"Überlegen Sie sich gut, wo Sie sich bewerben"

Nur wer sich zeigt, kann gesehen werden: 38 Arbeitgeber aus der Immobilienwirtschaft, der Industrie und dem Einzelhandel wollten auf dem IZ-Karriereforum 2016 Nachwuchskräfte auf sich aufmerksam machen.

Nur wer sich zeigt, kann gesehen werden: 38 Arbeitgeber aus der Immobilienwirtschaft, der Industrie und dem Einzelhandel wollten auf dem IZ-Karriereforum 2016 Nachwuchskräfte auf sich aufmerksam machen.

Bild: Melanie Bauer

Karriere 23.06.2016
Ob man dem richtigen Unternehmen seine Arbeitskraft geliehen hat oder dem falschen, merkt man immer erst hinterher. Wohl dem, der schon, bevor es wirklich ernst wird, auf Tuchfühlung mit vielen ... 

Ob man dem richtigen Unternehmen seine Arbeitskraft geliehen hat oder dem falschen, merkt man immer erst hinterher. Wohl dem, der schon, bevor es wirklich ernst wird, auf Tuchfühlung mit vielen möglichen künftigen Arbeitgebern gegangen ist. Zum Beispiel auf dem IZ-Karriereforum 2016.

Auf einen Schlag hatten Studierende und Absolventen, aber auch bereits Berufstätige am 11. Juni wieder eine Vielzahl potenzieller Arbeitgeber vor der Flinte. Auch solche, die mancher bzw. manche Studierende immobilienwirtschaftlicher Studiengänge vielleicht nicht unbedingt auf dem Schirm hat.

Kaufland zum Beispiel. Die Warenhauskette, wie Lidl Teil der Schwarz-Gruppe, war 2016 zum vierten Mal auf der Jobmesse für die Immobilienwirtschaft dabei und brachte diesmal nicht weniger als 26 Stellenangebote und ein großes Team für den Messestand und Speed-Datings mit Kandidaten mit. Christopher Gut, bei Kaufland im Bereich Immobilien u.a. für die Nachwuchsakquise zuständig: "Wir sind dieses Jahr mit 13 Leuten hier, neun für Gespräche und vier für den Stand. Das hat sich durch die hohe Zahl von mehr als 50 Gesprächsanfragen, die wir im Vorfeld hatten, so ergeben."

Unter den mitgebrachten Stellenangeboten waren neun Traineeplätze. Neben dem 15-monatigen Traineeprogramm, das mit einem Bruttojahresgehalt von 43.000 Euro vergütet wird, ist bei Kaufland auch der Einstieg über ein duales Studium an der DHBW in Stuttgart (BWL-Immobilienwirtschaft) sowie ein Direkteinstieg für Berufseinsteiger möglich.

Wer in der Immobilienabteilung von Kaufland anfangen will, kann das übrigens gut mit einem Bachelor-Abschluss tun. Ein Master ist dafür nicht zwingend erforderlich: "Alle haben die gleichen Chancen", versichert Gut. Die Chance, ihn und die Immobilienabteilung von Kaufland kennenzulernen, werden auch die Besucher des IZ-Karriereforums am 20. Mai 2017 haben: "Tolle Veranstaltung, tolle Bewerber. Nächstes Jahr sind wir wieder dabei."

Die Kaufland-Schwester Lidl präsentierte sich 2016 erstmals auf dem IZ-Karriereforum dem Immobiliennachwuchs. "Wir haben den letzten freien Stand ergattert", berichtete André Rojer, Bereichsleiter Immobilien bei Lidl. Rojer und zwei Kollegen hatten 13 Stellenangebote im Gepäck. Für die rund 3.200 Filialen in Deutschland, die 39 Logistikzentren und Verwaltungsstandorte sucht der Lebensmitteldiscounter vor allem Portfoliomanager, Projektleiter Bau und Facility-Manager. Wie bei Kaufland genügt ein Bachelor-Abschluss, um bei Lidl zu starten: "Den Master brauchen wir bei uns nicht zwingend", erklärt Rojer.

