Gefma nimmt neuen Anlauf für FM-Ausbildung

In zwei bis drei Jahren, so hofft die Gefma, können die ersten FM-Azubis starten.

In zwei bis drei Jahren, so hofft die Gefma, können die ersten FM-Azubis starten.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: Gina Sanders

Karriere 27.09.2018
Schon 2014 trat der Facility-Management-Verband Gefma an, einen Lehrberuf FM zu etablieren. Gegenwind aus dem Handwerk vereitelte im ersten Anlauf die Bemühungen. Der zweite Versuch, einen ... 

Schon 2014 trat der Facility-Management-Verband Gefma an, einen Lehrberuf FM zu etablieren. Gegenwind aus dem Handwerk vereitelte im ersten Anlauf die Bemühungen. Der zweite Versuch, einen bestehenden Beruf um FM-Inhalte zu erweitern, scheiterte ebenfalls. Nun hat sich der Verband der Unterstützung von Dienstleistern und Nutzern versichert - und bläst zum Angriff.

Es gibt diverse FM-Studiengänge und berufsbegleitende Angebote für eine FM-spezifische Weiterbildung. Nur einen Ausbildungsberuf an der Basis, den gibt es nicht. FM-Dienstleister bilden z.B. Elektroniker und Mechatroniker, Bürokaufleute und Fachinformatiker, Anlagenmechaniker und Gebäudereiniger aus. Doch all diese Berufe zielen nur auf einzelne Gewerke und einzelne Phasen des Lebenszyklus einer Immobilie ab, meist auf Planung und Errichtung und nicht etwa den Betrieb.

"Wir wollen keine anderen Berufe überflüssig machen. Natürlich werden wir immer auch Spezialisten für die einzelnen Gewerke brauchen - aber den Generalisten, den Servicemann vor Ort, der übergreifend agieren kann, den brauchen wir eben auch", sagt Markus Lehmann, der an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen FM lehrt und bei der Gefma den Arbeitskreis Bildung und Wissen leitet. Lehmann schwebt ein Lehrberuf vor, der ein großes technisches Know-how mit kaufmännischen Grundkenntnissen vereint. Serviceorientierung, Soft Skills, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sowie Digitalisierung sollen ebenfalls nicht zu kurz kommen. Ein Katalog mit Lehrinhalten ist längst zusammengestellt.

Wer einen neuen Beruf etablieren will, stößt nicht selten auf Gegenwind. Schließlich wird der Azubi-Kuchen nicht größer. Die Angst, ein FM-Lehrberuf könnte die Nachwuchssorgen von Handwerksbetrieben noch vergrößern, ging um. "Uns wurde geraten, in einen bestehenden, wenig gefragten Beruf einzusteigen, den Elektroniker für Gebäude- und Infrastruktursysteme", erzählt Lehmann. Die Idee: weniger Elektronik, mehr Gebäude. Auf diese Weise, glaubt Lehmann, hätten beide Seiten profitieren können. Die Elektrotechnik- und Elektronikindustrie spielte aber nicht mit.

So nimmt der FM-Verband mit Hilfe des Bundesinstituts für Berufsbildung nun den dritten Anlauf. Schließlich befand auch das Bundeswirtschaftsministerium, dem die Gefma letztes Jahr ihr Ansinnen vortrug, sinngemäß: "Macht doch einen eigenen Beruf!" Um mit geballter Kraft agieren zu können, rief die Gefma im August FM-Anbieter und -Anwender zur Unterstützung auf. "Nach dem Gegenwind aus dem Handwerk haben wir viel Rückenwind bekommen", erzählt Gefma-Geschäftsführer Johannes Bungart. Er berichtet von ungefähr 50 Rückmeldungen von Dienstleistern und Nutzern, auch aus dem öffentlichen Bereich.

Einer der Unterstützer ist Horst Uhl, Leiter standortübergreifendes Energie- und Facility-Management bei Daimler Buses/EvoBus. "Wer die Lünendonk-Studie eingesehen hat", holt Uhl aus, "wird klar erkennen können, dass mit dem Facility-Management recht still und leise ein sehr großer und bedeutender Wirtschaftszweig im Dienstleistungsbereich entstanden ist. Bedenkt man, dass viele Kapitalanleger gerade ihre Rettung in Immobilien suchen, sollte man sich auch strategische Gedanken machen, wie der Werterhalt dieser Investitionen gesichert werden kann." Eine Antwort hat Uhl auch parat: "FM! Daher macht es nur Sinn, jungen Menschen früh die Möglichkeit zu geben, diesen Weg möglichst professionell einzuschlagen."

