"Nur wegen Corona sind Sie nicht weniger wert"

Das Berufsleben kreist von Anfang an um die alles entscheidende Frage: Wie viel bin ich wert?

Das Berufsleben kreist von Anfang an um die alles entscheidende Frage: Wie viel bin ich wert?

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Karriere 26.11.2020
Absolventen immobilienwirtschaftlicher Fachrichtungen befürchten, sich bei einem Berufseinstieg in der Corona-Krise unter Wert verkaufen zu müssen. Doch das müssen sie nicht, Jobs für ... 

Absolventen immobilienwirtschaftlicher Fachrichtungen befürchten, sich bei einem Berufseinstieg in der Corona-Krise unter Wert verkaufen zu müssen. Doch das müssen sie nicht, Jobs für Einsteiger sind schließlich trotz mancher coronabedingter Einschläge immer noch genug da. Personalberater Frank Groß empfahl Nachwuchskräften darum auf der digitalen Karrierewoche der Immobilien Zeitung Ende Oktober, ihr Licht bloß nicht unter den Scheffel zu stellen.

"Die Gehälter in der Immobilienwirtschaft sind sehr intransparent", sagt ein Student, der bald seinen Abschluss macht. Der junge Mann führte auf der digitalen Karrierewoche der Immobilien Zeitung, einer Jobmesse für die Branche, Gespräche mit einer zweistelligen Zahl an potenziellen Arbeitgebern. "Außer einem Unternehmen, das mir eine grobe Orientierung gegeben hat, wollte mir niemand sagen, was ich ungefähr verdienen könnte."

Den ehrgeizigen Berufseinsteiger in spe treibt die Furcht um, sich "unter Wert verkaufen zu müssen", weil viele Unternehmen, so seine Beobachtung, wegen Corona heute deutlich weniger offene Stellen haben als noch vor einem Dreivierteljahr. "Die haben vor allem Einsteigerjobs gestrichen und nehmen aktuell nur noch Berufserfahrene." In einem virtuellen Meeting mit einem potenziellen Arbeitgeber auf der IZ-Karrierewoche habe es sogar geheißen: "Der Einstieg läuft bei uns nur über ein Praktikum." Diese Aussicht findet die zielstrebige Nachwuchskraft nach mehreren Jahren Studium nicht besonders attraktiv. Andererseits: Wer weiß, wie sich die Lage in ein paar Monaten darstellt, wenn das Coronavirus weiterwütet?

Der Jobmarkt für Neulinge, die erst einmal Geld kosten und einer intensiven Einarbeitung bedürfen - was aus der Ferne besonders schwer ist -, hat sich dieses Jahr nicht zum Besseren entwickelt. "Das Mindset hat sich auf jeden Fall aufgrund der Pandemie verändert", stellt Verena Rock, Immobilienprofessorin an der Technischen Hochschule Aschaffenburg, fest. "Noch vor einem Jahr schienen Absolventen sehr überzeugt von ihren Qualitäten und ihrer guten Vermittelbarkeit auf dem Arbeitsmarkt. Dies hat sich verändert."

Geschichten von Absolventen tun ihr Übriges: Gehaltserhöhungen fallen um einiges geringer aus als in den Vorjahren, und auch Bonuszahlungen haben massiv gelitten. "Sofern man aktuell das Glück hat, einen Praktikums- oder Festanstellungsplatz zu finden, sollte man kompromissbereit sein", bilanziert Rock. Weniger Jobs, krisenbedingt vorsichtigere Arbeitgeber: Konnten sich Nachwuchskräfte von der Hochschule in der Vergangenheit gleichsam die Rosinen rauspicken, ist jetzt das Thema Krisensicherheit in den Fokus gerückt.

Der anonyme Student war nicht der einzige Teilnehmer der IZ-Karrierewoche, der sich angesichts dieser Gemengelage Sorgen macht. "In den Gesprächen wurden teilweise Gedanken einzelner Berufseinsteiger geäußert, ob sie sich nunmehr günstiger präsentieren müssen, um einen Job zu erhalten", sagt Frank Groß, Inhaber der Personalberatung immopersonal. Groß gab Tipps und Tricks zu Gehaltsverhandlungen und coachte Bewerber.

