Der Nachwuchs tickt anders

Markus Reinert

Markus Reinert

Quelle: IC Immobilien Gruppe

Karriere 24.05.2018
Der nachrückenden Generation von Immobilienfachkräften ist die Work-Life-Balance wichtiger als Geld oder Status, meint Markus Reinert, CEO der IC Immobilien. Die Arbeitgeber müssen sich mehr ... 

Der nachrückenden Generation von Immobilienfachkräften ist die Work-Life-Balance wichtiger als Geld oder Status, meint Markus Reinert, CEO der IC Immobilien. Die Arbeitgeber müssen sich mehr anstrengen als früher.

Fragen Sie mal unter Hochschulabsolventen, was sie sich unter einer Tätigkeit in der Immobilienbranche vorstellen. Ich vermute, dass maximal 10% der Studierenden selbst branchennaher Fächer eine Vorstellung zu den Tätigkeiten in der Immobilienwirtschaft haben. Asset- und Investment-Management? Wahrscheinlich geht es da um Betriebskostenabrechnungen, Glühbirnen auswechseln und so? Und da wundern wir uns, dass es nicht genug Bewerber in der Immobilienwirtschaft gibt!

Wir haben es uns in den letzten Jahren ein wenig leicht gemacht. Als Arbeitgeber waren wir teilweise viel zu träge und agierten häufig nach der Devise: Sollen doch die Anderen Kosten in die Ausbildung junger Menschen investieren, wir bieten dann dem gut ausgebildeten Nachwuchs lieber später interessante Verträge an. Viele Unternehmen, nicht nur in der Immobilienbranche, haben nicht verstanden, dass der sogenannte "War for Talents" mehr ist als ein bloßes Buhlen um die besten Studienabgänger. Es geht vor allem darum, die Besten halten zu können. Da spielen Gehalt (jedenfalls ab einer gewissen Stufe), Titel und sonstige Statussymbole inzwischen weitaus weniger eine Rolle als weiche Faktoren wie Freiheit in der beruflichen Entfaltung, Raum für persönliche Entwicklung, flexible Arbeitszeit- und Arbeitsortmodelle etc.

Viele jüngere Bewerber und Kollegen schauen immer weniger auf statische Symbole wie ein schickes Büro-Loft in Toplage, einen möglichst großen Firmenwagen, den Tischkicker in der Lounge etc., sondern auf die Möglichkeit der stressfreien und pragmatischen Vernetzung beruflicher und privater Alltagsbedürfnisse. Ein Umfeld, in dem man auch kurz eigene Erledigungen tätigen kann, mal schnell zwischendurch zum Sport geht und flexibel und mobil arbeiten kann und das einen schnellen, unkomplizierten Wechsel zwischen Arbeits- und Freizeit ermöglicht. Gern auch mehrmals am Tag mit dem Effekt einer erhöhten Motivation, auch in der Freizeit entsprechend mehr für die Arbeit da zu sein.

Trotz allem müssen gerade die jüngeren Generationen rechtzeitig "an die Hand genommen" werden. Wer nämlich nach der Krise 2008/2009 neu auf den Arbeitsmarkt gekommen ist, der ist von der beinahe paradiesischen Entwicklung des Immobilienmarktes verwöhnt. In diesem guten Marktumfeld schwenkt die Work-Life-Balance aktuell eindeutig Richtung Life. Umso wichtiger ist es, dass wir als erfahrene Arbeitgeber die Jüngeren auf die mit Sicherheit auch wiederkommenden, schwierigeren Zeiten vorbereiten und ihnen das Segeln auch bei stürmischerer See lehren.

Markus Reinert

Weitere Nachrichten aus der Rubrik Karriere

Lieber lange Leine als keine Leute

Spaß im Job ist die halbe Miete. Das gilt auch für Personalchefs.

Spaß im Job ist die halbe Miete. Das gilt auch für Personalchefs.

Quelle: Immobilien Zeitung

Karriere 08.10.2019
Wer nur für Geld kommt, geht auch wieder für Geld. Personalchefs setzen deshalb auch auf flexible Arbeitszeitmodelle, um ihre Herde beisammenzuhalten, so gut es geht. ... 

