Koch, unser Mann für PPP

Köpfe 28.10.2010
Roland Koch an der Spitze des Baukonzerns Bilfinger Berger? Das ist keine so abwegige Idee. Der ehemalige hessische Ministerpräsident könnte sich als sehr nützlich erweisen, um dem ... 

Roland Koch an der Spitze des Baukonzerns Bilfinger Berger? Das ist keine so abwegige Idee. Der ehemalige hessische Ministerpräsident könnte sich als sehr nützlich erweisen, um dem PPP-Geschäft in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen, meint IZ-Redakteur Christoph von Schwanenflug.

Die besten Geschäfte macht man bekanntlich mit dem Staat. Das gilt besonders für Baukonzerne, die von öffentlichen Aufträgen abhängig sind. Bisher haben die Bilfingers dieser Welt solche Aufträge auch ohne Politiker an der Spitze bekommen. Doch für die Geschäfte der Zukunft werden einfache Top-Manager nicht mehr ausreichen. Diese Aufträge müssen in der politischen Arena erstritten werden, von Manager-Politikern oder Politik-Managern, je nachdem, wie man es sieht. Die Rede ist von Public Private Partnership (PPP) im großen Stil.

Nehmen wir die Schiersteiner Brücke (Brücke der A 643 über den Rhein bei Wiesbaden). Täglich pendeln Zehntausende aus Rheinland-Pfalz über dieses marode Bauwerk ins Rhein-Main-Gebiet. Alle paar Monate wird die Brücke auf Schäden überprüft, seit drei Jahren gilt Tempo 60. Der fällige Neubau soll 2018 fertig sein. Selbstverständlich hätte längst eine neue Brücke stehen können, wenn man diese (wie in vielen Ländern bei großen Straßenbauvorhaben üblich) z.B. über eine Maut finanziert hätte. Brückenmaut? Autobahnmaut? Um so etwas durchzusetzen und dabei die private Bauwirtschaft einzubinden, dürften die politische Drähte von Herbert Bodner, dem jetzigen Vorstandschef von Bilfinger Berger, zu kurz sein. Hier könnte sich ein Mann wie Koch als nützlich erweisen. Das gilt auch für andere Bereiche der Infrastruktur. Ist es ein Zufall, dass der PPP-Vorstand von Bilfinger, Kenneth Reit, seinen Hut nahm, kurz nachdem die Personalie Koch im August publik wurde?

Das PPP-Geschäft hat für Baukonzerne großen Charme. Langfristig kalkulierbare Erlöse aus Verträgen mit der öffentlichen Hand machen sie unabhängiger von den Zyklen der Baukonjunktur. Das würde auch die Börse honorieren. Doch gemessen an dem, was möglich wäre, steht das PPP-Geschäft in Deutschland erst am Anfang. Die Zeit aber wird kommen, da werden auch liquide Bundesländer und der Bund Infrastruktur-Investitionen nicht mehr allein über Steuergelder finanzieren können. Wer wüsste das besser als Koch, der die Verschuldung Hessens auf neue Rekordhöhen getrieben hat?

Dass gerade Koch als Bilfinger-Berger-Chef gehandelt wird, erscheint auch aus einem anderen Grund naheliegend. Der CDU-Politiker hatte seinen ersten großen Einsatz für die Bauindustrie schon 1999, als er erfolglos versuchte, einen Bankenpakt zur Rettung von Holzmann zu schmieden. (Erst als Bundeskanzler Schröder nach Frankfurt kam, machten die Banken damals mit.)

Zudem dürfte die Bau- und Immobilienwirtschaft in den letzten Jahren in kaum einem Bundesland so gut bedient worden sein wie in Hessen. Das Land verkaufte unter Koch wie besessen Landesgebäude und mietete sie zurück (u.a. Leo I/II), große Landesbauten entstanden über PPP. Der Abschluss von Mietverträgen mit 30 Jahren Laufzeit zulasten des Landes Hessen war an Kochs Kabinettstisch eine vertraute Übung. Künftige Finanzminister dürften das nicht so prima finden, Koch hat damit aber gezeigt, dass ihm die Immobilienwirtschaft am Herzen liegt. Ihn dort zu beschäftigen, erscheint darum logisch. Das einzige, was ihm Bilfinger nicht wird bieten können, ist ein Abschied mit militärischen Ehren. Aber den hatte er zum Glück ja schon. (cvs)

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Christoph von Schwanenflug

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Tina Reuter ist ab sofort Head of Germany bei Cushman & Wakefield

Tina Reuter ist ab sofort Chefin der deutschen Tochter von C&W.

