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Was ist gute Mitarbeiterführung im digitalen Zeitalter?

Wollen wissen, was gute Führung im digitalen Post-Corona-Zeitalter ausmacht: Forscherinnen Peyinghaus (links), Zeitner.

Wollen wissen, was gute Führung im digitalen Post-Corona-Zeitalter ausmacht: Forscherinnen Peyinghaus (links), Zeitner.

Quelle: HTW Berlin, Urheber: Alexander Rentsch

Karriere 24.09.2021
Digitale Transformation, agiles Management, New Work, innovative Arbeitskonzepte - Führungskräfte werden gerade regelrecht von neuen Anforderungen überrollt. Doch was heißt eigentlich ... 

Digitale Transformation, agiles Management, New Work, innovative Arbeitskonzepte - Führungskräfte werden gerade regelrecht von neuen Anforderungen überrollt. Doch was heißt eigentlich gute und vor allem nachhaltig erfolgreiche Führung im digitalen Zeitalter? Das fragt das Competence Center Process Management Real Estate (CC PMRE) Führungskräfte und Mitarbeiter aus der Immobilienwirtschaft im Rahmen einer Marktstudie. 



Dass digitale Zusammenarbeit im virtuellen Raum funktioniert, haben die vergangenen 18 Monate hinreichend unter Beweis gestellt. Manch einer erlebt seine Kollegen seit geraumer Zeit nur noch hinter dem Bildschirm - ohne Einbußen bei der Performance. Doch diese Art der Zusammenarbeit erfordere neue Führungskonzepte, mahnen die Initiatorinnen der Studie, Prof. Dr. Marion Peyinghaus und Prof. Dr.-Ing. Regina Zeitner. 

Die Rede ist von Hybrid-Führung, die Online- und Offline-Beziehungen gleichermaßen einschließt. Eine Neukonzeptionierung sei zwingend nötig, denn Untersuchungen zeigten, dass Führungskräfte in der virtuellen Welt zunehmend den Kontakt zu den Mitarbeitenden verlören, erklären die Herausgeberinnen der Studie.

Kommunikation und Motivation können in der virtuellen Welt leiden

Auch eine erste Analyse des CC PMRE unter Immobilienexperten zeige, dass die Kommunikation sowie die Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit leide. Besonders betroffen seien neue Mitarbeitende, die erst ins Unternehmen integriert werden müssten - was ohne das Erlernen informeller Praktiken oder unausgesprochenener unternehmenskultureller Handlungsweisen schwer fallen könne.

Mitarbeiter kommen auch zu Wort - nicht zuletzt die Jungen

Um nachhaltige Lösungskonzepte für eine gute Führung im digitalen Zeitalter zu entwickeln, befragt das CC PMRE Führungskräfte und Mitarbeitende aus der Immobilienwirtschaft. Zudem kommt die Generation Z zu Wort: Studierende immobilienwirtschaftlicher Studiengänge aus dem deutschsprachigen Raum nehmen ebenfalls an der Umfrage teil. "Für die Entwicklung nachhaltiger Führungsmodelle ist es essentiell, auch die Meinung der jüngeren Generationen zu berücksichtigen. Nur wenn die Führung durch die Belegschaft anerkannt und akzeptiert wird, ist sie tatsächlich wirkungsvoll", erklärt Zeitner.

Die Umfrage ist unter dem Namen "Sustainable Leadership – Führung im digitalen Zeitalter" am 22. September gestartet. Sie läuft bis zum 29. Oktober. Das CC PMRE führt sie zusammen mit der HTW Berlin und cctm real estate & infrastructure aus Basel durch. Zum Online-Fragebogen geht es über folgenden Link: www.ccpmre.de. Als Dankeschön erhalten alle Teilnehmer die Ergebnisse der Marktanalyse in Form des PMRE Monitors 2022. Die Publikation ist für das Frühjahr 2022 geplant. 

Harald Thomeczek

Makler und Verwalter lernen häppchenweise

Um die Weiterbildungspflicht zu erfüllen, nutzen viele Makler und Verwalter Online-Tools.

Um die Weiterbildungspflicht zu erfüllen, nutzen viele Makler und Verwalter Online-Tools.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: fizkes

Karriere 23.09.2021
Weil im Berufsalltag nicht immer genug Zeit für die geforderten Fortbildungen bleibt, setzen viele Makler und Hausverwalter auf E-Learning-Tools. Sie ermöglichen es, die Pflichtstunden in ... 

Weil im Berufsalltag nicht immer genug Zeit für die geforderten Fortbildungen bleibt, setzen viele Makler und Hausverwalter auf E-Learning-Tools. Sie ermöglichen es, die Pflichtstunden in kleinen Portionen abzuarbeiten oder kurz vor Ablauf der Frist Versäumtes nachzuholen.

Inhalte müssen MaBV-konform sein

Seit August 2018 gilt für Makler und Verwalter eine Fortbildungspflicht. Konkret bedeutet das, dass in einem Zeitrum von drei Jahren 20 Stunden Weiterbildung absolviert werden müssen. Wer diese gegenüber den zuständigen Aufsichtsbehörden wie Gewerbe- oder Ordnungsamt nicht nachweisen kann, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die ein Bußgeld von bis zu 5.000 Euro nach sich ziehen kann. Weil die Teilnahme an Präsenzveranstaltungen bei Weiterbildungszentren jedoch im Berufsalltag für viele schwer zu organisieren ist, kann die Pflicht auch in Form von betrieblichen Weiterbildungen oder einem begleitenden Selbststudium mit E-Learning-Tools erfüllt werden. Besonders letztere sind seit den Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie sehr beliebt geworden und schießen wie Pilze aus dem Boden. Doch wer sich einen Kurs anrechnen lassen will, muss darauf achten, dass die Inhalte der Online-Angebote den Vorgaben der Makler- und Bauträgerverordnung (MaBV) entsprechen.

