Cobalt vermittelte 2017 50% mehr Jobs

Richard-Emanuel Goldhahn.

Richard-Emanuel Goldhahn.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Sell

Karriere 26.01.2018
Das internationale Personalberatungsunternehmen Cobalt Recruitment hat im vergangenen Jahr tatsächlich viel mehr Stellen in der deutschen Bau- und Immobilienwirtschaft besetzt, als ... 

Das internationale Personalberatungsunternehmen Cobalt Recruitment hat im vergangenen Jahr tatsächlich viel mehr Stellen in der deutschen Bau- und Immobilienwirtschaft besetzt, als Deutschlandchef Richard-Emanuel Goldhahn noch zur Expo Real erwartet hatte.

Ging Goldhahn Anfang Oktober noch von rund 600 Stellenbesetzungen durch seine Leute im Jahr 2017 aus, wurden es schlussendlich rund 750 vermittelte Jobs. Im Vorjahresvergleich bedeutet das ein sattes Plus von 50% (2016: ca. 500 besetzte Stellen). Vor allem Positionen für die Leitung und Steuerung von technischen Projekten und Bauvorhaben waren gut gefragt - und daran soll sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern: Für das laufende Jahr rechnet Goldhahn Stand heute mit 800 bis 900 Jobvermittlungen durch seine Berater. Vor einigen Monaten hatte der Geschäftsführer von Cobalt Recruitment in Deutschland die Messlatte fürs neue Jahr noch deutlich tiefer gehängt (ca. 750 Besetzungen).

Weil irgendjemand all die Köpfe, die derzeit in der deutschen Immobilienwirtschaft benötigt werden, auch finden muss, hat Goldhahn die Mitarbeiterzahl in seinen sechs Büros in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart im vergangenen Jahr um mehr als ein Drittel auf aktuell 85 Festangestellte in die Höhe geschraubt. Bis Ende 2018, so Goldhahn, soll sich die Mitarbeiterzahl "im dreistelligen Bereich bewegen". Einige davon werden auch in Wien arbeiten: Dort soll zum Ende des ersten Quartals 2018 eine neue Niederlassung an den Start gehen. Der Umsatz kletterte hierzulande im vergangenen Jahr um 50% im Vorjahresvergleich.

Harald Thomeczek

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Cobalt Recruitment spaltet Geschäft mit Top-Besetzungen ab

Richard-Emanuel Goldhahn ist seit vielen Jahren das Gesicht von Cobalt Deutschland.

Richard-Emanuel Goldhahn ist seit vielen Jahren das Gesicht von Cobalt Deutschland.

Quelle: Cobalt Recruitment

Karriere 18.02.2021
Mit Valdivia hat sich innerhalb weniger Monate eine zweite Agentur gegründet, die aus ehemaligen Führungskräften der auf die Immobilienbranche spezialisierten Personalberatung Cobalt ... 

Mit Valdivia hat sich innerhalb weniger Monate eine zweite Agentur gegründet, die aus ehemaligen Führungskräften der auf die Immobilienbranche spezialisierten Personalberatung Cobalt Deutschland besteht. Das lässt aufhorchen. Doch Geschäftsführer Richard-Emanuel Goldhahn erklärt die Strategie dahinter.

Immobilien Zeitung: Herr Goldhahn, das vergangene Jahr war für viele Unternehmen ein herausforderndes. Wie laufen derzeit die Geschäfte von Cobalt Deutschland?

Richard-Emanuel Goldhahn: Ich kann sagen, dass wir positiv überrascht sind. Wir mussten zwar im vergangenen Jahr aufgrund der Pandemie den ersten Umsatz- und Gewinnrückgang in unserer 13-jährigen deutschen Unternehmensgeschichte hinnehmen. Dieser fiel aber deutlich geringer aus, als wir zunächst befürchtet hatten. Wir haben die vergangenen zwölf Monate vor allem dazu genutzt, unsere Führungsmannschaft komplett umzubauen. Vor genau einem Jahr haben wir mit Doreen von Bodecker und Nicole Schwan zwei neue Geschäftsführerinnen ernannt. Beide sind langjährige und erfahrene Führungskräfte unseres Unternehmens und stehen für den kulturellen Wandel, den Cobalt derzeit vollzieht. Außerdem setzen wir in den Büros in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und München auf neue Führungskräfte.