Tina Reuter ist ab sofort Chefin der deutschen Tochter von C&W.

Quelle: Cushman & Wakefield

Köpfe 18.04.2024
Nun ist es offiziell: Tina Reuter ist ab sofort Head of Germany bei Cushman & Wakefield (C&W). Sie hatte das Amt schon im Dezember 2023 interimsmäßig von Yvo Postleb übernommen, ... 

Nun ist es offiziell: Tina Reuter ist ab sofort Head of Germany bei Cushman & Wakefield (C&W). Sie hatte das Amt schon im Dezember 2023 interimsmäßig von Yvo Postleb übernommen, der das Unternehmen verlassen hat.

In ihrer neuen Rolle ist Tina Reuter für die strategische Ausrichtung und die Geschäftsentwicklung von C&W in Deutschland verantwortlich, sie möchte die Wachstumsstrategie des Unternehmens weiterentwickeln und umsetzen.

Sie wolle C&W „als One-Stop-Shop“ in Deutschland positionieren, sagt Reuter der Immobilien Zeitung. Das Unternehmen solle künftig nicht mehr nur als Maklerhaus, sondern als Anbieter ganzheitlicher Lösungen wahrgenommen werden.

Zudem will sie den Teamgedanken stärken. „Die goldenen Jahre liegen hinter uns, jetzt stehen Themen an, die mehr der Vernetzung bedürfen“, sagte Reuter. Mit interdisziplinären Teams könne man die Immobilie besser verstehen und kreativer denken. Das bringe Mehrwert ebenso für die Kunden wie für die Städte und die Gemeinschaft.

„Haben Finanzkraft und das Vertrauen der Banken“

Reuter betonte, C&W sei wirtschaftlich stabil. Durch Umschuldung und Rückzahlung von Darlehen habe man den Zinsaufwand reduziert. „Wir haben die notwendige Finanzkraft und das Vertrauen der Banken“, sagte Reuter mit Blick auf kommende Herausforderungen.

Die Diplom-Architektin und Master of Science im Bereich Business Administration hatte die Führung der deutschen Tochter bereits im Dezember 2023 interimsmäßig von Yvo Postleb übernommen.

Reuter verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Immobilienbranche und ist seit 2013 bei Cushman & Wakefield tätig. 2019 wurde sie als Executive Partner Mitglied des strategischen Führungsteams von C&W in der EMEA-Region und war hier vor ihrer Bestellung zur Head of Germany für das Asset Services-Geschäft in 14 Ländern mit mehr als 1.300 Mitarbeitern verantwortlich. Zudem ist sie Teil des EMEA-Gremiums für Diversität, Gleichheit und Inklusion sowie des ESG EMEA Councils.

Strategisches Denken in der neuen Rolle

„Tina Reuter leitete in unserem Unternehmen bereits wirtschaftlich äußerst erfolgreiche Teams, die gleichzeitig unsere Unternehmenswerte vorbildlich leben“, sagte Colin Wilson, Chief Executive EMEA bei C&W. „Aus der langjährigen engen Zusammenarbeit mit ihr weiß ich, dass sie Fokus, Organisation und strategisches Denken in ihre neue Rolle einbringen wird.“ Unter ihrer Führung habe das Geschäft mit Asset Services in Europa ein stetiges Margenwachstum erzielt.

„Ich möchte Yvo Postleb für seinen Beitrag danken“, sagte Wilson weiter. Er habe das Deutschland-Geschäft lange Jahre geleitet, durch die Pandemie geführt und die Dienstleistungspalette weiter ausgebaut.

Weltweit hat C&W rund 52.000 Beschäftigte in mehr als 400 Niederlassungen und 60 Ländern. In Deutschland ist das börsennotierte Unternehmen mit Niederlassungen in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München mit etwa 350 Experten vertreten.

Peter Dietz