Mit der Messebilanz zeigt sich Rojer in einer Nachlese zufrieden: "Das war genau unsere Zielgruppe. Schön, dass hier viele Studenten immobilienwirtschaftlicher Studiengänge geballt waren. Nächstes Jahr sind wir auf jeden Fall früher dran." Die Messe selbst dient vor allem der Kontaktaufnahme und dem gegenseitigen Kennenlernen, aber dabei soll es natürlich nicht bleiben: "Ich warte täglich auf Bewerbungen", sagt Rojer.

Apropos Bewerbungen: Personalberater nahmen sich wieder den ganzen Tag Zeit, Bewerbungsmappen zu checken. Olaf Kenneweg, Inhaber von Kenneweg Property Personalberatung, macht diesen Job schon seit dem ersten Karriereforum 2010 und ist "wie meine Kollegen auch erstaunt, dass bei vielen Studierenden immer noch die gleichen Fehler in den Bewerbungsunterlagen auftreten: z.B. Anschreiben zu sehr Standard und viel zu wenig auf das Unternehmen und die Position abgestimmt; Lebenslauf zu knapp und ohne Themen- und Aufgabenbeschreibungen mit mehreren Spiegelstrichen beim Studium, den einzelnen Praktika und den beruflichen (Neben-)Tätigkeiten."

Kennewegs Lösungsansatz: "Seitens der Hochschulen sollten hier verstärkt Bewerbungstrainings angeboten und die hohe Bedeutung einer guten Bewerbung vermittelt werden. Hier herrscht bei der einen oder anderen Fakultät eindeutig Nachholbedarf." Eine große Universität habe ihm jedoch auf seinen Vorschlag hin mitgeteilt, dass die meisten ihrer Studierenden aufgrund ihrer Qualifizierung schon im Studium von einschlägigen Unternehmen übernommen würden, insbesondere in der Projektentwicklung.

Kenneweg will nicht bestreiten, dass die Berufschancen für junge Einsteiger "momentan sehr gut" sind. Aber: "Den Studierenden sollte seitens der Hochschulen vermittelt werden, dass die Jobfindung mit diesem oder jenem Studium bzw. entsprechender Weiterbildung kein Selbstläufer ist. Die individuellen Stärken müssen im Lebenslauf und im Anschreiben gezielt auf die zu besetzende Position und den Wunscharbeitgeber herausgearbeitet werden."

Zu 38 Arbeitgebern konnten die rund 530 Bewerber auf dem IZ-Karriereforum 2016 Kontakt aufnehmen. Als Einheit wahrgenommen werden wollten die fünf Aussteller aus dem Corporate Real Estate Management (CREM): die Immobilienabteilungen von BASF, Bayer, Siemens, ThyssenKrupp und Daimler. Was sich nicht nur an der räumlichen Anballung dieser fünf Arbeitgeber ablesen ließ, sondern auch daran, dass man sich die Bewerber nicht gegenseitig neidet: "Von fünf Bewerbern, mit denen ich gesprochen habe, kommen für uns drei infrage. Einer war eher uninteressant, und der Fünfte wäre besser bei einem anderen CREM-Unternehmen aufgehoben - dort habe ich ihn dann auch nach unserem Gespräch hingeschickt", erzählte Thomas Glatte, Leiter Group Real Estate & Facility Management bei BASF.

ThyssenKrupp Business Services, eine ThyssenKrupp-Tochter, die verschiedene Dienstleistungen für den Mutterkonzern erbringt, feierte 2016 ihre Ausstellerpremiere. Ansgar Tonhäuser, Head of Facility Management von ThyssenKrupp Business Services sagte: "Ich habe mit Studenten gerechnet, die am Anfang ihres Studiums sind oder mittendrin stecken, nicht mit Studenten kurz vor Studienende oder Absolventen. Und diese Erwartung hat sich auch erfüllt."

Die meisten Anfragen an das dreiköpfige ThyssenKrupp-Messeteam drehten sich um Praktika und die Möglichkeit, in der Immobilienabteilung von ThyssenKrupp Business Services Abschlussarbeiten zu schreiben. "Wir werden die Kontakte jetzt auswerten und schauen, was davon nachhaltig ist", so Tonhäuser. Wichtig sei ihm insbesondere, dass ThyssenKrupp gemeinsam mit den vier anderen Vertretern aus dem CREM-Lager eine "Phalanx der Corporates" gebildet und "die wichtige Rolle, die die Corporates als Arbeitgeber im Immobilienbereich spielen, deutlich gemacht" habe.

