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Am liebsten in die Projektentwicklung

Karriere 24.08.2023
Vielseitig und krisensicher – so stellen sich Studenten ihre zukünftige Tätigkeit in der Immobilienbranche vor. Beliebteste Sparte bleibt die Projektentwicklung, doch das Asset-Management und ... 

Vielseitig und krisensicher – so stellen sich Studenten ihre zukünftige Tätigkeit in der Immobilienbranche vor. Beliebteste Sparte bleibt die Projektentwicklung, doch das Asset-Management und Beratungsunternehmen fassen immer mehr ins Auge.

Geplatzte Projekte und Insolvenzen haben dem Ansehen der Projektentwickler in den Augen der Next Gen in den vergangenen Monaten nicht geschadet: Mit ihren Ruf als vielseitige Sparte mit hohem strategischen Anteil bleibt die Projektentwicklung die begehrteste Zielrichtung unter den Teilnehmern der Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung (IZ). Doch beim Verteidigen ihrer Spitzenposition muss die Disziplin einstecken. Während vor zwei Jahren noch fast jeder dritte Student in diesem Feld Karriere machen wollte, zieht es 2023 nur noch rund 17% der Absolventen an.

Das durchschnittliche Wunscheinstiegsgehalt in der Projektentwicklung liegt bei 54.971 Euro jährlich und weniger als 100 Euro vom Traumgehalt im Asset-Management (55.081 Euro) entfernt. Letzteres belegt 2023 Platz zwei. "Man kann hier Teil des aktuellen Wandels der Branche hin zu mehr Nachhaltigkeit sein", begründet eine Studentin aus Regensburg die Wahl des Traumberufs. Andere beschreiben ihn als "krisensicher" und schätzen die "Nähe zu einzelnen Objekten".

Mit "Cash" und "Kundenkontakt" verbindet der Nachwuchs das Investment-Management. Die Gehaltserwartungen liegen hier ungebremst bei fast 58.000 Euro zum Einstieg und bei fast 75.000 wenige Jahre später. Doch auch in der Immobilienberatung hoffen immer mehr Studenten auf ein langfristiges und sehr gutes Einkommen. Die Sparte zieht fast 10% der Studenten an – doppelt so viele wie noch vor zwei Jahren. Etwa 55.600 Euro erwarten sie als Einstiegsgehalt, bis zu 69.000 Euro schon wenige Jahre später. Fasziniert sind die Studenten von den Möglichkeiten "sich mit künftigen Herausforderungen der Branche auseinanderzusetzen", erklärt ein Fachhochschulstudent. Verbreitet ist zudem die Vermutung, dass die Nachfrage in der Beratung in naher Zukunft steigt.

Eine Tätigkeit als Makler kommt für 6,4% der Berufsanfänger infrage. Der Beruf ist vor allem unter Absolventen mit einem Bachelor beliebt. Die Mehrheit von ihnen möchte Wohnungen vermitteln. Sie sehen diese Assetklasse als "robust und nicht auf die Metropolregionen beschränkt". Dennoch schätzen die Nachwuchsmakler das mögliche Einkommen beim Vermitteln von Gewerbeimmobilien mit 55.179 Euro Jahresgehalt im Durchschnitt etwa 300 Euro höher ein als bei den Kollegen, die sich mit Wohnimmobilien beschäftigen.

Die niedrigsten Einstiegsgehälter schreiben die Absolventen den Disziplinen Property-Management, Facility-Management und der klassischen Hausverwaltung zu. So könnten sich einige vorstellen, mit einem ersten Jahresgehalt von rund 40.000 Euro in eine der drei Sparten einzusteigen. Der Median liegt in allen drei Feldern knapp unter 50.000 Euro. Die akademische Konkurrenz unter den Bewerbern dürfte hier am geringsten sein: Alle drei Sparten zusammen überzeugten in der IZ-Arbeitsmarktumfrage nur 3,7% der Studenten.

Janina Stadel

Weil wir es euch wert sind

An ihren ersten Job und ihr erstes Gehalt haben Absolventen hohe Erwartungen.

An ihren ersten Job und ihr erstes Gehalt haben Absolventen hohe Erwartungen.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: ASDF

Karriere 24.08.2023
Der Fachkräftemangel kommt den Absolventen in der Immobilienwirtschaft nicht ungelegen. Sie versprechen sich Vorteile bei der Jobsuche und bei Gehaltsverhandlungen. Das spiegelt sich in ... 

Der Fachkräftemangel kommt den Absolventen in der Immobilienwirtschaft nicht ungelegen. Sie versprechen sich Vorteile bei der Jobsuche und bei Gehaltsverhandlungen. Das spiegelt sich in ihren Wunschgehältern wider. Dafür sind sie aber auch bereit, sich reinzuknien.

Sie wissen, dass sie gebraucht werden – und das wollen sie sich bezahlen lassen. Kurz vor ihrem Studienabschluss ist bei den Nachwuchskräften von einer Krisenstimmung in der Immobilienwirtschaft nichts zu spüren. Gut drei Viertel der insgesamt 413 Studenten, die an der diesjährigen Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung (IZ) teilgenommen haben und nach ihrem Abschluss 2023 oder 2024 vom Campus in die Berufswelt wechseln wollen, schätzen ihre Chance auf einen direkten Übergang als gut oder sehr gut ein. Der Fachkräftemangel steigert ihr Selbstbewusstsein und damit auch ihre Gehaltsforderungen für die ersten Arbeitsjahre, die im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind.

Ein Student, der an der Hochschule Biberach kurz vor dem Masterabschluss in Construction and Real Estate steht, sieht die Chancen seines Jahrgangs vor allem darin, dass wenig Konkurrenz mit Mitbewerbern beim Kampf um eine Stelle herrscht. Eine Kommilitonin von ihm geht noch einen Schritt weiter und sagt: "Man traut sich jetzt, sich bei Unternehmen oder für Positionen zu bewerben, die man sich sonst vielleicht nicht zugetraut hätte."

Von hohen Zinsen, geplatzten Deals und Insolvenzen von Projektentwicklern lassen sich Studenten diese Gedanken nicht vermiesen. Sie gehen mit breiter Brust und hohen Ansprüchen in die Bewerbungen. "Es wird weiterhin stark nach Personal gesucht, Gehälter bleiben somit trotz Abschwung der Wirtschaft auf hohem Niveau", ist sich Jonas Koser sicher. Der Student hat erste Bewerbungsgespräche hinter sich und sagt: "Gehalt steht verbunden mit dem Aufgabenbereich für mich an erster Stelle."

