Karriere-News

Arbeitgeber aus der WoWi kämpfen um Aufmerksamkeit

Karriere 08.12.2020
Arbeitgeber aus der Wohnungswirtschaft (WoWi) kämpfen um Aufmerksamkeit. Anfang des Monats hat der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen die "erste bundesweite ... 

Arbeitgeber aus der Wohnungswirtschaft (WoWi) kämpfen um Aufmerksamkeit. Anfang des Monats hat der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen die "erste bundesweite Arbeitgeberkampagne der Wohnungswirtschaft" gestartet. Diese Kampagne ergänzt die Ausbildungskampagne, die schon zehn Jahre alt ist.

Harald Thomeczek

Editorial

Brigitte Mallmann-Bansa.

Brigitte Mallmann-Bansa.

Quelle: Immobilien Zeitung

Karriere 03.12.2020
Ich dachte lange, dass mich das Thema nichts angeht. Klar, ich bin eine Frau. Aber benachteiligt habe ich mich deshalb in meinen ersten Berufsjahren nicht gefühlt. Und natürlich war ich gegen ... 

Uns Frauen will ich dabei übrigens überhaupt nicht aus der Verantwortung entlassen. Oft genug machen wir uns selbst oder gegenseitig das Leben schwer. Oder wir ergreifen die Chancen nicht, die sich bieten. Ich muss in Diskussionen über das Männer-und-Frauen-Für-und-Wider häufig an einen Appell eines meiner früheren Damen-Handballtrainer denken, wenn wir uns über die ungerechte Behandlung gegenüber dem Männerteam beklagten: Jammern hilft nicht! Wie schön wäre es also, wenn alle zusammen zu der Überzeugung kommen, dass die Mischung den Gewinn bringt.

Ihre

Brigitte Mallmann-Bansa

Chefredakteurin

Brigitte Mallmann-Bansa

Das Frauenquötchen

Diesen sieben Vorstandsfrauen bei börsennotierten Unternehmen der Immobilienwirtschaft im Dax, MDax und SDax stehen nach Recherchen der Immobilien Zeitung 73 männliche Kollegen gegenüber.

Diesen sieben Vorstandsfrauen bei börsennotierten Unternehmen der Immobilienwirtschaft im Dax, MDax und SDax stehen nach Recherchen der Immobilien Zeitung 73 männliche Kollegen gegenüber.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: kovalto1

Karriere 03.12.2020
Die Frauenquote für Vorstände kommt. Allerdings gilt die Mindestbeteiligung über alle Branchen hinweg nur für rund 70 Unternehmen. In der Immobilienbranche sind Hochtief und die ... 

Die Frauenquote für Vorstände kommt. Allerdings gilt die Mindestbeteiligung über alle Branchen hinweg nur für rund 70 Unternehmen. In der Immobilienbranche sind Hochtief und die W&V-Gruppe mit Wüstenrot betroffen. Die Chefetage von Deutsche Wohnen, immerhin im DAX notiert, hingegen darf frauenfrei bleiben.

Es war eine schwere Geburt, und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) spielte den Geburtshelfer, als er sich vor wenigen Wochen überraschend für die Frauenquote in Vorständen aussprach. Der Widerstand in der Union, allen voran von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), war gebrochen. Es war auch an der Zeit. Seit fünf Jahren verpflichtet der Gesetzgeber im Führungspositionengesetz (FüPoG) rund 3.500 Unternehmen, die börsennotiert oder mitbestimmt sind, dazu, sich selbst Ziele für Frauenanteile in ihren Führungsgremien zu setzen. Etwas mehr als 100 voll bestimmte Börsenunternehmen unterliegen seit 2015 einer fixen Geschlechterquote von 30% für die Aufsichtsräte. Trotzdem hat sich seither in den Vorständen herzlich wenig in Richtung Geschlechterparität getan. Dass der Quote für die Aufsichtsräte jetzt die Quote für die Vorstände folgt, ist darum keine Überraschung.

"Noch liegt kein Gesetzesvorschlag vor, deshalb wissen wir nicht genau, was auf welche Unternehmen zukommt", sagt Katharina Stüber, Rechtsanwältin bei der Kanzlei Allen & Overy in Frankfurt. Die Koalitionspartner, die sich nun im Grundsatz einig sind, stehen unter Zeitdruck: "Ist das Gesetzgebungsverfahren nicht bis spätestens Juni durch, käme die Quote in der laufenden Legislaturperiode nicht mehr - und wäre gescheitert."

Anfang 2022 soll die Quote in Kraft treten

An die Rolle rückwärts glaubt nach Söders Positionierung niemand ernsthaft. Schließlich gibt auch die Kanzlerin den beiden SPD-Bundesministerinnen Franziska Giffey (Familie, Senioren, Frauen und Jugend) und Christine Lambrecht (Justiz) Rückendeckung. Der Fahrplan sieht so aus: Im Januar 2021 soll sich das Bundeskabinett mit der FüPoG-Novelle befassen. Im April 2021 soll das Gesetz verabschiedet werden, im Januar 2022 in Kraft treten. Fraglich ist allerdings noch die genaue Ausgestaltung, und der Teufel steckt bekanntlich im Detail.

