"Ich konnte stets eigenständig arbeiten"

Henning Hausmann beendet seine berufliche Laufbahn und widmet sich seinen privaten Interessen.

Henning Hausmann beendet seine berufliche Laufbahn und widmet sich seinen privaten Interessen.

Quelle: Bauwert, Urheber: Jörg Müller

Karriere 29.04.2021
Eigentlich wollte Henning Hausmann, langjähriger Leiter Investment des Berliner Projektentwicklers Bauwert, nur ein wenig neben der Uni jobben, als er sich vor 37 Jahren bei dem damals ... 

Eigentlich wollte Henning Hausmann, langjähriger Leiter Investment des Berliner Projektentwicklers Bauwert, nur ein wenig neben der Uni jobben, als er sich vor 37 Jahren bei dem damals frisch gegründeten Unternehmen bewarb. Doch dann blieb er bis zum selbst gewählten vorzeitigen Ruhestand. Seine Entscheidung hat er nie bereut.

Immobilien Zeitung: Herr Hausmann, Sie waren ihr ganzes Berufsleben einem einzigen Arbeitgeber treu. Solch einen Werdegang findet man heutzutage kaum noch. Haben Sie schon als junger Mensch von einer Karriere in der Immobilienbranche geträumt?

Henning Hausmann: Nein, keineswegs, ich hatte viele Ideen. In meiner Jugend war ich Rettungsschwimmer beim DLRG und beim Roten Kreuz als Rettungssanitäter aktiv. Damals hatte ich den Wunsch, in die medizinische Richtung zu gehen und vielleicht Arzt zu werden. Aber ich war auch ein begeisterter Elektrotechnikfan. Elektrotechnik habe ich zunächst auch studiert, doch das Studium war mir zu trocken und ich sattelte auf Betriebswirtschaft um.

IZ: Und wie sind Sie bei Bauwert gelandet, die damals noch ihren Sitz in München hatte?

Hausmann: Jürgen Leibfried und den heutigen zweiten Bauwert-Vorstand Michael Staudinger lernte ich als Student in München kennen, wo ich nach langen Jahren in Japan damals lebte. Als Leibfried am 1. November 1983 Bauwert gründete, suchte er freie Mitarbeiter. Ich half dabei, das erste Büro in Schwabing einzurichten, und unterstützte die Firma bei der Suche nach geeigneten Häusern, die gekauft und saniert werden sollten. Damals bin ich noch mit dem Auto durch die Stadt gefahren und habe passende Grundstücke und deren Eigentümer ausfindig gemacht. Tja, und dann bin ich 37 Jahre lang bei Bauwert kleben geblieben (lacht). Mein Studium habe ich übrigens nicht beendet. Das Praktische hat mir schon immer mehr Spaß gemacht, ich war schon immer eher ein Macher-Typ.

Learning by Doing statt büffeln an der Uni

IZ: Sie sind viele Jahre lang verantwortlich gewesen für den Bereich Investment. Wie haben Sie sich diese Fähigkeiten angeeignet?

Hausmann: Das war bei uns allen mehr oder weniger Learning by Doing. Nur Leibfried hatte während seines Studiums schon bei einem Bauträger gejobbt und erste Erfahrungen gesammelt. Das brachte ihn auch auf die Idee, Bauwert zu gründen. Bei den ersten Projekten halfen die Eltern bei der Finanzierung. München war damals schon sehr teuer und Bauwert verfügte nicht über hohe Eigenmittel, also schauten wir uns auch außerhalb von München nach Orten um, wo man günstig Immobilien erwerben konnte. So landeten wir in Berlin, wo Bauwert sehr schnell ein kleines Büro eröffnete. Das war 1984, damals konnten man noch für 500 bis 600 DM/m² Altbauten in der Westberliner Innenstadt erwerben.

IZ: Was war das erste eigene Projekt von Bauwert?

