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"Die Unternehmenskultur zählt jetzt doppelt"

Jana Heijenga (links) im Kollegenkreis. So nah wie auf diesem Bild kommen sich die Kollegen in Corona-Zeiten nicht mehr.

Jana Heijenga (links) im Kollegenkreis. So nah wie auf diesem Bild kommen sich die Kollegen in Corona-Zeiten nicht mehr.

Quelle: Robert C. Spies

Karriere 07.05.2020
Seit 2011 ist Jana Heijenga Personalleiterin bei Robert C. Spies. Der Corona-Lockdown ist die erste echte Krisensituation, die die 39-Jährige mit dem Immobilienberater erlebt. Mut macht ... 

Seit 2011 ist Jana Heijenga Personalleiterin bei Robert C. Spies. Der Corona-Lockdown ist die erste echte Krisensituation, die die 39-Jährige mit dem Immobilienberater erlebt. Mut macht Heijenga, dass spätestens die vergangenen Wochen zeigten: Die Moral in der knapp 100 Mann und Frau starken Truppe stimmt. Nicht (nur) deshalb, weil die Kollegen gern ins Büro kommen.

Wir haben eher das Problem, die Leute ins Homeoffice zu bekommen", sagt Jana Heijenga am Telefon und schmunzelt hörbar. Als die Personalchefin am Vortag ihren angestammten Arbeitsplatz aufsuchte, "war es schon recht voll, aber viele Kollegen wollen eben lieber im Büro arbeiten". Sollte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) das angekündigte Recht auf Homeoffice tatsächlich in Gesetzesform gießen, im Hause Robert C. Spies würden vermutlich nicht allzu viele Beschäftigte davon Gebrauch machen.

Dabei käme in Tagen wie diesen keine Firma ohne funktionstüchtige Heimarbeitsplätze aus. Und das wird auch ohne verbrieftes Recht auf Homeoffice erst einmal so bleiben. Schließlich macht das Virus, gegen das noch kein Kraut gewachsen ist, vor allem eins erforderlich: Abstand halten.

Als Mitte März der Lockdown ausgerufen wurde, wechselten sich in der Bremer Zentrale von Robert C. Spies zwei Teams im Wochenrhythmus mit der Nutzung der Räumlichkeiten ab. Spätestens seit Arbeitsminister Heil der Öffentlichkeit vor drei Wochen seinen neuen Sars-CoV-2-Arbeitsschutzstandard vorstellte, tüftelt Heijenga wie so viele andere Personalverantwortliche im Lande an einem neuen Arbeitsplatzkonzept. Immer mehr Mitarbeiter sollen nach den langsamen Lockerungen ins Büro zurückkehren können - ohne dabei der Verbreitung des Virus und einer Gefährdung der Mitarbeiter Vorschub zu leisten. Heijengas Ziel: "Möglichst viele Arbeitsplätze anbieten, aber nicht unbedingt gleich eine hohe Präsenz erzeugen".

Mit Flächen- und Handdesinfektionsmitteln hat sich das Immobilienberatungsunternehmen kräftig eingedeckt, Masken und Trennwände sind schon bestellt. Ein Konzept zur Wegeführung hält Heijenga bis dato für entbehrlich, weil "unsere Flächen sehr großzügig" sind und die Präsenz im Büro "noch deutlich geringer als normal" ist. Unausweichlich ist, dass aufgrund der Corona-Abstandsregeln manche - wohl acht - der vorhandenen 60 Arbeitsplätze in der Zentrale vorerst nicht mehr genutzt werden können.

Beispiel Logistikabteilung: Die bisherigen Doppelbüros werden ausgedünnt, von den fünf Kollegen dieser Abteilung werden künftig nach einem festen Rotationsprinzip wahrscheinlich je drei im Büro und zwei im Homeoffice sitzen. Heijenga selbst macht sich (mit ihrem Mann) schon darauf gefasst, "ein halbes Jahr höchst flexibel sein zu müssen", sagt die Mutter zweier Töchter im Alter von neun und fünf Jahren. Vor allem die Jüngere wird die elterliche Aufsicht noch länger benötigen: Wann die Kitas wieder öffnen, steht in den Sternen.

Mitarbeiter wollten der Firma Urlaub schenken

Das Management-Board um den geschäftsführenden Gesellschafter Jens Lütjen und Personalleiterin Heijenga hat in der Krise nicht nur festgestellt, wie gut Homeoffice funktioniert und dass viele ihrer Leute trotzdem gern ins Büro kommen. Sie haben auch ein hohes Maß an Solidarität erfahren, als sich die Aussichten plötzlich verdüsterten: "Kollegen boten an, auf Gehalt zu verzichten oder dem Unternehmen Urlaub zu schenken."

Kurzarbeit ist auch deshalb für die Geschäftsleitung - im Moment jedenfalls - "total ausgeschlossen", schon "aus moralischer Sicht: Die Mitarbeiter setzen sich voll ein und haben aktuell gut zu tun." Der wohnwirtschaftliche Bereich laufe "unverändert gut", und im Gewerbe- und Investmentbereich sei der Beratungsbedarf in der jetzigen Situation "total groß".

Heijenga ist überzeugt: "Die Unternehmenskultur war uns vorher schon wichtig: Verbindlichkeit, Vertrauen, das Team an erster Stelle, Führungskräfte und Mitarbeiter auf Augenhöhe. In der Krise bewährt sich das jetzt doppelt." Das ist schwer zu prüfen, deckt sich aber mit dem, was das Arbeitgeberbewertungsportal kununu hergibt: Hier hat Robert C. Spies nur Bestnoten von Beschäftigten erhalten. Okay, die Anzahl der Bewertungen ist bei einem 100-Mann-Laden mit Büros im hohen Norden (Bremen, Oldenburg, Hamburg) und Frankfurt nicht so groß. Aber dafür, dass sich auf kununu angeblich nur die Unzufriedenen und die Minderleister äußern, besitzt eine Durchschnittsnote von 4,8 bei maximal fünf Sternen doch eine gewisse Aussagekraft.

