Architekten freuen sich über mehr Gehalt

Mehr Geld für angestellte Architekten, aber noch kein echter Geldsegen.

Mehr Geld für angestellte Architekten, aber noch kein echter Geldsegen.

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Karriere 14.02.2019
Architektur- und Planungsbüros zahlen ihren Mitarbeitern deutlich mehr als noch vor ein paar Jahren. Überstunden werden jetzt häufiger vergütet. Die gute Auftragslage und das ... 

Architektur- und Planungsbüros zahlen ihren Mitarbeitern deutlich mehr als noch vor ein paar Jahren. Überstunden werden jetzt häufiger vergütet. Die gute Auftragslage und das überschaubare Personalangebot machen es möglich. Bei Versicherungen, Banken oder Immobilienunternehmen verdienen Architekten trotzdem immer noch viel besser.

Im Jahr 2017 erhielten angestellte Architekten in Architektur- bzw. Planungsbüros ein Bruttojahresgehalt von im Schnitt 48.000 Euro. Das waren fast 20% mehr als im Jahr 2012 mit durchschnittlich 40.500 Euro. Damals beteiligten sich erstmals die Architektenkammern aller Bundesländer an der Beschäftigtenbefragung des Marktforschungsunternehmens Reiß & Hommerich im Auftrag der Bundesarchitektenkammer. Die in der Studie genannten Gesamtbruttojahresgehälter verstehen sich jeweils inklusive aller zusätzlichen Geldleistungen und Überstundenvergütungen.

"Viele Architektur- und Planungsbüros befanden sich vor zehn Jahren in einer deutlichen Krise. Die Gehälter der Angestellten waren bescheiden. Die schon längere Zeit gute Baukonjunktur beschert den Büros eine gute Auftragslage. Das geben sie an ihre Mitarbeiter weiter", erklärt Nicole Reiß, Geschäftsführerin von Reiß & Hommerich, den nur auf den ersten Blick gewaltigen Anstieg der Architektengehälter.

Die Büroinhaber teilen die Früchte ihrer Arbeit freilich nicht ganz uneigennützig mit den Beschäftigten: "Sie suchen händeringend nach Personal. Da wird das Gehalt gerne als Anreiz gesetzt, um neue Mitarbeiter zu werben oder vorhandene zu halten." Positiv ist zudem: Die Überstunden werden jetzt häufiger vergolten. "Die Mitarbeiter bekommen jetzt öfter einen Gegenwert. Das war früher anders", weiß Reiß.

Die Marktforscherin konstatiert einen "Personalmangel" und eine "Nachwuchsproblematik". Diese treten allerdings nicht unbedingt in der Quantität der Absolventen, sondern in deren Qualität in Erscheinung: "Durch die Umstellung auf Bachelor- und Masterabschlüsse sind viele Architektur- und Planungsbüros unsicher, was sie von Bachelor-Absolventen erwarten können. Da kommt der Mangel teilweise auch her", beschreibt Reiß das Problem. "Nicht jeder Bachelorabsolvent hat die gleiche Qualifikation wie damals Diplom-Absolventen. Die Zahl der Masterabsolventen liegt offenbar unter dem, was der Markt zurzeit gebrauchen könnte."

Gut gebrauchen können Architekten auch Versicherungen und andere Konzerne mit großem Immobilienbestand. Dort verdienen sie deutlich besser. Anno 2017 lag das durchschnittliche Bruttojahresgehalt inklusive aller zusätzlichen Gehaltsbestandteile in der Untersuchungsgruppe gewerbliche Wirtschaft 70.000 Euro. Das entspricht einem Anstieg von rund 13% seit 2012 (62.000 Euro). "Große Unternehmen zahlen meist besser als Architekturbüros, die eher kleine Strukturen aufweisen", so Reiß.

Besser als in Architektur- und Planungsbüros verdienen Architekten auch im öffentlichen Dienst. Im Jahr 2017 lag das Jahresgehalt in diesem Bereich bei durchschnittlich 60.352 Euro. Das sind immerhin 10% mehr als im Jahr 2012 (55.000 Euro). "Auch der öffentliche Dienst hat Probleme, Mitarbeiter zu finden, wenn sie Stellen besetzen wollen", stellt Reiß fest.

