Die neue Baulust: Was junge Leute in die Bauwirtschaft zieht

Wer sich für eine Ausbildung in der Bauwirtschaft entschieden hat, bereut die Entscheidung nur selten: 94% der befragten Azubis sind zufrieden mit iher aktuellen Berufsausbildung.

Wer sich für eine Ausbildung in der Bauwirtschaft entschieden hat, bereut die Entscheidung nur selten: 94% der befragten Azubis sind zufrieden mit iher aktuellen Berufsausbildung.

Bild: BilderBox.com

Karriere 20.06.2012
Die Bauwirtschaft ist besonders vom Fachkräftemangel betroffen. 44% der Unternehmen sehen dadurch bereits ihre wirtschaftliche Entwicklung gefährdet, wie die DIHK-Arbeitsmarktumfrage 2011 ... 

Die Bauwirtschaft ist besonders vom Fachkräftemangel betroffen. 44% der Unternehmen sehen dadurch bereits ihre wirtschaftliche Entwicklung gefährdet, wie die DIHK-Arbeitsmarktumfrage 2011 zeigte. Auf den Fachkräfteengpass reagieren die Bauunternehmen durch verstärkte Ausbildung. Um mehr Interesse für die Branche beim Nachwuchs zu wecken, wurden nun junge Berufseinsteiger befragt, was sie an der Baubranche reizt.

Die Studie gibt Grund zur Freude: Wer sich für eine Ausbildung in der Bauwirtschaft entscheidet, verspürt Baulust. "Spaß an einem Bauberuf" geben 63% der Befragten als sehr wichtigen Grund für ihre Ausbildungswahl an und ebenso viele, dass sie das Erlernte auch privat anwenden möchten. Offenbar werkeln sie auch in ihrer Freizeit gerne. Die guten Berufsperspektiven waren erst an dritter Stelle von 46% der Befragten als sehr wichtiges Auswahlkriterium erwähnt. Die Motivation der Bau-Azubis ist hoch und die Entscheidung für die Bauwirtschaft fällt offenbar aufgrund von persönlichen Interessen und Neigungen.

Zu ihrer Berufsausbildung und ihren Karriereplänen hatten Soka-Bau und das F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen rund 5.800 Berufseinsteiger aus der Bauwirtschaft befragt. Dazu zählten rund 900 Azubis, 1.900 Jung-Gesellen (Bauprofis) sowie 3.000 ehemalige Bauprofis, die eine Berufsausbildung am Bau abgeschlossen oder aber vorzeitig abgebrochen hatten.

Wer seine Ausbildung in der Bauwirtschaft begonnen hat, zeigt sich zufrieden mit seiner Wahl (94 Prozent). Ein Viertel der Befragten ist sogar sehr zufrieden (25 Prozent). Die Ausbildungsbetriebe machen ihren Job in den Augen der Azubis gut: 90 Prozent sind mit ihrem Betrieb zufrieden. Dennoch passt es nicht immer und so mancher Bau-Azubi bricht die Ausbildung ab. Wie hoch diese Zahl ist, wird nicht erwähnt. Jeder zweite Abbrecher führt den Ausbildungsbetrieb als Grund an. Arbeitsklima, hohe Arbeitsbelastung und das Verhältnis zu Vorgesetzten und Kollegen trübten ebenfalls häufig die Stimmung.

Ein Drittel der Aussteiger würde wieder am Bau arbeiten

Wer aus der Bauwirtschaft aussteigt, tut das nicht selten, um sich weiterzuqualifizieren (41 Prozent). Aber auch Arbeitslosigkeit (30 Prozent), Unzufriedenheit mit dem Job (22 Prozent) und gesundheitliche Gründe (22 Prozent) veranlassen zum Wechsel. Dennoch könnte sich fast jeder dritte Ex-Bauprofi (32 Prozent) mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung vorstellen, wieder in die Bauwirtschaft zurückzukehren.

Auch der junge Nachwuchs ist sehr an Weiterqualifizierung interessiert: 60 Prozent der Azubis, die sich in den nächsten zehn Jahren weiterqualifizieren möchten, würden gern die Meisterprüfung ablegen. Hoch im Kurs steht auch die Qualifizierung zum Polier (39 Prozent). Knapp jeder Dritte könnte sich vorstellen, ein Studium aufzunehmen.