Hausmann: Das war ein Altbau in der Mainauer Straße in Berlin-Friedenau, den wir saniert und verkauft haben. Der Zufall spielte uns dabei in die Hände, dieses Geschäftsmodell im größeren Rahmen aufzuziehen. Leibfried saß eines Tages im Flieger neben Prinz Alexander zu Hohenlohe-Jagstberg, der mit seinem Partner Egon Banghard damals zu den größten Strukturvertrieben geschlossener Fonds gehörte. Banghard hat dann die meisten von Bauwert gekauften und sanierten Altbauten erfolgreich im geschlossenen Fondsmodell vertrieben. Nach der Wende errichteten wir dann zudem geförderte Wohnungsneubauten sowie die ersten Büroprojekte, vornehmlich in Berlin-Mitte.

IZ: Sie haben aber keine Anleger in die Insolvenz geschickt?

Hausmann: Nein. In den Rankings des Cash-Magazins stand Bauwert damals viele Jahre ganz oben auf der Liste der Fondsinitiatoren und ist bis heute mit allen Immobilienprodukten erfolgreich. Wenn ich mir diese Liste heute anschaue, dann gibt es kaum noch eine dieser Firmen.

IZ: Welches waren die spannendsten Projekte, die Sie begleitet haben?

Hausmann: Am interessantesten ist natürlich die Entwicklung ganzer Quartiere wie das Projekt Box Seven mit 645 Wohnungen, mit Büros, Geschäften, einer Kita und einem kleinen Stadtpark in Berlin-Friedrichshain. Zu meinen persönlichen Lieblingsprojekten gehört neben der Umwandlung eines großen Industriewalzwerks in Duisburg zu einem Büro- und Gewerbepark aber auch die Unternehmenszentrale von E-Plus, die wir auf dem ehemaligen Kaufring-Areal am Düsseldorfer Flughafen errichtet haben. Damals im Jahr 2006 hatten wir uns beim Insolvenzverwalter von Kaufring die Option für den Erwerb einiger Grundstücke gesichert und sind auf Mietersuche gegangen. Als sich E-Plus für den Standort interessierte, haben wir uns auf der Mipim mit dem damaligen Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) getroffen und um einen Termin gebeten. Erwin ist für mich bis heute ein Musterbeispiel für eine politische Führungskraft, weil er für die eigene Stadt richtig etwas bewegt hat. Er hat sich jedes Projekt persönlich angeschaut und, wenn er einen Nutzen für die Stadt darin sah, dafür gesorgt, dass es schnell umgesetzt werden konnte. Im Fall von E-Plus war das beispielsweise so. Schon eine Woche nach der Mipim saßen wir mit allen wichtigen Protagonisten aus dem Düsseldorfer Rathaus zusammen und konnten unser Projekt vorstellen. Alle waren sich einig, wir stellten eine Bauvoranfrage und nur eine weitere Woche später hatten wir bereits einen positiven Bauvorbescheid in der Tasche und konnten am Ende tatsächlich einen Vertrag mit E-Plus schließen.

IZ: Das klingt ein bisschen nach Monarchie.

Hausmann: Nein, Erwin war eine Persönlichkeit, die Entscheidungen getroffen hat. Solche Menschen gibt es heute kaum noch. Früher gab es mehr Miteinander zwischen Behörden, Entscheidungsträgern und Entwicklern. Heute läuft man oft gegen Mauern und manche Entscheidungen sind schwer nachvollziehbar oder sie ziehen sich lange hin.

IZ: Was meinen Sie damit?

Hausmann: In Friedrichshain-Kreuzberg mussten wir bei einem Projekt zweieinhalb Jahre ringen, um einen positiven Bauvorbescheid zu erhalten. Und in Friedenau, wo wir heute bereits Wohnungen bauen wollten und dafür alte Garagen und ein zweigeschossiges Wohnhaus hätten abreißen müssen, sind die Gebäude nach dem Bekanntwerden unseres Projekts auf Initiative von Anwohnern jetzt zum Teil unter Denkmalschutz gestellt worden. Das erscheint mehr als verwunderlich, denn die vorherige Eigentümerin hatte wiederholt versucht, das Ensemble aus einem Ateliergebäude und Wohnhaus unter Denkmalschutz stellen zu lassen, was aber abgelehnt worden war, und in einer Denkmalliste befanden sich die Gebäude auch nicht. Einen positiven Bauvorbescheid für unser Projekt hatten wir übrigens schon in der Tasche, bevor die Denkmalschützer ins Spiel kamen.