"Wenn im Dezember der Drei-Jahres-Zyklus ausläuft, wird es für manche schon mal knapp", berichtet Frank Rottenbacher, Vorstand der Akademie Going Public. Dass viele noch einzelne Stunden zum Nachweis gebraucht haben, liest er an den Nutzungsdaten das Online-Tools Webthek ab. "Das System ist nach dem Vorbild einer Bibliothek aufgebaut. Für einen festen Jahresbeitrag kann man orts- und zeitunabhängig unsere Angebote nutzen. Letztes Jahr hatten wir in der Woche nach Weihnachten ein Vielfaches an aktiven Nutzern - zum Teil auch in den Nachtstunden. Manchen fehlten nur kurze Zeiten, um die geforderten 20 Stunden voll zu bekommen", berichtet er. Deshalb bestehe die Webthek aus kurzen Lerneinheiten, die zum Teil nur einige Minuten dauern. "Der eigentliche Gedanke ist nicht, dass wir kurz vor der Frist Feuerwehr spielen, sondern dass Nutzer sich häppchenweise fortbilden oder bei Bedarf zielgenaue Lösungen für bestimmte Probleme oder Fragen finden", rät er zur regelmäßigen Nutzung in kleinen Portionen. Das System dokumentiert minutengenau das Selbststudium. Regelmäßige Zwischenfragen stellen sicher, dass der Nutzer das Programm nicht nur abspielt, sondern auch zuhört.

Ein ähnliches mobiles Tool bietet die Akademie des Europäischen Bildungszentrums der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft EBZ mit der App EBZ4U an. Das E-Learning-Tool für Makler und Verwalter wurde zusammen mit Trainern aus der Branche erstellt und soll ein erster Schritt in Richtung vollständiger Digitalisierung des Fortbildungsangebots sein. Auch die EBZ4U-App bietet häppchenweises Lernen an. Die Inhalte können einzeln abgerechnet oder als Pakete für Selbstständige oder Firmen gebucht werden. Von der mobilen Nutzung profitieren dabei nicht nur die Anwender. Ein Reporting-Tool hilft den Betreuern des Angebots im Hintergrund bei der genauen Analyse des User-Verhaltens. So sollen Themen, die besonders oft geklickt werden, inhaltlich erweitert und Einzelkurse mit einer hohen Abbruchrate überarbeitet werden.

Janina Stadel

Tarifverhandlungen im Bauhauptgewerbe erneut gescheitert

Der Tarifstreit im Bauhauptgewerbe nimmt kein Ende.

Der Tarifstreit im Bauhauptgewerbe nimmt kein Ende.

Quelle: Pixabay, Urheber: Michael Gaida

Karriere 23.09.2021
Auch in der fünften Runde sind die Tarifverhandlungen im Bauhauptgewerbe gescheitert. Uneinigkeit herrscht besonders in Bezug auf die Wegezeitentschädigung. ... 

Auch in der fünften Runde sind die Tarifverhandlungen im Bauhauptgewerbe gescheitert. Uneinigkeit herrscht besonders in Bezug auf die Wegezeitentschädigung.

Die Tarifverhandlungen für die rund 890.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe sind am Mittwoch nach mehreren Stunden ohne Ergebnis abgebrochen worden. Es war bereits die fünfte Verhandlungsrunde. Uneinigkeit herrscht zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern besonders in Bezug auf die Wegezeitentschädigung.

Die Bauunternehmer "wollen mit uns partout nicht ernsthaft über das Thema Wegezeit sprechen", erklärte der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), Robert Feiger. "60 Kilometer fahren im Schnitt die Baubeschäftigten zu ihren Einsatzorten und haben darauf keinerlei Einfluss." Sie müssten dafür "ordentlich und fair, abhängig vom Fahrweg, entschädigt werden." Jedoch wollten die Arbeitgeber "nur ein weiteres Lohn- und Gehaltsangebot vorlegen, wenn wir unsere Forderung zur Wegezeitentschädigung zurückziehen", so Feiger. „Welche Forderungen wir aufstellen, bestimmen wir immer noch selbst." IG Bau-Vorstandsmitglied Carsten Burckhardt, der für das Bauhauptgewerbe und die Baustoffindustrie zuständig ist, erklärte, "über die ursprünglichen Forderungen der IG Bau von 5,3% mehr Lohn und Gehalt und Ost-West-Angleich" sei gar nicht mehr gesprochen worden.

Arbeitgeber verweisen auf Bundesrahmentarifvertrag

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) bestehen in einer gemeinsamen Pressemitteilung darauf, "dass die Frage der Wegstreckenentschädigung Gegenstand des Bundesrahmentarifvertrags und nicht der Lohn- und Gehaltstarifverträge ist." Uwe Nostitz, Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite und Vizepräsident des ZDB erklärt: "Wir wären bereit gewesen, durch ein wesentlich verbessertes Angebot eine Einigung in den Lohn- und Gehaltstarifverhandlungen unter Einbeziehung der Ost-/West-Angleichung zu erreichen." Jutta Beeke, Vizepräsidentin der Bauindustrie, ergänzt: "Wir hätten heute gerne ein Ergebnis erreicht, auch im Sinne der Beschäftigten unserer Betriebe. Dadurch, dass die Gewerkschaft immer wieder die Wegstreckenentschädigung zum eigentlichen Schwerpunkt der Verhandlungen machen wollte, war kein Abschluss der Entgeltrunde möglich."