Wie groß die Resonanz auf die Präsenz der Corporate-Phalanx war, zeigt auch folgende Zahl: Der Autobauer Daimler hatte im Vorfeld der Messe 112 Gesprächsanfragen von Bewerbern erhalten. Zum Vergleich: Das eine oder andere namhafte Immobilienunternehmen, das im IZ-Arbeitgeberranking, für das alljährlich Studierende immobilienwirtschaftlicher und verwandter Studiengänge befragt werden, traditionell weit vorne liegt, bekam deutlich weniger Anfragen.

Die vier Vertreter von Daimler Real Estate auf der Messe hatten gut zu tun - waren darüber aber auch nicht unfroh: "Wir expandieren stark, weil alle Automobilthemen ein Dach über dem Kopf brauchen", sagte Xiaopu Liu von Daimler Real Estate.

Die meisten Bewerber auf dem Karriereforum 2016 waren wie in den Vorjahren Studenten und Absolventen. Aber auch ein paar Auszubildende und Schüler sowie rund 60 Berufstätige waren dem Ruf zur Jobmesse gefolgt. U.a. eine junge Frau, die dem Reporter zwar Rede und Antwort stehen, aber aus nachvollziehbaren Gründen nicht ihren Namen nennen mochte: Sie suche einen neuen Job, auf dem sie mehr Verantwortung übernehmen und eigenständiger agieren könne.

Absolviert hat die Namenlose den Master-Studiengang "Management (Bau Immobilien Infrastruktur)" an der Bauhaus-Universität Weimar, tätig ist sie aktuell im Bereich Projektmanagement/-steuerung. Auch für die Projektentwicklung kann sie sich erwärmen, nachdem sie auf dem Karriereforum einen Vortrag von zwei Young Professionals gehört hat (siehe "Projektentwicklung ist kein Nine-to-Five-Job"): "Die Junior-Projektentwickler haben ihren Arbeitsalltag gut dargestellt. Und dass sie in ihrem Unternehmen gleich ins kalte Wasser geworfen wurden, fand ich beeindruckend."

Nichts zu verheimlichen hatten Marcel Kopp, Fabian Windel und Claudius Blix, die im dritten bzw. ersten Semester Immobilienwirtschaft an der HfWU in Geislingen an der Steige studieren. Die beiden Erstsemester wollten mal schauen, "was es so für Unternehmen in der Immobilienwirtschaft gibt". Der Drittsemester, der sich demnächst nach einem Platz für das Praxissemester umschauen muss, wollte herausfinden, welche Unternehmen Praktika anbieten. Besonders positiv angetan war Kopp, der ins Asset-Management strebt, von einem Austausch mit DIC-Vertretern, weil ihn dort sowohl ein Personaler als auch jemand aus dem operativen Geschäft zum Gespräch empfingen.

Der Austausch der Studierenden mit Personalern oder Fach- und Führungskräften auf dem Karriereforum ist unverbindlich. Richtig ernst wird es, wenn es ans Bewerben geht. Dabei sollten Berufseinsteiger im Besonderen und Kandidaten im Allgemeinen, die sich fragen, ob sie sich bei einem gut geführten Unternehmen, das auf Dauer Bestand hat, bewerben, vor allem eines: "Hören Sie auf Ihr Gefühl", riet Andreas Epple, Geschäftsführer des Heidelberger Wohnimmobilienentwicklers Epple Holding. "Irgendwann ist die Party vorbei, wenn die Zinsen wieder steigen. Der Nullzins ist ja nicht der Normalzustand."

"Sie sollten sich gut überlegen, wo sie sich bewerben", empfahl Epple seinen Zuhörern. "Steht ein Unternehmen wirklich hinter dem, was es sagt? Was tut es für seine Kunden und Mitarbeiter?" Seine Warnung: "Je später die Zinsen steigen, desto mehr Unternehmen werden Probleme bekommen. Und die schlechteren werden zuerst verschwinden."

