei Hegels beiden Vorstandskollegen schrumpft der durchschnittliche Gehaltsanstieg so gesehen ähnlich stark von 25% auf 11%. Der LEG-Chef liegt im MDax-Ranking auf dem vorletzten Platz (38) - trotz des 25%igen Gehaltsplus. Nur die beiden Co-Chefs der pbb bekamen weniger. Sie erhalten erst ab 2016, nach der Re-Privatisierung der Bank, zusätzlich zum Festgehalt eine variable Vergütung.

Fernández Verdes von Hochtief hat 2015 weniger stark als die beiden Vertreter der Wohnungswirtschaft zugelegt (16%), war aber mit 4,43 Mio. Euro der mit Abstand bestbezahlte Immobilienchef - nicht nur im MDax: Der Hochtief-Chef hat es damit nämlich nicht nur auf Rang fünf im Index-Ranking geschafft, er hat auch den einzigen Immobilien-Vorstandschef im Dax 30, Rolf Buch von Vonovia, deutlich überflügelt. Buch strich im vergangenen Jahr 2,86 Mio. Euro ein (2014: 2,57 Mio. Euro). An den Spitzenverdiener im MDax, den inzwischen ausgeschiedenen Chef des Werkzeugmaschinenherstellers DMG Mori, Rüdiger Kapitza, reichen weder der spanische Hochtief-Boss noch Buch heran: Kapitzas Gesamtvergütung notierte 2015 bei 9 Mio. Euro.

Nackte Zahlen sind oft erklärungsbedürftig: Bei der Deutschen Euroshop ergibt sich die 60%ige Gehaltssteigerung beim einzigen Vorstandsmitglied Olaf Borkers aus der Tatsache, dass der nicht-aktienbasierte langfristige Vergütungsplan nur alle fünf Jahre zur Auszahlung kommt - zuletzt 2015. Ohne diese Komponente wäre der Anstieg mit 5% überschaubar ausgefallen. Bei Bilfinger wurde 2015 ein neues Vergütungssystem eingeführt, und im Vorstand blieb kaum ein Stein auf dem anderen. Und bei TAG gab es 2015 eine Auszahlung aus dem mehrperiodischen nicht-aktienbasierten Plan, 2014 nicht.

Das dicke Gehaltsplus von 45% bei den ordentlichen Vorstandsmitgliedern der Deutsche Wohnen relativiert sich, wenn man die 1,65 Mio. Euro hohe Abfindung außen vor lässt, die Andreas Segal zum Abschied Ende 2015 erhalten hat. Die Bezüge von Lars Wittan, neben Zahn aktuell das einzige Vorstandsmitglied bei Deutsche Wohnen, sind 2015 um 27% gestiegen.

Lässt man all dies unberücksichtigt, haben die Gesamtbezüge der normalen Immobilienvorstände im MDax um 21% zugelegt, während ein durchschnittlicher MDax-Vorstand im vergangenen Jahr kaum mehr verdiente als 2014. Mit knapp 1,13 Mio. Euro lagen die Immobilienvorstände aber noch deutlich unter dem MDax-Durchschnitt von 1,37 Mio. Euro.

Das höhere Gehaltsplus bei den Immobilienchefs steht im Zusammenhang mit der besseren Gewinnentwicklung der Immobilienunternehmen: Während der durchschnittliche Gewinn eines MDax-Unternehmen nach Analyse von Kienbaum 2015 bei 264,3 Mio. Euro lag und damit stagnierte (2014: 265,3 Mio. Euro), legte er bei den acht ausgewählten Unternehmen aus der Immobilienbranche um 21% auf 291,2 Mio. Euro zu (2014: 240,7 Mio. Euro).

So hat sich das Konzernergebnis von TAG auf 147,3 Mio. Euro verfünffacht, Deutsche Wohnen hat mit 1,2 Mrd. Euro einen um 36% höheren Konzerngewinn als 2014 geschrieben, und LEG Immobilien hat den Jahresüberschuss um 39% auf 217,7 Mio. Euro gesteigert. Bei der Deutschen Euroshop steht ein Plus von 74% auf 309,3 Mio. Euro zu Buche, und die Aareal Bank hat ein Konzernergebnis von 374 Mio. Euro eingefahren (+12%). Nur die beiden Baukonzerne, vor allem Bilfinger, ziehen den Schnitt in puncto Gewinnentwicklung nach unten.