Ob das, worauf sich die Große Koalition im Prinzip verständigt hat, direkt zu einer "angemessenen" Berücksichtigung von Frauen auf Top-Positionen führt, ist fraglich. Die Auswahlkriterien, auf die sich die Entscheider in der Politik geeinigt haben, sind nämlich ziemlich eng: Nur börsennotierte, paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als drei Vorstandsmitgliedern fallen unter die Vorstandsquote. Das erscheint willkürlich: "Ein innerer Zusammenhang zwischen den Kriterien der Börsennotierung und der paritätischen Mitbestimmung mit der Frauenquote besteht nicht", sagt Stüber. "Es ging darum, möglichst viele große Unternehmen zu erfassen, ohne die Welt neu sortieren zu müssen. Sonst hätte man ein Problem mit dem Timing bekommen." Große GmbHs zum Beispiel, selbst wenn sie tausende Mitarbeiter beschäftigen, fallen raus.

Betroffen sind 73 Börsenunternehmen

Nach einer Analyse der Initiative Frauen in die Aufsichtsräte (Fidar) erfüllen 73 Unternehmen in Deutschland alle drei Kriterien. Die 2015 eingeführte Frauenquote für die Aufsichtsräte börsennotierter und voll mitbestimmter Unternehmen gilt laut Fidar aktuell für 107 Unternehmen, nicht alle haben einen Vorstand mit mehr als drei Personen. Laut dem jüngsten Allbright-Bericht von September 2020 stehen in den Chefetagen der 160 Unternehmen in DAX 30, MDAX und SDAX exakt 671 Vorstandsstühle. "Nehmen wir eine Quote von 30% an, wären 201 Sitze für Frauen vorzusehen. Derzeit sind nur 68 Positionen in weiblicher Hand", rechnet Susanne Eickermann-Riepe, Vorstandsvorsitzende des Instituts für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG), vor.

Für Unternehmen mit einer Mehrheitsbeteiligung des Bundes soll eine Aufsichtsratsquote von 30% und eine Mindestbeteiligung in Vorständen gelten, wie auch bei Körperschaften des öffentlichen Rechts. Nicht alle Unternehmen, die den Bund im Namen tragen, sind betroffen. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) etwa, die die Rechtsform einer "bundesunmittelbaren, rechtsfähigen Anstalt des öffentlichen Rechts" hat, fällt nach den derzeitigen Planungen nicht darunter.

Viele Ausnahmen

Aus der Immobilienwelt stehen auf der Liste von Fidar nur der Baukonzern Hochtief und Wüstenrot & Württembergische, die Dachgesellschaft der Bausparkasse Wüstenrot. Beide haben rein männlich besetzte Vorstände mit vier bzw. sieben Herren.

Die im DAX gelisteten Aktiengesellschaften Vonovia und Deutsche Wohnen fallen nicht unter die Quote.

Von der Frauenquote für Vorstände betroffene Unternehmen, die u.a. mit Tochtergesellschaften als Finanzierer, Asset- und Fondsmanager sowie Investoren eine Rolle in der Immobilienwirtschaft spielen, sind Commerzbank und Deutsche Bank, auch die Versicherer Allianz, Munich Re und Talanx.

Auch die Aareal Bank und der auf die Bau- und Immobilienwirtschaft spezialisierte Softwareentwickler Nemetschek, zwei Unternehmen aus dem MDAX, tangiert die Quote nicht, denn sie unterliegen nicht der vollen Mitbestimmung. Letzteres hat sich wie Deutsche Wohnen und Vonovia schon vor Jahren in eine europäische Aktiengesellschaft (Securitas Europaea, kurz SE) umgewandelt. Gewerkschaftern zufolge dient der Wechsel in die SE nicht selten dem Zweck, die Mitbestimmung zu umgehen. Immerhin: Zwei der vier Firmen haben eine bzw. zwei Frauen im Vorstand. Aroundtown, mit einem Immobilienbestand von 22 Mrd. Euro der größte börsennotierte Player auf dem deutschen Gewerbeimmobilienmarkt, ist ebenfalls nicht betroffen - das Unternehmen hat seinen Sitz in Luxemburg. Das Gleiche gilt für die 40%ige Aroundtown-Beteiligung Grand City Properties mit 63.000 Wohnungen in Deutschland.

Fidar sieht bei 32 Firmen Handlungsbedarf, darunter Hochtief und Wüstenrot & Württembergische. "Aufgrund der geringen Anzahl der relevanten Positionen ist sicher, dass genügend weibliche Top-Führungskräfte zur Verfügung stehen", urteilt Headhunter Werner Knips von Heidrick & Struggles mit Blick auf die Immobilienwirtschaft. "Bereits heute gibt es ausreichend weibliche Talente in den Funktionen CFO, HR, Legal und Digital." Er ergänzt: "Darüber hinaus lohnt immer die Frage, ob der aktuelle Zuschnitt der Vorstandsbereiche und somit die Job-Description für die zu besetzende Position den zukünftigen Zielen und Strategien des Unternehmens gerecht wird." Das ICG hat vor einigen Jahren ein Diversity-Programm aufgebaut und fördert Frauen etwa durch Mentoring sowie Weiterbildung und Vernetzung. "Ein Argument ist ja immer, man wisse nicht, wo man Kandidatinnen für Vorstand und Aufsichtsrat finden könne - nun, hier sind einige!", sagt Manuela Better aus dem Vorstand des ICG.

Auf eine Frau im Vorstand kommen neun Männer

Nur wenn ein Vorstandsmitglied eines nur mit Männern besetzten Gremiums ausscheidet, muss eine Frau an Bord geholt werden. Alternativ kann das Gremium um eine Position erweitert werden, die mit einer Frau besetzt wird. Befürworter der Quote hoffen auf einen Sinneswandel, der die Chefetagen erfassen soll. "Ich war jahrelang gegen die Quote. Wir wollen doch eine freie Wirtschaft und die besten Kräfte an der richtigen Stelle", sagt Anwältin Stüber. Doch die Selbstverpflichtung der Unternehmen hat nicht gefruchtet, wie eine Studie von Allen & Overy belegt. "Fünf Jahre nach der Einführung der freiwilligen Quote sind Frauen in den Vorständen kaum anzutreffen, und die meisten Unternehmen halten sich mit ehrgeizigen Zielen zurück."

