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Strukturierte Exit-Gespräche bringen Erkenntnisse für die Zukunft

Eine Checkliste als Leitfaden hilft dabei, alle wichtigen Themen im  Abschiedsgespräch abzuarbeiten.

Eine Checkliste als Leitfaden hilft dabei, alle wichtigen Themen im Abschiedsgespräch abzuarbeiten.

Quelle: Imago, Urheber: Panthermedia

Karriere 29.06.2023
Wenn ein langjähriger Mitarbeiter die Firma verlässt, reagieren Kollegen und Vorgesetzte oft emotional. Doch Unternehmen wie Drees & Sommer oder Ziegert zeigen, dass ein strukturiertes ... 

Wenn ein langjähriger Mitarbeiter die Firma verlässt, reagieren Kollegen und Vorgesetzte oft emotional. Doch Unternehmen wie Drees & Sommer oder Ziegert zeigen, dass ein strukturiertes Offboarding nicht nur den Abschied erleichtern, sondern auch wichtige Informationen für die Zukunft liefern kann. Damit das gelingt, müssen die letzten Gespräche aber wichtige Themen abdecken und vergleichbar gemacht werden.

Bis vor wenigen Jahren verliefen Abschiedsgespräche bei der Ziegert Group rein nach Bauchgefühl. Dadurch waren die Gesprächspunkte, die Personalmanager und Führungskräfte einbrachten, uneinheitlich und es konnte kein Feedback für die Zukunft extrahiert werden. 2019 hat sich das Unternehmen entschieden, die Prozesse zu überarbeiten. Und davon profitiert der Arbeitgeber, wie Personalchefin Maria Liebich erklärt: "Wir haben gemerkt, wie wichtig das Feedback ist, das wir durch einen durchdachten Offboarding-Prozess bekommen." Liebich und ihr achtköpfiges Team haben einen mehrstufigen Ablauf etabliert, der ein respektvolles Miteinander nach einer Kündigung ermöglichen soll. Berücksichtigt werden ordentliche Übergaben, Wissenstransfer, Abschiedspartys und auch eine mögliche Wiederkehr. Wenn ein Mitarbeiter kündigt, gibt es zwei einstündige Termine für ihn: ein Gespräch mit der HR-Abteilung und eins mit der Führungskraft.

Die einheitlichen Prozessschritte für die Offboarding-Gespräche hat die Personalabteilung auf einer Checkliste festgehalten. Darin geht es um das Arbeitszeugnis, die Arbeitsbescheinigung, Resturlaub, Überstunden, sämtliche Kontaktdaten, den Hinweis auf die Verschwiegenheitsverpflichtung und auch um die Festlegung des letzten Arbeitstags.

Neben der Liste als Orientierung bekommen Führungskräfte zur Vorbereitung auf ein Exit-Gespräch auch eine Beratung durch die HR-Experten im Haus. "Viele glauben das nicht, aber ohne die Checklisten und die vorbereitenden Gespräche gehen wirklich viele Informationen verloren. Oder es werden wichtige Dinge nicht abgefragt", sagt Liebich und nennt Mitgliedschaften im Sportclub auf Firmenkosten als Beispiel. Aber auch ein Hinweis, dass die Angabe des Arbeitgebers in sozialen Netzwerken aktualisiert werden muss, sei wichtig, um Verwirrungen bei Außenstehenden zu verhindern. "Wir hatten schon mehrere Heads of Sales auf Linkedin", sagt Liebich und lacht.

Leitfäden machen Feedbacks vergleichbar

Bei Ziegert sind die HR-Manager verschiedenen Geschäftsbereichen zugeordnet, auch deshalb sei es wichtig, dass die Gespräche anhand jeweiliger Leitfäden ablaufen. So können die Daten strukturierter gesammelt werden. In den Exit-Gesprächen wird es neben dem formalen Teil auch durchaus persönlich: Das Unternehmen will möglichst viel über die Kündigungsgründe erfahren. Um eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, kann der betreffende Mitarbeiter selbst entscheiden, an wen innerhalb der Unternehmensgruppe diese Gesprächsinhalte weitergegeben werden, um auf ihrer Grundlage Veränderungen anzustoßen.

Die häufigsten Gründe für eine arbeitnehmerseitige Kündigung sind laut Liebich der Wechsel in eine andere Stadt, das Bedürfnis, sich noch einmal neu zu orientieren, die Branche zu wechseln oder sich weiterzuentwickeln. Liebich und ihr Team halten diese Gründe sorgsam fest und konnten mit der Zeit ein Muster erkennen: Den meisten fehlte es an einer Perspektive oder einem Karrierepfad, den sie verfolgen konnten. Deshalb sprechen Führungskräfte mit ihren Teammitgliedern inzwischen intensiver und vor allem regelmäßig über diese Themen. Auch für solche Entwicklungsgespräche gibt es mittlerweile einen Leitfaden.

Bei Drees & Sommer übernimmt allein die HR-Abteilung den Offboarding-Prozess: Wer kündigt, bekommt einen Interviewbogen zugeschickt. Die Fragen enthalten Feedbackmöglichkeiten zum Arbeitsumfeld und zur Führungskraft genauso wie zum Teamgefüge und zur eigenen beruflichen Entwicklung während der Anstellung. Dafür gibt es Freitextfelder und Skalenangaben.

