Die Augen auch mal auf etwas anderes richten

Christine Bernhofer war schon 16, 17 Mal in Afrika. Hier steht sie zusammen mit ihrem Guide Malama am Ufer des Flusses Luangwa im South Luangwa National Park in Sambia.

Christine Bernhofer war schon 16, 17 Mal in Afrika. Hier steht sie zusammen mit ihrem Guide Malama am Ufer des Flusses Luangwa im South Luangwa National Park in Sambia.

Bild: C. Bernhofer

Köpfe 03.10.2013
Einmal den Beruf ruhen lassen und etwas ganz anderes machen. Das wünschen sich viele Arbeitnehmer. Dass der Ausstieg auf Zeit kein Traum bleiben muss und auch in hervorgehobenen Positionen ... 

Einmal den Beruf ruhen lassen und etwas ganz anderes machen. Das wünschen sich viele Arbeitnehmer. Dass der Ausstieg auf Zeit kein Traum bleiben muss und auch in hervorgehobenen Positionen möglich ist, zeigt Christine Bernhofer. Im Interview verrät die ehemalige Geschäftsführerin der UBS Real Estate Kapitalanlagegesellschaft (KAG), München, warum sie mit 45 Jahren den Absprung wagte und was nach dem Sabbatical kommen soll.

Immobilien Zeitung: Frau Bernhofer, jetzt, zum Oktober 2013 haben Sie offiziell Ihr Sabbatical angetreten, das bis Anfang 2015 dauern wird. Ist es Ihnen schwergefallen, Ihr Mandat als Geschäftsführerin bei der UBS Real Estate KAG nach acht Jahren niederzulegen und sich aus der Branche vorerst zu verabschieden?

Christine Bernhofer: Ja und Nein. Die Entscheidung zu einem Mid-Career-Break hat mich nicht zu viel Nachdenken gekostet. Die Frage "Willst du das wirklich tun?", konnte ich dann doch recht schnell mit einem klaren Ja beantworten.

IZ: Wie fühlen Sie sich, nachdem Sie mehr als 20 Jahre im Berufsleben standen und nun keinen Job mehr haben?

Bernhofer: Ich dachte, ich würde durch die Endgültigkeit des Schrittes Angst verspüren. Aber, ich muss sagen, ich fühle mich relativ normal.

Unterstützung durch die Familie

IZ: Hat Ihr Umfeld Ihre Entscheidung verstanden?

Bernhofer: Es gab viele unterschiedliche Reaktionen von "super" bis "bist du wahnsinnig?". Viele reagierten auch neidisch - im positiven Sinne - auf meine Pläne. Aber meine Familie unterstützt mich voll und ganz. Und auch mein Partner hat zu meinen Sabbatical-Plänen sofort gesagt: "Klar machst du das!"

IZ: Nimmt er sich auch frei?

Bernhofer: Das war unsere ursprüngliche Idee, ja. Aber für ihn wäre es derzeit beruflich sehr ungünstig. Deswegen nehme ich die Auszeit jetzt alleine und werde ihn regelmäßig in Deutschland besuchen. Wenn man darauf wartet, dass alles irgendwann passt, dann wartet man sein ganzes Leben lang.

IZ: Wenn Sie regelmäßig nach Deutschland zurückkehren werden, planen Sie also nicht eine große Weltreise, von der so viele träumen?

Bernhofer: Nein, einfach nur um die Welt zu reisen, ist nicht mein Ziel. Ich nehme mir diese Pause, um die Augen auch mal auf etwas anderes zu richten.

IZ: Und was ist das?

Bernhofer: Ich möchte beispielsweise in Sambia zwei Hilfsprojekte unterstützen. Das eine ist eine Mittelschule in der Region, die von mehreren lokalen Lodge-Betreibern aufgebaut wurde. Dafür habe ich schon bei meinen letzten Besuchen für die Kinder Schulsachen mitgebracht. Bei dem anderen Projekt lernen HIV-infizierte Frauen mit der Nähmaschine nähen, um Geld für den Lebensunterhalt wie auch für die Fahrten zum Krankenhaus zu verdienen.

IZ: Wie sind Sie auf diese Fördermaßnahmen aufmerksam geworden?

Bernhofer: Ich bin schon 16, 17 Mal nach Afrika gereist. Besonders nachhaltig erscheinen mir Förderprogramme, die in Afrika selbst entstanden sind und entwickelt wurden. Das ist bei beiden Projekten der Fall. Zudem verfolgen die Initiatoren keine finanziellen Interessen, denn sie verdienen ihr Einkommen durch die Gästelodges.

IZ: Wie wollen Sie sich einsetzen?

Bernhofer: Ich stelle meine Erfahrung und mein Organisationstalent zur Verfügung. Außerdem entstehen gerade viele neue Kontakte, zum Beispiel zu einer deutschen Stiftung.

IZ: Nicht jeder, der von einem Sabbatical träumt, dürfte mutig genug sein, Ihrem radikalen Weg eines Ausscheidens aus der Firma zu folgen. Viele haben sicherlich Sorge, dass sie nach der Auszeit keinen Job mehr finden werden.

Bernhofer: Ich würde mich immer fragen: Welches Bild habe ich von mir selbst? Ich weiß doch, was ich kann. Und damit bin ich bis jetzt hierhergekommen. Warum sollte ich das nicht wieder schaffen? Die persönlichen Fähigkeiten gehen während eines Sabbaticals schließlich nicht verloren.

