"Teilzeitkräfte sind produktiver, Jobsharer sogar noch mehr"

Anna Kaiser (links) und Jana Tepe bilden als Geschäftsführerinnen selbst ein Tandem.

Anna Kaiser (links) und Jana Tepe bilden als Geschäftsführerinnen selbst ein Tandem.

Bild: Christian Stumpp

Karriere 26.01.2017
Die Jobsharing-Plattform Tandemploy will geteilte Arbeit auch in der Immobilienbranche salonfähig machen. Was Arbeitgeber davon hätten, erklären die Gründerinnen Anna Kaiser und Jana ... 

Die Jobsharing-Plattform Tandemploy will geteilte Arbeit auch in der Immobilienbranche salonfähig machen. Was Arbeitgeber davon hätten, erklären die Gründerinnen Anna Kaiser und Jana Tepe.

Immobilien Zeitung: Was ist Jobsharing und wie unterscheidet es sich von Teilzeitarbeit?

Anna Kaiser: Im Jobsharing teilen sich klassischerweise zwei Menschen einen Aufgabenbereich und teilen die Arbeit eigenverantwortlich untereinander auf. Sie verfolgen ein gemeinsames Ziel und managen ihre Arbeitsbeziehung zu einem hohen Grad selber. Das bedeutet weniger Management für den Vorgesetzten, anders als z.B. bei Teilzeitkräften, die man oft umständlich koordinieren muss. Jobsharing bedeutet also eine andere Art und Weise, Arbeit zu organisieren. Man ist ein Team und entscheidet mit- und untereinander, wer wann was macht. Es geht darum, durch Kooperation die vermeintlichen Teilzeitnachteile auszugleichen: In wichtigen Meetings ist keiner da, Teilzeitkräfte sind nicht ansprechbar, verpassen wesentliche Infos etc.

IZ: Die Deutschland-Personalchefin eines großen internationalen Immobilienberaters antwortete mir auf die Frage, ob sie sich Jobsharing in ihrem Haus vorstellen kann: "Derzeit gibt es bei uns keinen Job, der so geteilt werden könnte, dass er von zwei Personen als Team genauso wahrgenommen werden könnte wie von einer Einzelperson auf einer Vollzeitstelle." Was halten Sie der Dame entgegen?

Jana Tepe: Dass ich ihr mit jedem einzelnen Job in ihrer Firma gerne das Gegenteil beweise. Geht nicht, gibt's nicht. Zudem belegen hunderte wissenschaftliche Studien, dass Teams mehr können und sehen als einer alleine, Teilzeitkräfte produktiver sind, Jobsharer sogar noch produktiver ...

IZ: Hat Tandemploy schon Tandems in Immobilienunternehmen untergebracht?

Kaiser: Im vergangenen Jahr sind tatsächlich die ersten Unternehmen aus der Immobilien- und Baubranche auf unserer Plattform aktiv geworden: Patrizia Immobilien und das Bauunternehmen Arikon. Die Positionen reichten bzw. reichen von Human Resources bis hin zur Bauleitung. Wir freuen uns sehr über diese beiden Vorreiter für die Branche!

IZ: In vielen Jobs, z.B. bei Projekt- und Bauleitern oder bei Maklern, und erst recht für Führungskräfte stelle ich mir den Aufwand für Koordination, Kommunikation usw. innerhalb des Tandems, aber auch und insbesondere mit Vorgesetzten, Untergebenen, zur eigenen Abteilung insgesamt und abteilungsübergreifend sehr hoch vor.

Kaiser: Nein, das ist absolut nicht so. Das sind sogar prädestinierte Positionen. Gerade dort, wo man denkt: "Das geht doch nie!" ist Jobsharing genau die richtige Überlegung. Denn anscheinend gibt es gerade hier viele Vorbehalte gegenüber klassischer Teilzeit. Es ist viel Know-how gefordert, das Komplexitätslevel ist hoch, man ist auf clevere, gut durchdachte Entscheidungen und vor allem einen ausgeruhten Kopf angewiesen - perfekt für Jobsharing.

Tepe: Die Übergaben von Jobsharern sind meist viel kürzer als gedacht. Sie spielen sich ja ein! Und sie führen zu besserer Reflexion, dem wöchentlichen Ausstieg aus dem Hamsterrad und zu einer besseren Qualität der Arbeit.