Nicht zuletzt will aber auch Drees & Sommer vor allem die individuellen Kündigungsgründe wissen. Dafür folgt eine Einladung zu einem persönlichen Gespräch. Das Angebot ist jedoch freiwillig. Alle Erkenntnisse, die Drees & Sommer während des Offboardings gewinnt, fließen in eine Austrittsauswertung ein und werden den Fachbereichen mitgeteilt.

Offboarding geht über das Arbeitsverhältnis hinaus

"Was die administrative Organisation betrifft, sind Unternehmen recht weit", sagt Personal- und Organisationsentwicklerin Angelika Gaßmann, Herausgeberin des Fachbuchs "Offboarding. Fach- und Führungskräfte verlassen die Organisation". Was jedoch die Fähigkeiten für eine sensible Gesprächskultur betrifft, wünschten sich viele Führungskräfte mehr Training und eine vorgegebene Gesprächsstruktur, sagt sie. Ihrer Meinung nach liegt die Verantwortung für das Offboarding-Gespräch bei den direkten Vorgesetzten. Möchte ein Unternehmen wahrhaftiges Feedback, was es hätte tun können, um einen Mitarbeiter zu halten, brauche es ein hohes Maß an Vertrauen und Integrität. "Ich traue dies aufgrund meiner Erfahrung nur wenigen Führungskräften zu. Denn es bedeutet, auf kritische Rückmeldungen nicht gekränkt zu reagieren, sondern mit echtem Interesse und der Bereitschaft, lernen zu wollen."

Mit dem Abschied eines Kollegen sollte das Offboarding nicht direkt als abgeschlossen gelten. Laut einer Studie der Königsteiner Gruppe gaben 43% der mehr als 1.000 Befragten an, dass sie sich eine Rückkehr zu ihrem alten Arbeitgeber vorstellen können. Teilgenommen haben Arbeitnehmer aller Altersstufen, die sich in den letzten drei Jahren in mindestens einem Bewerbungsprozess befunden haben. Erschütternd ist, dass nur 5% der Befragten es dann tatsächlich tun. Dabei birgt das Rehiring oder Boomerang Hiring viel Potenzial (siehe "So gelingt es Ex-Mitarbeiter zurückzuholen").

Die Ziegert Group lädt deswegen Ehemalige zu Teamevents ein und bleibt in Kontakt mit Alumni, meist über soziale Netzwerke. Zuletzt kam eine ehemalige Praktikantin nach drei Jahren als HR-Managerin wieder. Drees & Sommer hat für eine stärkere Bindung zu Ex-Beschäftigten das Alumni-Programm "Stay in Contact" ins Leben gerufen. Mit Erfolg: Im Jahr 2022 gab es 22 Rehires, 2023 bereits 13.

Doch nicht nur wer kündigt, auch wer in den Ruhestand geht, braucht ein professionelles Offboarding, am besten während der gesamten letzten drei Arbeitsjahre. Obwohl ein Abschied durch einen Renteneintritt für den Arbeitgeber weniger überraschend kommt als eine Kündigung, gibt es laut Gaßmann nur in wenigen Firmen Standards für diesen Fall.

"Das müssen Unternehmen sich ganz anders ins Bewusstsein heben", sagt sie. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sei es ratsam, seine Experten über das reguläre Renteneintrittsalter im Unternehmen zu beschäftigen. Das kann durch geringfügige Beschäftigung, ehrenamtliches Engagement bis hin zur Verlängerung des Arbeitsverhältnisses gehen.

Und noch einen Punkt merkt die Expertin an: Ein gutes Offboarding wird von den scheidenden Arbeitnehmern oft mit positiven Aussagen über den Ex-Arbeitgeber auf Business- und Bewertungsplattformen wie Kununu belohnt. "Beim Offboarding haben Unternehmen die Chance, durch einen wertschätzenden Umgang mit dem Arbeitnehmer gute Geschichten zu schreiben à la: Ich habe den Arbeitgeber gewechselt, aber er ist fair und gut mit mir umgegangen. Ich könnte mich jederzeit wieder dort bewerben", sagt Gaßmann.

Die Autorin: Jeanne Wellnitz ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Jeanne Wellnitz

FOM Hochschule startet Real-Estate-Studiengang

Karriere 29.06.2023
Mit dem Studiengang "Real Estate Management" erweitert die FOM Hochschule ihr Angebot. Die Kurse können ab September berufsbegleitend belegt werden und zielen auf einen akademischen ... 

Mit dem Studiengang "Real Estate Management" erweitert die FOM Hochschule ihr Angebot. Die Kurse können ab September berufsbegleitend belegt werden und zielen auf einen akademischen Bachelor-Abschluss.

Ab dem Wintersemester 2023/2024 bietet die FOM Hochschule mit Standorten in München, Frankfurt, Essen, Berlin und Düsseldorf einen Bachelor-Studiengang im Fach Real Estate Management an. Den Studierenden werden in dieser Ausbildung Kenntnisse vermittelt, die zum Erstellen von Immobilienbewertungen nötig sind.

