"Es geht ums Netzwerken, nicht um Jobs"

Personalberaterin Inga Beyler (links) auf dem CareerDay 2017 im Plausch mit angehenden Immobilienprofis.

Personalberaterin Inga Beyler (links) auf dem CareerDay 2017 im Plausch mit angehenden Immobilienprofis.

IZ

Karriere 04.10.2018
Auf dem CareerDay der Expo Real tummeln sich dieses Jahr 44 Arbeitgeber aus der Immobilienwirtschaft - und wieder hunderte von Studenten. Für die Unternehmen eine gute Gelegenheit, darauf ... 

Auf dem CareerDay der Expo Real tummeln sich dieses Jahr 44 Arbeitgeber aus der Immobilienwirtschaft - und wieder hunderte von Studenten. Für die Unternehmen eine gute Gelegenheit, darauf aufmerksam zu machen, dass es sie überhaupt gibt.

Im vergangenen Jahr hatten 38 Unternehmen um die Aufmerksamkeit des Branchennachwuchses gebuhlt. Das bedeutete damals ein starkes Wachstum der Ausstellerzahl von mehr als 70%. Dass das Plus dieses Jahr nicht ganz so groß ausfällt, liegt nicht zuletzt an einer banalen Tatsache: "Es gab noch Anfragen von Unternehmen, aber denen mussten wir eine Absage erteilen, weil wir einfach nicht mehr Fläche zur Verfügung haben. 44 Aussteller ist die finale Zahl, der CareerDay ist ausgebucht", sagt Isabell Kaiser, Exhibition Manager Expo Real.

Dass Immobilienunternehmen zurzeit alle Hände voll zu tun haben und sich immer mehr um Nachwuchskräfte bemühen (müssen), war auch auf dem 9. Karriereforum der Immobilien Zeitung zu beobachten: 58 Aussteller warben im Juni 2018 in Frankfurt um die Gunst studierender Köpfe - so viele wie noch nie. Mit von der Partie waren beim IZ-Karriereforum dieses Jahr 47 Unternehmen und elf Institute der Aus- und Weiterbildung.

Der CareerDay der Expo Real fand letztes Jahr auf der Fläche der Meet & Retreat Lounge statt. Diese wird es in diesem Jahr so nicht mehr geben, "daher musste die Veranstaltung umziehen und findet jetzt im Eingang West statt; deswegen hat sich auch die Fläche verkleinert", erklärt Kaiser. Die neue Fläche im Eingang West, auf der sich die Aussteller am letzten Messetag (Mittwoch, 10. Oktober; 9 bis 14 Uhr) als potenzielle Arbeitgeber vorstellen, ist ca. 500 m² groß. Das Rahmenprogramm dagegen findet wie in den Vorjahren im Discussion & Networking Forum in Halle A1, Stand 250, statt.

In wie viele junge Gesichter die Personaler und sonstigen Unternehmensvertreter auf dem CareerDay 2018 blicken werden, wird sich erst auf den letzten Metern entscheiden. Schlussendlich "möchten wir auch in diesem Jahr gerne wieder zwischen 500 und 600 Studenten auf der Expo Real willkommen heißen", wünscht sich Kaiser. Studenten und Azubis, die bis zum 7. Oktober online ein Ticket ordern, zahlen 100 Euro. Wer erst auf der Messe ein Ticket löst, zahlt 150 Euro. Was die Aussteller aufwenden müssen, gibt Kaiser nicht preis. Die Vermutung, dass sich die gestiegene Nachfrage auch in steigenden Preisen niedergeschlagen hat, bestätigt sie jedoch: "Ja, die Preise sind gestiegen."

Die Expo-Real-Macher haben den CareerDay 2010 aus der Taufe gehoben. Seitdem fand er jedes Jahr statt. Die Zahl der Aussteller ist seither deutlich gewachsen: Mit nur vier Ausstellern (Commerz Real, DU Diederichs Projektmanagement, Greif & Contzen und Savills) gestartet, ging es bis 2014 auf 22 Teilnehmer hoch. In den Jahren 2015/2016 stagnierte die Ausstellerzahl, ehe sie 2017 erneut kräftig zulegte.

