"Gutes Geld verdienen wollen wir auch!"

Der Immobiliennachwuchs glaubt zu wissen, was er wert ist.

Der Immobiliennachwuchs glaubt zu wissen, was er wert ist.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Sell

Karriere 17.10.2019
Geld regiert die Welt, es schießt Tore - und ist jungen Leuten angeblich weniger wichtig als Sinn und Spaß im Job, eine pfundige Unternehmenskultur oder nette Kollegen. Eine ... 

Geld regiert die Welt, es schießt Tore - und ist jungen Leuten angeblich weniger wichtig als Sinn und Spaß im Job, eine pfundige Unternehmenskultur oder nette Kollegen. Eine Studentenbefragung, die die Messe München im Vorfeld der Expo Real durchgeführt hat, legt jedoch nahe: Der schnöde Mammon entfaltet durchaus noch eine gewisse Zugkraft auf den Immobiliennachwuchs.

Von den rund 170 befragten Immobilienstudenten und Azubis finden 80% das Thema Gehalt wichtig oder gar sehr wichtig. In der Rangliste der wichtigsten Kriterien bei der Arbeitgeberwahl landen nur zwei Aspekte vor der Kohle: der Unternehmenserfolg (89%) und flexible Arbeitszeiten (84%). Wert legen die Jungen der aktuellen Umfrage zufolge zudem auf eine gute Verkehrsanbindung (79%) des Unternehmensstandorts und einen unbefristeten Arbeitsvertrag (76%). Eine betriebliche Altersvorsorge (60%) und das Homeoffice stehen nicht ganz so hoch im Kurs (48%). Und auf einen Firmenwagen (25%) und eine Kantine (19%) können viele Nachwuchskräfte verzichten.

Die Frage sei erlaubt, ob hinter dem Topkriterium Unternehmenserfolg tatsächlich unternehmerisches Denken steht - oder aber das Wissen, dass eine gute Performance des Arbeitgebers auch auf den Gehaltszettel durchschlägt. Teilnehmer der Diskussionsrunde "Geld oder Sinn - was will der Nachwuchs in der Immobilienbranche?" auf dem CareerDay der diesjährigen Expo Real wie Reinhard Kutscher (Vorsitzender der Geschäftsführung von Union Investment Real Estate), Susanne Tattersall (geschäftsführende Gesellschafterin von Tattersall Lorenz) oder Gerd Kropmanns (Geschäftsführer und Gesellschafter der Wohnkompanie NRW) tendierten eindeutig zu letzterer Lesart.

Die Gehaltsvorstellungen der Nachwuchskräfte differieren stark. So stellen diejenigen, die das Abitur oder die Fachhochschulreife ihren höchsten Bildungsabschluss nennen, deutlich geringere Ansprüche als Befragte, die bereits einen Hochschulabschluss (Bachelor, Master, Diplom, Magister etc.) in der Tasche haben. Konkret: Knapp 40% der Teilnehmer, die (noch) nicht über einen solchen Hochschulabschluss verfügen, geben sich mit einem Bruttojahresgehalt von unter 40.000 Euro zum Einstieg zufrieden. Mehr als 50.000 Euro erwartet hier nur jeder Vierte.

Von denjenigen, die bereits einen Abschluss an einer Universität oder Fachhochschule erworben haben und jetzt z.B. einen Master draufsatteln, sieht sich fast jeder Zweite schon zum Einstieg bei über 50.000 Euro. Jedem Zehnten aus dieser Gruppe schweben sogar mehr als 60.000 Euro zum Einstieg nach dem aktuellen Studium vor.

Mit der Zeit nähern sich die Gehaltsvorstellungen an. Zwei bis drei Jahre nach dem Berufseinstieg wollen 37% derjenigen, die aktuell ihr zweites Studium absolvieren, mehr als 70.000 Euro von ihrem (künftigen) Arbeitgeber fordern. Bei denen, die noch keinen Studienabschluss vorweisen können, ist der entsprechende Anteil mit etwa einem Drittel ähnlich hoch.

Harald Thomeczek

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REaL soll Praxis- und Forschungslücke schließen

Gruppenfoto zum Start: Heinemann, Samuels, Kutscher, Kämpf-Dern, Moderatorin Lucia Brauburger und Müller (v.l.)

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Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Friedhelm Feldhaus

Karriere 15.02.2018
Der Masterstudiengang Real Estate & Leadership an der Hamburger HSBA soll die Praxislücke staatlicher Immobilienstudiengänge schließen und die Forschungslücke bei Themen der ... 

Der Masterstudiengang Real Estate & Leadership an der Hamburger HSBA soll die Praxislücke staatlicher Immobilienstudiengänge schließen und die Forschungslücke bei Themen der Immobilienwirtschaft verkleinern. Die Studierenden sollen interdisziplinär denken lernen. Eine Million Euro Fördermittel haben Sponsoren zugesagt.

