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Duale Studenten werden beliebter

Die Verzahnung von Praxis und Theorie ist beim dualen Studium besonders reizvoll.

Die Verzahnung von Praxis und Theorie ist beim dualen Studium besonders reizvoll.

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Karriere 05.08.2021
Hansainvest Real Assets ist überzeugt von den Vorteilen der dualen Ausbildung seiner Fachkräfte. JLL offenbar auch, die Berater haben ihr Angebot deutlich ausgeweitet. Damit sind sie ... 

Hansainvest Real Assets ist überzeugt von den Vorteilen der dualen Ausbildung seiner Fachkräfte. JLL offenbar auch, die Berater haben ihr Angebot deutlich ausgeweitet. Damit sind sie nicht allein. Professor Benjamin Beug von der Hochschule 21 bestätigt den Trend.

Der Akademisierungsgrad in der Immobilienbranche steigt stetig. "Viele Unternehmen wachsen und müssen größere Portfolios managen. In der Folge brauchen sie Leute, die strategisch denken können", stellt Professor Benjamin Beug fest, Leiter des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen Bau und Immobilien Dual an der Hochschule 21 in Buxtehude. Er sieht einen Trend, der dem dualen Studium Auftrieb verleiht. "Studien zeigen, dass duale Studiengänge größer werden", sagt er und denkt weiter: "In den nächsten Jahren wird die Ausbildung noch dualer."

Ein Indiz für diese Entwicklung zeigt sich beim Maklerhaus JLL. An den Standorten Berlin und Frankfurt hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren ein bis zwei duale Studenten im Bereich BWL/Immobilienwirtschaft eingestellt. "Dieses Jahr gehen wir neue Wege und haben das duale Studentenprogramm auf den Standort Stuttgart ausgeweitet und somit insgesamt acht Plätze geschaffen", erklärt Wencke Leyens-Wiedau, Head of Talent Acquisition JLL Northern Europe. "Ferner haben wir uns bei der Hochschule Anhalt als Partnerunternehmen für den Studiengang BWL/Immobilienbewertung gelistet und stellen auch hier zwei duale Studenten ein."

Auch Investmentmanager Hansainvest Real Assets setzt auf diesen Ausbildungsweg für seine künftigen Fachkräfte. "Wir haben recht häufig die Erfahrung gemacht, dass Mitarbeiter nach ihrer Ausbildung weiterstudieren wollten. Das haben wir gerne möglich gemacht", erinnert sich Geschäftsführerin Martina Averbeck. "Letztlich waren die Mitarbeiter dann aber fünf bis sechs Jahre in einer Ausbildung und sind erst danach vollends im Büroalltag angekommen. Eine solch lange Zeit zu überbrücken, ist für einen Arbeitgeber schwierig." Ein Mitarbeiter, der bei der Hochschule 21 studiert hat, war dann der Impulsgeber für die Idee, auf duale Studenten zu setzen.

Heute zählt Averbeck bei einer Belegschaft von rund 100 Mitarbeitern vier duale Studenten. "Ich finde das Verhältnis ganz gesund." Denn hinter jedem Studenten steckt eine unternehmensinterne Choreografie. Die Praxis im Büro und Theorieblöcke an der Hochschule wechseln zwar alle drei Monate, doch der Investmentmanager bemüht sich um eine Verzahnung. "Wir setzen die Studenten in dem Themenbereich ein, der gerade auf dem Lehrplan steht", erklärt Averbeck. Damit wolle Hansainvest den Lernerfolg der Studenten steigern. "Mit mehr Studierenden würden wir dem nicht gerecht werden können."

Bei Hansainvest betreut ein dualer Student eine Bestandsimmobilie über ihren gesamten Zyklus, von der technischen Ausstattung über die Betriebskostenabrechnung bis zur Verwaltung. "Die Studierenden arbeiten quasi am lebenden Objekt", sagt Averbeck. Darüber hinaus können sie auch außerhäusig Station zu machen. Das betrifft auf Wunsch nicht nur den internationalen Bereich. "Eine dreimonatige Praxisphase findet beispielsweise bei einem Verwalter vor Ort statt." Zudem bestehen Kooperationen zu Maklern und die Möglichkeit, bei einer Werbeagentur für Immobilienmarketing hineinzuschnuppern.

Die jährlichen Kosten für einen dualen Studenten schätzt Averbeck auf etwa 65.000 Euro bis 75.000 Euro für Gehalt und Studiengebühren. Im ersten Jahr verdiene ein dualer Student bei Hansainvest knapp 1.000 Euro netto, das steigere sich auf 1.300 Euro im letzten Jahr. Insgesamt dauert die Ausbildung dreieinhalb Jahre. Als Gegenleistung verpflichten sich die Studierenden, nach dem Studium noch mindestens zwei Jahre im Unternehmen zu bleiben.