Denn bei den seit 2015 geltenden Normen sind keine Mindestzielgrößen vorgegeben. Die Zielgröße null ist erlaubt, wenn damit nicht der Status quo unterschritten wird. Sanktionen sind bislang nicht vorgesehen. Das soll sich laut Referentenentwurf für das neue FüPoG ändern. Unternehmen, die sich auch künftig das Ziel null Frauen im Vorstand setzen, ohne dies gut zu begründen, drohen "empfindliche Bußgelder".

Speziell in der Immobilienwirtschaft ist der Einsatz der Brechstange anscheinend unumgänglich. Hier sind Frauen besonders selten auf dem Top-Level aufzufinden. Daran wollen viele Unternehmen auch nicht groß was ändern, wie die freiwilligen Zielsetzungen für Frauenanteile auf Führungsebenen zeigen (vgl. "Frauen an die Spitze", IZ 22/20). Von 24 Firmen in DAX, MDAX und SDAX, die man der Immobilienbranche zurechnen kann, haben 14 keine Frau im Vorstand, zeigt der September-Bericht der Allbright-Stiftung. Mit dem Ziel 0% Frauen im Vorstand sind u.a. Hochtief und Deutsche Wohnen verzeichnet.

Die Quote ist ein heikles Thema. Sonja Wärntges, Stand September eine von nur fünf weiblichen Vorstandsvorsitzenden der 160 Firmen von DAX bis SDAX und die einzige Immobilien-CEO, stand für ein Gespräch mit der Immobilien Zeitung (IZ) nicht zur Verfügung. Im DUB Unternehmer-Magazin hatte sich die Chefin von DIC Asset vor einiger Zeit gegen eine Vorstandsquote ausgesprochen: "Aus unternehmerischer Perspektive bin ich bezüglich mehr Regulatorik eher zurückhaltend und bevorzuge daher das Instrument der Eigenverantwortung."

Deutsche Wohnen setzt Zielquote im Vorstand auf 20% hoch

Michael Zahn, CEO von Deutsche Wohnen (DW), wollte mit der IZ ebenfalls nicht über die Quote reden. In einem Podcast-Gespräch mit Stephanie Baden, Geschäftsführerin des Urban Land Institute (ULI) für die Dach-Region und zugleich Gründungsmitglied der Initiative Frauen in Führung (FiF), bezog Zahn unlängst jedoch Stellung: "Ich bin kein Freund von Quote und ich bin kein Freund von staatlichen Vorgaben. Ich möchte am Ende des Tages ein erfolgreiches Team." Der DW-Aufsichtsrat hat die Zielquote für den Frauenanteil im Vorstand in seiner Septembersitzung von 0% auf 20% hochgesetzt. Erreicht haben will das Gremium dies bis zum Jahr 2025. Der DW-Aufsichtsrat selbst ist seit Juni 2020 mit zwei Frauen bestückt, das entspricht einem Anteil von 33%. Zahn betont im ULI-Podcast: "Wir beschäftigen mehr als 1.000 Mitarbeiter - von denen sitzen vier im Vorstand. Entscheidender ist doch: Fördern wir Frauen im Unternehmen? Das tun wir." Tatsächlich liegt der Anteil weiblicher Führungskräfte bei DW laut Unternehmenssprecherin Julia Kieslinger bei 48%.

Helene von Roeder, im Vorstand von Vonovia für die Finanzen zuständig, hält dagegen. "Wenn ich jemanden befördere - und das gilt gerade auf Vorstandsebene -, habe ich das Risiko, ob es funktioniert. Habe ich gelernt, dass es mit einem bestimmten Typ Manager in der Vergangenheit gut geklappt hat, leite ich aus meinem persönlichen Erfahrungsschatz ab: Wahrscheinlich klappt das auch beim nächsten Mal. Bei einer Frau kann ich das vielleicht weniger gut einschätzen, weil es noch so wenige weibliche Rollenmodelle in Führungspositionen gibt", argumentiert sie pro Quote. "Wir müssen alle viel öfter erleben, dass man viel dazugewinnt, wenn man eine Frau befördert."

"Wir werden die neue Regelung gern umsetzen"

Der spanische Vorstandsvorsitzende von Hochtief, Marcelino Fernández Verdes, den die geplante Vorstandsquote als einen der wenigen tatsächlich betreffen wird, demonstriert Gelassenheit: "Wir werden die neue Regelung gern umsetzen", teilt ein Sprecher im Namen des CEO mit. "Der Hochtief-Vorstand ist seit Jahren ein stabiles, eingespieltes und erfolgreiches Team. Sollten irgendwann Veränderungen anstehen, werden wir alle Kandidatinnen und Kandidaten prüfen und die besten Entscheidungen für das Unternehmen treffen." Wann genau der nächste Vertrag eines der vier Vorstandsmitglieder ausläuft, möchte das Bauunternehmen nicht sagen, dem Geschäftsbericht lässt sich diese Information nicht entnehmen.