IZ-Karriereforum

Rund 530 Bewerber kamen zur siebten Auflage des IZ-Karriereforums in die Goethe-Universität Frankfurt. Das waren ungefähr so viele wie in den beiden Vorjahren (2014/2015: jeweils rund 550). Die meisten Besucher waren 2016 wie gewohnt Studenten und Absolventen, aber auch rund 60 Berufstätige sowie einige Azubis und Schüler wurden gesichtet. Auch die gesamte Teilnehmerzahl war in diesem Jahr mit rund 780 konstant (2014/2015: je rund 800). Veranstaltet wurde die Jobmesse für die Immobilienwirtschaft von der Immobilien Zeitung und Heuer Dialog, Schirmherr war der Zentrale Immobilien Ausschuss. Im Rahmen des Karriereforums fand der 7. RICS-Hochschultag mit der ADI Akademie der Immobilienwirtschaft als Hochschulpartner statt.

47 Aussteller - ein neuer Rekord - präsentierten sich diesmal dem Branchennachwuchs, darunter 38 Arbeitgeber sowie acht Aus- und Weiterbildungseinrichtungen: Acrest, Aengevelt, ADI, Akademie der Hochschule Biberach, Apcoa Parking, Arcadis, BASF, Bayer, Beos, Bergische Universität Wuppertal, Bilfinger Real Estate, BNP Paribas Real Estate, Capera Immobilien Service, CBRE, CEV Handelsimmobilien, Commerz Real, Corestate, Corpus Sireo, Cushman & Wakefield, Daimler, Deka, DIC, Drees & Sommer, EBS Remi, ECE, Engel & Völkers Commercial, Eipos, gif, GRR, Hansteen, Hochschule Aschaffenburg, Hochschule Biberach, Immobilien Service Deutschland, IC Immobilien, IVG, JLL, Kaufland, KPMG, Lidl, Patrizia, Reag, Savills, Siemens, ThyssenKrupp, TU Berlin, Unibail-Rodamco und Union Investment. hat

Sehen Sie dazu auch die Bilderstrecke "Impressionen vom IZ-Karriereforum 2016".

Harald Thomeczek

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Immobilienprofi im Porträt: Alexander Wietasch

Beruflich leitet Alexander Wietasch als CEO die Westminster Group. In seiner Freizeit sammelt er Oldtimer.

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Urheberin: Melissa Otto

Karriere 18.04.2024
Alexander Wietasch ist Geschäftsführer des Familiy-Offices Westminster. Der 34-Jährige ist in Salzgitter aufgewachsen und lebt heute mit seiner Familie in der Nähe von Berlin. Sein Weg ... 

Alexander Wietasch ist Geschäftsführer des Familiy-Offices Westminster. Der 34-Jährige ist in Salzgitter aufgewachsen und lebt heute mit seiner Familie in der Nähe von Berlin. Sein Weg in die Immobilienwirtschaft war eher ungewöhnlich, denn sein Berufsleben begann mit einer Ausbildung zum Mechatroniker, bevor er sich für ein Studium des Wirtschaftsrechts entschied und in die Branche wechselte. Seine Managementkenntnisse baute er in einem Auslandsjahr in Hongkong auf. In seiner Freizeit betreibt der junge Vater Kickboxen, verbringt Zeit mit seiner Familie und widmet sich seiner Oldtimer-Sammlung.

Wie und wo wohnen Sie zurzeit?

Ich wohne mit meiner Familie in einer Doppelhaushälfte in einem sehr schönen Neubaugebiet südlich von Berlin. Nach der Geburt unserer Tochter wollten wir etwas ländlicher und nicht mehr in einer Wohnung leben. Unser Wohnort liegt in der Nähe der A 10, sodass wir eine sehr gute Verkehrsanbindung haben. Momentan wohnen wir noch zur Miete, aber das soll nur eine Übergangslösung sein. Wir haben auf beiden Seiten Fensterfronten. Dadurch fällt viel Licht in die Wohnräume, was ich sehr schätze.

Was muss das perfekte Haus unbedingt haben?

Ein perfektes Haus wäre für mich eine schöne sanierte Altbauvilla in Wasserlage. Das wäre eine Immobilie, in der ich mir vorstellen könnte, alt zu werden.

Haben Sie bei einer Immobilien schon einmal selbst Hand angelegt?