Dem Vorurteil, duale Studenten würden im Studium nicht an ihre Leistungsgrenzen gehen, weil sie ohnehin ihren Job sicher haben, kann Averbeck nicht folgen. "Wir haben ein gutes Auswahlverfahren, Studenten mit hoher Eigenmotivation und sehr guten Leistungen." Das wird flankiert durch einen finanziellen Anreiz: Es gibt eine Sondergratifikation für Leistungen, die mit Noten besser als 2 bewertet werden.

Reizvoll ist zudem, dass die Absolventen nach dem Studium nicht nur einen akademischen Abschluss in der Tasche haben. Häufig können duale BWL-Studenten mit immobilienwirtschaftlichem Hintergrund auch gleichzeitig den Immobilienkaufmann machen. So habe beispielsweise die Hochschule 21 eine entsprechende Vereinbarung mit der IHK Stade abgeschlossen für Studierende mit vier Praxissemestern, berichtet Professor Beug. Das sei die gleiche Prüfung wie für Auszubildende. Und mit der Handelskammer Lüneburg bestehe ein Agreement, dass Studenten mit Bachelorabschluss den Fachwirt machen können.

"Dual ist kein geschützter Begriff"

Ohnehin rät Beug bei der Auswahl der Hochschule zu einem Blick auf die Details, denn: "Dual ist kein geschützter Begriff", warnt er. Es gebe je nach Hochschule unterschiedliche Grade. "Bei uns ist 50% Praxis und 50% Theorie, mehr dual geht nicht." Und auch die Art der Abschlüsse spiele eine Rolle. "Bei uns machen Wirtschaftsingenieure den Abschluss Bachelor of Engineering, darauf legen wir großen Wert", betont Beug. Die Absolventen erhalten eine Ingenieursurkunde von der Ingenieurkammer Niedersachsen. "Damit können die Absolventen auch bei technischen Themen auf Augenhöhe mit anderen Ingenieuren agieren."

Nach einem dualen Studium haben Arbeitgeberinnen wie Averbeck Fachkräfte im Haus, die auf ihre Bedürfnisse hin ausgebildet worden sind. "Und wichtig ist, dass die Studenten Spaß haben, mit der Immobilie zu arbeiten."

Anke Pipke

Willkommen im Job, aber bitte bleiben Sie zuhause!

Das erste Kennenlernen im neuen Job findet zurzeit oft per Videocall statt.

Das erste Kennenlernen im neuen Job findet zurzeit oft per Videocall statt.

Quelle: imago images, Urheber: Panthermedia

Karriere 09.04.2020
Stellen Sie sich vor, Sie fangen einen Job neu an und niemand ist im Büro. Selbst der Chef sitzt an seinem Schreibtisch zuhause. Die Corona-Krise bringt auch ungewöhnliche Wege des ... 

Stellen Sie sich vor, Sie fangen einen Job neu an und niemand ist im Büro. Selbst der Chef sitzt an seinem Schreibtisch zuhause. Die Corona-Krise bringt auch ungewöhnliche Wege des Onboardings mit sich. Zahlreiche Unternehmen heißen ihre Neuankömmlinge derzeit digital willkommen. Damit das gelingt, kommt es nicht nur auf die Technik an.

Ein erster Tag im neuen Büro ist in aller Regel schon aufregend genug. Viele unbekannte Gesichter, zu denen man sich jeweils den Namen, Funktion und Aufgabengebiet merken will - und spätestens ab Nummer zehn versagt. Doch einen Namen merkt sich der Neuankömmling immer: den des allwissenden Sitznachbarn, der auf fast jede Frage eine Antwort kennt. Doch was tun, wenn genau dieser Sitznachbar im Homeoffice arbeitet? Wenn auch sonst keiner im Büro sitzt, selbst der Chef nicht, sondern am heimischen Arbeitsplatz? Zahlreiche Unternehmen haben in solchen Fällen ihr Onboarding auf eine Einarbeitung auf Distanz umgestellt. "Es funktioniert bislang recht gut", lässt beispielsweise Makler Comfort wissen. Doch Jochen Zeeh, Geschäftsführer von ImmoTiss care, und Oliver Zirn, Geschäftsführer der Tochter Trasenix, schränken ein: "Ideal ist das aber sowohl für den Arbeitgeber als auch für den Arbeitnehmer sicher nicht."

Wenn der Lieferbote klingelt, geht's los

Den Startschuss in den neuen Karriereabschnitt gibt in Zeiten des allgemeinen Arbeitens im Homeoffice nicht etwa der Chef. Das obliegt nun dem klingelnden Lieferboten, den Unternehmen wie WiredScore, Drooms, Cube Real Estate oder P3 Logistic Parks beauftragt haben, die Gerätschaften für den Arbeitsalltag zu überbringen. Meist sind das Laptops, manchmal auch zusätzlich Smartphones, die schon mit der Firmensoftware bestückt sind. Die Passwörter dazu vergeben die Firmen per Videocall, Anruf oder per Post.

