Boomer statt Millennials!

Thomas Beyerle.

Thomas Beyerle.

Quelle: Catella

Karriere 16.04.2020
Thomas Beyerle kümmert sich als Professor an der Hochschule Biberach um die Ausbildung des Fachkräfte-Nachwuchses. Bei allem Jugendkult sollte man die Generation 55 plus nicht unterschätzen, ... 

Thomas Beyerle kümmert sich als Professor an der Hochschule Biberach um die Ausbildung des Fachkräfte-Nachwuchses. Bei allem Jugendkult sollte man die Generation 55 plus nicht unterschätzen, sagt er.

Kevin Kühnerts Auftritt auf dem diesjährigen Branchenkongress Quo Vadis war fast schon symptomatisch für den "clash of generations", die Kluft von Alt gegen Jung in der Frage, wie die Zukunft gestaltet werden soll. Die Kluft verlief im Falle des Juso-Chefs und der anwesenden Immobilienbranche zwischen Marktwissen und Erfahrung auf der einen und "nicht mal zu Ende studiert, aber rhetorisch brillant" auf der anderen Seite. "Okay Boomer" war denn auch Kühnerts Antwort auf die zugegebenermaßen etwas überhebliche Abmoderation seines bemerkenswertem Auftritts. Okay Boomer, das bedeutet in der Sprache der Millennials in etwa: Ihr seid nicht deswegen schlauer als wir Jüngere, nur weil ihr älter seid. Leider verpuffte Kühnerts Seitenhieb weitgehend. 80% der anwesenden Führungskräfte kannten den Ok-Boomer-Spruch wahrscheinlich nicht einmal.

Eines ist klar: Die Jugend hat wichtige Impulse für unsere Branche. Und wir sollten sie ernst nehmen. Immer öfter sitzt ein Manager aber wie das Kaninchen vor der Schlange, wenn er das Problem der Personalabteilung lösen soll: "Wir finden immer schwerer junge Talente". Höhere Gehaltsangebote erhalten hier nämlich nur noch mittelprächtige Resonanz, wie mir meine Absolventen immer wieder bestätigen. 2,6 Jobangebote pro Masterabsolvent sprechen eine deutliche Sprache. Und genau hier stellt sich die Frage: Warum nicht in Alternativen denken? Wer stellt denn zum Beispiel Arbeitskräfte 55 plus noch ein? Die mit Erfahrung, mit Routinen, mit Krisenbeständigkeit, von denen es rein quantitativ eindeutig mehr gibt? Und ja, auch die mit den Gehaltsvorstellungen, welche - in der relativen Betrachtung - genauso ambitioniert sind wie die der Einsteiger?

Weitere Argumente gefällig? Fachwissen: muss eh jeder in immer schnelleren Abständen auffrischen. Für den neuen Job werden alte (sic!) Kontakte mitgebracht. Die Prozess- und Verfahrenskenntnisse passen in den Markt. Die klassischen Methoden können neben vertrauten auch auf neue Aufgaben übertragen werden. Das spart Einarbeitungszeit und Personalkosten. Körperliche Unzulänglichkeiten oder vermeintliche Fremdsprachendefizite bei Älteren gibt es sowieso kaum noch. Wer, wenn nicht die Erfahrenen soll also den ganzen "Value-add"-Objekten zu neuer Blüte helfen? Absolventen mit Advanced-Excel-Kenntnissen? Auch in diesem Fall ist Alter kein Charakterfehler. Die immer kurzfristigeren Planungszyklen der Unternehmen lassen nur diesen Weg zu. In einem Satz könnte man das Fazit so fassen: Boomer - okay!

Thomas Beyerle

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Das sind die meistgenannten Personen im IZ-Archiv

GdW-Präsident Axel Gedaschko führt das Archivranking an.

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Quelle: Imago, Urheber: photothek

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Im Jubiläumsjahr hat die Immobilien Zeitung nachgeforscht, welche Menschen besonders häufig in ihrem Onlinearchiv zu finden sind. Dabei zeigt sich, dass gerade Akteure aus ... 

