Bayern braucht wohl demnächst einen neuen Bauminister

Bayerns Bau- und Verkehrsminister Hans Reichhart ist noch nicht mal ein Jahr im Amt und denkt schon über seinen Abgang nach.

Bayerns Bau- und Verkehrsminister Hans Reichhart ist noch nicht mal ein Jahr im Amt und denkt schon über seinen Abgang nach.

Quelle: Immobilen Zeitung, Urheber: Alexander Heintze

Karriere 17.09.2019
Der bayerische Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) muss sich im kommenden Jahr wohl einen neuen Bau- und Verkehrsminister suchen. Der amtierende Minister Hans Reichhart (CSU) will ... 

Der bayerische Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) muss sich im kommenden Jahr wohl einen neuen Bau- und Verkehrsminister suchen. Der amtierende Minister Hans Reichhart (CSU) will nämlich Landrat werden. Reichhart war nach der Landtagswahl im vergangenen Jahr zum Bauminister ernannt worden.

Im März werden in Bayern neue Kommunalparlamente, Bürgermeister und Landräte gewählt. Der 37-Jährige kündigte an, bei der Wahl in seinem Heimatlandkreis für das Amt des Landrats kandidieren zu wollen. Sollte er bei der Wahl erfolgreich sein, will er sein Ministeramt aufgeben. Der amtierende Landrat in Günzburg, Hubert Hafner (CSU), kann nach 24 Jahren im Amt aus Altersgründen nicht mehr antreten. "Der Landkreis Günzburg ist meine Heimat und liegt mir besonders am Herzen", begründet Reichhart den Schritt gegenüber der Immobilien Zeitung.

Bis zur Kommunalwahl will er auf jeden Fall Minister bleiben. Die Opposition im Landtag fordert dagegen seinen sofortigen Rückzug. "Wenn die Bauminister nur ne Halbwertszeit von knapp nem Jahr haben, wie soll das denn in dem Top-Thema Wohnen vorwärtsgehen?!", twitterte etwa Bayerns SPD-Chefin Natascha Kohnen. Es sei kein gutes Zeichen, "wenn ein Minister nach noch nicht mal einem Jahr im Amt das Handtuch wirft. Und der Nachfolger braucht dann wieder Einarbeitungszeit", bemerkte Landtags-Vizepräsident Markus Rinderspacher (SPD) auf demselben Wege.

Viele Ankündigungen

Die Ankündigung kommt auch für die Immobilienbranche zur Unzeit. Reichhart hatte sich zu Beginn seiner Amtszeit viel vorgenommen. Unter anderem wollte er den Ersterwerb von Wohneigentum von der Grunderwerbsteuer ausnehmen und die bayerische Bauordnung kräftig entrümpeln. Erste Vorschläge dafür hatte der Minister in der vergangenen Woche vorgestellt.

Der promovierte Jurist Reichhart war von Söder überraschend ins Kabinett geholt worden. Politische Beobachter sahen darin eine Anerkennung für die Unterstützung Söders im Machtkampf mit seinem Vorgänger und heutigen Bundesbauminister Horst Seehofer. Reichhart war Vorsitzender der Jungen Union Bayern, die vehement den Rücktritt von Horst Seehofer als Parteichef gefordert und Söder als dessen Nachfolger unterstützt hatte.

Alexander Heintze

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Die Gründer von Greenox wollen Vorbilder sein

Karriere 28.11.2024
Start-up. Mit ihrer Energieberatung Greenox Group sind Maximilian Seifert und Simeon Forster in die Immobilienwirtschaft eingestiegen. Mit der Auftragslage wächst auch die Verantwortung der ... 

Start-up. Mit ihrer Energieberatung Greenox Group sind Maximilian Seifert und Simeon Forster in die Immobilienwirtschaft eingestiegen. Mit der Auftragslage wächst auch die Verantwortung der jungen Gründer. Trotzdem wollen sie ihre Generation ermutigen, sich auf das Abenteuer Gründung einzulassen.

Den sicheren Job nach der Ausbildung bei der Bank und die Stelle als Assistenz des Konzernsprechers bei einem großen Automobilzulieferer haben Maximilian Seifert und Simeon Forster aus Stuttgart hinter sich gelassen. Mit 24 und 26 Jahren sind sie seit dem Frühjahr 2023 mit ihrem eigenen Start-up, der Greenox Group, Teil der Immobilienbranche. Auf diese waren sie überhaupt erst gekommen, weil sie Leerlaufzeiten während der Corona-Pandemie nutzten, um im Nebenjob Foto- und Videoaufnahmen mit Drohnen zu produzieren und aufgrund ihrer Auftraggeber vor allem Bauprojekte vor die Linse bekamen. Ihre Vision wurde es, digitale Abläufe, die Forster in der Automobilbranche kennengelernt hat, auf die energetische Optimierung von Immobilien zu übertragen.