"Das Vorurteil, die Berufswahlentscheidung für einen der Bauberufe sei oft nur zweite oder dritte Wahl, ist durch die Studie eindrucksvoll widerlegt worden. Fast alle befragten Jugendlichen haben sich mit ihrer Berufsausbildung am Bau zufrieden gezeigt und die Attraktivität der Ausbildungsberufe sowie die Qualität der betrieblichen und überbetrieblichen Ausbildung hervorgehoben", sagt Frank Dupré, Vizepräsident des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes. Die Aussagen der jungen Menschen, die vor einer Berufswahlentscheidung stehen oder sich bereits für einen Bauberuf entschieden haben, "seien damit deutlich positiver als die allgemeinen Ansichten". Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sieht Dupré als wichtige Aufgabe, an einer Imageverbesserung der Deutschen Bauwirtschaft zu arbeiten.

Dietmar Schäfers, stellvertretender Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, legt einen anderen Schwerpunkt: "Die Studie belegt eindrucksvoll, dass gute Berufsperspektiven einen wesentlichen Faktor für eine Ausbildung am Bau darstellen. Es geht aber nicht nur darum, junge Menschen für den Bau zu gewinnen, sondern sie auch als qualifizierte Facharbeiter in einem attraktiven Baugewerbe zu halten. Zur Attraktivität gehört unter anderem ein durchgängiges System der Fort- und Weiterbildung nach der Berufsausbildung, Arbeitssicherheit, gutes Einkommen sowie eine ausreichende Altersabsicherung wie etwa eine zusätzliche berufsspezifische Rentenzahlung."

Die Studie "Ausbildung als Zukunft der Bauwirtschaft" umfasst 32 Seiten und kostet 75 Euro (ISBN: 978-3-89981-637-2).

Sonja Smalian

Weitere Nachrichten aus der Rubrik Karriere

IVD fordert Fristverlängerung für die Zertifizierung von WEG-Verwaltern

Schon jetzt bereiten sich viele Verwalter auf die IHK-Prüfung Ende des Jahres vor.

Schon jetzt bereiten sich viele Verwalter auf die IHK-Prüfung Ende des Jahres vor.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Robert Kneschke

Karriere 31.08.2022
Damit sich interessierte WEG-Verwalter ausreichend auf die IHK-Prüfung zur Zertifizierung vorbereiten können, setzt sich der Verband IVD für eine längere Frist ein. Nur so könnten die ... 

Damit sich interessierte WEG-Verwalter ausreichend auf die IHK-Prüfung zur Zertifizierung vorbereiten können, setzt sich der Verband IVD für eine längere Frist ein. Nur so könnten die gewünschten Prüfungen zeitnah zum Stichtag abgelegt werden.

Der Immobilienverband Deutschland (IVD) setzt sich für eine Verlängerung der Frist für die Zertifizierung von WEG-Verwaltern ein. Konkret schlägt der Verband vor, den Termin um ein Jahr auf den 1. Dezember 2023 zu verlegen und begründet den Vorschlag in einer schriftlichen Verbändeanhörung damit, dass die Verwalter mehr Zeit für die Prüfungsorganisation brauchen. 

WEG-Verwalter brauchen mehr Zeit

Laut einer aktuellen Umfrage des IVD haben mehr als die Hälfte aller WEG-Verwalter vor, sich zeitnah zertifizieren zu lassen. Dafür sei jedoch mehr Vorlauf für die Prüfungsvorbereitung und -organisation von Prüfungsterminen durch die Industrie- und Handelskammern notwendig, sagt Markus Jugan, Vizepräsident und Vorsitzender des Bundesfachausschusses Immobilienverwalter beim IVD. 

In der Umfrage zum Interesse an einer Prüfung gab nur rund ein Drittel der Teilnehmer an, die Zertifizierung nicht, oder erst zu einem späteren Zeitpunkt durchlaufen zu wollen. Die meisten gaben als Anlass dieser Entscheidung Altersgründe an, oder nannten einen zu hohen Aufwand für eine zu geringe Zahl an Wohnungseigentumsgemeinschaften, für die sie tätig sind. 