Wer nur für Geld kommt, geht auch wieder für Geld. Personalchefs setzen deshalb auch auf flexible Arbeitszeitmodelle, um ihre Herde beisammenzuhalten, so gut es geht.

Sandra Scholz ist fest davon überzeugt: Vermeintlich weiche Faktoren sind heute für viele ein hartes Entscheidungskriterium bei der Jobsuche bzw. einem Wechsel. Um das Risiko gering zu halten, dass der Fondsgesellschaft Commerz Real, in deren Vorstand Scholz u.a. für Personal zuständig ist, Mitarbeiter von der Fahne gehen, bietet Scholz so ziemlich alles an, was die Kiste mit den flexiblen Arbeitszeiten zu bieten hat: "Viertagewoche, 90%-Verträge, zehn Wochen Urlaub im Jahr bei weniger Gehalt, Sabbaticals ... Auch Homeoffice und mobiles Arbeiten. Wir haben erhoben, dass 90% der Funktionen vom Anforderungsprofil dafür geeignet sind."

Mike Schrottke, Head of People bei CBRE, stieß in einer Talkrunde auf der Expo Real ins gleiche Horn: "Eine flexible Gestaltung der Arbeitszeiten mit einem Tag Homeoffice die Woche motiviert gerade junge Menschen in vielen Fällen stärker als die Betriebsrente. Wir ermöglichen daher immer mehr Mitarbeitern eine moderne Arbeitskultur mit Homeoffice und mobilem Arbeiten." Bis zu 20% dürfen die Mitarbeiter in "bestimmten" Business-Lines zuhause oder unterwegs arbeiten - "und sie machen von diesem Angebot Gebrauch".

Auch Markus Reinert stellt sich um. Der Chef der IC-Immobilien-Gruppe hat im Sommer mit mobilem Arbeiten in seinem Haus angefangen. Nicht nur, weil das für die Jüngeren heute praktisch normal ist: "Auch für diejenigen, die schon ein paar Jahre Erfahrung haben, wird das zunehmend wichtig." Reinert mahnt jedoch zur Bescheidenheit: In seiner Branche sei das mit der Flexibilität "nicht so einfach, in manchen Segmenten funktioniert es nur bedingt".

Für den Projektentwickler und Asset-Manager Beos sind sämtliche Modelle flexibler Arbeitszeit längst gang und gäbe, wie Personalvorstand Holger Matheis fast schon gelangweilt berichtete. So, befand er, sei auch "der hohe Frauenanteil von über 50%" im Unternehmen zu erklären.

Harald Thomeczek

"Der nächste Kollege braucht IT-Wissen, kein Immobilien-Know-how"

Die digitale Welt der Immobilie wächst. Das bekommen Akteure der Branche unterschiedlich stark zu spüren.

Die digitale Welt der Immobilie wächst. Das bekommen Akteure der Branche unterschiedlich stark zu spüren.

Urheber: sahiltrikha786, Quelle: pixabay.com

Karriere 04.10.2019
Die Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft und ihre Auswirkungen auf die Berufsbilder ist ein kontrovers diskutiertes Thema. Für Objektverwalter wie Markus Reinert von IC Immobilien ... 

Die Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft und ihre Auswirkungen auf die Berufsbilder ist ein kontrovers diskutiertes Thema. Für Objektverwalter wie Markus Reinert von IC Immobilien ist es noch "viel zu früh", über veränderte Anforderungen zu sprechen. Analyseexperte Jens R. Rautenberg von Conversio hingegen spürt den "Atem der Technik" im Nacken.

Jens R. Rautenberg zögert. Der Gründer des Kölner Analysehauses Conversio Wahre Werte denkt lange über seine Antwort auf die Frage nach, ob er denn seinem Nachwuchs empfehlen würde, auch ein solcher Analyseexperte zu werden, wie er es ist. Das Problem ist, dass Rautenberg schon jetzt die Digitalisierung im Berufsalltag spürt. Der Bedarf an seinem Berufsstand werde zurückgehen, darin sei er sich "ganz, ganz sicher".