IZ: Und jetzt?

Hausmann: Wir sind nun in Abstimmungen mit dem Bezirk für eine Teilbebauung des Grundstücks im Bereich der abzureißenden Garagen. Das Grundstück mit dem Wohnhaus und dem Ateliergebäude im hinteren Bereich, das wir übrigens ohnehin erhalten wollten, lassen wir, wie es ist.

Kompromissbereitschaft gehört zum Geschäft

IZ: Das heißt, Bauwert versucht nicht dagegen zu klagen?

Hausmann: Das war und ist nicht der Stil von Bauwert. Wir versuchen immer, so gut es geht, einen Kompromiss zu finden, auch wenn es länger dauert oder aufwändiger ist. Am Ende ist es immer unser Ziel, dass alle Beteiligten zufrieden sind. Wir versuchen, möglichst alle mitzunehmen, wenn wir ein Projekt realisieren. Das haben wir beispielsweise auch auf dem Kaufring-Areal hinbekommen, wo wir vor der Ansiedlung von E-Plus die neue Verwaltungszentrale von C&A errichtet haben. Bei der Standortwahl für den neuen Unternehmenssitz mussten wir nicht nur mit Redevco, der Immobilientochter von C&A, konkurrieren, sondern auch die Mitarbeiter überzeugen, die aus bester Innenstadtlage nach draußen an den Flughafen ziehen sollten. Um die Vorteile des angedachten neuen Standorts zu zeigen, ließen wir uns die Postleitzahlen aller damaligen Mitarbeiter geben und errechneten in einer internen Studie, wie viel Zeit sie jeweils benötigten, um zur Arbeit an den alten und an den neuen Standort zu gelangen. Das Ergebnis stellten wir bei einer großen Veranstaltung vor 1.200 C&A-Mitarbeitern auf dem Neubaugrundstück vor: 80% der Mitarbeiter hatten demnach kürzere Arbeitswege und nach einem Umzug in die neue Zentrale deutlich mehr Zeit.

IZ: Eine schlaue Idee, um für einen Standort zu werben. Sie haben sich ja quasi nebenbei auch um Marketing und Pressearbeit bei Bauwert gekümmert. Wie kam das?

Hausmann: Als ich eines Tages zu Leibfried sagte, es wäre schön, wenn über uns einmal etwas in der Zeitung stehen würde, erwiderte er: "Gute Idee, dann mach!" Ja und dann habe ich gemacht und festgestellt, dass mir auch diese Aufgabe viel Freude bereitet.

IZ: Haben sie Ihre Entscheidung, so lange bei Bauwert geblieben zu sein, je bereut?

Hausmann (wie aus der Pistole geschossen): Nein, niemals! Bei Bauwert konnte ich stets eigenständig arbeiten, verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen und mich weiterentwickeln. Deshalb hatte ich auch nie das Bedürfnis, in ein anderes Unternehmen zu wechseln, oder das Gefühl, etwas zu versäumen. Und natürlich werde ich mit Leibfried und Staudinger immer freundschaftlich verbunden sein und auch mit Bauwert in Kontakt bleiben.

IZ: Wenn für Sie bei Bauwert alles immer gut gelaufen ist, was ist dann Ihr Beweggrund, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen.