IZ: Worin besteht dieser kulturelle Wandel?

Goldhahn: Wir haben die Pandemiezeit vor allem dazu genutzt, uns auf unsere Unternehmenswerte und unsere Kernkompetenzen zu besinnen. Hierzu gehört neben einer klarer gelebten Führungskultur, die auf gegenseitigem Vertrauen, Wertschätzung, Transparenz und Leistungsorientierung beruht, unter anderem, dass wir vor allem Kandidaten zwischen etwa 40.000 und 200.000 Euro Jahresgehalt in den Bereichen Festanstellung, Interimmanagement und Arbeitnehmerüberlassung besetzen.

IZ: Nach der Gründung von Artes Recruitment ist Valdivia nun die zweite Agentur, mit der ehemalige Cobalt-Mitarbeiter eigene Wege gehen. Da frage ich mich: Was geht denn da bei Cobalt vor sich?

Goldhahn: Zunächst möchte ich betonen, dass Cobalt maßgeblich an der Gründung von Valdivia beteiligt war. Die Cobalt-Gruppe ist Hauptgesellschafter des Unternehmens. Die Umsetzung unserer eben beschriebenen Strategie macht es aber erforderlich, den Executive-Search-Bereich, d.h. Mandate im Gehaltssegment von deutlich über 200.000 Euro, vom Kerngeschäft zu trennen. Dieses Marktsegment gehört nicht zu unserem originären Schwerpunkt und lässt sich auch nur bedingt mit unserem Brot- und Buttergeschäft vereinbaren.

IZ: Also war es ein friedlicher Abschied von Ihrem früheren Berater und aktuellen Valdivia-Chef Daniel Bauer?

Goldhahn: Daniel Bauer ist einer der erfolgreichsten Cobalt-Berater aller Zeiten und war über die vergangenen Jahre nahezu ausschließlich mit Mandaten beauftragt worden, die in das Executive-Search-Segment fallen. Er hatte bereits seit einiger Zeit sein Interesse geäußert, sich im Bereich Executive Search weiterzuentwickeln. Er kennt dieses Marktsegment wie kaum ein anderer und es macht daher Sinn, dass er sich als Managing Partner um das neue Unternehmen kümmert. Wir freuen uns deshalb, dass wir ihn bei der Gründung der Valdivia Consulting unterstützen konnten.

"Wir haben bewusst Chinese Walls installiert"

IZ: Warum erfolgt die Trennung der einzelnen Geschäftsfelder nun so strikt?

Goldhahn: Wir wollten, dass Daniel Bauer und sein Team freie Hand bei der Strukturierung der Systeme und Prozesse sowie beim Außenauftritt des Unternehmens haben. Wir haben bewusst sogenannte Chinese Walls installiert; wir trennen also klar die Datenbank, das Marketing, den Vertrieb. Es gibt keinerlei Überschneidungen bei den Ressourcen. Wir wollten einfach das neue Geschäftsfeld von null aufbauen. Dies ist der Garant dafür, dass später jeder Kunde gemäß seinen Bedürfnissen bedient werden kann.

IZ: Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Anke Pipke.

Anke Pipke

Nur auf Pause gedrückt, nicht auf Löschen

Richard-Emanuel Goldhahn 2016 auf der Expo Real in München. Ob und wie die Messe dieses Jahr stattfindet, steht wegen der Corona-Krise in den Sternen.

Richard-Emanuel Goldhahn 2016 auf der Expo Real in München. Ob und wie die Messe dieses Jahr stattfindet, steht wegen der Corona-Krise in den Sternen.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Frank Boxler

Karriere 02.04.2020
Richard-Emanuel Goldhahn, Deutschlandgeschäftsführer der internationalen Personalberatung Cobalt, blickt gelassen in eine ungewisse Zukunft. So mancher seiner Kunden hat zwar in der ... 