Beide Seiten erwarten, dass der Streit nun mithilfe der Schlichtungsstelle weitergeführt wird. "Die Zeichen stehen auf Arbeitskampf", sagt Gewerkschafter Feiger.

Florian Hartmüller

Selbsttest und Videos sollen Azubis in die Immobilienbranche locken

Mit Wortspielen greift die Kampagne des GdW Vorurteile über die Immobilienbranche auf.

Mit Wortspielen greift die Kampagne des GdW Vorurteile über die Immobilienbranche auf.

Quelle: Screenshot www.immokaufleute.de

Karriere 18.09.2021
Seit mehr als zehn Jahren setzt der GdW bei der Suche nach Auszubildenden auf eine Kampagne, die jungen Bewerbern die Immobilienbranche schmackhaft machen soll. Ihr kreativer Ansatz wurde ... 

Seit mehr als zehn Jahren setzt der GdW bei der Suche nach Auszubildenden auf eine Kampagne, die jungen Bewerbern die Immobilienbranche schmackhaft machen soll. Ihr kreativer Ansatz wurde jetzt mit dem mediaV-Award belohnt. Und auch die Zahl der Bewerber sei in den letzten Jahren gestiegen.

Bist du kommunikativ und magst den Umgang mit Menschen?" Mit dieser Frage beginnt ein Online-Test, der Nutzern eine Orientierung darüber geben soll, ob sie für eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann oder zur -kauffrau infrage kommen. Mögliches Vorwissen wird dabei nicht abgefragt, stattdessen geht es um Charaktereigenschaften, um Wünsche in Bezug auf die Work-Life-Balance und um Affinität zu Zahlen und Technik. Der Selbstcheck ist Teil der Kampagne "Ausbildung zur/m Immobilienkauffrau/-mann - Vielseitiger als du denkst", die der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW 2009 ins Leben gerufen hat.

Wie sich die abgefragten Eigenschaften und Talente im Berufsalltag der Azubis ausprägen, berichten mehrere Auszubildende auf der Website in kurzen Statements. So erzählt Philipp, der im zweiten Lehrjahr ist und "keine Stagnation" mag, dass er sich wegen der Weiterbildungsmöglichkeiten für die Ausbildung entscheiden hat, Lina aus dem dritten Lehrjahr beschreibt, wie sie durch das Leben in einer WG gelernt hat, andere zu tolerieren, und diese Fähigkeit nun auf ihre Arbeit überträgt.

Die Branche aus Bewerbersicht zeigen

Genau mit diesem persönlichen Ansatz hat die Kampagne jetzt den mediaV-Award in der Kategorie "Beste Nachwuchsinitiative" gewonnen. Die Jury begründete ihre Wahl dabei vor allem mit dem unkonventionellen und zielgruppenspezifischen Ansatz der Kommunikation. Denn dieser setzt bewusst nicht die Branche oder die Chefetagen, sondern die möglichen Bewerber in den Fokus.

"Es gab mehrere Relaunches der Kampagne", erklärt Matthias Zabel, Referatsleiter Berufliche Bildung und Personalentwicklung beim GdW. "Eine Konstante war jedoch immer unsere Kommunikation der Werte der Wohnungswirtschaft und der Sinnhaftigkeit des Berufs." Dafür habe der Verband schon früh versucht, die Perspektive von jungen, potenziellen Bewerbern einzunehmen. Interaktive Grafiken sollen schnelle Antworten auf häufige Fragen und einen Überblick über die Berufsbilder der Wohnwirtschaft geben. Dabei werden vor allem Verzweigungen zwischen einzelnen Aufgaben herausgestellt und Möglichkeiten aufgezählt, sich nach dem Abschluss der Ausbildung bis zu einem Masterstudium weiterzubilden.

Die Kampagne macht auch vor Klischees nicht Halt. In der Laudatio der Jury hieß es bei der Preisverleihung dazu: "Die Kampagne räumt mit Vorurteilen gegenüber Immobilienkaufleuten auf, indem sie mit ihnen spielt." Das geschieht zum Beispiel in Youtube-Videos. Dort wird das Wort "verstaubt" in einem Beitrag über eine Baustelle in den Vordergrund gerückt. Gleichzeitig warnt die crossmediale Kampagne immer mit einem Warnschild vor "Immobilien-Haien". "Und der Claim ,Gewohnt wird immer‘ macht zudem deutlich, dass es ein Beruf mit Zukunft ist", betonten die Preisrichter.

Ständig überarbeitet habe der GdW die Art der Verbreitung der Kampagne. "Haben wir anfangs noch mit Printmedien gearbeitet, so machen wir die junge Zielgruppe derzeit fast ausschließlich über Werbemittel aufmerksam, die auf mobilen Endgeräten laufen", so zum Beispiel über Social Media und die Webseite immokaufleute.de.

Mit der Reichweite sei er zufrieden, sagt Zabel. Seit dem Start haben mehr als 2 Mio. Nutzer die Webseite besucht. Sie bietet auch eine integrierte Stellenbörse. Aktuell sind dort knapp 700 Wohnungsunternehmen in der Jobbörse registriert. Um die 100 offene Stellen kann man über eine einfache Postleitzahlsuche finden. "Über die Zahl der unbesetzten Stellen gibt es keine statistische Erhebung", gibt Zabel zu. "Wir können jedoch sagen, dass die Zahl der Auszubildenden seit Kampagnenstart stetig gestiegen ist. So haben im GdW beziehungsweise seinen regionalen Mitgliedsverbänden organisierte Mitgliederunternehmen im Jahr 2020 ca. 2.400 Immobilienkaufleute ausgebildet." Zum Kampagnenstart seien es jährlich noch rund 400 weniger gewesen.