Für Alena Gosis wird es das erste Mal sein. Die Recruiterin beim Projektsteuerer DU Diederichs kommt aber mit ziemlich klaren Vorstellungen zum CareerDay: "Offene Vakanzen stehen nicht im Vordergrund." Natürlich wollen Gosis und ihre Mitstreiter aus dem "Tagesgeschäft" (weil "Young Professionals Hemmungen haben, mit Geschäftsleitern ins Gespräch zu kommen") in Umlauf bringen, welche Einstiegsmöglichkeiten studierte Köpfe bei DU Diederichs so haben. Eigentlich geht es ihnen aber "um den Aufbau eines Netzwerks". Denn "Projektsteuerung ist eine Nische, die nicht jedem geläufig ist", und den Mittelständler DU Diederichs kennt auch nicht jeder als Arbeitgeber. Letztes Jahr hat dieses "aktive Sourcing" (im Gegensatz zum "passiven Sourcing", wenn ein Unternehmen akuten Personalbedarf hat) sich schon ausgezahlt: "Bei uns sind noch ein halbes Jahr nach der Messe Bewerbungen eingegangen, die sich auf Gespräche auf der Messe bezogen haben", so Gosis.

Lisa Bielert, bei APOprojekt für Human Resources und Recruitment zuständig, stößt in das gleiche Horn: Eine solche Veranstaltung biete eine schöne Gelegenheit, in den direkten Dialog zu kommen und sich über gegenseitige Erwartungen auszutauschen. "Beim späteren Kontakt können beide Seiten an das Gespräch anknüpfen - man lernt die Kandidaten ja noch vor der eigentlichen Bewerbung kennen. Außerdem kann man im gemeinsamen Gespräch auch immer schauen, welche der angebotenen Stellen konkret zum jeweiligen Kandidaten passt".

Einige Unternehmen werden 2018 zum ersten Mal ihr Fähnchen auf dem CareerDay hissen. Neu dabei ist z.B. die Rewe Group, die ihren Wettbewerbern Lidl und Kaufland, die schon letztes Jahr Präsenz zeigten, offenbar das Feld nicht kampflos überlassen will. "Um unsere Pläne im Immobilienbereich umzusetzen, benötigen wir die entsprechenden Fachkräfte", erzählt Alexander Thurn, Geschäftsleiter Immobilien bei Lidl in Deutschland. Er will den CareerDay deshalb dafür nutzen, "uns potenziellen Bewerbern zu präsentieren, denen bislang nicht bewusst war, dass Lidl auch in der Immobilienbranche attraktive Jobs zu bieten hat".

Bei Rewe klingt das ähnlich: Ziel des Messeauftritts am CareerDay sei es, jüngere und gerne auch ältere Immobilien-Professionals "über die Karrieremöglichkeiten innerhalb der Rewe Group aufzuklären". Die verfüge nämlich über einen großen eigenen Immobilienbereich mit Zentrale in Köln und Dependancen in den Regionszentralen, was vielen Studenten und Absolventen wohl noch nicht hinlänglich bekannt ist: "Wir möchten die Zielgruppe der - Young - Professionals über unseren Immobilienbereich aufklären und die Rewe Group somit als attraktiven Arbeitgeber präsentieren", so Pressesprecher Andreas Krämer.

Lidl bestreitet den CareerDay mit einem Team, das überwiegend aus Abteilungsleitern aus dem operativen Immobiliengeschäft besteht - damit das "sachkundige Publikum" mit den Lidl-Vertretern "fundierte Gespräche auf Fachebene führen" kann, erläutert Thurn. Das Jobportfolio ist breit gefächert: Willkommen sind Bauingenieure, Architekten, Wirtschaftsingenieure, Wirtschaftsgeografen "sowie vergleichbare Fachkräfte mit fundierter Berufserfahrung".

Rewe bringt einige Angebote für einen Direkteinstieg in der hauseigenen Immobilienabteilung mit zum CareerDay. So werden für den Bereich Bauwesen Projektleiter Bau und Projektleiter Großprojekte gesucht, ebenso wie Planungsmanager und "Projektleiter Integration Digitales Bauen". Für das kaufmännische Asset-Management sind Fachwirte Immobilienwirtschaft gefragt; außerdem benötigt der Kölner Handelskonzern "Projektkoordinatoren Immobiliensysteme".