Der Personalberater versuchte die Gemüter zu beruhigen: "Auf der Seite der Arbeitgeber kann ich nicht erkennen, dass Corona als Vorwand für reduzierte Einstiegsgehälter ausgenutzt wird. Die Gehälter sind auf dem Stand von vor dem Corona-Cut geblieben."

Von seinen Mandanten werde Corona jedenfalls nicht als Preisdrücker eingesetzt. Unternehmen, die vor der Zäsur Bedarf an gut ausgebildetem Personal hatten, "haben diesen immer noch, teilweise intensiver, und wollen diesen auch marktgerecht vergüten", versichert Groß.

Stärker als früher müssen Absolventen in Corona-Zeiten jedoch ihre Qualitäten herausstreichen. "Mein Tipp: Zeigen Sie einem potenziellen Arbeitgeber den Wert auf, den Sie ins Unternehmen einbringen", sagt Groß. Schulbildung, Ausbildung, Berufserfahrung, Studieninhalte, Praktika und Noten - alles muss in die Waagschale geworfen werden. Dabei bloß nicht tiefstapeln und sein Licht unter den Scheffel stellen, sondern selbstbewusst in Gehaltsverhandlungen gehen. "Warum sollte sich mein Wert nur wegen Corona - in einem Zeitraum von acht Monaten! - verändert haben?", fragt Groß rhetorisch.

Commerz Real sieht das genauso. Der Asset-Manager stellt über alle Arten von Nachwuchs hinweg ein: Trainees, Praktikanten, Werkstudenten und Auszubildende. "Die Gehälter für unsere Nachwuchsgruppen bleiben konstant. Die Anforderungen an den Mitarbeiter sind durch Corona nicht geringer geworden, sodass eine Absenkung der Einstiegsgehälter keine logische Schlussfolgerung ist", betont das Unternehmen auf Anfrage.

Oksana Hübert von Deka Immobilien bringt noch einen Aspekt ins Spiel: "Einsteigergehälter sind bei uns unverändert, da stehen Tarifverträge mit festen Konditionen dahinter." Die Stimmung sei sicher etwas verhaltener, was Zuwachs angehe, "dennoch stellen wir und andere Unternehmen weiter ein".

Wer in seiner Region keinen Job findet, muss den Radius ausweiten

Studenten und Absolventen sollten sich trotzdem an den Gedanken gewöhnen, die Komfortzone unter Umständen verlassen zu müssen. Groß rät dazu, sich nicht auf eine Region zu beschränken, sondern deutschlandweit zu suchen. "Bei der IZ-Karrierewoche gab es doch allein ca. 200 Jobangebote!" Preissenkungen, glaubt der Headhunter, werden frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2021 zu spüren sein. Noch müsse ein Nachfrageüberhang befriedigt werden. Als grobe Richtschnur für aktuell realistische Einstiegsgehälter in der Immobilienwirtschaft gab Groß dem Nachwuchs mit auf den Weg: 40.000 Euro mit Bachelorabschluss, 45.000 Euro für Masterabsolventen.

Immobilienprofessorin Rock ist ebenfalls nicht bang um ihre Studierenden: "Mit einer guten Ausbildung und einschlägiger Praktikums- bzw. Berufserfahrung sehe ich - wenn auch gerade weniger bei den Maklerhäusern und vielleicht im Shopping- und Hotelbereich - weiterhin recht gute Perspektiven in der Immobilienbranche." Studenten berichteten ihr zwar, dass es durchaus länger gedauert hat, einen Praktikumsplatz oder eine Traineestelle zu finden. "Ich weiß aber von niemandem, der überhaupt nichts gefunden hätte."

Eine harte Zahl zum Gehalt gab es auf der IZ-Karrierewoche dann doch noch. Die einzige Firma, die öffentlich eine Hausnummer nannte, war Kaufland. Trainees, die bei dem Händler anheuern, erwartet während ihres zwölfmonatigen Rundumschlags ein Bruttogehalt von 48.000 Euro.

