Ein Franzose schaut jetzt bei mfi nach dem Rechten

Der neue mfi-Vorstand (v.l.): Christof Glatzel, Karl Reinitzhuber, Michel Dessolain und Ulrich Wölfer.

Der neue mfi-Vorstand (v.l.): Christof Glatzel, Karl Reinitzhuber, Michel Dessolain und Ulrich Wölfer.

Bild: mfi

Köpfe 11.04.2013
Der französische Immobilienkonzern Unibail-Rodamco bindet den Shoppingcenterentwickler mfi enger an sich. Michel Dessolain, zuletzt Vorstand bei Unibail-Rodamco und Aufsichtsrat von mfi, ... 

Der französische Immobilienkonzern Unibail-Rodamco bindet den Shoppingcenterentwickler mfi enger an sich. Michel Dessolain, zuletzt Vorstand bei Unibail-Rodamco und Aufsichtsrat von mfi, zieht als "Co-CEO" in den Vorstand ein. Die bisherigen Vorstände Matthias Böning und Marcus Hütterman verlassen das Unternehmen, Böning aber offenbar nicht ganz.

Der Essener Centerentwickler mfi hat seit gestern einen neuen Vorstand. Das zweitgrößte Unternehmen seiner Art in Deutschland wird künftig von einer Doppelspitze geführt: dem bisherigen Finanzvorstand Karl Reinitzhuber und Michel Dessolain aus Frankreich. Dessolain war zuletzt Vorstand beim mfi-Gesellschafter Unibail-Rodamco und vertrat die Franzosen im mfi-Aufsichtsrat. Neu im mfi-Vorstand ist auch Ulrich Wölfer, bislang Geschäftsführer von mfi Construction Services.

Böning behält seine E-Mail-Adresse bei mfi

Matthias Böning, seit zehn Jahren im Vorstand von mfi und seit 2006 dessen Vorsitzender, verlässt das Unternehmen, ebenso Marcus Hüttermann, der dem Gremium seit vier Jahren angehört. Sie teilten ihre Entscheidung gestern dem Aufsichtsrat mit. Während es um den Abschied von Hüttermann zuletzt immer mal wieder Spekulationen gegeben hatte, kommt die Demission von Böning überraschend. Für kommende Woche war er mit der Immobilien Zeitung noch zum Interview verabredet. "Ich habe bei mfi viel erreicht, jetzt ist ein guter Zeitpunkt zu gehen", sagt Böning. Er bleibe dem Unternehmen verbunden, z.B. für Lobbyarbeit. Böning behält seine E-Mail-Adresse bei mfi.

Wie zu hören ist, haben auch eine Handvoll Manager aus dem Asset-Management, darunter Thorsten Prior, mfi verlassen. mfi-Sprecher Thorsten Müller sagt, diese Abgänge stünden nicht im Zusammenhang mit dem Rückzug von Böning und Hüttermann.

Böning führte mfi durch die Finanzkrise

Böning hat mfi seit 2003 durch alle Höhen und Tiefen geführt. Dazu zählt insbesondere die Zeit der Finanzkrise, als der langjährige mfi-Partner Ivanhoe Cambridge aus den Projekten Höfe am Brühl (Leipzig) und Pasing Arcaden (München) ausstieg und die Zukunft des Unternehmens auf der Kippe stand. Danach wickelte Böning die mfi-Anteilsverkäufe an den US-Investor Perella Weinberg und später an Unibail-Rodamco ab. "Das war eine enorm stressige Zeit für ihn", sagen Mitarbeiter. Hüttermann gilt bei mfi als der Mann, der der Firma u.a. Impulse im Vermietungsgeschäft und beim Thema Multichannel gegeben hat.

mfi, das von Roger Weiss 1987 als Ein-Mann-Firma gegründet wurde und inzwischen über 600 Mitarbeiter beschäftigt, tritt mit der Berufung des französischen Managers Dessolain in eine neue Phase seiner Entwicklung ein. Die Bindungen an den Unibail-Konzern, der im Moment 46% an mfi hält und im kommenden Jahr die Option besitzt, die Mehrheit zu übernehmen, dürften enger werden. "Unibail will das Unternehmen stark prägen", war zu hören.

Zuletzt hatte Unibail schon Entscheidungen der alten mfi-Führung korrigiert und z.B. sein Veto gegen den Bau eines Einkaufszentrums in Fulda eingelegt. Auch die englische Sprache dürfte jetzt endgültig zur zweiten Amtssprache in Essen werden. Aufsichtsratssitzungen fanden bisher schon in Englisch statt. Das dürfte bei der Konstellation drei Deutsche, ein Franzose jetzt auch bei Vorstandssitzungen der Fall sein.

Christoph von Schwanenflug

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Wiener Staatsanwälte ermitteln gegen René Benko

René Benko ist ins Visier der Strafverfolger geraten.

René Benko ist ins Visier der Strafverfolger geraten.

Quelle: Imago, Urheber: photonews.at

Köpfe 17.04.2024
Die Wiener Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen Signa-Gründer René Benko persönlich aufgenommen. Eine Bank will bei einer Kreditverlängerung im vergangenen Jahr von Benko mit ... 

Die Wiener Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen Signa-Gründer René Benko persönlich aufgenommen. Eine Bank will bei einer Kreditverlängerung im vergangenen Jahr von Benko mit Blick auf die finanzielle Situation der Signa-Gruppe hinters Licht geführt worden sein. Nach Informationen der Immobilien Zeitung handelt es sich um die österreichische Schelhammer Capital Bank.

„Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen René Benko, eine Signa-Gesellschaft sowie eine weitere Person wegen Betrugs aufgrund des mutmaßlichen Vortäuschens der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Signa-Gruppe und ihrer Zahlungswilligkeit bei der Verlängerung eines Bankkredits eingeleitet“, teilte die Wiener WKSta am frühen Montagabend mit. Die Justizbehörde bestätigte damit Medienberichte, wonach Benko selbst als Beschuldigter bei den Betrugsvorwürfen geführt wird.

Laut dem österreichischen Radiosender Ö1 geht es um einen 25-Mio.-Euro-Kredit an eine Signa-Gesellschaft, der vergangenen Sommer ausgelaufen wäre. Das weder von der WKSta noch von Ö1 namentlich genannte Kreditinstitut verlängerte das Darlehen, fühlt sich im Nachhinein aber über die damalige wirtschaftliche Situation der Signa-Gruppe getäuscht und stellte eine Verdachtsanzeige gegen Benko.

Bank erhebt Vorwurf der faktischen Geschäftsführung

Laut dem Anwalt der Bank, Johannes Zink, führte Benko selbst die Finanzierungsverhandlungen für die Kreditprolongation – obwohl er bei Signa längst kein operatives Amt mehr bekleidete. Zink sprach im Ö1-Sender von faktischer Geschäftsführung. Ein Vorwurf, der Benko zum wiederholten Male gemacht wird. „Es besteht nach Ansicht meiner Mandanten der Anschein, dass René Benko als faktischer Geschäftsführer selbst für die Signa-Gruppe tätig geworden ist, selbst Finanzierungsgespräche geführt hat und auch selbst Korrespondenz mit den Banken geführt hat“, sagte Zink im Radio.

Nach Informationen der Immobilien Zeitung (IZ) handelt es sich bei der Bank, die die jetzigen Ermittlungen ins Rollen gebracht hat, um die österreichische Privatbank Schelhammer Capital Bank. Diese taucht auf der Ende 2023 von der Bild-Zeitung geleakten Gläubigerliste der großen Signa-Gesellschaften tatsächlich mit einer Summe von knapp unter 25 Mio. Euro auf – das passt zu der in den österreichischen Medien genannten Zahl. „Die Schelhammer hatte einen 2023 auslaufenden Kredit über 25 Mio. Euro als Corporate Loan an eine Entity der Signa Holding gegeben”, bestätigt ein Kenner der Materie der IZ. Darlehensnehmer soll eine Gesellschaft mit dem Namen Signa Holding (Sub) Financing AT gewesen sein. Bei dem Darlehen habe es sich demzufolge nicht um eine Immobilienfinanzierung gehandelt.

Die österreichische Wirtschaftszeitung Der Standard schreibt, dass es sich laut ihr vorliegenden Unterlagen um ein sogenanntes Wertpapier-Lombard-Geschäft gedreht habe. Ein Lombardkredit ist ein Darlehen, bei dem Wertpapiere als Sicherheit dienen (und nicht etwa eine Immobilie). Laut Standard bestand die Besicherung im den in Rede stehenden Fall darin, dass die als Kreditnehmerin auftretende Signa-Gesellschaft Aktien an die Bank verpfändete. Der Standard nennt den betreffenden Finanzierer nicht namentlich. Nach IZ-Recherchen geht es dabei um die Schelhammer Capital Bank.

Die Bank, die Benko angezeigt hat, soll die kompletten 25 Mio. Euro inzwischen abgeschrieben haben, wie Der Standard und auch das österreichische Medium Kleine Zeitung berichten. Laut dem gestern Nacht veröffentlichten Artikel der Kleinen Zeitung handelt es sich „bei dem Institut, das die Sachverhaltsdarstellung eingebracht hat, um die gut kapitalisierte Schelhammer Capital Bank aus der Grawe-Bankengruppe“. Die Schelhammer Capital Bank und die Grave-Bankengruppe wollten die Informationen der IZ zur Causa Benko unter Verweis auf das Bankgeheimnis weder bestätigen noch dementieren. Benkos österreichischer Anwalt Norbert Wess wies die Betrugsvorwürfe gegen seinen Mandanten laut den Medienberichten zurück.

Rund um Signa wird weiter ermittelt
Nachdem sich die Münchner Staatsanwaltschaft bereits wegen des Verdachts der Geldwäsche mit Signa beschäftigt, wird nun auch aus Wien heraus wegen Betrugsverdachts ermittelt. Eine Rolle spielt dabei der Staatsfonds Saudi-Arabiens. Gleichzeitig versucht René Benko, das Vermögen seiner Familie zu schützen.
Auch die Staatsanwaltschaft München I beschäftigt sich mit Vorwürfen gegen Verantwortliche der Signa-Gruppe. Sie bestätigte der IZ, dass „seit Ende letzten Jahres Geldwäscheverdachtsanzeigen eingegangen sind, die wie üblich zur Eintragung eines Verfahrens geführt haben“. „Dabei wird selbstverständlich der Sachverhalt umfassend in rechtlicher Hinsicht, also auch im Hinblick auf mögliche sonstige Straftaten, geprüft.“ Und bei der Wiener WKSta laufen bereits Ermittlungen gegen Geschäftsführer einer Signa-Projektgesellschaft. Der Verdacht lautet hier auf „schweren Betrug im Zusammenhang mit einer Kapitalbeschaffungsmaßnahme“. Nach IZ-Informationen geht es in beiden Fällen um die Doppel-Projektentwicklung Corbinian/altes Hertie-Kaufhaus zwischen Münchener Hauptbahnhof und Stachus.
 

Harald Thomeczek

Peach Property holt Ex-DW-Chef Michael Zahn als Oberaufseher

Michael Zahn.

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Quelle: Immobilien Zeitung, Urheberin: Jutta Ochs

Köpfe 12.04.2024
Christoph von Schwanenflug