Lidl sorgt in weiser Voraussicht selbst für Besucher am CareerDay-Stand: In diesem Jahr "unterstützt" der Lebensmittel-Discounter den Verein WiBiNET - ein Netzwerk von Studenten und Alumni des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen mit technischer Fachrichtung Bauingenieurwesen der Technischen Universität Darmstadt, "um Studierenden der TU Darmstadt einen Besuch der Messe zu ermöglichen", berichtet Thurn.

Neben Rewe feiern auf dem Career Day 2018 noch folgende Unternehmen Premiere als Aussteller: Witte Projektmanagement, Wilhelm Geiger, P&P, die Niedersächsische Landgesellschaft, M&P Management, Kondor Wessels, Instone, d.i.i. Deutsche Invest Immobilien, HW Ingenieure, Goldbeck, Catella, Die Immobilien Partner Hamburg, Interboden sowie Christie & Co.

Der u.a. auf Hotelimmobilien spezialisierte Makler und Berater macht mit, "weil wir bereits verschiedene Wege für Recruiting ausprobiert haben, jedoch der Meinung sind, dass der direkte Austausch und das Kennen

lernen unseres Teams besonders wichtig sind", erklärt Sandra Pechac, Marketing Manager Germany, Austria & CEE bei Christie & Co. Zum CareerDay bringt Christie & Co Jobs für Immobilienmakler in Berlin und München als auch einen Consultant Advisory & Valuations in Frankfurt und zwei Plätze für Praktikanten mit.

Gesicht zeigen - das steht auch bei Interboden an erster Stelle. "Der Austausch mit dem Nachwuchs ist uns genauso wichtig wie die Präsentation als potenzieller Arbeitgeber - beides funktioniert am besten, wenn man Gesichter zeigt und gute Gespräche führt", findet Simone Hamann, Assistentin im Bereich Vertrieb und Marketing. Darum sind praktisch alle Unternehmensbereiche in München vertreten: Geschäftsführung, Projektentwicklung Wohnen und Gewerbe, IT und Digitalisierung, Verwaltung und Service, Finanzen und Marketing.

Interboden hat u.a. Bedarf an "Junioren, Trainees, Werkstudenten und Praktikanten für die Projektentwicklung in den Bereichen Wohnen und Gewerbe", zählt Hamann auf. Der CareerDay ist nur ein Mosaikstein der Nachwuchsgewinnung: Neben Gastvorlesungen lädt Interboden "regelmäßig Studenten aus dem In- und Ausland zu uns ein", um ihnen die Vielfalt der Branche aufzuzeigen.

Auch bei d.i.i. erklärt man den CareerDay zur Chefsache: Geschäftsführer Frank Wojtalewicz empfängt die Studenten persönlich. Die Firma stellte in den letzten drei Jahren mehr als 60 neue Mitarbeiter ein und wuchs so auf 140 Köpfe. Aktuell hat d.i.i. Plätze für Trainees und Praktikanten frei und Positionen für Berufseinsteiger in den Bereichen Asset-Management, Einkauf, Investment, Projektentwicklung, Fonds- und Vertriebsmanagement zu besetzen.

Harald Thomeczek

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MAT: Lena Moser

Karriere 25.05.2023
Analystin im Asset-Management bei Sonar Real Estate. Geboren 1996. ... 

Analystin im Asset-Management bei Sonar Real Estate. Geboren 1996.

Werdegang

Analystin im Asset-Management bei Sonar Real Estate seit Juli 2022. Davor Trainee bei Swiss Life AM von April 2021 bis Juni 2022. Werkstudentin bei Drees & Sommer von 2018 bis März 2021. Davor Praktikantin bei Drees & Sommer.