Gute Mitarbeiter sind Wettbewerbsfaktor Nummer 1", erklärt Uve Samuels, Geschäftsführer der Hamburg School of Business Administration (HSBA). Das wissen alle bei der Vorstellung des neuen Masterstudiengangs Real Estate & Leadership Anwesenden und das treibt sie an. Auch in der Immobilienwirtschaft tobt der war of talents.

Und die 14 Studierenden, die seit Beginn des Wintersemesters 2017/2018 die Erstlinge des neuen Studiengangs an der HSBA sind, werden den Mangel an Nachwuchsfachkräften nicht umgehend umfassend befriedigen. Aber die Mitglieder und Förderer des im Februar 2015 in Hamburg gegründeten gemeinnützigen Vereins Real Estate and Leadership Foundation (REaL) hoffen schon, dass ihr Engagement mit Zusagen der Absolventen ab 2020 belohnt wird.

"Wir brauchen Leute, die interdisziplinär arbeiten können und Leadership-Kompetenzen mitbringen, um Projekte zum Erfolg zu bringen", fasst Reinhard Kutscher, Union Investment Real Estate und REaL-Vorstand, Erwartung und Anspruch zusammen. Der Verein will Wissenschaft, Forschung und Bildung zu interdisziplinären, schnittstellenübergreifenden und Leadership-Themen der Immobilienwirtschaft fördern.

Und auch die Studierenden freuen sich über die fördernden Schwergewichte der Branche. "Die Attraktivität der Förderer spielt schon eine Rolle", erklärt Annika Barkmann. "So bekomme ich gleich den praktischen Bezug." Sie hat bereits einen Bachelor of Engineering Bau- und Immobilienmanagement von der Hochschule 21 in Buxtehude in der Tasche und wird als Teilzeitstudentin von ihrem Arbeitgeber Garbe Industrial Real Estate unterstützt.

Um den Blick über den eigenen Fachhorizont zu heben, wird bei Aufnahme der Studierenden auf eine Mischung ihrer Basisqualifikation geachtet. "Die Struktur der Bewerber spiegelt etwa die der aufgenommenen Studierenden wider", erläutert Immo Schmidt-Jortzig, stellvertretender Geschäftsführer der HSBA. "40% sind BWLer, jeweils 30% Architekten/Stadtplaner sowie Bauingenieure."

REaL hat die Akkreditierung des Studiengangs angeschoben und die Einrichtung von drei Professuren unterstützt. Eine Million Euro wurden dazu bis dato von den Förderern zugesagt. Die finanzielle Unterstützung erlaubt zudem die Reduzierung der Studiengebühren - jährlich 22.000 Euro - für ausgewählte Studierende. Studiengangsleiter Nikolas Müller stellt jedoch klar: "Die Unternehmen können sich nicht einkaufen und mitbestimmen. Aber sie können sich mit Fragestellungen einbringen."

Und das tun sie, indem Mitarbeiter als Dozenten ihre Erfahrungen teilen und Praxisbezug schaffen. Wie Philipp Goltermann, Drees & Sommer. "Schon die Gründer von Drees & Sommer waren in der Hochschulausbildung engagiert, weil die staatliche Ausbildung zu wenig Praxisbezug schafft. Diese Lücke wollen wir schließen." Dem dienen auch Mentorenprogramme, Praktika und Projekte bei und mit den Mitgliedern sowie Förderern. "Aber es geht nicht nur um die Vermittlung von Erfahrungswissen", betont Müller. "Einzigartig ist der starke Fokus auf Forschung. Wir haben Dozenten zur Vermittlung einer wissenschaftlichen Problemlösungskompetenz."

Die Forschungsqualifikation sei auch bei der Entscheidung für Müller wichtig gewesen, unterstreicht Annette Kämpf-Dern, Initiatorin und Vorstand der Foundation sowie Professorin an der Bauhaus Universität Weimar. "Die Fragestellungen, die von den Unternehmen eingebracht werden, können auch in der Forschung weitergetrieben werden." Es gebe höchstens 20 Immobilienprofessuren deutschlandweit im Bereich Forschung, aber viele Themen. "Zum Beispiel die Entwicklung der Arbeitswelten. Wie prägen Räume die Produktivität? Die großen Unternehmen probieren da gerade rum. Vielleicht investieren hier gerade alle falsch. Das wäre wenig nachhaltig."

Und nachhaltig und zukunftsgerichtet sollen die vermittelten Kompetenzen sein. "Union Investment hängt Nachhaltigkeit sehr hoch und fordert uns bei den Immobilien, die wir für sie entwickeln", beschreibt Robert Heinemann, ECE Projektmanagement, den Druck aus der Branche. "Organisation, Koordination und Kooperation" nennt Müller als "Leadership-Skills". Thematisch dreht sich viel um Digitalisierung - auch im Kontext mit Themen wie Urban Planning, etwa um den Klimawandel bei Stadtplanung und Immobilienentwicklung zu antizipieren.

Friedhelm Feldhaus