Janina Stadel

Azubimangel ist in der Immobilienbranche fast ein Fremdwort

Azubis sind herzlich willkommen: Auch in der Immobilienbranche schaut ein nicht ganz kleiner Teil der Unternehmen bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen in die Röhre.

Azubis sind herzlich willkommen: Auch in der Immobilienbranche schaut ein nicht ganz kleiner Teil der Unternehmen bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen in die Röhre.

Quelle: iStock.com, Urheber: stockfour

Karriere 06.09.2019
Die allermeisten Immobilienunternehmen können die von ihnen angebotenen Stellen für Auszubildende besetzen. Das geht aus der aktuellen Ausbildungsumfrage des Deutschen Industrie- und ... 

Die allermeisten Immobilienunternehmen können die von ihnen angebotenen Stellen für Auszubildende besetzen. Das geht aus der aktuellen Ausbildungsumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) hervor. Im Branchenvergleich steht die Immobilienbranche damit gut da.

Nur jedes zehnte für die Untersuchung befragte Immobilienunternehmen sagte, dass es im vergangenen Jahr nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze habe besetzen können. Zum Vergleich: Im Durchschnitt aller Branche klagt fast jedes dritte Unternehmen über zu wenige Azubis. Den größten Mangel leidet das Gastgewerbe. Dort bekommt mehr als jeder zweite Betrieb nicht alle Stellen besetzt.

Große Probleme hat auch das Baugewerbe. Hier sind es immerhin 37% der Firmen, die die Azubireihen nicht voll kriegen. Einziges Trostpflaster für die Baubranche: Die DIHK-Zahlen legen eine spürbare Linderung im Vorjahresvergleich nahe. Anno 2017 hatten noch 45% der Bauunternehmen angegeben, dass sie mindestens einen Ausbildungsplatz unbesetzt lassen mussten. In der Immobilienbranche lag der entsprechende Anteil 2017 mit 9% dagegen sogar noch etwas niedriger als im vergangenen Jahr.

An der Onlineumfrage der DIHK beteiligten sich im Mai 2019 exakt 12.467 Unternehmen. Davon kamen 3% oder rund 400 Firmen aus dem Immobilienbereich.

Harald Thomeczek

Sechs von zehn Baufirmen tun sich mit Personalsuche schwer

Bauunternehmen macht der Fachkräftemangel im Branchenvergleich am meisten zu schaffen. Baufacharbeiter sind auf dem Arbeitsmarkt ein besonders seltenes Gut.

Bauunternehmen macht der Fachkräftemangel im Branchenvergleich am meisten zu schaffen. Baufacharbeiter sind auf dem Arbeitsmarkt ein besonders seltenes Gut.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: karepa

Karriere 20.03.2019
Der Bau ist der Wirtschaftszweig mit den größten Problemen bei der Stellenbesetzung. Laut Arbeitsmarktreport 2019 des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) brauchen 61% der ... 

Der Bau ist der Wirtschaftszweig mit den größten Problemen bei der Stellenbesetzung. Laut Arbeitsmarktreport 2019 des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) brauchen 61% der Bauunternehmen zwei Monate oder länger, um eine offene Stelle zu besetzen - oder sie brechen die Suche ab, weil sie keinen passenden Kandidaten finden. Nur 12% der Baufirmen finden problemlos einen passenden Mitarbeiter.

In der Gesamtwirtschaft, also inklusive Industrie, Handel und Dienstleistern, bekommt in Anführungszeichen nur knapp jedes zweite Unternehmen (49%) Vakanzen nicht binnen zwei Monaten gefüllt. Und der Anteil derjenigen Arbeitgeber, die von sich sagen, dass sie keine Mühe mit der Besetzung offener Stellen haben, liegt über alle Wirtschaftszweige hinweg immerhin bei 18%.

Die DIHK zieht die Grenze deshalb bei zwei Monaten, weil im Jahr 2010, als sie die Unternehmen erstmals zur Suchdauer befragte, die durchschnittliche Vakanzzeit nach der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) in der Gesamtwirtschaft eben bei zwei Monaten lag. Eine stetige Anpassung würde die zunehmenden Engpässe ignorieren, erklärt Stefan Hardege, Leiter des Referats Arbeitsmarkt bei der DIHK.