Gerade die Felder Standort- und Objektanalyse seien im Wandel. "Es ist noch gar nicht lange her, da stand die Objektanalyse im Mittelpunkt", sagt Rautenberg. Fakten wie Neu- oder Altbau, Projekt oder Bestand, Baujahr und Größe waren die ersten, die abgefragt wurden. Dann sei der Dienstleister rausgefahren und habe sich das Objekt der Begierde angeschaut und dabei die Lage in Augenschein genommen. "Innerhalb der vergangenen drei bis vier Jahre hat sich das gewandelt", sagt Rautenberg. Jetzt liegt der Fokus seiner Arbeit zunächst auf der Analyse des Standorts. Mit der Anschrift könnten vom Schreibtisch aus Daten wie Art und Zahl der Transaktionen vor Ort, Quadratmeterpreise, Faktoren, Mieten im Bestand und bei Neuverträgen abgerufen werden. "Vor drei Jahren noch haben wir einen Mietspiegel bei der Stadt angefordert und mussten einen frankierten Rückumschlag beilegen", erinnert er sich. Darüber könne er nur noch schmunzeln. Heutzutage erwarten Auftraggeber oft innerhalb von Stunden eine Einschätzung zu Objekt und Lage. Wer sich der Digitalisierung entzieht, werde Aufträge verlieren.

Rautenberg sieht diese Entwicklung allerdings kritisch. "Das Objekt rückt dabei ein Stück weit nach hinten", bemerkt der Berater. "Wenn es von der Datenlage her passt, dann sind 75% bis 80% des Weges zur Transaktion schon erledigt." Das Urteil des Gutachters, der sich das Objekt vor Ort anschaut, mache dann nur noch den Rest aus. Das gehe so lange gut, wie die momentane Hochphase anhalte. Steigende Verkaufs- und Mietpreise machten manch eine Fehlentscheidung wett. Spätestens jedoch mit einer Seitwärtsbewegung des Markts werde sich das ändern und professionelle sowie detailliertere Einschätzungen zu Objekt und Lage wieder mehr wertgeschätzt. Dem Berufsstand komme es zudem zupass, wenn der Gesetzgeber wieder neue Regeln für den Wohnungsmarkt einführt. Denn örtlich unterschiedlich gehandhabte oder mancherorts gar erst geplante Instrumente wie Mietpreisbremsen, Mietdeckel, Milieuschutzsatzungen seien aktuell nur sehr aufwendig digital abzubilden, belastbare Mietpreisprognosen also kaum mit einem Klick darstellbar. Dazu brauche es einen Profi mit Sachverstand und Weitblick.

Doch die Konkurrenz aus dem Netz wächst, das fängt schon bei den Onlineimmobilienportalen für den Laien an. Nach nur wenigen Klicks soll er seine Immobilie bewerten können, und das zu einem Spottpreis im Vergleich zu Forderungen eines Profis. Die Folge: Bewerter müssen auf diese Herausforderungen reagieren. Rautenberg rät, mehr ins eigene Marketing zu investieren und sich auf eine Assetklasse zu spezialisieren. Conversio selbst fokussiert sich seit Gründung auf Wohnimmobilien in unterschiedlicher Ausprägung. "Das wird auch so bleiben", betont der Inhaber.

Was sich allerdings bei den Kölnern verändern wird, ist die Zusammensetzung des Teams. In einer seiner nächsten Stellenanzeigen wird Rautenberg wohl einen ITler suchen müssen - nicht zur Pflege der Firmenrechner, sondern als Teil des Analyseteams. Immobilien-Know-how muss er oder sie nicht unbedingt mitbringen, das der Kollegen reicht, es geht viel mehr darum, Daten zu sammeln, zu strukturieren und sie wieder anders aufbereitet auszugeben. Ob es da um Häuser oder andere Produkte geht, ist im Grunde zweitrangig.

Um Immobilienexperten wie Rautenberg auch weiterhin bei der Personalsuche zu unterstützen, hat sich jüngst Richard-Emanuel Goldhahn, Geschäftsführer der Personalberatung Cobalt Recruitment Deutschland, Gedanken darüber gemacht, ein eigenes Geschäftsfeld mit digitalen Berufsbildern mit Immobilienbezug zu eröffnen. Doch das Vorhaben hat er ad acta gelegt. Es habe sich vor allem herausgestellt, dass ähnlich wie Conversio viele andere Firmen bereit sind, bei den gesuchten ITlern auf das Immobilienwissen zu verzichten. Reine Informatiker, Spezialisten in Datenbanken, Blockchain und Software-Programmierung zu vermitteln, ist für Goldhahn allerdings zu fachfremd.

