Die Absolventen bleiben bei der Jobwahl selbstbewusst

Studierende auf Jobsuche achten bei möglichen Arbeitgebern wegen der Corona-Krise nun auf andere Details.

Studierende auf Jobsuche achten bei möglichen Arbeitgebern wegen der Corona-Krise nun auf andere Details.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Artem

Karriere 23.07.2020
Die Immobilienbranche ist in der Corona-Krise - im Vergleich zu anderen Branchen - bisher mit einem blauen Auge davongekommen. Studierende immobilienwirtschaftlicher Fachrichtungen bereuen ... 

Die Immobilienbranche ist in der Corona-Krise - im Vergleich zu anderen Branchen - bisher mit einem blauen Auge davongekommen. Studierende immobilienwirtschaftlicher Fachrichtungen bereuen jedenfalls nicht, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Die eine oder andere Assetklasse ist in der Gunst des Nachwuchses allerdings gesunken.

Das Angebot für Absolventen ist nicht mehr ganz so üppig. So manche Firma hat Stellenausschreibungen auf Eis gelegt und besetzt nur nach, was unbedingt nötig ist. Trainee-Programme wurden im Frühjahr mitunter gestoppt oder, sofern erst für den Herbst geplant, zumindest mit einem dicken Fragezeichen versehen. Der Grund ist noch nicht mal unbedingt, dass es so schlecht läuft. Es ist vielmehr die große Ungewissheit, der sich vor allem Handelsimmobilien ohne Lebensmittelanker, Hotels und Bürogebäude ausgesetzt sehen. Und mit ihnen die Unternehmen, die sie bauen, managen und vermitteln. Maklerhäuser wie Avison Young, NAI apollo, Colliers, Savills, JLL oder BNP Paribas Real Estate führten Kurzarbeit ein. Erzählungen von nicht verlängerten Probezeiten oder gar Kündigungswellen, abgebrochenen Assessment-Centern und gekündigten Werkstudenten machen die Runde.

Mark Spangenberg, COO bei CBRE in Deutschland, beteuert jedoch: "Einen klassischen Einstellungsstopp hatten wir nicht." Und Personalchef Mike Schrottke ergänzt: "Wir haben uns mit dem Thema Kurzarbeit beschäftigt. Es steht aber nicht im Vordergrund. Sowohl das Management als auch unsere Mitarbeiter in den betroffenen Bereichen haben freiwillig auf Gehalt verzichtet und zusätzlich ihren Resturlaub, größtenteils auch ihre Überstunden abgebaut."

Spuren hinterließ das Coronavirus dennoch auch bei CBRE. "Wir schauen noch etwas genauer hin, wo die Bedarfe im Unternehmen sind", gibt Spangenberg zu. Er präzisiert: "Wir sehen in einigen Bereichen Rückgänge, etwa im Retail Leasing und im Hotelsegment gibt es negative Einflüsse. Dort sind wir zurzeit mit Neueinstellungen vorsichtiger." Dafür läuft es beispielsweise im Bereich Industrial & Logistics weiter sehr gut. "Dort gewinnen wir aktuell Marktanteile und haben zuletzt auch verstärkt eingestellt", berichtet Spangenberg. Im Bürobereich laufen alle großen Mandate weiter, heißt es. Das Fazit der Führungskräfte für CBRE Germany: "Im europäischen Vergleich mit anderen Ländergesellschaften kommen wir wohl glimpflich davon." Mangels Glaskugel müssen Spangenberg und Schrottke beim Blick in die Zukunft allerdings orakeln: "Fraglich sind allerdings die Auswirkungen der Rezession und der Entwicklung im Jahr 2021."

Den Studierenden sind die kleinen und großen Einschläge in bestimmten Assetklassen und bei bestimmten Geschäftsmodellen nicht verborgen geblieben. Das gilt auch für die selektivere Einstellungspolitik einiger Unternehmen. Sie sind aber fest davon überzeugt, dass sich die Corona-Pandemie langfristig nicht negativ auf ihre berufliche Laufbahn auswirken wird - und würden sich, wenn sie wieder vor der Wahl stünden, noch einmal für die Immobilienwirtschaft entscheiden.

"Selbstverständlich tangiert die Corona-Krise auch die Immobilienbranche, einige Bereiche durchaus mehr als andere, und es bestehen gewisse Risiken", sagt Farina Lutz, die als selbstständige Immobilienmaklerin tätig ist und an der Hochschule Biberach studiert. "Dennoch hat diese Branche meiner Meinung nach Zukunft und ein enormes Potenzial, weshalb ich meine Entscheidung, diesen Weg eingeschlagen zu haben, nicht bereue", meint sie stellvertretend für viele andere.

Im Branchenvergleich ist die Immobilienwirtschaft in der Corona-Zeit in der Gunst des Nachwuchses sogar gestiegen. Auch weil der Anlagedruck der Investoren sich nicht einfach in Luft aufgelöst hat. Immobilien gelten jetzt noch mehr als sicherer Hafen. Selbst coronabedingte schlechte Nachrichten lassen meist keine Zweifel aufkommen. Ein Beispiel: Der Wohnungsentwickler Instone kassierte die Prognose für 2020 und stellte den Vertrieb eines Projekts in Augsburg aufgrund stockender Nachfrage ein. Schon abgeschlossene Kaufverträge hat er rückabgewickelt. Ein Bachelorstudent von der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Holzminden, der Instone in der Arbeitsmarktumfrage 2020 der Immobilien Zeitung (IZ) als Wunscharbeitgeber Nummer eins angegeben hat, bleibt bei seiner Wahl: "Instone hat die Entscheidungen in meinen Augen plausibel begründet, weswegen sich meine Wahrnehmung auf das Unternehmen nicht geändert hat."