Um ihr eigenes Geschäft zu starten, setzten sich die beiden Freunde mit unterschiedlichen Handwerksbetrieben zusammen. Die passenden Ansprechpartner fanden sie über die Online-Börse Nexxt-Change des Bundeswirtschaftsministeriums. "Viele wissen, dass sie in Zukunft ihre Arbeitsschritte anpassen müssen. Zum einen, um attraktiv für den Nachwuchs zu bleiben, zum anderen aber auch, um die Verwaltung trotz Fachkräftemangel noch stemmen zu können", sagt Seifert. "In vielen Betrieben frisst der administrative Aufwand für Akquise, Internetauftritt, Buchhaltung und Personalthemen durch den geringen Digitalisierungsgrad viel Zeit. Strategische Überlegungen bleiben oft aus", fasst Forster die Erkenntnisse aus den Gesprächen zusammen. "Hier setzen wir an, um Handwerkern den Rücken für ihre eigentlichen Aufgaben freizuhalten, sodass sie sich stärker auf die Umsetzung und ihre operativen Stärken konzentrieren können", beschreibt er die Geschäftsidee.

Weil die Probleme vor allem in der Energieberatung verbreitet sind, haben sich die beiden Gründer im Januar Verstärkung in diesem Fachgebiet geholt und ihren ersten Mitarbeiter, einen Schornsteinfeger und Energieberater, eingestellt. Innerhalb weniger Monate wuchs das Team und zählt mittlerweile 14 Leute im Alter zwischen Mitte 20 und Anfang 60. "Inzwischen sind wir ein Nachhaltigkeitsbüro geworden. Unsere Dienstleistung fängt bei der Energieberatung an. Weiter geht es mit der Planung von energetischen Maßnahmen durch unseren hauseigenen Architekten, und auch die Umsetzung übernehmen wir. Derzeit noch durch Partnerunternehmen und in den kommenden Jahren dann nur noch durch eigene Handwerker in ganz Deutschland", sagt Seifert.

 

 

"Wenn du eine Idee hast, an die du glaubst – dann wage es!"

Seifert und Forster bemerkten auch schnell, dass viele kleine und mittelständische Betriebe auf Nachfolgersuche sind. Zum Jahreswechsel stehen sie nun vor der Übernahme eines ersten Betriebs, was durch dessen hauseigene Handwerker zwölf zusätzliche Angestellte bedeutet. Weil mit dem Mitarbeiterstamm auch die Verantwortung für die Firmeneigentümer wächst, wollen sie Betriebe nur schrittweise in ihr Unternehmen eingliedern. "Wachstum erfordert Geld oder Investoren, ein gutes Netzwerk und Zeit", sagt Seifert, der sich mit der Greenox Group ein Lebenswerk aufbauen will. Deshalb denken die beiden parallel zu jedem Wachstumsschritt auch digitale Lösungen mit, die zusätzliche Aufgaben erleichtern sollen. Derzeit entwickeln sie mit Hilfe eines indischen Entwicklerteams eine unternehmenseigene Plattform, die Energieberatern Vororttermine ersparen soll, weil sie Fotos und Dokumente der Eigentümer zusammenstellt.

 

"Wir merken, dass das Interesse und die Aufträge immer mehr werden. Und wir selbst sind dadurch an vielen Tagen an der Belastungsgrenze." Das gemeinsame Ziel von energieeffizienten Gebäuden treibe das Team an, sagt Forster. Am Ende des Tages müsse aber Geld reinkommen, nicht zuletzt für die Löhne der Mitarbeiter, erklärt der Gründer. Sie selbst verzichteten die ersten Monate noch auf ein eigenes Gehalt. Wie man ein Unternehmen führt, habe er in der Theorie in seinem Studium gelernt, sagt Forster, der Technische Betriebswirtschaftslehre und Innovationsmanagement studiert hat. "Aber wir wissen noch längst nicht alles", sagt er. Durch regelmäßige Feedbackrunden mit den Mitarbeitern wollen sie sicherstellen, dass sich keine internen Probleme anstauen.

Auch die Arbeitsteilung im Gründerteam ist abgesprochen. Forster sieht sich als "den Innenminister" und kümmert sich um Forschung, Entwicklung und Nachhaltigkeit, während Seifert die Rolle des "Außenministers" übernommen hat und für den Vertrieb und die Akquisition zuständig ist.