Richard-Emanuel Goldhahn, Deutschlandgeschäftsführer der internationalen Personalberatung Cobalt, blickt gelassen in eine ungewisse Zukunft. So mancher seiner Kunden hat zwar in der Corona-Krise in den Vorsorgemodus umgeschaltet und Neueinstellungen nolens volens auf die lange Bank geschoben. Aber sobald sich ein Ende des Ausnahmezustands abzeichne und Recruiting-Interviews wieder von Angesicht zu Angesicht geführt werden könnten, stehe einer Fortsetzung der Besetzungen nichts im Wege, ist sich Goldhahn sicher.

Immobilien Zeitung: Herr Goldhahn, viele Firmen legen die Rekrutierung neuer Leute zurzeit bis auf weiteres - was immer das am Ende heißen mag - auf Eis. Stimmt‘s?

Richard-Emanuel Goldhahn: Ganz falsch ist das nicht. Selbst die Kunden, die zuerst gesagt haben, wir brauchen die Leute trotzdem, rudern langsam zurück. Natürlich gibt es einzelne Beauftragungen, aber im Moment ist jeder weitgehend mit sich selbst beschäftigt. In den Geschäftsführungen dreht sich viel um Liquiditätssicherung oder Kurzarbeit - nur zur Vorsorge, aber die Unternehmen haben jetzt eben mit anderen Dingen genug zu tun. Das Gros unserer Kunden ist jedoch besonnen unterwegs und verfällt nicht in Panik.

Projektentwicklungen z.B. sind nicht auf ein paar Wochen, sondern auf mehrere Jahre angelegt - da stoppen sie das Projekt nicht einfach so. Und Investments sind vielleicht größtenteils zum Erliegen gekommen, weil man ja kaum noch reisen und Beurkundungen durchführen kann. Aber wenn die Portfolios nicht jetzt gekauft oder verkauft werden, dann passiert das eben in drei Monaten. Es ist ja immer noch mehr als genug Kapital da, das Immobilien sucht.

"Im Moment ist jeder mit sich selbst beschäftigt"

IZ: Sind geplante und budgetierte Neueinstellungen nur aufgeschoben oder aufgehoben?

Goldhahn: Die Positionen, die wir besetzen, werden nicht komplett gestrichen. Das sind meistens strategisch wichtige Funktionen. Wir haben erst diese Woche eine E-Mail von einem Kunden bekommen, der einen Geschäftsführer für Hamburg sucht. Von einer anderen großen Firma kam die Tage auch eine große Beauftragung rein: Sie sucht einen Head of Accounting in Frankfurt. Das sind Positionen mit Jahresgehältern von mindestens 100.000 Euro fix. Solche Leute brauchen die Unternehmen immer noch, trotz aller Unsicherheit, für die Zeit danach. Es gibt einfach Positionen, die besetzt werden müssen.

IZ: Werden laufende Besetzungsverfahren jetzt noch abgeschlossen?

Goldhahn: Die Möglichkeit, neue Vorstellungsgespräche zu führen, ist zurzeit eingeschränkt. Viel läuft jetzt über Video-Meetings. Klar könnte sich der Personalleiter allein mit einem Kandidaten zum Gespräch treffen, aber wenn der Fachabteilungsleiter auch noch dabei sein will, wird es schon schwierig. Doch einige Kunden haben Kandidaten bereits in den ersten Vorstellungsrunden vor einigen Wochen persönlich kennengelernt und nehmen sie jetzt trotzdem unter Vertrag. Aktuell platzieren wir noch.

IZ: Wie steht es um die Wechselwilligkeit von Kandidaten? Ist die schlagartig rapide gesunken, weil alle im Nebel stochern?