Darüber, welche Summen branchenweit realistisch sind, informiert er sich wie viele andere Studenten über Jobportale im Internet. Aber auch in Netzwerken, auf Karrieremessen und bei den eigenen Dozenten machen sich die Berufseinsteiger über mögliche Gehaltsspannen in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern schlau. "Zwar wird in der Immobilienbranche in der Regel bei allen Jobs so viel gezahlt, dass man seinen Lebensunterhalt auch in den sieben A-Standorten in Deutschland bewältigen kann. Dennoch möchte man für sich und sein Leben das Beste rausholen", gibt Koser zu. Das sieht auch eine 20-Jährige so, die ihr duales Studium im Vermögensmanagement mit Studienrichtung Immobilienwirtschaft demnächst abschließt: "Aufgrund des Fachkräftemangels sehe ich eine Chance, dass man einen Job findet, bei dem die eigenen Wünsche größtenteils erfüllt sind", kommentiert sie.

Trotz großem Optimismus war die Mehrheit der Studenten in den finalen Semestern zum Befragungszeitraum im Frühjahr noch auf der Suche nach einer ersten Festanstellung. Von 220 jungen Männern waren 154 noch nicht sicher unter, von 193 Frauen hatten 122 keinen Arbeitsvertrag in der Tasche. Die 36 Männer und 45 Frauen, die schon wussten, wo es nach dem Abschluss hingeht, hatten ihre Kontakte zu Arbeitgebern aus Praktika, von Werkstudentenstellen oder aus einer früheren Ausbildung genutzt und Vereinbarungen für eine Übernahme getroffen.

Die Gehaltswünsche steigen parallel zum Selbstbewusstsein

Das Gehalt muss aber stimmen. Für 82% der Teilnehmer bleibt das Geld einer der wichtigsten Punkte bei der Entscheidung für eine Stelle und somit für einen Arbeitgeber. Und die Forderungen der Studenten sind hoch. Fast 50.000 Euro brutto wollen die Absolventen im Durchschnitt in ihrem ersten Jahr in der Immobilienbranche verdienen. Unterschiede zwischen jungen Männern und jungen Frauen gibt es nicht allzu große: Ihre Wünsche liegen auf den Monat gerechnet nur etwas über 100 Euro auseinander.

Ausschlaggebend für die Selbstbewertung ist bei der Mehrheit ihr angestrebter Abschluss und die Hochschulform. Am meisten verlangen die Uni-Absolventen. Ihr durchschnittlicher Gehaltswunsch liegt bei 57.703 Euro für die ersten zwölf Monate. Über alle Ausbildungsstätten hinweg veranschlagen junge Männer mit Bachelorabschluss im Schnitt 53.571 Euro, ihre Kommilitoninnen 51.932 Euro. In den Masterstudiengängen rufen die Männer ein Wunschgehalt von 58.467 Euro auf, bei den Frauen liegt es bei 56.643 Euro (siehe Grafiken "Mit Master- und Universitätsabschluss steigen die Gehaltswünsche").

Für die Arbeitgeber ist ein Mastertitel für die meisten Berufe innerhalb der Branche kein Einstellungskriterium. Doch sie unterscheiden zwischen den beiden Qualifikationen auf der Gehaltsebene – nicht zuletzt, um die Mühe des verlängerten Studiums nach dem Bachelor zu belohnen. Vorrangig assoziieren sie mit dem Masterabschluss aber umfangreicheres Fachwissen und mehr Praxiserfahrung durch Praktika.

Daher verdient ein Trainee mit Bachelorabschluss bei Commerz Real mit 4.600 Euro weniger als einer mit Master (5.000 Euro). "Hierbei handelt es sich um Fixgehälter", betont Christiane Wolfram, Global Head of People & Culture. Feste Gehaltspakete statt Verhandlungen mit Einsteigern gibt es auch bei Swiss Life Asset Managers. "Im Trainee-Programm erhalten Bachelorabsolventen ein Jahresbruttogehalt von 48.000 Euro, Masterabsolventen in Höhe von 50.000 Euro", erklärt Head of Human Resources Kristina Gukelberger. Bei BNP Paribas Real Estate spricht Philipp Benseler, der als Managing Director auch für das Personal zuständig ist, von Vergütungspaketen. Sie werden nach festen Kriterien wie Abschluss, Weiterbildungen und Praxiserfahrungen zugeordnet.

Dass es gerade bei Einstiegspositionen oft nur wenig Spielraum bei den Gehaltsverhandlungen gibt, erklärt Monika Ulmer den Nachwuchstalenten regelmäßig. Sie ist Inhaberin der Personalberatung Monika Ulmer Real Estate Recruitment und weiß, dass mit der Höhe der Gehaltsforderung die Anforderungen durch den Arbeitgeber wachsen und diese oft mit einem stärkeren zeitlichen Einsatz verbunden sind.

Diesen zu erbringen, dazu sind die Berufseinsteiger durchaus bereit. Und sie rechnen mit einer höheren Belastung aufgrund dünnerer Personaldecken. "Man muss flexibler sein für mehrere Einsatzmöglichkeiten", denkt eine Studentin aus Aachen im Jahr vor ihrem Berufseinstieg. "Einerseits kann so der eigene Wert für potenzielle neue Arbeitgeber gesteigert werden, andererseits kann dadurch auch Überforderung entstehen", meint sie. Andere rechnen damit, dass in schmal besetzten Abteilungen mehr Aufgaben an sie übertragen werden als sonst zum Berufsstart üblich. Sie schlussfolgern, dass sie nach wenigen Monaten, und somit schon in Einsteigerpositionen, ein hohes Maß an Verantwortung im Joballtag schultern müssen.

Der Nachwuchs ist bereit, sich reinzuhängen

Von ihrem Berufswunsch abbringen lassen sie sich davon aber nicht. Im Gegenteil: Die Möglichkeit, eigenverantwortlich zu arbeiten, ist für 80% der Befragten wichtig bis sehr wichtig bei der Jobwahl. Sie möchten von Anfang mit ihren erfahrenen Kollegen auf Augenhöhe arbeiten und Verantwortung übertragen bekommen. Flexible Arbeitszeiten und die Option auf Homeoffice sieht die Mehrheit als selbstverständlich an.

Zudem haben die meisten Nachwuchskräfte von Anfang an ihren weiteren Berufsweg im Auge. 88% der Studenten loten schon während des Bewerbungsprozesses Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten aus und beziehen sie in die finale Entscheidung mit ein.

So macht es auch Studentin Alice Eising, die wenige Monate vor ihrem Bachelor-Abschluss in Architektur steht. Ihr ist bewusst, dass gerade im ersten Job noch viel Luft nach oben auf der Karriereleiter ist. Bevor die 25-jährige Münchnerin einen eigenen Gehaltswunsch äußert, will sie von einem potenziellen Arbeitgeber wissen, welche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für sie bestehen. Ihre erste Lohnforderung würde sie herunterschrauben, wenn sie die Möglichkeit sieht, ihr Profil weiter zu schärfen und bei zukünftigen Gehaltsverhandlungen von zusätzlichen Qualifikationen zu profitieren. "Lieber ein niedrigeres Einstiegsgehalt, aber dafür gute und schnelle Aufstiegschancen", lautet ihre Strategie.