Top-Projekte

Neupositionierung und Entwicklung einer Marketingstrategie für die Immobilie The Squaire. Mitwirkung an einer internationalen Digitalisierungsinitiative durch Unterstützung bei der Entwicklung des Immobilien- und Fondsmodellierungstools als Traineeprojekt. Entwicklung eines Benchmarking-Tools zur strategischen Planung von Hochbauprojekten als Bachelorthesis.

Ziele

Neben meiner Arbeit als Asset-Managerin möchte ich mich im Bereich Nachhaltigkeit weiter spezialisieren, um gemeinsam Möglichkeiten zu entwickeln, wie ESG im Bestand konkret, transparent und insbesondere messbar umgesetzt und anschließend auch gelebt werden kann. Darüber hinaus möchte ich mittelfristig mein Unternehmen und auch meine Generation stärker nach außen repräsentieren.

Motivation als MAT

Vom MAT-Netzwerk erwarte ich ein lebendiges Netzwerk von Machern und Vordenkern, die mutig vorangehen, bestehende Standards kritisch hinterfragen und gemeinschaftlich kreative und innovative Lösungen zu aktuellen Themen kreieren. Ich erwarte eine Community mit offenem Austausch und neuen Impulsen, an denen wir gemeinsam wachsen und so die Zukunft der Immobilienbranche entscheidend mitgestalten können.

Ethische Grundsätze

Im Fokus meines beruflichen und privaten Handelns steht die Nachhaltigkeit. Warum? Weil unsere Erde einmalig ist und wir die Verantwortung tragen, dass sie auch für künftige Generationen lebenswert ist. Zudem lasse ich mich von Prinzipien wie Vertrauen, Loyalität und respektvollen Umgang leiten.

Netzwerke und Mitgliedschaften

Immobilienjunioren, Alumni-Netzwerk Hochschule Karlsruhe, Netzwerk Deutschlandstipendium Karlsruhe, Kolpingjugend Deutschland.

Kontakt:

Immobilien Zeitung

MAT: Ellena Rustler

Urheber: Daniel R. Schmutzer

Karriere 25.05.2023
Senior Consultant für Lean Construction Management (LCM) bei Drees & Sommer. Geboren 1995. ... 

Senior Consultant für Lean Construction Management (LCM) bei Drees & Sommer. Geboren 1995.

Werdegang

B.Sc. Wirtschaftsing. Bau (HTWK Leipzig), M.Eng. internationales Bauwesen (TH Nürnberg). 2020: Junior Consultant. 2021: Consultant & jährliche Gastvorträge TH Nürnberg & HM München. Verantwortliche für die Software LCM Digital am Standort Bayern. 2022: Senior Consultant und Standortverantwortliche für Lean Site Management. 2022: MBA internationales Immobilienmanagement (HS Biberach).

Top-Projekte

Die Macherei in München mit Accumulata und Art-Invest: Consultant für Lean Management in der Leistungsphase 8. Der Tannenhof in Bad Feilnbach mit Quest: Consultant für Lean Management von Leistungsphase 2 bis 8. LCM Digital (Unterstützung der Softwareentwicklung aus Nutzersicht, Schulung von über 100 Kollegen mit Terminplanung 2.0).

Ziele

Weiterentwicklung der Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft. Verknüpfung LCM und BIM, Fördern von Kommunikation und Transparenz durch LCM. Mitarbeiterverantwortung und Führung eines innovativen Teams. Beitragen zur Unternehmensvision 2025, um Ziele wie "lean und digital" unternehmensweit erreichen zu können. Schaffen von nachhaltigem und lebenswertem Wohn- und Arbeitsraum.

Motivation als MAT

Ich als Person besitze eine enorme Motivation Neues aufzunehmen und Kontakte zu knüpfen. Mit meiner Freude an dem, was ich tagtäglich tue, kann ich Menschen in meinem Umfeld begeistern und anstecken. Aber genauso freue ich mich auf die interessanten Inhalte der gesamten MAT-Gruppe, um meinen Horizont und Wissensschatz zu erweitern.

Ethische Grundsätze

Wertschätzender Umgang, Gemeinschaft ohne Barrieren. Wohl der Gemeinschaft steht über dem Einzelwohl. Sharing is caring – Vermeiden von Silodenken und Siloarbeiten.