Wer jetzt Lust bekommt, sich zu bewerben, möge nichts überstürzen. "Ich will gar nicht sagen, dass wir jedem empfehlen können, bei uns zu arbeiten", antwortet Heijenga auf die Frage, warum jüngere und erfahrenere Immobilienprofis bei Robert C. Spies und nicht etwa einem der ganz großen Namen aus der Immobilienberaterbranche anheuern sollten. "Wir sind wie eine zweite Familie mit einer hohen Professionalität, da können wir mehr bieten als die Großen."

Dass manchen Kandidaten Robert C. Spies eher nicht empfohlen sei, illustriert Heijenga so: "Wir hatten mehrere Bewerber aus großen Häusern bei uns sitzen; da merkt man hin und wieder, dass das ein anderer Typ Mensch ist. Wer bei uns mit dicken Ellenbogen ankommt, hat hier aber keine Chance. Mir ist klar, dass die Ellenbogen wachsen, weil viele Häuser sehr provisionsorientiert zahlen. Wir bieten - zusätzlich zu variablen Anteilen im Vertrieb - schon sehr gute Fixgehälter."

Harald Thomeczek

Kurzarbeit: Hotels stark betroffen, Immobilienbranche kaum

Apps erleichtern die Erfassung der Arbeitszeiten.

Apps erleichtern die Erfassung der Arbeitszeiten.

Quelle: imago images, Urheber: Bernhard Classen

Karriere 05.05.2020
Die Gastronomie und die Hotellerie sind hierzulande die Spitzenreiter in puncto Kurzarbeit. Die Immobilienwirtschaft hat dagegen - bisher - ziemlich selten auf diese Art der Staatshilfe ... 

Die Gastronomie und die Hotellerie sind hierzulande die Spitzenreiter in puncto Kurzarbeit. Die Immobilienwirtschaft hat dagegen - bisher - ziemlich selten auf diese Art der Staatshilfe zurückgegriffen. Das geht aus den Umfragen des ifo-Instituts für den Monat April hervor.

Von Deutschlands Hotelbetrieben fahren 97% Kurzarbeit. In der Gastronomie arbeiten die Beschäftigten sogar in 99% der Unternehmen deutlich weniger als vor der Corona-Krisenpolitik. Auch Mitarbeiter in der Automobilindustrie haben gewaltig unter den Folgen zu leiden (94%). Der Schnitt über alle Branchen liegt bei 50%. Die aktuellen Quoten schlagen alle Zahlen aus der Finanzkrise von 2009.

Auf dem Bau arbeitet jeder dritte Betrieb kurz

Vergleichsweise selten haben bisher Unternehmen aus der Immobilienbranche Kurzarbeit eingeführt. So weist die ifo-Statistik für das Grundstücks- und Wohnungswesen lediglich eine Quote von 11% aus. Im Cluster Architekten, Ingenieure und technische/phsyikalische/chemische Untersuchungen liegt der Anteil mit 26% höher, aber immer noch deutlich unter dem branchenweiten Durchschnitt. Im Bauhauptgewerbe haben immerhin 37% der vom ifo-Institut befragten Betriebe die Option Kurzarbeit gezogen, und im Bereich Gebäudebetreuung/Garten- und Landschaftsbau liegt der Wert mit 57% über dem Schnitt.

Die Wirtschaftsforscher befragten insgesamt rund 9.000 Unternehmen in Deutschland. Die Antworten wurden nach Firmengröße gewichtet.

Peter Dietz,Harald Thomeczek

Das nächste große Maklerhaus geht in Kurzarbeit

Karriere 30.04.2020
Avison Young und JLL haben es schon getan, BNP Paribas Real Estate und NAI apollo auch: Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Mit Savills reagiert nun der nächste Spieler unter den großen ... 

Avison Young und JLL haben es schon getan, BNP Paribas Real Estate und NAI apollo auch: Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Mit Savills reagiert nun der nächste Spieler unter den großen Gewerbeimmobilienmaklern in Deutschland mit dieser Maßnahme auf die Corona-Krise.

"Wir hatten ein sehr gutes erstes Quartal und haben im April die Lage analysiert, damit die zukünftigen Maßnahmen nicht auf Vermutungen aufbauen", erläutert Marcus Lemli, CEO von Savills in Deutschland und Head of Investment Europe. Die Analyse mit Blick auf Deutschland ist nun abgeschlossen: "Um auf die aktuelle und die zu erwartende Marktentwicklung zu reagieren, haben wir zum 1. Mai Kurzarbeit eingeführt", sagt Lemli.

Von den großen Gewerbemaklerhäusern hierzulande befinden sich damit viele in Kurzarbeit: BNP Paribas Real Estate, JLL, Avison Young oder NAI apollo. Der Hintergrund: Nicht zuletzt auf den Investmentmärkten ist es mit den Verwerfungen durch die politischen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des neuartigen Virus ruhiger geworden. Mit der Kontaktsperre sind zudem Besichtigungen oder andere Kundentermine, vor allem mit internationaler Klientel, schwieriger geworden.

Cushman & Wakefield kommt bislang ohne Kurzarbeit aus

Dennoch ausdrücklich nicht in Kurzarbeit gegangen ist bis jetzt Cushman & Wakefield. Bis dato bedeckt hält sich CBRE. Kurzarbeit ist allerdings auch nicht das einzige Mittel der Liquiditätssicherung. Als ein anderes mögliches Instrument gilt z.B. allgemein die Verschiebung von Gehaltserhöhungen oder Bonusauszahlungen.