Außerdem stehen Smart-City- und Smart-Building-Konzepte auf dem Lehrplan. Auch sollen die Absolventen nach dem Abschluss fähig sein, operative Instrumente des Immobiliencontrollings einzusetzen. Darüber hinaus wird ein grundlegendes Verständnis für die Funktionsweisen von Informationssystemen vermittelt, sodass Trends am Immobilienmarkt erkannt und Lösungen für Kunden erstellt werden können. Es werden aber auch Grundlagen des Managements und des Marketings in den Kursen behandelt.

Der Studiengang richtet sich sowohl an Auszubildende als auch an Berufstätige, die bereits in der Immobilienwirtschaft aktiv sind, und zielt auf Mitarbeiter aus den Geschäftsbereichen Immobilienmanagement, Einkauf, Finanzen, Controlling und Human Resources. Er kann berufsbegleitend oder als duales Studium absolviert werden. Präsenzveranstaltungen finden an zwei Abenden pro Woche und an zwei Samstagen im Monat statt. In diesen soll regelmäßiger Austausch mit Kommilitonen und Dozenten sichergestellt werden. Start des Angebots ist im September 2023, Anmeldungen sind ab sofort möglich.

Janina Stadel

Barbara Lewandowicz gibt Führung von NAI nach einem halben Jahr ab

Barbara Lewandowicz (Mitte) neben Marcel Crommen und Paola Fruttuoso.

Barbara Lewandowicz (Mitte) neben Marcel Crommen und Paola Fruttuoso.

Urheber: Fotograf Sebastian Schueler

Karriere 22.06.2023
Nach nur einem halben Jahr verlässt Barbara Lewandowicz das Maklernetzwerk NAI Apollo wieder. Die Gründe für diesen Schritt werden nicht kommuniziert. Der plötzliche Abschied der ... 

Nach nur einem halben Jahr verlässt Barbara Lewandowicz das Maklernetzwerk NAI Apollo wieder. Die Gründe für diesen Schritt werden nicht kommuniziert. Der plötzliche Abschied der Geschäftsführerin kommt in einer schwierigen Marktlage. Andreas Krone wird als Gesellschafter ins operative Geschäft zurückkehren und Lewandowiczs Position übernehmen.

Im November 2022 hatte NAI Apollo einen Umbruch im Management verkündet. Nach fünf Jahren an der Spitze verließ Andreas Wende zum Jahreswechsel die Geschäftsführung, Barbara Lewandowicz übernahm dessen Position. Den von Wende ausgerufenen Expansionskurs sollte das neue Management konsequent weiter steuern.

Doch jetzt der unerwartete Abschied. Gegenüber der Immobilien Zeitung bestätigte Barbara Lewandowicz, dass sie das Unternehmen Ende Juni verlassen wird. Bei der Frage zu den Gründen indes blieb sie vage. "Es waren spannende und lehrreiche Monate in einem anspruchsvollen Marktumfeld", sagt sie. "Ich bedanke mich sehr bei dem tollen Team und wünsche NAI Apollo für die anstehenden Herausforderungen nur das Beste." Sie werde sich nun neuen Aufgaben widmen, sagte Lewandowicz.

Die Trennung sei in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt, berichtet Krone und ergänzt: "Barbara hat unser Unternehmen innerhalb ihres hervorragenden Netzwerks positioniert und damit neue Möglichkeiten für unsere Beratungsleistungen geschaffen. Dafür sind wir ihr sehr dankbar." Er werde nun auf die aktive Geschäftsführerposition zurückkehren, um gemeinsam mit Paola Fruttuoso und Marcel Crommen das Unternehmen bestmöglich "durch das aktuell schwierige Marktumfeld zu führen".

Noch Ende April hatten Lewandowicz und Crommen im Gespräch mit der Immobilien Zeitung davon gesprochen, die Krise mit Schwung bewältigen zu wollen. Denn auch bei NAI Apollo hat sich der stockende Transaktionsmarkt bemerkbar gemacht und die Umsatzzahlen spürbar gedrückt. "Das Vermietungsgeschäft läuft noch", hatte Lewandowicz damals gesagt. "Die Pipeline ist noch da, aber es erfordert mehr Fleiß, die Abschlüsse dauern länger." Sie hatte angekündigt, die Bereiche in den Fokus zu stellen, die noch Wachstumspotenzial bieten.

Crommen hatte Ende April die Hoffnung geäußert, dass auch die Investoren langsam ihre Vorsicht ablegen und wieder auf den Markt zurückkehren werden. "Ich bin optimistisch, dass wir mit unserer Mannschaft die Krise bewältigen können", hatte Crommen betont. Zu diesem Team gehört Lewandowicz nun nicht mehr. Crommen wird künftig mit Fruttuoso und Krone durch die raue See kommen müssen. Fruttuoso war im März 2022 in die Geschäftsführung aufgestiegen; als COO übernahm sie die Verantwortung für die Themen IT, Personal, Organisation, Compliance, Marketing und Buchhaltung. Crommen behielt wie zuvor den Bereich Investment unter sich.