Janina Stadel

Auf dem Bau wollen Frauen Vorbilder

Barbara Hagedorn ist auf der Suche nach mehr Kolleginnen.

Barbara Hagedorn ist auf der Suche nach mehr Kolleginnen.

Quelle: Hagedorn

Karriere 11.09.2021
Das Baugewerbe ist eine Männerdomäne. Doch wenn es nach Barbara Hagedorn geht, soll sich das bald ändern. Sie will herausfinden, was Frauen von einer Karriere auf dem Bau abhält, und ... 

Das Baugewerbe ist eine Männerdomäne. Doch wenn es nach Barbara Hagedorn geht, soll sich das bald ändern. Sie will herausfinden, was Frauen von einer Karriere auf dem Bau abhält, und die Arbeitsbedingungen anpassen. Dadurch erhofft sie sich einen Vorteil beim Kampf um die besten Fachkräfte.

Auf den Baustellen von Kafril in Sachsen, der Bauer Group aus Oberbayern und des Malerbetriebs Prasse aus der Nähe von Gütersloh sollen künftig mehr Frauen mit anpacken. Die Unternehmen sind drei von mehr als 20 Betrieben aus ganz Deutschland, die sich Barbara Hagedorns Netzwerk "Wir.Können.Bau" angeschlossen haben. Das Ziel der Initiatorin: mehr Frauen eine Karriere im Baugewerbe schmackhaft machen und so dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Denn Hagedorns Schätzungen zufolge geht in den kommenden zehn Jahren jeder vierte Facharbeiter aus dem Tiefbau in Rente. Gleichzeitig zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts, dass der Anteil von Frauen im Baugewerbe bei nur 13% liegt.

Deshalb wollte Hagedorn als Geschäftsführerin eines mittelständischen Bauunternehmens in Gütersloh herausfinden, was Frauen von der Branche fernhält. Dafür hat sie eine Umfrage mit mehr als 800 Teilnehmern gestartet. "Es sind eigentlich kaum mehr die klassischen Klischees wie Machosprüche auf der Baustelle oder Probleme mit der Kinderbetreuung, die Frauen davon abhalten, Karriere im Baugewerbe zu machen", stellte die 52-Jährige fest. "Was mich sehr überrascht hat: Es fehlt den Frauen stattdessen an Vorbildern in den Berufen. Hier setzen wir an und liefern Vorbilder."

Fachkraftsuche mit Plakaten und Netzwerken

Auf Plakaten, bei Fernsehauftritten und Vorträgen stellte sie ihre Mitarbeiterinnen, deren Berufe und Motivation der Öffentlichkeit vor. "Man muss eben manchmal in Vorleistung treten", kommentiert Hagedorn den Aufwand hinter der Kampagne. "Unser Ziel war es, drei gewerbliche weibliche Auszubildende zum 1. August 2021 einzustellen. Jetzt sind es sogar vier geworden, das ist mega und zeigt uns, dass sich der Einsatz lohnt", erzählt sie stolz. Die Azubis arbeiten jetzt im Tiefbau und als angehende Baugeräteführerinnen.

Auf die Kampagne folgte schließlich die Gründung des Netzwerks "Wir.Können.Bau". Über den zugehörigen Instagram-Kanal geben Unternehmen seit Sommer regelmäßig Einblicke in den Arbeitsalltag ihrer Mitarbeiterinnen. Außerdem finden seit Anfang des Jahres regelmäßige Treffen statt.

Hagedorn will in Zukunft noch mehr Frauen auf ihren Baustellen einsetzen. Die Geschäftsführerin habe festgestellt, dass Diversität im Unternehmen dazu führt, dass Aufgaben aus unterschiedlichen Perspektiven gesehen und angepackt werden. Oft habe sie gehört, Frauen seien "komplizierter" als Männer. "Tatsächlich gehen Frauen manche Aufgaben anders an. In unserer Umfrage haben wir gesehen, dass sie Probleme oft nicht zuerst in ihrem Team besprechen, sondern sich Rat von Familie und Bekannten holen", nennt sie ein Beispiel.

Doch es habe eine Zeit lang gedauert, bis ihre Mission bei jedem Kollegen im Betrieb angekommen ist. "Es ist wichtig, dass jede und jeder im Unternehmen weiß, was zu tun ist. So gab es bei unserer Kampagne "Frau am Bau" den klaren Auftrag in die HR, dass alle eingehenden Bewerbungen von Frauen gesichtet werden, auch wenn derzeit keine passende Stelle zu besetzen ist", berichtet Hagedorn. "Es geht nicht darum, eine gendergerechte Sprache auf dem Bau einzuführen. Es geht vielmehr darum, den Grundgedanken der Diversität so im Unternehmen zu verankern, dass jede Kollegin und jeder Kollege weiß, dass er oder sie sich im Unternehmen behaupten und selbstbewusst auftreten kann."

Um das auch nach außen zu kommunizieren, hat Hagedorn die Charta der Vielfalt unterzeichnet. Die Arbeitgeberinitiative setzt sich für mehr Diversität in der Arbeitswelt ein. Seit dem Start 2006 sind bereits mehr als 4.000 Organisationen, Verbände und öffentliche Stellen diese Selbstverpflichtung eingegangen. Doch Hagedorn weiß: "Mit einer einfachen Unterschrift ist es nicht getan. Wir müssen ein Umdenken anstoßen, das in den Köpfen von jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter ankommen und gelebt werden muss."

