Raumfahrt und Raumordnung

Köpfe 03.12.2009
Was haben Raumfahrt und Raumordnung gemeinsam? Für den Verkehrs- und Bauminister offenbar einiges, denn sie werden künftig vom gleichen parlamentarischen Staatssekretär verantwortet. Die ... 
Was haben Raumfahrt und Raumordnung gemeinsam? Für den Verkehrs- und Bauminister offenbar einiges, denn sie werden künftig vom gleichen parlamentarischen Staatssekretär verantwortet. Die Aufgabenverteilung und die Personalbesetzungen im Ministerium ( siehe Seite 3) deuten darauf hin, dass Bau- und Immobilienthemen auch weiterhin nur eine Nebenrolle spielen werden.
Die politische Spitze eines Ministeriums muss nicht aus Fachleuten bestehen - diese für den Normalbürger schwer verständliche These wird von vielen Politikwissenschaftlern vertreten. Denn nach der reinen Lehre versorgen die Beamten des Ministeriums die Politiker an der Spitze mit den nötigen Fachinformationen, während Letztere vor allem die Behörde leiten und ihre Themen nach außen durchsetzen können müssen.

Deswegen ist es nicht schlimm, dass der neue Bauminister Peter Ramsauer bisher wenig mit Bau- und Immobilienthemen auf sich aufmerksam machte. Viel wichtiger ist, dass er als ehemaliger CSU-Landesgruppenchef in Regierung und Regierungsfraktionen gut vernetzt ist und anders als sein Vorgänger Wolfgang Tiefensee von den eigenen Leuten ernst genommen wird.

Es ist auch nicht schlimm für die Bau- und Immobilienbranche, dass die drei parlamentarischen Staatssekretäre zuletzt vor allem Verkehrspolitiker waren. Ein Problem ist allerdings, dass sie dies offenbar alle bleiben wollen. Wie anders lässt sich sonst die merkwürdige und unlogische Ressortverteilung erklären, als dass jeder der drei weiter ein bisschen Verkehrspolitik machen darf und dazu ein bisschen Baupolitik miterledigen muss? Da ist dann der eine unter anderem zuständig für Raumfahrt und Raumordnung, der zweite für Luftverkehr und Wohnungspolitik und der dritte für Wasserstraßen und Baurecht. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass dieser Spagat nicht funktionieren kann.

Bliebe als Hoffnung für die Branche der für Bau zuständige beamtete Staatssekretär, also der oberste Baufachmann des Ministeriums. Unter dem schwachen Minister Tiefensee konnte der Stadtplaner und frühere Leipziger Stadtbaurat Engelbert Lütke Daldrup hier zuletzt einiges bewirken. Mit Rainer Bomba hat Ramsauer jetzt aber jemanden auf diese Position berufen, der sich beruflich bisher mit der Vermittlung von Arbeitslosen, Möbeln und Reisen beschäftigt hat, nicht jedoch mit Bau- oder Immobilienthemen. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass auch der Verkehrsstaatssekretär, der ehemalige Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation Klaus-Dieter Scheuerle, bisher nicht mit Verkehrsthemen aufgefallen ist.

Natürlich darf man Bomba nicht unterschätzen. Er gilt nicht nur als fähiger Behördenleiter, sondern auch als Macher. Als Quereinsteiger hat er bei der Bundesanstalt für Arbeit einigen Staub aufgewirbelt und Reformen vorangetrieben. Für die Fachkompetenz, mit der er eigentlich seinem Minister zuarbeiten sollte, ist er aber genauso auf den nachgeordneten Apparat angewiesen.

Vor allem aber sendet die Entscheidung ebenso wie die Aufgabenverteilung der parlamentarischen Staatssekretäre ein negatives Signal bezüglich des Stellenwerts von Immobilienthemen. Offenbar hat sich die Branche nach der prominenten Erwähnung der Immobilienwirtschaft im Koalitionsvertrag zu früh über einen Bedeutungsgewinn gefreut.

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Peter Maurer

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Hendrik Jansen übernimmt Professur für Städtebau an der Uni Rostock

Köpfe 23.04.2024
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Die Universität Rostock hat den Stadtplaner Hendrik Jansen zum 1. April 2024 zum Leiter des Lehrstuhls Nachhaltiger Städtebau und Mobilität berufen.

Die Professur ist Teil des Konzeptes für die standortübergreifende Ingenieurausbildung in den Bereichen Bauen, Landschaft und Umwelt (BLU) in Mecklenburg-Vorpommern. Jansen, der auch Mitinhaber des Büros BJP | Bläser Jansen Partner ist, möchte die Studierenden ermutigen, menschengerechte Städte zu entwerfen, den Städtebau und Mobilität zu integrieren und umweltschonend zu denken.

Ein sparsamer Umgang mit Grund und Boden sei dabei ebenso wichtig, wie eine nachhaltige städtebauliche Gestaltung. „Die Stadt der Zukunft ist dicht, grün, nutzungsgemischt und sozialgerecht. Aber nur wenn wir sie ressourcenschonend und nachhaltig entwerfen, können wir die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie die Verkehrswende, Energiewende und vor allem die Klimakrise bewältigen. Der Städtebau setzt dabei die gestalterischen und funktionalen Leitplanken für eine nachhaltige Stadtentwicklung“ sagt der Stadtplaner.

Forschung an internationalen Universitäten

Nach dem Studium der Raum- und Stadtplanung von 2006 bis 2012 an der Technischen Universität Dortmund und der San Diego State University in den USA sammelte Jansen Praxiserfahrung bei SBA Architektur & Städtebau in Stuttgart, bei Astoc Architects & Planners in Köln und bei der landeseigenen Berliner Wohnungsbaugesellschaft WBM. Seit 2012 ist er zudem Geschäftsführer und Partner bei BJP.

Auch über Lehrerfahrung verfügt Jansen bereits. Er unterrichtete an der Universität Kassel und der TU Dortmund und forschte am Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS), an der ETH Zürich und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, USA. Danach war er Vertretungsprofessor am Fachgebiet Städtebau und Bauleitplanung der TU Dortmund und zuletzt Professor für Architektur und Städtebau an der Internationalen Hochschule in Berlin.
Sabine Gottschalk