Hausmann: Das hat in erster Linie persönliche Gründe. In meinem Familien- und Freundeskreis sind einige Menschen leider recht jung gestorben, das macht etwas mit einem und hat mich und meine Frau dazu bewegt, diese Entscheidung zu treffen: Wenn ich 60 bin, wollten wir beide aufhören zu arbeiten und die Welt bereisen, solange wir noch fit sind. Reisen war schon immer unser großes Hobby, und wir freuen uns darauf, bald länger als zwei, drei Wochen unterwegs sein zu können. Ich fotografiere außerdem sehr gerne und habe Lust, in die Bücherwelt einzusteigen, um beispielsweise ein Buch über historische Hotels in aller Welt zu schreiben. Außerdem will ich die Homepage immerreisen.de mit neuen Reiseberichten füttern.

IZ: Herr Hausmann, herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei Ihren Projekten!

Die Fragen stellte Martina Vetter.

Martina Vetter

Weitere Nachrichten aus der Rubrik Karriere

Immobilienprofi im Porträt: Alexander Wietasch

Beruflich leitet Alexander Wietasch als CEO die Westminster Group. In seiner Freizeit sammelt er Oldtimer.

Beruflich leitet Alexander Wietasch als CEO die Westminster Group. In seiner Freizeit sammelt er Oldtimer.

Urheberin: Melissa Otto

Karriere 18.04.2024
Alexander Wietasch ist Geschäftsführer des Familiy-Offices Westminster. Der 34-Jährige ist in Salzgitter aufgewachsen und lebt heute mit seiner Familie in der Nähe von Berlin. Sein Weg ... 

Alexander Wietasch ist Geschäftsführer des Familiy-Offices Westminster. Der 34-Jährige ist in Salzgitter aufgewachsen und lebt heute mit seiner Familie in der Nähe von Berlin. Sein Weg in die Immobilienwirtschaft war eher ungewöhnlich, denn sein Berufsleben begann mit einer Ausbildung zum Mechatroniker, bevor er sich für ein Studium des Wirtschaftsrechts entschied und in die Branche wechselte. Seine Managementkenntnisse baute er in einem Auslandsjahr in Hongkong auf. In seiner Freizeit betreibt der junge Vater Kickboxen, verbringt Zeit mit seiner Familie und widmet sich seiner Oldtimer-Sammlung.

Wie und wo wohnen Sie zurzeit?

Ich wohne mit meiner Familie in einer Doppelhaushälfte in einem sehr schönen Neubaugebiet südlich von Berlin. Nach der Geburt unserer Tochter wollten wir etwas ländlicher und nicht mehr in einer Wohnung leben. Unser Wohnort liegt in der Nähe der A 10, sodass wir eine sehr gute Verkehrsanbindung haben. Momentan wohnen wir noch zur Miete, aber das soll nur eine Übergangslösung sein. Wir haben auf beiden Seiten Fensterfronten. Dadurch fällt viel Licht in die Wohnräume, was ich sehr schätze.

Was muss das perfekte Haus unbedingt haben?

Ein perfektes Haus wäre für mich eine schöne sanierte Altbauvilla in Wasserlage. Das wäre eine Immobilie, in der ich mir vorstellen könnte, alt zu werden.

Haben Sie bei einer Immobilien schon einmal selbst Hand angelegt?

Ja, erstmals als meine Eltern ihr Haus gebaut haben, da habe ich viel mitgeholfen. Im letzten Jahr sollte eine große Anzahl an Wohnungen in einem unserer Objekte umgebaut und vermietet werden. Ich bin zu Beginn des Projekts einen ganzen Tag mit unserem Monteur vor Ort gewesen und habe zusammen mit ihm angepackt. Anfangs wollte er nicht glauben, dass ich es ernst meine. Dass der Chef mit anpackt, hat bei den Mitarbeitern eine große Motivation ausgelöst und wird sehr respektiert. Handwerklich zu arbeiten, bereitet mir großen Spaß, und ich mache zu Hause viel selbst, wenn es die Zeit erlaubt.

Wie haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

Mit 14 habe ich schon viele Sachen auf Ebay verkauft. Als ich dann 18 wurde und noch zur Schule ging, habe ich gebrauchte Autos gekauft, sie hergerichtet und wieder verkauft.