Harald Thomeczek

Hurra, hurra, die Quote, die ist da!

Wer kriegt den Job? Durch ein neues Gesetz künftig wohl öfter die Frau.

Wer kriegt den Job? Durch ein neues Gesetz künftig wohl öfter die Frau.

Bild: Africa Studio/Fotolia.com

Karriere 28.01.2016
Auch in Immobilienunternehmen sind Führungspositionen fest in männlichen Händen. Ist die Anfang des Jahres in Kraft getretene Frauenquote der längst fällige Schub von außen - oder so ... 

Auch in Immobilienunternehmen sind Führungspositionen fest in männlichen Händen. Ist die Anfang des Jahres in Kraft getretene Frauenquote der längst fällige Schub von außen - oder so überflüssig wie ein Kropf? Und welche Ziele zur Erhöhung des Frauenanteils setzen sich die von der freiwilligen Selbstverpflichtung betroffenen Immobiliengesellschaften?

In unserem Unternehmen wird stets der Bewerber mit der größten Kompetenz und Qualifikation eingestellt, ungeachtet dessen, ob es eine Frau oder ein Mann ist." - "Chancengleichheit ist für uns ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensführung, unabhängig von Vorgaben des Gesetzgebers."

Wer sich zum Thema Frauenquote umhört, gewinnt schnell den Eindruck, dass eine gezielte Erhöhung des Frauenanteils auf den obersten Management-Ebenen überflüssig ist, weil Unternehmen sowieso immer dann eine Frau einstellen, wenn diese für einen Job besser geeignet ist als ein männlicher Kandidat. Das im vergangenen Jahr in Kraft getretene Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen führt also, so könnte man diese Aussagen weiterdrehen, schlimmstenfalls dazu, dass gerade nicht der beste Bewerber den Job kriegt.

Seit dem 1. Januar 2016 müssen rund 100 börsennotierte und voll mitbestimmte Unternehmen mit Sitz in Deutschland bei Neubesetzungen im Aufsichtsrat einen Frauenanteil von mindestens 30% vorweisen. Gelingt das nicht, bleibt der Stuhl leer. Nach einer Untersuchung des Vereins Frauen in die Aufsichtsräte (FidAr) fielen Ende Dezember 2015 exakt 102 Firmen unter diese Regelung, darunter Bilfinger (aktueller Frauenanteil im Aufsichtsrat: 8,3%; siehe Tabelle unten auf dieser Seite), Hochtief (18,8%) und die Kölner Strabag (25%).

Neben dieser harten Quote sieht das Gesetz vor, dass sich börsennotierte oder mitbestimmte Firmen bis September 2015 selbst Ziele zur Erhöhung des Frauenanteils im Aufsichtsrat, im Vorstand und auf den beiden obersten Führungsebenen unter dem Vorstand stecken mussten. Rund 3.500 Unternehmen in Deutschland fallen unter diese Regelung. Eine Mindestvorgabe gibt es jedoch nicht, und wer seine Ziele verfehlt, muss keine Sanktionen fürchten. Die erste Frist läuft Ende Juni 2017 ab. Die Unternehmen müssen ihre Ziele danach aktualisieren, haben dann aber fünf Jahre Zeit, die Latte zu überspringen.

Wie haben sich von der Quote betroffene Immobilienaktiengesellschaften gewappnet? Wie ehrgeizig sind sie in puncto freiwillige Selbstverpflichtung? Nicht alle von der Immobilien Zeitung stichprobenhaft befragten Immobilienunternehmen geben (detailliert) Auskunft - aber immerhin einige.

Bei Bilfinger versichert man, auf die Erfüllung der Quote vorbereitet zu sein. Für Details verweist der Bau- und Dienstleistungskonzern auf den kommenden Geschäftsbericht, der am 16. März 2016 veröffentlicht werde. Die nächsten Aufsichtsratswahlen stehen auf der Hauptversammlung am 11. Mai 2016 an. Mit Blick auf die ersten drei Führungsebenen im Konzern, so teilt ein Sprecher mit, sei es das erklärte Ziel, bis 2020 den Anteil von Frauen in Führungsfunktionen von derzeit knapp 10% auf 15% zu erhöhen.