An der detaillierten Online-Befragung beteiligten sich im vergangenen Jahr insgesamt rund 9.800 als Angestellte tätige Mitglieder der Architektenkammern. Sie gaben u.a. Auskunft zu den Themen Gehaltsentwicklung, Arbeitszeit, Überstunden oder Urlaubstage oder berufliche Fort- und Weiterbildung. Gut 80% von ihnen sind Hochbauarchitekten, der Rest hat Landschaftsarchitektur, Stadtplanung oder Innenarchitektur studiert. Etwas mehr als die Hälfte arbeitet in Architektur- und Planungsbüros, jeweils rund ein Viertel im öffentlichen Dienst und in der gewerblichen Wirtschaft. Etwa jeder Zehnte ist in der Immobilien- bzw. Wohnungswirtschaft oder im Bereich Projektentwicklung/-steuerung/-management tätig. Diese beiden Bereiche werden von den Verfassern der Studie unter gewerbliche Wirtschaft subsumiert.

Die kompletten Ergebnisse der Befragung finden sich auf der Internetseite der Bundesarchitektenkammer.

Harald Thomeczek

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Mit Schulkooperationen und durch Angebote wie Schnupperpraktika wollen Unternehmen aus der Wohnungswirtschaft Schüler kurz vor ihrem Abschluss auf die Karrieremöglichkeiten in der Branche aufmerksam machen. Aber auch die richtigen Onlinekanäle für Stellenangebote gewinnen bei der Suche nach Auszubildenden an Bedeutung.

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Vor allem technisches und handwerkliches Personal wird in der Wohnungswirtschaft händeringend gesucht, weiß Sabine Thiede. Sie ist Leiterin Ausbildung bei Vonovia, dem größten privaten Wohnungsanbieter in Deutschland, der rund 16.000 Mitarbeiter hat. Sie erklärt: "Obwohl es auch in den kaufmännischen Ausbildungsberufen nicht ganz leicht ist, geeignete Nachwuchskräfte zu finden, ist es in den gewerblichen Ausbildungsberufen deutlich anspruchsvoller, junge Menschen für das Handwerk zu begeistern." Aktuell sind demnach vor allem Ausbildungen für die Handwerksberufe Anlagenmechaniker und Elektroniker schwer zu besetzen, genauso wie der IT-Bereich, der im Zuge der zunehmenden Digitalisierung immer weiter ausgebaut wird.

Das Wohnungsbauunternehmen Heimstaden geht in Sachen Nachwuchssuche buchstäblich an die Quelle: Die Skandinavier, die mit Wohnimmobilien in Schweden, Norwegen, Dänemark und Deutschland zu den größten privaten Eigentümern in Europa gehören, arbeiten seit vergangenem Jahr mit der Gemeinschaftsschule Campus Hanna Höch in Berlin-Reinickendorf zusammen. Das, so sagt Head of People & Culture Manuel Kiep, sei eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

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"Insbesondere bei der Suche nach Auszubildenden spielt der persönliche Austausch eine entscheidende Rolle, vor allem wenn es um Schülerinnen und Schüler vor dem Schulabschluss geht", sagt Kiep. Heimstaden sieht neben solchen Schulkooperationen auch Schnupperpraktika oder Informationsveranstaltungen wie einen Girls Day, bei dem Schülerinnen für einen Tag ein Unternehmen besuchen, als guten Ansatzpunkt, um das Interesse junger Leute schon vor dem eigentlichen Karrierestart zu wecken.

Die Wohnungsvermieter müssen – wie auch Unternehmen anderer Branchen – als Arbeitgeber attraktiv bleiben und dürfen den Anschluss nicht verlieren, wissen Experten wie Heimstaden-Personaler Kiep. Er denkt längst darüber nach, wie er Ausbildungsprofile attraktiver und zeitgemäßer machen kann: Durch einen stärkeren Fokus auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit etwa und durch mehr interdisziplinäres Arbeiten und Freiraum für Eigeninitiative. Was für junge Menschen bei der Wahl ihrer Arbeitsstätte eine immer stärkere Rolle spielt, sind positive Werte, ein gutes Image und soziales Engagement des Arbeitgebers ebenso wie Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten. Das gelte nicht nur für Einsteigerpositionen, sondern auch für solche, die spezielles, oft über mehrere Jahre erworbenes Fachwissen erfordern. Für diese lasse sich in der Wohnungswirtschaft immer schwerer Leute finden, beobachtet Kiep. Dazu zählt er Tätigkeiten in der Bauprojektentwicklung, die zwar keine klassischen Ausbildungsberufe darstellen, als Grundlage aber durchaus eine Ausbildung im Immobilienbereich haben können.

