"Dann lasse ich eine Stelle lieber unbesetzt"

Matthias Leube hält weiter Ausschau nach zusätzlichen Mitarbeitern.

Matthias Leube hält weiter Ausschau nach zusätzlichen Mitarbeitern.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheberin: Monika Leykam

Karriere 02.05.2019
Matthias Leube ist seit rund zwei Jahren Deutschlandchef von Colliers. Seitdem hat er mehr als 150 Leute an Bord geholt. Weitere sollen folgen - aber nur, wenn die Chemie stimmt. Verloren ... 

Matthias Leube ist seit rund zwei Jahren Deutschlandchef von Colliers. Seitdem hat er mehr als 150 Leute an Bord geholt. Weitere sollen folgen - aber nur, wenn die Chemie stimmt. Verloren hat er seit seinem Amtsantritt nur einen Kollegen, den er gern gehalten hätte.

Immobilien Zeitung: Herr Leube, Colliers International gilt zurzeit als einer der rekrutierungsfreudigsten Immobilienberater in Deutschland. Wie überzeugen Sie Wunschkollegen von einem Wechsel?

Matthias Leube: Unsere Strategie ist eingängig: Wir sind Transaktionsberater. Bei uns gibt es alle Dienstleistungen rund um Transaktionen - anders als bei anderen Mitbewerbern, wo man dann gar nicht mehr weiß, wo der Markenkern ist.

IZ: Das reicht?

Leube: Wir vergeben keine Packages, die im Markt unüblich sind. Ob Sie es glauben oder nicht: Im Moment gibt es ein relativ starkes Interesse innerhalb der Immobilienberatungsindustrie, zu uns zu stoßen. Wir geben unseren Mitarbeitern mehr Spielraum. Viele sehen bei uns ein Marktmomentum. Klar kommt es auch vor, dass einer mit seinem bisherigen Chef oder seiner Bonusallokation unzufrieden ist.

IZ: Und bei Colliers herrschen paradiesische Zustände?

Leube: Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Unsere Mitarbeiter erfahren die Wertschätzung, die sie verdienen. In manch anderen Unternehmen dagegen ist nicht die Person das Wichtigste, sondern der Brand.

IZ: Klingt gut …

Leube: Ist auch so! Unsere Mitarbeiter können sich entfalten. Bei uns gibt es keine starre Karriereleiter, niemand muss erst zwei Jahre Consultant, dann zwei Jahre Associate Director und rund weitere zwei Jahre Director sein, um sein Talent zu entfalten. Unsere Hierarchie ist viel durchlässiger, dafür haben wir genug Beispiele im Haus. Wir schauen uns alle sechs Monate an, wie wir jemanden bei seiner Weiterentwicklung unterstützen können, inhouse oder durch eine Weiterbildung. Außerdem ist bei anderen Unternehmen häufig reglementiert, was der Einzelne machen darf - und was nicht. Zum Beispiel durch den Einsatz von Zentralteams, denen bestimmte Mandate vorbehalten sind, oder durch feste Volumengrenzen, die nur wenigen Mitarbeitern vorbehalten sind.

IZ: Davon können sich Ihre Leute aber nichts kaufen. Wie sieht es denn mit harten Argumenten aus?

Leube: Jemand, der sich allein wegen eines höheren Gehalts für uns entscheidet, ist nicht der Colliers-Mitarbeiter, den wir mit unserer Unternehmenskultur suchen. Denn er entscheidet sich wahrscheinlich schnell für das nächste Unternehmen, wenn dieses anklopft. Natürlich gibt es aber auch Immobilienprofessionals, die wir sehr gerne in unserem Team sähen. Aber generell stellt sich immer die Frage, ob wir vom gleichen Motor angetrieben werden. Wenn dieser stimmt, kann man auch über das Package reden.

IZ: Und wenn nicht?

Leube: Lasse ich eine Position lieber unbesetzt, als sie mit dem Falschen zu besetzen. Es reicht nicht, dass jemand nur für die Stelle geeignet ist, aber nicht zum Unternehmen passt und keinen echten Wertbeitrag liefert.

IZ: Wie viele Leute haben Sie an Bord geholt, seit Sie den Regentenstab vor zwei Jahren bei Colliers in die Hand genommen haben?

Leube: Mehr als 150.

IZ: Wie viele arbeiten also heute in Deutschland für Colliers?

Leube: Rund 420.

IZ: Mit welcher Zielgröße würden Sie sich wohlfühlen?

Leube: 500 bis 550. Das ist die Zahl, wo ich hinmöchte.

IZ: Wo wollen Sie vor allem zulegen?

Leube: Vor allem im Bereich Residential. Im Wohninvestment sind wir seit der Übernahme von Engel & Völkers Main-Taunus Mitte vergangenen Jahres mit gut 30 Mitarbeitern um weitere 20 gewachsen. Weitere 50 Mitarbeiter suchen wir hier noch, dann haben wir unsere Zielmarke von 100 Kollegen im Wohninvestmentbereich erreicht, die wir uns im vergangenen Jahr vorgenommen haben.