Harald Thomeczek

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Hochschulen bereiten Studenten auf den Umgang mit KI-Tools vor

Auf dem Campus kommt künstliche Intelligenz schon regelmäßig zum Einsatz.

Auf dem Campus kommt künstliche Intelligenz schon regelmäßig zum Einsatz.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Monkey Business

Karriere 28.09.2023
Künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch – auch in der Immobilienwirtschaft. Die Einsatzgebiete sind noch begrenzt, aber der Hochschulnachwuchs lotet bereits einige Möglichkeiten ... 

Künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch – auch in der Immobilienwirtschaft. Die Einsatzgebiete sind noch begrenzt, aber der Hochschulnachwuchs lotet bereits einige Möglichkeiten aus. In vielen Studiengängen gehört der Umgang mit der neuen Technik bereits zum Alltag. So sollen Studierende schon während ihrer Ausbildung die Möglichkeiten und Grenzen von KI-Tools im Berufsalltag kennenlernen.

Besonders große Bauprojekte sind heute schon hoch digital. Ob in der Planung, im Bauprozess oder in der Abnahme: Es läuft nichts mehr ohne entsprechende Software, digitale Protokolle, dem Internet of Things und Co. Nun könnte mit KI-Chatbots wie ChatGPT in der Immobilienwirtschaft die nächste Ausbaustufe starten. An den Hochschulen werden Studenten schon während ihrer Ausbiludng auf den Umgang mit der künstlichen Intelligenz vorbereitet.

An der Universität Wuppetal hat die wissenschaftliche Mitarbeiterin Ariane Deghan am Lehrstuhl "Konstruieren und Entwerfen"bereits in diesem Sommersemester ein KI-Projekt mit Bachelor- und Masterstudierenden geführt. Die Masterstudenten sollten mit KI-Werkzeugen einen architektonischen Entwurf erarbeiten. Die Bachelor-Studenten sollten alles händisch machen. Die Frage war: Kann KI den Menschen im kreativen Prozess der Architektur ersetzen? Die Antwort: Eher nein. "KI ist gut darin, Inhalte zu finden, zu strukturieren und neu zusammenzufügen", sagt Deghan. "Aber wir möchten neues Wissen schaffen und nicht Bestehendes wiederholen." ChatGPT und Co. sind also bisher eher für Fleißarbeit zu gebrauchen. Oder wie Deghan es ausdrückt: "Es fühlt sich an wie ein Kollege, der nie müde wird, mit mir über das Thema, an dem ich sitze, zu sprechen und mich dabei zu unterstützen, die vielen losen Gedankenstränge zu sortieren."

Die Wissenschaftlerin erhofft sich besonders bei einfacheren Projekten in Zukunft KI-Unterstützung – zum Beispiel bei Gewerbeimmobilien und Reihenhäusern. "Bereits jetzt gibt es Programme, die mit einem Klick dem Entwerfenden eine Vielzahl an funktionierenden Grundrissvarianten anbieten", sagt Deghan. "Die Aufgabe des Menschen ist es dann auszuwählen, anzupassen und vielleicht mit den Ergebnissen anderer spezialisierter KIs zu verbinden." Dieses Wissen vermitteln Deghan und ihr Team den Studierenden aktuell und ermutigen sie KI-Anwendungen auszutesten – Verbote gibt es keine: "Warum sollten wir vollkommen aussichtslos versuchen etwas zu verbieten, was es ja bereits gibt und was ganz offensichtlich hilfreich ist?", sagt Deghan. "Ich schaue sehr optimistisch auf diese neuen Möglichkeiten und appelliere an die Studierenden diese auch zu nutzen."

Die Grenzen der KI kennen die Studierenden aber auch. Denn in Seminararbeiten geht es dem Lehrstuhl nicht um das Zusammenfassen oder Wiederholen bestehenden Wissens, sondern darum neue Wege zu beschreiten. "Da kann ChatGPT punktuell assistieren, mehr aber nicht", sagt Deghan.