Verfechter der Quote feiern den Durchbruch in den (sozialen) Medien. Wasser in den Wein gießt Fidar-Präsidentin Monika Schulz-Strelow: "Wer entscheidet über die Zusammensetzung des Vorstands? Der Aufsichtsrat. Wir brauchen die Quote für Vorstände, weil die Aufsichtsräte versagt und auf freiwilliger Basis keine substanziellen Ziele gesetzt haben. Aber die Wirkung des FüPoG 2 wäre ungleich größer, wenn die Quote für Aufsichtsräte von bisher gut 100 Unternehmen wie ursprünglich geplant auf etwa 590 ausgeweitet worden wäre." Diese Ausweitung fiel offenbar einem Kompromiss in der Großen Koalition zum Opfer: Die einen bekamen die Vorstandsquote, die anderen konnten den Schaden in Grenzen halten. Das Bundesfrauenministerium geht auf Anfrage hierauf nicht ein. Im Referentenentwurf für das FüPoG 2 ist noch explizit die Rede von einer geplanten "Erweiterung des Anwendungsbereichs der fixen Aufsichtsratsquote auf alle paritätisch mitbestimmten Unternehmen" - egal, ob sie börsennotiert sind oder nicht.

Die Hoffnung ruht auf einer Signalwirkung

Allen-&-Overy-Juristin Stüber glaubt dennoch: Selbst wenn die Quote ein Stück weit Symbolpolitik sein mag, könnte sie eine gewisse Signalwirkung zeitigen. "Die Wirkung von Role Models ist nicht zu unterschätzen, auch wenn es erstmal nur um ca. 30 Vorstandspositionen geht, die künftig mit Frauen besetzt werden müssen. Und auch bei den anderen ca. 40 betroffenen Unternehmen, die jetzt schon eine Frau im Vorstand haben, wird es Personalwechsel geben, bei denen dann die Quote greift." Schulz-Strelow rechnet allerdings mit "vielen vorzeitigen Vertragsverlängerungen im nächsten Jahr", also noch rechtzeitig vor Inkrafttreten der Quote. So könnten sich die Unternehmen bis 2024 oder 2025 Luft verschaffen - mehr als ein paar Jahre voraus dächten viele in ihrer Personalpolitik ja nicht.

Harald Thomeczek

Savills-Chef Lemli schließt Stuttgarter Büro

Savills-Deutschlandchef Marcus Lemli sieht trotz der feststehenden Schließung des Stuttgarter Büros "keine Anzeichen für eine Strategieumkehr".

Savills-Deutschlandchef Marcus Lemli sieht trotz der feststehenden Schließung des Stuttgarter Büros "keine Anzeichen für eine Strategieumkehr".

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Sell

Karriere 01.12.2020
Savills wird sich aus dem Stuttgarter Markt zurückziehen. Wie aus Marktkreisen verlautet, wird das Maklerhaus diesen kleineren Standort im Laufe des ersten Halbjahrs 2021 vom Netz nehmen. ... 

Savills wird sich aus dem Stuttgarter Markt zurückziehen. Wie aus Marktkreisen verlautet, wird das Maklerhaus diesen kleineren Standort im Laufe des ersten Halbjahrs 2021 vom Netz nehmen. Das vor fünf Jahren eröffnete Stuttgarter Büro soll nicht auf Dauer profitabel gewesen sein.

Das 2015 eröffnete Stuttgarter Büro sei, so heißt es im Markt, in den vergangenen Jahren überwiegend unter den Erwartungen geblieben. Daher habe sich Deutschlandchef Marcus Lemli dazu entschlossen, die dauerhafte Quersubventionierung zu beenden und das Büro im Südwesten zuzumachen. Die Würfel seien gefallen, die Entscheidung unumstößlich. Der Corona-Krise sei dieser Schritt nicht geschuldet. Savills ist in Stuttgart in der Bürovermietung und dem Investmentgeschäft tätig.

Geleitet wird das Stuttgarter Büro von Savills von Frank Urfer. Urfer ist seit 2011 bei Savills und war vorher Director Investment in München. Er hat den Stuttgarter Standort ab 2015 zusammen mit einem kleinen Münchner Savills-Team aufgebaut. Von der anstehenden Schließung sind acht Mitarbeiter betroffen. Diese sollen allerdings nicht alle ihren Job verlieren. Dem einen oder anderen soll eine Alternative an einem anderen Standort angeboten werden. Die Mandate bzw. Kunden, die Savills bislang aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt heraus bearbeitet bzw. betreut, sollen von den entsprechenden Teams in München und Frankfurt übernommen werden.

"Wir sind weiterhin voll auf Expansion programmiert"

Savills-Deutschlandchef Marcus Lemli hat die Schließung des Stuttgarter Büros auf Anfrage der Immobilien Zeitung bestätigt. "Wir sind weiterhin voll auf Expansion programmiert", charakterisierte Lemli die allgemeine Strategie. "Wir haben mit der Übernahme von Omega Immobilien in diesem Jahr in unser Property- und Facility-Management-Business investiert und wir werden auch weiter Senior-Leute einstellen. Mit Matthias Huss von WeWork haben wir einen Niederlassungsleiter in Hamburg an Bord genommen und in Frankfurt haben wir mit Christian Krieg einen neuen Bürovermietungsleiter von CBRE geholt. Anzeichen für eine Strategieumkehr gibt es bei uns nicht."