Dass sie mit dieser Einstellung Vorteile bei der Suche nach Nachwuchskräften hat, konnte sie schon feststellen. "Es geht bei der Wahl des Arbeitgebers oft nicht mehr nur um das Gehalt oder das Auto. Wichtig sind den Bewerbern Weiterbildung, Unternehmenskultur, Nachhaltigkeit und die Sinnhaftigkeit des Berufs geworden. Wer es versteht, das umzusetzen, hat einen klaren Vorteil beim Kampf um die besten Köpfe."

Janina Stadel

Von Stipendien profitieren beide Seiten

Eine gelungene Präsentation kann eine Eintrittskarte für ein Stipendium sein.

Eine gelungene Präsentation kann eine Eintrittskarte für ein Stipendium sein.

Quelle: adobe.stock.com, Urheber: BGStock72

Karriere 04.09.2021
Wer eine Aus- oder Weiterbildung bezahlt bekommt, kann sich freuen. Doch auch die Sponsoren profitieren von der Nachwuchsförderung. Stipendien sind deshalb ein beliebtes Mittel geworden, ... 

Wer eine Aus- oder Weiterbildung bezahlt bekommt, kann sich freuen. Doch auch die Sponsoren profitieren von der Nachwuchsförderung. Stipendien sind deshalb ein beliebtes Mittel geworden, um sich als Unternehmen oder Hochschule am Markt zu präsentieren und Kontakte zu jungen Talenten zu knüpfen.

Ein Studium ist teuer. Doch wer nicht nur Fleiß, sondern auch Talent mitbringt, kann auf ein Stipendium hoffen, etwa in Form von kostenlosen Aus- oder Weiterbildungen oder als Zuschuss für diese. So zum Beispiel bei Ziegert Everestate. Das Unternehmen nimmt derzeit Aufsätze zum Thema "Maßnahmen zur Modernisierung, Attraktivitätssteigerungen und zum nachhaltigen Wachstum von Kleinstädten" von Young Professionals entgegen. Die Fragestellung wurde abteilungsübergreifend von Mitarbeitern aus dem Marketing, der Personalabteilung und der Projektentwicklung erstellt und soll viele junge Bewerber wie Absolventen und Auszubildende ansprechen. Dem Beitrag, den die Jury zum besten kürt, winkt eine Veröffentlichung auf dem Unternehmensblog und der Autor kann sich über 2.000 Euro freuen.

Projekteinreichung statt klassischer Bewerbung

Mit der Ausschreibung verfolgt der Sponsor ein ganz bestimmtes Ziel: "Das neue Ziegert-Stipendium dient als unterstützende Maßnahme, um in der relevanten Zielgruppe der Young Professionals Aufmerksamkeit zu erzielen", fasst Svetlana Stockmann, Head of HR der Ziegert Group, zusammen. Das Unternehmen wolle durch die Aktion früh mit potenziellen Bewerbern in Kontakt treten und sie statt in Form einer klassischen Bewerbung "aus einer anderen Perspektive" kennenlernen. Kurz nach dem Start der Ausschreibung sei das Unternehmen zufrieden mit der Zahl der bisherigen Einreichungen. Da Aufsätze und Präsentationen als Bewerbung aber noch bis zum 4. Oktober angenommen werden, rechne man im Moment damit, dass viele Beiträge erst kurz vor der Deadline kommen.

Doch nicht nur Recruiter können von der Vergabe eines Stipendiums profitieren. Beim EBZ in Bochum soll ein gemeinsames Stipendium mit dem Verband "Frauen in der Immobilienwirtschaft" die Studentenschaft stärker durchmischen. Wer sich bis zum 15. September bewirbt, hat an der Hochschule die Chance auf einen von zwei Studienplätzen im neuen berufsbegleitenden Bachelor-Studiengang Nachhaltiges Energie- und Immobilienmanagement. Sieben Semester lang übernimmt die Hochschule 75% der Studiengebühren. Eine Chance auf die kostenlose Ausbildung im Wirtschaftsingenieurwesen haben aber nur Frauen. Zudem bekommen sie Unterstützung durch das Netzwerk des beteiligten Verbands. "Die Stipendien sind eine große Chance und Unterstützung für junge Frauen, die den Schritt in eine Karriere als Wirtschaftsingenieurinnen in der Immobilienwirtschaft wagen möchten", sagt Katrin Williams, Vorstandsvorsitzende des Vereins.

Für die Hochschule seien solche Kooperationen wichtig, um ein Stipendium aufzuwerten, erklärt EBZ-Rektor Daniel Kaltofen. "Kooperationen bedeuten, dass man zusammen zu einer Sache steht", betont er und erklärt mit Bezug auf die Ausschreibung: "Das Stipendium ist ein weiteres Element der am EBZ gelebten Förderung von Frauen in der Immobilienbranche."

Denn die Studiengänge sind noch immer Männerdomänen, wie Zahlen des statistischen Bundesamts zeigen. Demnach waren unter den rund 81.000 Studenten, die im Wintersemester 2020/2021 an deutschen Hochschulen für Studiengänge aus dem Bereich Wirtschaftsingenieurwesen eingeschrieben waren, nur etwas mehr als ein Drittel Frauen - und das sowohl bei Studiengängen mit wirtschaftswissenschaftlichem als auch mit ingenieurwissenschaftlichem Schwerpunkt.