Details zum Umfang oder zu einer Aufstockung des Kurzarbeitergelds bei Savills nannte Deutschlandchef Lemli nicht. In den anderen Häusern sind je nach Abteilung Reduzierungen der Arbeitszeit um 50% oder 60% nicht unüblich. Manche Abteilungen sind auch ganz davon ausgenommen. Gravierende Unterschiede gibt es dem Hörensagen nach in puncto Auffüllung des Kurzarbeitergelds: Während bestimmte Maklerunternehmen komplett oder zumindest teilweise aufstocken, sichern andere die Liquidität lieber maximal und verzichten auf diese Möglichkeit.

Harald Thomeczek

Die besten Chefs sorgen für einen entspannten Büroalltag

Mobil und zu flexiblen Zeiten arbeiten zu können, mache einen Arbeitgeber attraktiv, sagen die Befragten einer Wisag-Studie.

Mobil und zu flexiblen Zeiten arbeiten zu können, mache einen Arbeitgeber attraktiv, sagen die Befragten einer Wisag-Studie.

Quelle: imago images, Urheber: Westend61

Karriere 30.04.2020
Flexible Arbeitszeitmodelle, unbefristete Verträge und ein entspannter Start in den Büroalltag: Im Kampf um begehrte Fachkräfte stehen besonders solche Unternehmen gut da, die ihren ... 

Flexible Arbeitszeitmodelle, unbefristete Verträge und ein entspannter Start in den Büroalltag: Im Kampf um begehrte Fachkräfte stehen besonders solche Unternehmen gut da, die ihren Mitarbeitern viel Freiheit lassen, Sicherheit bieten und ihnen ein effektives Arbeiten ohne störende Nebengeräusche ermöglichen. Das zeigt die Umfrage zum Nachhaltigkeitsradar 2019 von Wisag Facility Service.

"Mach mir keinen Stress, Chef! Ich will in Ruhe meine Arbeit machen." So lassen sich die Ergebnisse des Nachhaltigkeitsradars 2019 von Wisag Facility Service grob zusammenfassen. Der Facility-Manager hatte dazu 600 Experten aus der Immobilienbranche u.a. gefragt, was eine starke Arbeitgebermarke und einen attraktiven Arbeitsplatz ausmacht.

Die Teilnehmerschar war vielfältig: Facility-, Property- und Asset-Manager, Berater, Mieter, Corporates, Planer, Architekten, Bauunternehmen und Projektentwickler haben mitgemacht. 60% von ihnen sind Führungskräfte, ein gutes Drittel Mitarbeiter ohne Führungsposition. Obgleich die Umfrage von Februar bis Mai 2019, also deutlich vor den Einschnitten durch die Corona-Krise, stattgefunden hat, bietet sie Anhaltspunkte, mit welchen Rahmenbedingungen Chefs aus ihren Firmen Wunscharbeitgeber machen können.

Weit oben auf der Liste der Merkmale, die nach Meinung der Befragten eine Arbeitgebermarke stärken, stehen flexible Arbeitszeitmodelle. 78% befürworten es besonders, wenn sie selbst wählen können, wie sie ihre Arbeitszeit einteilen. Für jeweils etwa drei von vier Befragten sind unbefristete Arbeitsverträge sowie Entwicklungsmöglichkeiten und Karrierechancen wichtig bei der Arbeitgeberwahl. "Unternehmen müssen also nicht zwingend mehr Geld in die Hand nehmen, um Mitarbeiter zu locken oder zu binden", sagt Holger Kube, Verantwortlicher für das Wisag Nachhaltigkeitsradar. Auf den dann folgenden Plätzen stehen Leistungszulagen und Sonderzahlungen (besonders wichtig für 60% der Befragten) und attraktiv gestaltete Arbeitsplätze (58%). "Erst dann erscheinen im Ranking Maßnahmen, die dem Bereich Corporate Social Responsibility zugeordnet werden können", erläutert Wisag die Ergebnisse. Und dabei fallen vor allem die Maßnahmen ins Gewicht, von denen der Mitarbeiter direkt selbst profitiert, z.B. Sport- und Gesundheitsangebote für Mitarbeiter (55%) und die Förderung des Teamspirits (48%). Das gemeinnützige Engagement des Unternehmens fällt mit 27% deutlich ab. Ebenfalls im mittleren und hinteren Feld der Maßnahmen für eine starke Arbeitgebermarke stehen Aspekte, die konkret mit Nachhaltigkeit verbunden werden: Mobilität (52%), Einkauf (21%) und die Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsaktivitäten (15%).

Gemeinnützige Aktionen sind nur wenigen wichtig

Wisag hat die Abstimmung weiter analysiert und sie in einen Zusammenhang mit Alter und Position der Befragten gebracht. Während flexible Arbeitszeiten durch alle Hierarchien und Altersklassen hinweg gefordert werden, gibt es anderswo Unterschiede. "Vorstände, Geschäftsführer und Abteilungsleiter sehen eine höhere Relevanz in Entwicklungsmöglichkeiten als in unbefristeten Arbeitsverträgen", kommentiert Wisag. "Bei den Mitarbeitern und Teamleitern ist das genau umgekehrt." Ebenfalls deutlich werde, "dass die Geschäftsführer - von allen Teilnehmern - diejenigen sind, von denen die Wohlfühlfaktoren attraktiv gestaltete Arbeitsplätze, Sport- und Gesundheitsangebote, aber auch Teamspirit sowie gemeinnütziges Engagement die meiste Zustimmung erhalten. Mit Ausnahme der Vorstände ist die Bewertung der Relevanz dieser Maßnahmen tendenziell umso größer, je höher die Position der Teilnehmer ist." Eine mögliche Interpretation sei, dass es mit steigender Position immer weniger um existenzielle Ziele, sondern mehr um den persönlichen Komfort geht. Bei Mitarbeitern ohne Führungsposition punkten derweil Leistungszulagen sowie nachhaltige Mobilität und ein nachhaltiger Einkauf stärker als in anderen Gruppen.

