Karriere-News

Wisag-Chef ist gestorben

Ralf Hempel.

Ralf Hempel.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Lars Wiederhold

Karriere 28.05.2020

"Kurzarbeit würden wir nur im Notfall in Anspruch nehmen!"

Landmarken-Vorstand Jens Kreiterling.

Landmarken-Vorstand Jens Kreiterling.

Quelle: Landmarken AG, Urheber: Rainer Holz

Karriere 22.05.2020
Das eine oder andere Maklerhaus greift in der Corona-Krise auf Staatshilfe bei den Personalkosten zurück. Viel zu schnell und ohne echte Not, findet Jens Kreiterling, Vorstand des ... 

Das eine oder andere Maklerhaus greift in der Corona-Krise auf Staatshilfe bei den Personalkosten zurück. Viel zu schnell und ohne echte Not, findet Jens Kreiterling, Vorstand des Projektentwicklers Landmarken. Zumal sich die Unternehmen die hohen Personalkosten zuvor selbst eingebrockt hätten.

Immobilien Zeitung: Herr Kreiterling, Sie sind auf LinkedIn ganz schön hart mit Maklerhäusern ins Gericht gegangen, die Kurzarbeit machen. Ist das nicht ein bisschen billig, sich auf Kosten anderer zu profilieren?

Jens Kreiterling: Schauen Sie sich bitte die historisch hohen Abschlussquoten und Volumen der letzten Jahre an! Da hat es mich schon sehr überrascht, wie schnell einzelne große Maklerunternehmen Staatshilfe beantragt haben. Und wenn ich dann noch lese, dass ein Unternehmen sich dafür feiert, dass es die unter staatlich geförderter Kurzarbeit gekürzten Gehälter wieder aufstockt, habe ich ein Störgefühl.

IZ: Maklerhäuser haben aber auch extrem hohe Personalkosten. Da tut ein bisschen staatliche Unterstützung doch ganz gut, wenn die Abschlüsse plötzlich ausbleiben.

Kreiterling: So schnell ist der Markt nun wirklich nicht eingebrochen! Wir arbeiten viel und gerne mit verschiedenen Makler- und Beratungshäusern zusammen - und wir tun das auch weiterhin. Gerade jetzt ist es doch wichtig, den Kontakt zu den Kunden aufrecht zu erhalten und an Rahmenbedingungen für die nächsten Verkäufe oder Vermietungen mitzuwirken. Logisch, die Reaktionen sind verhaltener, nicht mehr alle sind gerade so dringend auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten und sondieren die Situation und die Marktentwicklung. Aber der Markt läuft doch weiter. Auch die, die jetzt abwarten, wollen beraten werden: Wo gehen die Preise hin? Gibt es Opportunitäten? Informationen und der Kundenkontakt sind doch ein wesentliches Asset eines Beraters.

IZ: Gut und schön, wenn die Makler mit Beratung beschäftigt sind - aber ohne Abschlüsse kein Umsatz. Und die nicht ganz unwesentlichen Personalkosten lösen sich ja nicht in Luft auf, bloß weil die Deals ausbleiben.

Kreiterling: Entschuldigung, aber an der Gehaltsspirale haben die Unternehmen, die jetzt Kurzarbeit eingeführt haben, doch selbst gedreht. Sie haben aus anderen Teilen der Branche mit extrem hohen Gehaltsaussichten Leute abgezogen und Personal angehäuft. Dabei war klar, dass es über kurz oder lang auch mal runtergehen würde, mit oder ohne Corona. Es war doch absehbar, dass der Markt irgendwann eine Delle bekommt. Und für genau den Fall, könnte man annehmen, hätten die Unternehmen in guten Zeiten Rücklagen bilden und vorausschauend wirtschaften können.

IZ: Klingt so, als wären Sie sauer auf die Makler, weil sie Ihnen Leute abgeworben haben.

Kreiterling: Natürlich geht es nicht spurlos an mir vorüber, wenn ein Mitarbeiter ein Vorstellungsgespräch bei einem Immobilienberater hatte und begeistert ist von den hohen in Aussicht gestellten Gehältern. Auch wenn ich keinen dadurch verliere, profitiere ich nicht von der - in der Vergangenheit angewandten - Personaltaktik der Maklerhäuser. Wir bieten unseren Mitarbeitern dafür einen sicheren und inspirierenden Job mit dem Anspruch, Städte lebenswerter zu gestalten. Landmarken zahlt faire Gehälter, und auch andere Aspekte spielen eine Rolle für die Motivation der Mitarbeiter: Wir haben einen tollen Teamspirit und entwickeln attraktive Landmarken und gut funktionierende, spannende Immobilienkonzepte. Als Landmarken haben wir den Anspruch, mit unseren Projekten auch einen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen!