Wie haben Sie den Weg in die Immobilienwirtschaft gefunden?

Das war eher Zufall. Ich habe immer in Bereichen mit technischem Bezug gearbeitet. Für mich war klar, dass ich nach meinem MBA in Hongkong im Management arbeiten möchte. Durch Zufall wurde ich auf eine Stelle als Geschäftsführer eines Projektentwicklers in Berlin aufmerksam. Ich habe mich direkt beworben, denn die Stelle passte einfach zu meinem Profil, gefragt waren technische, kaufmännische und juristische Kenntnisse. Mit dem Gesellschafter habe ich mich auf Anhieb sehr gut verstanden, so dass ich bereits von Hongkong aus meinen Arbeitsvertrag unterschreiben und mit der Arbeit beginnen konnte.

Was braucht man Ihrer Einschätzung nach, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Man darf sich von schlechten Nachrichten nicht verunsichern lassen. Ich glaube, dass es wichtig ist, an der eigenen Strategie festzuhalten – unabhängig davon, was die Masse sagt. Man sollte das tun, was man kann und womit man erfolgreich ist. Und wenn man glaubt, dass die Zeit reif ist für einen Schritt, dann sollte man ihn auch gehen, unabhängig davon, wie der Markt gerade tickt. Meiner Erfahrung nach sind schlechte Prognosen oft Übertreibungen. Man malt den Markt für die nächsten zehn Jahre schwarz und später stellt sich heraus, dass es zwar schwierig war, aber nicht so schlimm wie vorhergesagt.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Wir feiern eher im kleinen Kreis oder veranstalten kleinere Events im Unternehmen. Außerdem laden wir unsere Mitarbeiter und Geschäftsfreunde regelmäßig zu den von uns gesponserten Sportevents ein.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Misserfolge gehören genauso zum Geschäft wie Erfolge. Ich lasse mich davon nicht unterkriegen, mache einfach weiter und versuche es so lange, bis es klappt – das ist meine Strategie. Zudem versuche ich aus meinen Fehlern zu lernen, um es beim nächsten Anlauf besser zu machen.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Ich war schon früh unternehmerisch tätig und mir macht es Spaß, Unternehmen aufzubauen und weiterzuentwickeln. Ich würde in einem anderen Unternehmen die gleiche Position besetzen.

Was finden Sie an der Immobilienbranche besonders gut?

Die Vielseitigkeit! In der Projektentwicklung und im Bestandsmanagement arbeitet man mit ganz unterschiedlichen Partnern zusammen, zum Beispiel aus dem kaufmännischen und dem technischen Bereich. Mir macht es Spaß, mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu kommen, vom Mieter über den Architekten bis hin zum Ingenieur. Das macht meinen Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich.

Und was stört Sie an der Branche?

Was mich etwas stört, ist, dass in den Boomjahren einige unprofessionelle Akteure auf den Markt gekommen sind, was dem Ruf der Branche geschadet hat. Aufgrund der niedrigen Zinsen dachten viele, dass sich damit leicht Geld verdienen ließe. Jetzt sehen wir aber das Gegenteil, der Markt konsolidiert sich wieder.

Baulöwe, Miethai, Heuschrecke: Leute, die mit Immobilien Geld verdienen (wollen), haben nicht immer den besten Ruf. Zurecht?

Wenn ich im privaten Umfeld erzähle, dass ich in der Immobilienbranche tätig bin, bekomme ich manchmal die scherzhafte Antwort „Bis vor Kurzem warst du mir noch sympathisch“ oder „Ach, ein Immobilienhai“. Das ist nicht ernst gemeint, aber es spiegelt doch wider, was die Leute oft über Vertreter der Branche denken. Und ja, ich glaube, die Immobilienbranche hat einen zu schlechten Ruf. Das Problem ist, dass dies von einzelnen schwarzen Schafen herrührt, über die jedoch sehr medienwirksam berichtet wird. Die meisten Branchenvertreter bieten gute Immobilien zu fairen Preisen an und bemühen sich um ein gutes Verhältnis zu allen Beteiligten. So ist auch unser Selbstbild.