Genau in diesem Sinne appelliert Personalexpertin Ulmer an die jungen Talente: "Verdient wird später". Ein roter Faden im Werdegang und ausreichende Verweildauer bei einem Arbeitgeber zahlen sich laut ihr nach einigen Jahren zuverlässig aus.

Doch selbst wenn ein Unternehmen alle Wünsche erfüllt: Längst nicht jeder Berufseinsteiger will länger bleiben (vgl. Grafik "Der erste Job dient oft als Sprungbrett"). Ein volles Jahr planen zwar alle Studenten an ihrer ersten Anstellung festzuhalten, die meisten (38%) sogar mindestens zwei Jahre. Mindestens oder deutlich mehr als drei Jahre aber nicht mal jeder zweite (44%). Dass ein Arbeitsplatz als langfristig gesichert gesehen werden kann, war deshalb nur für 64% der Umfrageteilnehmer ein wichtiges bis sehr wichtiges Kriterium bei der Jobentscheidung.

Stattdessen sieht die Mehrheit die Einstiegszeit als Sprungbrett zur weiteren Karriere. Nach zwei bis drei Jahren wollen sie auch finanziell davon profitieren. Die Mehrheit wünscht sich von Anfang an jährliche Gehaltssteigerungen von bis zu 10%. Nach zwei bis drei Jahren liegen die geäußerten Wunschgehälter im Schnitt schon 20% bis 25% höher als zum Einstieg.

Janina Stadel

Fabian von Köppen

Garbe-Geschäftsführer Fabian von Köppen kocht in seiner Freizeit gerne.

Garbe-Geschäftsführer Fabian von Köppen kocht in seiner Freizeit gerne.

Karriere 17.08.2023
Der gebürtige Frankfurter Fabian von Köppen verbrachte seine Jugend in Bad Homburg. Entgegen dem Rat seines Vaters studierte er Architektur. Doch als er nach dem Berufseinstieg bemerkte, ... 

Der gebürtige Frankfurter Fabian von Köppen verbrachte seine Jugend in Bad Homburg. Entgegen dem Rat seines Vaters studierte er Architektur. Doch als er nach dem Berufseinstieg bemerkte, dass viele relevante Entscheidungen in der Branche auf Bauherrenseite getroffen werden, ließ er sich zum Projektentwickler weiterqualifizieren. Inzwischen lebt der 53-jährige Vater von zwei Söhnen mit seiner Frau in Hamburg und leitet seit 2013 das Unternehmen Garbe Immobilien-Projekte als Geschäftsführer. Seine Kreativität lebt Fabian von Köppen in der Freizeit beim Restaurieren von Möbeln aus. Zudem zählt Kochen zu seinen Leidenschaften.

Wie und wo wohnen Sie zurzeit?

In einer Altbauwohnung mit Dachterrasse in Hamburg-Harvestehude. Ganz weit weg und doch mittendrin: Obwohl wir mitten in der Stadt wohnen, schauen wir auf der einen Seite in einen Park und auf der anderen Seite in einen großen grünen Garten. Der beste Fleischer und Fischladen der Stadt und der Isemarkt sind zu Fuß erreichbar. Mein Lieblingsplatz ist unser langer Esstisch. Hier spielt sich alles ab. Das ist der natürliche Mittelpunkt unserer Familie.

Haben Sie bei dieser Immobilie auch schon einmal selbst Hand angelegt?

Ich habe jeden Bau oder Umbau mit meiner Frau zusammen geplant und um jedes Detail kräftig gerungen. Plant man als Paar gemeinsam, schweißt das sehr zusammen. Kleine Reparaturen mache ich ganz gerne mal selbst, aber nur wenn ich sie an einem Wochenende fertigstellen kann. Umfangreichere Arbeiten gebe ich ab.


Was muss die perfekte Wohnung unbedingt haben?

Sonne, Weite, Ausblick und Offenheit im Grundriss. 

Wie und wo möchten Sie im Alter gerne wohnen?

Selbstbestimmt, mitten im prallen Leben – ich liebe das Stadtleben! 

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

Mein Studium habe ich finanziert durch diverse Jobs auf dem Bau, am Lehrstuhl für Entwerfen als Foto-Hilfswissenschaftler und in mehreren Architekturbüros. Das waren alles wichtige praktische Erfahrungen.

Wie haben Sie den Weg in die Immobilienbranche gefunden?

Häuser haben mich schon immer fasziniert. Daher habe ich auch gegen den ausdrücklichen Rat meines Vaters Architektur studiert. Als Architekt habe ich aber schnell begriffen, dass viele der Entscheidungen auf der Seite des Bauherren getroffen werden und habe mich zum Projektentwickler weiter qualifiziert. 

Was braucht man, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Kreativität, Agilität und Durchhaltevermögen, auch wenn es mal nicht so läuft.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Ich gehe in den Wald oder ans Meer. Das erdet mich. Dann analysiere ich meine Fehler, stehe wieder auf und versuche es auf andere Weise.

Und wie feiern Sie Erfolge?

Mit einem opulenten Abendessen zusammen mit denen, die für diesen Erfolg mitverantwortlich zeichnen. Erfolg ist fast immer eine Teamleistung.

Was gefällt Ihnen an der Immobilienbranche?

Man sieht, was man geschaffen hat. Gute Immobilien prägen Orte und Menschen.

Und was stört Sie an der Branche?

Die Immobilienbranche hat es in den letzten Jahren meisterhaft verstanden, sich nicht für die CO2-Reduktion mitverantwortlich zu fühlen. Noch vor zwei Jahren wurde ich des Öfteren gefragt, weshalb wir bei Garbe mit Holz bauen. Dabei wissen wir seit mehr als zehn Jahren, dass wir unsere Klimaschutzziele niemals werden erreichen können, wenn wir nur den Betrieb, aber nicht die Errichtung von Gebäuden in der CO2-Bilanzierung berücksichtigen.

Baulöwe, Miethai, Heuschrecke: Leute, dir mit Immobilien ihr Geld verdienen (wollen), haben nicht immer den besten Ruf. Zurecht? 

Zu Unrecht: Der überwiegende Teil der Immobilienbranche passt nicht auf diese Klischees, aber Schwarze Schafe gibt es überall. 

Sie würden jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen, weil… 

…es unglaublich befriedigend ist zu sehen, wenn aus der Theorie, aus der Zeichnung, gebaute Realität wird. Und im Besten Fall eine Realität, die funktioniert, die von den Nutzern angenommen wird und somit einen positiven Beitrag für Gesellschaft und Ökologie leistet. Ein Ort zum Wohnen, leben und oder arbeiten, ein Ort der ressourcenschonend entstanden ist und möglichst viele Jahrzehnte Bestand hat. 

