Karriere-News

DVAG schreibt Nachwuchspreis aus

Karriere 16.04.2015
Sonja Smalian

DDIV vergibt zwei EBZ-Stipendien

Karriere 16.04.2015
Sonja Smalian

Bei langer Krankheit ist Reden Gold

Auch wer lange Zeit erkrankt ist, sollte den Kontakt zum Arbeitgeber nicht abreißen lassen.

Auch wer lange Zeit erkrankt ist, sollte den Kontakt zum Arbeitgeber nicht abreißen lassen.

Bild: BilderBox.com

Karriere 16.04.2015
Ab dem 60. Lebensjahr dauert eine Krankschreibung im Mittel mehr als 20 Tage. Das betrifft auch die Immobilienbranche. Deshalb berät der Arbeitgeberverband der Deutschen Immobilienwirtschaft ... 

Ab dem 60. Lebensjahr dauert eine Krankschreibung im Mittel mehr als 20 Tage. Das betrifft auch die Immobilienbranche. Deshalb berät der Arbeitgeberverband der Deutschen Immobilienwirtschaft seine Mitglieder zu Langzeiterkrankungen. Damit die betriebliche Eingliederung gelingt, müssen individuelle Lösungen gesucht werden - und die Beteiligten miteinander reden.

Bandscheibenprobleme, Unterschenkelbrüche und Brustkrebs sind nur drei Diagnosen, die zu einer langen Arbeitsunfähigkeit von 41 bis 100 Tagen führen. Das zeigt der aktuelle Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse, die dafür die Daten ihrer 4,1 Mio. Mitglieder ausgewertet hat. Für das Jahr 2013 errechnete die Krankenkasse einen Krankenstand von 4,02% für ihre Mitglieder, das entspricht einer durchschnittlichen Fehlzeit von 14,7 Tagen pro Erwerbsperson. Auch wenn nur knapp 5% der Krankmeldungen eine Arbeitsunfähigkeit von mehr als sechs Wochen (42 Tage) nach sich ziehen, so entfällt doch fast die Hälfte der Fehlzeiten (47,8%) auf genau solche Langzeiterkrankungen.

Fast jedes Unternehmen dürfte betroffen sein. "Im Schnitt täglich" berät denn auch Prof. Dr. Michael Worzalla, Mitglied im Vorstand des Arbeitgeberverbands der Deutschen Immobilienwirtschaft, die Mitgliedsunternehmen zu diesem Thema. Die rechtliche Beratung mache dabei nur 30% bis 40% der Gespräche aus. 60% bis 70% sind hingegen Tipps aus der Praxis. Denn Angestellte, die länger als sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt arbeitsunfähig waren, haben Anrecht auf ein Wiedereingliederungsgespräch. Anders als bei Selbstständigen, für die die krankheitsbedingte Auszeit durchaus einen Karriereknick bedeuten kann (vgl. "Krebs ist immer noch ein Tabuthema", IZ 14/2015), können Angestellte an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.

Bei dem Wiedereingliederungsgespräch soll festgestellt werden, "wie die Arbeitsunfähigkeit möglichst überwunden werden und mit welchen Leistungen oder Hilfen erneuter Arbeitsunfähigkeit vorgebeugt und der Arbeitsplatz erhalten werden kann", heißt es im Sozialgesetzbuch. Dabei muss der Mitarbeiter nichts zur Art der Erkrankung sagen, das Unternehmen darf nicht fragen. Ein Vertreter des Betriebsrats soll bei dem Gespräch dabei sein. Der Mitarbeiter könnte sich auch von einem Rechtsbeistand begleiten lassen, sagt Gerhard Citrich von der IG BAU. Er könnte selbst Vorschläge machen, welche Einsatzmöglichkeiten er nach der Rückkehr sieht.

Bei dem Gespräch handele es sich um ein ganz formloses Verfahren, das der Arbeitnehmer jedoch nicht absolvieren muss. 30% bis 40% der Arbeitnehmer lehnten ein solches Gespräch ab, habe Worzalla die Erfahrung gelehrt. Doch das Gespräch sei sehr wichtig für den Arbeitgeber, um abschätzen zu können, ob der Mitarbeiter zurückkehren wird und wenn ja, in welchem zeitlichen Umfang.