Netzwerke und Engagements

Alumni TH Nürnberg.

Kontakt:

Immobilien Zeitung

Bewerberpools helfen Stellen zu besetzen

Kontakte aus Bewerberdatenbanken können erste Anlaufstellen sein, wenn Positionen besetzt werden müssen.

Kontakte aus Bewerberdatenbanken können erste Anlaufstellen sein, wenn Positionen besetzt werden müssen.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Syda Productions

Karriere 29.09.2022
Mit Bewerberpools bauen sich Recruiter eine Pipeline mit vielversprechenden Kandidaten auf, auf die sie zurückgreifen können, wenn sich eine passende Stelle im Unternehmen für sie ... 

Mit Bewerberpools bauen sich Recruiter eine Pipeline mit vielversprechenden Kandidaten auf, auf die sie zurückgreifen können, wenn sich eine passende Stelle im Unternehmen für sie ergibt. Damit die möglichen künftigen Kollegen das Interesse nicht verlieren, halten die Personaler ständigen Kontakt. Und laden auch mal zum Kaffeetrinken ein.

Um sich geeignete Kandidaten für spätere Vakanzen warm zu halten, legen Personalabteilungen Datenbanken mit Kontakten an. So können sie auf frühere Bewerber oder solche, die initiativ auf das Unternehmen zukamen, zurückgreifen, wenn sich eine passende Stelle für sie ergibt. Damit sie den Überblick nicht verlieren, müssen sie die Datensätze regelmäßig pflegen. Doch die Mühe lohnt sich für viele Unternehmen, denn wer immer genügend Kandidaten in der Pipeline hat, muss nicht mehr aktiv auf die Suche gehen.

Kontakte dürfen nicht abbrechen

In den Datenbanken, den sogenannten Bewerberpools, speichern Personaler Informationen von Fach- und Führungskräften, mit denen sie schon einmal Kontakt hatten oder die sich für das Unternehmen interessieren. Das Beratungs- und Planungsunternehmen Drees & Sommer beispielsweise füllt seinen Pool unter anderem mit Bewerbern, die aufgrund fehlender Berufserfahrung, falschem Standort oder weil es gerade keine passende Vakanz gab, abgelehnt wurden. Auch diejenigen, die zum Unternehmen passen könnten, aber ihre Bewerbung zurückgezogen oder ein konkretes Jobangebot abgelehnt haben, sind Teil des Pools. "Grundsätzlich versuchen wir, jeden Bewerber in den Pool aufzunehmen, der künftig für uns von Interesse sein könnte", sagt Amelie Kristin Gryska, Spezialistin Talent Acquisition bei Drees & Sommer. Das heißt: Vom Praktikanten bis zum Top-Manager ist hier jeder dabei. Je mehr Potenzial den Pool füllt, desto größer ist später die Auswahl für die Personaler, wenn sie eine Stelle zu besetzen haben.

Der Immobilienmakler und -dienstleister JLL hat seinen Bewerberpool mit Menschen "unterschiedlicher Fähigkeiten und Erfahrungen" gefüllt, sagt Christian Quach, Leiter Talent Acquisition. Dazu zählen sowohl Studenten als auch Management-Anwärter sowie Führungskräfte. Wie ausgewogen das Verhältnis zwischen Anfängern und Experten in der Liste ist, kann JLL nicht beziffern. Doch: Egal welches Erfahrungslevel, das JLL-Recruiting-Team setzt sich in regelmäßigen Abständen mit ihnen in Verbindung. So halten die Personaler die Informationen im System aktuell – und stärken die Beziehung zu den Kandidaten.

Zu vielversprechenden Köpfen suchen die Personalverantwortlichen auch persönlichen Kontakt – die ein oder der andere wird auf einen Kaffee eingeladen, wie Quach verrät. In den Genuss kommen wohl vor allem diejenigen, die auf eine Vakanz passen könnten – das Kaffee-Date könnte sozusagen die Eintrittskarte in den Bewerbungsprozess werden.

