Der Nachwuchs tickt anders

Markus Reinert

Markus Reinert

Quelle: IC Immobilien Gruppe

Karriere 24.05.2018
Der nachrückenden Generation von Immobilienfachkräften ist die Work-Life-Balance wichtiger als Geld oder Status, meint Markus Reinert, CEO der IC Immobilien. Die Arbeitgeber müssen sich mehr ... 

Der nachrückenden Generation von Immobilienfachkräften ist die Work-Life-Balance wichtiger als Geld oder Status, meint Markus Reinert, CEO der IC Immobilien. Die Arbeitgeber müssen sich mehr anstrengen als früher.

Fragen Sie mal unter Hochschulabsolventen, was sie sich unter einer Tätigkeit in der Immobilienbranche vorstellen. Ich vermute, dass maximal 10% der Studierenden selbst branchennaher Fächer eine Vorstellung zu den Tätigkeiten in der Immobilienwirtschaft haben. Asset- und Investment-Management? Wahrscheinlich geht es da um Betriebskostenabrechnungen, Glühbirnen auswechseln und so? Und da wundern wir uns, dass es nicht genug Bewerber in der Immobilienwirtschaft gibt!

Wir haben es uns in den letzten Jahren ein wenig leicht gemacht. Als Arbeitgeber waren wir teilweise viel zu träge und agierten häufig nach der Devise: Sollen doch die Anderen Kosten in die Ausbildung junger Menschen investieren, wir bieten dann dem gut ausgebildeten Nachwuchs lieber später interessante Verträge an. Viele Unternehmen, nicht nur in der Immobilienbranche, haben nicht verstanden, dass der sogenannte "War for Talents" mehr ist als ein bloßes Buhlen um die besten Studienabgänger. Es geht vor allem darum, die Besten halten zu können. Da spielen Gehalt (jedenfalls ab einer gewissen Stufe), Titel und sonstige Statussymbole inzwischen weitaus weniger eine Rolle als weiche Faktoren wie Freiheit in der beruflichen Entfaltung, Raum für persönliche Entwicklung, flexible Arbeitszeit- und Arbeitsortmodelle etc.

Viele jüngere Bewerber und Kollegen schauen immer weniger auf statische Symbole wie ein schickes Büro-Loft in Toplage, einen möglichst großen Firmenwagen, den Tischkicker in der Lounge etc., sondern auf die Möglichkeit der stressfreien und pragmatischen Vernetzung beruflicher und privater Alltagsbedürfnisse. Ein Umfeld, in dem man auch kurz eigene Erledigungen tätigen kann, mal schnell zwischendurch zum Sport geht und flexibel und mobil arbeiten kann und das einen schnellen, unkomplizierten Wechsel zwischen Arbeits- und Freizeit ermöglicht. Gern auch mehrmals am Tag mit dem Effekt einer erhöhten Motivation, auch in der Freizeit entsprechend mehr für die Arbeit da zu sein.

Trotz allem müssen gerade die jüngeren Generationen rechtzeitig "an die Hand genommen" werden. Wer nämlich nach der Krise 2008/2009 neu auf den Arbeitsmarkt gekommen ist, der ist von der beinahe paradiesischen Entwicklung des Immobilienmarktes verwöhnt. In diesem guten Marktumfeld schwenkt die Work-Life-Balance aktuell eindeutig Richtung Life. Umso wichtiger ist es, dass wir als erfahrene Arbeitgeber die Jüngeren auf die mit Sicherheit auch wiederkommenden, schwierigeren Zeiten vorbereiten und ihnen das Segeln auch bei stürmischerer See lehren.

Markus Reinert

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Melanie Heller

Melanie Heller folgte bei der Berufswahl einem Impuls.

Melanie Heller folgte bei der Berufswahl einem Impuls.