Damit die Kontaktaufnahme nach langer Krankheit nicht so schwerfällt, sollte der Kontakt am besten gar nicht erst abbrechen. Ist der Mitarbeiter zwar noch krankgeschrieben, aber nicht ans Bett gefesselt, könnte er während der Mittagspause im Betrieb vorbeischauen oder einfach mal zum Hörer greifen. Auch das Unternehmen kann Kontakt durch die Zusendung der Mitarbeiterzeitung halten oder sich bei der Familie melden. Zu Beginn der Erkrankung sei die Solidarität meist groß, doch dann bestehe die Gefahr, dass der Erkrankte in Vergessenheit gerate, sagt Citrich.

Auch NCC Deutschland legt Wert darauf, dass bei einer langfristigen Erkrankung der Kontakt nicht abreißt. Einer aus dem Team, die Personalabteilung oder die Führungskraft halte die Verbindung aufrecht, sagt Personalleiterin Kathrin Alisch. Es gehe auch darum, "gutgemeinte Bombardierungen" mit Genesungswünschen von dem kranken Mitarbeiter fernzuhalten. Bei der Wiedereingliederung gebe es keinen allgemeingültigen Prozess. "Die Situationen sind so vielfältig wie die Menschen", sagt Alisch. Vielmehr werde nach individuellen Lösungen gesucht. Braucht der Mitarbeiter einen höhenverstellbaren Tisch oder muss er zwei Mal die Woche früher gehen können, um die Physiotherapie zu machen? Das Unternehmen fördert mit einem jährlichen Awareness Day die Unfallprävention.

Die DekaBank setzt ebenfalls auf individuelle Lösungen bei der Wiedereingliederung von Mitarbeitern. "Mit mehr als 300 verschiedenen Arbeitszeitmodellen bietet das rund 4.200 Mitarbeiter große Unternehmen viele Wahlmöglichkeiten. "Da geht es eher darum, dass in Abstimmung mit der Führungskraft ein passendes Modell gewählt wird", sagt Katrin Becker von der DekaBank. Um die Wiedereingliederung besser planen zu können, empfiehlt sie Transparenz im Umgang mit der Krankheit. "Doch das ist eine persönliche Entscheidung des Mitarbeiters. Manche sind dabei sehr offensiv, andere eher zurückhaltend", sagt Becker." "Kommunizieren, kommunizieren" lautet ebenfalls Worzallas Tipp für die Unternehmen und ihre Mitarbeiter. "In diesem Fall ist Reden ausnahmsweise mal Gold".

Am 10. Juni 2015 findet in Berlin die Tagung "Gesunde Mitarbeiter - zukunftsfähige Unternehmen" der Deutschen Gesellschaft für Personalführung statt. Dabei geht es u.a. um die Ansprüche an ein zeitgemäßes betriebliches Eingliederungsmanagement bei psychischen Langzeiterkrankungen. Grundlegende Informationen zum Krankengeld und zur Wiedereingliederung gibt es u.a. unter www.tk.de (Menü: Leistungen - TK-Leistungen - Leistungen A-Z).

Sonja Smalian

DVAG schreibt Nachwuchspreis aus

Der Walter-Christaller-Preis ist mit 1.500 Euro dotiert.

Der Walter-Christaller-Preis ist mit 1.500 Euro dotiert.

Bild: Fotolia.de/Liv Friis-larsen

Karriere 10.04.2015

"Krebs ist noch ein Tabuthema"

Petra Zahrt mit einer Collage von Genesungswünschen, die sie von ihrer Familie und Freunden erhalten hat. Das Bild hängt jetzt in ihrem Büro über ihrem Schreibtisch.

Petra Zahrt mit einer Collage von Genesungswünschen, die sie von ihrer Familie und Freunden erhalten hat. Das Bild hängt jetzt in ihrem Büro über ihrem Schreibtisch.

Bild: Uwe Weiser

Karriere 09.04.2015
Geht der Krebs, bleibt oft der Karriereknick. Von einem offeneren Umgang mit der Krankheit würden alle Seiten profitieren, sagt Petra Zahrt, Geschäftsführerin einer Kommunikationsagentur mit ... 