Ein Blick auf die Altersklassen zeigt, dass z.B. Karrierechancen, Gesundheitsangebote, die Förderung des Teamspirits und die Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsaktivitäten vor allem für die jüngsten Befragten, die 20- bis 29-Jährigen, zu einer starken Arbeitgebermarke dazugehören. Einig sind sich alle Umfrageteilnehmer von 20 bis über 59 Jahre, dass die Schlusslichter des Rankings nämlich gemeinnütziges Engagement, nachhaltiger Einkauf und z.B. Nachhaltigkeitsberichte, die Marke nur begrenzt stärken.

Ist die FM-Branche attraktiv wird es günstiger

Wisag hat in seinem Nachhaltigkeitsradar mit der Frage, was denn attraktive Arbeitsplätze ausmacht, den Fokus weiter auf den individuellen Büroalltag geschärft. Der Facility-Manager fasst die Resultate unter der Überschrift "Hauptsache kein Anfahrtsstress" zusammen. Denn kostenfreies Parken, eine gute ÖPNV-Anbindung und Homeoffice gehören mit Zustimmungsquoten von 63% bis 66% für die Befragten zu den bestimmenden Faktoren für einen Wohlfühl-Arbeitsplatz. Erst danach folgen ergonomische Büromöbel (58%) und Raum für kreatives Teamwork (50%). Am Ende der Wunschliste stehen die individuelle Steuerung von Heizung, Licht und Lüftung sowie diverse Bürokonzepte und der Conciergeservice (12%). "Angebote, die unmittelbar mit dem Arbeitsplatz verknüpft sind und auf die Angestellte selbst wenig Einfluss haben, sind tendenziell wichtiger", sagt Kube. Conciergeangebote wie Paketstationen oder Reinigungsservice oder das Fitnessstudio ließen sich Wisag zufolge auch individuell und jenseits der Arbeitswelt nutzen.

Bezieht man das Alter der Befragten, also auch die Bedürfnisse der unterschiedlichen Generationen in die Analyse mit ein, wird klar: Für 20- bis 29-Jährige liegt die gute ÖPNV-Anbindung mit Abstand auf dem ersten Platz. Zusammen mit den hohen Zustimmungsraten zu den Angeboten Aufenthalts-, Fitness- und Spielbereiche, modernes Raumdesign sowie Zentralität des Standorts zieht Wisag den Schluss, dass die jüngere Generation "weniger eine klare Grenze zwischen Arbeitswelt und Privatleben" zieht. Die Beschäftigten im Alter von 30 bis 39 Jahren schätzen derweil die Vorzüge des Homeoffice besonders - vermutlich um Beruf und junge Familie unter einen Hut zu bekommen. Kostenlose Parkmöglichkeiten sind den 40- bis 59-Jährigen am wichtigsten, den Ü59ern die ergonomischen Büromöbel.

Dass sich die Investitionen in zielgerichtete Maßnahmen zum Wohle der Mitarbeiter für die ganze Branche auszahlen, zeigt der Blick auf die Preis- und Kostenentwicklung im Facility-Management (FM), die auf den Fachkräftemangel zurückzuführen ist. 48% der Befragten meinten zum Zeitpunkt der Befragung, dass es dato zu einer Kostensteigerung gekommen sei. 23% erwarteten das Plus in den nächsten drei Jahren. Dies könnte einen Trend zum stärkeren Insourcing von FM-Leistungen in Unternehmen zur Folge haben, den es aus der Sicht der Dienstleister der FM-Branche einzudämmen gilt.

Anke Pipke

Das Personalkarussel dreht sich bei Avison Young

Karriere 30.04.2020
Das kanadische Maklerhaus Avison Young will hierzulande durch Zukäufe wachsen. Managing Director Markus Bruckner und Oliver Herrmann verlassen die Firma derweil, hat die Immobilien Zeitung ... 

Das kanadische Maklerhaus Avison Young will hierzulande durch Zukäufe wachsen. Managing Director Markus Bruckner und Oliver Herrmann verlassen die Firma derweil, hat die Immobilien Zeitung erfahren.

Bruckners Abschied bestätigt Avison Young (AY): "Markus Bruckner hat sich entschieden, zu Mitte 2020 seine Geschäftsführungsposition bei Avison Young in Deutschland niederzulegen und dadurch den Eintritt in eine neue Lebensphase einzuläuten." Ein genauer Abschiedstermin steht bei Bruckner noch nicht fest. Vermutlich, weil noch kein Nachfolger für den 56-Jährigen als Leiter des Münchner AY-Büros gefunden ist.

AY scheint eine Lösung via Zukauf zu favorisieren: Nach Recherchen der Immobilien Zeitung hat das kanadischstämmige Unternehmen, das in Deutschland von CEO Udo Stöckl geführt wird, versucht, bei anderen Playern zu wildern - inklusive Führungsebene. Im Markt ist jedenfalls bekannt, dass AY vor ein paar Monaten ganze Teams samt Geschäftsführung von anderen Maklerfirmen abwerben wollte. AY soll, so heißt es, in München noch nicht die Rolle am Gewerbemaklermarkt spielen, die den kanadischen Konzernlenkern vorschwebt. Bislang sollen die Übernahmebemühungen in München ohne Erfolg geblieben sein. Dabei ist das Unternehmen für hohe Gehälter und Boni und eine offensive Abwerbepolitik bekannt, heißt es.