Lewandowicz leitete als Geschäftsführerin die verschiedenen Assetklassen sowie die Büro-, Logistik- und Vermietungsabteilung in Frankfurt. Außerdem war sie zuständig für Corporate Services, Investmentmanagement, Valuation & Research, das Real-Estate-Management und das Wohnsegment. Darüber hinaus verantwortete Lewandowicz die Koordination mit den Niederlassungen in Hamburg und Berlin sowie den Partnerunternehmen der NAI Apollo Group. Lewandowicz war von der Immobilienabteilung des Family-Offices Friedhelm Loh zu NAI Apollo gekommen. Bei NAI Apollo sind rund 110 Personen beschäftigt. Bisher ist die Holding des Unternehmens in Frankfurt, Hamburg, München und Berlin aktiv. Über Partner ist NAI zudem im Ruhrgebiet, in Stuttgart, Düsseldorf, Köln und Bonn, Ulm und Mannheim vertreten. Weltweit beschäftigt die Gruppe 5.100 Mitarbeiter.

Peter Dietz

Hochschule gründet Immobilien-Institut

Karriere 22.06.2023
Mit einem eigenen Institut öffnet sich die Frankfurt School of Finance and Management (FSoFM) Themen aus der Immobilienwirtschaft. Es soll 2024 seine Arbeit aufnehmen. ... 

Mit einem eigenen Institut öffnet sich die Frankfurt School of Finance and Management (FSoFM) Themen aus der Immobilienwirtschaft. Es soll 2024 seine Arbeit aufnehmen.

Die private Hochschule Frankfurt School of Finance and Management (FSoFM) baut ein Institut auf, das Themen aus der Immobilienwirtschaft in Wissenschaft und Praxis nachgehen soll. Die Eröffnung des Frankfurt School Real Estate Institute ist für 2024 geplant. Dort sollen Forschungsprojekte durchgeführt werden, Bildungsprogramme im Hochschulbereich entstehen und Netzwerke geschaffen werden.

Derzeit rechnet die Hochschule mit rund 15 Unternehmen aus der Branche, die den Aufbau des Instituts als Förderer unterstützen werden. Sie sollen Teil eines Praxisbeirats werden, der sich mit einem wissenschaftlichen Beirat vernetzen soll. Um das Angebot im zukünftigen Institut bedienen zu können, will die Hochschule eine sogenannte Tenure-Track-Professur schaffen, die mit einem forschungsstarken Wissenschaftler besetzt werden soll. Zusätzlich ist eine Management-Practice-Professur geplant, dazu Stellen für Assistenz und Post-Docs und Mitarbeiter, die Managementaufgaben übernehmen. Die Suche nach passenden Kandidaten läuft nach Angaben der Hochschule noch.

Die Idee für den Aufbau des Instituts mit immobilienwirtschaftlichem Schwerpunkt sei aufgrund der Positionen aufgekommen, die ehemalige Studenten nach ihrem Abschluss angenommen haben, erklärt Hochschulpräsident Nils Stieglitz. "Zahlreiche Alumni, die ihr Berufsleben im Investment Banking begonnen haben, haben heute Top-Positionen in der Immobilienbranche oder in immobilienzugewandten Unternehmen inne", sagt er. "Immer wieder sprechen sie die zentrale Rolle der Immobilienbranche für nahezu alle Industrien, für unsere Gesellschaft oder unsere Städte an."

Mit dem Institut will die Hochschule deshalb eine Plattform für den Austausch zu Forschungserkenntnissen und Praxiserfahrungen bieten.

Janina Stadel

FOM Hochschule startet Real Estate-Studiengang

Karriere 19.06.2023
Mit dem Bachelor-Studiengang Real Estate Management erweitert die FOM Hochschule ihr Ausbildungsangebot. Die Kurse starten im September und können berufsbegleitend absolviert werden. ... 

Mit dem Bachelor-Studiengang Real Estate Management erweitert die FOM Hochschule ihr Ausbildungsangebot. Die Kurse starten im September und können berufsbegleitend absolviert werden.

Ab dem Wintersemester 2023/2024 bietet die FOM Hochschule mit Standorten in München, Frankfurt, Essen, Berlin und Düsseldorf einen Bachelor-Studiengang im Fach Real Estate Management an. Den Studierenden werden in dieser Ausbildung Kenntnisse vermittelt, die zum Erstellen von Immobilienbewertungen nötig sind. Außerdem stehen die Themen Smart-City und Smart-Building-Konzepte auf dem Lehrplan. Auch sollen die Absolventen nach dem Abschluss fähig sein, operative Instrumente des Immobiliencontrollings einzusetzen. Darüber hinaus wird ein grundlegendes Verständnis für die Funktionsweisen von Informationssystemen vermittelt, so dass Trends am Immobilienmarkt erkannt und Lösungen für Kunden erstellt werden können. Aber auch Grundlagen des Managements und des Marketings werden in den Kursen behandelt.