Jetzt noch anschalten und: Willkommen im Unternehmen! Es ist nicht der Gang über die Flure, die Atmosphäre offener Türen und der Duft aus dem Kaffeevollautomaten, die die Neuzugänge als erstes erfahren. Jetzt ist es häufig der Kontakt zur IT, die per Fernzugriff den Geräten den letzten Schliff gibt und grundlegend in die Funktionen einweist.

Erst danach ist der Weg frei zu den Kollegen und dem Vorgesetzten. Datenraumanbieter Drooms geht zunächst ganz dezent vor. "Wir stellen grundsätzlich alle neuen Kollegen mit einem kurzen Steckbrief und einem Bild in unserem Intranet vor", erzählt Meike Thai, Vice President Human Resources bei Drooms. Eine nächste Stufe zündet WiredScore, indem es zunächst Einzelgespräche im Videocall mit den jeweiligen Teammitgliedern stattfinden lässt. "Dort werden die neuen Mitarbeiter willkommen geheißen und man lernt sich untereinander kennen", sagt Sebastian Kohts, Geschäftsführer von WiredScore Deutschland. "Außerdem werden neue Kollegen in unserem ,Global Call? der ganzen Firma vorgestellt, sodass jeder im Unternehmen den Neuzugang zu Gesicht bekommt." Bei Instone Real Estate werden die neuen Kollegen digital durch den unmittelbaren Vorgesetzten eingearbeitet, und dann geht es los: "Unsere unterschiedlichen Teams haben sich zu digitalen Arbeitsgruppen mit regelmäßigen Meetings organisiert, neue Kollegen kommen dann unmittelbar in diese Gruppen dazu", sagt Andreas Gräf, COO der Instone Real Estate Group.

Um den sehr hilfreichen Sitznachbarn etwas ersetzen zu können, ist es von Vorteil, wenn Unternehmen auf bereits bewährte Mentoren-Programme zurückgreifen können - so wie beim Projektentwickler Cube Real Estate. "Das bedeutet, neue Kolleginnen und Kollegen haben einen festen Mentor im Unternehmen, der ihnen mit Rat, Tat und stets einem offenen Ohr für alle Fragen zur Verfügung steht", erklärt Geschäftsführer Tilman Gartmeier. Natürlich alles per Videocall.

Bei der Helaba heißt das Pendant Helaba Connect. Dabei können sich die neuen Kollegen einen Mentor an ihrem jeweiligen Standort auswählen. Der Austausch finde normalerweise via regelmäßiger Treffen - oder in den aktuellen Zeiten via individuellem Videochat - statt, lässt die Bank ausrichten.

Als "Buddy-Programm" bezeichnet derweil P3 Logistic Parks seine Begleitung der Neuzugänge. "Damit stellen wir jedem Mitarbeiter eine Kontaktperson aus dem Führungsteam an die Seite, die sich mindestens einmal im Monat per Telefon persönlich nach dem Wohlergehen des Mitarbeiters erkundigt", sagt Sönke Kewitz, Geschäftsführer P3 Logistic Parks Deutschland.

Um aufkommende Fragen und Probleme in den ersten Tagen des Arbeitsalltags schnell klären zu können, hat sich z.B. beim Maklerhaus JLL und WiredScore die Technik als sehr hilfreich erwiesen, die Bildschirmansichten teilen zu können. So können erfahrene Kollegen gleich einen Blick auf den Screen des anderen werfen und weiterhelfen.

Darüber hinaus weist Wencke Leyens-Wiedau, Team Leader Talent Acquisition Northern Europe bei JLL, darauf hin, dass "alle Richtlinien und Prozesse schriftlich online abrufbar" sind. Das macht es autodidaktisch veranlagten Mitarbeitern einfacher, selbst Lösungen zu finden.

In eine ähnliche Richtung zielen zudem E-Learning-Plattformen wie die der Helaba, auf der beispielsweise "wichtige Bank- und compliancespezifische Inhalte vermittelt werden". Auch Drooms arbeitet mit seiner Academy und weiteren Schulungsinstrumenten, die es dem Neuzugang ermöglichen, auf digitalem Wege fachlich im Unternehmen Fuß zu fassen.

Seinen Einstand kann der Newcomer übrigens auch sehr gern digital feiern, dagegen haben die Kollegen sicher nichts. Sowohl P3 Logistic Parks als auch Cube Real Estate berichten von einem freitagnachmittäglichen Ausklang der Woche, den die Mitarbeiter in lockerer Videocall-Runde feiern. "In Spitzenzeiten sind über 30 Mitarbeiter im entspannten und kommunikativen Videochat", erzählt Cube-Geschäftsführer Gartmeier. "So stärken wir auch digital das gute Gefühl, ein wertvoller Teil der Cube-Familie zu sein." Doch Gartmeier ergänzt: "Ich glaube, wirklich alle freuen sich auf ein Wiedersehen im Büro, mit ,echten Menschen´ und einem geregelten Büroalltag, abseits von Videokonferenzen und rein digitalem Arbeiten - so fortschrittlich das auch alles klingen mag."

Anke Pipke