Einer der Dienstleister, die die Gefma an ihrer Seite weiß, ist Strabag Property and Facility Services (Strabag PFS): "Wir unterstützen die Initiative zur Implementierung eines neuen Ausbildungsberufs im FM sehr gerne", sagt Renate Vorbeck, Leiterin Berufliche Erstausbildung bei Strabag PFS. "Die vom Verband erarbeiteten Voraussetzungen für das neue Berufsbild werden leider von den Handwerksverbänden abgelehnt. Aus diesem Grund ist diese Initiative ein unbedingtes Muss, um das entwickelte Berufsbild für die FM-Branche in den Wirkbetrieb zu bekommen."

Bungart weiß, dass ein steiniger Weg vor ihm liegt: "Den Kampf um Lehrlinge kann man auch formaljuristisch führen." Er ist trotzdem zuversichtlich, "dass wir das hinbekommen". Als Nächstes wird die Gefma beim Kuratorium der deutschen Wirtschaft für Berufsbildung, das die Interessen der Wirtschaft in der beruflichen Bildung vertritt, einen Antrag auf die "Initiierung eines Neuordnungsverfahrens" stellen. Dann werden alle betroffenen Verbände - also auch das Handwerk - und die Arbeitnehmerseite gehört. Gelingt der Durchbruch, dürften die ersten FM-Azubis frühestens in zwei bis drei Jahren mit ihrer Lehre beginnen: Die Ausarbeitung einer Ausbildungsordnung durch den Bund, eines Rahmenlehrplans durch die Kultusministerkonferenz sowie von konkreteren, je eigenen Lehrplänen durch die Bundesländer kosten Zeit. Und Berufsschulen müssen auch noch gefunden werden.

Harald Thomeczek

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Bei Strabag werden Mitarbeiter zu Unternehmensgründern

In Workshops lernen die Mitarbeiter unternehmerisches Denken.

In Workshops lernen die Mitarbeiter unternehmerisches Denken.

Quelle: Strabag

Karriere 19.01.2023
Wer als Unternehmen im Wettbewerb bestehen will, muss in Innovation investieren. Statt Know-how von extern einzukaufen, zapfen Unternehmen ihre wertvollste Ressource an: die eigenen ... 

Wer als Unternehmen im Wettbewerb bestehen will, muss in Innovation investieren. Statt Know-how von extern einzukaufen, zapfen Unternehmen ihre wertvollste Ressource an: die eigenen Mitarbeiter. In sogenannten Intrapreneurship-Programmen lernen sie unternehmerisch zu denken und entwickeln eigene Geschäftsmodelle. Der Baukonzern Strabag hat dafür das Programm Ad Astra gegründet, aus dem schon eigenständige Start-ups hervorgingen.

Ein offener Sack Zement, eine Palette Drunterleisten, vier Meter Kabelhalbschalen. Auf Baustellen bleibt viel ungenutztes Material übrig, das am Ende entsorgt wird. Das kostet Geld und ist wenig nachhaltig. Ein Team von Mitarbeitern des Baukonzerns Strabag wollte das ändern und hat die App Bricksta entwickelt. Über diese sollen Heimwerker und Unternehmen überschüssiges Baumaterial kaufen können.

Ein wichtiger Beitrag zur Kreislaufwirtschaft – mit großem Skalierungspotenzial. Um die App zu entwickeln, haben die Gründer als sogenannte Intrapreneure am Strabag-eigenen Programm Ad Astra teilgenommen. Es ermöglicht Mitarbeitern während ihrer Anstellung im Konzern, eine eigene Firma aufzubauen, die später als Ausgründung eigenständig am Markt bestehen kann. Die Teilnehmer werden also Unternehmer im Unternehmen. "Unsere Intrapreneur-Teams agieren wie Start-ups, aber mit einem entscheidenden Trumpf in der Hand: Strabag stellt finanzielle Mittel und technische Expertise bereit, um Ideen zu entwickeln, zu testen und im Idealfall umzusetzen", erklärt Innovationsmanager Franz Klager, der für das Programm verantwortlich zeichnet. Denn daran scheitern Innovationsprozesse häufig: Einzelkämpfer haben zwar gute Ideen, aber ohne Hilfe fehlen ihnen Zeit und Budget.