Bruckner ist seit Oktober 2014 Partner und Managing Director bei Avison Young Germany. Er war Mitarbeiter Nummer zwei nach CEO Stöckl. Vorher führte er mit Partnern eine Fondsgesellschaft und leitete bei Real I.S. den weltweiten Immobilienan- und -verkauf. Nach seinem avisierten Abschied von AY will sich Bruckner vor allem als Projektentwickler betätigen. Er gehe nach "sehr erfolgreichen, aber auch ausgesprochen anstrengenden Jahren auf eigenen Wunsch und im besten Einvernehmen", so Bruckner.

Auch Oliver Herrmann verlässt AY. Er kam im August 2015 als Investmentchef für Hamburg ins Haus. Drei Jahre später übernahm er die Leitung der Niederlassung im Norden. Vor einem Jahr wurde er zum Partner befördert. Die Firma wollte die Trennung von Herrmann auf Anfrage nicht bestätigen: "Zu arbeitsrechtlichen Details äußert sich Avison Young grundsätzlich nicht." Dem Vernehmen nach hat sich AY im Unfrieden von Herrmann getrennt. Weil er keinen Aufhebungsvertrag habe unterzeichnen wollen, sei Herrmann nach Nordrhein-Westfalen versetzt worden, ist am Markt zu hören. Laut seinem LinkedIn-Profil firmierte er zuletzt tatsächlich als Head of Capital Markets Düsseldorf.

AY hatte 2019 in Hamburg Völckers & Cie. mit 20 Leuten übernommen. Die alte Hamburger AY-Mannschaft schrumpfte danach: Neben Herrmann gingen u.a. auch Investmentmakler Roman Negle und Bürovermieterin Marit Marie Gockel. Negle war vier Jahre bei AY, zuletzt als Director Investment. Insgesamt soll gleich ein halbes Dutzend Altkollegen das Schiff verlassen haben.

Zwei Neuzugänge für das europäische Investmentteam

AY hat aber zurzeit nicht nur Abgänge zu verzeichnen, sondern kürzlich auch zwei neue Namen für das europäische Capital-Markets-Team verpflichtet: Martin Brümmer und Christian Schreiber. Die beiden Principals kommen von Brookfield Financial. Brümmer und Schreiber haben ihre Schreibtische zwar in München stehen, gehören aber der Londoner Investmenttruppe von Avison Young an. Kümmern sollen sie sich künftig allerdings insbesondere um Kunden in der Dach-Region.

Harald Thomeczek

Büromarkt: Heil will Homeoffice für alle und immer

Karriere 26.04.2020
Mit dem Lockdown Mitte März sind ganze Abteilungen und sogar Firmen schlagartig ins Homeoffice umgezogen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will für Büroarbeiter ein dauerhaftes Recht ... 

Mit dem Lockdown Mitte März sind ganze Abteilungen und sogar Firmen schlagartig ins Homeoffice umgezogen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will für Büroarbeiter ein dauerhaftes Recht darauf schaffen, das klassische Office mit dem häuslichen Arbeitsplatz zu tauschen – auch nach der Corona-Zeit.

"Ich arbeite an einem neuen Gesetz für ein Recht auf Homeoffice, das ich bis Herbst vorlegen werde. Jeder, der möchte und bei dem es der Arbeitsplatz zulässt, soll im Homeoffice arbeiten können – auch wenn die Corona-Pandemie wieder vorbei ist", sagte Arbeitsminister Heil in einem Interview mit der Bild am Sonntag.

Vor der Krise war Homeoffice meist nur etwas für bestimmte Berufsgruppen, z.B. Vertriebler, die viel auf Reisen sind und daher ohnehin eher selten im klassischen Büro tätig sind. Oder die Arbeitgeber machten die Anwesenheit im Büro zur Regel und die Arbeit in den heimischen vier Wänden zur Ausnahme. Heil schwebt offenbar ein großzügigerer Gebrauch von Heimarbeit vor: "Man darf entweder komplett auf Homeoffice umsteigen oder auch für ein oder zwei Tage die Woche."

Auch Parteikollege und Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) outete sich in dem Interview mit der Bild am Sonntag als Anhänger moderner Arbeitsformen: "Die vergangenen Wochen haben gezeigt, wie viel im Homeoffice möglich ist - das ist eine echte Errungenschaft, hinter die wir nicht mehr zurückfallen sollten." Schätzungen zufolge soll sich der Anteil der Mitarbeiter, die zuhause ihren Job machen, durch den Shutdown auf 25% verdoppelt haben.

Harald Thomeczek

C&W-Deutschlandchef Postleb spendet für Kollegen

Karriere 24.04.2020
Yvo Postleb, Head of Germany von Cushman & Wakefield (C&W), verzichtet zugunsten von Kollegen, die von der Corona-Krise betroffen sind, auf einen Teil seines Gehalts. ... 

Yvo Postleb, Head of Germany von Cushman & Wakefield (C&W), verzichtet zugunsten von Kollegen, die von der Corona-Krise betroffen sind, auf einen Teil seines Gehalts.

Das globale Management von C&W hat den Global Employee Assistance Fund vor einer Woche aufgelegt. Die Konzernlenker verzichten auf 20% bis 25% ihres Grundgehalts.