Geht der Krebs, bleibt oft der Karriereknick. Von einem offeneren Umgang mit der Krankheit würden alle Seiten profitieren, sagt Petra Zahrt, Geschäftsführerin einer Kommunikationsagentur mit Schwerpunkt Immobilienbranche. Sie erzählt, wie sie als Selbstständige ihre erzwungene Auszeit organisierte und nun den Wiedereinstieg in den Beruf vorbereitet. Zahrt ist kein Einzelfall: Jährlich erkranken in Deutschland rund 500.000 Menschen an Krebs, etwa 224.000 sterben daran. Die Erkrankten kämpfen nicht nur um ihre Gesundheit, sondern auch um ihren Platz im Arbeitsleben.

Immobilien Zeitung: Frau Zahrt, im Juni 2012 wurden Sie mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert. Wie sind Sie mit diesem Schock, eine potenziell tödliche Krankheit zu haben, umgegangen?

Petra Zahrt: Die Diagnose hat mich eiskalt erwischt. Sie hatte mir tatsächlich die Sprache verschlagen - ich konnte in den ersten Tagen überhaupt nicht reden. Selbst meiner Familie und engen Freunden habe ich erst Wochen später davon erzählen können. Es hat seine Zeit gedauert, bis ich das Wort Krebs aussprechen konnte.

IZ: Ihr Leben hat sich wahrscheinlich von einem Tag auf den anderen völlig verändert?

Zahrt: Ja, ab dem Moment der Diagnose war ich komplett in der Maschinerie drin. Gut eine Woche nach dem Befund wurde ich zum ersten Mal operiert. Mir stand ein Jahr Therapie bevor - das war völlig jenseits meiner Vorstellungskraft.

IZ: Ein Albtraum für jeden Selbstständigen. Sie führen eine eigene Kommunikationsagentur und betreuen hauptsächlich Unternehmen aus der Immobilienwirtschaft.

Zahrt: Ja, ich habe noch fast anderthalb Jahre bis September 2013 reduziert weitergearbeitet, während der Chemotherapie, während der Bestrahlung und während der Rehaphase. Die Arbeit hat mich in dieser Zeit gut abgelenkt. Nach der Abschluss-OP im November 2013 habe ich dann ganz aufgehört.

IZ: Haben Sie Ihren Kunden den Grund genannt?

Zahrt: Ich habe es einigen wenigen schon früher erzählt, anderen nicht.

IZ: Warum?

Zahrt: Weil ich natürlich auch Angst hatte, Projekte zu verlieren. Weil es mir auch schwer gefallen ist, darüber zu sprechen.

IZ: Welche Reaktionen erhielten Sie auf Ihre Offenheit?

Zahrt: Ich habe die ganze Bandbreite erlebt. Verständnis und Unterstützung, Bedauern, Erschrecken, Zurückhaltung, Stille. Es gab auch witzig gemeinte Bemerkungen zu meiner neuen Frisur, die in Wirklichkeit eine Perücke war. Aber auch das sind Erfahrungen, die zur Orientierung dienen … Es ist wohl auch Unbeholfenheit und Unsicherheit im Spiel.

IZ: Nachdem Ihre Behandlung abgeschlossen war, wollten Sie eine Auszeit von rund einem halben Jahr nehmen, u.a. auch, um mit ihrem Mann ein paar Wochen durch Südeuropa zu fahren.

Zahrt: Ja, ich hatte meine Projekte beendet bzw. an Nachfolger übergeben. Das Gerüst meiner Agentur blieb bestehen, die Inhalte waren vorerst weg. Für das Frühjahr 2014 hatte ich meinen Job-Wiedereinstieg geplant. Aber daraus wurde nichts. Meine Energie war aufgebraucht, das merkte ich erst jetzt. Im Februar/März 2014 hatte ich erste Termine. Ich wollte wieder arbeiten, es ging aber noch nicht.

IZ: Haben Sie da das erste Mal Existenzängste bekommen?