Im Lichte der Digitalisierung betrachtet, bemerkt der Personalberater kaum veränderte Anforderungen an die jungen Immobilienfachkräfte. "Dieser Hype ist mindestens verfrüht, wenn nicht sogar übertrieben", sagt Goldhahn. Damit stößt er ins gleiche Horn wie Markus Reinert. "Die Immobilienwirtschaft befindet sich da noch in der Steinzeit", sagt der Vorstandsvorsitzende von IC Immobilien. Bei vielen Unternehmen fehle noch die Grundlage, um überhaupt von Digitalisierung sprechen zu können. Sie scheiterten schon daran, alle Objektunterlagen, z.B. kaufmännische Dokumente, technische Planunterlagen und Grundbuchauszüge, im digitalen System abzulegen. Auch von einer papierlosen Mieterakte sei die Branche noch weit entfernt, das aber auch, weil die Technik dafür noch nicht ausgereift genug sei, z.B. beim Einlesen von Mietverträgen. Etliche unterschiedliche Sprachen, verschiedene Gesetzgebungen und individuelle Besonderheiten gilt es dabei zu berücksichtigen. Reinert weiß aus Gesprächen mit Proptech-Fachleuten, dass die Fehlerquote beim maschinellen Einlesen zurzeit bei 5% bis 7% liegt. "Selbst wenn sie nur bei 1% liegen würde, hieße das für mich, dass ich den Fehler finden muss", sagt Reinert. Denn dieser eine Fehler könnte unter Umständen große und kostspielige Folgen haben. Die Konsequenz: Die digitalisierten Mietverträge müssten erneut von einem Mitarbeiter kontrolliert werden. Ein Anreiz, viel Geld in diese Art von Digitalisierung zu investieren, ist das nicht gerade. "Bei aller künstlicher Intelligenz, man wird nie eine 100%ige Sicherheit erreichen", weiß auch Reinert. "Auch bei Menschen nicht." Aber für ihn sei derzeit das von IC-Mitarbeitern praktizierte Vier- bis Sechs-Augen-Prinzip in Verbindung mit weiteren Prüfmechanismen beim An- und Ablegen eines Mietvertrags sicherer als lediglich ein Klick am Rechner.

Abgesehen davon ersetzt im Berufsalltag der Umgang mit digitalen Daten nicht den Einsatz eines Objektverwalters vor Ort. "Mieterbetreuung und -management sind ein hohes Gut", sagt Reinert. Das sei der Schlüssel dafür , eine Immobilie stabil zu halten und aufzuwerten. Die Digitalisierung könne dabei unterstützen, die Arbeit eines Verwalters effizienter und professioneller zu machen. Aber so weit, Mitarbeiter zu ersetzen, sei die Technik noch lange nicht.

Anke Pipke

Gestatten, wir sind die Arbeitgeber der Immobilienwirtschaft!

Nur wer sich ins Schaufenster stellt, fällt auch ins Auge. Hier präsentieren sich die Delegationen der 42 Aussteller des IZ-Karriereforums 2017, darunter 34 Arbeitgeber und acht Bildungseinrichtungen.

Nur wer sich ins Schaufenster stellt, fällt auch ins Auge. Hier präsentieren sich die Delegationen der 42 Aussteller des IZ-Karriereforums 2017, darunter 34 Arbeitgeber und acht Bildungseinrichtungen.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheberin: Melanie Bauer

Karriere 01.06.2017
Natürlich hat die deutsche Immobilienwirtschaft noch ein paar Arbeitgeber mehr zu bieten als die Unternehmen, die sich als Aussteller auf dem IZ-Karriereforum 2017 zeigten. Doch nur zu ... 