"Der Fonds hilft C&W-Mitarbeitern weltweit, die von der Corona-Krise besonders hart getroffen sind. Es ist uns ein Anliegen, dieses Projekt auch aus Deutschland heraus zu unterstützen", teilt Verena Bauer, Head of Marketing & Communications Germany, auf IZ-Anfrage mit. Postleb verzichtet ab sofort auf einen Teil seines Gehalts und spendet diesen in den Fonds. Einen genauen Prozentsatz mochte Bauer nicht nennen.

Der einzige Spender in Deutschland ist Postleb nicht: "Die Resonanz der deutschen Mitarbeiter auf den Fonds und auf die Möglichkeit, sich mit besonders betroffenen Kollegen solidarisch zu zeigen, war sehr positiv", versichert Bauer. Genaueres ist jedoch auch hierzu nicht bekannt: Das Unternehmen würde das Engagement seiner Leute "nicht auf Personenebene tracken".

CEO Brett White zufolge will C&W mit dem Hilfsangebot vor allem jene Kollegen unterstützen, die ihren Arbeitsort nicht in die heimischen vier Wände verlegen können, sondern für die Sauberkeit, Sicherheit und Betriebstüchtigkeit von Gebäuden, die auch in der Krise funktionieren müssen, garantieren: Hausmeister, Handwerker oder Hausverwalter. Grundsätzlich steht das Hilfsangebot aber allen Kollegen in Regionen offen, die von der Corona-Krise betroffen sind.

Harald Thomeczek

Planer machen sich auf schwere Zeiten gefasst

Architekten und Ingenieure können sich, besagt eine aktuelle Umfrage, ausrechnen, wann ihre Auftragspipeline versiegt.

Architekten und Ingenieure können sich, besagt eine aktuelle Umfrage, ausrechnen, wann ihre Auftragspipeline versiegt.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: goodluz

Karriere 23.04.2020
Noch arbeiten viele Architekten und Ingenieure Aufträge ab, die sie vor dem Lockdown erhalten haben. Zwei Drittel der Büroinhaber benötigen derzeit keine finanzielle Hilfe, wie eine ... 

Noch arbeiten viele Architekten und Ingenieure Aufträge ab, die sie vor dem Lockdown erhalten haben. Zwei Drittel der Büroinhaber benötigen derzeit keine finanzielle Hilfe, wie eine aktuelle Umfrage der Bundesarchitekten- und der Bundesingenieurkammer zeigt. Für das zweite Halbjahr 2020 rechnen die Planer aber wegen der Corona-Krise mit einer deutlichen Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage. Die Interessenvertretungen bringen sich für Hilfeersuchen in Stellung.

"Bei Planern tritt die Krise um Monate verzögert ein, weil sie im Homeoffice bestehende Aufträge abarbeiten und im Moment noch Geld für alte Rechnungen erhalten", sagt Philip Steden, Referatsleiter Wirtschaftspolitik bei der Bundesarchitektenkammer (BAK). Deshalb hätten viele Büros derzeit noch keine Liquiditätsprobleme.

Doch die ersten Vorboten einer Krise sind bereits da: Jedes zweite Büro (50%) beklagt laut der Umfrage schon jetzt, dass Aufträge auf Eis gelegt oder gar ganz abgesagt werden. Und die Akquise neuer Aufträge werde sowieso immer schwieriger, weil Bauherren Vergabeverfahren zurückstellten, so Steden.

Zurückgestellte Aufträge und Verzögerungen

Zu schaffen machen den Planern zudem Verzögerungen im Genehmigungsprozess (38%), die durch eine unterbesetzte öffentliche Verwaltung ausgelöst werden, sowie verzögerte Materiallieferungen auf der Baustelle und Personalengpässe bei den ausführenden Betrieben (jeweils 31%).

In Schwierigkeiten steckt aber nur ein kleiner Teil der 9.226 Befragten. Lediglich 16% sagen, sie hätten bereits Liquiditätsprobleme oder sähen schon jetzt, dass sich finanzielle Engpässe noch im ersten Halbjahr 2020 abzeichnen. Doppelt so viele (33%) rechnen jedoch für die zweite Jahreshälfte mit Liquiditätsproblemen.

Das dicke Ende kommt noch

"Noch schaffen es glücklicherweise viele Ingenieurbüros, die Folgen der Corona-Krise abzufangen. Allerdings ist jetzt schon abzusehen, dass die Probleme im Planungswesen z.B. durch nachgelagerte Rechnungslegung erst verzögert auftreten", sagt Hans-Ullrich Kammeyer, Präsident der Bundesingenieurkammer (BIngK). Das Dilemma dabei: "Viele Nothilfeprogramme laufen nur drei Monate - aber viele Planer bekommen erst danach Probleme", so Steden.

Zuschüsse statt Förderkredite

Die Interessenvertretungen bringen sich darum schon frühzeitig mit einem Forderungskatalog für ihre Mitglieder in Stellung. Sie wollen u.a. Hilfspakete für planende Berufe angepasst sehen. Statt verbilligter Förderkredite sollen Zuschüsse Architekten und Ingenieuren Luft verschaffen. Von den Planern selbst sagen aktuell 20%, dass sie schon jetzt Zuschüsse nötig haben.

Steuervorauszahlungen drücken

Den Kammern schweben außerdem eine "großzügige" Bewilligung von Steuerstundungen und Absenkungen der Vorauszahlungen durch die Finanzbehörden vor - und zwar über das zweite Quartal 2020 hinaus. Der Gesetzgeber sollte darüber hinaus, fordern BAK und BIngK, "großzügigere" Verlustverrechnungsmöglichkeiten beschließen. Was die von BAK und BIngK vertretenen Architekten und Ingenieure angeht, rufen 21% bereits heute nach einer Entlastung bei den Steuervorauszahlungen.