Quelle: Melanie Heller

Karriere 21.12.2023
Ursprünglich hat Melanie Heller eine Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notargehilfin absolviert. Dann hat sie über den zweiten Bildungsweg den Immobilienconsultant draufgesattelt. ... 

Ursprünglich hat Melanie Heller eine Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notargehilfin absolviert. Dann hat sie über den zweiten Bildungsweg den Immobilienconsultant draufgesattelt. Inzwischen arbeitet die gebürtige Limburgerin als Head of Letting bei der IC Immobilien Gruppe und bezeichnet sich selbst als Vertrieblerin mit Leib und Seele. Ihr früheres Hobby, das Handballspielen, musste sie aus gesundheitlichen und zeitlichen Gründen aufgeben. Seitdem lässt sie es mit Yoga und Pilates ruhiger angehen. Mehr Zeit würde sie sich jedoch für Kreatives wünschen. So könnte sie sich zum Beispiel gut vorstellen, häufiger zu malen.

Wie und wo wohnen Sie zurzeit?

Momentan wohne ich in einer 80 Quadratmeter großen Neubauwohnung in einer ländlichen Umgebung. Der Charme des Ausblicks – auf den Balkon meines Nachbarn – hält sich allerdings in Grenzen. Die Idee, aufs Land zu ziehen, kam in der Corona-Zeit auf. Allerdings bin ich grundsätzlich eher ein Stadtkind. Und ganz ehrlich: Ich überlege gerade wieder nach Frankfurt zu ziehen. Auch im Alter möchte ich gerne in einer Stadt wohnen. Das muss gar keine Großstadt sein, aber ein urbanes Umfeld, in dem ich alles fußläufig erreichen kann. Stichwort 15-Minuten-Stadt.

Haben Sie bei Ihrer jetzigen Wohnung schon einmal selbst Hand angelegt?

Nein. Da es sich um einen Neubau handelt, ist alles tipptopp. Dafür gibt es also keinen Anlass.

Was muss das perfekte Haus/die perfekte Wohnung unbedingt haben?

Definitiv einen Balkon. Oder noch besser eine Terrasse. Und gegen eine Badewanne hätte ich auch nichts einzuwenden.

Womit haben Sie als Erwachsene zum ersten Mal Geld verdient?

Als Servicekraft. Ich denke mal, dass mein Vertriebs-Gen schon hier seinen Tribut gefordert hat.

Wie haben Sie den Weg in die Immobilienbranche gefunden?

Impulsiv. Ich habe eine Stellenausschreibung zur Immobilienbetreuerin in Bad Homburg gesehen und mich spontan beworben. Kaum hatte ich den Job, habe ich die Liebe zur Immobilie entdeckt und fortan gepflegt.

Was finden Sie an der Immobilienbranche besonders gut?

Dass jeder Tag anders ist und man nie weiß, was auf einen zukommt. Toll finde ich außerdem, es mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun zu haben.

Und was stört Sie?

Ich fände es schön, wenn wirklich alle mit Leidenschaft bei der Sache wären. Es ist eine spannende Branche, sehr vielschichtig, aber bei manchen Branchenvertretern – glücklicherweise einer Minderheit – fühlt es sich eher an wie Dienst nach Vorschrift oder nach einer rein finanziellen Motivation. Im Vertrieb stehen die Chancen immer fifty-fifty. Folglich liegen Erfolg und Misserfolg ganz dicht beieinander. Ich selbst frage mich immer "Hätte man was besser machen können?". Wenn es nicht in meiner Hand lag, ärgere ich mich natürlich kurz darüber, aber wie sagt man so schön: Aufstehen, Krönchen richten, weiter geht’s.

Was braucht man Ihrer Einschätzung nach, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Das ist ganz einfach: Die Leidenschaft des Vertriebs!