Ja, erstmals als meine Eltern ihr Haus gebaut haben, da habe ich viel mitgeholfen. Im letzten Jahr sollte eine große Anzahl an Wohnungen in einem unserer Objekte umgebaut und vermietet werden. Ich bin zu Beginn des Projekts einen ganzen Tag mit unserem Monteur vor Ort gewesen und habe zusammen mit ihm angepackt. Anfangs wollte er nicht glauben, dass ich es ernst meine. Dass der Chef mit anpackt, hat bei den Mitarbeitern eine große Motivation ausgelöst und wird sehr respektiert. Handwerklich zu arbeiten, bereitet mir großen Spaß, und ich mache zu Hause viel selbst, wenn es die Zeit erlaubt.

Wie haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

Mit 14 habe ich schon viele Sachen auf Ebay verkauft. Als ich dann 18 wurde und noch zur Schule ging, habe ich gebrauchte Autos gekauft, sie hergerichtet und wieder verkauft.

Wie haben Sie den Weg in die Immobilienwirtschaft gefunden?

Das war eher Zufall. Ich habe immer in Bereichen mit technischem Bezug gearbeitet. Für mich war klar, dass ich nach meinem MBA in Hongkong im Management arbeiten möchte. Durch Zufall wurde ich auf eine Stelle als Geschäftsführer eines Projektentwicklers in Berlin aufmerksam. Ich habe mich direkt beworben, denn die Stelle passte einfach zu meinem Profil, gefragt waren technische, kaufmännische und juristische Kenntnisse. Mit dem Gesellschafter habe ich mich auf Anhieb sehr gut verstanden, so dass ich bereits von Hongkong aus meinen Arbeitsvertrag unterschreiben und mit der Arbeit beginnen konnte.

Was braucht man Ihrer Einschätzung nach, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Man darf sich von schlechten Nachrichten nicht verunsichern lassen. Ich glaube, dass es wichtig ist, an der eigenen Strategie festzuhalten – unabhängig davon, was die Masse sagt. Man sollte das tun, was man kann und womit man erfolgreich ist. Und wenn man glaubt, dass die Zeit reif ist für einen Schritt, dann sollte man ihn auch gehen, unabhängig davon, wie der Markt gerade tickt. Meiner Erfahrung nach sind schlechte Prognosen oft Übertreibungen. Man malt den Markt für die nächsten zehn Jahre schwarz und später stellt sich heraus, dass es zwar schwierig war, aber nicht so schlimm wie vorhergesagt.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Wir feiern eher im kleinen Kreis oder veranstalten kleinere Events im Unternehmen. Außerdem laden wir unsere Mitarbeiter und Geschäftsfreunde regelmäßig zu den von uns gesponserten Sportevents ein.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Misserfolge gehören genauso zum Geschäft wie Erfolge. Ich lasse mich davon nicht unterkriegen, mache einfach weiter und versuche es so lange, bis es klappt – das ist meine Strategie. Zudem versuche ich aus meinen Fehlern zu lernen, um es beim nächsten Anlauf besser zu machen.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Ich war schon früh unternehmerisch tätig und mir macht es Spaß, Unternehmen aufzubauen und weiterzuentwickeln. Ich würde in einem anderen Unternehmen die gleiche Position besetzen.

Was finden Sie an der Immobilienbranche besonders gut?

Die Vielseitigkeit! In der Projektentwicklung und im Bestandsmanagement arbeitet man mit ganz unterschiedlichen Partnern zusammen, zum Beispiel aus dem kaufmännischen und dem technischen Bereich. Mir macht es Spaß, mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu kommen, vom Mieter über den Architekten bis hin zum Ingenieur. Das macht meinen Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich.

Und was stört Sie an der Branche?

Was mich etwas stört, ist, dass in den Boomjahren einige unprofessionelle Akteure auf den Markt gekommen sind, was dem Ruf der Branche geschadet hat. Aufgrund der niedrigen Zinsen dachten viele, dass sich damit leicht Geld verdienen ließe. Jetzt sehen wir aber das Gegenteil, der Markt konsolidiert sich wieder.

Baulöwe, Miethai, Heuschrecke: Leute, die mit Immobilien Geld verdienen (wollen), haben nicht immer den besten Ruf. Zurecht?