Was bringt Sie auf die Palme?

Wenn Menschen nicht bereit sind, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Restaurator. Aus einem Produkt, einem Möbelstück, einem Bestand mit Geschichte etwas Neues zu entwickeln, das ins Heute passt, finde ich inspirierend.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Das Chrysler Building in New York. Es ist zeitlos elegant und von seiner Formensprache unglaublich modern. 

Welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen?

Ich bin überzeugt, wir sollten nur noch im Ausnahmefall abreißen. 

Die Dependance der Bundesbank in Hamburg müsste man vielleicht nicht gleich ganz abreißen, aber für mich ist sie eine städtebauliche Sünde. Sie fügt sich nicht in das städtebauliche Gefüge ein und wirkt meiner Meinung nach heute wie ein deplatzierter Solitär. 

Wo oder wie können Sie besonders gut entspannen?

Ich hätte es früher nie gedacht, aber bei der Gartenarbeit.

Für welches private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Für die Gartenarbeit.

Nenn Sie einen Ihrer Lieblingssongs

Amy Macdonald “This is the life”. Diesen Song haben wir hoch und runter gehört und mitgesungen, wenn wir mit unseren damals kleinen Kindern an die Ostsee gefahren sind. Umso mehr freut mich, dass der Song gerade wieder entdeckt wird. 

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an…

…an eine tosende Brandung. Tag und Nacht. 

Homeoffice, in der Bahn oder im Büro? Wo arbeiten Sie am häufigsten?

Ich versammle gerne meine Kollegen um meinen Tisch – Da kommen die besten Ideen. Ich schätze aber auch sehr das Home-Office für konzentrierte Tätigkeiten. In der Bahn arbeite ich gar nicht gern.

Mit wem würden Sie gerne mal für einen Tag das Leben tauschen?

Ich habe lange drüber nachgedacht und natürlich bin ich auch neugierig, aber ich bin mit meinem Leben sehr zufrieden. Ich möchte gar nicht tauschen.

Sie haben 100.000 Euro zur Verfügung und müssen es komplett ausgeben. Welchen Traum erfüllen Sie sich?

Eine Reise mit meiner Frau von einem Land ins nächste zu den spannendsten Orten dieser Welt. Wir sind begeistert von Südostasien, vor allem Vietnam. Beim Reisen spielt für mich auch die Kulinarik eine wichtige Rolle: Ein Land muss mir auch schmecken.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Die lässige dolce vita Italiens. 

Wie gehen Sie am liebsten aus? Und in welcher Location kann man Sie hin und wieder antreffen?

Ein schönes Abendessen mit Freunden – Strauchs Falko in der Hafencity. 

Mit welcher noch lebenden Persönlichkeit würden Sie dort gerne mal einen Abend verbringen?

Den Schweizer Architekten Peter Zumthor bewundere ich sehr, wie er jede Aufgabe auf die wesentlichen Aspekte und relevanten Details reduziert und dabei eine große Sinnlichkeit entfaltet. Sich einen Abend lang mit ihm über Architektur und die Herausforderungen unserer Gesellschaft auszutauschen, fände ich spannend. 

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsessen?

Spaghetti Carbonara – aber nur wenige bereiten sie richtig zu. 

Die Fragen stellte Janina Stadel.

Janina Stadel

Feedback im Alltag fördert Vertrauen unter Kollegen

Moderierte Gespräche animieren  zu mehr Offenheit.

Moderierte Gespräche animieren zu mehr Offenheit.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Y.A./peopleimages.com

Karriere 10.08.2023
Der offene Umgang mit Kritik gilt im Berufsalltag als Zeichen des Vertrauens unter Kollegen und zu Vorgesetzten. Die List-Gruppe bietet deshalb moderierte Gespräche mit Coaches an, um ... 

Der offene Umgang mit Kritik gilt im Berufsalltag als Zeichen des Vertrauens unter Kollegen und zu Vorgesetzten. Die List-Gruppe bietet deshalb moderierte Gespräche mit Coaches an, um Probleme in offener Runde schnell zu lösen und so die Zufriedenheit in den Teams zu steigern. Bei LEG Immobilien werden Rückmeldungen und Wünsche in den Alltag integriert. Dazu werden Mitarbeiter schon bei ihrem Onboarding animiert.

Karoline Donaubauer arbeitet in einer Personalabteilung – hat aber mit der klassische HR-Arbeit gar nicht viel zu tun: Sie wurde als Coachin bei der List-Gruppe angestellt. Die kleine Abteilung "Coaches" hat sich in dem rund 600 Mitarbeiter starken Unternehmen auf Feedbacks und Reflexionsprozesse spezialisiert. Sie agiert also abseits von strukturierten Jahresdialogen und Review-Gesprächen nach dem Onboarding oder der Probezeit. Stattdessen kümmert sich Donaubauer zusammen mit einer Kollegin um alles, was über das Fachliche hinausgeht: "Wir möchten den Menschen und den Teams Raum und Zeit geben, um sich mit zwischenmenschlichen Fragen zu beschäftigten", sagt sie.

Dafür bietet sie Workshops an, in denen sich alles um die Zusammenarbeit mit Kollegen dreht. Prozesse werden diskutiert, die im Team etabliert werden könnten, und die Rollen einzelner Abteilungen für das Gesamtunternehmen werden reflektiert. Das hat sich im Unternehmen schnell herumgesprochen. Die Nachfrage nach Workshopterminen ist so groß, dass die Wartezeit inzwischen vier bis acht Wochen beträgt.

Doch die Sitzungen führen zum Teil dazu, dass ganz neue Routinen im Unternehmen angestoßen werden, so zum Beispiel Kick-offs für Baustellenteams und Baustellenretrospektiven, die die Coaches moderieren. Gibt es eine neue Baustelle, werden in einem Workshop zuerst die Rollen innerhalb des zuständigen Teams geklärt und Prozesse abgesprochen, erzählt Donaubauer.

In der Retrospektive sitzen alle beteiligten Teams – oft um die zwölf Mitarbeiter aus Vertrieb, Projektleitung, Bauleitung und After Sales – mehrere Stunden zusammen und besprechen: Was lief gut? Was nicht? "Am Anfang schweigen die Leute, sind eher skeptisch", sagt Donaubauer. Wenn es um Kritik geht, müsse erfahrungsgemäß immer zuerst einer die Bombe platzen lassen. Das sei meist die Projektleitung. "Danach öffnen sich alle anderen auch und es wird spannend."

Die Ergebnisse werden unternehmensweit zur Verfügung gestellt. Zuletzt kam etwa heraus, dass der Projektleiter bestimmte Informationen nicht rechtzeitig vom Vertrieb bekommen hatte. Ein wiederkehrender Termin für Nachfragen löste das Problem.