"Logistikimmobilien hatte ich vor Corona nur latent auf dem Schirm"

Das mag an der Assetklasse liegen: Wohnen steht mehr denn je für Sicherheit. Andere Nutzungsarten haben einen schwereren Stand: "Vor allem die Assetklassen Retail und Hotel würde ich definitiv als kritischer ansehen, da diese durch die Corona-Krise stark gelitten haben bzw. immer noch stark leiden", sagt Amira Hollweg, die Immobilienmanagement im Master an der HAWK studiert. Handel ist natürlich nicht gleich Handel: "Vor Probleme gestellt werden vor allem Einzelhandelsimmobilien abseits der Ia-Lagen und Shoppingcenter", weiß Masterstudent Mario Sterl von der Universität Regensburg (Irebs). Für Sarah Schwarz ist klar: "Für mich kommt der Lebensmitteleinzelhandel an erster Stelle, da er grundsätzlich systemrelevant war und als Gewinner aus der Krise gehen wird." In der IZ-Umfrage hatte die junge Frau, die im vierten Mastersemester Humangeographie mit dem Schwerpunkt Raumplanung, Raumentwicklung und Raumkonflikte an der WWU in Münster studiert, noch CBRE als ihren Favoriten angegeben. Doch mit der Krise hat sich ihr vorheriger Zweitkandidat Lidl vor den Immobiliendienstleister geschoben.

"Bei Hotels mitzumischen, stelle ich mir äußerst spannend vor"

Hotels haben weiter ihre Fans. Obgleich die Hotellerie wegen des Lockdowns schwer zu kämpfen hat - für Immobilienspezialisten eröffnen sich durch die Umwälzungen, die dem Hotelmarkt prophezeit werden, Chancen. Da ist sich Julius Range, der ebenfalls an der Irebs studiert, sicher: "Hier wird es Insolvenzen geben, die den Markt mit Hotelimmobilien fluten könnten. Die Markenhotellerie wird noch mehr an Einfluss gewinnen. Die Bewertung von Hotelimmobilien wird höhere Risiken einkalkulieren, und die Pachtverträge werden an Krisen angepasst werden müssen. Dort mitzumischen, stelle ich mir äußerst spannend vor." Ein anderer Regensburger Irebs-Student hat gar eine neue Immobilienart für sich entdeckt: "Mich reizen Einblicke in Logistikimmobilien, die ich vor der Corona-Krise nur sehr latent auf dem Schirm hatte."

Und dann ist da noch der Büromarkt, dem viele einen gewaltigen Wandel voraussagen: "Der Bereich Office wird sich bestimmt durch die neuen Möglichkeiten des Homeoffice stark verändern, und ich bin gespannt, wie sich diese Entwicklung weiter fortsetzen wird. Deswegen schaue ich auch auf Investmentunternehmen und hinterfrage deren Strategien seit Corona intensiver", erzählt Hollweg. Bei vielen der Studierenden wecken die möglichen Umwälzungen im Bereich Büro besonderes Interesse. Masterstudent Sterl ist sich sicher: "Die Büroimmobilie wird neu gedacht werden, und digitale Lösungen bekommen einen Schub, sodass sich Smart-Office-Solutions schneller am Markt etablieren könnten." Sterl sollte es wissen: Seine Masterarbeit schreibt er über die Wirtschaftlichkeit intelligenter Büroobjekte.

"Wer schlagartig viele Studierende vor die Tür setzt, verliert an Ansehen"

Bei den Nachwuchskräften verloren haben vor allem Unternehmen außerhalb der Immobilienbranche - die durch den Shutdown oft heftigere Einschnitte zu verkraften hatten als die meisten Immobilienunternehmen. "Automobilhersteller fallen aktuell als Arbeitgeber für mich weg. Vor Corona konnte ich mir das gut vorstellen", sagt Tim Hackenberg, der dieses Jahr seinen Bachelorabschluss in Immobilienwirtschaft an der HfWU Nürtingen-Geislingen macht. Bei Range hat der Umgang mit dem Lockdown die Sicht auf zuvor favorisierte Arbeitgeber negativ beeinflusst. "Bosch und Daimler, die ich zusammen mit Art-Invest angegeben habe, haben auf einen Schlag eine große Anzahl an Praktikanten und Werkstudenten vor die Tür gesetzt. Das halte ich nicht für nachhaltig. Diese Unternehmen haben bei mir an Ansehen verloren." In der Gunst von Alexandra Hell sind insbesondere Unternehmen gesunken, die sich gegenüber ihren Vermietern nicht korrekt verhalten haben: "Es kursierten ja Schlagzeilen, dass manche Großfirmen in der Corona-Krise keine Miete mehr zahlen wollten. Das finde ich überhaupt nicht gut."

Harald Thomeczek

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Von Krisenmodus noch keine Spur

Guter Dinge gaben sich auf dem IZ-Karriereforum im Mai Johannes Schlosser (Mitte), Patrick Zauner (rechts) und Jan Gatter von LBBW Immobilien.

Guter Dinge gaben sich auf dem IZ-Karriereforum im Mai Johannes Schlosser (Mitte), Patrick Zauner (rechts) und Jan Gatter von LBBW Immobilien.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Harald Thomeczek

Karriere 17.06.2022
Die Projektentwickler – und unter ihnen vor allem die Wohnungsentwickler – werden zurzeit gleich von mehreren Seiten in die Zange genommen: Lieferengpässe und Rohstoffknappheit, ... 

Die Projektentwickler – und unter ihnen vor allem die Wohnungsentwickler – werden zurzeit gleich von mehreren Seiten in die Zange genommen: Lieferengpässe und Rohstoffknappheit, gestiegene Baupreise und höhere Energiekosten, Inflation und Zinswende, sinkende Nachfrage, Verkaufspreise und Margen unter Druck, ESG-Anforderungen obendrauf. Da liegt die Vermutung nicht fern, dass die Entwickler in dieser Gemengelage beim Personal auf die Bremse treten. Doch weit gefehlt: Noch ist von Krisenmodus keine Spur. Das kann sich jedoch ändern.

