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Isabella Chacón Troidl

Isabella Chacón Troidl liebt die Kunst und  gemeinsame Stunden mit der Familie.

Isabella Chacón Troidl liebt die Kunst und gemeinsame Stunden mit der Familie.

Quelle: privat

Karriere 29.09.2022
Ihre Kindheit verbrachte Isabella Chacón Troidl größtenteils in Weiden in der Oberpfalz. Seit 2018 ist sie Chief Investment Officer und Geschäftsführerin bei BNP Paribas Real ... 

Ihre Kindheit verbrachte Isabella Chacón Troidl größtenteils in Weiden in der Oberpfalz. Seit 2018 ist sie Chief Investment Officer und Geschäftsführerin bei BNP Paribas Real Estate Investment Management Germany. Sie liebt diese Rolle, aber noch mehr ihre Familie und die Zeit, die sie mit ihr verbringt. Ihre dritte Leidenschaft ist die Kunst. Sie hat dagegen kein Faible fürs Autofahren und nutzt für den Weg zur Arbeit den ÖPNV. So gesehen ist es nur konsequent, dass der Gesprächspartner ihrer Wahl Robert Habeck heißt und sie mit Volker Wissing gerne mal die Rollen tauschen würde.

Wie und wo wohnen Sie zurzeit?

Ich wohne in München. Das Haus – eine zweckmäßige Doppelhaushälfte aus den 1980ern – gehört uns. In unserem pflegeleichten Garten können die Kinder spielen. In der Einfahrt üben sie gelegentlich Dunkings, wobei der Größere da klar im Vorteil ist. Und unser Minivorgarten erfüllt ebenfalls seinen Zweck: den Blick ins Grüne. Unser Haus ist effizient, pragmatisch und zentral – damit passt es zu unserem aktuellen Lebensabschnitt. Die Einkäufe kann ich von dort aus zu Fuß erledigen. Um die Ecke haben wir ein öffentliches Schwimmbad mit Rutsche. Und die Anbindung an den ÖPNV lässt nichts zu wünschen übrig. Mit der U-Bahn bin ich in neun Minuten am Odeonsplatz. Und wenn Sie mich fragen, ob es denn „nachhaltig“ ist? Ich denke, wie fast beim ganzen Gebäudebestand in Deutschland ist da noch Luft nach oben.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in der Wohnung? Und warum?

Das ändert sich je nach Stimmung. Mal ist es die Terrasse, wo ich mit meinem Mann gern den Abend ausklingen lasse. Es kann aber auch die Küche sein oder zur Vorlese-Session das Zimmer meiner Jungs.

Haben Sie bei dieser Immobilie oder einer anderen beim Bau schon einmal selbst mit Hand angelegt? Wenn ja: wie genau und wie häufig?

Nein, mir fehlt jegliche handwerkliche Begabung. Ich habe zwei linke Hände. Ich glaube, alle sind froh, wenn ich das sein lasse.

Wie und wo möchten Sie im Alter gerne wohnen?

Wie: in einer energetisch effizienten Immobilie mit einem sinnvollen Schnitt. Außerdem sollte sie Platz für Bilder bieten. Mein Mann und ich mögen moderne Kunst. Die darf dann schon mal plakativ die Wand füllen. Wo: in zentraler Lage. Eine Wohnung am Gärtnerplatz, mitten im Leben. Von dort aus könnte man später auch toll mit dem Rollator zum Theater oder in die Bar.

Was muss das perfekte Haus oder die perfekte Wohnung unbedingt haben?

Eine zentrale Lage und eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Idealerweise sollte alles Wichtige in höchstens 15 Minuten erreichbar sein. Ja, das mag jetzt streberhaft klingen, aber ich möchte meinen CO2-Fußabdruck so schlank wie möglich halten. Und ich hasse Autofahren.

Mit wem würden Sie gerne mal für einen Tag das Leben tauschen? Warum?

Mit dem Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Ich könnte mich persönlich in den Austausch bezüglich einer schnellen, nachhaltigen Mobilitätswende einbringen. Außerdem könnten es meine Kolleginnen und Kollegen am Ende spannend finden, mich mal für einen Tag los zu sein. Wäre dann quasi eine Win-win-Situation.