So früh ein eigenes Unternehmen gegründet zu haben, bereuen die beiden nicht, auch wenn im privaten Umfeld zunächst einige skeptisch waren. Im ersten Jahr konnten sie einen Jahresumsatz in Höhe von 33.000 Euro erzielen, für 2024 rechnen sie mit knapp 1 Mio. Euro. Diese Zahlen zeigen den beiden, dass es durchaus möglich ist, sich mit dem entsprechenden Engagement in der Branche etwas aufzubauen. Sie wollen Branchenkollegen in ihrem Alter dazu ermutigen, einen ähnlichen Schritt zu gehen. "Wenn du eine Idee hast, an die du glaubst – dann wage es", appelliert Forster und sagt: "Als Gründer gestalten wir aktiv, wie unsere Zukunft aussehen wird – sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich. Wir glauben an die Kraft von Eigeninitiative und an die Möglichkeit, mit Durchhaltevermögen, Kreativität und dem richtigen Team wirklich etwas zu verändern". Sein Kollege Seifert will vor allem eins: anpacken. "Wir geben Vollgas und machen einfach. Wir leben unseren Traum, mit allen Höhen und Tiefen", sagt er.

Janina Stadel

Heute mal null Bock? Kein Problem!

Der Null-Bock-Tag soll auch die Kreativität fördern.

Der Null-Bock-Tag soll auch die Kreativität fördern.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: luckybusiness

Karriere 21.11.2024
Arbeitszeit. Weil die Motivation, ins Büro zu kommen, nicht immer bei vollen 100 % liegt, bietet Reba Immobilien seinen Mitarbeitern einen Sonderurlaubstag an. Den "Null-Bock-Tag" hat sich ... 

Arbeitszeit. Weil die Motivation, ins Büro zu kommen, nicht immer bei vollen 100 % liegt, bietet Reba Immobilien seinen Mitarbeitern einen Sonderurlaubstag an. Den "Null-Bock-Tag" hat sich Vorstand Holger Ballwanz einfallen lassen, damit seine Mitarbeiter bei Bedarf Kraft tanken können.

Als Holger Ballwanz am frühen Morgen auf dem Weg ins Büro in einen Stau geriet, hatte er einfach null Bock auf diesen Tag. "Und so geht es uns allen doch ab und zu", weiß der Vorstand von Reba Immobilien. Aus seiner Laune heraus kam ihm die Idee, eine Phase mit schlechter Tagesform einfach offiziell zu machen. Er führte in seinem Unternehmen spontan den "Null-Bock-Tag" ein.

"An diesem Tag sind Mitarbeiter dazu ermutigt, keine Meetings zu besuchen, keine Deadlines einzuhalten und keine Arbeitsziele zu verfolgen. Stattdessen sollen sie ihren Tag selbstbestimmt gestalten – sei es durch Entspannung, persönliche Projekte oder kreative Auszeiten", beschreibt er das Konzept. Einmal im Jahr dürfen die weltweit rund 100 Mitarbeiter, von denen etwas mehr als 30 an den deutschen Standorten beschäftigt sind, sich einen flexiblen zusätzlichen Urlaubstag wählen. Das Gehalt wird weiterbezahlt, so als ob der Kollege an diesem Tag ganz normal im Büro oder auf der Baustelle erschienen wäre.

Ganz neu ist die Idee nicht. Ihren Ursprung hat sie in Großbritannien. Dort sind die Tage als "Reset Days" in vielen Unternehmen bereits verbreitet. Auch große internationale Konzerne wie Google, Microsoft und Linkedin bieten die Möglichkeit, sich ab und zu mal auszuklinken. In Deutschland ist die Maßnahme bisher eher bei Start-ups zu finden. Besonders großzügig geht der Kondom-Hersteller Einhorn mit den Null-Bock-Tagen um. Dort können sich Mitarbeiter so oft sie wollen abmelden, ohne Grenze nach oben. Im Schnitt nutzen die Angestellten laut Unternehmensangaben aber nur ein bis fünf Mal pro Jahr die Gelegenheit.