Die Ausschreibung hat einen weiteren Vorteil für die Hochschule: "Das Stipendium verbindet sich mit unserer Kommunikationsstrategie für den neuen Studiengang", erklärt Kaltofen. Es soll also deutschlandweit Aufmerksamkeit für den Studiengang wecken und so langfristig mehr Studierende an die Hochschule locken.

Fragen zum EBZ-Stipendium können an studienberatung@ebz-bs.de gerichtet werden. Weitere Informationen zum Ziegert-Stipendium gibt es unter www.everestate.de/stipendium.

Janina Stadel

Fabian Fröhlich erklärt im Netz die Immo-Welt

Influencer Fabian Fröhlich ist vor allem auf Youtube unterwegs.

Influencer Fabian Fröhlich ist vor allem auf Youtube unterwegs.

Quelle Porträt: GMFF GmbH, Urheber: Jan Weiss; Quelle Rahmen: stock- .adobe.com, Urheber: yan4ik; Montage: IZ

Karriere 29.08.2021
Über seine Social Media-Känale erreicht Fabian Fröhlich regelmäßig mehrere Tausend Follower. Er berichtet auf der Plattform Youtube von seinem eigenen Immobilienunternehmen und knüpft ... 

Über seine Social Media-Känale erreicht Fabian Fröhlich regelmäßig mehrere Tausend Follower. Er berichtet auf der Plattform Youtube von seinem eigenen Immobilienunternehmen und knüpft bei Instagram als Influencer Kontakte in die Branche.

Rundgänge auf Baustellen statt einer Roomtour, Finanzierungsbeispiele statt Shopping-Hauls (Videos auf denen Einkaufserfolge präsentiert werden) und Backstage-Führungen beim Darmstädter Immopreneur Kongress. Mit Filmen in klassischen Youtube-Formaten und seinen immobilienwirtschaftlichen Inhalten, erreicht Fabian Fröhlich regelmäßig bis zu 12.000 Nutzer der Plattform - fast 6000 haben Fröhlichs Kanal abonniert. Damit zählt der 29-Jährige zu den erfolgreichsten Immobilien-Youtubern in Deutschland.

Social Media als Schlüssel zum Branchennetzwerk

Sein Ziel war beim Start des Channels ein ganz anderes. "Youtube und auch Instagram sollten ein Schlüssel zu einem Netzwerk sein", erklärt Fröhlich. 2017 habe er begonnen, die Plattformen für sich zu nutzen, als er mit drei Geschäftspartnern ins Immobilienbusiness einsteigen wollte. Der Plan: Sie kaufen Häuser, sanieren sie und vermieten oder verkaufen die Wohnungen weiter. "Immobilien haben lange Bestand. Wenn man früh gut arbeitet, kann man irgendwann von den Mieteinnahmen leben", so Fröhlichs Vision.

Einen klassischen immobilienwirtschaftlichen Studiengang hat keiner aus der Vierergruppe absolviert. Trotzdem haben sie schon in insgesamt rund 50 Häuser in ihrer Heimatregion bei Heilbronn investiert. "Unsere Devise lautete von Anfang an: Learning by Doing. Den ein oder anderen Ankauf hätte ein studierter Immobilienökonom sicher nicht gemacht, oder länger gezögert. Aber im Immobiliengeschäft geht es um Schnelligkeit - und manchmal kommt es eben mehr auf handwerkliches Geschick an", sagt Fröhlich, der oft selbst mit anpackt, wenn ein Haus saniert wird.

Immobilien in Videos und Lifestyle auf Bildern

Wie viel Arbeit in den Sanierungen steckt, erklärt der Influencer in seinen Videos. "Vor allem bei Umbauten bekomme ich oft Anfragen aus der Community, wann es das Video vom fertigen Haus gibt." Auf seinem Instagram-Account kommen sogar Angebote für Objekte als Direktnachrichten rein und Neuinvestoren fragen ihn regelmäßig um Rat. "Bei Instagram hat Netzwerken - vor allem am Anfang - noch besser funktioniert als bei Youtube, obwohl der Kanal schon immer thematisch breiter aufgestellt war", fasst Fröhlich zusammen. Er erklärt sich das Phänomen so: "Instagram nutzen viele in ihrer Freizeit und im Privaten, auch die Leute, die in der Immobilienbranche arbeiten." Deshalb interessieren sich seine Follower auf der Foto-Plattform auch für Lifestyle-Themen wie Reisen, Sport oder Ernährung.

Auf Youtube hingegen konzentriert sich Fröhlich ganz auf den Immobiliencontent. "Viele Videos haben zeitlose Themen, oder werden von den Followern als Beispiele angesehen. Sie werden oft noch nach Jahren geklickt." Deshalb nehme er sich inzwischen mehr Zeit für die Konzeption der Beiträge. "Ich überlege genau, was ich zeigen will, welches Thema für meine Follower einen Mehrwert hat und welchen Gesprächspartner aus meinem Netzwerk ich in einem Beitrag interviewen könnte. Das nimmt manchmal einiges an Vorbereitungszeit in Anspruch." Zwischen den Veröffentlichungen liege deshalb nun mehr Zeit als am Anfang.

In der Zwischenzeit hat der Netzwerker mit seinen Partnern ein neues Projekt aus dem Boden gestampft: 7 Plus Club, eine Online-Plattform, die Käufer und Verkäufer von hochvolumigen Immobilienobjekten zusammenbringen soll.