Sie würden jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen, weil…

… weil man in dieser Branche vorankommt, wenn man ehrgeizig ist und zeigt, was in einem steckt. Wichtig ist, dass man seine Leistungsbereitschaft zeigt. Man sagt den jungen Leuten heute nach, dass sie mehr auf ihre Work-Life-Balance achten und nicht mehr so leistungsfähig sind. Dieser Ruf haftet ihnen vielleicht zu Unrecht an, aber ich würde ihnen empfehlen, sich davon abzuheben, indem sie zeigen, was in ihnen steckt.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Ich mag schöne alte Häuser. In Potsdam gibt es viele schöne Altbauten, die mir sehr gut gefallen. Wenn ich mir dort eine Immobilie aussuchen müsste, würde es mir nicht schwerfallen.

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

Was in den 70er Jahren gebaut wurde, finde ich nicht besonders schön. Aber es gibt kein Gebäude, das ich abreißen möchte. Ich finde, alles gehört irgendwie dazu, schließlich können beispielsweise auch DDR-Bauten ihren Reiz haben. Es kommt auf den Kontext an.

Was bringt Sie privat auf die Palme? Und was beruflich?

Ich weiß, dass es nichts bringt sich aufzuregen, also versuche ich, privat und beruflich in jeder Situation ruhig zu bleiben. Wenn Leute ignorant sind, kann ich mich schon mal aufregen, aber das kommt wirklich selten vor.

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Daheim in meinem Garten oder im Urlaub in der Sonne.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an was …?

… an eine schöne Bucht in Ägypten mit sehr warmen Badetemperaturen im Dezember. Es war herrlich, wir hatten strahlenden Sonnenschein und konnten einfach nur entspannen.

Homeoffice, Büro oder mobil in der Bahn? Wo arbeiten Sie am häufigsten, wo am liebsten und warum?

Ich finde, dass sowohl das Büro als auch das Homeoffice Vorteile haben. Zuhause kann ich in Ruhe Dinge abarbeiten, im Büro bekommt man aber auch Dinge mit, die einem daheim entgehen würden. Deshalb finde ich beides wichtig und nutze auch beides. Wenn ich Termine habe, fahre ich lieber mit dem Auto als mit dem Zug.

Und für welches rein private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Für den Sport. Ich versuche, ihn regelmäßig in meinen Alltag zu integrieren, aber zwischen Beruf und Familie kommt er oft zu kurz. Wenn man sich wie ich in einer Kampfsportart verbessern will, muss man sehr regelmäßig trainieren.

Wie und wo gehen Sie gerne aus?

Ich gehe gerne in Potsdam oder in Charlottenburg gut essen oder besuche kulturelle Veranstaltungen, aus dem Club-Alter bin ich mittlerweile raus.

Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie gerne mal einen Abend verbringen?

Ich würde Richard Branson gerne einmal treffen, weil ich finde, dass er ein interessanter Unternehmer ist. Ich finde es spannend, wie er seine Unternehmen aufgebaut hat, und denke, dass er mir spannende Anregungen für meine Arbeit geben könnte. Mit ihm würde ich auch gerne einmal für einen Tag tauschen, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Ich mag die mediterrane Küche sehr. Da ich schwedische Wurzeln habe, mag ich auch die schwedische Küche sehr gern – da gibt es sehr viel Spannendes mehr als nur Köttbullar. Außerdem habe ich durch meine Frau die osteuropäische Küche für mich entdeckt.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Mit Blick auf Hongkong vermisse ich in Deutschland die Effizienz. Wenn ich die öffentlichen Verkehrsmittel in Berlin mit denen in Hongkong vergleiche, ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Als ich von Hongkong nach Berlin kam und in die U-Bahn gestiegen bin, fiel mir auf, dass wir keinen Internetempfang in der U-Bahn und immer noch Fenster zum Aufklappen haben. Das war ein Gefühl, als sei ich 30 Jahre in die Vergangenheit gereist. In Hongkong ist jede U-Bahn klimatisiert und man hat überall in der U-Bahn einen top Empfang, man kann sich von dort aus problemlos Filme auf dem Handy anschauen.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben – welchen Traum erfüllen Sie sich?