Goldhahn: Mag sein, dass manche Kandidaten jetzt nicht den Kopf haben, sich einen anderen Arbeitgeber zu suchen. Andererseits haben die Leute jetzt mehr Zeit, um Gespräche zu führen. Die Kandidatenseite ist derzeit jedenfalls nicht unser Problem. Es geht vielmehr um die Frage, ob und wie jetzt noch Interviews mit Bewerbern stattfinden können und ob die Unternehmen dann auch Kandidaten einstellen, die sie nie persönlich gesehen haben.

"Aber ein Großteil unserer Mandate ist fest beauftragt"

IZ: Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf das Geschäft von Cobalt?

Goldhahn: Diesen Monat werden wir umsatzseitig vielleicht 10% schwächer beenden, als wir erwartet hätten. Die nächsten vier Wochen wird es sicher so bleiben, dass Interviews nur unter erschwerten Bedingungen geführt werden können. Einen Dip werden wir daher vor allem im April spüren. Aber um es noch mal zu sagen: Der Personalbedarf bleibt bestehen. Wenn Unternehmen auf die Pausetaste gedrückt haben, dann vor allem wegen der aktuellen Schwierigkeiten bei Rekrutierungsinterviews. Wir sollten uns darum nicht in eine Krise reden oder - in Ihrem Fall - schreiben. Ein großer Teil unserer Mandate ist fest beauftragt. Wann es zur Besetzung kommt, hängt von der Dauer des Ausnahmezustands ab. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass unsere Kunden vielleicht in drei Wochen, wenn sich ein Ende der Krise abzeichnen sollte, viele Projekte fortsetzen werden.

IZ: Ein Krisengewinner ist das Homeoffice.

Goldhahn: Unternehmen erkennen gerade gezwungenermaßen, dass das Homeoffice eine gangbare Option ist. Es wird spannend sein zu sehen, ob das die Nachfrage nach neuen Büroflächen bremsen wird. Und auch, wie sich die nun erzwungene Nutzung moderner Technologien auf Geschäftsreisen und damit auf den Hotelmarkt auswirkt. Sicherlich werden Unternehmen auch immer stärker die internationale Lieferkette und die Just-in-time-Produktion hinterfragen. Gegebenenfalls wirkt sich das dann mittelbar auf die Nachfrage nach Produktionsstandorten und Lagerkapazitäten in Deutschland aus. Derzeit ist noch sehr viel Unsicherheit in den Prognosen.

IZ: Wie sollen Firmen neue Leute einarbeiten, wenn die meisten Kollegen im Homeoffice sind?

Goldhahn: Das ist naheliegenderweise schwierig. Bei uns hätte am 1. April ein neuer Kollege anfangen sollen. Der startet jetzt erst am 1. Mai, weil wir derzeit die Einarbeitung nicht umsetzen können. Aber auch darauf kann man sich einstellen: Webinars, Videokonferenzen, kleinere Gruppen in den Büros. Es wird schon weitergehen!

IZ: Herr Goldhahn, vielen Dank für das Gespräch - und bleiben Sie gesund!

Die Fragen stellte Harald Thomeczek.

Harald Thomeczek

"Der nächste Kollege braucht IT-Wissen, kein Immobilien-Know-how"

Die digitale Welt der Immobilie wächst. Das bekommen Akteure der Branche unterschiedlich stark zu spüren.

Die digitale Welt der Immobilie wächst. Das bekommen Akteure der Branche unterschiedlich stark zu spüren.

Urheber: sahiltrikha786, Quelle: pixabay.com

Karriere 04.10.2019
Die Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft und ihre Auswirkungen auf die Berufsbilder ist ein kontrovers diskutiertes Thema. Für Objektverwalter wie Markus Reinert von IC Immobilien ... 

Die Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft und ihre Auswirkungen auf die Berufsbilder ist ein kontrovers diskutiertes Thema. Für Objektverwalter wie Markus Reinert von IC Immobilien ist es noch "viel zu früh", über veränderte Anforderungen zu sprechen. Analyseexperte Jens R. Rautenberg von Conversio hingegen spürt den "Atem der Technik" im Nacken.