Die Online-Befragung fand vom 6. bis zum 14. April 2020 statt. Durchgeführt wurde sie vom Marktforschungsunternehmen Reiß & Hommerich im Auftrag von BIngK und BAK. Mitgemacht haben 9.226 Befragte: 6.013 Mitglieder der Architekten- und 3.213 Mitglieder der Ingenieurkammer.

Harald Thomeczek

Die Jobs bei Dreso sind erst mal sicher

Steffen Szeidl sucht mit Drees & Sommer den Weg zurück zur Normalität.

Steffen Szeidl sucht mit Drees & Sommer den Weg zurück zur Normalität.

Quelle: Drees & Sommer SE, Urheber: Leif-Hendrik Piechowski

Karriere 23.04.2020
Drees & Sommer (Dreso) sieht die Arbeitsplätze seiner weltweit rund 4.000 Mitarbeiter in der Corona-Krise im Moment nicht in Gefahr. "Wenn alles bis Ende August wieder anläuft, halten ... 

Drees & Sommer (Dreso) sieht die Arbeitsplätze seiner weltweit rund 4.000 Mitarbeiter in der Corona-Krise im Moment nicht in Gefahr. "Wenn alles bis Ende August wieder anläuft, halten wir das gut durch", sagte Vorstandsmitglied Steffen Szeidl im Gespräch mit der Immobilien Zeitung. Das Planungs- und Beratungsunternehmen reagiert mit neuen Leistungsbildern, einem vorübergehenden Verzicht auf einen Teil der Bonuszahlungen und einer gedrosselten Personalpolitik auf die Krise.

Das international tätige Unternehmen aus Stuttgart spürt die Krise an vielen Stellen. Das von eh und je Marktschwankungen unterworfene Beratungsgeschäft mit Transaktionen oder im FM-Consulting hat dabei stärker gelitten als die klassischen Management- oder Planungsaufträge. Deutschen Großkunden aus der Automobilindustrie sind die Hände gebunden. Bauprojekte in China, aber auch in Europa - Spanien oder Italien, Frankreich oder Niederlande - wurden ausgebremst. In einzelnen europäischen Ländern, darunter Österreich oder die Schweiz, wo Dreso ebenfalls große Projekte am Laufen hat, wurde Kurzarbeit angemeldet. Das Kurzarbeitergeld stockt Dreso auf 80% auf.

Kurzarbeit bisher nur im Ausland

In Deutschland schickte der Mittelständler aus dem Ländle die Mitarbeiter bisher nicht in Kurzarbeit: "Die Arbeit ist ja da. 95% unserer Beratungsprojekte und Baustellen laufen", sagt Szeidl. "Und wo doch etwas gestoppt wurde, gilt es jetzt eben, die Arbeit flexibel auf die einzelnen Unternehmenseinheiten zu verteilen."

Um Liquidität zu sichern, greift Dreso zu diversen Instrumenten. Eines davon: Die Führungsmannschaft und die Mitarbeiter verzichten vorerst auf Geld. Die beiden obersten Führungsebenen, also Partner und Associate Partner (insgesamt rund 90 Personen), bekommen im April nur 40% ihres Bonus für das Jahr 2019, das sehr gut lief, fristgerecht ausgezahlt. Die restlichen 60% sollen sie im Juni erhalten, wenn alles gut geht. Praktisch alle anderen Mitarbeiter dagegen sehen 80% der Gewinnbeteiligung schon jetzt und müssen zunächst nur auf 20% verzichten. "Der andere Teil wird im Nachgang ausgeschüttet oder als Risikopuffer einbehalten", sagt Szeidl.

Sollte Dreso in Deutschland ebenfalls auf das Mittel Kurzarbeit zurückgreifen, will das Unternehmen laut Szeidl auch hier "80% des Gehalts absichern". Für die reduzierte Arbeitszeit erhalten Arbeitnehmer bis zu einer Beitragsbemessungsgrenze (6.900 Euro in westlichen Bundesländern, 6.450 Euro im Osten) von der Arbeitsagentur ein Kurzarbeitergeld in Höhe von 60% des Nettogehalts bzw. 67% bei Mitarbeitern mit Kindern. In Deutschland sei Kurzarbeit - wenn überhaupt - nur in vereinzelten Teileinheiten ab Mai oder Juni geplant. Derzeit kämen jedoch noch viele Aufträge rein, sodass dies nicht mit Sicherheit notwendig sein werde.

Neue Kollegen, die schon vor dem Shutdown eingestellt wurden, müssen allerdings ihren Beitrag zur Liquiditätssicherung leisten: "Wer laut Arbeitsvertrag offiziell zum 1. Mai oder zum 1. Juni anfängt, bei dem reduzieren wir die Probezeit", erklärt Szeidl. Das offizielle Startdatum bleibt, aber die Leute fangen de facto einen oder zwei Monate später an. Die Idee hinter der Sache: Vergütet wird die entgangene Arbeitszeit nicht, Geld eingespart.

Bis August kommt Dreso Stand heute in der Heimat gut durch die Krise, ist sich Szeidl sicher. "Wir gehen in unserem Szenario davon aus, dass wir bis Ende Juni in Deutschland einen Zustand der Arbeitsfähigkeit erreicht haben: dass die Produktion in der Industrie, z.B. bei den Autobauern und ihren Zulieferern, wieder auf Hochtouren läuft, dass Restaurants, Hotels und Geschäfte wieder mit Auflagen öffnen dürfen - und dass die Baustellen weiterhin durchgängig betrieben werden dürfen."