Verena Rock sieht das ähnlich. Sie ist Direktorin des Instituts für Immobilienwirtschaft und -management (IIWM) und Professorin für Immobilieninvestment und –portfoliomanagement an der Technischen Hochschule Aschaffenburg. Auch bei Rock nutzen die Studierenden im Unterricht bereits ChatGPT und werden an KI herangeführt. Einsatzmöglichkeiten für KI gibt es aus ihrer Sicht besonders bei Markt- und Standortanalysen, sowie in der Immobilienbewertung und bei Cashflow-Analysen. Ihre Studierenden dürfen KI auch bei Seminararbeiten verwenden, müssen aber eine ehrenwörtliche Erklärung abgeben, also bescheinigen, dass sie wissenschaftliche korrekt vorgegangen sind.

Besonders weit sind die Ideen und Experimente an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Holzminden. Dort unterrichtet Jan Christian Schlüter als Professor am Lehrstuhl für Real Estate Economics und Estate Management. Die Hochschule betreibt die sogenannte "HAWKI", eine Internetseite, auf der Studierenden und Mitarbeiter kostenlos eine ChatGPT-ähnliche KI nutzen und Erfahrung sammeln. Schlüter ermuntert seine Studentenschaft sogar dazu, solche Hilfsmittel auch für Seminararbeiten zu nutzen. "Da die Studierenden von mir individuelle Datensätze erhalten und an aktuellen wissenschaftlichen oder praktischen Fragestellungen arbeiten, eignet sich ChatGPT zur Unterstützung der Studierenden aber eben nicht zum kompletten Erstellen der eigenen Arbeitsleistung." Der Professor mahnt seine Studierenden auch zu Vorsicht bei der Literaturrecherche. Da ist die KI noch keine Hilfe. Zu oft erfindet sie Inhalte oder Quellen.

Abseits der Ausbildung und Wissenschaft sieht Schlüter auch auf dem aktuellen KI-Entwicklungsstand schon einige Möglichkeiten – und zwar besonders im Bereich Sensorik. Die Anzahl kleiner und günstiger Sensoren in Neubauten nimmt stetig zu. Sie sammeln Verbrauchsdaten oder erkennen frühzeitig Veränderungen oder Schäden in der Bausubstanz oder an Rohren und Leitungen. Das führt zu großen Datenmengen. "Die können nur noch durch KI auswertbar und nutzbar gemacht werden", sagt Schlüter.

Um diese praktischen Anwendungsfälle mit der Theorie der Studierenden zu verbinden, arbeitet die Hochschule an einem KI-Hub im Bereich Immobilien. Dieser soll den notwendigen Wissenstransfer zwischen Hochschule, Unternehmen und Industrie gewährleisten, Ausgründungen fördern und Spin-offs von Unternehmen beflügeln.

Während die meisten Hochschulen also vor allem KI-Potenzial im Bereich Planung und Datenmanagement sehen, sieht Marcel Weissinger noch eine andere Einsatzmöglichkeit. Weissinger ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Studiengangsmanager am Institut für Baubetriebslehre der Universität Stuttgart und kann sich KI als Chatroboter auf Baustellen gut vorstellen. Dabei soll die KI nicht etwa den Bauarbeitern, Architekten oder Planern Rede und Antwort stehen, sondern den Anwohnerinnen und Anwohnern. "Häufig fehlt hier das Verständnis, wie intensiv die Planunterlagen geprüft wurden, wodurch manchmal Zweifel an der Standsicherheit der Baugrube oder Konstruktion entstehen", berichtet Weissinger.

Die KI könnte je nach Baustelle und Projekt mit eigenen Daten angereichert werden und so noch genauere Angaben. Der Wissenschaftler selbst nutzt ChatGPT aktuell besonders dazu, Feedback zu angestrebten Vorgehensweisen einzuholen, lässt die KI eine Priorisierung der nächsten Schritte vornehmen oder fragt, ob gesetzte Zeitrahmen realistisch sind.

Damit auch die Studierenden am Institut auf diese Zukunft gut vorbereitet sind, hat die Universität Stuttgart einen eigenen Kurs zum Thema geschaffen. In diesem können sich die Studierenden intensiv mit dem Thema auseinandersetzen, Videos schauen und Nachfragen stellen. Darüber hinaus sind KI-Anwendungen wie ChatGPT laut Weissinger in fortgeschrittenen Vorlesungen zum Thema digitale Werkzeuge und Ansätze bereits Bestandteil.