Als die Münchner Personalberaterin Sabine Märten vor rund anderthalb Monaten von einem renommierten Projektentwickler mit der Besetzung der Niederlassungsleitung in der bayerischen Landeshauptstadt beauftragt wurde, vermutete sie Bewegung im Markt der Bewerber. Doch sie wurde eines Besseren belehrt, nachdem sie 80 Zielfirmen identifiziert und 50 bis 60 Kandidaten angesprochen hatte. "Fast alle von mir kontaktierten Kandidaten fühlen sich bei ihren Arbeitgebern sehr wohl – von Krisenmodus oder Plan B überlegen noch keine Spur. Im Gegenteil, die Mehrzahl der Unternehmen sucht selbst noch Projektentwickler", klagt Märten von der Schwere ihrer Aufgabe.

Johann Pardun, Senior-Berater bei Westwind Real Estate Executive Search aus Berlin, kann Märten nur zustimmen: "Wir erhalten viele Aufträge und Anfragen; es kommen auch weitere Unternehmen auf den Markt, die Projektleiter suchen. Die Nachfrage bleibt daher auf dem gleichen hohen Niveau wie 2021", resümiert Pardun, der bundesweit Positionen besetzt.

Die Entwickler stellen weiter ein, bleiben aber wachsam

Die von der Immobilien Zeitung befragten Projektentwickler und Bauträger bestätigen den Eindruck, der sich in Gesprächen mit den Headhuntern aufdrängt, ob Ten Brinke und Bonava, BPD und Pandion, Trei Real Estate, Instone oder LBBW Immobilien Development: Sie alle wollen laufende Vorhaben mit unverminderter Kraft vorantreiben und weiter kräftig Leute einstellen. Allerdings wollten nicht alle befragten Developer die Fragen rund ums Thema Krise und Personal beantworten. Das mag daran liegen, dass sie sich in unsicheren Zeiten nicht festlegen wollen.

Ten Brinke sucht wie eh und je Architekten, Bau- und Projektleiter, Vertriebler sowie Kollegen für das Controlling oder die Finanzabteilung. Bei Neueinstellungen seien derzeit keine Befristungen geplant, die über das übliche Maß an befristeten Verträgen hinausgingen, betont Deutschlandgeschäftsführer Jens Wantia, Geschäftsführer von Ten Brinke Projektentwicklung. Doch in Wantias Worte mischen sich Molltöne: "Unbestritten ist, dass steigende Zinsen, Verbraucherkosten und steigende Baupreise zulasten der Marge eines Projektentwicklers gehen und das Risiko von Projektentwicklungen in der Regel erhöhen." Ten Brinke beobachte das Geschehen "aufmerksam" und werde Planungen "gegebenenfalls" überarbeiten.

Alexander Heinzmann, Sprecher der deutschen Geschäftsführung von BPD, betont ebenfalls: "Wir werden weiterhin vakante Stellen besetzen." Dank der Zugehörigkeit zur niederländischen Rabobank seien die laufenden Projekte "durchfinanziert". Heinzmann verhehlt aber auch nicht: "Bei Neueinstellungen fahren wir auf Sicht." Auch der Bauträger Bonava stellt seine Grundaussage – offene Stellen sollen weiter besetzt werden – unter einen Vorbehalt: "Wir schauen uns sehr genau an, welche Auswirkungen die Marktsituation auf unsere Projekte hat, und treffen dann Entscheidungen."

Einen kleinen Nachfragerückgang fände Personalberater Pardun verkraftbar: "Wir kommen von einem sehr hohen Level an Nachfrage – bei einem überschaubaren Angebot. Sie werden in Deutschland vielleicht 10.000 Bauleiter finden, aber sicher keine 10.000 Projektleiter", die das Anforderungsprofil erfüllen, sprich: eine Mischung aus Fach- und Führungskraft darstellen und Kaufmanns- und Technikergene vereinen. Sollte die Nachfrage etwas zurückgehen, würde sie sich "immer noch auf einem hohen Niveau befinden", auch gemessen am überschaubaren Angebot.

Headhunterin Märten hat sich sagen lassen, dass die Wohnungsentwickler in und um München sich mehr oder minder einen Stopp bei den Grundstücksankäufen verordnet haben. Die Antikrisenstimmung überrascht die Personalberaterin trotzdem nicht. Sie erklärt sich das Desinteresse an der von ihr lancierten Jobofferte so: Die Bauträger hätten sich schon "mit Grundstücken vollgesaugt", lange bevor Wolken über dem Entwicklerhimmel aufzogen, und die Finanzierung für die meisten laufenden Projekte stehe längst. Auch ohne zusätzliche Grundstücksankäufe hätten die Entwickler damit genug Arbeit für die nächsten zwei, drei oder vier Jahre. Hinzu komme, dass "alles 20%, 30% mehr Zeit kostet", gerade weil das Entwicklerrisiko zurückgekehrt sei. Da seien erfahrene Kaufleute und Techniker noch wichtiger als vor der Krise.

Das gilt wahrscheinlich auch für Instone. Der Bauträger hat seine Umsatzerwartung fürs laufende Jahr jüngst wegen Materialengpässen, sprunghaft gestiegener Baukosten und der Bauzinswende gekappt. Viele Reservierungen seien zurückgezogen worden, berichtete der Vorstand bei einem Earnings Call. Schlimmstenfalls 200 Mio. Euro Umsatz könnte das den Projektentwickler kosten – bei einer Prognose von 900 Mio. bis 1 Mrd. Euro an Erlösen also 20% oder mehr des Umsatzes. Doch auch Instone tritt nicht auf die Personalbremse: "Wir gehen von einem mittelfristig deutlich steigenden Umsatzvolumen aus", betont Instone-Sprecher Jens Herrmann auf Anfrage und stellt klar: "Dafür müssen wir die Voraussetzungen durch den notwendigen Aufbau von Personalkapazitäten schaffen. Wir stellen weiter ein."