"Bei Adidas war der Aufschrei groß"

IZ: Sie haben ja schon nach der Mipim 2019 einen kritischen Kommentar dazu abgesetzt, welches Bild manche Teilnehmer des Immobilienmarkts in der Öffentlichkeit abgeben. Verstehen Sie sich als das schlechte Gewissen der Branche?

Kreiterling: Nein, Nonsens. Aber ich vermisse ein Korrektiv in der Immobilienwirtschaft. Als Adidas wegen der Corona-Krise die Mieten einbehalten wollte, war der Aufschrei groß. Aber wenn ein Maklerhaus nach dem anderen staatliche Hilfen in Form von Kurzarbeit beantragt, die eigentlich für Gastronomen und Hoteliers gedacht sind, die wirklich kalt erwischt wurden, und wo es um Existenzen geht, sagt keiner was. Wie sollen wir als Branche denn voneinander lernen und an unserer Reputation arbeiten, wenn niemand sich traut, dem anderen ein offenes Feedback zu geben? Sorry, aber die Immobilienbranche hat eben nicht durchweg ein positives Image: Renditegier, Spekulantentum - das sind die Attribute, mit denen unsere Branche zum Teil konfrontiert wird. Das gipfelt dann darin, dass man uns in Berlin mit Enteignung droht.

IZ: Stichwort Rendite: Ein börsennotiertes Unternehmen kann doch gar nicht anders, als zuerst an seine Anteilseigner zu denken.

Kreiterling: Aus Renditesicht ist es nachvollziehbar, dass sich das Management nicht im Nachhinein Vorwürfe von den Shareholdern machen lassen möchte. In meinem täglichen Geschäft kenne ich aber sonst kein Immobilienunternehmen, das jetzt Staatshilfe bei den Personalkosten in Anspruch nimmt. Bevor ein Mittelständler das tut, müsste er schon echte Existenzangst haben oder die Jobs seiner Mitarbeiter gefährdet sehen. Wer nur an den Shareholder und nicht auch an den Stakeholder Value denkt, wird seiner gesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht.

IZ: Als Chef eines Unternehmens, das sich in Familienhand befindet und ein Family-Office zur Schwester hat, lässt sich das leicht sagen.

Kreiterling: Mag sein. Ich empfinde das aber auch als eine Herausforderung und große Verantwortung. Es geht um Haltung, um Reputation, die auf die Unternehmerfamilie ein Licht werfen, aber auch durch diese geprägt werden. Einige Kollegen - vor allem Kolleginnen - von uns können in dieser Zeit z.B. nur 25% für den Job leisten, weil Schulen und Kitas dicht sind und die Großeltern geschützt werden sollen. Wir zahlen das volle Gehalt und auch den von uns gewährten Kindergartenzuschuss weiter.

IZ: Ihr Kommentar erfuhr viel Zustimmung.

Kreiterling: Inzwischen gab es auf LinkedIn fast 18.000 Ansichten und über 200 Reaktionen. Das ist mein persönlicher Rekord!

IZ: Gab es sonst noch Reaktionen?

Kreiterling: Oh ja, die gab es. Durchweg positive. Sogar von einer Führungskraft aus einem Maklerhaus. Der Makler sah das Ganze allerdings auch mit einem weinenden Auge: Er hatte am Tag vorher seine Kündigung erhalten, obwohl das Haus Kurzarbeit angemeldet hatte! Verwunderlich!

IZ: Man munkelt, dass nicht jeder Mitarbeiter eines Maklerhauses, der offiziell in Kurzarbeit geschickt wurde, auch tatsächlich weniger arbeitet …

Kreiterling: Gerade bei einem Makler kann ich mir nur schwer vorstellen, dass er nicht ans Telefon geht, weil sein zeitliches Limit schon überschritten ist. Wer von Abschlüssen und dem Kundenkontakt lebt, bleibt erreichbar.

IZ: Niemand weiß, wie sich die Corona-Krise weiterentwickelt - und wie heftig sie die Immobilienmärkte treffen wird. Schließen Sie Kurzarbeit bei Landmarken komplett aus?