IZ: Was für Leute wollen sich den Job teilen?

Tepe: Hochqualifizierte Menschen, die in bestimmten Lebensphasen anders arbeiten möchten oder schlicht müssen: Programmierer, Vertriebsleiter, Berater, Führungskräfte, Ärzte, Human-Resources-Manager, Controller, Architekten, Filialleiter, MarketingManager ... All jene mit typischen Vollzeitjobs also, die aber auch nur Menschen sind und noch andere Interessen und Lebensbereiche haben: Familie, pflegebedürftige Angehörige, Weiterbildung, Ehrenamt ... Die Liste ist lang. Viele Menschen suchen gezielt nach Teilzeitjobs und wollen, zumindest zeitweise, ihre Stunden reduzieren. Oft ja nicht gleich um die Hälfte, sondern auf 25 bis 32 Stunden.

IZ: Ist ein Tandem für den Arbeitgeber teurer als eine Vollzeitkraft?

Tepe: Auf den ersten Blick: ja, denn ab bestimmten Gehaltshöhen bzw. Beitragsbemessungsgrenzen sind die Sozialabgaben zweier Teilzeitkräfte im Vergleich zu einer Vollzeitkraft etwas höher. Bei genauerem Hinsehen: nein, denn dadurch, dass im Urlaubs- und Krankheitsfall eines Tandempartners die Prozesse nicht gleich zum Stehen kommen - einer ist zumindest halb da oder springt ein -, spart man sehr viel Geld.

IZ: Führen die beiden Köpfe eines Tandems gesondert Gehaltsverhandlungen?

Kaiser: Das ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Manche haben feste Tarifverträge, da ist das Gehalt dann klar und kann je nach Erfahrung auch unterschiedlich ausfallen. Manche führen Gehaltsverhandlungen individuell, manche als Team. Wichtig ist in jedem Fall eine gewisse Transparenz, damit kein Unmut entsteht.

IZ: Frau Tepe, Frau Kaiser, vielen Dank für den angenehmen Austausch.

Das Interview führte Harald Thomeczek.

Harald Thomeczek

Weitere Nachrichten aus der Rubrik Karriere

Junge Manager suchen den internationalen Austausch

Bei Exkursionen in Industrieimmobilien holen sich die Young Talents Inspirationen für die eigene Arbeit.

Bei Exkursionen in Industrieimmobilien holen sich die Young Talents Inspirationen für die eigene Arbeit.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Stock Rocket

Karriere 11.04.2024
Junge Corporate Real Estate Manager vernetzen sich seit der Corona-Pandemie verstärkt im Verband Core Net Global (CNG). Sie suchen dort den Austausch mit Kollegen auf der gleichen ... 

Junge Corporate Real Estate Manager vernetzen sich seit der Corona-Pandemie verstärkt im Verband Core Net Global (CNG). Sie suchen dort den Austausch mit Kollegen auf der gleichen Karrierestufe und holen sich Tipps von erfahrenen Seniors, die für Unternehmen und Konzerne weltweit in den Immobilienabteilungen tätig sind.

Rund 240 Mitglieder zählt das Chapter Central Europe des Netzwerks Core Net Global (CNG), zu dem neben Deutschland, Österreich und der Schweiz auch Polen, Rumänien und Bulgarien gehören. Allesamt sind Corporate Real Estate Manager und kümmern sich um die unternehmenseigenen Immobilien von Konzernen und Firmen in Europa.

Etwa 15% von ihnen bilden gemeinsam die Young Leaders, die Nachwuchsgruppe innerhalb des Netzwerks. Die Sparte für bis 35-Jährige gibt es bereits seit zehn Jahren, berichtet ihr Vorsitzender Sipho Fuhr. Doch erst seit der Corona-Pandemie hat ihre Gruppenstärke deutlich zugelegt. Fuhr, der sich außerhalb der Verbandsarbeit als Managing Director bei der Bauakademie-Gruppe mit immobiliennahen Daten und Services befasst, erklärt, dass die Zahl der Young Leaders seitdem um mehr als 20% gestiegen ist und weitere Interessenten bereits in den Startlöchern stehen.