"Wir sehen mittelfristig Chancen auf erfahrene potenzielle Mitarbeiter"

Vom Krisenmodus weit entfernt zeigten sich auch hochrangige Vertreter von LBBW Immobilien Development auf dem von der Immobilien Zeitung ausgerichteten Karriereforum Ende Mai in Frankfurt. "Wir stellen weiter ein", lautet der Tenor der Aussagen von Geschäftsführer Johannes Schlosser, Patrick Zauner (Niederlassungsleiter Frankfurt) und Jan Gatter, Konzernpersonalleiter bei LBBW Immobilien. Erleichterungen bei der Personalakquise können auch die drei Herren von der Immobilientochter der Landesbank Baden-Württemberg nicht feststellen: "Aktuell ist es noch ein Bewerbermarkt."

Pandion-Chef Reinhold Knodel ist der Nächste im Bunde, der "weiterhin ganz normal einstellt, und dies auch mit unveränderten Vertragsmodellen". Der Personalbedarf sei in allen Bereichen "unverändert bzw. mit zunehmendem Geschäftsvolumen steigend". All den vielfältigen Herausforderungen zum Trotz will Knodel die Projektpipeline "moderat" ausbauen. Chancen sieht der Pandion-Chef gerade jetzt vermehrt, weil "andere Marktteilnehmer weniger solide gewirtschaftet haben als wir und jetzt entsprechend unter Druck geraten".

Bonava glaubt ebenfalls, als Gewinner aus der Krise hervorzugehen. Der Bauträger hofft nicht nur auf eine "Normalisierung" der Grundstückspreise, sondern auch darauf, dass "mittelfristig gut ausgebildete und erfahrene potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung stehen werden". Die Krise weckt auch bei Ten-Brinke-Geschäftsführer Wantia Hoffnungen: "Unserer Einschätzung nach wird eine große Vielzahl an Projekten nicht realisiert werden können oder zumindest zurückgestellt werden." Und da, so ist Wantias Aussage zu verstehen, würde Ten Brinke dann eventuell selbst gern in die Bresche springen.

Pepijn Morshuis, CEO der Tengelmann-Tochter Trei Real Estate, bremst: "Die Chancen, die wir alle gerne sehen würden, sind noch nicht da. Es ist dafür noch viel zu früh." Aktuell sei kein Entwickler gezwungen, Notverkäufe vorzunehmen oder Personal zu reduzieren, konstatiert der Trei-Chef. "Dafür dauert die Krise bislang einfach viel zu kurz. Haben wir in zwölf Monaten eine vergleichbare Situation, wird sich das ändern."

Eine gewisse Anspannung ist den Entwicklern anzuhören, dramatisch scheint die Lage nicht zu sein, erst recht nicht auf der Personalseite. Das Haltbarkeitsdatum dieser Aussage ist allerdings nicht unendlich: "Wie sich der Markt mit Blick auf den Herbst entwickeln wird, ist natürlich schwer vorausschaubar", gibt Personalberater Pardun zu bedenken. "Verschiedene Faktoren wie eine mögliche nächste Corona-Welle, Lieferengpässe durch den Ukraine-Krieg, steigende Zinsanforderungen, Inflation und Energiekosten oder auch Maßnahmen in der Baupolitik können einen ohnehin schon angespannten Markt negativ eskalieren lassen."

Noch können sich Fachkräfte kaum vor Jobofferten retten. Nach den Erfahrungen von Personalberaterin Märten haben die Gehälter für Projektentwickler in der bajuwarischen Landeshauptstadt in den vergangenen zwei, drei Jahren kräftig angezogen, im Schnitt um 30% bis 40%, schätzt Märten. "Es haben sich Projektboni durchgesetzt, die auch auf Expertenebene bei kleineren, inhabergeführten Projektentwicklern siebenstellig werden können." Solche prozentualen Beteiligungen am Projektgewinn verteilen sich allerdings auf drei bis fünf Jahre.

Das Gros der kaufmännischen bzw. technischen Senior-Projektentwickler kommt inklusive Projektboni auf 140.000 bis 200.000 Euro Bruttojahresgehalt, überschlägt Köpfejägerin Märten am Beispiel München – "teilweise aber auch wesentlich mehr". Erfahrene Niederlassungsleiter lägen bei 220.000 bis 300.000 Euro. Sprünge machen aber nicht nur Wechsler: Um sich vor Abwerbung zu schützen und ihre Leute zum Bleiben zu bewegen, haben zwei, drei Entwickler, die Märten bekannt sind, "die Bestandsgehälter pauschal um 20%, 30% angehoben".

Harald Thomeczek

Virtuelle Tuchfühlung mit potenziellen Arbeitgebern

So manches Meeting auf der IZ-Karrierewoche entwickelte sich von einem Kennenlernen zu einem echten Vorstellungsgespräch.

So manches Meeting auf der IZ-Karrierewoche entwickelte sich von einem Kennenlernen zu einem echten Vorstellungsgespräch.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: New Africa

Karriere 12.11.2020
Es gab schon bessere Zeiten für einen Berufseinstieg in der Immobilienbranche: Halb so viele Arbeitgeber, halb so viele Jobs wie 2019 - das ist die nackte Bilanz der digitalen ... 

Es gab schon bessere Zeiten für einen Berufseinstieg in der Immobilienbranche: Halb so viele Arbeitgeber, halb so viele Jobs wie 2019 - das ist die nackte Bilanz der digitalen IZ-Karrierewoche 2020. Die gute Nachricht: Corona hin oder her, es gibt noch jede Menge Immobilienunternehmen, die einstellen. Den Teilnehmern sind die Einschläge zwar nicht verborgen geblieben, doch die Zuversicht überwiegt.

Keine Ahnung, wo ich mich bewerben soll. Alles hört sich so superspannend an", sagt eine Studentin. Die junge Frau, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, berichtet von "wahnsinnig positiven Gesprächen" mit Corpus Sireo, Commerz Real, HIH, Instone oder Bauwens. Die ambitionierte Nachwuchskraft hat sich nach eigenen Angaben einen guten Überblick verschafft, indem sie auf der Karrierewoche mit fast allen 27 Ausstellern gesprochen hat. Vermisst hat sie ein paar große Namen wie Union Investment oder Drees & Sommer.