Savills ist hierzulande – inklusive Stuttgart – mit acht Büros in den Top-Sieben-Städten vertreten (davon zwei in Köln). Das Unternehmen bietet u.a. Dienstleistungen in den Bereichen Vermietung (Büro, Einzelhandel, Industrie/Logistik), Investment, Gebäudemanagement oder Bewertung an. PM-Mandate betreut Savills von einem halben Dutzend zusätzlicher Projektbüros aus. Das Unternehmen beschäftigt hierzulande mehr als 300 Mitarbeiter, davon etwa ein Drittel im Property- und Facility-Management, der Rest verteilt sich auf Vermietung und Investment. Was den Umsatz angeht, sind die Gewichte anders gelagert: Ungefähr ein Viertel der jährlichen Einnahmen entfällt auf das Immobilienmanagement, während rund drei Viertel aus dem Transaktionsgeschäft kommen.

Harald Thomeczek

"Nur wegen Corona sind Sie nicht weniger wert"

Das Berufsleben kreist von Anfang an um die alles entscheidende Frage: Wie viel bin ich wert?

Das Berufsleben kreist von Anfang an um die alles entscheidende Frage: Wie viel bin ich wert?

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: olly

Karriere 26.11.2020
Absolventen immobilienwirtschaftlicher Fachrichtungen befürchten, sich bei einem Berufseinstieg in der Corona-Krise unter Wert verkaufen zu müssen. Doch das müssen sie nicht, Jobs für ... 

Absolventen immobilienwirtschaftlicher Fachrichtungen befürchten, sich bei einem Berufseinstieg in der Corona-Krise unter Wert verkaufen zu müssen. Doch das müssen sie nicht, Jobs für Einsteiger sind schließlich trotz mancher coronabedingter Einschläge immer noch genug da. Personalberater Frank Groß empfahl Nachwuchskräften darum auf der digitalen Karrierewoche der Immobilien Zeitung Ende Oktober, ihr Licht bloß nicht unter den Scheffel zu stellen.

"Die Gehälter in der Immobilienwirtschaft sind sehr intransparent", sagt ein Student, der bald seinen Abschluss macht. Der junge Mann führte auf der digitalen Karrierewoche der Immobilien Zeitung, einer Jobmesse für die Branche, Gespräche mit einer zweistelligen Zahl an potenziellen Arbeitgebern. "Außer einem Unternehmen, das mir eine grobe Orientierung gegeben hat, wollte mir niemand sagen, was ich ungefähr verdienen könnte."

Den ehrgeizigen Berufseinsteiger in spe treibt die Furcht um, sich "unter Wert verkaufen zu müssen", weil viele Unternehmen, so seine Beobachtung, wegen Corona heute deutlich weniger offene Stellen haben als noch vor einem Dreivierteljahr. "Die haben vor allem Einsteigerjobs gestrichen und nehmen aktuell nur noch Berufserfahrene." In einem virtuellen Meeting mit einem potenziellen Arbeitgeber auf der IZ-Karrierewoche habe es sogar geheißen: "Der Einstieg läuft bei uns nur über ein Praktikum." Diese Aussicht findet die zielstrebige Nachwuchskraft nach mehreren Jahren Studium nicht besonders attraktiv. Andererseits: Wer weiß, wie sich die Lage in ein paar Monaten darstellt, wenn das Coronavirus weiterwütet?

Der Jobmarkt für Neulinge, die erst einmal Geld kosten und einer intensiven Einarbeitung bedürfen - was aus der Ferne besonders schwer ist -, hat sich dieses Jahr nicht zum Besseren entwickelt. "Das Mindset hat sich auf jeden Fall aufgrund der Pandemie verändert", stellt Verena Rock, Immobilienprofessorin an der Technischen Hochschule Aschaffenburg, fest. "Noch vor einem Jahr schienen Absolventen sehr überzeugt von ihren Qualitäten und ihrer guten Vermittelbarkeit auf dem Arbeitsmarkt. Dies hat sich verändert."

Geschichten von Absolventen tun ihr Übriges: Gehaltserhöhungen fallen um einiges geringer aus als in den Vorjahren, und auch Bonuszahlungen haben massiv gelitten. "Sofern man aktuell das Glück hat, einen Praktikums- oder Festanstellungsplatz zu finden, sollte man kompromissbereit sein", bilanziert Rock. Weniger Jobs, krisenbedingt vorsichtigere Arbeitgeber: Konnten sich Nachwuchskräfte von der Hochschule in der Vergangenheit gleichsam die Rosinen rauspicken, ist jetzt das Thema Krisensicherheit in den Fokus gerückt.

Der anonyme Student war nicht der einzige Teilnehmer der IZ-Karrierewoche, der sich angesichts dieser Gemengelage Sorgen macht. "In den Gesprächen wurden teilweise Gedanken einzelner Berufseinsteiger geäußert, ob sie sich nunmehr günstiger präsentieren müssen, um einen Job zu erhalten", sagt Frank Groß, Inhaber der Personalberatung immopersonal. Groß gab Tipps und Tricks zu Gehaltsverhandlungen und coachte Bewerber.

Der Personalberater versuchte die Gemüter zu beruhigen: "Auf der Seite der Arbeitgeber kann ich nicht erkennen, dass Corona als Vorwand für reduzierte Einstiegsgehälter ausgenutzt wird. Die Gehälter sind auf dem Stand von vor dem Corona-Cut geblieben."

Von seinen Mandanten werde Corona jedenfalls nicht als Preisdrücker eingesetzt. Unternehmen, die vor der Zäsur Bedarf an gut ausgebildetem Personal hatten, "haben diesen immer noch, teilweise intensiver, und wollen diesen auch marktgerecht vergüten", versichert Groß.