Im Jubiläumsjahr hat die Immobilien Zeitung nachgeforscht, welche Menschen besonders häufig in ihrem Onlinearchiv zu finden sind. Dabei zeigt sich, dass gerade Akteure aus Branchenverbänden und Politik die Meldungen bevölkern.

Spitzenreiter ist Axel Gedaschko (Jahrgang 1959), Präsident des GdW Bundesverbands. Insgesamt 570 Meldungen im Onlinearchiv der Immobilien Zeitung (IZ), das bis ins Jahr 1994 zurückreicht, lassen sich ihm zuordnen. Der studierte Jurist repräsentiert den Verband seit 2011, zuvor bekleidete er verschiedene politische Ämter, etwa das des Hamburger Wirtschaftssenators.
Die Parallelen zum Zweitplatzierten des Archivrankings, Andreas Mattner (geb. 1960), sind zahlreich. Er ist ebenfalls Präsident eines Branchenverbands: des Zentralen Immobilienausschusses. Wie Gedaschko hat er Rechtswissenschaften studiert und ist in der Politik tätig. In diesem Jahr hat er den
Abschied von seinem langjährigen Arbeitgeber ECE verkündet. In ihren Rollen als Verbandspräsidenten kommentieren und bewerten Gedaschko und Mattner oft politische und wirtschaftliche Entwicklungen, was ihren vielfachen Auftritt in den Artikeln der IZ erklärt.

Ehrung auf der Expo Real
Auf der Expo Real sollen die Inhaber der drei Podiumsplätze beim Archivranking als langjährige Wegbegleiter der Immobilien Zeitung geehrt werden. Der Termin ist im direkten Anschluss an den Podcast der Haus-Meister, der am 5. Oktober von 12 bis 13 Uhr live am Stand der Immobilien Zeitung (C2.120) produziert wird.
Der Dritte im Bunde vertritt dagegen die Wissenschaft. Thomas Beyerle (Jahrgang 1967) ist promovierter Geograf und Betriebswirtschaftler und arbeitet als Chefresearcher beim Investment- und Asset-Manager Catella. Außerdem lehrt er an der Hochschule Biberach und ist Mitglied des Podcast-Teams Die Haus-Meister. Wegen seiner fundierten Kenntnisse des Immobilienmarkts ist Beyerle häufiger Ansprechpartner bei Recherchen der Immobilien Zeitung.
Rund ums Jubiläum

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Lars Wiederhold

Die Profis müssen kreativ werden

Simone Bischoff muss ihre Aufgaben als Centermanagerin oft erklären.

Simone Bischoff muss ihre Aufgaben als Centermanagerin oft erklären.

Quelle: Career Pioneer, Urheber: Alexander Sell

Karriere 25.05.2023
Die Digitalisierung und die Nachfrage nach bestimmten Assetklassen haben die Aufgabenprofile von Immobilienprofis verändert. Ihnen wird immer mehr Kreativität abverlangt – nicht ... 

Die Digitalisierung und die Nachfrage nach bestimmten Assetklassen haben die Aufgabenprofile von Immobilienprofis verändert. Ihnen wird immer mehr Kreativität abverlangt – nicht zuletzt, um Gebäude auch aus der Mietersicht zu verstehen und so Bedürfnisse zu erkennen.

Weil sich die Berufsbilder und Aufgaben in der Immobilienwirtschaft sehr viel heterogener zusammensetzen als in anderen Branchen, unterliegen die Profile ihrer Akteure einem ständigen Wandel. Die Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung (Gif) hat deshalb die gängigen Berufsbilder definiert und schlüsselt auf, welche Fähigkeiten und Kenntnisse notwendig sind, um sie auszuführen. Diese Sammlung wird gerade überarbeitet und soll im Sommer in aktualisierter Form veröffentlicht werden. Das kündigte Thomas Beyerle, der bis April die Präsidentenrolle im Verein inne hatte, im Rahmen des IZ Karriereforums an.

Zwar ist sich Beyerle sicher, dass die Nachfrage nach Absolventen von betriebswirtschaftlichen Studiengängen in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird, er erkennt aber auch, dass viele Aufgaben ein höheres Maß an Kreativität erfordern als noch vor einigen Jahren. Als Beispiel nennt er die Rolle des Fondsmanagers, von dem neben einem Blick für zukünftige Marktentwicklungen immer mehr Organisationstalent, Verhandlungs- und Präsentationsgeschick im Job gefordert wird.