IZ: Sie werden also nach der Auszeit in die Immobilienbranche zurückkehren?

Bernhofer: Ja, auf jeden Fall. Ich schaue, wo ich mich nach meiner Rückkehr in anderthalb Jahren einbringen kann. Aktuell ist jedoch nichts fest geplant, da ich mich ganz auf die Auszeit konzentrieren will.

Nicht zu lange planen

IZ: Vor dieser Rückkehrphase dürften sich viele fürchten - und aus diesem Grund nie losziehen.

Bernhofer: Für diese Gruppe ist es vielleicht hilfreich, ein Worst-Case-Szenario durchzurechnen. Falls die Jobsuche nach der Rückkehr wirklich länger andauern sollte, wie hoch dann die unabdingbaren Fixkosten wären, die wirklich getragen werden müssen. Ein Auto kann verkauft, eine Wohnung zwischenzeitlich untervermietet werden - einzig die Krankenversicherung sollten Ausstiegswillige weiter finanzieren können. In Summe dürfte dabei ein recht niedriger Betrag herauskommen.

IZ: Mit anderen Worten, die Finanzen prüfen und den Ausstieg auf Zeit dann einfach wagen?

Bernhofer: Genau. Das Geld sollte für die anderthalbfache Zeit der geplanten Auszeit reichen. Wenn das gesichert ist, dann einfach machen - und nicht zu lange planen. Denn viele Dinge ergeben sich auf dem neu eingeschlagenen Weg von selbst.

IZ: Frau Bernhofer, danke für das Gespräch.

Das Interview führte Sonja Smalian

Sonja Smalian

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Tina Reuter ist ab sofort Head of Germany bei Cushman & Wakefield

Tina Reuter ist ab sofort Chefin der deutschen Tochter von C&W.

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Quelle: Cushman & Wakefield

Köpfe 18.04.2024
Nun ist es offiziell: Tina Reuter ist ab sofort Head of Germany bei Cushman & Wakefield (C&W). Sie hatte das Amt schon im Dezember 2023 interimsmäßig von Yvo Postleb übernommen, ... 

Nun ist es offiziell: Tina Reuter ist ab sofort Head of Germany bei Cushman & Wakefield (C&W). Sie hatte das Amt schon im Dezember 2023 interimsmäßig von Yvo Postleb übernommen, der das Unternehmen verlassen hat.

In ihrer neuen Rolle ist Tina Reuter für die strategische Ausrichtung und die Geschäftsentwicklung von C&W in Deutschland verantwortlich, sie möchte die Wachstumsstrategie des Unternehmens weiterentwickeln und umsetzen.

Sie wolle C&W „als One-Stop-Shop“ in Deutschland positionieren, sagt Reuter der Immobilien Zeitung. Das Unternehmen solle künftig nicht mehr nur als Maklerhaus, sondern als Anbieter ganzheitlicher Lösungen wahrgenommen werden.

Zudem will sie den Teamgedanken stärken. „Die goldenen Jahre liegen hinter uns, jetzt stehen Themen an, die mehr der Vernetzung bedürfen“, sagte Reuter. Mit interdisziplinären Teams könne man die Immobilie besser verstehen und kreativer denken. Das bringe Mehrwert ebenso für die Kunden wie für die Städte und die Gemeinschaft.

„Haben Finanzkraft und das Vertrauen der Banken“

Reuter betonte, C&W sei wirtschaftlich stabil. Durch Umschuldung und Rückzahlung von Darlehen habe man den Zinsaufwand reduziert. „Wir haben die notwendige Finanzkraft und das Vertrauen der Banken“, sagte Reuter mit Blick auf kommende Herausforderungen.

Die Diplom-Architektin und Master of Science im Bereich Business Administration hatte die Führung der deutschen Tochter bereits im Dezember 2023 interimsmäßig von Yvo Postleb übernommen.

Reuter verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Immobilienbranche und ist seit 2013 bei Cushman & Wakefield tätig. 2019 wurde sie als Executive Partner Mitglied des strategischen Führungsteams von C&W in der EMEA-Region und war hier vor ihrer Bestellung zur Head of Germany für das Asset Services-Geschäft in 14 Ländern mit mehr als 1.300 Mitarbeitern verantwortlich. Zudem ist sie Teil des EMEA-Gremiums für Diversität, Gleichheit und Inklusion sowie des ESG EMEA Councils.

Strategisches Denken in der neuen Rolle

„Tina Reuter leitete in unserem Unternehmen bereits wirtschaftlich äußerst erfolgreiche Teams, die gleichzeitig unsere Unternehmenswerte vorbildlich leben“, sagte Colin Wilson, Chief Executive EMEA bei C&W. „Aus der langjährigen engen Zusammenarbeit mit ihr weiß ich, dass sie Fokus, Organisation und strategisches Denken in ihre neue Rolle einbringen wird.“ Unter ihrer Führung habe das Geschäft mit Asset Services in Europa ein stetiges Margenwachstum erzielt.

„Ich möchte Yvo Postleb für seinen Beitrag danken“, sagte Wilson weiter. Er habe das Deutschland-Geschäft lange Jahre geleitet, durch die Pandemie geführt und die Dienstleistungspalette weiter ausgebaut.

Weltweit hat C&W rund 52.000 Beschäftigte in mehr als 400 Niederlassungen und 60 Ländern. In Deutschland ist das börsennotierte Unternehmen mit Niederlassungen in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München mit etwa 350 Experten vertreten.

Peter Dietz