Stärker als früher müssen Absolventen in Corona-Zeiten jedoch ihre Qualitäten herausstreichen. "Mein Tipp: Zeigen Sie einem potenziellen Arbeitgeber den Wert auf, den Sie ins Unternehmen einbringen", sagt Groß. Schulbildung, Ausbildung, Berufserfahrung, Studieninhalte, Praktika und Noten - alles muss in die Waagschale geworfen werden. Dabei bloß nicht tiefstapeln und sein Licht unter den Scheffel stellen, sondern selbstbewusst in Gehaltsverhandlungen gehen. "Warum sollte sich mein Wert nur wegen Corona - in einem Zeitraum von acht Monaten! - verändert haben?", fragt Groß rhetorisch.

Commerz Real sieht das genauso. Der Asset-Manager stellt über alle Arten von Nachwuchs hinweg ein: Trainees, Praktikanten, Werkstudenten und Auszubildende. "Die Gehälter für unsere Nachwuchsgruppen bleiben konstant. Die Anforderungen an den Mitarbeiter sind durch Corona nicht geringer geworden, sodass eine Absenkung der Einstiegsgehälter keine logische Schlussfolgerung ist", betont das Unternehmen auf Anfrage.

Oksana Hübert von Deka Immobilien bringt noch einen Aspekt ins Spiel: "Einsteigergehälter sind bei uns unverändert, da stehen Tarifverträge mit festen Konditionen dahinter." Die Stimmung sei sicher etwas verhaltener, was Zuwachs angehe, "dennoch stellen wir und andere Unternehmen weiter ein".

Wer in seiner Region keinen Job findet, muss den Radius ausweiten

Studenten und Absolventen sollten sich trotzdem an den Gedanken gewöhnen, die Komfortzone unter Umständen verlassen zu müssen. Groß rät dazu, sich nicht auf eine Region zu beschränken, sondern deutschlandweit zu suchen. "Bei der IZ-Karrierewoche gab es doch allein ca. 200 Jobangebote!" Preissenkungen, glaubt der Headhunter, werden frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2021 zu spüren sein. Noch müsse ein Nachfrageüberhang befriedigt werden. Als grobe Richtschnur für aktuell realistische Einstiegsgehälter in der Immobilienwirtschaft gab Groß dem Nachwuchs mit auf den Weg: 40.000 Euro mit Bachelorabschluss, 45.000 Euro für Masterabsolventen.

Immobilienprofessorin Rock ist ebenfalls nicht bang um ihre Studierenden: "Mit einer guten Ausbildung und einschlägiger Praktikums- bzw. Berufserfahrung sehe ich - wenn auch gerade weniger bei den Maklerhäusern und vielleicht im Shopping- und Hotelbereich - weiterhin recht gute Perspektiven in der Immobilienbranche." Studenten berichteten ihr zwar, dass es durchaus länger gedauert hat, einen Praktikumsplatz oder eine Traineestelle zu finden. "Ich weiß aber von niemandem, der überhaupt nichts gefunden hätte."

Eine harte Zahl zum Gehalt gab es auf der IZ-Karrierewoche dann doch noch. Die einzige Firma, die öffentlich eine Hausnummer nannte, war Kaufland. Trainees, die bei dem Händler anheuern, erwartet während ihres zwölfmonatigen Rundumschlags ein Bruttogehalt von 48.000 Euro.

Harald Thomeczek

Reges Treiben am Jobmarkt

Karriere 26.11.2020
Bei Westwind hat die Krise keine Bremsspuren hinterlassen. Die Personalberatung besetzt im Corona-Jahr mehr Posten als 2019. ... 

Bei Westwind hat die Krise keine Bremsspuren hinterlassen. Die Personalberatung besetzt im Corona-Jahr mehr Posten als 2019.

"Nach einer spürbaren Zurückhaltung im Frühjahr haben die meisten Unternehmen ab Sommer wieder volle Fahrt aufgenommen", sagt Westwind-Geschäftsführer Michael Harter. "Wir haben bereits zum jetzigen Zeitpunkt mehr Positionen besetzt als in unserem gesamten Rekordjahr 2019." Westwind wird 2020 über 100 Führungs- und Fachkräften einen neuen Job verschafft haben. Corona habe die Immobilienwirtschaft "nur kurz in Schockstarre versetzt", das Personalkarussell drehe sich genauso wie in den Vorjahren.

Dieses Fazit gilt jedoch nicht für alle Berufsgruppen, z.B. Makler. Corona hat die Kauflust der Investoren zumindest vorübergehend und in bestimmten Assetklassen gebremst - das bleibt nicht ohne Auswirkung auf das Maklergeschäft und damit auch die Verdienste. Denn die Vergütungsmodelle in der Maklerbranche sind von hohen variablen Anteilen geprägt, weiß Sascha Köneke, Senior Consultant bei Westwind. Im Laufe des Sommers stellte er eine gewisse Normalisierung fest.

Keinen leichten Stand haben auch Asset-Manager für Einzelhandelsimmobilien und Hotels. Zwar ist ihr Know-how gerade in schweren Zeiten besonders gefragt. "Sind die Portfolios allerdings stark von Schließungen betroffen, stellt sich natürlich die Frage nach Stellenstreichungen. Neue Mitarbeiter werden in diesem Bereich kaum noch eingestellt", konstatiert Köneke.

Harald Thomeczek

Kein Zwang zu Homeoffice!

Karriere 26.11.2020
Andreas Wende, Managing Partner des Maklerhauses NAI apollo, ist froh, dass Kanzlerin Merkel den Vorstoß von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) für ein Recht auf mobiles Arbeiten gestoppt ... 