Natürlich hat die deutsche Immobilienwirtschaft noch ein paar Arbeitgeber mehr zu bieten als die Unternehmen, die sich als Aussteller auf dem IZ-Karriereforum 2017 zeigten. Doch nur zu diesen konnten die Nachwuchskräfte der Branche einen ganzen Tag lang Tuchfühlung aufnehmen. In Zeiten, in denen sich die meisten Bewerber ihrer guten Verhandlungsposition bewusst sind, könnte das für die Unternehmen vielleicht den entscheidenden Wettbewerbsvorteil im Recruiting bedeuten. Bewerber andererseits, die sich ob der guten Zeiten zurücklehnen, droht eine Bauchlandung, denn: Nur weil die Zeiten für die Branche gut sind, macht man noch lange nicht automatisch Karriere.

Um die 70 Gesprächsanfragen hat die IC Immobilien Gruppe im Vorfeld von Bewerbern erhalten. Damit gehörte der Immobiliendienstleister in diesem Jahr zu den gefragtesten Ausstellern. Markus Reinert, Vorstandsvorsitzender und CEO der IC Immobilien Gruppe, und Katrin Beddig, Leiterin Personalentwicklung und Recruiting, hatten also gut daran getan, das Messeteam von fünf Teilnehmern im vergangenen Jahr auf nun acht Leute auszubauen.

"Letztes Jahr gab es so einen starken Zustrom von wissbegierigen Studierenden", begründet Reinert die Verstärkung der Messemannschaft. Dass die IC Immobilien Gruppe auf dem IZ-Karriereforum überhaupt mit von der Partie ist, geht nicht zuletzt auf die Initiative von Reinert zurück, der erst vor zwei Jahren die Leitung des Unternehmens übernommen hat. In dieser Zeit hat der u.a. auf Property- und Asset-Management spezialisierte Dienstleister rund 100 neue Köpfe eingestellt - also etwa jeden Dritten der aktuell im Unternehmen Beschäftigten. "Junge Kollegen waren vorher einfach unterrepräsentiert", die Belegschaft habe eine "Auffrischung" nötig gehabt, so Reinert.

So einfach, wie das klingt, war das allerdings nicht: "Die Immobilienbranche hat ja nicht erst seit gestern ein Nachwuchsproblem", konstatiert Reinert. Talente aus festen Anstellungsverhältnissen loszueisen und ans eigene Unternehmen zu binden, sei jedoch nicht leichter, als Nachwuchskräfte vor dem bzw. zu Beginn ihres Arbeitslebens für sich zu gewinnen. Gleichwohl sei immer nur "eine gewisse Anzahl von Talenten länger im Unternehmen zu halten".

Rund zwei Dutzend Stellen hatte Reinerts Messedelegation zum IZ-Karriereforum 2017 mitgebracht. Etwa zwei Drittel davon waren Studierenden und Absolventen vorbehalten, das restliche Drittel richtete sich an Young Professionals mit etwas Berufserfahrung. Alle 34 Arbeitgeber unter den 42 Ausstellern - die anderen acht waren Institute der Aus- und Weiterbildung - hatten zusammen 411 Jobs auf den Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt mitgebracht: 154 Praktikumsstellen, 65 Trainee-Plätze, 88 Jobs für Berufseinsteiger und 104 Stellen für (Young) Professionals.

Diese 411 Jobs trafen auf knapp 400 Bewerber, vor allem Studierende, Absolventen und Berufstätige. Die meisten Aussteller wurden bereits im Vorfeld mit Anfragen überschüttet und machten über die Karriereforum-Verwaltung vorab Gesprächstermine mit den Studierenden, Absolventen und jungen Berufserfahrenen aus. So auch Thomas Beyerle, Managing Director von Catella Property Valuation aus Frankfurt. Er führte etwa "26 Gespräche im 15-Minuten-Takt".

Beyerles Fazit mit einem Tag Abstand: "Für Catella war es ein sensationeller Erfolg. Besonders weil die Disziplin der Bewerber - nur eine No-show-Person - sehr hoch war. Durch die Vorfeldterminierung war es eine sehr runde Sache für uns." Doch auch die Laufkundschaft blieb am Catella-Stand nicht aus: Rund drei von vier Besuchern hatten zwar im Vorfeld feste Slots bekommen, doch immerhin 25% waren laut Beyerle "Spontanbesucher". Alles in allem seien ca. 80% mit "Vorbildung zu Catella" am Stand aufgeschlagen. Mitgebracht hatten Beyerle und zwei Mitstreiter primär Jobs für Investment-Analysten, im Vertrieb, in der Projektentwicklung und - "meiner Person geschuldet" - im Immobilien-Research.