Die Autorin: Jennifer Garic ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Jennifer Garic

MAT: Carolin Fischer

Karriere 25.05.2023
Geschäftsführerin von Stadtküken / JAH Verwaltungs GmbH. Geboren 1994. ... 

Geschäftsführerin von Stadtküken / JAH Verwaltungs GmbH. Geboren 1994.

Werdegang

Als Au-Pair in den USA nach dem Abitur. Praktikum bei Beos in Hamburg während des Bachelorstudiums. Praktikum im Corporate Real Estate Management bei BNP Paribas Real Estate in London. Werkstudententätigkeit im Fondsmanagement der HIH Invest während des Masterstudiums. Fondsanalystin im Fondsmanagement der HIH Invest. Geschäftsführerin JAH Verwaltungs GmbH.

Top-Projekte

Aufbau und insbesondere Weiterentwicklung des Vereins Students meet Real Estate als Vorstand. Masterarbeit zur Nachhaltigkeit von KEP-Logistikimmobilien mit der Unterstützung von Geschäftsführern namhafter Logistikimmobilienentwickler und -dienstleister. Aufbau und Gründung der Marke Stadtküken, unter der Kindertagesstätten in Hamburg gebaut und betrieben werden.

Ziele

Ich möchte beweisen, dass sich die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung und wirtschaftlicher Erfolg nicht ausschließen und sich sogar bedingen dürfen. Ich möchte neue Wege gehen und bestehende Arbeitsstrukturen weiter- bzw. neu denken und leben.

Motivation als MAT

Ich möchte junge Menschen und insbesondere Frauen ermutigen, Chancen zu ergreifen und nicht vor Führung zurückzuschrecken.

Ethische Grundsätze

Ein wichtiger Leitsatz in unseren Kitas lautet: "Jedes Kind ist anders und darin sind sich alle gleich." Diesen Leitsatz übertrage ich in meinem beruflichen Alltag auf alle Menschen.

Netzwerke und Engagements

Students meet Real Estate e.V., Alumninetzwerke der TH Aschaffenburg, der HAWK Holzminden und der Deutschlandstipendiat:innen. Mitwirken an lokalen sozialen Projekten.

Kontakt:

Immobilien Zeitung

Erzähl mal was von deinem Job!

Mehr als 250 Studenten besuchten das IZ-Karriereforum 2023 in Frankfurt.

Mehr als 250 Studenten besuchten das IZ-Karriereforum 2023 in Frankfurt.

Quelle: Career Pioneer, Urheber: Alexander Sell

Karriere 25.05.2023
Auf ihrer Suche nach einem Einstiegsjob verlassen sich Nachwuchskräfte nicht allein auf die Aufgabenprofile in Stellenausschreibungen. Sie setzen zudem auf die Erfahrungsberichte von ... 

Auf ihrer Suche nach einem Einstiegsjob verlassen sich Nachwuchskräfte nicht allein auf die Aufgabenprofile in Stellenausschreibungen. Sie setzen zudem auf die Erfahrungsberichte von Mitarbeitern. Beim Karriereforum in Frankfurt standen die Themen Arbeitsumgebung und Unternehmensphilosophie im Fokus vieler Einzelgespräche.

Zum 13. Mal trafen beim IZ-Karriereforum Arbeitgeber aus der Immobilienwirtschaft auf Studenten, die in der Branche Fuß fassen wollen. Von verschiedenen Hochschulen aus ganz Deutschland zog es mehr als 250 Nachwuchskräfte zur Job- und Karrieremesse nach Frankfurt. Der erste Anlaufpunkt für die meisten war dabei die Jobwall mit fast 200 Stellenausschreibungen, die einen ersten Überblick über die Möglichkeiten bei den rund 40 Ausstellerunternehmen lieferte. Die Arbeitgeber standen derweil direkt als Ansprechpartner bereit. Für die Messebesucher besonders interessant: Berichte aus dem Alltag von jungen Mitarbeitern wie Trainees und dualen Studenten. Sie interessierten sich nicht nur für deren Aufgaben, sondern auch ganz konkret für ihren Tagesablauf im Unternehmen und wollten wissen, wie sie das Teamgefüge und die Aufgabenverteilung bei ihrem Arbeitgeber wahrnehmen.