Kreiterling: Unsere Mitarbeiter sollen auch während und nach der Krise eine hohe Meinung von uns als Unternehmen haben. Sollte die Auslastung nicht immer gegeben sein, nutzen wir die Kapazität für Dinge, die sonst liegen geblieben sind, um Innovationen zu forcieren und Optimierungen unserer Prozesse voranzutreiben. Kurzarbeit würden wir nur im Notfall in Anspruch nehmen.

IZ: Spüren Sie denn Beeinträchtigungen?

Kreiterling: Kurzfristig wenige. Die Banken prüfen das Risikoprofil eines Projekts und der Kreditnehmer noch einmal anders, das schon. Wir bekommen aber weiterhin Finanzierungen zu guten Konditionen. Was jedoch daran liegen könnte, dass wir viel mit Volksbanken und Sparkassen im Geschäft sind. Verkäufe laufen auch noch, wenngleich die jüngsten Reaktionen durchaus verhaltener und abwartender ausgefallen sind. Vor drei Wochen haben wir noch eine Projektentwicklung in Aachen verkauft. Das hat weitestgehend reibungslos geklappt - zu den ursprünglich besprochenen Konditionen. Auf der Mieterseite sind uns allerdings schon drei große Unternehmen wegen Corona abgesprungen bzw. die Verhandlungen wurden auf Eis gelegt. Hinzu kommen noch einige Außenstände bei den Mieten.

IZ: Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Harald Thomeczek.

Harald Thomeczek

RICS fördert das Lernen

Karriere 22.05.2020
Die Berufsorganisation RICS stellt für Mitglieder und Kandidaten bis Ende Juli alle Lerninhalte kostenfrei bereit. ... 

Die Berufsorganisation RICS stellt für Mitglieder und Kandidaten bis Ende Juli alle Lerninhalte kostenfrei bereit.

Dass viele Beschäftigte in der Immobilienbranche die Zeit des weit verbreiteten Homeoffice zur persönlichen Weiterbildung nutzen, spürt auch die Berufsorganisation RICS. Sie bietet seit Mitte März alle ihre Inhalte zum Lernen und Weiterbilden nicht nur für ihre Mitglieder, sondern auch für die Anwärter auf eine Mitgliedschaft kostenlos im Internet an. Dazu zählen nicht nur Kurse zur Prüfungsvorbereitung oder für Zertifikate, die berufsbegleitend erworben werden können, auch zahlreiche Webinare sind seit dem Corona-Lockdown for free. "Wir erfahren darauf ein größeres Echo als erwartet", sagt Sabine Georgi, Country Managerin der RICS in Deutschland. Das Angebot ist zunächst bis Ende Juli beschränkt.

Die RICS hat darüber hinaus die Prüfungen zum MRICS auf ein Online-Verfahren umgestellt. "Das war schon zuvor global erprobt", erzählt Georgi. So konnte RICS Deutschland das Verfahren aus den anderen Ländern schneller adaptieren. Wie bereits zuvor üblich reichen die Prüflinge ihre Unterlagen, die für die Zulassung zur Prüfung benötigt werden, digital ein. Die Prüfung an sich findet dann in einem Videocall statt, zu dem der Kandidat und die Prüfer zugeschaltet werden.

Anke Pipke

Was die Corona-Angst mit Firmen und Investoren macht

Karriere 22.05.2020
Die Pandemie und ihre Folgen für das wirtschaftliche und persönliche Leben verunsichern viele Menschen. Wie Manager mit diesen Ängsten umgehen können und sich das auf die Wirtschaft auswirkt, ... 

Die Pandemie und ihre Folgen für das wirtschaftliche und persönliche Leben verunsichern viele Menschen. Wie Manager mit diesen Ängsten umgehen können und sich das auf die Wirtschaft auswirkt, fragte Savills-Deutschlandchef Marcus Lemli zwei Psychologen.

Führungskräfte-Coaching via Zoom hat in der Corona-Krise zugenommen", weiß Mathias Lohmer, Diplompsychologe und Mitglied der M19-Manufaktur für Organisationsberatung. Da sich Strukturen auf beruflicher wie privater Ebene veränderten, steige in den Chefetagen der Bedarf an Orientierung. Manche Führungskräfte reagierten nach Lohmers Beobachtung auf die Situation mit typischen Angstsymptomen wie Erstarrung, Passivität oder Verstummen. "Es gibt aber auch den Typus des informierenden Führers, der die Emotionen seiner Mitarbeiter ernst nimmt." Ausnahmesituationen wie die die aktuelle Pandemie könnten erfahrungsgemäß das Funktionieren von Organisationen sogar verbessern, weiß Lohmer. "Es kommt zu einem Community-Building, und viele Teams können das Arbeiten im ungewohnten Krisenmodus sogar genießen - es bringt das Beste in ihnen zum Vorschein."