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Gemeinsam mit meinem Team bei einem Gläschen Wein. Mal bleibt es beim Umtrunk, und je nach dem wie groß der Deal war, ist auch ein Essen drin.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Im Vertrieb stehen die Chancen immer Fifty-Fifty. Folglich liegen Erfolg und Misserfolg ganz dicht beieinander. Ich selbst frage mich immer „Hätte man was besser machen können?“. Wenn es nicht in meiner Hand lag, ärgere ich mich natürlich kurz darüber, aber wie sagt man so schön: Aufstehen, Krönchen richten und weiter geht's.

Baulöwe, Miethai, Heuschrecke: Leute, die mit Immobilien Geld verdienen (wollen), haben nicht immer den besten Ruf. Zurecht?

Ich würde sagen, dass sind typische Klischees – also Wort-Schablonen, die man nicht einfach als Sammelbezeichnungen auf die Branche anwenden kann. Ist jemand, der einen indexierten Mietvertrag vermittelt, ein Miethai? Das mögen Mieter seit dem Ende der Niedrigzinsphase vielleicht so sehen, Anleger hingegen sind ihm dankbar. Ist jemand, der über ein hohes Maß an Eigenkapital verfügt, ein Baulöwe? In Zeiten hoher Zinsen gehört gerade er zu den Heilsbringern, die etwas bewegen können. Die Tatsache, dass Menschen mit Immobilien Geld verdienen wollen und dies auch tun, ist nicht per se verwerflich.

Würden Sie jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen?

Unbedingt, weil dieser Job einer der vielfältigsten ist, die man sich vorstellen kann. Außerdem wird er niemals aussterben.

Was wären Sie heute gerne von Beruf, wenn Sie nicht in der Immobilienwirtschaft tätig wären?

Kommunikationsprofi. Oder ich hätte einen kleinen Klamottenladen mit einem integrierten Café, in dem ich abends noch Malkurse geben würde.

Homeoffice, Büro oder mobil in der Bahn? Wo arbeiten Sie am liebsten?

Büro und Homeoffice schätze ich gleichermaßen. Einerseits liebe ich es, meine Kolleginnen und Kollegen zu sehen, andererseits mag ich auch die Ungestörtheit im Homeoffice. Arbeiten in der Bahn finde ich nicht so gut. Zu viele Störfaktoren. Reisen gehört dennoch zum Business, denn der Vertrieb lebt vom Vor-Ort-Termin.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Ich liebe alle Altbauten mit tollen Ornamenten und Stuck.

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

Grundsätzlich ist in jedem Altbau graue Energie gebunden. Ein Abriss und Ersatz durch einen Neubau bedeutet, wieder enorme Mengen CO2-freizusetzen. Deutschland hat einen gigantischen Immobilienbestand und bestimmt sind darunter auch eine ganze Reihe von „stranded assets“. Aber das muss man im Detail betrachten und im Hinblick auf die Möglichkeit einer energetischen Sanierung oder eines erhaltenswerten Kulturguts prüfen. Also nein, ich habe keinen Lieblings-Abriss-Immobilie.

Was bringt Sie privat auf die Palme? Und was beruflich?

Menschen, die unehrlich, ignorant und konfliktscheu sind, bringen mich auf die Palme. Privat wie beruflich.

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Wenn ich Yoga mache und gute Musik höre.

Für welches private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Für das Malen.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an was …?

An die Sonne und die Schildkröten, die ich gesehen habe.

Wie gehen Sie am liebsten aus? Und in welcher konkreten Location kann man Sie öfter mal antreffen?

Ich gehe gerne Essen und liebe das Saravini auf der Hanauer Landstraße in Frankfurt.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Na klar. Hackfleischlauchsuppe oder Mellis Urlaubsnudeln (eigene Kreation).

Mit welcher lebenden Persönlichkeit würden Sie gerne einmal einen Abend verbringen?

Mit Guido Maria Kretschmer. Ich liebe seine Art und natürlich auch seinen Sinn für die schönen Dinge des Lebens.

Und mit wem würden Sie gerne für einen Tag das Leben tauschen? Und warum?