Jens R. Rautenberg zögert. Der Gründer des Kölner Analysehauses Conversio Wahre Werte denkt lange über seine Antwort auf die Frage nach, ob er denn seinem Nachwuchs empfehlen würde, auch ein solcher Analyseexperte zu werden, wie er es ist. Das Problem ist, dass Rautenberg schon jetzt die Digitalisierung im Berufsalltag spürt. Der Bedarf an seinem Berufsstand werde zurückgehen, darin sei er sich "ganz, ganz sicher".

Gerade die Felder Standort- und Objektanalyse seien im Wandel. "Es ist noch gar nicht lange her, da stand die Objektanalyse im Mittelpunkt", sagt Rautenberg. Fakten wie Neu- oder Altbau, Projekt oder Bestand, Baujahr und Größe waren die ersten, die abgefragt wurden. Dann sei der Dienstleister rausgefahren und habe sich das Objekt der Begierde angeschaut und dabei die Lage in Augenschein genommen. "Innerhalb der vergangenen drei bis vier Jahre hat sich das gewandelt", sagt Rautenberg. Jetzt liegt der Fokus seiner Arbeit zunächst auf der Analyse des Standorts. Mit der Anschrift könnten vom Schreibtisch aus Daten wie Art und Zahl der Transaktionen vor Ort, Quadratmeterpreise, Faktoren, Mieten im Bestand und bei Neuverträgen abgerufen werden. "Vor drei Jahren noch haben wir einen Mietspiegel bei der Stadt angefordert und mussten einen frankierten Rückumschlag beilegen", erinnert er sich. Darüber könne er nur noch schmunzeln. Heutzutage erwarten Auftraggeber oft innerhalb von Stunden eine Einschätzung zu Objekt und Lage. Wer sich der Digitalisierung entzieht, werde Aufträge verlieren.

Rautenberg sieht diese Entwicklung allerdings kritisch. "Das Objekt rückt dabei ein Stück weit nach hinten", bemerkt der Berater. "Wenn es von der Datenlage her passt, dann sind 75% bis 80% des Weges zur Transaktion schon erledigt." Das Urteil des Gutachters, der sich das Objekt vor Ort anschaut, mache dann nur noch den Rest aus. Das gehe so lange gut, wie die momentane Hochphase anhalte. Steigende Verkaufs- und Mietpreise machten manch eine Fehlentscheidung wett. Spätestens jedoch mit einer Seitwärtsbewegung des Markts werde sich das ändern und professionelle sowie detailliertere Einschätzungen zu Objekt und Lage wieder mehr wertgeschätzt. Dem Berufsstand komme es zudem zupass, wenn der Gesetzgeber wieder neue Regeln für den Wohnungsmarkt einführt. Denn örtlich unterschiedlich gehandhabte oder mancherorts gar erst geplante Instrumente wie Mietpreisbremsen, Mietdeckel, Milieuschutzsatzungen seien aktuell nur sehr aufwendig digital abzubilden, belastbare Mietpreisprognosen also kaum mit einem Klick darstellbar. Dazu brauche es einen Profi mit Sachverstand und Weitblick.

Doch die Konkurrenz aus dem Netz wächst, das fängt schon bei den Onlineimmobilienportalen für den Laien an. Nach nur wenigen Klicks soll er seine Immobilie bewerten können, und das zu einem Spottpreis im Vergleich zu Forderungen eines Profis. Die Folge: Bewerter müssen auf diese Herausforderungen reagieren. Rautenberg rät, mehr ins eigene Marketing zu investieren und sich auf eine Assetklasse zu spezialisieren. Conversio selbst fokussiert sich seit Gründung auf Wohnimmobilien in unterschiedlicher Ausprägung. "Das wird auch so bleiben", betont der Inhaber.