"Wir sehen unmittelbare Auswirkungen der momentanen Stimmung auf die Marktaktivität", beobachtet Savills-CEO Lemli. "Verunsicherung führt zur Zurückhaltung, die Aktivitäten am Investment- und Vermietungsmarkt sind derzeit sehr niedrig und Entscheidungsprozesse werden langsamer."

Im Dialog mit den Kunden ging es nun darum, sich möglichst kreativ auf die neuen Gegebenheiten einzustellen anstatt passiv darauf zu warten, dass der Spuk vorbeigehe. "Wir sprechen mit Eigentümern über Off-market-Ansätze beim Immobilienverkauf und mit Mietern über die Restrukturierung ihrer Verträge. Die Offenheit für Beratung ist derzeit groß." Auch unter den internationalen Investoren spüre man nun mehr Furcht als vor der Krise. "Davon wird Deutschland längerfristig profitieren. Das Land steht im Vergleich zu den europäischen Nachbarn gut da, das wird den Status eines sicheren Hafens stärken."

Corona als ein unterm Strich wohltuender Innovations- und Investitionstreiber für Deutschland also? Nicht ganz, schränkt Bert te Wildt ein. Der Chefarzt der Psychosomatischen Klinik Kloster Dießen rechnet mit einer Zunahme psychischer Krankheiten und von Suchtproblemen, verursacht durch vielfache persönliche Ängste, die die Pandemie ausgelöst bzw. ans Licht gebracht hat. Er rät daher dazu, die Angst-Emotion als Chance für Brüche und Veränderungen zu nutzen. "In die Enge getrieben, sind wir dazu gezwungen, umzudenken und das Bestehende zu hinterfragen."

Monika Leykam

Chefs bringen Mitarbeiter daheim ins Schwitzen

Um für die Arbeit gerüstet zu sein, sollten Chefs auch auf die körperliche Fitness ihrer Mitarbeiter achten.

Um für die Arbeit gerüstet zu sein, sollten Chefs auch auf die körperliche Fitness ihrer Mitarbeiter achten.

Quelle: imago images, Urheber: Panthermedia

Karriere 14.05.2020
Die Gesundheit der Mitarbeiter ist für manche Unternehmen auch in Zeiten von Homeoffice ein wichtiges Thema. Beim Baudienstleister ISG wandelt sich der Chef selbst zum Vorturner, ... 

Die Gesundheit der Mitarbeiter ist für manche Unternehmen auch in Zeiten von Homeoffice ein wichtiges Thema. Beim Baudienstleister ISG wandelt sich der Chef selbst zum Vorturner, Mitarbeiter von Architrave rollen ihre Yoga-Matte nun vor dem Laptop aus, und die Beschäftigten von Commerz Real lauschen gespannt ihrem Leitenden Betriebsarzt im Podcast.

"Sie stellen die Füße schulterbreit auf und gehen dann runter in die Knie." Michael Schöneich, ein sportlicher Typ in T-Shirt und Trainingshose, macht es vor. Die Arme weit nach vorne ausgestreckt, geht er in die Kniebeuge, kommt wieder hoch und tippt dann mit den Zehen auf - Achtung, Corona-Humor! - Klopapierrollen, die er zuvor um sich herum positioniert hatte. Schöneich macht seine Übungen offensichtlich im Homeoffice, zwischen Bücherregal, blauem Sofa und Zitronenbaum. Eine Kamera zeichnet alles auf. Dabei ist Schöneich gar kein Fitness-Trainer, der Videos ins Netz stellt, um sich in Zeiten von Abstandsregeln und Kontaktverboten über Wasser zu halten. Schöneich ist Commercial Director Central & Eastern Europe beim Baudienstleister ISG. Und macht jetzt den Vorturner, einmal muss sogar sein Sohn ran.