"Vor Corona gab es so unfassbar viele Jobs, wie Sand am Meer", erzählt die Anonyma. "Jetzt sagen viele Unternehmen, dass sie aufgrund der Corona-Lage gerade keine Jobs für Einsteiger haben. Dies wurde mir von Kommilitonen bestätigt." Angesichts der vielversprechenden virtuellen Meetings auf der Karrierewoche geht sie dennoch davon aus, dass es für qualifizierte und ehrgeizige Talente genug Chancen auf einen zeitnahen und gut dotierten Einstieg gibt, ob als Trainee oder als Junior. "Eine endgültige Bilanz, ob es trotz Corona noch so einfach ist, eine passende Stelle zu finden, werde ich jedoch erst nach den Rückmeldungen auf meine Bewerbungen ziehen können."

Wer dieses oder kommendes Jahr den Arbeitsmarkt betritt, beobachtet das Suchverhalten potenzieller Arbeitgeber genau: "Was mir bereits im Vorhinein bei der Terminvereinbarung aufgefallen ist: Im Gegensatz zum letzten Jahr haben die Unternehmen von sich aus weniger Terminanfragen geschickt, und auch mein Bewerberprofil wurde weniger oft besucht - was sicher auch daran lag, dass weniger Unternehmen an der Messe teilgenommen haben", bilanziert Annalena Graf. Sie studiert an der Technischen Hochschule Aschaffenburg Immobilienmanagement und visiert ihren Bachelor-Abschluss für 2021 an.

Graf hatte per Matching-Verfahren virtuelle Gespräche mit HIH, Deka Immobilien, alstria und Art-Invest klargemacht. "Bei alstria und HIH hatte ich auf jeden Fall das Gefühl, dass Interesse besteht und die Bereitschaft durchaus da ist, Werkstudenten- und auch Traineestellen zu vergeben", erzählt die Aschaffenburger Studentin. HIH und alstria warben, so der Eindruck von Graf, deutlich mehr um sie als Deka und Art-Invest.

"Jedoch hatte ich bei den Gesprächen mit Deka und Art-Invest auch nicht das Gefühl, dass sie die Bremse angezogen haben, sie haben lediglich weniger aktiv Werbung für ihre Stellen gemacht. Zusammenfassend hatte ich bei keinem der vier Gespräche das Gefühl, dass die Einstellungsbereitschaft derzeit gering ist."

Im Gegensatz dazu hat eine Bachelorabsolventin der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden dieses Gefühl durchaus. Geknickt schaut sie drein, als sie mit dem Verfasser dieser Zeilen videotelefoniert. Im September hat sie ihr Immobilienmanagement-Studium abgeschlossen. Zehn Bewerbungen hat sie schon verschickt - ohne ins Schwarze zu treffen. Die Hoffnung, dass sich das Blatt schnell wenden könnte, hat die IZ-Karrierewoche bei ihr nicht genährt. "Ich hatte nicht den Eindruck, dass die wollen, dass ich da arbeite. Bei manchen hieß es, wegen Corona haben sie im Moment keine Stellen für Berufseinsteiger. Vielleicht Anfang 2021. Ich soll dann nochmal schauen." Angeboten wurden ihr Traineestellen: "Das wäre in Ordnung - aber keine zwei Jahre." Eine Firma biete zum Einstieg nur Praktika an, keine Junior-Stellen: "Ein Praktikum wäre zur Not auch in Ordnung."

Sarah-Madeline Buschmann hat längst einen Job, mit dem sie glücklich ist: Die 28-jährige gelernte Immobilienkauffrau ist Projektleiterin im Bereich Projektentwicklung bei dem kommunalen Hannoveraner Wohnungsunternehmen hanova. Neben dem Job macht sie den Master Real Estate Management an der EBZ, der Abschluss steht 2021 auf dem Programm.

Eines möglichen neuen Jobs wegen hat Buschmann die digitale IZ-Karrierewoche beileibe nicht besucht, vielmehr wohnte sie Young Professional Talks bei, machte sich für ihre Masterarbeit über das Recherche-Toolkit IZ Research schlau, nahm ein Coaching zu agiler Karrieregestaltung wahr und verfolgte den Bewerbungsaufruf für einen Award für Nachwuchskräfte der Immobilienbranche.

Die Angst von Immobilienabsolventen, die in Corona-Zeiten auf den Jobmarkt kommen, keinen - oder nicht den richtigen - Job zu finden und sich vielleicht unter Wert verkaufen zu müssen, kann Buschmann nachvollziehen. "Zum Glück haben wir die Hürde des Berufseinstiegs bereits genommen und sitzen bei einem verlässlichen Unternehmen fest im Sattel", hat sie neulich zu einer Bekannten aus einem anderen städtischen Unternehmen gesagt. "Manchmal heißt es ja, dass kommunale Arbeitgeber nicht so sexy sind - doch in Sachen Beständigkeit sind diese besonders attraktiv, vor allem in der Krise!"