Auch vor Analysten macht der Wandel nicht Halt. Sie nutzen Zahlen, um Wirkungsfaktoren, die Mieten und Preise für Grundstücke bestimmen, einschätzen zu können. Im Zuge der Digitalisierung werden diese Daten immer kleinteiliger erfasst. Dadurch ergibt sich bei den Analysen ein ganzheitlicheres Bild, gleichzeitig gewinnt der gekonnte Umgang mit verschiedenen digitalen Tools zur Erhebung und Speicherung von Daten zunehmend an Bedeutung im Berufsalltag.

Die Aufgaben von Simone Bischoff haben sich schon jetzt verändert. Sie ist Centermanagerin bei IPH und erzählt nach rund zehn Jahren im Beruf: "Wir müssen uns ständig neue Aktionen und Events einfallen lassen, weil den Kunden das Einkaufen allein nicht mehr genügt. Grundkenntnisse im Marketing sind inzwischen Pflicht in dieser Rolle." Für sie ist klar: Dass sich ihr Alltag im Job gewandelt hat, hängt mit dem veränderten Kaufverhalten der Kunden zusammen und mit der zunehmenden Bedeutung von Online-Shopping.

Bei einem Rundgang muss sie das Center nicht nur aus der Sicht der Immobilienmanagerin, sondern auch durch die Brille von Mietern und Kunden analysieren. Ein Kollege, der als Quereinsteiger ins Team kam, brachte diese Fähigkeit aus seinem vorherigen Job im Einzelhandel mit.

Aber auch Kenntnisse zu Mietverträgen werden in Bischoffs Alltag immer wichtiger. Weil diese inzwischen meist nur noch für eine Laufzeit von drei bis fünf Jahren abgeschlossen werden, muss sie ständig mit den Mietern neu verhandeln. Bei Neuabschlüssen hingegen muss sie den Angebotsmix im Center im Auge behalten. Hinzu kämen neue Herausforderungen zu Hygiene- und Sicherheitsauflagen innerhalb der Einkaufsquartiere.

Aber auch andere Nutzungsarten wirken sich auf gefordertes Spezialwissen bei Immobilienprofis aus. Zu ihnen zählen Life-Science-Immobilien, die häufig Labore und Arztpraxen beherbergen, aber auch von Wellness- und anderen Gesundheitsanbietern genutzt werden. Für diese Immobilien müssen bei der Planung besondere Standortfaktoren beachtet werden, so zum Beispiel ein universitäres Umfeld, das wissenschaftliche Mitarbeiter stellt und kurze Lieferwege für Labormaterial. Das berichtet Berthold Becker, Geschäftsführer beim Asset- und Investmentmanager TSC Real Estate.

"Man kann Life Science Real Estate Manager nicht studieren", sagt er. Stattdessen biete das Segment neue Möglichkeiten für erfahrene Researcher. "Sie sind Spezialisten darin, Standorte nach relevanten Kriterien zu analysieren", sagt er. Eine Besonderheit für die Gesundheitsimmobilien bestehe darin, öffentliche Fördermittel für Regionen zu kennen, weil diese für die Finanzierung eines Projekts von hoher Bedeutung sein können.

Ihr immobilienwirtschaftliches Wissen aus dem Studium oder aus früheren Tätigkeiten müssten die Kandidaten bei TSC Real Estate auf die Assetklasse hin ausbauen. Jede Gebäudeart habe ihre Eigenheiten. "Neben dem Standort müssen auch Ausstattung oder bauliche Besonderheiten zum einen den Rahmenvorgaben entsprechen, zum anderen aber auch auf die Nutzungsart abgestimmt werden." Dieses Wissen müsse in jedem Beruf der Immobilienwirtschaft ständig aktualisiert werden, das erfordere bei jeder Assetklasse Kreativität und die Fähigkeit, die Perspektive des Endnutzers einzunehmen, um seine Anforderungen an das Gebäude zu verstehen.

Janina Stadel

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Janina Stadel