Dass das Interesse am Austausch unter den jungen Nachwuchskräften aus dem Bereich Corporate Real Estate Management ausgerechnet in den vergangenen drei Jahren so stark zugenommen hat, wundert Maike Hermes nicht. Die 35-Jährige ist bei den Young Leaders chapterweite Ansprechpartnerin für alle Angelegenheiten rund um die Themen Diversität, Inklusion und Diskriminierung am Arbeitsplatz. Zu CNG kam sie 2018 und knüpft seitdem bei Treffen und internationalen Summits Kontakte zu Geschäftsführern und erfahrenen Seniors. Weil sie derzeit in Elternzeit ist, informiert das Netzwerk sie über aktuelle Trends und Herausforderungen. Später wird Hermes als Portfoliomanagerin wieder in ein Düsseldorfer Industrieunternehmen zurückkehren.

Die Corona-Pandemie brachte mehr Sichtbarkeit

Dort konnte sie mit dem Ausbruch der Pandemie eine zunehmende Sichtbarkeit ihrer Abteilung für den Gesamtkonzern beobachten. "Ich habe das Gefühl, dass sich die Bedeutung von Immobilienmanagern innerhalb der Konzerne in den vergangenen Jahren verändert hat. Dabei würde ich sagen, dass wir innerhalb der Unternehmen stärker in beratender Funktion bei Entscheidungsfindungen eingebunden werden. So kann man schon als Nachwuchskraft viel Einblick in die Unternehmensstrategie bekommen." Ausschlaggebender Punkt war für sie damals die Organisation von Homeoffice. "Veränderungen in der Unternehmensstrategie wirken sich auch auf die Immobilienstrategie aus", erklärt sie. Sie sieht sich und ihre Abteilung als Eigentümervertreter, die dafür sorgen, dass die Nutzungsmöglichkeiten der Gebäude an die Businessaktivitäten des Unternehmens angepasst werden. Empathie für die Bedürfnisse des Kerngeschäfts aufzubringen, ist für Hermes dabei die Hauptaufgabe der Immobilienmanager.

Dafür holen sich die Young Leaders regelmäßig Inspiration bei anderen Verbandsmitgliedern, die sich gegenseitig Einblicke in ihre Arbeit und vor allem die Immobilien ihres Unternehmens geben. So öffneten etwa Mitarbeiter eines Industrieunternehmens den Nachwuchskräften nicht nur die Türen zu ihrer Immobilie, sie stellten auch die Notfallpläne für einen Versorgungsmangel vor, beispielsweise bei Gasknappheit. Aber auch Best-Practice-Beispiele zum Umgang mit KI-Tools tauschen die Young Leaders regelmäßig aus, ebenso teilen sie ihre Erfahrungen damit, wie Dienstleistungen von externen Unternehmen eingespart werden können.

Beim Austausch bleiben die Nachwuchskräfte aber nicht immer unter sich. Gleichzeitig holen sie sich Tipps von erfahrenen Kollegen. Diese können auch ganz konkret mit dem Thema Karriereweg zu tun haben, etwa in Form von Ratschlägen zum Umgang mit Feedback von Vorgesetzten.

Auch die Young-Leaders-Gruppe selbst bietet verschiedene Anreize für ein besonderes Engagement. "Ich habe eigentlich einen kaufmännischen Hintergrund und bin durch Zufall in die Immobilienbranche gekommen", berichtet CNG-Mitglied Kristof Adam von seinen Anfängen. "Inzwischen bin ich bei Thyssenkrupp verantwortlich für alle Transaktionen weltweit." Um sich über seine Kernthemen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und die für Corporates so wichtige Nutzerorientierung auszutauschen, stieg er vor drei Jahren in das Netzwerk ein und wurde in dieser Zeit zum ersten deutschen Global Young Leader of the Year gewählt. Dafür schlägt jedes Chapter ein Mitglied vor, der Titel wird weltweit vergeben. "Dadurch habe ich innerhalb des Netzwerks noch mehr Sichtbarkeit bekommen, also auch mehr Sichtbarkeit für meine Themen, die mich auch beruflich beschäftigen. Zudem kann ich Vorbild sein für andere Young Leaders und sie motivieren, sich noch mehr zu vernetzen." Dafür hat das Netzwerk sogar die Frequenz der Treffen und virtuellen Veranstaltungen erhöht. Wie Young-Leaders-Vorsitzender Fuhr erklärt, sei das zuletzt nötig gewesen, weil der Austauschbedarf der Mitglieder, die sich allesamt im ersten Drittel ihrer Karriere befinden, so stark angestiegen ist.