Wenn ich im privaten Umfeld erzähle, dass ich in der Immobilienbranche tätig bin, bekomme ich manchmal die scherzhafte Antwort „Bis vor Kurzem warst du mir noch sympathisch“ oder „Ach, ein Immobilienhai“. Das ist nicht ernst gemeint, aber es spiegelt doch wider, was die Leute oft über Vertreter der Branche denken. Und ja, ich glaube, die Immobilienbranche hat einen zu schlechten Ruf. Das Problem ist, dass dies von einzelnen schwarzen Schafen herrührt, über die jedoch sehr medienwirksam berichtet wird. Die meisten Branchenvertreter bieten gute Immobilien zu fairen Preisen an und bemühen sich um ein gutes Verhältnis zu allen Beteiligten. So ist auch unser Selbstbild.

Sie würden jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen, weil…

… weil man in dieser Branche vorankommt, wenn man ehrgeizig ist und zeigt, was in einem steckt. Wichtig ist, dass man seine Leistungsbereitschaft zeigt. Man sagt den jungen Leuten heute nach, dass sie mehr auf ihre Work-Life-Balance achten und nicht mehr so leistungsfähig sind. Dieser Ruf haftet ihnen vielleicht zu Unrecht an, aber ich würde ihnen empfehlen, sich davon abzuheben, indem sie zeigen, was in ihnen steckt.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Ich mag schöne alte Häuser. In Potsdam gibt es viele schöne Altbauten, die mir sehr gut gefallen. Wenn ich mir dort eine Immobilie aussuchen müsste, würde es mir nicht schwerfallen.

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

Was in den 70er Jahren gebaut wurde, finde ich nicht besonders schön. Aber es gibt kein Gebäude, das ich abreißen möchte. Ich finde, alles gehört irgendwie dazu, schließlich können beispielsweise auch DDR-Bauten ihren Reiz haben. Es kommt auf den Kontext an.

Was bringt Sie privat auf die Palme? Und was beruflich?

Ich weiß, dass es nichts bringt sich aufzuregen, also versuche ich, privat und beruflich in jeder Situation ruhig zu bleiben. Wenn Leute ignorant sind, kann ich mich schon mal aufregen, aber das kommt wirklich selten vor.

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Daheim in meinem Garten oder im Urlaub in der Sonne.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an was …?

… an eine schöne Bucht in Ägypten mit sehr warmen Badetemperaturen im Dezember. Es war herrlich, wir hatten strahlenden Sonnenschein und konnten einfach nur entspannen.

Homeoffice, Büro oder mobil in der Bahn? Wo arbeiten Sie am häufigsten, wo am liebsten und warum?

Ich finde, dass sowohl das Büro als auch das Homeoffice Vorteile haben. Zuhause kann ich in Ruhe Dinge abarbeiten, im Büro bekommt man aber auch Dinge mit, die einem daheim entgehen würden. Deshalb finde ich beides wichtig und nutze auch beides. Wenn ich Termine habe, fahre ich lieber mit dem Auto als mit dem Zug.

Und für welches rein private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Für den Sport. Ich versuche, ihn regelmäßig in meinen Alltag zu integrieren, aber zwischen Beruf und Familie kommt er oft zu kurz. Wenn man sich wie ich in einer Kampfsportart verbessern will, muss man sehr regelmäßig trainieren.

Wie und wo gehen Sie gerne aus?

Ich gehe gerne in Potsdam oder in Charlottenburg gut essen oder besuche kulturelle Veranstaltungen, aus dem Club-Alter bin ich mittlerweile raus.

Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie gerne mal einen Abend verbringen?