Berufsbegleitendes Studium

Der Studiengang richtet sich sowohl an Auszubildende als auch an Berufstätige, die bereits in der Branche aktiv sind und zielt auf Mitarbeiter aus den Geschäftsbereichen Immobilienmanagement, Einkauf, Finanzen, Controlling und Human Resources. Der Studiengang kann berufsbegleitend oder als Duales Studium absolviert werden. Präsenzveranstaltungen finden an zwei Abenden pro Woche und an zwei Samstagen im Monat statt. In den Präsenzveranstaltungen soll regelmäßiger Austausch mit Kommilitonen und Dozenten sichergestellt werden. Start des Angebotes ist im September 2023, Anmeldungen sind ab sofort möglich.

Janina Stadel

Zeit zum Durchatmen muss sein

Eine Auszeit in der Natur gleicht Bürostress aus.

Eine Auszeit in der Natur gleicht Bürostress aus.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: mmodboard

Karriere 15.06.2023
Jürgen Dawo, Chef des Fertighausherstellers Town & Country verbringt jede Woche mehrere Stunden im Wald, um psychisch gesund zu bleiben. Doch eigentlich helfen schon wenige Minuten bewusstes ... 

Jürgen Dawo, Chef des Fertighausherstellers Town & Country verbringt jede Woche mehrere Stunden im Wald, um psychisch gesund zu bleiben. Doch eigentlich helfen schon wenige Minuten bewusstes Atmen, um aus dem Hamsterrad auszusteigen – dafür braucht es weder einen Wald noch viel Zeit.

Im Jahr 2014 ging bei Jürgen Dawo nichts mehr. Der Geschäftsführer des Fertighausanbieters Town & Country befand sich mitten in einem Burnout – das Ergebnis jahrzehntelanger Überarbeitung. "Ich habe mich mit 22 Jahren selbstständig gemacht und immer schön Gas gegeben", sagt Dawo. Das ging viele Jahre gut, doch mit 54 Jahren bekam er die Quittung, schlief schlecht, war gereizt. Ein dreiviertel Jahr hat es gedauert, bis Dawo wieder voll arbeitsfähig war. Seine Medizin war die Natur. Dawo hat Waldbaden für sich entdeckt, das heißt, er erlebt den Wald mit allen Sinnen. Er setzt sich beispielsweise auf einen Baumstamm, betrachtet die Rinde der Bäume, spürt das Moos unter seinen Füßen und lauscht den Vögeln. "Im Wald gewinne ich Abstand zum Hamsterrad und kann tief durchatmen." Selbst knapp zehn Jahre nach seinem Burnout verbringt Dawo immer noch mehrere Stunden pro Woche im Wald – gern auch als ausgedehnte Mittagspause. Dass Waldbaden nicht nur Zeitvertreib ist, sondern einen positiven Effekt auf die Gesundheit hat, zeigen zahlreiche Studien – in Japan gibt es sogar einen eigenen Forschungszweig zum Waldbaden. Wer sich im Freien aufhält, senkt seinen Blutdruck, reduziert Stresshormone und stärkt das Immunsystem. Das liegt unter anderem an den sogenannten Terpenen: Die Pflanzenduftstoffe sorgen dafür, dass wir uns nach einem Waldspaziergang ausgeruht und entspannt fühlen.

Der Chef von Town & Country ist zwar ein Extrembeispiel, doch psychische Gesundheit rückt immer stärker in den Fokus. Arbeitgeber sind sogar rechtlich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass ihre Mitarbeiter körperlich und psychisch gesund bleiben. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) empfiehlt, eine Gefährdungsbeurteilung vorzunehmen. Dabei erfassen Arbeitgeber mögliche Gefahrenquellen und legen Maßnahmen fest, durch die sie ihre Beschäftigten davor schützen können. Bei körperlichen Gefahren ist das noch vergleichsweise einfach: Wer als Dachdecker in großer Höhe arbeitet und Gefahr läuft, in die Tiefe zu stürzen, braucht eine Schutzausrüstung und Sicherungsseile. Doch wie schützt man sich vor ausufernden Arbeitszeiten und immensem Zeitdruck?

Arbeitszeiten brauchen klare Regelungen

Einerseits ist der Arbeitgeber in der Pflicht, etwa indem er Arbeitszeiten klar regelt und Urlaube ermöglicht. Gesundheitsangebote wie Seminare zur Stressprävention und Sportkurse gehören arbeitgeberseitig außerdem längst zum guten Ton. Eine Studie der Klinikgruppe Asklepios und der Beratungsgesellschaft Roland Berger zeigt jedoch, dass nur rund zwei Drittel der Belegschaft solche Gesundheitsangebote nutzen. Die größten Hürden sind laut den Studienautoren genau das, was für Stress sorgt: volle Tage, zu wenig Wissen über Stressmanagement und fehlende Motivation.

Andererseits geht es nicht darum, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeitern die Verantwortung für sich selbst abnehmen, im Gegenteil: Wer etwas gegen Stress tun will, muss selbst ins Handeln kommen. Bewusstes Atmen ist ein guter erster Schritt. "Wer sich gestresst fühlt, aber keine lange Pause machen kann, sollte kurz seinen Atem beobachten", sagt Lena Wittneben, Coachin für Persönlichkeitsentwicklung. Das funktioniert auch am Schreibtisch oder während der Autofahrt zum Kunden. "Ruhiges Ein- und Ausatmen aktiviert den Parasympathikus, also den Teil unseres Nervensystems, der für Ruhe und Entspannung zuständig ist", erklärt Wittneben.