Mehr Vielfalt, weniger Laufkundschaft

Ein virtuelles Dating kann eine Präsenzveranstaltung nicht ersetzen, ist aber in Corona-Zeiten a) besser als nichts und hat b) sogar den einen oder anderen Vorteil gegenüber einer physischen Messe. Julia Faeser, Personalrecruiterin beim Bauträger Instone Real Estate, ist angetan von der "fast gleichmäßigen Verteilung" der Interessenten auf Studenten, Absolventen und Berufserfahrene. Faeser freut sich außerdem darüber, dass "eine Vielzahl an Bewerbern aus technischen Studiengängen" dabei waren - und nicht nur aus den klassischen Immobilienmanagement-Studiengängen. Der Asset-Manager Beos fügt dem Befund einer stärkeren Ausdifferenzierung des Teilnehmerfelds noch eine Facette hinzu: "Während in den Vorjahren primär Interessenten von uns gut bekannten Hochschulen - u.a. Irebs Regenburg, Holzminden, Aschaffenburg und Geislingen - das Karriereforum besuchten, waren in diesem Jahr auch deutschlandweite Universitäten vertreten, die bisher seltener auf der Präsenzveranstaltung in Frankfurt präsent waren, z.B. die Universität Stuttgart oder die RWTH Aachen." Ein weiterer, unübersehbarer Unterschied: In den Hallen der Frankfurter Goethe-Universität können sich die Besucher treiben lassen. "Die Quantität der Gespräche war geringer als auf der Messe, da Laufkundschaft fehlte", sagt Oksana Hübert von der Deka. "Dafür war die Qualität höher." Kaufland vermisste die Laufkundschaft: In den vergangenen Jahren fischte das traditionell große Kaufland-Team bis zu 170 Besucher aus dem Passantenstrom heraus. Vergangenes Jahr kamen so 50 bis 60 vertiefende Gespräche zustande. Dieses Jahr waren es nur um die 20 Gespräche. "Wer da war, war gut - aber es fehlte die Möglichkeit der Ansprache", bilanziert Nadine Sohlich, Personalerin Immobilien/Bau bei Kaufland. Auch Commerz Real gießt etwas Wasser in den Wein: "Der Kontakt mit dem Bewerber kommt nur durch einen vereinbarten Termin zustande. Im jetzigen Format gibt es möglicherweise eine kleine Hemmschwelle für die Bewerber. Und ein informeller Austausch, wie es auf dem IZ-Karriereforum der Fall sein kann, ist leider nicht möglich." Der Austausch mit anderen Unternehmensvertretern kam dem Fonds- und Asset-Manager ebenfalls zu kurz. Erste Bewerbungen im Nachgang zur Karrierewoche sind bei den Ausstellern angekommen. Deka hat eine von zwei versprochenen Bewerbungen erhalten. Kaufland hat an zwei Kandidaten schon Einladungen für Vorstellungsgespräche verschickt - vor Ort in der Zentrale in Neckarsulm. Auch Corpus Sireo erreichten "vielversprechende Bewerbungen, die bereits erfolgreiche Vorstellungsgespräche ergaben". Harald Thomeczek

Harald Thomeczek

Der eiserne Thron

Sabine Eckhardt, Deutschlandchefin von JLL, verteidigt den Thron.

Sabine Eckhardt, Deutschlandchefin von JLL, verteidigt den Thron.

Quelle Thronbild: imago images, Urheber: Zuma Press; Quelle Sabine Eckhardt (Kopf): JLL; Montage: Immobilien Zeitung

Karriere 23.07.2020
JLL erobert auch 2020 den Titel als beliebtester Arbeitgeber von Studierenden immobilienwirtschaftlicher Fachrichtungen. Doch der Kampf war dieses Mal hart. Die Verfolger im ... 

JLL erobert auch 2020 den Titel als beliebtester Arbeitgeber von Studierenden immobilienwirtschaftlicher Fachrichtungen. Doch der Kampf war dieses Mal hart. Die Verfolger im Arbeitgeberranking der Immobilien Zeitung (IZ) - CBRE und Beos - sind so dicht dran am Dauersieger wie nie zuvor.

Branchenkönig! Top Global Player der Immobilienbranche! Marktführer! - die Studierenden sparen nicht mit Lob für ihren Arbeitgeberfavoriten. Für eine Person ist es der erste Titel mit JLL als Wunscharbeitgeber der Studierenden: Sabine Eckhardt, die neue CEO Central Europe. Die ehemalige Vorstandsfrau von ProSiebenSat1 hat bei JLL in Frankfurt als Nachfolgerin von Ex-Deutschlandchef Timo Tschammler im April dieses Jahres das Zepter übernommen - und nun den Thron, den JLL seit Jahren innehat, verteidigt (siehe unter anderem "Zum König gewählt", IZ 27/2017).

JLL hat es geschafft, sich beim Branchennachwuchs einen Namen zu machen. Der Immobilienberater und -dienstleister mit Hauptsitz in Chicago belegt 2020 bereits zum neunten Mal hintereinander den ersten Platz im IZ-Arbeitgeberranking. Dabei kennt nicht einmal jeder zehnte Studierende, der JLL dieses Jahr seine Stimme gegeben hat, das Unternehmen aus eigener Anschauung.

Die Firma punktet mit Internationalität, Größe und Vielfalt und den damit einhergehenden Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten. Manche Nachwuchskraft sieht JLL ganz profan als ideales Sprungbrett ins Berufsleben. Selbst weniger gute Nachrichten, wie z.B. gehäufte personelle Abgänge, können dem Prestige von JLL als Toparbeitgeber nichts anhaben (siehe "Was ist nur los bei JLL?", IZ 49/19). "Weiterhin sehr gutes Image trotz ‚Straucheln‘ im Jahre 2019", notiert ein Teilnehmer der diesjährigen IZ-Arbeitsmarktumfrage. (Zum kompletten Top-Ten-Ranking und Arbeitgeberporträts.)

Über CBRE, den alten und neuen Silbermedaillengewinner im IZ-Arbeitgeberranking, urteilen die Studierenden ähnlich. Auch über diesen Immobiliengroßkonzern US-amerikanischer Prägung sagt nur jeder zehnte seiner Wähler: "Ich kenne das Unternehmen bereits persönlich und habe gute Erfahrungen mit dem Unternehmen gemacht." Doch es hat erneut nicht gereicht. Vizemeister CBRE verpasste es mit 149 Punkten in diesem Jahr um Haaresbreite, den Seriensieger JLL vom Thron zu stürzen.

Bei Unistudenten und Frauen liegt Beos vorn

JLL weist nicht nur die meisten Nennungen als Wunscharbeitgeber Nummer eins auf (30), sondern erzielt auch in der Addition die höchste Gesamtpunktzahl (154). Geschmolzen ist zudem der Abstand zu Platz drei. Den sicherte sich wie schon im vergangenen Jahr Beos (139 Zähler). In zwei Teilrankings belegt Beos sogar den Platz an der Sonne: Die Tochter von Swiss Life Asset Managers hat bei den Universitätsstudenten die Nase vorn und bei den weiblichen Studierenden sammelte Beos - wie auch CBRE - mehr Punkte als JLL.