Ich würde das Geld lieber spenden, weil es Menschen gibt, die es dringender brauchen als ich.

Die Fragen stellte Janina Stadel.

Janina Stadel

Reuter soll C&W in Deutschland führen

Tina Reuter ist schon jetzt Mitglied des EMEA Strategic Leadership Teams von C&W.

Tina Reuter ist schon jetzt Mitglied des EMEA Strategic Leadership Teams von C&W.

Quelle: Cushman & Wakefield

Karriere 18.04.2024
Tina Reuter soll Insidern zufolge Deutschlandchefin von Cushman & Wakefield (C&W) werden. Damit würde sie Yvo Postleb nachfolgen, der im Winter sang- und klanglos das Maklerhaus ... 

Tina Reuter soll Insidern zufolge Deutschlandchefin von Cushman & Wakefield (C&W) werden. Damit würde sie Yvo Postleb nachfolgen, der im Winter sang- und klanglos das Maklerhaus verlassen hat.

Seit Anfang Dezember lässt C&W offen, wer die deutsche Tochter künftig führen wird. Im Winter hieß es auf Anfrage lediglich, Postleb werde "für einen längeren Zeitraum abwesend sein"; Tina Reuter, Head of Asset Services für Europa, solle "in seiner Abwesenheit vorübergehend die Verantwortung für Deutschland übernehmen".

Wie lange Postleb abwesend sein soll und ob er überhaupt wiederkommen wird bzw. wer ihm folgen soll – das sind Fragen, die C&W seit mehr als vier Monaten offen lässt. Ein Vakuum an der Spitze des Unternehmens mit 350 Beschäftigten. Noch wird Postleb auf der Internetseite von C&W als Managing Director Germany und Head of Germany geführt.

Jetzt aber ist aus gut unterrichteten Kreisen zu hören: Reuter wird den Chefposten übernehmen. Noch im April soll der Vertrag mit ihr unterschrieben werden. C&W bleibt dabei wortkarg. "Ich kann dies aktuell nicht kommentieren", sagte eine Sprecherin auf Anfrage der Immobilien Zeitung (IZ). Auch Reuter selbst wollte gegenüber der IZ keinen Kommentar abgeben.

Reuter ist derzeit als Executive Partner verantwortlich für die Leitung und Entwicklung des Asset-Services-Geschäfts in Europa, über das rund 32 Mio. qm Gewerbefläche verwaltet wird, das 14 Länder abdeckt und mehr als 1.350 Mitarbeiter beschäftigt. Als Mitglied des EMEA Strategic Leadership Teams von C&W ist sie zudem mitverantwortlich für die strategische Ausrichtung des Gesamtunternehmens in Europa. Reuter verfügt über mehr als 20 Jahre internationale, bereichsübergreifende Führungserfahrung in der Immobilienbranche. Seit 2013 ist sie für C&W tätig.

Im Februar hatte Reuter der IZ erklärt, sie wolle die Dienste bei C&W bündeln sowie das Angebot breiter und diverser aufstellen. "Neben unserem bisherigen Office-Fokus stärken wir auch die Bereiche Residential, Healthcare und Logistik", sagte sie. "Unser Fokus liegt – als Teil unserer globalen Strategie – auf drei Prioritäten: Stärkung des Kerngeschäfts, effiziente Arbeit und Beratung sowie nachhaltiges, organisches Wachstum." C&W sehe den mittel- und langfristigen Erfolg nicht in der Konzentration auf wenige Bereiche, sondern "in gesamtheitlichen Lösungen".