Die Idee dafür sei entstanden, als die Baustellen in Luxemburg wenige Wochen lang auf eine behördliche Anordnung hin allesamt geschlossen waren, erzählt ISG-Europachef Aydin Karaduman. Um die Mitarbeiter, die zwangsläufig daheim bleiben mussten, in dieser Zeit bei Laune und auch fit zu halten, hat Schöneich aus eigener Initiative heraus kurzerhand zu Handykamera und Klopapierrollen gegriffen und damit kurze Fitnessübungen zusammengestellt. "Sechs bis sieben Videos sind bis jetzt entstanden", sagt Karaduman. Sie dauern ein bis zwei Minuten und konzentrieren sich auf jeweils eine Übung, z.B. Kniebeugen oder Liegestütze, allerdings immer mit einer Verschärfung der Basisübung. Schöneich erklärt auf Englisch, was zu tun ist.

Zunächst wurden die Einheiten nur den Luxemburger Mitarbeitern präsentiert, inzwischen stehen sie im Intranet allen ISGlern zur Verfügung. Einzelne Videos haben es sogar ins Netzwerk LinkedIn, auf die Plattform YouTube und somit in die Öffentlichkeit geschafft (zu sehen unter https://bit.ly/schoeneich_turnt).

Die körperliche, aber vor allem die geistige Fitness der Mitarbeiter bleibt auch beim Datenmanager Architrave in Zeiten von Remote Work ein hohes Gut. Die Entspannungsübungen mit einer Trainerin werden inzwischen sogar dreimal in der Woche angeboten, vor der Krise kamen die Teilnehmer zweimal wöchentlich zusammen. "Zehn bis fünfzehn Mitarbeiter machen da mit", erzählt Maurice Grassau, CEO von Architrave. Das seien ähnlich viele wie vor dem Umzug ins häusliche Arbeitszimmer. Insgesamt beschäftigt Architrave etwa 110 Mitarbeiter. Die Teilnehmer rollen ihre Matte vor dem Laptop aus, loggen sich in die Session mit der Trainerin ein und beginnen ihre halbstündigen Entspannungsübungen. Dabei geht es ähnlich wie im Yoga darum, gedanklich seinen Körper zu spüren. "Danach ist man tausend Mal fitter als vorher", berichtet Grassau von seinem Selbstversuch. Architrave ist es wichtig, die Angebote, die es zuvor im Büro gab, möglichst auch weiterzuführen, wenn die Teammitglieder voneinander getrennt arbeiten müssen.

Konflikte sind im Homeoffice ganz normal

Während sich die einen also den Schweiß von der Stirn streichen, lassen sich Sorgenfalten nicht so ohne weiteres wegwischen. Da setzt die Commerzbank mit ihrem neuen, internen Angebot des Audio-Doc an, von dem auch die Mitarbeiter von Commerz Real profitieren. Seit Mitte März informiert der Leitende Betriebsarzt Michael Drees in jeweils kurzen Podcast-Folgen im mp3-Format über die Krankheit, die Empfehlungen zur Arbeit im Büro und die Auswirkungen auf die angepassten Arbeitsweisen. "Die Themen der Folgen werden vorab intern abgestimmt", teilt die Bank mit. "Dabei fließen die aktuelle Corona-Entwicklung, die vorbeugenden Maßnahmen der Bank sowie Fragen und Feedback unserer Mitarbeiter ein." Die Vielfalt reicht von Ausführungen zum Thema Impfstoff über Tipps zur Bewegung an der frischen Luft sowie die Unterscheidung zwischen der Grippewelle und dem Coronavirus bis hin zur Situation in den Filialen der Commerzbank. In der Folge "Homeoffice-Koller" beruhigt Drees zum Beispiel, dass Konflikte in der Familie oder WG nach einigen Wochen des engen Zusammenlebens ganz normal seien. Er rät, sich einen geregelten Tagesablauf zuzulegen und den Tag so zu starten wie sonst auch im üblichen Büroalltag - mit Frühstück, Dusche, Anziehen. Darüber hinaus sei es wichtig, Pausen einzulegen, die Zimmer gut zu lüften und die Mittagspause fest einzuplanen. Viel zu trinken werde oft im Homeoffice vergessen, erzählt Drees. Sollten die Konflikte bereits kurz vor der Eskalation stehen, rät er, professionelle Hilfe mit telefonischer Beratung in Anspruch zu nehmen.