Mit Kathrin Menzinger, zweimalige Gewinnerin der RTL-Show "Let’s Dance". Ich würde gern einmal spüren wollen, wie toll es ist, eine Profi-Tänzerin zu sein.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Das türkisfarbene Meer und den Strand dazu.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben – welchen Traum erfüllen Sie sich?

Mein Traum ist es, einmal in der First Class nach Thailand zu reisen und den Rest des Geldes würde ich meinen Eltern geben, damit sie damit machen können, was auch immer sie wollen.

Nennen Sie uns noch einen Ihrer Lieblingssongs?

Ich kann mich nicht festlegen, da ich so vieles mag.

Die Fragen stellte Janina Stadel.

Janina Stadel

ESG-Experten haben viele Gesichter

V.l.n.r.: Giulia Peretti (Real I.S.), Marco Helbig (IC Immobilien), Madlen Fiedler (Hansainvest Real Assets), Werner Harteis (Wealthcap) und Viola Joncic (Commerz Real).

V.l.n.r.: Giulia Peretti (Real I.S.), Marco Helbig (IC Immobilien), Madlen Fiedler (Hansainvest Real Assets), Werner Harteis (Wealthcap) und Viola Joncic (Commerz Real).

Bildquellen: Real I.S., IC Immobilien, Hansainvest Real Assets, Wealthcap, Commerz Real

Karriere 29.07.2021
Ob Offenlegungsverordnung, EU-Taxonomie oder Green-Finance-Anforderungen: Die ESG-Regulatorik verschont die Immobilienbranche nicht. Anleger geben den Druck, den die europäischen ... 

Ob Offenlegungsverordnung, EU-Taxonomie oder Green-Finance-Anforderungen: Die ESG-Regulatorik verschont die Immobilienbranche nicht. Anleger geben den Druck, den die europäischen Regulatoren entfachen, direkt an ihre Fondsmanager und Dienstleister weiter. Diese lassen sich unterschiedliche Lösungen für die Besetzung von ESG-Rollen einfallen.

Fonds- und Investmentmanager, Asset- und Property-Manager sowie alle anderen Marktteilnehmer, die sich dieser Aufgabe stellen müssen, eint eine Erkenntnis: "Fix und fertige ESG-Experten existieren nicht", sagt Werner Harteis. "Der eine ist mehr strategisch unterwegs, der andere steckt mehr in den Prozessen drin - und selbst wenn Sie einen Umweltingenieur haben, deckt der auch nur einen Teil des Themas ab." Harteis leitet beim Fondsanbieter Wealthcap das Risikomanagement und verantwortet bei der HVB-Tochter seit gut einem Jahr zusätzlich den Bereich Environmental and Social Governance (ESG) auf der Unternehmensebene.

Der Grund für diese Vielfalt: Den einen klassischen Königsweg zum ESG-Profi gibt es nicht. "Studieren kann man das - noch - nicht", sagt Madlen Fiedler, die bei Hansainvest Real Assets für ESG-Themen zuständig ist. Viele, die sich damit auskennen, haben sich ihr Wissen selbst angeeignet. Das sind Generalisten, Allrounder", sagt Fiedler. Und das sollen sie auch sein: "Man muss das A bis Z der Immobilie bedienen können, weil man an den Schnittstellen sitzt - da braucht es Praxisleute; allein mit der Theorie kommt man da nicht weit."

Beim Recruiting ist Flexibilität gefragt

Kathrin von Hardenberg, Geschäftsführerin der Personalberatung Indigo Headhunters, rät Immobilienunternehmen, beim Recruiting von ESG-Experten Flexibilität zu zeigen. "Klassische Eins-zu-eins-Besetzungen wie z.B. im Investment- oder im Asset-Management sind hier meistens nicht möglich." Kandidaten, die

hier reüssieren möchten, sollten sich mit der Finanzindustrie ebenso gut auskennen wie mit dem Pariser Klimaabkommen und CO2-Budgets. Und sollten in der Lage sein, all dies auf ganz konkrete Immobilien übertragen zu können:

Wann droht ein Gebäude auf dem langen Weg zur Klimaneutralität die vorgegebene Messlatte zu reißen? Und mit welchen Investitionen kann der Asset-Manager es auf den rechten Pfad zurückführen?