Den Tipp, etwas Digitales zu machen, habe er aus seinem Netzwerk bekommen, das inzwischen breit aufgestellt sei. Mit Youtube und Instagram will er aber noch lange nicht Schluss machen. Durch die extreme Reichweite wird er inzwischen für manche Posts sogar bezahlt. Auf seinem 117.000 Follower starken Instagramkanal, gibt es daher manchmal auch Werbung für Trockenrasierer, Fitnesstracker oder Parfüm. "Das war so nicht geplant, nehme ich aber gerne mit", gibt Fröhlich zu.

Janina Stadel

Hausverwalter auf dem Prüfstand

Hausverwalter müssen bald eine Zertifizierung nachweisen können.

Hausverwalter müssen bald eine Zertifizierung nachweisen können.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: pressmaster

Karriere 22.08.2021
Noch vor der Einführung der Zertifizierungspflicht für Hausverwalter ist im Sommer ein Lehrgang gestartet, der auf die Prüfung vorbereiten soll. Zudem will der VDIV herausfinden, bei ... 

Noch vor der Einführung der Zertifizierungspflicht für Hausverwalter ist im Sommer ein Lehrgang gestartet, der auf die Prüfung vorbereiten soll. Zudem will der VDIV herausfinden, bei welchen Themen noch Weiterbildungsbedarf in der Branche besteht.

Sobald im Dezember 2022 die Übergangsfrist abläuft, die in der Reform des Wohnungseigentumsgesetzes (WEG) festgelegt ist, können Wohnungseigentümer einen zertifizierten Hausverwalter verlangen (siehe "Das WEG wird zum 1. Dezember angepasst", IZ 42/2020). Für Verwalter, die keine IHK-Prüfung abgelegt haben, bedeutet das, dass sie von einem einzelnen Eigentümer abgelehnt werden können, statt durch einen Mehrheitsbeschuss der Eigentümerversammlung. Nach Schätzungen des Bundesministeriums für Justiz und Verbraucherschutz betrifft diese Neuregelung rund 28.500 Angestellte bundesweit. Für sie erarbeitet das Ministerium derzeit eine entsprechende Rechtsverordnung, die den Ablauf und die Inhalte der Prüfung festlegt. Bisher gibt es nur einen Verordnungsentwurf.

Auf diesem basiert der Lehrgang "Fachmann/Fachfrau für Wohnimmobilienverwaltung", den die IHK Frankfurt seit Sommer zusammen mit der Akademie für Finanzberatung Going Public und dem Verband der Immobilienverwalter Deutschland (VDIV) anbietet. "In der Kürze der Zeit hatten wir mit rund 45 Teilnehmern eine sehr hohe Anmeldequote", berichtet Timo Gasparini vom Bildungszentrum der IHK Frankfurt kurz nach Beginn des ersten Durchlaufs. "Rund ein Viertel der Teilnehmer stammt nicht aus dem direkten Einzugsgebiet der IHK Frankfurt", ergänzt Gasparini. Überraschend sei das für ihn nicht, es bestätige aber seine Vermutung, dass der Lehrgang bundesweit auf Interesse stößt. Doch: "Ob und ab wann der Kurs auch an anderen Standorten angeboten werden kann, steht derzeit noch nicht fest." Im Moment können ihn Interessierte bei der Frankfurter IHK und beim Partner Going Public in Berlin belegen, der Großteil des Lehrgangs findet online statt.

"Schon jetzt besteht eine Weiterbildungspflicht für Verwalter von 20 Stunden in drei Jahren", erinnert Gasparini, daran ändert sich auch nichts. Welche Themen dabei am meisten gefragt sind, kann er schwer abschätzen. "Oft werden ganze Blöcke gebucht, die mehrere Themen beinhalten", sagt der IHK-Vertreter. Beim VDIV hingegen zeichnet sich gerade der Trend ab, dass z.B. Informationen zur Installation von E-Ladestationen besonders nachgefragt sind, erklärt Geschäftsführer Martin Kaßler. Außerdem würden Onlineseminare zu Themen wie klimafreundliches Sanieren und zum CO2-Preis bei den Hausverwaltern immer beliebter. "Die Qualität der Weiterbildungsangebote ist dabei abhängig davon, inwieweit es gelingt, dem tatsächlichen Bedarf der Branche gerecht zu werden", betont Kaßler.

Um herauszufinden, welche Inhalte Hausverwaltern wichtig sind, hat der VDIV eine Online-Umfrage gestartet. Die Teilnehmer sollen unter anderem ihren Kenntnisstand zu Themen wie Sanierungen, kaufmännisches Wissen und Digitalisierung einschätzen und angeben, in welcher Form und wie oft sie bisher an Weiterbildungen teilgenommen haben. "Auf Basis der Umfrageergebnisse werden im Bedarfsfall die Lehrgangs- und entsprechend Prüfungsinhalte angepasst", erläutert Kaßler.

Die Online-Umfrage des VDIV läuft noch bis zum 10. September unter www.vdiv.de/weiterbildungsbedarf.

Janina Stadel

Von Bloggerin zu Beraterin

Ihre Follower kennen Maike Kipker als Mrs Property.

Ihre Follower kennen Maike Kipker als Mrs Property.

Urheberin: Jessica Uhlig

Karriere 12.08.2021
Als Mrs Property berät Maike Kipker Privatinvestoren beim Wohnungskauf. Den Weg zum eigenen Business hat sie als Quereinsteigerin gefunden. Angefangen hat alles mit der ersten ... 

Als Mrs Property berät Maike Kipker Privatinvestoren beim Wohnungskauf. Den Weg zum eigenen Business hat sie als Quereinsteigerin gefunden. Angefangen hat alles mit der ersten Eigentumswohnung und einem Instagram-Account.