Nicht jeder nutzt die Gesundheitsangebote

Wie Menschen mit Belastungen umgehen ist individuell. "Die einen stürzen sich in die Arbeit, die anderen werden aggressiv oder ziehen sich zurück", sagt Wittneben. "Ein Warnzeichen ist, wenn mir Dinge, die mir immer Energie gegeben und Freude gemacht haben, plötzlich keinen Spaß mehr machen. Oder wenn ein ruhiges Wochenende zur Erholung nicht mehr reicht." Zwar ist jede Person selbst in der Pflicht, auf sich und die eigene Gesundheit zu achten, doch Arbeitgeber können die richtigen Weichen stellen. Wer Gesundheitsangebote macht, muss darauf achten, dass die Beschäftigten auch genügend Zeit haben, daran teilzunehmen – also zum Beispiel keine Besprechungstermine in die Zeiten legen, wo das Sportprogramm stattfindet. Auch ein offener Umgang mit Fehlern und transparente Gespräche zu Erkrankungen sind essenziell. "Führungskräfte sollten mit gutem Beispiel vorangehen", fordert Wittneben. Auch Vorgesetzte sollten also Ruhephasen vorleben und darauf achten, dass ihre Mitarbeiter am Feierabend das Diensthandy ruhen lassen.

Die Autorin: Anna Friedrich ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Immobilien Zeitung

Auf dem EBZ-Campus entstehen Start-ups im Inkubator

Karriere 09.06.2023
Neben einer guten Idee braucht ein Gründer Platz, Begleitung und Austausch, um ein Start-up am Markt zu etablieren. Ein Programm für Studenten, Mitarbeiter und Alumni der EBZ Business School ... 

Neben einer guten Idee braucht ein Gründer Platz, Begleitung und Austausch, um ein Start-up am Markt zu etablieren. Ein Programm für Studenten, Mitarbeiter und Alumni der EBZ Business School soll dafür auf dem Bochumer Campus den Grundstock bilden. In neuen Räumlichkeiten sollen junge Gründer auch ihre Netzwerke zu Vertretern aus der Wirtschaft und der Industrie ausbauen.

Mit dem Real Estate Start-up Incubator "Resi" will es die EBZ Business School in Bochum ihren Studenten ermöglichen, Lösungen für die Herausforderungen der Branche wie den Fachkräftemangel, das Erreichen von Klimazielen oder die Digitalisierung zu finden. Hinter dem Angebot steckt ein Programm, mit dem Ideen von jungen Studenten schon in einer frühen Phase zu ganzen Geschäftsideen reifen sollen. Die passenden Räumlichkeiten wurden jetzt auf dem Campus der Hochschule eingeweiht. Entstanden sind ein Büro und zwei Kreativräume, in denen neben Studenten auch Mitarbeiter und Alumni ihre Ideen austauschen und sich in Teams zusammenfinden können.

Mit dem Ziel, möglichst viele Ideen für Produkte und Dienstleistungen zu ganzen Unternehmen weiterzuentwickeln, bekommen die Nutzer des Inkubators regelmäßige Hilfestellung von Wirtschaftsakteuren und Vertretern aus der Industrie. Zum Teil im persönlichen Austausch, zum Teil in Workshops, unterstützen sie die jungen Gründer nicht nur dabei, ihre Ideen bis zur Marktreife weiterzudenken. Vielmehr gibt es auch wichtigen Input dazu, welche Schritte für eine Unternehmensgründung relevant sind und zu welchem Zeitpunkt sie umgesetzt werden müssen. Zudem sollen langfristige Netzwerke entstehen, die über den Campus hinausreichen. "Ein wichtiger Bestandteil des Angebots sind Veranstaltungen zu Themen wie Ideenfindung, Mindset, Businessplan oder auch Finanzierung", erklärt Mara Tippmann, die Resi als Projektmanagerin begleitet. Außerdem hat die Hochschule ein Planspiel ins Leben gerufen, mit dem Gründungsinteressierte herausfinden können, welche Rolle innerhalb eines Unternehmens – etwa als Stratege oder als operativer Chef – sie sich langfristig für sich vorstellen können.

Bis zu 7.500 Euro für innovative Ideen

Um möglichst viele Studenten und Alumni dazu zu motivieren, eigene Projekte zu entwickeln und umzusetzen, ist zudem das begleitende Förderprogramm Kickstart@EBZ entstanden, das jährlich innovative Ideen mit bis zu 7.500 Euro unterstützt. Davon profitierten bereits der 35-jährige Florian Sehr und der 30-jährige Simon Jurkschat.