Aufgeschobene Kritik sorgt für schlechte Laune

Klartext sprechen ist jedoch oft schwer und nicht alle Unternehmen haben ein etabliertes Feedbacksystem oder einen Coach, der die Gesprächsrunden moderiert. Deswegen ist es wichtig, dass Führungskräfte darin geschult werden, konstruktiv und wertschätzend mit ihren Teams zu sprechen. Die freie Beraterin Theresa Maxeiner hat in ihrer Arbeit hunderte Führungskräfte und auch Arbeitnehmer genau darin gecoacht. Ihr Tipp: Finger weg vom berühmten Feedback-Sandwich. Das ist eine Methode, die Kritik zwischen zwei nette Aussagen verpackt. Maxeiner hat das Sachbuch "Danke für nix" geschrieben. Ihrer Erfahrung nach empfinden die meisten Menschen das Lob nicht als Wertschätzung, sondern eher als Warnung, dass da gleich eine verbale Ohrfeige kommt.

Ihr Fazit: Wenn Feedback konstruktiv formuliert wird, braucht es dieses Sandwich nicht. Mittlerweile gibt es für Feedback nämlich einen noch passenderen Begriff: "Feedforward". Der Fokus liegt nicht mehr darauf, was in der Vergangenheit hätte besser laufen können, sondern auf klaren Erwartungen für die Zukunft.

Um eine Erwartung deutlich zu formulieren, müssen drei Dinge voneinander getrennt werden: Eine Beobachtung wie "Als ich gestern das Meeting geleitet habe, hast du häufig mit deiner Sitznachbarin gesprochen", eine Wirkung wie "Dadurch habe ich mich nicht wertgeschätzt gefühlt" und ein Wunsch für die Zukunft, der am Ende stehen sollte. Er kann lauten: "Ich freue mich, wenn du dem Team und mir in einem Meeting deine Aufmerksamkeit schenkst." Maxeiners Rat: Damit Feedbackgespräche nicht per se als Bedrohung wahrgenommen werden, lohne es sich, gute Leistungen im Alltag zu loben, Erwartungen direkt zu formulieren, Feedback also spontan zu geben und nicht nur im Rahmen von festgelegten Terminen. Führungskräfte sollten ihr Team zudem stets konkret nach Feedback fragen. Dabei sollten sie Mitarbeiter dazu auffordern, einen Punkt zu benennen, den sie gut finden, und einen weiteren, den sie für verbesserungswürdig halten.

"In manchen Unternehmen wird ständig um den heißen Brei geredet", weiß die Feedback-Expertin. Sie kennt Fälle, in denen mäßige Ergebnisse und schlechte Zusammenarbeit totgeschwiegen oder monatelang bis zu einem Jahresgespräch unterdrückt werden. Dabei gehöre Feedback in den Joballtag. Offene Kritik durch Mitarbeiter sollten Vorgesetzte als ein Zeichen für Vertrauen sehen, sagt Maxeiner. Sie zeige, dass die Mitarbeiter keine Angst vor negativen Konsequenzen haben, wenn sie ehrlich sind. Zudem könne durch spontanes Feedback viel Schlechtes aus dem Weg geräumt und eine brodelnde Gerüchteküche vermieden werden. Maxeiner rät deshalb vor allem Führungskräften dazu, sich für die Offenheit von Mitarbeitern auch zu bedanken.

Spontane Rückmeldungen gibt auch Kerstin Wrobel. Sie ist Leiterin Personal beim fast 2.000 Mitarbeiter starken Wohnungsunternehmen LEG Immobilien mit Sitz in Düsseldorf. Wrobel findet regelmäßiges Feedback in kurzen Gesprächen essenziell. Schon beim Onboarding werden Führungskräfte im Unternehmen deshalb sensibilisiert, dass Feedback konkret, respektvoll und konstruktiv erfolgen soll. Besonders wichtig ist es Wrobel, dass unter Kollegen auch negative Kritik ausgesprochen wird, und er fordert selbst Rückmeldungen ein.

Die LEG-Personalerin bittet zum Beispiel nach jedem Bewerbungsgespräch die anwesende Führungskraft um Rückmeldung zu ihrer eigenen Gesprächsführung. Eine Antwort, die sie weitergebracht hat, war: "Ich fand gut, wie du die Benefits vorgestellt hast, aber bei der Vorstellung unseres Unternehmens hätte ich gern mehr Redeanteil gehabt." Künftig achtet die Personalleiterin also darauf, dass sich die jeweiligen Fachkräfte den Bewerbern intensiver selbst vorstellen können.

Die Autorin: Jeanne Wellnitz ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Jeanne Wellnitz

Die Next-Gen berät die Geschäftsführung

Felix Brandt, Catharina Ahlbrecht, Florian Maywald, Laura Bohnenkamp, Ann-Kathrin Falchi und Steven Miller (v.l.n.r.).

Felix Brandt, Catharina Ahlbrecht, Florian Maywald, Laura Bohnenkamp, Ann-Kathrin Falchi und Steven Miller (v.l.n.r.).

Quelle: Union Investment

Karriere 03.08.2023
Nachwuchs-Gremien sind Ansprechpartner und Sprachrohr für junge Mitarbeiter. Bei Union Investment reicht ihre Vernetzung bis in die Chefetage. Aber auch über das eigene Unternehmen hinaus ... 

Nachwuchs-Gremien sind Ansprechpartner und Sprachrohr für junge Mitarbeiter. Bei Union Investment reicht ihre Vernetzung bis in die Chefetage. Aber auch über das eigene Unternehmen hinaus knüpfen die Mitglieder Kontakte.

Wenn bei Union Investment Real Estate (UIR) die Geschäftsführung zur Quartalssitzung zusammenkommt, sind seit Frühjahr 2022 auch drei junge Frauen und drei junge Männer mit im Raum. Die Nachwuchskräfte aus unterschiedlichen Abteilungen des Unternehmens wurden ausgewählt, das erste Next-Generation-Board des Unternehmens zu besetzen. Sie wollen als eigenständiges Gremium bei strategischen Fragen aus der Sichtweise der Nachwuchsgeneration mitreden.