Janina Stadel

Bauhaus-Uni setzt Fokus auf Nachhaltigkeit

Der Campus der Bauhaus-Universität in Weimar.

Der Campus der Bauhaus-Universität in Weimar.

Quelle: Imago, Urheber: Jürgen Ritter

Karriere 11.04.2024
Um auf Herausforderungen im Bauwesen zu reagieren, fokussiert sich die Bauhaus-Universität in Weimar auf nachhaltige Bauweisen. Das bringt auch eine Umbenennung der Fakultät mit sich. ... 

Um auf Herausforderungen im Bauwesen zu reagieren, fokussiert sich die Bauhaus-Universität in Weimar auf nachhaltige Bauweisen. Das bringt auch eine Umbenennung der Fakultät mit sich.

Die Fakultät Bauingenieurwesen an der Bauhaus-Universität Weimar richtet sich strategisch neu aus. In diesem Zuge kommt es zu einer Umbenennung in Fakultät Bau- und Umweltingenieurwissenschaften. Dadurch soll das Thema Nachhaltigkeit, das verstärkt in Lehre und Forschung Einzug hält, nach außen kommuniziert werden. "Für die Zukunft ist ein Wandel im Bauwesen im Sinne eines umfassenden nachhaltigen Bauens und der Entwicklung und Erforschung von grünen Technologien zu erwarten", begründet Dekan Tom Lahmer die Veränderung. "Was wir brauchen, sind alternative Lösungsansätze, um den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen." Dazu gehören der Einsatz von modernen Technologien wie Building-Information-Modeling (BIM), Sensorik, Drohnen und Robotik für den digitalen Bau und die Bauüberwachung. Ebenfalls sollen Themen wie nachhaltige Bau- und Konstruktionsweisen, der Einsatz nachwachsender Rohstoffe und die Optimierung von Tragstrukturen stärker in den Fokus der Forschung und Lehre an der Fakultät gerückt werden.

Die Neuausrichtung der Fakultät hat die Universität in ihr Jubiläumsjahr gelegt. Sie feiert 2024 ihr 70-jähriges Bestehen und stellt zu diesem Anlass die Perspektiven von Bauingenieuren in einer Open-Air-Ausstellung aus. Sie trägt den Titel Queens of Structure und wird am 25. April mit einer Vernissage eröffnet.

Janina Stadel

René Schappner gründet Beratungsunternehmen Quercus & Acer

Karriere 05.04.2024
René Schappner macht jetzt sein eigenes Ding. Der frühere Head of Hotel bei Colliers hat gemeinsam mit Quinten T. Slama das Beratungsunternehmen Quercus & Acer gegründet. ... 

René Schappner macht jetzt sein eigenes Ding. Der frühere Head of Hotel bei Colliers hat gemeinsam mit Quinten T. Slama das Beratungsunternehmen Quercus & Acer gegründet.

Im Herbst vergangenen Jahres hatte das Maklerhaus Colliers den Geschäftsbereich Hotel in Deutschland komplett aufgegeben und sich vom gesamten Team unter der Leitung von Schappner getrennt. Rund 30 Beschäftigte sollen von dem Schnitt betroffen sein.

Zur Begründung hieß es damals, Colliers wolle sich in der aktuellen Marktlage auf das Kerngeschäft konzentrieren. Nicht rentable Unternehmensbereiche würden zurückgefahren. Schappner war seit Juni 2019 als Head of Hotel und Geschäftsführer für Colliers in Deutschland tätig.

Jetzt also der Neubeginn. Quercus & Acer bietet Kunden Unterstützung bei Hoteltransaktionen inklusive Beratung an. Der Fokus liege auf institutionellen Investoren sowie privaten Anlegern aus ganz Europa, insbesondere in der DACH-Region, teilt Schappner mit und verweist auf 23 Jahre Erfahrung in den Bereichen Hotelimmobilien, Transaktionen und Projektentwicklung bei Colliers, JLL und der Hotelgruppe IHG.

Geschäftspartner Slama war laut eigener Angaben an zahlreichen Hotelprojekten für internationale Hotelgruppen wie Fairmont, Kempinski und Marriott beteiligt und hat Erfahrung in den Segmenten Hotel-Neupositionierungen, Transaktionen und Eröffnungen.

Peter Dietz