ESG-Profis sollten dabei nicht nur langfristige Risiken im Blick behalten. Aktuelles Beispiel Starkregen/Überschwemmungsgefahr: "Das ist Teil unserer Sustainability Due Diligence", sagt Viola Joncic, die bei Commerz Real den Nachhaltigkeitshut aufhat. "Was gekauft wird, entscheidet am Ende das Fondsmanagement; aber wir helfen dabei, die Risiken abzuwägen." Dazu gehört auch die Frage: "Wie hoch sind die Prämien, wenn ich ein Risiko versichern möchte - und ist das noch bezahlbar? Es gab schon Gebäude, die wir nicht gekauft haben, weil die Versicherungsprämien zu hoch waren."

Und dann sind da ja noch das S und G in ESG. Unter dem S werden z.B. Spenden und Sponsorings sozialer Einrichtungen verbucht, aber auch Investments z.B. des offenen Publikumsfonds Hausinvest in geförderte bzw. als bezahlbar geltende Wohnungen oder alles, was den Mitarbeitern zugute kommt, etwa mobiles Arbeiten oder Jobfahrräder. Das G der guten Unternehmensführung indes ist am schwersten zu fassen bzw. zu messen. Es bezieht sich vor allem auf Richt- und Leitlinien der UN, des deutschen Fondsverbands BVI und des Instituts für Corporate Governance der Immobilienwirtschaft (ICG).

Klar ist: "ESG ist ein weites Feld, man muss interdisziplinär arbeiten können und in der Lage sein, von einer Stunde auf die andere in einer anderes Themengebiet zu springen und viele Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten. Außerdem ist Kommunikation extrem wichtig, auf allen Ebenen: vom Vorstand bis zur operativen Fachabteilung, die die Dinge am Ende umsetzt", beschreibt Joncic ihre täglichen Herausforderungen.

Diese Herausforderung, ESG bei sich zu verankern, lösen die Immobilienunternehmen auf ganz unterschiedliche Weise: Die einen rekrutieren extern, z.B. bei Beratungsgesellschaften, andere vertrauen auf hauseigene Ressourcen. Bei den einen trägt ESG ein einzelnes Gesicht, die anderen stellen ganze Teams zusammen.

Beispiel Wealthcap: Die HVB-Tochter hat eine zwölfköpfige ESG-Mannschaft mit Spielern aus allen Abteilungen aufgestellt: Asset- und Fondsmanagement, Real Estate und Alternative Investments, Risiko- und Prozessmanagement, Finanzierung, Kommunikation etc.

Die Kollegen widmen einen erklecklichen Teil ihrer Arbeitszeit ihrem Zweitjob - "30% bis 70%", meint Harteis, der mit seiner Zweitrolle selbst "mindestens die Hälfte" seiner Zeit verbringt. Sie behalten aber auch ihre bisherigen Rollen. "Uns war wichtig, dass wir die Themen in die gesamte Organisation reinbringen", so Harteis.

Das scheint ziemlich gut zu funktionieren, denn mittlerweile würden immer mehr Kollegen mitmischen wollen: "In Meetings treffen wir uns inzwischen teilweise mit 20 Leuten. Da muss man schon ein bisschen auf die Disziplin achten."