Und mit welcher noch lebenden Persönlichkeit würden Sie gerne einmal einen Abend verbringen? Warum?

Robert Habeck. Mit wem, wenn nicht mit ihm, könnte ich einen Plan entwerfen, wie Staat, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam die dringend notwendige und zügige Transformation herbeiführen. Gern inklusive der Definition gezielter Fördermaßnahmen durch die EU und Deutschland. Denn eines ist klar: Weder Staat noch Wirtschaft können die Transformation im Alleingang stemmen.

Wann, wo und womit haben Sie als Erwachsene zum ersten Mal Geld verdient?

Wann ist man erwachsen? Mit 14 – in meinem ersten Job als Softeis-Verkäuferin. Ich war leider manchmal auch meine beste Kundin.

Wie haben Sie von dort aus den Weg in die Immobilienbranche gefunden, in der Sie heute mitmischen?

Zufällig und komplett in Eigenregie. Ich habe zunächst eine juristische Ausbildung absolviert. Einen Mentor hatte ich nicht. Dafür habe ich mir aus eigenem Antrieb und mit Begeisterung ein starkes Netzwerk aufgebaut. So kam dann eins zum anderen. Deshalb ist es mir so wichtig, Kolleginnen in ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen.

Was braucht man Ihrer Einschätzung nach, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Gesunder Menschenverstand ist schon mal eine gute Voraussetzung. Außerdem braucht es Interesse an gesellschaftlichen Veränderungen, Begeisterung für Architektur und den Austausch mit Menschen. Auch die Bereitschaft, lebenslang dazuzulernen, ist eine wichtige Voraussetzung. Die Immobilienbranche verändert sich ständig. Eine Herausforderung folgt der nächsten. Die muss man annehmen wollen.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Erfolge zu feiern, finde ich wichtig – gern spontan, aus der Situation heraus. So wird das bei BNP Paribas auch gelebt. Wobei das Ausmaß der Feier an sich nicht so wichtig ist. Vielmehr sollten sich alle Feiernden darin einig sein, dass ein echter Erfolg vorliegt.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Analytisch. Misserfolge entstehen aus Fehlern und die lassen sich nicht immer vermeiden. Also versuche ich, offen und transparent mit ihnen umzugehen. Denn dann haben sie etwas Positives – treiben Weiterentwicklungen voran, ebnen den Boden für Innovationen und helfen dabei, Lücken im System zu finden. Jede Transformation braucht Mut – und man kann nur mutig sein, wenn es eine positive Fehlerkultur gibt, die gelebt und auch gefeiert wird.

Was stört Sie in der Immobilienbranche (am meisten)?

Standardisierung und Transparenz entwickeln sich noch zu langsam. Wir könnten viel verändern, stehen uns aber oft selbst im Weg.

Und was finden Sie besonders gut?

Der Slogan des ZIA bringt es recht gut auf den Punkt: Wir geben Leben Raum. Das heißt, wir Immobilienprofis sind Gestalter, und in dieser Rolle werden wir immer besser. ESG trägt dazu einen ganz wesentlichen Teil bei. Manche mag das nerven, aber das muss es auch. Wir müssen ein richtig großes Rad drehen, und da ist es mit „ESG-Kosmetik“ nicht getan. Schließlich gilt es, unseren Lebensraum zu erhalten. Das schwierige Umfeld, das wir gerade erleben, zwingt die Branche mehr denn je dazu, sich zu professionalisieren. Hier passiert gerade richtig viel und das ist klasse.

Baulöwe, Miethai, Heuschrecke: Leute, die mit Immobilien Geld verdienen (wollen), haben nicht immer den besten Ruf. Zu Recht?

Wow, die habe ich gar nicht mehr im aktiven Wortschatz! An diesen angestaubten Begriffen sieht man, dass teilweise keine Differenzierung stattfindet. Okay, in den vergangenen Jahren konnte man auch ohne größere Anstrengung erfolgreich sein. Aber das ändert sich ja gerade. In einer angespannten Marktsituation, wie wir sie jetzt erleben, braucht es Professionalität und nachhaltige Geschäftsmodelle. Das führt zwangsläufig zu Veränderungen und die werden der Branche guttun.