Insgesamt tauchen rund 150 Namen auf der Liste der Wunscharbeitgeber auf. Und immerhin jeder vierte Studierende votierte zumindest auch auf der Grundlage von Erfahrungen, die er mit dem betreffenden Unternehmen gesammelt hat, z.B. als Praktikant oder Werkstudent. In dieser Hinsicht sticht der Drittplatzierte Beos heraus: Den Asset-Manager und Projektentwickler, der ausschließlich in Deutschland aktiv ist, kennt fast jeder zweite seiner Wähler persönlich. Unter den Top Ten gehört dieser Aspekt nur bei noch zwei weiteren Unternehmen zu den drei wichtigsten Wahlkriterien.

Das Verfolgerfeld halten die drei Topplatzierten auf Abstand: Drees & Sommer auf Rang vier bringt es auf 103 Zähler. Der Projektsteuerer schob sich gegenüber 2019 um zwei Plätze vor. Union Investment hat sogar drei Plätze gutgemacht und findet sich auf Rang sieben wieder (2019: Platz zehn).

Die großen Gewinner 2020 heißen jedoch Art-Invest und Commerz Real. War Art-Invest im vergangenen Jahr noch aus den Top Ten herausgerutscht und auf Platz 13 gelandet, katapultierten die Studenten das Unternehmen nun auf Rang sechs. Commerz Real schafft erstmals den Sprung in die Top Ten, die genau genommen dieses Mal eine Top Eleven ist: Die Commerzbank-Tochter (2019: Rang 18) teilt sich mit ECE (Vorjahr: Platz neun) wegen Punktgleichheit den zehnten Rang.

Überzeugt hat Commerz Real u.a. mit "interessanten Transaktionen am Büroimmobilienmarkt", wie die Befragten preisgaben. Damit dürfte nicht zuletzt das milliardenschwere Millennium-Portfolio gemeint sein, das der Fondsmanager 2019 dem Publikumsfonds hausinvest einverleibte.

Den fünften Platz aus dem Vorjahr behauptet hat BNP Paribas Real Estate (BNPPRE). BNPPRE macht damit die Riege der drei "Maklerhäuser" unter den ersten Fünf wie schon 2019 komplett. Abgerutscht ist Patrizia: von Sechs auf Acht.

Die großen Verlierer des Arbeitgeberrankings 2020 heißen allerdings Corpus Sireo und Cushman & Wakefield. Corpus Sireo, eine weitere deutsche Tochter von Swiss Life Asset Managers, musste einen Abstieg von Platz vier auf Platz neun hinnehmen. Das ist die schlechteste Platzierung seit 2011. Von 2014 bis 2018 gehörte Corpus Sireo gar stets zu den Top Drei. Cushman & Wakefield wiederum verabschiedete sich gleich ganz aus den Top Ten. Vergangenes Jahr noch als einziger Neueinsteiger auf Position acht gelandet, reichte es für den Immobilienberater diesmal nur für Rang 19. Interessant ist, dass anders als in den Vorjahren in der aktuellen Ausgabe fast alle Teilnehmer der IZ-Arbeitsmarktumfrage einen oder mehrere Wunscharbeitgeber angegeben haben. In der Vergangenheit nannte meist rund die Hälfte der Teilnehmer keinen Wunscharbeitgeber.

Der Studierenden liebstes Betätigungsfeld ist laut der IZ-Befragung übrigens die Projektentwicklung (siehe "Traumjobs in der Immobilienwelt", IZ 25/20). Dass mit Art-Invest wieder ein Projektentwickler in den Top Ten vertreten ist, ist daher nur konsequent. Mit Strabag und Instone stehen zwei weitere Entwickler und Bauträger vor den Top-Ten-Toren. Ob die weiteren Tätigkeitsfelder von Strabag, das Unternehmen ist u.a. im Facility- bzw. Property-Management aktiv, die Wahrnehmung bei den Absolventen in spe beeinflussen, ist nicht auszumachen. Im Verfolgerfeld dahinter tummeln sich jedenfalls Unternehmen, die - auch oder ausschließlich - Immobilien entwickeln: Edge auf Platz 16, Signa und Catella gemeinsam auf Rang 17, die CG Gruppe auf Rang 20 und Hines auf Rang 25.

Das einzige Unternehmen, das außer JLL jemals an der Spitze des IZ-Arbeitgeberrankings stand, war mit Hochtief eines, das ebenfalls nicht zuletzt als Projektentwickler Anziehungskraft auf die Immobilienstudenten entfaltete. Die Essener wurden von 2009 bis 2011 dreimal in Folge auf Platz eins gewählt.

Die Wohnungswirtschaft gibt ein trauriges Bild ab

Während Makler bzw. Berater sowie Asset- und Fondsmanager reich im Ranking vertreten sind und auch das Entwickeln und Steuern von Baustellen dort seinen Platz hat, fehlt die klassische Wohnungswirtschaft wie eh und je im IZ-Arbeitgeberranking. Genau genommen geben die großen Wohnungsvermieter hierzulande ein trauriges Bild ab: Die größte deutsche Wohn-AG Vonovia teilt sich Platz 32 mit dem Chemiekonzern BASF, und der neue DAX-Wert Deutsche Wohnen, erst Ende Juni anstelle der von Corona gebeutelten Lufthansa in den deutschen Leitindex aufgerückt, erhält keine einzige Stimme. Auch die Gewerbe-AG Aroundtown, immerhin der größte Bestandshalter deutscher Gewerbeimmobilien, sucht man vergebens.

Größe allein reicht nicht: Tatsächlich ist sie für den studierenden Nachwuchs das unbedeutendste Kriterium bei der Jobwahl. Die beliebtesten Arbeitgeber der Immobilienbranche bestechen mit anderen Vorzügen. So ist ein positives Image ein entscheidendes Wahlkriterium für Studenten. Bei fast allen Top-Ten-Unternehmen zählt es zu den drei wichtigsten Aspekten.