Mit Alexander von Erdély bei CBRE und Matthias Leube bei Colliers hatten neben Postleb im vergangenen Winter auch zwei andere Topmanager von großen Gewerbemaklern ihre Posten abgegeben.

Peter Dietz

Reingehört: Eine eigene Zone für berufliche Werdegänge

Karriere 18.04.2024
Netzwerken gehört für Alexander Schmid zum Alltag. Nun hat er seine Real Estate Lounge Interview Zone in ein Podcast-Format gepackt. Darin stellt er in jeder Folge einen Gesprächspartner mit ... 

Netzwerken gehört für Alexander Schmid zum Alltag. Nun hat er seine Real Estate Lounge Interview Zone in ein Podcast-Format gepackt. Darin stellt er in jeder Folge einen Gesprächspartner mit seinem Berufsweg näher vor.

Im Februar 2024 ging der Podcast Real Estate Lounge Interview Zone an den Start. Dahinter steckt der Gründer der Real Estate Lounge Alexander Schmid, der sich in diesem Format mit seinen Interviewpartnern unterhält über Werdegänge, Stolpersteine und Best-Practice-Beispiele im Berufsleben in der Immobilienwirtschaft. In jeder der bislang vier Folgen bespricht Schmid mit einem Gast neben dessen Lebenslauf auch ein Fokusthema.

So zeichnet sich Gesprächspartner von Folge 1, der Unternehmensberater Robert Hoffmann, dadurch aus, dass er auf Instagram erfolgreich aktiv ist. Er hat innerhalb von knapp sechs Monaten mit seinen Videos 50.000 Follower gewinnen können. Sein Erfolgsrezept: Liefere kontinuierlich Inhalte, die authentisch sind und den Followern einen Mehrwert bieten. Jeden zweiten Tag kreiert Hoffmann nach diesem Rezept einen 90-Sekunden-Spot mit Einblicken in seine Erlebnisse aus der Unternehmensberatung.

In Folge 2 ist Oliver Ritschel zu Gast. Vor etwa vier Jahren hat sich der gelernte Elektroinstallateur mit dem Buero Oliver selbstständig gemacht. Inzwischen hat er drei Mitarbeiter, Tendenz steigend. Aus seiner Zeit als Angestellter weiß Ritschel, dass besonders für Sonderprojekte meist die Zeit fehlt, um das technische Property- und Asset-Management zu koordinieren. Diese Lücke kann er mit seinem Unternehmenskonzept füllen. Mit Schmid spricht er über seinen Weg in die Selbstständigkeit.

Marketingspezialisten, Ingenieurgeologen und als nächstes Sie?

Weitere Gäste in den Folgen 3 und 4 sind Felix Hilt von Brand Estates und Lukas Krödel von HPC. Hilt gibt Auskunft über erfolgreiches Immobilienmarketing, das er mit seiner Agentur betreibt: von der Namensfindung für ein Projekt bis hin zu Influencer-Engagements. Krödel ist für die Umwelt tätig und seines Zeichens mit nur 28 Jahren einer der jüngsten Standortleiter Deutschlands. HPC ist auf Umweltberatung, Infrastrukturplanung und Bodenrecycling spezialisiert. Der studierte Ingenieurgeologe begann vor knapp vier Jahren als Werkstudent bei dem Unternehmen und leitet nun ein eigenes Team in München.

Man darf gespannt sein, wer noch in der Interview Zone zu Gast sein wird. Mit den bisherigen Interviewpartnern stand Schmid durch sein Netzwerkevent-Format Real Estate Lounge bereits in Kontakt. In den Shownotes besteht die Möglichkeit, sich als Gast zu bewerben.

Die Folgen haben mit 30 bis 40 Minuten eine angenehme Länge. Lediglich Intro und Outro wirken leicht überzogen, wenn auch professionell umgesetzt. Angesichts der interessanten Gespräche lässt sich darüber hinweghören. Ein fester Turnus, in dem die Folgen erscheinen, ist anhand der bisherigen Veröffentlichungsdaten noch nicht ablesbar.

Alexandra Stiehl