IZ: An welchen Standorten suchen Sie noch Wohnungsmakler?

Leube: Wir suchen vor allem in Berlin und Hamburg, aber auch für unsere neuen Wohnspezialteams in Düsseldorf und Köln sind Kollegen willkommen.

IZ: Was für Leute brauchen Sie außerdem noch?

Leube: Im Logistik- und Industriebereich haben wir in den letzten 18 Monaten 40 Mitarbeiter gewinnen können, da sind wir stark gewachsen. Hier möchten wir noch punktuell expandieren. Auch bei den anderen Assetklassen an den verschiedenen Standorten werden wir die eine oder andere Stelle ausschreiben. Und wir eröffnen demnächst einen neuen Standort. Wo, ist bald spruchreif.

IZ: Verliert Colliers ab und an auch einmal einen Mitarbeiter an die ungeliebte Konkurrenz?

Leube: Seitdem ich für Colliers tätig bin, haben wir nur einen einzigen Kollegen verloren, den ich gerne gehalten hätte - und zwar an einen Kunden.

IZ: Das war aber nicht der Einzige, der gegangen ist, oder?

Leube: Nur wenige sind zu Kunden oder Wettbewerbern gewechselt.

IZ: Wie hoch genau ist die Fluktuationsrate?

Leube: Dadurch, dass wir in den letzten anderthalb, zwei Jahren einen starken Wachstumspfad beschritten haben, ist aktuell die statistisch durchschnittliche Verweildauer bei uns nicht so hoch. Aber wer einmal bei uns ist, bleibt meist auch lange. Deshalb ist uns die Nachwuchsarbeit sehr wichtig. Wir möchten unsere Mitarbeiter gerne selbst ausbilden und innerhalb der Organisation begleiten. An einigen Standorten haben wir eigene Ausbilder. Und wir erweitern das Angebot für Studentenpraktika. Zudem bauen wir unsere Hochschulpräsenz aus und nehmen u.a. beim IZ-Karriereforum teil.

IZ: Herr Leube, vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Harald Thomeczek.

Harald Thomeczek

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Matthias Leube ist auch weiterhin CEO von Colliers Deutschland. Ansonsten bleibt in der Geschäftsleitung des Gewerbemaklers jedoch kaum ein Stein auf dem anderen. ... 

Matthias Leube ist auch weiterhin CEO von Colliers Deutschland. Ansonsten bleibt in der Geschäftsleitung des Gewerbemaklers jedoch kaum ein Stein auf dem anderen.

Vier Abgängen stehen aktuell zwei Neuzugänge gegenüber. Zu den Abgängen: COO Julius Bender, Wolfgang Speer, seines Zeichens Head of Office & Occupier Services, und Peter Kunz, Head of Industrial & Logistics, haben sich laut einer Unternehmensmitteilung entschieden, ihre Verträge nicht zu verlängern. Sie wollen sich neuen Herausforderungen stellen, heißt es.

Die Aufgaben von Speer werden auf drei gesonderte Leiter der Bereiche Architecture & Workplace Consulting, Office Leasing und Occupier Services verteilt.

Die COO-Position von Bender soll ebenfalls nicht eins zu eins nachbesetzt werden, auch seine Aufgaben werden aufgeteilt, u.a. auf die neu geschaffene Position des Chief Transformation Officers (CTO). Die Besetzung des CTO will Colliers in Kürze bekannt geben.

Ergänzt wird das deutsche Management Board von Colliers nicht nur um einen Digitalisierungs- und Transformationschef, sondern auch um die Bereiche Marketing & Communication, Legal & Compliance sowie den Bereich Human Resources/Learning & Development. Um den letztgenannten Bereich wird sich federführend ab dem 1. Oktober 2020 Hildegard Gütlich (55) kümmern. Sie kommt dann von Air France KLM zu Colliers. Die Posten für die Bereiche Marketing & Communication sowie Legal & Compliance übernehmen Thilo Kaiser und Carsten Schweigkofler.

Offen lässt Colliers, was mit Kunz' Position passiert. Auf Nachfrage teilt Colliers mit: Ja, die Stelle solle nachbesetzt werden. Das "Screening" laufe. Kunz ist seit 18 Jahren im Unternehmen, Bender und Speer jeweils seit rund elf Jahren.

Der vierte Abgang ist CFO Martin Klöble. Er geht 2021 in den Ruhestand. Sein Nachfolger steht schon fest: Es ist Sebastian Martin (40), zuletzt als CFO von Euro Cargo Rail, einem französischen Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, tätig. Auch er wird voraussichtlich im Oktober bei Colliers anfangen.

Harald Thomeczek