Meister im Hochbau sind Mangelware

Tatsächlich ist die durchschnittliche Vakanzzeit über alle Berufe (ohne Helfer) seit 2010 deutlich gestiegen. Allein im vergangenen Jahr legte sie um weitere elf Tage auf 113 Tage zu. In der Baubranche ist die Lage teilweise noch angespannter. Die BA klassifiziert immer mehr Bauberufsgruppen mit unterschiedlichen Qualifikationsniveaus als bundesweite Mangelberufe. Die Vakanzzeit z.B. für Meister im Hochbau lag zuletzt bei 187 Tagen und damit 66% über dem Durchschnitt aller Berufe. Die Arbeitslosenquote betrug 1,1%, und auf 100 offene Stellen kamen gerade mal 79 Arbeitslose.

80% der Baufirmen erhalten keine oder zu wenige Bewerbungen

Die Gründe für eine zähe oder gar ins Leere laufende Personalsuche sind vielfältig, doch ein Grund sticht heraus: "Fast drei Viertel der Betriebe mit langfristig unbesetzten Stellen leiden darunter, dass sie keine oder nicht in ausreichendem Maße Bewerbungen erhalten", erklärt der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks mit Blick auf die Gesamtwirtschaft. "Auch hier steht die Bauwirtschaft mit 80% ganz oben."

Doch die Quantität der Bewerbungen ist nicht das einzige Problem: Zweitwichtigster Grund für Besetzungsschwierigkeiten von Baufirmen ist eine zu geringe oder unpassende Qualifikation von Bewerbern. Mehr als die Hälfte (57%) der Bauunternehmen, die Stellen längerfristig unbesetzt lassen müssen, gaben dies bei der DIHK-Umfrage als Grund an.

Überzogene Forderungen sind nicht so sehr das Problem

Zu hohe Forderungen von Bewerbern sind in der Baubranche offenbar nicht so sehr das Problem. Alle Wirtschaftszweige zusammengenommen, stört sich mehr als ein Drittel (37%) der Unternehmen an den Gehaltsvorstellungen der Bewerber und/oder ihren Vorstellungen in puncto Arbeitsbedingungen. In der Bauwirtschaft moniert dagegen nur gut ein Viertel der Firmen überzogene Forderungen.

Am schwersten tun sich Baufirmen laut DIHK-Report dabei, Fachkräfte mit einer dualen Berufsausbildung zu finden. Von denjenigen Bauunternehmen, die Stellen seit mindestens zwei Monaten nicht besetzen können - zur Erinnerung: das sind 61% aller Baufirmen -, sucht jedes zweite (51%) bisher erfolglos Baufacharbeiter. Bei Fachkräften mit zusätzlichen Weiterbildungsabschlüssen wie Fachwirt oder Meister zieht sich die Suche ähnlich oft hin (45%). Akademiker mit (Fach-)Hochschulabschluss zu finden, gestaltet sich für 31% schwierig. Selbst Arbeitskräfte ohne abgeschlossene Berufsausbildung zu finden, entpuppte sich für ebenso viele Baufirmen (31%) als Herkulesaufgabe.

Häufig zieht sich die Suche lange hin - oder läuft komplett ins Leere

Die genannten Zahlen zur erfolglosen Suche schließen "die Fälle ein, bei denen die Unternehmen bereits lange suchen, und solche, bei denen die Stellen gar nicht besetzt werden können", erläutert Studienautor Hardege. "Zum Zeitpunkt der Befragung wissen die Unternehmen ja vielfach nicht, ob sie in den kommenden Monaten jemanden finden oder die Suche abbrechen müssen. Wer z.B. seit sechs Monaten - erfolglos - sucht, wird die Option ankreuzen, ohne zu wissen, ob er gegebenenfalls in zwei Monaten doch jemanden findet."

Der Arbeitsmarktreport basiert auf der DIHK-Konjunkturumfrage, für die die Industrie- und Handelskammern im Herbst 2018 ca. 23.000 Unternehmen befragten. Ca. 7% oder rund 1.600 davon stammen aus der Baubranche.

Harald Thomeczek