Dafür vernetzt sich das Board nicht nur mit der obersten Führungsebene. Das Ziel der sechs Mitarbeiter im Alter zwischen 29 und 32 ist es, Transparenz im Unternehmen zu schaffen und Nachwuchskräften eine Stimme zu geben. Dafür mussten sie bei der Gründung des Boards aber erst einmal Pionierarbeit leisten. Denn Ann-Kathrin Falchi, Florian Maywald, Laura Bohnenkamp, Steven Miller, Catharina Ahlbrecht und Felix Brandt waren die ersten im Unternehmen, die diese Rolle angenommen haben. "Unser Ziel war es, ein interdisziplinäres Gremium zu bilden, das die Geschäftsführung bei strategischen Entscheidungen für die Zukunft berät und als Impulsgeber unterstützt", fasst Mitglied Brandt, der im Investment-Management tätig ist, zusammen. Weil die sechs Mitglieder aus unterschiedlichen Abteilungen stammen und im eigentlichen Berufsalltag verschiedenen Aufgaben im Wohnmanagement, im Fonds-Support, in der Digitalisierung und im Marketing nachgehen, mussten sie sich erst einmal gegenseitig kennenlernen und als Team einspielen. "Die wichtigste Aufgabe bestand darin, dass wir festlegen mussten, welche inhaltlichen Ziele wir als Board verfolgen und vor allem wie wir diese erarbeiten wollen", sagt Ahlbrecht. "Die Vernetzung mit anderen, bereits bestehenden Boards hat uns gezeigt, dass jedes Gremium anders arbeitet", erinnert sich Brandt an die Anfangszeit. Was für die Next-Genler bei UIR von Anfang an klar war: Sie brauchten eine gewisse Regelmäßigkeit. Inzwischen tauscht sich das Gremium wöchentlich aus und erhält nach Bedarf Unterstützung von einem Mentor aus der Geschäftsführung.

Die Vernetzung mit der Führungsebene sieht Ahlbrecht als wichtigen Bestandteil ihrer Arbeit. "Es gibt Kollegen und Kolleginnen in der Belegschaft, die arbeiten seit Jahrzehnten im Unternehmen und hatten noch nicht die Möglichkeit, in einer solchen Runde einmal dabei zu sein. Deshalb sehen wir das auch als große Ehre – und vor allem als eine Chance an. Schließlich haben wir in den Sitzungen die Möglichkeit, Themen anzusprechen, die uns bewegen, und wurden auch zu anderen Tagespunkten schon spontan nach unserer Meinung oder nach Ideen gefragt."

Oberstes Ziel des Boards sei es aber, durch abteilungsübergreifende Vernetzung Transparenz im Unternehmen zu schaffen, sodass andere junge Mitarbeiter die Vorgehen auf allen Ebenen verstehen und wichtiges Wissen nicht nur innerhalb einzelner Teams bleibt. Dafür haben die sechs Board-Mitglieder eigene Formate entwickelt. Sie halten im gesamten Unternehmen die Ohren offen, welche Themen – sowohl produktbezogen als auch zum Themen Arbeitsumfeld – die Mitarbeiter beschäftigen und tragen diese etwa als Streams für die Mitarbeiter zusammen. Dafür interviewen sie Kollegen oder moderieren Fachgespräche zwischen Vertretern aus unterschiedlichen Fachbereichen.

Zudem bieten sie Treffen an und veröffentlichen Beiträge im Mitarbeiternetzwerk. Dass Themen aus allen Geschäftsbereichen aufgegriffen werden, ist den sechs dabei besonders wichtig. Zum Teil komme die Belegschaft schon mit konkreten Vorschlägen auf sie zu.

Etwa zehn Prozent on top zur eigentlichen Arbeitszeit, so schätzt Brandt, investiert er in die Board-Arbeit. "Eine Grundbereitschaft dafür muss schon da sein", sagt er. Doch weil Führungskräfte bei UIR die Arbeit des Boards zu schätzen wissen, und stolz darauf seien, dass Mitarbeiter aus ihren Abteilungen dem Gremium angehören, sei es inzwischen leicht, die Board-Arbeit in den Arbeitsalltag zu integrieren, weil es möglich ist, sich die entsprechende Zeit "freizuschaufeln".

Noch bis Jahresende werden die sechs Kollegen ihren Aufgaben nachgehen, dann steht ein erster Generationenwechsel im Board an. Um einen Platz können sich junge Mitarbeiter dann bewerben. Bei der finalen Auswahl werden die jetzigen Mitglieder ein Wörtchen mitzureden haben. Ahlbrecht hofft, dass der erste Jahrgang für die Ablösung eine gute Basis geschaffen hat und rät "von Anfang an mutig sein". Denn, weil sich das Board bereits etabliert hat, brauche man kein Blatt mehr vor den Mund zu nehmen, wenn die Geschäftsführung nach Feedback oder einer jungen Sichtweise fragt. "Das gehört schließlich zu den Kernaufgaben des Gremiums: ehrliches und offenes Feedback geben."

Brandt wünscht sich vor allem, dass die Arbeit auch über das Unternehmen hinaus fruchtet. "Wir standen schon zu Beginn unserer Tätigkeit im Austausch mit Next-Gen-Boards von anderen Unternehmen. Das sollte weiter geführt werden – am besten auch branchenübergreifend", sagt er und hofft, dadurch nicht nur das eigene Netzwerk erweitern zu können, sondern vor allem neue Sichtweisen auf den Arbeitsalltag und Unternehmensstrategien gewinnen zu können. Erste Kontakte gab es schon mit den Nachwuchsgremien von BNP Paribas REIM, DWS, und Apleona.

Janina Stadel

Philipp Schaper

Der Zeichnung seiner Traumimmobilie gibt Philipp Schaper den Titel „Haus am Ende des Regenbogens“.

Der Zeichnung seiner Traumimmobilie gibt Philipp Schaper den Titel „Haus am Ende des Regenbogens“.

Karriere 27.07.2023
In Hamburg aufgewachsen, fand Philipp Schaper über Freunde in London seinen Weg in die Immobilienwirtschaft. Dort absolvierte er sein Studium. Zum Berufseinstieg kehrte er nach Deutschland ... 

In Hamburg aufgewachsen, fand Philipp Schaper über Freunde in London seinen Weg in die Immobilienwirtschaft. Dort absolvierte er sein Studium. Zum Berufseinstieg kehrte er nach Deutschland zurück und begann seine Karriere bei LaSalle Investment Management in München. Es folgten Stationen bei Fortress Investment und IVG Immobilien, ehe er im September 2015 zu Patrizia wechselte. Dort ist er seit 2022 CEO European Real Estate. Sein beruflicher und privater Lebensmittelpunkt liegt in München. Um am Marathon des Sables teilzunehmen, ist der passionierte Ausdauersportler aber auch schon nach Marokko gereist. Zur Stärkung wirft er gerne einmal den Grill an und brutzelt für sich, Freunde und die Familie.

Wo wohnen Sie zurzeit?

Meine Frau und ich sind große Altbaufans und lieben schlichtes Design. Wir bewohnen eine Altbau-Etagenwohnung zur Miete im Stadtteil Nymphenburg in München.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in der Wohnung?

Mein Lieblingsplatz ist auf dem Sofa, weil ich da am besten entspannen kann und den Großteil meiner Zeit mit Lesen beziehungsweise Recherche verbringe.