Zahrt: Nein, aber es gab schon Gedanken, wie sich wohl so alles entwickeln wird. Die Welt wartet schließlich nicht auf einen. Ich habe dann aber versucht, den Zustand zu akzeptieren. Es wird wieder. So habe ich mir selbst zugeredet.

IZ: Und wurde es wieder?

Zahrt: Langsam, ja. Ich habe 2014 ein Buch über meine Erkrankung geschrieben, erzählt, was ich erlebt habe, Interviews u.a. mit Ärzten geführt. Es war auch eine Rückbesinnung auf meine beruflichen Wurzeln als Journalistin. Das Schreiben hat meinen Alltag strukturiert und mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. Es war so befriedigend, wieder etwas zu tun und ein Projekt zu Ende zu bringen.

IZ: Und Sie merkten, die Zeit für den Wiedereinstieg war nun gekommen?

Zahrt: Ja, das Buchprojekt hat mir gezeigt, dass ich wieder rein möchte, rein ins Arbeitsleben.

IZ: Was hindert Sie daran?

Zahrt: "Frau, Alter und Gesundheit", wenn ich einen Headhunter zitiere, mit dem ich mich über mögliche Arbeitsperspektiven unterhalten habe. Ja, die Krankheit und der dadurch erzwungene Ausstieg mag ein eindeutiger Karriereknick sein. Aber ich habe mir das nicht ausgesucht, und ich bin fest entschlossen zu zeigen, dass mit mir wieder was geht.

IZ: Enttäuschen Sie solche Einschätzungen? Zumal viele Unternehmen Sabbaticals beispielsweise für eine Weltreise sogar selbst anbieten.

Zahrt: Ja, ich würde mir eine stärkere Kultur der Wertschätzung wünschen, die auch gilt, wenn nicht alles glatt läuft. Auf ein Sabbatical sind alle vorbereitet. Meine Diagnose ist jetzt knapp drei Jahre her. Die Stärke, die ich aus meiner Überlebenserfahrung gezogen habe, sollte mehr in den Blick rücken. Nicht die Tatsache, dass ich zwei Jahre lang nicht auf der Bühne stand.

IZ: Ist Krebs noch ein Tabuthema?

Zahrt: Ich glaube ja. Ich habe die Krankheit anfangs ja selber dazu gemacht. Heute habe ich einen anderen Blick darauf. Für mich gehört zu einer guten Arbeitskultur ein offener Umgang - auch mit Erkrankungen. Es wäre nicht nur für die Rückkehrer, egal ob als externe Dienstleister oder Angestellte, schön und hilfreich, wieder willkommen im Unternehmen zu sein; auch die Unternehmen profitieren schließlich von der wiedergewonnenen Expertise und Qualität, die sich nicht verändert, nur eben eine Zeit auf Eis gelegen hat …

IZ: Wie planen Sie Ihren Wiedereinstieg?

Zahrt: Ich habe das Gefühl, tatsächlich aus dem Stand neu anfangen zu müssen. Ich nehme Kontakt zu früheren Kunden auf. Außerdem habe ich eine Liste mit Unternehmen, für die ich gerne arbeiten, und eine mit Projekten, die ich gerne umsetzen würde.

IZ: Sie halten auch Lesungen und moderieren. Was planen Sie sonst noch für Ihr zweites Arbeitsleben?

Zahrt: Nach einer solchen Erfahrung stellen Sie alles auf den Prüfstand. Ich werde keine Kehrtwendung machen, aber ich will nicht einfach dort weitermachen, wo ich aufgehört habe. Es werden neue Themen hinzukommen, auch wenn die Immobilienwirtschaft ein Schwerpunkt bleiben wird. Kommunikation und Schreiben sind meine Leidenschaft. Ich werde künftig bewusster mit meiner Zeit und meiner Energie umgehen. Ich habe jetzt ein paar neue Geschichten in meinem Rucksack - aber ich bin wieder gesund und freue mich sehr auf den weiteren Weg.

IZ: Frau Zahrt, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Sonja Smalian.

Petra Zahrts Buch "Auf den zweiten Blick: Brustkrebs. Ein Lesebuch" ist als Taschenbuch und Kindle Edition für 14,00 Euro bzw. 5,00 Euro erhältlich (ISBN 978-1506090801).

Sonja Smalian