Sehr und Jurkschat hatten während ihres Studiums an der EBZ Business School die Idee für ihr Start-up namens Thermobest. Sie haben Algorithmen erarbeitet, die Defizite bei der Betriebsführung von Heiz- und Klimaanlagen aufdecken, sodass Nutzer ihres Produkts die Verbräuche und Kosten von Anlagen in eigenen Gebäuden senken können. Das Preisgeld stecken die beiden Jungunternehmer nun in die Weiterentwicklung ihres Produkts.

Rundum Vorbereitung vor dem Markteintritt

Jannis Heuner, Bereichsleiter für Gründung und Wachstum bei der Bochumer Wirtschaftsentwicklung, sieht das Angebot der Hochschule als notwendigen Schritt zur Förderung der Ideenkraft am Standort. "Inkubatoren sind ein ganz wichtiger Baustein, weil sie die Orte sind, an denen sich junge Gründerinnen und Gründer vernetzen und gezieltes Coaching bekommen", sagt er. Er kennt Start-ups, die aus Inkubatoren heraus entstanden sind, und hält diese für besonders gut vorbereitet, wenn sie vor dem Markteintritt stehen.

Heuner hofft, dass sich der Austausch zwischen den Gründern im Inkubator und großen Unternehmen aus der Region in den kommenden Monaten verstärken wird. Nicht zuletzt, weil so Fusionen entstehen könnten, die zum einen die neuen Ideen schnell in die konkrete Anwendung bringen, zum anderen aber auch garantieren, dass die Start-ups finanziell eine Zukunft haben. "Große Firmen beteiligen sich an Start-ups oder kaufen sie und bringen dadurch Lösungen und neue Geschäftsmodelle in ihr Unternehmen", erklärt er und sieht somit auch Chancen für in der Region ansässige Unternehmen, von der Arbeit im Inkubator zu profitieren.

"Die Immobilienwirtschaft ist volkswirtschaftlich enorm wichtig und muss wettbewerbsfähig bleiben – das geht nicht ohne Innovationen aus hochspezialisierten Start-ups", sagt Rasmus Beck, Geschäftsführer von Duisburg Innovation und Honorar-Professor an der EBZ Business School. Weil sich die Branche mitten in der Transformation hin zur Digitalisierung befinde, setzt er besonders auf den Einfallsreichtum der jungen Gründer. Denn das Etablieren von neuen Techniken, die Prozesse und Arbeitsschritte vereinfachen, sei ein Feld, das häufig von jungen Unternehmen aufgegriffen und vorangetrieben wird. "Insofern ist es wichtig, möglichst früh und gezielt nach Gründerinnen und Gründern bereits in der Ausbildung zu suchen", sagt er.

Nicht zuletzt können die Gründer so ihre Schwerpunkte schon im Studium gezielt auf die Kenntnisse und Fähigkeiten hin anpassen, die sie für die weitere Zukunft als Unternehmer brauchen.

Janina Stadel

Die Branche geht seltener auf Reisen

Die meisten Immobilienmanager reisen mit der Bahn.

Die meisten Immobilienmanager reisen mit der Bahn.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: engel.ac

Karriere 01.06.2023
Während der Corona-Krise hat sich das Reiseverhalten in der Immobilienbranche um 180 Grad gedreht. Gereist wird nur noch, wenn es sein muss – und dann meistens mit der Bahn. Zudem müssen vor ... 

Während der Corona-Krise hat sich das Reiseverhalten in der Immobilienbranche um 180 Grad gedreht. Gereist wird nur noch, wenn es sein muss – und dann meistens mit der Bahn. Zudem müssen vor allem mehrtägige Reisen einen Mehrwert bieten.

Früher sind wir für einen einstündigen Termin morgens von Berlin nach München geflogen und abends wieder zurück. Das kann sich heute niemand mehr vorstellen", sagt Susanne Tattersall. Die Geschäftsführerin des Property-Managers Tattersall Lorenz bringt es auf den Punkt: Das Reiseverhalten der Branche hat sich massiv verändert – und Grund dafür sind die Auswirkungen der Pandemie. "Es gibt ein ganz neues Selbstverständnis in der Branche. Vor Corona war es Konsens, dass man persönlich erscheint. Das ist jetzt anders."

Wenn heutzutage gereist wird, dann für einen längeren Zeitraum. Eine durchschnittliche Geschäftsreise ins Ausland dauerte im Jahr 2022 6,1 Tage, zeigt der Business Travel Index des Corporate-Payment-Spezialisten Airplus International. 2019 sind es noch fünf Tage gewesen. Reisen innerhalb Deutschlands beanspruchten im Schnitt 3,1 Tage (2019: 2,5 Tage). Eintägige Kurztrips, die 2019 immerhin noch 16,4% der Geschäftsreisen ausmachten, gingen 2022 deutlich zurück auf 6,8% Bei der Reiseplanung spielt immer öfter auch der Klimaschutz eine Rolle: Wer unterwegs ist, bündelt mehrere Termine und plant im Zweifel lieber eine oder mehrere Übernachtungen ein.