Bei der Kölner Strabag heißt es, dass Planziele erst im Frühjahr öffentlich gemacht werden. Ob die Frauenquote für den Aufsichtsrat der Strabag AG dann noch gilt? Für das zu über 90% im Besitz der österreichischen Strabag SE befindliche Bauunternehmen ist ein Delisting beantragt.

Bei Hochtief wurden für die Arbeitgeberseite 2014/2015 drei Frauen in den Aufsichtsrat gehoben. Damit erfüllt die Seite der Anteilseigner die 30%-Quote bereits. (Bei voller Mitbestimmung können sich die beiden Aufsichtsratsbänke dafür entscheiden, die Quote jeweils separat zu erfüllen.) Zu Planzielen äußert sich der Baukonzern nicht.

"Wir sind sehr daran interessiert, qualifizierte Frauen auf allen Ebenen unseres Unternehmens einzustellen, zu fördern und an uns zu binden", teilt eine Sprecherin von Hochtief auf Anfrage mit. "Dies gilt über alle Führungsebenen und Hierarchien. Bestimmt durch unsere Branche - den Bau - bewerben sich mehr männliche als weibliche Bauingenieure oder auch Maurer bei uns. Generell treten wir dafür ein, dass der kompetenteste Mensch eine zu vergebende Position besetzen soll - egal, ob es eine Frau oder ein Mann ist."

Elke Holst, Forschungsdirektorin für Gender Studies am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung DIW in Berlin, hört solche Sätze nicht zum ersten Mal: "Viele Unternehmen sagen und empfinden es auch so, dass sie einfach - ohne Ansehen des Geschlechts - den jeweils besten Bewerber bzw. die beste Bewerberin für eine Position einstellen", sagt Holst. Aber die Einschätzung, wer denn der bzw. die Beste ist, sei oft subjektiv, denn sie werde meist durch Zuschreibungen von geschlechterspezifischen Fähigkeiten und Eigenschaften vor dem Hintergrund der tradierten Aufgabenteilung im Haushalt beeinflusst.

Die Unternehmen, erklärt Holst, seien auf diesem Auge oft blind: "Männliche Lebensrealitäten bilden die Norm für Erwartungen an Führungskräfte. Frauen wird dann oft nicht zugetraut, den Anforderungen an eine Führungsposition gewachsen zu sein - und dann ist eben der männliche Bewerber der Bessere. Darum braucht es einen Schub von außen, damit sich der Flaschenhals für einen Aufstieg von Frauen endlich vergrößert."

Des Eindrucks, dass es so einen Flaschenhals tatsächlich gibt, kann sich nicht erwehren, wer sich das DIW Managerinnen Barometer 2016 anschaut. Demnach ist der Frauenanteil in den Vorständen und Geschäftsführungen der 200 umsatzstärksten deutschen Unternehmen außerhalb des Finanzsektors seit 2006 von 1,2% auf nur 6,3% gestiegen. In Aufsichtsräten kletterte er von 7,8% auf 19,7%.

In der Immobilienbranche ist das weibliche Geschlecht praktisch nicht in Spitzengremien vertreten (siehe "Frauen an der Macht?" auf dieser Seite). Neben den 200 Unternehmen mit dem größten Umsatz (ohne Banken und Versicherungen) analysierte das DIW u.a. auch den Dax 30, den MDax und den SDax. In den dort jeweils anzutreffenden 17 Immobilienunternehmen und -banken sowie bei den Bauunternehmen Strabag, Köln, und Ed. Züblin und der Bima finden sich nur drei Frauen auf insgesamt 64 Vorstandsstühlen. Das entspricht einem Anteil von 4,7% - im Dax ist dieser doppelt so hoch (9,6%). Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten dieser 20 Firmen beträgt 19,4% (Dax 30: 26,8%).