Nur einen kleinen Wermutstropfen gab es für die Catella-Delegation: "Ehrlicherweise sind sich die meisten Bewerber aber auch ihrer aktuellen Position als Gesuchte in einem engen Bewerberumfeld bewusst." Die Bodenhaftung hätten sie dennoch nicht verloren, "gerade in Gehaltsfragen und beim Zeiteinsatz", versichert Beyerle.

Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) hatte gleich mehrere Trainee-Stellen zum IZ-Karriereforum mitgebracht. "Trainees suchen wir nach längerer Zeit erst seit Neuestem wieder", berichtete Nicole Wazynski aus dem Bereich Personalentwicklung/Nachwuchs- und Potenzialmanagement. Die Trainees in spe sollen idealerweise noch in diesem Jahr loslegen und mit dem 18-monatigen Durchlauf durch die Immobilienabteilungen der Bank starten.

Zwei Nachwuchs-Immobilienbanker scheinen Wazynski und ihre Kollegin Vanessa Funk aus dem Human Resources Management der Helaba auf dem IZ-Karriereforum zumindest gefunden zu haben: "Es haben sich zwei Kandidaten herauskristallisiert, die sich mit 99%iger Wahrscheinlichkeit bewerben werden - und die ich den Entscheidern in unseren Fachbereichen auch empfehlen würde", so Funk. Und warum? "Zum einen haben die beiden Immobilienwirtschaft studiert und wollen ganz klar in die Immobilienfinanzierung. Zum anderen waren sie bestens über die Helaba informiert und haben passgenaue Fragen gestellt."

Wer Interesse hat, eine Kreditgrundlagenausbildung bei einem der größten deutschen gewerblichen Immobilienfinanzierer zu absolvieren und später - eine anschließende Übernahme vorausgesetzt - Neugeschäft an Land zu ziehen oder die Risikobrille aufzusetzen, dem sei gesagt: Gern gesehen sind bei der Helaba etwa BWLer mit einem immobilienwirtschaftlichen Schwerpunkt im Studium und/oder einem immobilienspezifischen Praktikum.

Friederike Schurr aus dem Bereich Führungskräftebetreuung und Recruiting der Deka Bank beschrieb ihre Wunschvorstellung für die Gewinnung von Nachwuchskräften so: "Ein idealer Weg wäre, dass wir uns bereits im Studium durch Praktika oder Werkstudententätigkeiten kennenlernen und sich dann ein Traineeprogramm beziehungsweise der Direkteinstieg anschließt." Im Geschäftsfeld Immobilien (inklusive Immobilienfinanzierung) mit insgesamt rund 600 Mitarbeitern gebe es jedes Jahr einige Traineestellen für Berufseinsteiger sowie Direkteinstiegsmöglichkeiten für Absolventen wie für Professionals.

Im vergangenen Jahr hat sich der Besuch der Immobilien-Jobbörse für die Deka gelohnt: "Wir haben viele interessante Kontakte zu Studierenden auf dem Karriereforum geknüpft, von denen einige die Deka in einem Praktikum oder Aushilfsjob neben dem Studium kennengelernt haben", erinnerte sich Schurr.

Um den Nachwuchs noch im Studentenstadium auf sich aufmerksam zu machen, unterhält die Deka verschiedene Kooperationen mit Hochschulen, zum Beispiel mit der Hochschule Anhalt im sachsen-anhaltinischen Bernburg, die einen Masterstudiengang in Immobilienbewertung anbietet. U.a. lädt die Deka Immobilien die angehenden Immobilienbewerter ab und an zu sich nach Frankfurt ein: "Die Studenten haben uns erst gestern, am Vortag des Karriereforums, besucht", erzählte Carina Müller aus dem Bereich Planung und Entwicklung für die Geschäftsfelder Immobilien. Auch diese Bemühungen tragen Früchte: Vier ehemalige Studierende der Hochschule Anhalt arbeiten heute bei der Deka.