Neueinstellungen hat Dreso nach dem behördlich verordneten Shutdown in Deutschland Mitte März sofort zu einem großen Teil zurückgestellt. Hat das Unternehmen sonst laufend um die 350 bis 400 Stellen weltweit ausgeschrieben, beschränkt es sich jetzt auf knapp 100 Positionen, die sich um die strategischen Zukunftsfelder Digitalisierung und Nachhaltigkeit ranken.

"Die meisten großen Unternehmen können diese Situation nur zwei bis maximal vier Monate stemmen, dann wird es zu Insolvenzen und existenzbedrohenden Schräglagen kommen", sagt Szeidl mit Blick auf die deutsche Wirtschaft. Für die Autoindustrie und ihre Zulieferer stehen jetzt schon Umsatzverluste von 25% bis 40% im Raum. Den Rekrutierungsstopp für das Gros der Jobs will das Dreso-Management erst aufheben, wenn sich abzeichnet, wohin die Reise für die Unternehmen geht.

Offene Stellen wurden auch aus praktischen Erwägungen auf Eis gelegt: "Wie sollen wir denn einen Planer onboarden, wenn alle im Homeoffice sind?", fragt Szeidl rhetorisch. Bei einem Bauleiter ginge das ja vielleicht noch eher, weil er mit seinen Kollegen auf der Baustelle zusammenkommt, überlegt Szeidl. Andererseits soll sich die Mannschaft lieber voll und ganz auf die Projekte konzentrieren.

Das Beratungsgeschäft, das u.a. die Bereiche Real Estate Consulting, Facility-Management-Beratung, Engineering-Beratung und User Experience umfasst, trug im Jahr 2019 ca. 80 Mio. zum Gesamtumsatz von 500 Mio. Euro bei, wie Szeidl der Immobilien Zeitung exklusiv verrät. Um Umsatzrückgänge vor allem in diesem Segment zu kompensieren, wurden in den vergangenen Wochen mehrere neue Leistungsbilder entworfen, mit denen Dreso Kunden in der Krise beispringt. Eins davon rankt sich um die kontrollierte Stilllegung von Gebäuden, das Leerstandsmanagement und die Wiederinbetriebnahme. "Zehn bis zwölf Aufträge in diesem Bereich haben wir schon erhalten", berichtet Szeidl. "Eigentlich waren wir davon ausgegangen, dass uns im Real Estate Consulting zwei Wochen vor Ostern die Arbeit ausgeht. Mit den neuen Aufträgen kommen wir schon viel weiter."

Dreso denkt zudem jetzt für öffentliche Bauherren über die Wiederbelebung stillgelegter Krankenhäuser oder die Umnutzung von Messe- und Sporthallen nach. "Das geht bis zu Containerlösungen beim Landarzt." Szeidl hat dabei nicht nur an die reine Gebäudehülle im Sinn, sondern auch "Modular Health Solutions", also vollständig ausgestattete Behandlungsräume für Covid19-Patienten, die kurzfristig geschaffen und "vor die Klinik gestellt" werden können.

Reaktivierung hier, drohende Deaktivierung da: Auch Baustellen, die geschlossen werden müssen, sind ein Geschäftsfeld. Wird eine Baustelle stillgelegt, drohen vor allem bei Großprojekten die Zeit- und Budgetpläne aus dem Ruder zu laufen. Schließlich entstehen auch dann Kosten, wenn die Arbeiten ruhen. Szeidl rechnet vor: "Der Abbau von zwei Kränen kostet z.B. um die 10.000 Euro. Aber wenn die nur rumstehen, ohne genutzt zu werden, verursachen sie vielleicht Kosten von 30.000 oder 40.000 Euro." Andererseits sei die günstigste Lösung nicht immer zugleich die beste für einen schnellen Neustart.

Eine starke Zunahme sieht Szeidl bei der digitalen Steuerung von Abläufen am Bau (Lean Construction Management). "Gewisse Ressourcen fehlen auf den Baustellen ja jetzt schon. Hier helfen digitale Lösungen, um besser zu koordinieren." Der Dreso-Manager denkt an Hilfskräfte aus Polen oder Tschechien und ausbleibendes Baumaterial. "Hat ein Malertrupp z.B. auf der einen Baustelle gerade nichts zu tun, weil es irgendwo hakt, könnte man ihn auf einer anderen einsetzen."

Ein anderes Beispiel: Remote Desktop Due Diligence. Darunter verbirgt sich die Ankaufsprüfung ohne eine Vor-Ort-Begehung oder maximal mit einer Schnellbegehung durch Dreso. Das geht natürlich nur, räumt Szeidl ein, "wenn die Daten vorhanden sind". Selbst dann ist das Risiko für den Käufer einen Tick größer - aber die Chancen auch.

Mit einem "Ideathon" zu neuen Geschäftsideen

Die neuen Businessmodelle sind zum Teil von der eigenen Belegschaft erdacht worden. Das Dreso-Management bat die Mitarbeiter zum digitalen "Ideathon". Sinn der Übung: konkrete, direkt umsetzbare Krisenlösungen für die Kunden entwickeln. "Es gab über 50 Einreichungen, und es wurden fünf Sieger gekürt", erzählt Szeidl. "Teils sind das interne Effizienzthemen, teils gehen wir mit externen Partnern Geschäftsmodelle an."

Während die Pandemie Europa voll im Griff hat, befindet sich Dreso in China mit knapp 60 Mitarbeitern im Restart-Modus. "Es geht jetzt nicht nur darum, Projekte hochzufahren, sondern auch darum, den Stillstand aufzuholen, soweit es geht. Außerdem müssen wir die Verträge mit unseren Kunden anpassen, z.B. neue Fertigstellungstermine vereinbaren - das ist nahezu die doppelte Arbeit beim Wiederhochfahren der Baustelle."

Harald Thomeczek