Ich würde Richard Branson gerne einmal treffen, weil ich finde, dass er ein interessanter Unternehmer ist. Ich finde es spannend, wie er seine Unternehmen aufgebaut hat, und denke, dass er mir spannende Anregungen für meine Arbeit geben könnte. Mit ihm würde ich auch gerne einmal für einen Tag tauschen, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Ich mag die mediterrane Küche sehr. Da ich schwedische Wurzeln habe, mag ich auch die schwedische Küche sehr gern – da gibt es sehr viel Spannendes mehr als nur Köttbullar. Außerdem habe ich durch meine Frau die osteuropäische Küche für mich entdeckt.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Mit Blick auf Hongkong vermisse ich in Deutschland die Effizienz. Wenn ich die öffentlichen Verkehrsmittel in Berlin mit denen in Hongkong vergleiche, ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Als ich von Hongkong nach Berlin kam und in die U-Bahn gestiegen bin, fiel mir auf, dass wir keinen Internetempfang in der U-Bahn und immer noch Fenster zum Aufklappen haben. Das war ein Gefühl, als sei ich 30 Jahre in die Vergangenheit gereist. In Hongkong ist jede U-Bahn klimatisiert und man hat überall in der U-Bahn einen top Empfang, man kann sich von dort aus problemlos Filme auf dem Handy anschauen.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben – welchen Traum erfüllen Sie sich?

Ich würde das Geld lieber spenden, weil es Menschen gibt, die es dringender brauchen als ich.

Die Fragen stellte Janina Stadel.

Janina Stadel

Reuter soll C&W in Deutschland führen

Tina Reuter ist schon jetzt Mitglied des EMEA Strategic Leadership Teams von C&W.

Tina Reuter ist schon jetzt Mitglied des EMEA Strategic Leadership Teams von C&W.

Quelle: Cushman & Wakefield

Karriere 18.04.2024
Tina Reuter soll Insidern zufolge Deutschlandchefin von Cushman & Wakefield (C&W) werden. Damit würde sie Yvo Postleb nachfolgen, der im Winter sang- und klanglos das Maklerhaus ... 

Tina Reuter soll Insidern zufolge Deutschlandchefin von Cushman & Wakefield (C&W) werden. Damit würde sie Yvo Postleb nachfolgen, der im Winter sang- und klanglos das Maklerhaus verlassen hat.

Seit Anfang Dezember lässt C&W offen, wer die deutsche Tochter künftig führen wird. Im Winter hieß es auf Anfrage lediglich, Postleb werde "für einen längeren Zeitraum abwesend sein"; Tina Reuter, Head of Asset Services für Europa, solle "in seiner Abwesenheit vorübergehend die Verantwortung für Deutschland übernehmen".

Wie lange Postleb abwesend sein soll und ob er überhaupt wiederkommen wird bzw. wer ihm folgen soll – das sind Fragen, die C&W seit mehr als vier Monaten offen lässt. Ein Vakuum an der Spitze des Unternehmens mit 350 Beschäftigten. Noch wird Postleb auf der Internetseite von C&W als Managing Director Germany und Head of Germany geführt.

Jetzt aber ist aus gut unterrichteten Kreisen zu hören: Reuter wird den Chefposten übernehmen. Noch im April soll der Vertrag mit ihr unterschrieben werden. C&W bleibt dabei wortkarg. "Ich kann dies aktuell nicht kommentieren", sagte eine Sprecherin auf Anfrage der Immobilien Zeitung (IZ). Auch Reuter selbst wollte gegenüber der IZ keinen Kommentar abgeben.

Reuter ist derzeit als Executive Partner verantwortlich für die Leitung und Entwicklung des Asset-Services-Geschäfts in Europa, über das rund 32 Mio. qm Gewerbefläche verwaltet wird, das 14 Länder abdeckt und mehr als 1.350 Mitarbeiter beschäftigt. Als Mitglied des EMEA Strategic Leadership Teams von C&W ist sie zudem mitverantwortlich für die strategische Ausrichtung des Gesamtunternehmens in Europa. Reuter verfügt über mehr als 20 Jahre internationale, bereichsübergreifende Führungserfahrung in der Immobilienbranche. Seit 2013 ist sie für C&W tätig.

Im Februar hatte Reuter der IZ erklärt, sie wolle die Dienste bei C&W bündeln sowie das Angebot breiter und diverser aufstellen. "Neben unserem bisherigen Office-Fokus stärken wir auch die Bereiche Residential, Healthcare und Logistik", sagte sie. "Unser Fokus liegt – als Teil unserer globalen Strategie – auf drei Prioritäten: Stärkung des Kerngeschäfts, effiziente Arbeit und Beratung sowie nachhaltiges, organisches Wachstum." C&W sehe den mittel- und langfristigen Erfolg nicht in der Konzentration auf wenige Bereiche, sondern "in gesamtheitlichen Lösungen".