Talente früh anzusprechen und im besten Fall auch schon an sich zu binden: darauf setzt auch Daniel Kühne, Bereichsleiter Human Resources von OfficeFirst. Kühne war schon in den Vorjahren auf dem IZ-Karriereforum unterwegs und damals sogar am selben Stand anzutreffen wie in diesem Jahr - allerdings unter anderer Flagge, nämlich derjenigen der IVG. Als diese im vergangenen Herbst ein zum Kernportfolio erklärtes, 3,3 Mrd. Euro schweres Immobilienpaket mit ca. 100 Objekten an den Private-Equity-Investor Blackstone verkaufte - offizieller OfficeFirst-Eigner ist Blackstone seit dem 1. April 2017 -, wurden Kühne und weitere rund 90 Mitarbeiter gleichsam mitverkauft.

Für Kühne hat sich das Modell bewährt, "Nachwuchskräfte aus einem Praktikum oder einem Werkstudentenjob heraus in eine Festanstellung zu übernehmen". In den vergangenen fünf Jahren, als er noch für die IVG auf dem Karriereforum dabei war, habe er "viele interessante Personen und Lebensläufe kennengelernt, und es haben sich daraus viele konkrete Engagements ergeben". Auf dem diesjährigen Karriereforum suchte Kühne vor allem Praktikanten und Werkstudenten für das (technische) Asset-Management, Investment und Portfoliomanagement. Bereiche also, in denen die von einem Eigentümer wie Blackstone angepeilte Wertsteigerung generiert werden soll.

Bedarf an neuen, jungen Köpfen besteht bei OfficeFirst jedoch nicht nur, weil Blackstone traditionell auf Wertentwicklung setzt, sondern auch, weil OfficeFirst jetzt "die Plattform für alle Gewerbeimmobilieninvestments von Blackstone in Deutschland ist", so Kühne.

Carsten Liede, Head of Human Resources von Colliers International Deutschland, hatte gleich 15 Jobs auf dem IZ-Karriereforum 2017 im Angebot. Denn sein Haus ist personell auf Wachstumskurs, wie Liede einem kurzen Gespräch mit dem Reporter - im letzten freien Zeitfenster, das sein proppenvoller Terminkalender hergab - stolz vorausschickte: "Unsere Belegschaft ist in den vergangenen zwölf Monaten um 10% gewachsen."

Die Stellenangebote, die Liede an der Goethe-Universität Frankfurt ausbreitete, waren ein bunter Mix aus Praktika und Werkstudentenplätzen für Studierende sowie Jobs für Absolventen und Young Professionals mit zwei, drei Jahren Berufserfahrung. "Viele Studierende suchen noch nach Orientierung, einige wissen aber schon ziemlich genau, wo sie hinwollen", resümierte Liede die rund 120 Gespräche, die er und seine Kollegen von Colliers am Stand führten. Im Laufe des Tages erhielt er direkt 30 Bewerbungen, fünf weitere kamen per E-Mail im Nachgang an, "und ich rechne mit weiteren", berichtete Liede einige Tage nach der Veranstaltung. Von den bisher eingegangenen Bewerbungen habe man "fast alle" an die Fachbereiche weitergeleitet.

Colliers-Wettbewerber CBRE hatte den Auftritt auf dem Karriereforum zur Chefsache erklärt und Deutschland-CEO Alexander von Erdély geschickt. Dieser wählte eine geschickte Taktik, um die Bewerber zu CBRE zu locken: Im Rahmen des Tagungsprogramms sprach er im ersten Vortrag des Tages darüber, wie die allgegenwärtige Digitalisierung Berufsbilder in der Immobilienbranche verändert - um am Ende seiner Ausführungen darauf hinzuweisen, dass sich CBRE später in der Aussteller-Session als Arbeitgeber vorstellen würde. Warum CBRE um die Gunst von Nachwuchskräften buhlt, verriet von Erdély am Rande seiner Vortrags: Man wolle den Umsatz in Deutschland in den kommenden acht Jahre verdoppeln.