Am allermeisten wird die Arbeitgeberwahl aber davon beeinflusst, ob das Tätigkeitsfeld mit den persönlichen Wünschen der Studierenden übereinstimmt. Dieses Kriterium taucht nicht nur bei praktisch allen Top Ten unter den drei wichtigsten Gründen auf. "Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Rolf Elgeti, war an meiner Hochschule für mehrere Vorlesungen als Gastdozent da und hat unglaublich interessante Einblicke in seine Tätigkeit gegeben, die mit meinen Wünschen an einen späteren Job übereinstimmen", begründet etwa eine 20-jährige Bachelorstudentin der Hochschule Anhalt ihr Votum für Deutsche Konsum Reit.

Positives Image beeindruckt die Studenten

Die drei Maklerhäuser in den Top Five bestechen dafür, ebenso wie die global agierenden Asset-, Investment- und Fondsmanager Union Investment und Patrizia, durch ihre Internationalität und die damit verbundenen Möglichkeiten und Karriereaussichten. Finanzielle Aspekte dagegen spielen bei der Entscheidung für den Wunscharbeitgeber eine völlig untergeordnete Rolle, und zwar sowohl bei den Top Eleven wie auch generell. Was nicht heißt, dass die jungen Leute nicht auf die Zahlen bzw. den Unternehmenserfolg schauen würden, ganz im Gegenteil. Ein Fan des Maklerhauses Engel & Völkers z.B. betont: "Ich bin ein Zahlenmensch. Und hier bei diesem Unternehmen sprechen einfach die Zahlen für sich. 2018 wurde ein Rekord-Markencourtage-Umsatz in Höhe von 720 Mio. Euro erzielt. Dieser Umsatz wurde 2019 um weitere 13% gesteigert."

Die IZ-Umfrage fand größtenteils vor dem Lockdown Mitte März statt. Grund genug, beim Seriensieger noch einmal genau hinzuschauen. Zu den Nachwuchskräften, die für JLL votiert haben, gehört auch eine Bauingenieurstudentin, die Werkstudentin im Unternehmen war, als sie an der Befragung teilnahm. "Das Team hat mir so gefallen, dass ich gerne nach meinem Abschluss dort geblieben wäre." Doch wie mancher Wettbewerber führte JLL im April Kurzarbeit ein. Damit beendete JLL zugleich die Vertragsverhältnisse mit Werkstudenten und Praktikanten, "um die Stammbelegschaft zu schützen und weil ein Regelbetrieb in unseren Büros nicht mehr aufrechtzuerhalten war", sagt Anita Thelen, seit Mai 2020 Head of Human Resources Central Europe bei JLL und damit auch für das Personal in Deutschland zuständig. Die Bauingenieurstudentin, die ihren Job als Werkstudentin verlor, zeigt Verständnis: "Der Schritt der Entlassungen ist durchaus nachvollziehbar. JLL wäre diesen Schritt sicher nicht gegangen, wenn das Unternehmen nicht gravierende Folgen der Corona-Situation für sich befürchten müsste."

Dennoch ist die Studentin nicht einverstanden mit dem Vorgehen ihres alten Arbeitgebers: "Es ist verständlich, dass schnell Maßnahmen eingeführt werden, um Arbeitsplätze zu sichern. Allerdings zeigt sich im gleichen Maße auch, wer als sicherungswürdiger Arbeitsplatz gilt. Gerade die studentischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die vielfach finanziell auf ihren Werkstudentenjob angewiesen sind, sollten in die Sicherungskonzepte eingebunden werden. Wenn alle Werkstudenten und Werkstudentinnen vor die Tür gesetzt werden, ist das ein klares Signal, was diese für einen Stellenwert haben."

Fehlende Wertschätzung moniert die betroffene Studentin insbesondere in Anbetracht der Art und Weise, wie JLL bei den Kündigungen vorgegangen ist: "Der Kommunikationsprozess war so intransparent und indirekt, dass bei den Werkstudenten und Werkstudentinnen unterschiedliche Informationen angekommen sind. Eine zentrale Kommunikation durch HR oder den Vorstand wäre wünschenswert gewesen."

JLL trennte sich nicht nur von Werkstudenten und Praktikanten, sondern brach ebenso das Assessment-Center für das Trainee-Programm ab, das im Juni beginnen sollte. Das Auswahlverfahren war noch nicht beendet. "Einen Einstellungsstopp haben wir nicht verhängt", betont Thelen jedoch. "Wir genehmigen jede Woche Stellen, je nach den Anfragen aus den Business-Bereichen, aber sehr reduziert und nur kritische Positionen." Für Nachwuchskräfte sei die Tür nicht per se verschlossen: Fünf der acht Teilnehmer des kürzlich ausgelaufenen Trainee-Programms wurden unbefristet übernommen.

Anders als JLL reagierte der Zweitplatzierte CBRE auf den Corona-Cut. "Wir haben keine Studenten entlassen, aber teilweise die Stunden vorübergehend heruntergesetzt oder die Studenten intern auf andere Stellen allokiert", sagt Mike Schrottke, Head of People. Die Trainee-Programme, versichert er, seien "nicht gestoppt worden". Das Assessment-Center für den Start im Oktober fand im März/April statt - mitten im Lockdown.

Schrottke argumentiert: "Wir haben 60% bis 70% Millennials unter unseren Mitarbeitern in Deutschland. Und da es nach der Krise weitergeht, wäre es falsch gewesen, die Trainee-Programme zu stoppen. Jetzt bereiten wir uns auf den Durchgang für das Jahr 2021 vor." Auch Juniors stellt CBRE laut Schrottke normal ein. Die Gesamtzahl der angebotenen Jobs für Einsteiger liege 2020 wie schon im Vorjahr bei 80 bis 90 Positionen. Corona ändere da nichts.

Auch an der Verteidigung des Throns hat Corona nichts geändert - zumindest in diesem Jahr. Doch der Kampf ist enger geworden und die "Machtverhältnisse" werden ausgeglichener.

Harald Thomeczek