Sie würden jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen, weil ...

… sie eine spannende und vielseitige Welt bietet. Man lernt die unterschiedlichsten Menschen und Orte kennen. Außerdem hat man ständig mit gesamtgesellschaftlichen Themen zu tun und kann Lebensräume selbst mitgestalten. Wer wissbegierig ist und nichts schlimmer findet, als sich im Job zu langweilen, ist hier gut aufgehoben. Und Geduld wäre auch wichtig, denn in der Branche mahlen die Mühlen auch mal langsamer.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Vielleicht eine Künstlerin wie Fujiko Nakaya – ihre Nebelskulpturen im Haus der Kunst sind ein Ereignis. Allerdings fehlt mir die nötige Portion Talent.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Die Fuggerei in Augsburg – die noch heute bestehende älteste Sozialsiedlung der Welt. Jakob Fugger war bereits im 16. Jahrhundert ein echter Visionär. Was er damals ins Leben gerufen hat, nennen wir heute Impact-Investing.

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

Keines, da ich versuchen würde, es energetisch zu sanieren.

Was bringt Sie privat auf die Palme? Und was beruflich?

Gesellschaftliche Rücksichtslosigkeit – privat wie beruflich.

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Wenn ich in fremde Welten eintauchen kann – beispielsweise im Urlaub oder auf Ausstellungen. Auch wenn ich gemeinsam Zeit mit meiner Familie und mit Freunden verbringe, komme ich zur Ruhe.

Für welches private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Leider für alle.

Nennen Sie einen Ihrer Lieblingssongs.

Für mich gibt es nicht „den einen“ Song – das hängt eher von der Situation ab. Mal ist es „Space Oddity“ von David Bowie, mal „No Good“ von The Prodigy. Und auf der Wiesn ist „T.N.T.“ von AC/DC unschlagbar.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an was?

Zeit mit meiner Familie für gemeinsame Erkundungen. Ich liebe es, Neues zu entdecken.

Homeoffice, Büro oder mobil in der Bahn? Wo arbeiten Sie am häufigsten, wo am liebsten und warum?

Für mich kommt es nicht auf den geografischen Ort an. Ich kann überall gut arbeiten, Hauptsache, es ist ein kreativer Austausch mit Menschen möglich.

Wie gehen Sie am liebsten aus? Eher zum Essen im Restaurant, tanzen in der Diskothek oder mit Kulturprogramm? Und in welcher konkreten Location kann man Sie öfter mal antreffen?

Mal rustikal in den Biergarten, mal schick ins Restaurant. Und kulturell – ich glaube, das erwähnte ich schon – gehe ich gern in gut kuratierte Kunstausstellungen. Man trifft mich also ab und an im Haus der Kunst, wo ich nach dem Ausstellungsbesuch gern einen Abstecher in die „Goldene Bar“ mache. Da lasse ich Nebelkunst und Co entspannt hinter mir und gönne mir auf dem Boden der Tatsachen einen Kaffee.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Handgemachter Kartoffelreibekuchen. Wobei … ich denke, die asiatische Küche läuft dem guten alten Lieblingsgericht aus der frühen Kindheit demnächst den Rang ab.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Elefanten in freier Wildbahn. Die intelligenten Dickhäuter sind meine absoluten Lieblingstiere.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben – welchen Traum erfüllen Sie sich?

Ich habe keine wirklich großen materiellen Träume. Grundsätzlich würde ich eher in PropTechs – zum Beispiel im Bereich Wasserstoff – investieren, weil diese dazu beitragen, den Klimawandel zu bremsen. Auch Organisationen, die Menschen Chancen erschließen und ihnen unabhängig vom Einkommen und Bildungsgrad der Eltern einen sozialen Aufstieg ermöglichen, wären Optionen für ein solches Investment.

Das Interview führte Janina Stadel

Janina Stadel