Andreas Wende, Managing Partner des Maklerhauses NAI apollo, ist froh, dass Kanzlerin Merkel den Vorstoß von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) für ein Recht auf mobiles Arbeiten gestoppt hat. Dabei hat er gegen mobiles Arbeiten eigentlich gar nichts.

Immobilien Zeitung: Herr Wende, auf LinkedIn haben Sie der Kanzlerin öffentlich dafür gedankt, dass sie den Gesetzentwurf von Arbeitsminister Heil für ein Recht auf mobile Arbeit kassiert hat. Warum? 24 Tage Homeoffice im ganzen Jahr sind doch nicht die Welt.

Andreas Wende: Es geht nicht um die 24 Tage, es geht um die Garantie. Der Entwurf hat in vielen Punkten sicher seine Berechtigung, aber: Er greift in die unternehmerische Freiheit ein, in die Prozesshoheit, wie Unternehmen produzieren und arbeiten möchten. Der Unternehmer muss schon selbst entscheiden können, ob er Homeoffice oder etwas Vergleichbares einführt. Der Staat darf hier nicht eingreifen. Das wäre fahrlässig.

IZ: Urlaub und Sozialversicherung sind ebenso Eingriffe in die unternehmerische Freiheit.

Wende: Es gibt auch praktische Probleme, auf die der Entwurf überhaupt nicht eingeht. Viele Beschäftigte haben sich in den letzten Monaten einen notdürftigen Arbeitsplatz in der Küche oder im Schlafzimmer eingerichtet. Wenn wir als Unternehmen jedem Mitarbeiter einen zweiten Arbeitsplatz bezahlen müssten, würden ganz schöne Kosten auf uns zukommen. Zudem sind die technischen Voraussetzungen oft nicht vorhanden. Die LTE-Versorgung muss da sein, Glasfaser muss da sein - ist es aber häufig nicht. Viele unserer Mitarbeiter haben etwa kaum eine Chance, zuhause mit großen Film- und Fotodateien in der Cloud zu arbeiten.

IZ: Viele Arbeitnehmer freuen sich über Heils Initiative, weil er ihnen ein Mitspracherecht einräumt. Bisher können Firmen nach Gutsherrenart entscheiden, ob, wie oft und wem sie Heimarbeit erlauben.

Wende: Viele Unternehmen, auch unter unseren Kunden, bieten aktiv multilokales Arbeiten an. Dem kann sich kein Arbeitgeber im War for Talents entziehen. Ich kenne keinen, der seinen Mitarbeitern da Daumenschrauben anlegt. Multilokales Arbeiten ist längst in den Köpfen der Chefs angekommen. Das ist eine der größten Disruptionen im Bürobereich.

IZ: Wie oft arbeiten Sie selbst im Homeoffice?

Wende: Ich bin ein großer Freund von multilokalem Arbeiten. Ich arbeite 60%, 70% meiner Zeit multilokal, weil ich in Hamburg lebe, aber in Frankfurt arbeite. Und viele unserer Kunden sitzen in Berlin oder München.

IZ: Wie oft können Ihre rund 100 Mitarbeiter zuhause arbeiten?

Wende: Ein, zwei Tage pro Woche. Im Investment ist das eher möglich, in den Vermietungsteams weniger, weil die mehr kommunizieren und sich sehen müssen.

IZ: Und was machen Mitarbeiter, die keinen so lockeren Chef haben wie Sie?

Wende: Die können sich ja einen neuen Arbeitgeber suchen. Außerdem werden Mitarbeiter 70%, 80% ihrer Zeit immer im Büro verbringen müssen: Meetings, Innovationsworkshop - Kreativität benötigt Raum und Zufall.

IZ: Was sollen Mitarbeiter tun, die zumindest ab und an von zuhause arbeiten wollen und deren Tätigkeit das auch zulässt - und die sich keinen neuen Job suchen wollen?

Wende: Verpflichtende Regelungen braucht es jedenfalls nicht. Das sind alles gelebte Prozesse, das funktioniert auf Zuruf, wenn ein Mitarbeiter morgen mal zuhause arbeiten will. Wir dürfen das Selbstbewusstsein von Mitarbeitern nicht unterschätzen.

IZ: Ihre Researcher haben ausgerechnet, dass Homeoffice in Frankfurt im schlimmsten Fall bis zu 2 Mio. m² Bürofläche leeren könnte. Sie selbst haben schon zu Beginn der Corona-Krise einen Nachfragerückgang auf dem Büromarkt von 10%, 20% prophezeit.

Wende: Plötzlich haben alle festgestellt, dass multilokales Arbeiten funktioniert. In Unternehmen, die vorher 100% im Büro waren, arbeiten die Mitarbeiter jetzt vielleicht zu 30% mobil. Aber das bedeutet nicht unbedingt, dass Unternehmen auch so viel Fläche sparen. Schreibtische werden vielleicht reduziert, aber dafür werden andere Bereiche ausgebaut: Flächen für Kollaboration, wo die Leute sich ums Lagerfeuer scharen können. Der Durchschnittsbedarf pro Mitarbeiter ist in der Vergangenheit in Deutschland von 28 m² auf 24 m² gesunken. Und der Pro-Kopf-Bedarf wird weiter sinken. Ein Revival der Einzelzelle werden wir sicher nicht erleben. Die Frage ist bei allen Kunden dieselbe: Wie viel Fläche brauche ich, wenn das mit Homeoffice funktioniert? Dabei geht es aber nicht in erster Linie um Quadratmeterreduzierung, sondern um eine Aufwertung der Fläche.