Haben Sie bei dieser Immobilie oder einer anderen beim Bau schon einmal selbst mit Hand angelegt? Wenn ja: wie genau und wie häufig?

Ja, ich bin praktisch veranlagt und genieße kreatives Schaffen. Insbesondere mit meinen Schwiegereltern habe ich bereits diverse Bau- und Renovierungstätigkeiten unternommen.

Was muss die perfekte Wohnung unbedingt haben?

Schöne Holzfenster, hohe Decken, im Idealfall historischen Parkettboden und einen Garten.

Wo möchten Sie im Alter gerne wohnen?

Diese Frage ist bei uns noch nicht geklärt. Meine Frau kommt aus Köln und ich aus Hamburg. Da unsere Kinder in München aufwachsen, mussten wir noch keinen gemeinsamen Nenner finden.

Wann, wo und womit haben Sie als Erwachsener zum ersten Mal Geld verdient?

Mein erstes Geld habe ich bei Rewe mit dem Auffüllen von Regalen verdient. Danach folgten Zivildienst und meine Ausbildung. Während meines Studiums in London habe ich komplett nebenher gearbeitet.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Wahrscheinlich etwas künstlerisch kreatives wie Designer oder Koch.

Wie haben Sie den Weg in die Immobilienbranche gefunden?

Mein Einstieg in die Branche war ansatzweise familiär bedingt, da sich mein Vater mit Immobilien beschäftigt hat. Freunde von mir in London waren aber schließlich ausschlaggebend. Als ich von einem verlängerten Wochenende bei ihnen nach Hause kam, hatte ich den Entschluss gefasst, auch in dieser Richtung Fuß fassen zu wollen.

Was stört Sie in der Immobilienbranche (am meisten)?

Es gibt viele Trittbrettfahrer und Glücksritter in der Branche, mit denen man häufig in einen Topf geworfen wird.

Und was finden Sie besonders gut?

Die Branche insgesamt ist unheimlich vielschichtig und bietet eine unglaublich kreative Kombination aus Recht, Finanzen und Architektur.

Baulöwe, Miethai, Heuschrecke: Leute, die mit Immobilien Geld verdienen (wollen), haben nicht immer den besten Ruf. Zurecht?

Nein, nicht zurecht, aber schwarze Schafe gibt es überall.

Warum würden Sie jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen?

Weil der Sektor ein unheimlich breites Feld zum Ausleben der eigenen Interessen und Stärken eröffnet.

Was braucht es nach Ihrer Einschätzung, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Spaß an der Sache in Kombination mit einem gewissen Ehrgeiz, Dinge zu erreichen und zu bewegen, um sich entsprechend weiterzuentwickeln.

Homeoffice, Büro oder mobil in der Bahn? Wo arbeiten Sie am häufigsten, wo am liebsten und warum?

Ich bin viel unterwegs, mobiles Arbeiten ist an der Tagesordnung. Aber ich bin ein absoluter Fan vom Austausch mit Kollegen im Büro.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

In der Regel gerne mit einem guten Essen und einer guten Flasche Wein im Kreis von Kollegen und Freunden.

Und wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Ich akzeptiere sie und versuche, sie schnell hinter mir zu lassen, um sie in Zukunft zu vermeiden und nach vorne zu schauen.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Das Ensemble um den Westhafen Tower in Frankfurt von Schneider + Schumacher.

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

In der Zeit der Nachhaltigkeit plädiere ich generell für Umnutzung oder Modernisierung und nicht für den Abriss.

Was bringt Sie privat auf die Palme? Und was beruflich?

Unordnung, Unehrlichkeit und Unzuverlässigkeit - gilt privat wie beruflich.

Für welches private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Ausgedehntes Reisen. Entfernte Winkel und Kulturen der Erde warten noch darauf, erkundet zu werden.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an was?

Einen Roadtrip mit der Familie von Spanien via Frankreich und Italien zurück nach München.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Manchmal die amerikanische Leichtigkeit des Seins und echte Hochgeschwindigkeitszüge.

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Einerseits beim Sport. Andererseits bin ich ein leidenschaftlicher Griller und kann mich tagelang mit der Vorbereitung von Menüs, dem Einkaufen von Zutaten und der entsprechenden Zubereitung beschäftigen.

Wie gehen Sie am liebsten aus? Und in welcher konkreten Location kann man Sie öfter mal antreffen?

Ich bin leidenschaftlicher Restaurantbesucher. Ein Highlight meiner letzten Besuche war das Restaurant "Jan" in München – sehr zu empfehlen.

Und mit welcher noch lebenden Persönlichkeit würden Sie dort gerne einmal einen Abend verbringen? Warum?

Matthew David McConaughey – ich bin fest überzeugt wir hätte gemeinsam Spaß im Austausch über Passion und Lebensfreude. Zur Not trinken wir ein paar Martinis.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Alles, was vom Grill kommen kann, egal ob Fisch, Fleisch oder Gemüse.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben – welchen Traum erfüllen Sie sich?

Ich wähle Erinnerungen und keine Dinge und reise First Class um die Welt.

Mit wem würden Sie gerne mal für einen Tag das Leben tauschen?

Mit meiner Frau – ich könnte das Leben aus den Augen einer Frau betrachten und könnte besser beurteilen, wie angenehm anstrengend ich wirklich bin.

Verraten Sie uns noch Ihren Lieblingssong?

Natürlich die Band Real Estate mit dem Song "Darling".

Die Fragen stellte Janina Stadel.

Janina Stadel

Nicht jeder Kandidat bleibt bei der Bewerbung ehrlich

Erfahrene Personaler achten auf den Tonfall ihrer Bewerber.

Erfahrene Personaler achten auf den Tonfall ihrer Bewerber.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Seventyfour

Karriere 20.07.2023
Wer um eine Stelle kämpft, hebt seine Fähigkeiten und positiven Eigenschaften in Bewerbungsschreiben besonders hervor. Erfahrene Personaler wissen das und hinterfragen die Angaben. Während sie ... 

Wer um eine Stelle kämpft, hebt seine Fähigkeiten und positiven Eigenschaften in Bewerbungsschreiben besonders hervor. Erfahrene Personaler wissen das und hinterfragen die Angaben. Während sie im Facility-Management vor allem angegebene Vorerfahrungen nachprüfen, sind es bei Managerposten eher die Softskills, die nicht alle Kandidaten in ihren Schreiben richtig darstellen.