Zunächst hat die Commerzbank jeden Tag einen neuen Podcast veröffentlicht, inzwischen gibt es nur noch alle zwei Tage oder seltener eine weitere Folge. Dabei hat sich die Bank eigenen Angaben zufolge der Nachrichtenlage angepasst. Wer sich die volle Dosis mit allen Episoden zu Corona & Co. nacheinander geben will, findet eine Übersicht im Intranet.

Anke Pipke

Hochschule Luzern startet Studiengang Digital Construction

Karriere 13.05.2020
Die Hochschule Luzern startet im Herbst 2020 den Studiengang Digital Construction. ... 

Die Hochschule Luzern startet im Herbst 2020 den Studiengang Digital Construction.

Der neue Studiengang soll den Studenten die Möglichkeit geben, sich einen Mix aus fachlichen und digitalen Kompetenzen in den Studienrichtungen Architektur, Bauingenieurwesen oder Gebäudetechnik anzueignen. Das Angebot sei nach einem interdisziplinären und praxisorientierten Konzept entwickelt worden. Angesprochen fühlen sollen sich "junge Menschen im deutschsprachigen Raum, welche die digitale Transformation in der Bau- und Immobilienwirtschaft aktiv mitgestalten wollen". Angeboten werden zwei Abschlüsse: der Bachelor of Arts mit der Studienrichtung Architektur und der Bachelor of Science mit den Studienrichtungen Building Technology und Structural Engineering.

Absolventen sollen in die Lage versetzt werden: a) auf der Grundlage von Methoden und Tools zur interdisziplinären digitalen Prozess- und Baugestaltung - beispielsweise Building Information Modeling (BIM), parametrisches Modellieren, Internet of Things (IoT) oder Virtual- und Augmented Reality (VR/AR) - digitale Zwillinge von (noch zu errichtenden) Gebäuden zu erstellen. Und b) den Datenfluss und die Kommunikation in komplexen Bauplanungsprozessen unter den Aspekten von Cybersecurity über alle Disziplinen und Planungsphasen hinweg sicherzustellen.

Harald Thomeczek

Opel-Mutter erklärt Heimarbeit zur neuen Normalität

Karriere 11.05.2020
Frankreich kehrt diese Woche langsam zur Normalität zurück, die vor zwei Monaten verhängten Ausgangsbeschränkungen werden schrittweise zurückgefahren. Auch der französische ... 

Frankreich kehrt diese Woche langsam zur Normalität zurück, die vor zwei Monaten verhängten Ausgangsbeschränkungen werden schrittweise zurückgefahren. Auch der französische Automobilhersteller PSA fährt die Produktion in seinen Autowerken wieder hoch. Die Bürobeschäftigten des Mutterkonzerns von Opel müssen sich derweil darauf einstellen, dass ihr Heimbüro auch in Zukunft ihr Hauptarbeitsplatz bleibt. Damit will PSA seinen "Immobilienfußabdruck" reduzieren und die Klimabilanz des Konzerns verbessern.

PSA hat das mobile Arbeiten für alle Mitarbeiter, die nicht direkt in der Produktion arbeiten, dieser Tage ganz offiziell zur Norm erklärt. Im klassischen Büro sollen die Beschäftigten dann im Schnitt nur noch einen bis anderthalb Tage in der Woche verbringen. Wer künftig noch das Firmengelände aufsuchen will, wird dafür schon einen triftigen Grund brauchen. Das Arbeitsplatzprojekt soll international in allen Unternehmensbereichen ausgerollt werden, die nicht direkt mit der Produktion verknüpft sind.

Homeoffice wird Mitarbeitern schmackhaft gemacht

Die Umstellung aufs Heimbüro als Arbeitsplatz Nummer eins hat laut PSA gleich mehrere Vorteile: So poliert sie die Klimabilanz des Konzerns durch eine Reduzierung des "Immobilienfußabdrucks" auf ("reduction in its real estate footprint"), schreibt PSA in einer Mitteilung. Den Beschäftigten will der Konzern das mobile Arbeiten mit der Aussicht auf entfallende Pendelei, eine bessere Work-Life-Balance und eine größere Auswahl beim Wohnort schmackhaft machen.

PSA spricht in der Mitteilung abwechselnd von "teleworking", "remote working" und "distance working". De facto dürfte das Arbeiten aus der Ferne in aller Regel zumeist in den heimischen vier Wänden der Mitarbeiter stattfinden. Ob sich der Konzern auch darum kümmert, dass die Beschäftigten zuhause hinreichende Arbeitsbedingungen (technologische Ausstattung, dem Gesundheitsschutz genügende Arbeitsmöbel etc.) vorfinden, oder ob ihnen das selbst überlassen bleibt; wer die Kosten dafür trägt oder wie der Konzern das Thema Datenschutz handhaben will - all dies lässt die Ankündigung offen.