IZ: Unionspolitiker haben einen Gegenentwurf zu Heil vorgelegt. Ein Rechtsanspruch auf mobile Arbeit findet sich dort nicht.

Wende: Dieser Entwurf vermittelt deutlich mehr Praxisnähe. Statt auf Pflichten setzen die Unionspolitiker auf Möglichkeiten. Gut ist auch der Vorschlag, die Einrichtung von Büros mit flexiblen Arbeitsplätzen im ländlichen Raum zu fördern. Doch nach wie vor fehlt eine zwingend notwendige Novellierung der Arbeitsstättenverordnung. Diese ist zu schwerfällig, um multilokales Arbeiten im Sinne der Mitarbeiter rechtssicher zu ermöglichen.

IZ: Herr Wende, herzlichen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Harald Thomeczek.

Harald Thomeczek

Vonovia zahlt Mitarbeitern Corona-Prämie

Karriere 24.11.2020
Vonovia zahlt seinen Mitarbeitern im Dezember eine Corona-Prämie von 1.500 Euro. ... 

Vonovia zahlt seinen Mitarbeitern im Dezember eine Corona-Prämie von 1.500 Euro.

Die Wohn-AG nutzt so den vom Gesetzgeber festgelegten, maximal zulässigen Rahmen einer steuer- und sozialversicherungsfreien Prämie aus. Mit der Sonderzahlung will sich das Unternehmen bei seinen Mitarbeitern für ihren Einsatz in den vergangenen Monaten bedanken.

So habe Vonovia Mieter seit der Corona-Zäsur bei wirtschaftlichen Problemen unterstützt. Älteren Mietern habe man Hilfe im Alltag angeboten, zum Beispiel beim Einkaufen. Nicht nur die Leistung des - ins Homeoffice umgezogenen - Kundenservice, auch die Performance von Handwerkern und Objektbetreuern würdigt Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch: Instandhaltungen und Modernisierungen, der Neubau und die Bewirtschaftung des Bestands seien "in gewohnter Qualität" weitergeführt worden.

Vonovia beschäftigt mehr als 10.000 Mitarbeiter. Das Wohnungsunternehmen ist im Dax notiert.

Harald Thomeczek

Westwind vermittelt mehr Personal als im Vorjahr

Karriere 20.11.2020
Bei Westwind hat die Krise keinerlei Bremsspuren hinterlassen. Die Personalberatung besetzt im Corona-Jahr mehr Positionen als in ihrem bisherigen Rekordjahr 2019. ... 

Bei Westwind hat die Krise keinerlei Bremsspuren hinterlassen. Die Personalberatung besetzt im Corona-Jahr mehr Positionen als in ihrem bisherigen Rekordjahr 2019.

"Nach einer spürbaren Zurückhaltung im Frühjahr haben die meisten Unternehmen ab Sommer wieder volle Fahrt aufgenommen", bilanziert Westwind-Geschäftsführer Michael Harter. "Wir haben bereits zum jetzigen Zeitpunkt mehr Positionen besetzt als in unserem gesamten Rekordjahr 2019. Die Anfragen der Arbeitgeber haben sich erhöht, und der Kandidatenmarkt bleibt genauso eng wie im Vorjahr."

Insgesamt wird die Personalberatung am Jahresende 2020 über 100 Führungs- und Fachkräften einen neuen Job verschafft haben. Corona habe die Immobilienwirtschaft "nur kurz in Schockstarre versetzt", das Personalkarussell drehe sich "ebenso nachhaltig" wie in den Vorjahren, freut sich Harter. Er rechnet mit einer Fortsetzung des positiven Trends mindestens über die nächsten ein bis zwei Jahre hinweg und hat deshalb im Oktober zwei neue Mitarbeiter eingestellt. Damit beschäftigt er nun 18 Personalberater und Searcher in Berlin und Hamburg.

Einige Berufsgruppen haben es schwerer als andere

Doch nicht für alle Berufsgruppen sind die Aussichten gleich gut. "Die zeitweise vorherrschende Transaktionsvorsicht bzw. zum Teil das Einstellen von Ankäufen hat direkte negative Auswirkungen auf das Maklergeschäft und damit auch – aufgrund der zumeist vorherrschenden, deutlich variablen Vergütungsmodelle – auf die Verdienste der Mitarbeiter", sagt Sascha Köneke, Senior Consultant bei Westwind. Im Laufe des Sommers stellte er eine gewisse Normalisierung fest. "Inwiefern diese in den nächsten Monaten beibehalten wird, muss offen bleiben."

Keinen leichten Stand haben auch Asset-Manager für Einzelhandels- und Hotelimmobilien: Zwar ist ihr Knowhow gefragt, um laufende Assets zu stabilisieren. "Sind die Portfolios allerdings stark von Schließungen betroffen, ergibt sich natürlich die Frage der Stellenstreichung. Bezüglich der Einstellung neuer Mitarbeiter muss der Ausblick derzeit negativ sein", konstatiert Köneke. Eine Umschulung, sofern angestrebt oder nötig, könne in naheliegenden Assetklassen erfolgen. "So besteht ein Bedarf an Wissen aus dem Bereich der Hotelimmobilien zum Beispiel im wachsenden Segment der Serviced Apartments, im Bereich studentisches Wohnen und in anderen neuen Wohnformen." Auch Retail-Kenntnisse, insbesondere aus dem Asset-Management und dem Investmentbereich, "lassen sich zumeist fließend in anderen gewerblichen Assetklassen einbringen".

Harald Thomeczek