Was sich allerdings bei den Kölnern verändern wird, ist die Zusammensetzung des Teams. In einer seiner nächsten Stellenanzeigen wird Rautenberg wohl einen ITler suchen müssen - nicht zur Pflege der Firmenrechner, sondern als Teil des Analyseteams. Immobilien-Know-how muss er oder sie nicht unbedingt mitbringen, das der Kollegen reicht, es geht viel mehr darum, Daten zu sammeln, zu strukturieren und sie wieder anders aufbereitet auszugeben. Ob es da um Häuser oder andere Produkte geht, ist im Grunde zweitrangig.

Um Immobilienexperten wie Rautenberg auch weiterhin bei der Personalsuche zu unterstützen, hat sich jüngst Richard-Emanuel Goldhahn, Geschäftsführer der Personalberatung Cobalt Recruitment Deutschland, Gedanken darüber gemacht, ein eigenes Geschäftsfeld mit digitalen Berufsbildern mit Immobilienbezug zu eröffnen. Doch das Vorhaben hat er ad acta gelegt. Es habe sich vor allem herausgestellt, dass ähnlich wie Conversio viele andere Firmen bereit sind, bei den gesuchten ITlern auf das Immobilienwissen zu verzichten. Reine Informatiker, Spezialisten in Datenbanken, Blockchain und Software-Programmierung zu vermitteln, ist für Goldhahn allerdings zu fachfremd.

Im Lichte der Digitalisierung betrachtet, bemerkt der Personalberater kaum veränderte Anforderungen an die jungen Immobilienfachkräfte. "Dieser Hype ist mindestens verfrüht, wenn nicht sogar übertrieben", sagt Goldhahn. Damit stößt er ins gleiche Horn wie Markus Reinert. "Die Immobilienwirtschaft befindet sich da noch in der Steinzeit", sagt der Vorstandsvorsitzende von IC Immobilien. Bei vielen Unternehmen fehle noch die Grundlage, um überhaupt von Digitalisierung sprechen zu können. Sie scheiterten schon daran, alle Objektunterlagen, z.B. kaufmännische Dokumente, technische Planunterlagen und Grundbuchauszüge, im digitalen System abzulegen. Auch von einer papierlosen Mieterakte sei die Branche noch weit entfernt, das aber auch, weil die Technik dafür noch nicht ausgereift genug sei, z.B. beim Einlesen von Mietverträgen. Etliche unterschiedliche Sprachen, verschiedene Gesetzgebungen und individuelle Besonderheiten gilt es dabei zu berücksichtigen. Reinert weiß aus Gesprächen mit Proptech-Fachleuten, dass die Fehlerquote beim maschinellen Einlesen zurzeit bei 5% bis 7% liegt. "Selbst wenn sie nur bei 1% liegen würde, hieße das für mich, dass ich den Fehler finden muss", sagt Reinert. Denn dieser eine Fehler könnte unter Umständen große und kostspielige Folgen haben. Die Konsequenz: Die digitalisierten Mietverträge müssten erneut von einem Mitarbeiter kontrolliert werden. Ein Anreiz, viel Geld in diese Art von Digitalisierung zu investieren, ist das nicht gerade. "Bei aller künstlicher Intelligenz, man wird nie eine 100%ige Sicherheit erreichen", weiß auch Reinert. "Auch bei Menschen nicht." Aber für ihn sei derzeit das von IC-Mitarbeitern praktizierte Vier- bis Sechs-Augen-Prinzip in Verbindung mit weiteren Prüfmechanismen beim An- und Ablegen eines Mietvertrags sicherer als lediglich ein Klick am Rechner.

Abgesehen davon ersetzt im Berufsalltag der Umgang mit digitalen Daten nicht den Einsatz eines Objektverwalters vor Ort. "Mieterbetreuung und -management sind ein hohes Gut", sagt Reinert. Das sei der Schlüssel dafür , eine Immobilie stabil zu halten und aufzuwerten. Die Digitalisierung könne dabei unterstützen, die Arbeit eines Verwalters effizienter und professioneller zu machen. Aber so weit, Mitarbeiter zu ersetzen, sei die Technik noch lange nicht.

Anke Pipke