Bei einer anderen Bankentochter dagegen, Commerz Real, zieht Viola Joncic als Head of Sustainability full-time und hauptamtlich die ESG-Strippen. Joncic wurde von Deloitte abgeworben: Die einschlägigen Beratungsgesellschaften gelten mit als Vorreiter der ESG-Bewegung. Real I.S., Immobilienfondstochter der Bayern LB, hat sich mit Giulia Peretti ebenfalls für eine externe Lösung entschieden. Peretti kam vom Ingenieurbüro Werner Sobek, wo sie Teamleiterin für Nachhaltigkeit, Bauphysik und Zertifizierung war, und brachte Erfahrung als DGNB-Auditorin und Sachverständige für nachhaltiges Bauen mit.

Eine interne Beförderung wählten der Asset-Manager Hansainvest Real Assets, der zur Signal-Iduna-Gruppe gehört, und IC Immobilien. Hansainvest übertrug Fiedler als Abteilungsleiterin Property-Management zusätzlich die ESG-Verantwortung. Damit sie sich künftig im Schwerpunkt um ihre neue Rolle kümmern kann, soll sie das Property-Management an einen separaten Abteilungsleiter abgeben, der noch eingestellt werden soll.

Ähnlich wie die Signal-Iduna-Tochter machte es der Property-Manager IC Immobilien. Getrieben von den Anforderungen ihrer Kunden, die sich ihrerseits mit wachsenden regulatorischen Ansprüchen konfrontiert sehen, machte die IC-Geschäftsführung Marco Helbig, bereits Leiter Prozessmanagement bei IC, auch noch zum Head of ESG. "Um das Thema zu treiben, müssen Sie jemandem den Hut aufsetzen, der sich verantwortlich fühlt", sagt Michael Stüber, Geschäftsführer der IC Immobilien Holding.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass ESG in Immobilienfirmen eher stiefmütterlich behandelt wurde. Ganz darum herum kam man nicht, allzu viel sollte die Beschäftigung mit diesen Non-Profit-Dingen aber nicht kosten. So wurden gern auch euphorische Youngster, die vielleicht keine 120.000 Euro im Jahr verlangen, sondern sich schon mit 65.000 Euro bescheiden, auf das Thema angesetzt - mehr als Feigenblatt denn als echte Transformationsbegleiter.

"Nehmen Sie das Zepter in die Hand!"

Diese Zeiten sind vorbei: ESG ist profitrelevant geworden, Jobs in der Immobilienbranche sprießen seit ein, zwei Jahren wie die Pilze aus dem Boden. Gutes tun und Karriere machen schließen sich nicht mehr aus: "Im Gegensatz zu einer NGO oder zur Wissenschaft kann ich in der Wirtschaft unmittelbar Wirkung erzielen - und das zu einer ordentlichen Bezahlung und mit einem unbefristeten Vertrag", sagt Joncic.

Wer Karriere in Sachen ESG machen will, sollte nicht zögern: "Wer sich wirklich für das Thema interessiert, dem sei gesagt: Es gibt da draußen nicht viele Leute, die weiter sind als Sie selbst. Wenn Sie frühzeitig die Hand heben, haben Sie hier gerade gute Chancen", prophezeit Headhunterin Hardenberg. Wichtiger als Zusatzausbildungen (z.B. bei der DVFA, der DGNB oder an der EBS) sei der richtige Spirit: "Nehmen Sie das Zepter in die Hand! Arbeiten Sie an ESG-Initiativen mit, vernetzen Sie sich mit Interessierten aus anderen Unternehmen und werden Sie visibel, indem Sie sich z.B. auf Panels setzen, ob virtuell oder analog."

ESG-Mann Helbig von IC Immobilien hat genau das getan, wie sein Geschäftsführer Michael Stüber berichtet: "Marco hat sich uns aktiv aufdrängt. Er hat ein ganz persönliches Interesse an dem Thema, nicht zuletzt, weil er selbst Kinder hat. Es ist wichtig, dass sich jemand mit ESG identifiziert, nur dann kann er andere mitnehmen." Die nötige fachliche Qualifikation brachte Helbig offensichtlich auch mit: Den Personalmarkt scannte Stüber nämlich gar nicht erst nach externen Lösungen ab.