Lügen haben kurze Beine, das gilt auch bei der Jobsuche. Und obwohl das Sprichwort allseits bekannt ist, geben Bewerber trotzdem ungern zu, etwas nicht gut zu können. Etwa, dass sie sich mit dem vorigen Chef verkracht haben und deswegen ihren Posten räumen mussten. Oder dass sie nicht so belastbar waren wie andere Teammitglieder. Als Ausweg beschönigen sie mitunter ihre Leistungen und Fähigkeiten, wenn sie sich auf eine Stelle bewerben. "Jobinteressierte denken, ihre vermeintlich unangenehmen Seiten kommen nicht gut an. Dann flunkern sie lieber, statt ihre Herausforderungen offen anzusprechen", sagt Viktoria Kaiser, Personalleiterin beim Facility-Management-Unternehmen Klüh. Kaiser arbeitet seit zehn Jahren im Personalwesen, rund tausend Bewerbungen sind schon über ihren Tisch gegangen. Immer wieder ist auch jemand dabei, der es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt.

Während Kaiser als Vertreterin des Facility-Managements offen über das Thema spricht, sind andere Sparten der Immobilienwirtschaft weniger auskunftsfreudig. Sowohl große Baukonzerne als auch Maklerhäuser wollten sich auf Anfrage der Immobilien Zeitung nicht dazu äußern. Dabei ist das Thema akut: Mehr als zwei Drittel derer, die hierzulande in der Immobilienbranche und im Bauwesen arbeiten, haben schon in ihrem Lebenslauf falsche Angaben gemacht. Damit liegt die Branche auf Platz drei der größten Lügner, hinter Kunst und Kultur sowie Transport und Logistik. Das zeigt eine Umfrage unter 3.000 Deutschen, die von der Lebenslaufplattform CVApp durchgeführt wurde.

Am häufigsten wird in der Branche bei den eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen (84%) geflunkert. Kein Wunder, denn fachliche Qualifikationen wie Abschlüsse und Zertifikate lassen sich leicht nachprüfen. Doch bei Softskills sieht das anders aus. Ob eine Bewerberin kommunikationsstark ist oder ein Kandidat ein echter Teamplayer oder ein Einzelkämpfer ist, lässt sich beim ersten Kennenlernen nicht immer feststellen.

Headhunter Dominik Roth, Partner des Münchner Büros der Beratung Mercuri Urval, fühlt Kandidaten immer sofort auf den Zahn. Er setzt dafür auf die Methode der Critical Incident Interviews, wenn es darum geht, Führungspositionen in der Immobilienwirtschaft zu besetzen. "Es gehört zum guten Ton, sich etwas besser darzustellen, als man ist", sagt er. Mit dem Wissen im Hinterkopf fragt er detailliert nach: Gibt jemand an, besonders verhandlungsstark zu sein, lässt er den Kandidaten eine Situation beschreiben, in der er diese Stärke unter Beweis stellen konnte. Softskills im Lebenslauf dagegen ignoriert Roth. "Jeder würde von sich sagen, dass er kommunikationsstark und empathisch ist."

Während Roth den Track-Record seiner Manager durchleuchtet – also eine Aufstellung der Leistungen und Erfolge – und sogar bei den im Lebenslauf angegebenen Referenzpersonen anruft, um sich die Stationen des Bewerbers bestätigen zu lassen, greift Klüh-Personalleiterin Kaiser auf andere Taktiken zurück. Immerhin sucht sie selten Führungskräfte, sondern stellt vor allem Sicherheitsmitarbeiter, Küchenhilfen und kaufmännisches Personal ein.

Männer schummeln häufiger als Frauen

Ihr Vorgehen: Sie gleicht zwar auch Arbeitszeugnisse mit den im Lebenslauf aufgeführten Beschäftigungszeiten ab, doch die Lügenausbeute ist gering: "Da ist mal einer von hundert dabei, der einen Fehler gemacht hat", sagt sie. Das nimmt sie Bewerbern auch nicht krumm, sondern geht davon aus, dass es ein Versehen war. Wichtiger ist das persönliche Gespräch: "Wenn wir uns vorher locker unterhalten haben und sich dann plötzlich etwas in der Stimme des Gegenübers oder in der Art, wie er oder sie erzählt, ändert, macht mich das stutzig", sagt die Recruiterin. Kommt ihr etwas komisch vor, spricht sie es direkt an. Dabei schickt sie auch die Botschaft mit, dass es nicht schlimm ist, wenn jemand geflunkert hat, und gibt ihm die Chance, noch einmal ehrlich die Frage zu beantworten.

Besonders häufig komme das vor, wenn es um die Gründe für den Arbeitgeberwechsel geht. "Wenn im Zeugnis ‚betrieblich bedingte Kündigung‘ steht, aber ich das Unternehmen kenne und weiß, dass das recht unwahrscheinlich ist, hake ich nach", sagt Kaiser. Oft kommt dann raus, dass der Jobwechsel doch ganz andere Ursachen hatte.

Es gibt in Kaisers Berufsalltag auch Kandidaten, die den Zeitraum beschönigend beschreiben, in dem sie arbeitssuchend waren. Die einen lassen ihn ganz weg, die anderen verkürzen ihn. Auch bei der Beschreibung der Zeit der Arbeitslosigkeit ist der Spielraum groß: "Wenn ich frage, wo derjenige denn nach Arbeit gesucht und wo er sich beworben hat, herrscht meist Stille", sagt die Personalleiterin. Dann kommt mitunter raus, dass die Bewerber gar nicht wirklich gesucht haben, sondern mit dem Großziehen ihrer Kinder oder der Pflege von Angehörigen beschäftigt waren. "Ich finde, das sind nachvollziehbare Gründe, nicht arbeiten zu gehen. Das sollte niemand unter ‚arbeitssuchend‘ im Lebenslauf verstecken."

Laut der Studie von CVApp sind es häufig Männer, die ihre Leistungen etwas besser darstellen, als sie sind. Die Zahlen zeigen: Die Chance, dass ein Bewerber lügt, ist 54% höher als dass es eine Bewerberin tut. Das kann Headhunter Roth bestätigen, denn auch er beobachtet in seinen Gesprächen, dass Männer deutlich offensiver kommunizieren. Besonders deutlich wird das beim Thema Gehalt: "Männer verdienen rund 20% mehr als Frauen in der gleichen Position. Nicht, weil sie besser qualifiziert sind, sondern weil sie ihren Wert höher einschätzen."

Auch Personalleiterin Kaiser beobachtet, dass Bewerberinnen eher tiefstapeln. "Frauen bewerben sich oft gar nicht erst, wenn sie nicht alle Kriterien einer ausgeschriebenen Stelle erfüllen." Sie achtet beim Texten der Stellenanzeige deshalb besonders darauf, die geforderten Qualifikationen so zu formulieren, dass sich Frauen davon eher angesprochen fühlen. Aus dem Begriff Führung wird dann beispielsweise Zusammenarbeit, aus der "Durchsetzungsstärke" ein "gutes Gefühl für kritische Situationen".

Die Autorin: Anna Friedrich ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Anna Friedrich