"Das ist genau das, was die jungen Bewerber heute besonders interessiert", sagt Patrick Rodrigues am Stand des Property-Management-Anbieters Tattersall Lorenz. Vor allem diejenigen, die das Unternehmen noch nicht kannten, stellten ihm und seinen Kollegen Fragen zu Teamgrößen, Arbeitszeiten und Möglichkeiten des flexiblen Arbeitens. "Dem Nachwuchs ist es bei der Jobwahl zunehmend wichtig, nicht nur die geforderten Aufgaben und Projekte eines Unternehmens zu kennen, sondern auch zu wissen, in welchem Umfeld sie arbeiten. Der Wunsch nach freier Zeiteinteilung und Tage im Homeoffice ist dabei groß", sagt der Mitarbeiter. Auf Fragen dieser Art hatte er sich bereits im Vorfeld vorbereitet, denn während sich viele bei einem Bewerbungsgespräch nicht trauen, so detailliert ihre Wünsche zur Arbeitstaggestaltung zu äußern, nutzten sie die Gelegenheit, auf der Messe Philosophie und Organisationsstrukturen von Unternehmen kennen zu lernen.

Studenten nutzen gerne Service-Angebote rund um die Bewerbung

Neben Projektentwicklern, Beratungsunternehmen und Investment-Häusern präsentierten sich auch Arbeitgeber aus dem Bereich Corporate Real Estate auf der Messe und stellten ihre Einstiegsmöglichkeiten vor. "Wir werden oft gefragt, was wir hier machen", sagt Lena Herwig vom Immobilienteam des Modehauses H&M. "Standorte finden, Märkte analysieren und Gebäude so am Laufen halten, dass der Kunde nichts davon mitbekommt, sind wichtige Aufgaben bei uns. Zwar wirken wir – gerade für junge Bewerber – auf den ersten Blick nicht wie das klassische Immobilienunternehmen, doch die Einstiegsmöglichkeiten für Immobilienexperten sind bei uns vielfältig", sagt Herwig.

Auch Studentin Lea Hüttl, die an der Technischen Hochschule Aschaffenburg Internationales Immobilienmanagement im Bachelor studiert, kannte nicht alle Unternehmen auf der Messe. "Gerade wenn man noch studiert und auf der Suche nach einer Werkstudentenstelle ist, spielt der Standort eine wichtige Rolle. Zwischen Campus und Job kann man nur bedingt pendeln. Je mehr Unternehmen man aus der näheren Umgebung kennt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zusammenpasst."
Sie nutzte den Tag aber nicht nur für die konkrete Suche nach einem Praktikum im anstehenden Praxissemester, sondern vordergründig dafür, die Spielregeln bei Bewerbungsgesprächen kennen zu lernen. "Ich bin, was das angeht, noch sehr unerfahren und kann deshalb schlecht abschätzen, wie ich meine Stärken am besten herausstellen kann", sagt sie. Schon am Vormittag hat sie sich deshalb von Fotograf Dennis Möbus ablichten lassen. Die Bilder will sie als Bewerbungsfotos verwenden. "Wichtig ist mir der CV-Check am Nachmittag", ergänzt sie. Dabei überprüften Profis der Personalberatung Arina ihre vorbereiteten Unterlagen, um sie sowohl das Layout betreffend als auch inhaltlich den Bedürfnissen von Arbeitgebern anzupassen.

An den Ausstellerständen berichteten junge Mitarbeiter auch, wie sie selbst ihren Arbeitgeber von sich überzeugen konnten. Panels und Vorträge von erfahrenen Branchenakteuren sowie Unternehmenspräsentationen wurden in diesem Jahr von der Bühne größtenteils in den begleitenden Online-Teil der Veranstaltung verlegt. Dort können sich Besucher wie Hüttl auch im Nachgang der Veranstaltung Coachings anschauen und die Stellenangebote der Ausstellerunternehmen noch einmal mit ihren Eindrücken aus den persönlichen Gesprächen abgleichen.

Janina Stadel