Der Bedarf an ESG-Experten wächst. Fiedlers Team bei Hansainvest beispielsweise soll mittelfristig von zwei auf fünf Kollegen anwachsen.

Denn die Aufgaben nehmen in der Breite und Tiefe zu: Sie reichen vom Abschluss günstiger Stromrahmenverträge und der Zentralisierung des Abfallmanagements über diverse datengesättigte Reportings an Signal Iduna und die Erstellung eines ESG-Katalogs für die Ankaufs-Due-Diligence bis hin zum Verkäufer-Screening im Rahmen der Bonitätsabfrage bei Creditreform: "Wir sind in Gesprächen, das auszubauen."

Harald Thomeczek

Lieber lange Leine als keine Leute

Spaß im Job ist die halbe Miete. Das gilt auch für Personalchefs.

Spaß im Job ist die halbe Miete. Das gilt auch für Personalchefs.

Quelle: Immobilien Zeitung

Karriere 08.10.2019
Wer nur für Geld kommt, geht auch wieder für Geld. Personalchefs setzen deshalb auch auf flexible Arbeitszeitmodelle, um ihre Herde beisammenzuhalten, so gut es geht. ... 

Wer nur für Geld kommt, geht auch wieder für Geld. Personalchefs setzen deshalb auch auf flexible Arbeitszeitmodelle, um ihre Herde beisammenzuhalten, so gut es geht.

Sandra Scholz ist fest davon überzeugt: Vermeintlich weiche Faktoren sind heute für viele ein hartes Entscheidungskriterium bei der Jobsuche bzw. einem Wechsel. Um das Risiko gering zu halten, dass der Fondsgesellschaft Commerz Real, in deren Vorstand Scholz u.a. für Personal zuständig ist, Mitarbeiter von der Fahne gehen, bietet Scholz so ziemlich alles an, was die Kiste mit den flexiblen Arbeitszeiten zu bieten hat: "Viertagewoche, 90%-Verträge, zehn Wochen Urlaub im Jahr bei weniger Gehalt, Sabbaticals ... Auch Homeoffice und mobiles Arbeiten. Wir haben erhoben, dass 90% der Funktionen vom Anforderungsprofil dafür geeignet sind."

Mike Schrottke, Head of People bei CBRE, stieß in einer Talkrunde auf der Expo Real ins gleiche Horn: "Eine flexible Gestaltung der Arbeitszeiten mit einem Tag Homeoffice die Woche motiviert gerade junge Menschen in vielen Fällen stärker als die Betriebsrente. Wir ermöglichen daher immer mehr Mitarbeitern eine moderne Arbeitskultur mit Homeoffice und mobilem Arbeiten." Bis zu 20% dürfen die Mitarbeiter in "bestimmten" Business-Lines zuhause oder unterwegs arbeiten - "und sie machen von diesem Angebot Gebrauch".

Auch Markus Reinert stellt sich um. Der Chef der IC-Immobilien-Gruppe hat im Sommer mit mobilem Arbeiten in seinem Haus angefangen. Nicht nur, weil das für die Jüngeren heute praktisch normal ist: "Auch für diejenigen, die schon ein paar Jahre Erfahrung haben, wird das zunehmend wichtig." Reinert mahnt jedoch zur Bescheidenheit: In seiner Branche sei das mit der Flexibilität "nicht so einfach, in manchen Segmenten funktioniert es nur bedingt".

Für den Projektentwickler und Asset-Manager Beos sind sämtliche Modelle flexibler Arbeitszeit längst gang und gäbe, wie Personalvorstand Holger Matheis fast schon gelangweilt berichtete. So, befand er, sei auch "der hohe Frauenanteil von über 50%" im Unternehmen zu erklären.

Harald Thomeczek