JLL setzt zusätzlich auf sein "Talentnetzwerk": Während im Bewerberpool nur diejenigen drin sind, die sich schon einmal bei JLL beworben haben, ist das Talentnetzwerk für alle geöffnet. Wer sich für eine Laufbahn bei dem Unternehmen interessiert, kann sich auf der Karriereseite online registrieren und erhält per Mail unter anderem Newsletter, Informationen zu Fachthemen oder Veranstaltungseinladungen.

Ständiger Nachschub ist notwendig

Damit der Pool immer gut gefüllt bleibt, müssen Unternehmen dranbleiben und dafür sorgen, dass Interessierte das Angebot kennen. Viele Branchenfirmen nutzen für die Suche nach neuen Teammitgliedern zum Beispiel Jobmessen, Ausstellungen, Universitätskooperationen und Karriere-Webseiten, um potenzielle Fachkräfte abzufangen. JLL bewirbt sein Talentnetzwerk zusätzlich über Facebook, Linkedin und die eigene Website. Um den Überblick zu behalten, setzt JLL auf systematisch geordnete Daten. Mit welcher Software das Unternehmen arbeitet, möchte es zwar nicht sagen, aber Fakt ist: Der Markt für Talent-Management-Programme ist groß. Zahlreiche Anbieter wie Recruitee, Softgarden und Talention bieten Software-Lösungen rund um die Akquise an. Auch das Karriere-Portal Linkedin hat sich mit dem Recruiting-Tool Talent Solutions in den Markt eingeklinkt. Viele Unternehmen entwickeln zudem eigene Lösungen.

So wie Drees & Sommer: "Früher haben wir Bewerberpools über unser Bewerbermanagementsystem erstellt, allerdings war uns das zu passiv", sagt Recruiterin Gryska. Deshalb hat das Unternehmen ein eigenes System implementiert, das losgelöst von dem Tool für das Bewerbermanagement funktioniert – das Talent-Relationship-System. Das Bewerbermanagement dient nun nur noch dazu, die eingehenden Bewerbungen zu organisieren – nicht aber der Pflege der Liste möglicher Kandidaten. Wen Drees & Sommer in sein Netzwerk aufnehmen möchte, der kommt ins Talent-Relationship-System der Stuttgarter.

Das Unternehmen will so die Ansprache möglichst individuell gestalten. Das heißt: Ehemalige Praktikanten bekommen eine Mail mit offenen Werkstudentenstellen, eine Führungskraft erhält eher Neuigkeiten aus der für sie relevanten Abteilung. Gryska erklärt: "Wir nutzen einen zielgruppenspezifischen Redaktionsplan, um über Neuigkeiten aus der Drees-&-Sommer-Gruppe zu informieren und in Verbindung zu bleiben."

Ein wichtigste Maßgabe ist, dass der Bewerber-Pool muss die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) berücksichtigen muss. Die meisten Bewerbermanagementsysteme bieten zwar eine integrierte Pool-Funktion an, sagt Gryska, "hier muss allerdings die Datenschutzrichtlinie geprüft werden, wenn die Daten der Bewerber über den Bewerbungsprozess hinaus gespeichert werden sollen." Drees & Sommer holt die Einwilligung ihrer Bewerber per E-Mail-Link ein. Die Informationen bleiben anschließend zwei Jahre gespeichert, vorausgesetzt die Kandidaten ziehen ihr Einverständnis nicht vorzeitig zurück. "Dritte erfahren nicht von der Aufnahme in den Pool", betont Gryska. Hier gelte strengste Vertraulichkeit.

Pool-Kandidaten werden nach einiger Zeit aufgefordert, ihre Angaben zu aktualisieren. "Das ist aber kein Muss", sagt Gryska. "Grundsätzlich verstehen wir es immer als Aufgabe der Recruiter, die Kandidaten zu kontaktieren und herauszufinden, ob eine Stelle zum Kandidaten passt und Interesse besteht." Wie viele Bewerber so zum Unternehmen kommen, will sie nicht sagen. Nur so viel: Es werden immer mehr. Auch JLL hält sich bei konkreten Zahlen bedeckt. Für das Unternehmen sei der Talentpool aber ein "wichtiges Instrument".

Die Autorin: Anna Friedrich ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Anna Friedrich