Als "Selfmade-Vermieterin", wie sie sich selbst nennt, hat sich Maike Kipker über Social Media bekannt gemacht. Unter dem Namen Mrs Property bloggt die 34-Jährige regelmäßig über ihre acht Eigentumswohnungen und gibt ihren Followern in kurzen Beiträgen Tipps, wie aus einer Immobilieninvestition eine Altersvorsorge werden kann. Mit ihren Posts erreicht sie allein auf der Plattform Instagram fast 6000 Interessenten, die gerne selbst in Wohnräume investieren würden statt in klassische Altersvorsorgeprodukte.

Kipker fand ihren Weg in die Immobilienbranche als Quereinsteigerin. Vor rund sechs Jahren setzte sie sich das Ziel, mit 40 nicht mehr in einem Angestelltenverhältnis zu arbeiten. Anfang des Jahres hat die studierte Molekularbiologin ihren Job an den Nagel gehängt und ihr eigenes Business als Beraterin gegründet. "Mein ganzes Wissen über Immobilien habe ich mir erst in den letzten Jahren angeeignet. Dabei gab es viele unterschiedliche Themen, in die ich mich hineinfuchsen musste", sagt sie. Ihre erste Wohnung habe sie 2019 gekauft. Inzwischen sind es acht.

"Ich habe über meine Wohnungen gebloggt. Dabei habe ich aus konkreten Zahlen nie ein Geheimnis gemacht und immer auch erklärt, wie viel Geld ich hineingesteckt habe, wie viel Miete reinkam und wie viel an die Bank floss", erzählt sie. Genauso offen sei sie mit Rückschlägen und Fehlentscheidungen umgegangen. Das Interesse ihrer Follower sei von Anfang an groß gewesen. "Mich haben viele Fragen und Kommentare erreicht. Den Account nur am Wochenende zu betreuen war schnell nicht mehr möglich."

Für ihre Posts benutzt sie viele Farben, erzählt in Videos aus ihrem eigenen Leben, oder präsentiert stolz Vorher-nachher-Fotos von Renovierungsarbeiten. "So erreiche ich meine Zielgruppe am besten", sagt sie. Denn ihre Beratungen wenden sich nicht an Großinvestoren, sondern an ein junges Publikum, das früh anfangen will, fürs Alter vorzusorgen. Ihr jüngster Kunde sei gerade mal 20 Jahre alt gewesen, als er mit einem Eigenkapital von 20.000 Euro die erste Wohnung kaufte - nach nur drei Monaten Suche. Den Zeitplan hat Kipker vorgegeben.

Standortanalyse als Basis für die Kaufentscheidung

"Es ist straff, aber wenn die Maschinerie erst einmal am Laufen ist, geht es schnell." In wöchentlichen Meetings gibt sie als Beraterin zunächst grundlegende Tipps. Ein wichtiger Punkt sei dabei die Standortanalyse, denn ihre Kunden kommen aus verschiedenen Regionen Deutschlands. "Die Immobilienpreise gehen in manchen Regionen weit auseinander. Ich empfehle, die eigene Stadt auch einmal zu verlassen." Bis zu einer Stunde Fahrzeit sollten die Investoren bei Besichtigungsterminen in Kauf nehmen.

Dabei falle es ihren Kunden am Anfang meist schwer, in die Vermieterperspektive zu wechseln und eine Wohnung auszusuchen, die nicht den eigenen Bedürfnissen entspricht. "Ein Ein-Zimmer-Appartement, das für die eigene Familie viel zu klein wäre, kann eine gute Investition sein", nennt sie ein Beispiel und denkt dabei vor allem an Großstadtlagen. "Bei Gebieten, in denen Abwanderung droht, rate ich ab. Denn wir wollen ja langfristig vermieten und unser Geld in der Zukunft verdienen."

Ebenfalls für viele am Anfang ungewohnt sei es, nicht nur auf die Wohnräume selbst zu achten, sondern auf die Gesamtimmobilie. "Wir prüfen nicht nur einzelne Wohnungen, sondern auch das gesamte Objekt. Besteht Sanierungsstau und sind nicht ausreichend Rücklagen vorhanden, rate ich ab - es sei denn, der Kaufpreis ist sehr günstig."

Dabei betont Kipker ihre Unabhängigkeit als Beraterin. "Weil ich weder ein Haus noch einen Kredit verkaufen will, kann ich komplett unabhängig beraten", sagt sie und erklärt, dass ihr Honorar nicht an ein Ergebnis gebunden ist, sondern an die Zeit, die sie in die Beratungen investiert. Einer ihrer grundlegenden Tipps sei daher, nicht nur bei der eigenen Hausbank nach einem Kreditangebot zu fragen. Die Kaufentscheidung selbst wolle sie am Ende aber nicht abnehmen. Ein weiterer Kniff von Kipker greift schon beim Start der Suche nach einem Investitionsobjekt: "Konkrete Suchanzeigen bei Ebay-Kleinanzeigen waren schon oft erfolgreich."

Kipker selbst will als nächstes in ein Mehrfamilienhaus investieren. "Man geht ein persönliches Risiko ein, hat Verantwortung und auch einen Haufen Arbeit", fasst sie zusammen. "Doch am Ende lohnt es sich", sagt sie. Trotz ihrer acht Wohnungen im Ruhrgebiet wohne sie mit ihrem Mann selbst noch immer zur Miete in Köln. Einen verlässlichen Vermieter zu haben, weiß sie inzwischen viel mehr zu schätzen als noch vor wenigen Jahren.

Janina Stadel