Beim Investor und Projektentwickler Reba habe sich das Projekt noch am Tag der Einführung schnell in der Belegschaft herumgesprochen. Als Rückmeldung kam bei Ballwanz an, dass die Mehrheit der Angestellten glaubt, dass die Initiative nicht nur zur Reduzierung von Stress und Überlastung beiträgt. Stattdessen sehen viele darin eine Möglichkeit, den eigenen kreativen Austausch zu fördern. Zudem profitiere die Stimmung im Team davon, wenn keiner ein gemeinsames Projekt wegen Unaufmerksamkeit oder schlechter Laune ausbremst. "Die Maßnahme trägt dazu bei, Low-Performance-Arbeitstage zu verringern, indem sie den Mitarbeitenden eine bewusste Auszeit zur Förderung ihrer mentalen Gesundheit und Effizienzsteigerung ermöglicht", hofft Ballwanz.

Damit der Arbeitsfluss nicht gestört wird, liege es in der Eigenverantwortung der Mitarbeiter, ihren Null-Bock-Tag nur dann einzulegen, wenn der Terminplan es zulässt. "Prinzipiell kann das ganz spontan geschehen. Eine E-Mail an die Verwaltung genügt. Doch wenn ein längeres Meeting oder ein wichtiger Termin auf dem Tag liegt, was schon mit Vorlauf abgesprochen wurde, dann muss die Auszeit natürlich verschoben werden", schränkt Ballwanz ein.

Kommentar zu "Heute mal null Bock? Kein Problem!"
Es muss nicht immer der Ärger über einen Stau sein. Schlecht geschlafen, private Dinge im Kopf oder eine fixe Idee, die direkt umgesetzt werden will.

In welchen Situationen genau – ob wirklich durch schlechte Laune, am Folgetag einer Weihnachts- oder Familienfeier oder zur spontanen Wochenendverlängerung – die Mitarbeiter von ihrem freien Tag Gebrauch machen, könne Ballwanz so kurz nach der Einführung noch nicht einschätzen. Er kann sich jedoch vorstellen, dass es zu weniger Krankmeldungen kommt, da diese in manchen Fällen in genau den Situationen entstehen, in denen in Zukunft der Null-Bock-Tag greifen kann. Für das Unternehmen bedeute das dann wiederum weniger Aufwand in der Verwaltung.

Das spezielle Angebot will Reba Immobilien künftig nach außen kommunizieren, etwa bei Stellenausschreibungen, um neue Mitarbeiter zu gewinnen. "Der Null-Bock-Tag ist Teil unserer Strategie, die Unternehmenskultur zu verbessern, den Teamgeist zu stärken und gleichzeitig das Wohlbefinden unserer Mitarbeiter zu fördern." Nicht zuletzt wolle das Unternehmen Burnouts, die durch zu hohen Druck im Job entstehen, vorbeugen, indem es ein Zeichen dafür setzt, dass schlechte Tagesform im Berufsalltag akzeptiert wird.

Janina Stadel

Kommentar zu "Heute mal null Bock? Kein Problem!"

Karriere 21.11.2024
Es muss nicht immer der Ärger über einen Stau sein. Schlecht geschlafen, private Dinge im Kopf oder eine fixe Idee, die direkt umgesetzt werden will. ... 
Wer mit Gedanken fernab der eigentlichen Arbeit am Schreibtisch sitzt, ist vielleicht physisch im Büro anwesend, aber bekommt durch mangelnde Konzentration doch nichts geschafft. Ein Tag pure Auszeit kann genügen, um den Fokus wieder auf die beruflichen To-Dos zu lenken. Ein Chef, der das erkennt, weiß, dass die Leistung seiner Mitarbeiter auf ihren Ideen und ihrem geistigen Input für Produkte und das Unternehmen besteht. Zu wissen, dass Ablenkung oder tageweise Unlust nichts mit der Gesamtstimmung im Job zu tun haben, ist nur realistisch. Die Anerkennung der Kreativität drückt der Name des "Null-Bock-Tags" aus, wenn er nicht einfach nur als Zusatzurlaub betitelt wird. Doch klare Grenzen sind nötig, damit nicht zu viel Arbeit liegen bleibt, Prozessketten nicht unterbrochen werden und Aufgaben nicht von Kollegen übernommen werden müssen. Sonst besteht die Gefahr, dass aus zu vielen Null-Bock-Tagen des einen eine finale Null-Bock-Phase eines gesamten Teams werden kann.
Heute mal null Bock? Kein Problem!
Arbeitszeit. Weil die Motivation, ins Büro zu kommen, nicht immer bei vollen 100 % liegt, bietet Reba Immobilien seinen Mitarbeitern einen Sonderurlaubstag an. Den "Null-Bock-Tag" hat sich Vorstand Holger Ballwanz einfallen lassen, damit seine Mitarbeiter bei Bedarf Kraft tanken können.
Janina Stadel