Bei Opel sind "etliche Tausende" Arbeitsplätze betroffen

In jedem Fall gilt die Ankündigung auch für den deutschen Autobauer Opel mit seiner Zentrale in Rüsselsheim. Einzelheiten sind aber auch hier noch nicht bekannt bzw. ausgehandelt: "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass die Ausgestaltung der Details erst noch erfolgen muss und wir diese Themen vorab selbstverständlich umfassend mit unserem Sozialpartner besprechen werden", lässt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage wissen. Auch die Mitarbeiter selbst sollen befragt werden.

All dies werde gewiss "mehrere Monate" in Anspruch nehmen. Betroffen seien bei Opel "etliche Tausende" Arbeitsplätze in nicht-produktionsnahen Bereichen, von den Ingenieuren über den Vertrieb bis hin zur Verwaltung. Wie immer die Ausgestaltung der von der Konzernführung beschlossenen Grundprinzipien ausfallen wird: Im Kern geht es auch bei Opel darum, Flächen und damit Miete zu sparen.

Harald Thomeczek

Planern droht ein Dilemma

Karriere 07.05.2020
Noch benötigen viele Planer in der Corona-Krise keine finanzielle Hilfe. In den kommenden Monaten rechnen die meisten aber mit einer Verdüsterung ihrer Lage. ... 

Noch benötigen viele Planer in der Corona-Krise keine finanzielle Hilfe. In den kommenden Monaten rechnen die meisten aber mit einer Verdüsterung ihrer Lage.

Bei Planern tritt die Krise um Monate verzögert ein, weil sie im Homeoffice bestehende Aufträge abarbeiten und im Moment noch Geld für alte Rechnungen erhalten", sagt Joachim Brenncke, Vizepräsident der Bundesarchitektenkammer (BAK). Hans-Ullrich Kammeyer, Präsident der Bundesingenieurkammer (BIngK), ergänzt: "Schon jetzt ist abzusehen, dass die Probleme im Planungswesen z.B. durch nachgelagerte Rechnungslegung verzögert auftreten." Das Dilemma dabei: Viele Nothilfeprogramme laufen nur drei Monate - "aber viele Planer bekommen erst danach Probleme", sagt Brenncke.

Die ersten Vorboten einer Krise sind schon da: Jedes zweite Büro (50%) beklagt laut einer Umfrage des Marktforschers Reiß & Hommerich im Auftrag von BAK und BIngK bereits jetzt, dass Kunden Aufträge auf Eis legen oder ganz absagen. Und die Auftragsakquise werde immer schwieriger, weil Bauherren Vergabeverfahren zurückstellten. Zu schaffen machen den Planern zudem Verzögerungen im Genehmigungsprozess (38%), die durch eine unterbesetzte öffentliche Verwaltung ausgelöst werden, sowie verzögerte Materiallieferungen auf der Baustelle und Personalengpässe bei den ausführenden Betrieben (jeweils 31%).

Nur 16% der gut 9.200 Befragten, davon rund 6.000 Architekten und 3.200 Ingenieure, haben jetzt schon Liquiditätsprobleme oder sehen, dass sich finanzielle Engpässe noch im ersten Halbjahr 2020 abzeichnen. Doppelt so viele (33%) rechnen damit, in der zweiten Jahreshälfte in Schwierigkeiten zu geraten.

Die Interessenvertretungen bringen sich darum schon frühzeitig mit einem Forderungskatalog in Stellung. Statt verbilligter Förderkredite sollen Zuschüsse ihren Mitgliedern Luft verschaffen. BAK und BIngK schweben außerdem eine "großzügige" Bewilligung von Steuerstundungen und Absenkungen der Vorauszahlungen durch die Finanzbehörden sowie "großzügigere" Verlustverrechnungsmöglichkeiten vor.

Harald Thomeczek

Arbeitsschutzvorgaben sind löchrig

Karriere 07.05.2020
Die neuen Corona-Arbeitsschutzvorgaben geben Firmen Orientierung, mehr aber nicht, sagt die Arbeitsrechtlerin Annette Knoth aus der Kanzlei von Arnecke Siebeth Dabelstein. ... 