Klar ist für Heimstadens Personalchef: Die Unternehmen müssen sich etwas einfallen lassen, um potenzielle Nachwuchskräfte auf sich aufmerksam zu machen. Auf Online-Jobportalen und Ausbildungsbörsen wie Stepstone, Indeed, Ausbildung.de und Azubiyo finden sich laufend mehrere hundert Offerten aus allen Bereichen der Wohnwirtschaft. Die Palette reicht von der Ausbildung zum Immobilienkaufmann oder der Immobilienkauffrau über Angebote für Anlagentechniker und Mosaikleger bis zu dualen Studienangeboten. Sie kommen nicht nur von großen Konzernen, sondern auch von kommunalen Wohnungsunternehmen wie Degewo in Berlin oder GAG in Köln, die für 2024 wieder kaufmännische Azubis suchen.

Die Wahl der richtigen Recruitingkanäle spielt bei der Suche nach aussichtsreichem Nachwuchs eine zentrale Rolle. Das EBZ hat bei seiner Befragung von 190 Ausbildungsbetrieben und 634 Schülern des EBZ-Berufskollegs herausgefunden, dass das private Umfeld bisher noch der wichtigste Kanal ist, wenn es darum geht, jungen Menschen das Berufsfeld der Wohnungswirtschaft zu empfehlen. Noch größere potenzielle Reichweite haben aber Online-Jobbörsen und soziale Medien wie Tiktok, Instagram und Youtube. Sie sind aus der Lebenswelt der Digital Natives kaum wegzudenken, werden von der Branche aber noch nicht in großem Stil bespielt.

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Die Fakultät Bauingenieurwesen an der Bauhaus-Universität Weimar richtet sich strategisch neu aus. In diesem Zuge kommt es zu einer Umbenennung in Fakultät Bau- und Umweltingenieurwissenschaften. Dadurch soll das Thema Nachhaltigkeit, das verstärkt in Lehre und Forschung Einzug erhält, nach außen kommuniziert werden.

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Die Neuausrichtung der Fakultät hat die Universität in ihr Jubiläumsjahr gelegt. Sie feiert 2024 ihr 70-jähriges Bestehen und stellt zu diesem Anlass die Perspektiven von Bauingenieuren in einer Open-Air-Ausstellung aus. Sie trägt den Titel Queens of Structure und wird am 25. April mit einer Vernissage eröffnet.

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Das Aachener Unternehmen Landmarken hat in den vergangenen Monaten rund 10% seines Personals reduziert. Das bestätigt Landmarken-Vorstand Jens Kreiterling. Das Schwesterunternehmen Stadtmarken hat dagegen die Zahl seiner Mitarbeiter um etwa 15% erhöht.

Landmarken gilt als größter Projektentwickler auf dem nordrhein-westfälischen Immobilienmarkt. Kreiterling erklärt die Personalreduzierung bei Landmarken damit, dass kaufmännische Bereiche zusammengelegt worden seien. Zudem hätten die Unternehmen „aus den guten Jahren den ein oder anderen Überhang abgebaut“.

Gleichzeitig würden aber auch neue Mitarbeiter gesucht, „nur eben mit anderen Skills“, sagt Kreiterling. Der Markt sei in Bewegung und die Projektentwickler richteten ihr Geschäftsmodell nach den neuen Bedingungen aus. Nach den zuletzt veröffentlichten Geschäftszahlen
erzielte Landmarken 2022 einen Gewinn nach Steuern von rund 40 Mio. Euro.

In einer früheren Fassung dieses Texts hieß es irrtümlich, auch das Schwesterunternehmen Stadtmarken habe Stellen abgebaut. Wir bitten dies zu entschuldigen. Laut Geschäftsführer Jochen Hermanns wurde bei Stadtmarken in den vergangenen Monaten das Personal um ca. 15% aufgestockt. Das Unternehmen entwickelt und baut Immobilien für den Bestand der Aachener Eigentümerfamilie Hermanns und erbringt für diese und andere Auftraggeber in Nordrhein-Westfalen Leistungen aus dem Property- und Facility-Management.

Thorsten Karl