Tattersall Lorenz hat sein Reiseverhalten im Zuge einer Umweltmanagement-Zertifizierung geändert. Seit dem Jahr 2019 gibt es neue Regeln für die rund 190 Mitarbeiter an acht Standorten: Ins Ausland geht es nur, wenn es absolut notwendig ist, etwa zur Messe Mipim nach Cannes. Innerdeutsche Reisen mit maximal fünf Stunden Reisezeit finden mit der Bahn statt oder mit dem E-Auto. Falls es doch mal der Flieger sein muss, kompensiert das Unternehmen den CO2-Ausstoß. "Wir haben uns das bereits vor Corona vorgenommen, doch die Pandemie hat uns geholfen, es auch wirklich durchzusetzen", sagt Tattersall.

Die Effekte sind deutlich spürbar. 68.000 Euro hat das Unternehmen im Jahr 2022 für Reisekosten ausgegeben, davon 22.000 Euro für Flüge. Zum Vergleich: 2019 waren es noch 145.000 Euro Gesamtreisekosten, inklusive 46.000 Euro Flugkosten. Den größten Anteil machen Reisen zu den rund 550 verwalteten Immobilien an 242 Standorten aus. Im Schnitt sind die Property-Manager von Tattersall Lorenz einmal pro Quartal vor Ort. Die Kosteneinsparungen seien aber nicht der ausschlaggebende Punkt für die Strategie gewesen, erklärt Tattersall: "Im Gegenzug haben wir viel Geld in neue Standorte investiert, damit die Wege für die Mitarbeiter kürzer werden." Zudem hat Tattersall Lorenz seine Fahrzeugflotte umgekrempelt. Es gibt nur noch E-Autos, die Mitarbeiter mit nach Hause nehmen dürfen. So können sie morgens direkt von zuhause starten und müssen nicht erst den Umweg übers Büro nehmen.

Digitale Meetings ersetzen Dienstreisen

Jean-Marc Fey, der beim Leverkusener Immobilienentwickler Cube Real Estate den An- und Verkauf leitet, ist mehrfach pro Monat unterwegs – und nimmt dafür meistens die Bahn. Wie bei Tattersall Lorenz finden innerdeutsche Reisen auf der Schiene statt oder bei kurzen Wegen mit dem Auto. Kaufvertragsverhandlungen absolviert Fey inzwischen virtuell: "Das ist sogar einfacher als persönlich, weil alle am geteilten Bildschirm mitlesen können." Der Großteil des operativen Geschäfts läuft digital oder telefonisch. "Vor Corona hat die Branche gedacht, dass man immer zusammensitzen muss. Homeoffice gab es kaum und niemand kam auf die Idee, sich online zu treffen", sagt Fey. Jetzt reist der Bereichsleiter nur noch für "Milestones", wie er sagt. Also etwa für ein erstes Treffen mit dem Kunden, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie dieser so tickt. Oder wenn es Probleme gibt, die sich am besten persönlich klären lassen – etwa, wenn der Baufortschritt nicht so schnell geht wie geplant. Auch Planungsbesprechungen, bei denen die Architekten tischgroße Pläne ausbreiten und haptische Modelle zeigen, lassen sich am besten mit allen in einem Raum abhalten. Theoretisch ließe sich alles außer der Notartermin ins Digitale verlagern, sagt Fey. Das hat die Pandemie bewiesen, doch optimal ist ein so grundsätzlicher Wechsel in die virtuelle Welt nicht. "Die Frage ist eher: Zu welchen Anlässen ist es sinnvoll, sich persönlich zu sehen?" Wenn Fey unterwegs ist, versucht er, das Tagesgeschäft mit Netzwerktreffen und Abendveranstaltungen zu kombinieren – denn auch hier hilft der persönliche Kontakt oft beim Geschäftemachen.

Ganz verzichten möchte die Branche auf das Reisen nicht, im Gegenteil. "Reisen liegt in der Natur des Menschen, wir wollen ja andere Leute treffen", sagt Martin Henke, Geschäftsführer des Property-Managers Talyo aus Berlin. "Es gibt aber ein anderes Verständnis davon, was notwendig ist und was nicht. Sinnloses Reisen ist weder akzeptabel noch erwünscht." Henke, der seit fast 20 Jahren in der Immobilienbranche tätig ist, bemerkt eine neue Anspruchshaltung: "Der Reisebedarf ist zwar wieder da, aber virtuelle Treffen sind inzwischen akzeptiert." Die Property-Manager von Talyo seien oft unterwegs, weil die Immobilien nicht zu ihnen kommen können. Das Unternehmen verwaltet 15.000 Wohnungen deutschlandweit. Bei der Wahl der Verkehrsmittel gelten die Richtlinien der Mutter Tattersall Lorenz: Bahn, öffentlicher Nahverkehr oder Auto. Henke selbst war vergangene Woche in Hamburg und Leipzig, je für einen Tag. "Ich bin froh, wenn ich mal eine zusammenhängende Woche in Berlin habe", sagt er. Das bleibe Teil des Jobs. Die Reiseansprüche haben sich aber geändert. "Ein persönliches Treffen braucht einen Anreiz", sagt Henke. Also etwa eine Abendveranstaltung, ein Netzwerktreffen oder ein Meeting mit allen wichtigen Entscheidern.

Die Autorin: Anna Friedrich ist Journalistin in der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Anna Friedrich