Die neuen Corona-Arbeitsschutzvorgaben geben Firmen Orientierung, mehr aber nicht, sagt die Arbeitsrechtlerin Annette Knoth aus der Kanzlei von Arnecke Siebeth Dabelstein.

Immobilien Zeitung: Seit Mitte April gilt der vom Bundesarbeitsministerium veröffentlichte Sars-CoV-2-Arbeitsschutzstandard. Er sieht für Beschäftigte auch der Immobilienbranche am Arbeitsplatz unter anderem einen Mindestabstand von 1,50 m, ggf. Schutzmasken, das Einhalten von Hygieneregeln vor. In diesen Tagen kehren erste Mitarbeiter in Büros und Läden zurück. Dürfen sie wieder nach Hause gehen, wenn ihr Arbeitgeber den Standard nicht beachtet?

Annette Knoth: Die Antwort ist wie oft in rechtlichen Dingen: Es kommt auf den Einzelfall an. Generell hat ein Arbeitnehmer erst einmal kein Recht, nach Hause zu gehen.

IZ: Warum denn nicht? Sein Arbeitgeber verstößt doch gegen die Vorschrift und gefährdet die Gesundheit der Mitarbeiter.

Knoth: Der Standard ist eine Richtlinie und hat keinen verbindlichen Charakter.

IZ: Moment, verstehe ich das richtig? Der Arbeitgeber kann sich daran halten oder es lassen?

Knoth: Die Vorgaben dienen als Entscheidungshilfe für das, was Arbeitgeber tun sollen. Es ist ein Appell und ja, aus dem Standard ergibt sich keine Pflicht wie zum Beispiel aus einem Gesetz, alle Maßnahmen umzusetzen. Ich verstehe das jedoch als eine dem gesellschaftlichen Konsens geschuldete moralisch-psychologische Verpflichtung.

IZ: Welche Sanktionen drohen einem Unternehmen bei Nichteinhalten?

Knoth: Keine. Sanktionen gingen nur, wenn sie drin stünden. Wir kennen das aus anderen Bereichen. Geldbuße, Punkt in Flensburg, Betriebsschließung. So etwas fehlt jedoch im Arbeitsschutzstandard Covid-19.

IZ: Was muss bzw. sollte ein Arbeitgeber nun tun?

Knoth: Die Richtlinie lässt ihm jede Menge Spielraum, insbesondere aufgrund der sehr schwammigen Formulierung. Der eine stellt Desinfektionsmittel auf den Schreibtisch, der andere hängt Seifenspender in die Toiletten. Die konkreteste Maßnahme ist der Mindestabstand von 1,50 m. Aber selbst wenn Firmen den nicht einhalten, dürfen sie weiterarbeiten. Der Mindestabstand ist auch das einzig Überprüfbare, falls es zum Streit käme. Insgesamt betrachtet ist der Arbeitsschutzstandard eine Käseloch-Verordnung, die rechtlich faktisch wirkungslos in Kraft ist.

IZ: Und warum hat der Bundesarbeitsminister die Vorgaben so löchrig gefasst?

Knoth: Er hätte sie in eine stabilere Form gießen können, hat es aber bewusst nicht getan, weil in einer rechtlich verbindlichen Verordnung jedes Detail hätte genau beschrieben sein müssen. Das ist nicht machbar, weil die Branchen zu unterschiedlich sind. Zum Beispiel sind in der Immobilienbranche, am Bau oder im Handel die Voraussetzungen jeweils andere. Außerdem hätten sonst die Unternehmerverbände heftig gegen die Vorgaben protestiert.

IZ: Noch einmal zurück zum Mindestabstand. Angenommen, Mitarbeiter verstoßen gegen die 1,50-m-Regel. Was passiert dann?

Knoth: Wenn ein Mitarbeiter die Abstandsregel permanent verletzt, wäre das aus meiner Sicht abmahnfähig. Vergessenes Händewaschen wäre es nicht.

IZ: Gucken wir mal in die Zukunft. Werden wir dauerhaft mit Mund-Nase-Schutz und Mindestabstand arbeiten?

Knoth: Es ist gut vorstellbar, dass der Mindestabstand in die Arbeitsstättenverordnung aufgenommen und so in Zukunft verpflichtend wird. Andere Maßnahmen könnten zum Beispiel über Betriebsvereinbarungen verbindlich werden.

IZ: Frau Knoth, vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Monika Hillemacher.

Monika Hillemacher