Das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe an Führungspositionen soll die Entwicklung beschleunigen. Doch wie wirkungsvoll kann eine freiwillige, nicht sanktionierte Selbstverpflichtung sein? "Wir legen sehr viel Wert darauf, die Ziele zu erreichen. Gleichwohl begrüßen wir, dass diese nicht strafbewehrt sind und wir durch den Gesetzgeber nicht über die Maßen eingeschränkt werden, da uns primär daran gelegen ist, den perfekten Kandidaten für die jeweilige Tätigkeit zu finden", sagt Thomas Hegel, CEO der börsennotierten Wohnungsgesellschaft LEG Immobilien.

Für die beiden Führungsebenen unterhalb des LEG-Vorstands hat dieser eine konzernweite Zielgröße von jeweils 30% festgelegt - aus freien Stücken: Nach dem Gesetz bestehe keine Verpflichtung, für diese beiden Führungsebenen eine Quote festzulegen, weil die rechtliche Einheit LEG Immobilien AG bis auf den Vorstand keine angestellten Mitarbeiter habe. Ende des abgelaufenen Geschäftsjahrs betrug der Frauenanteil auf der ersten Führungsebene 25%, auf der zweiten 36%.

Die Verträge von Vorstandschef Hegel und seinen Kollegen Eckhard Schultz und Holger Hentschel wurden im Frühjahr 2015 um eine Amtsperiode verlängert, der Aufsichtsrat habe daher "die Beibehaltung des bestehenden Zustands, also eine Quote von 0%, festgelegt". Für den sechsköpfigen Aufsichtsrat selbst wurde die Messlatte aus dem gleichen Grund auf 16,6% gelegt.

Aydin Karaduman, der neue Vorstandsvorsitzende der DIC Asset, sieht in der Selbstverpflichtung "einen positiven Effekt, der den Unternehmen einen ersten wertvollen Impuls gibt, ihre Personalpolitik anzupassen", aber ihnen zugleich "ausreichend Flexibilität lässt, denn der Veränderungsprozess bedarf auch seiner Zeit". Für den Vorstand habe die DIC eine Zielgröße von 25% beschlossen: Mit CFO Sonja Wärntges hat man dieses Ziel bereits erreicht. Für die Führungsebene unterhalb des Vorstands hat sich die DIC zum Ziel gesetzt, den Frauenanteil bis Juni 2017 von derzeit 11,1% auf 20% nahezu zu verdoppeln.

Auch Vonovia verweist auf laufende Verträge: "Der Aufsichtsrat der Vonovia hat sich für den ersten Festsetzungszeitraum bis zum 30. Juni 2017 eine Zielgröße von 25% gegeben. Diese Quote erfüllen wir bereits heute. Aufgrund bestehender Verträge ist derzeit keine Frauenquote für den Vorstand der Vonovia vorgesehen", heißt es aus dem Unternehmen. Unterhalb des Vorstands soll die Teilhabe von Frauen an Führungspositionen von derzeit 20% auf 25% ausgebaut werden, kündigt Deutschlands größter Wohnungsvermieter an.

Wie LEG ist auch Adler Real Estate nicht von der Selbstverpflichtung betroffen. Da die Mitarbeiter bis auf den Vorstand alle bei der Adler Real Estate Service GmbH beschäftigt sind und nicht bei der AG, spiele dieses Thema keine Rolle, heißt es. Aktuell ist die Führungsebene unter dem Vorstand zu 25% mit Frauen besetzt. Für diesen und den Aufsichtsrat wurde eine Quote von je 0% beschlossen, denn "der Aufsichtsrat ist mit drei und der Vorstand mit zwei Personen besetzt. Eine andere Quote hätte den Entscheidungsspielraum bei einer Neubesetzung unverhältnismäßig eingeengt", lautet auch hier die Erklärung.

Bei Alstria Office-Reit gibt es ebenfalls keine Bestrebungen, für den nur aus zwei Köpfen bestehenden Vorstand eine freiwillige Frauenquote einzuführen. Bei Führungskräften, die direkt an den Vorstand berichten, beträgt dieser zurzeit 30%. Das soll vorerst auch so bleiben. Im Aufsichtsrat peilt Alstria an, den Frauenanteil bis 2017 von derzeit 17% auf 30% anzuheben.

Harald Thomeczek