Auch Arcadis entsandte u.a. einen ranghohen Unternehmensvertreter aus dem operativen Business: Managing Director Martin Ritterbach. Er brachte sieben Jobs mit. Für die Projektsteuerung, das Kerngeschäft von Arcadis, und für den Bereich (General-)Planung hielt er vor allem Ausschau nach Architekten sowie Bau- und Wirtschaftsingenieuren mit und ohne Berufserfahrung. Für die umsatzmäßig kleinste, aber wachsende Immobiliensäule von Arcadis in Deutschland - das Beratungsgeschäft - kommen auch Bewerber ohne technischen Hintergrund, Wirtschaftswissenschaftler etwa, infrage. Auf dem IZ-Karriereforum traf Ritterbach zwar "nur wenige, die direkt am 1. Juli anfangen können". Er hatte aber schon zur Halbzeit mit drei Besuchern des Arcadis-Standes Vorstellungsgespräche fest vereinbart.

Zu einem vielversprechenden Kandidaten pflegt Ritterbach gern auch über einen längeren Zeitraum Kontakt: Einen jungen Mann etwa, der für ein längeres Praktikum bei einem Immobilienunternehmen nach Hongkong geht, habe er auf dem Karriereforum gebeten, ihm vier Monate vor Beendigung des Praktikums eine Mail zu schreiben, damit man - anhaltendes beiderseitiges Interesse vorausgesetzt - die weiteren Schritte besprechen könne, berichtete Ritterbach.

"So mache ich das immer: Wer sich wirklich für uns interessiert, soll mir in den nächsten Tagen persönlich eine E-Mail schreiben. Ich filtere das dann für die Personalabteilung und die Kollegen aus den Fachabteilungen", erzählte Ritterbach bei strahlendem Sonnenschein auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt.

Knapp 400 Studierende hatten sich auf den Weg zum IZ-Karriereforum 2017 gemacht - deutlich weniger als in den Vorjahren. Die Marktlage ist so gut, dass Immobilienstudenten zurzeit nicht mehr von sich aus aktiv werden müssen - zumindest wird das so an einigen Bildungsstätten verbreitet. Die Aussichten sind ja für Absolventen und Young Professionals wirklich (immer noch) sehr gut. "Etwas mehr Demut über die derzeit hervorragende Marktlage der Branche täte den Studierenden dennoch sehr gut", sagte Personalberater Olaf Kenneweg von Kenneweg Property Personalberatung mit Blick auf den Rückgang der Teilnehmerzahlen.

"Und es ist die Pflicht der Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter, den Studierenden aufzuzeigen, dass es auch andere Zeiten gab: Zeiten - zuletzt vor weniger als zehn Jahren -, in denen hervorragende, langjährige Fachkräfte aus einer ungekündigten Position woanders einen neuen Arbeitsvertrag unterzeichnet haben und - bevor sie ihren ersten Arbeitstag hatten - schon die Kündigung im Briefkasten vorfanden", betonte Kenneweg.

Sicher, derzeit gebe es überhaupt keine Signale, dass sich Geschichten wie diese bald wiederholen könnten, räumte Kenneweg ein. Dass so was jedoch "schneller kommen kann, als uns allen lieb ist, hat die überwiegende Mehrheit der heutigen Marktteilnehmer bereits mindestens einmal erleben müssen". Und an den Nachwuchs gerichtet: "Studierende sind immer noch ihres eigenen Glückes Schmied. Allein der guten Zeiten wegen macht niemand Karriere."

Die Studierenden, die sich der Reporter stichprobenhaft herauspickte, waren durch die Bank ziemlich guter Dinge, was ihre Jobchancen angeht. Den Schweinezyklus kennen sie freilich aus dem Hörsaal, dass er ihnen aber mal leibhaftig begegnet - kaum zu glauben. Zu rosig ist die Lage: Ein junger Mann beispielsweise, der an der HfWU Nürtingen-Geislingen Immobilienwirtschaft auf Bachelor studiert und sein Studium voraussichtlich kommenden März abschließt, gab schwer lächelnd zu Protokoll: "Es kommt schon rüber, dass Fachkräfte gesucht werden."

Harald Thomeczek