Mit Alexander von Erdély bei CBRE und Matthias Leube bei Colliers hatten neben Postleb im vergangenen Winter auch zwei andere Topmanager von großen Gewerbemaklern ihre Posten abgegeben.

Peter Dietz

Reingehört: Eine eigene Zone für berufliche Werdegänge

Karriere 18.04.2024
Netzwerken gehört für Alexander Schmid zum Alltag. Nun hat er seine Real Estate Lounge Interview Zone in ein Podcast-Format gepackt. Darin stellt er in jeder Folge einen Gesprächspartner mit ... 

Netzwerken gehört für Alexander Schmid zum Alltag. Nun hat er seine Real Estate Lounge Interview Zone in ein Podcast-Format gepackt. Darin stellt er in jeder Folge einen Gesprächspartner mit seinem Berufsweg näher vor.

Im Februar 2024 ging der Podcast Real Estate Lounge Interview Zone an den Start. Dahinter steckt der Gründer der Real Estate Lounge Alexander Schmid, der sich in diesem Format mit seinen Interviewpartnern unterhält über Werdegänge, Stolpersteine und Best-Practice-Beispiele im Berufsleben in der Immobilienwirtschaft. In jeder der bislang vier Folgen bespricht Schmid mit einem Gast neben dessen Lebenslauf auch ein Fokusthema.

So zeichnet sich Gesprächspartner von Folge 1, der Unternehmensberater Robert Hoffmann, dadurch aus, dass er auf Instagram erfolgreich aktiv ist. Er hat innerhalb von knapp sechs Monaten mit seinen Videos 50.000 Follower gewinnen können. Sein Erfolgsrezept: Liefere kontinuierlich Inhalte, die authentisch sind und den Followern einen Mehrwert bieten. Jeden zweiten Tag kreiert Hoffmann nach diesem Rezept einen 90-Sekunden-Spot mit Einblicken in seine Erlebnisse aus der Unternehmensberatung.

In Folge 2 ist Oliver Ritschel zu Gast. Vor etwa vier Jahren hat sich der gelernte Elektroinstallateur mit dem Buero Oliver selbstständig gemacht. Inzwischen hat er drei Mitarbeiter, Tendenz steigend. Aus seiner Zeit als Angestellter weiß Ritschel, dass besonders für Sonderprojekte meist die Zeit fehlt, um das technische Property- und Asset-Management zu koordinieren. Diese Lücke kann er mit seinem Unternehmenskonzept füllen. Mit Schmid spricht er über seinen Weg in die Selbstständigkeit.

Marketingspezialisten, Ingenieurgeologen und als nächstes Sie?

Weitere Gäste in den Folgen 3 und 4 sind Felix Hilt von Brand Estates und Lukas Krödel von HPC. Hilt gibt Auskunft über erfolgreiches Immobilienmarketing, das er mit seiner Agentur betreibt: von der Namensfindung für ein Projekt bis hin zu Influencer-Engagements. Krödel ist für die Umwelt tätig und seines Zeichens mit nur 28 Jahren einer der jüngsten Standortleiter Deutschlands. HPC ist auf Umweltberatung, Infrastrukturplanung und Bodenrecycling spezialisiert. Der studierte Ingenieurgeologe begann vor knapp vier Jahren als Werkstudent bei dem Unternehmen und leitet nun ein eigenes Team in München.

Man darf gespannt sein, wer noch in der Interview Zone zu Gast sein wird. Mit den bisherigen Interviewpartnern stand Schmid durch sein Netzwerkevent-Format Real Estate Lounge bereits in Kontakt. In den Shownotes besteht die Möglichkeit, sich als Gast zu bewerben.

Die Folgen haben mit 30 bis 40 Minuten eine angenehme Länge. Lediglich Intro und Outro wirken leicht überzogen, wenn auch professionell umgesetzt. Angesichts der interessanten Gespräche lässt sich darüber hinweghören. Ein fester Turnus, in dem die Folgen erscheinen, ist anhand der bisherigen Veröffentlichungsdaten noch nicht ablesbar.

Alexandra Stiehl