Anders als externe Berater und Innovationsspezialisten kennen die Mitarbeiter ihr Metier und das Unternehmen – und sind motiviert, Dinge in ihrem Arbeitsumfeld besser zu machen. Umso wichtiger sind Intrapreneurship-Programme, die sich nicht nur Strabag zunutze macht. Der Intrapreneurship-Monitor, für den die Universität Bayreuth im Jahr 2021 mehr als 600 Unternehmen sämtlicher Branchen befragt hat, zeigt: 29% der deutschen Firmen haben eine eigene Intrapreneurship-Abteilung. Sie wollen damit unternehmerisches Handeln fördern, neue Geschäftsfelder und neue Geschäftsmodelle erschaffen – und ihre Firma auf diese Weise innovativer und erfolgreicher aufstellen. Die Autoren der Studie sind sicher: Die Gefahr der Disruption des eigenen Geschäftsmodells durch neue Wettbewerber steigt. Haupttreiber sind vernetzte Wertschöpfungsketten, die Digitalisierung und globale Krisen. Intrapreneure sollen also Prozesse, Geschäftsmodelle und Produkte kritisch hinterfragen und die Unternehmen zukunftsfähig aufstellen.

Besonders viel Innovationspotenzial gibt es in der Baubranche: Im Vergleich zu innovationsstarken Industrien wie Automobil oder Konsumgüter liegt der Bau zurück – obwohl die Branche mit ihrer breiten Wertschöpfung eigentlich prädestiniert wäre für neue Ideen. Da nicht jeder einfach eine Idee aus dem Hut zaubern kann, haben Klager und sein Team bei Strabag in der ersten Ad-Astra-Runde im Jahr 2021 fünf Ideenfelder vorgegeben. Darunter sind Abfallvermeidung auf der Baustelle, neue Wohnkonzepte und schonender Umgang mit Bauressourcen. Rund 40.000 Mitarbeiter in Deutschland und Österreich durften ihre Ideen einreichen – hundert Vorschläge kamen zusammen. "Viele davon waren ähnlich", sagt Klager. Deshalb hat Strabag in der zweiten Ad-Astra-Runde im Jahr 2022 einen neuen Ansatz gewählt: Alle Ideen waren erwünscht, solange sie mit einem Geschäftsfeld von Strabag in Verbindung stehen oder ein Sozialunternehmen sind. Diesmal durften sich alle 74.000 Mitarbeiter weltweit beteiligen, knapp 100 Ideen aus 16 Ländern kamen zusammen.

Regelmäßige Workshops und Budget als Angebot

Das Ad-Astra-Board sichtet die Ideen und wählt 30 erfolgversprechende Ideengeber aus. Sie bekommen von ihrem Arbeitgeber ein einmaliges Zeitbudget von 30 Stunden, um ihre Vorschläge auszuarbeiten. Zusätzlich gibt es Input durch Workshops und das notwendige methodische Werkzeug an die Hand, um die Ergebnisse zu präsentieren. Die sechs besten Ideen schaffen es in die Prototyping-Phase, werden dort fit gemacht für den Praxistest. Drei Monate lang treiben interdisziplinäre Teams die Projekte voran, erhalten Unterstützung durch externe Experten. Klager und sein Team helfen den Ideengebern dabei, ein Team zusammenzustellen: "Wir veröffentlichen die Projekte im Intranet und schreiben die offenen Positionen aus", sagt er. Gesucht werden unterschiedliche Kompetenzen, je nach Projekt: Finanzexperten, IT-Spezialisten, Produktionsmanager.

Das Projektteam darf bis zur Hälfte seiner Arbeitszeit auf das Intrapreneurship-Programm verwenden. Dass das nicht bei jeder Führungskraft gut ankommt, liegt auf der Hand. Klager versucht intern für das Programm zu werben: "Wir informieren die Führungskräfte und zeigen die Vorteile auf. Gleichzeitig bitten wir die Bewerber, zuerst mit der Führungskraft zu klären, ob eine Teilnahme am Programm infrage kommt." Nicht nur der Zeitaufwand sorgt mitunter für Stirnrunzeln, sondern auch das Ziel des Programms. Denn wer das Ad-Astra-Programm durchläuft, verlässt im besten Fall das Unternehmen und gründet sein eigenes Start-up.

Bis es so weit ist, liegt vor den Intrapreneuren allerdings ein langer Weg. Nach drei Monaten, am Ende der Prototyping-Phase, treffen sich alle zum Demo-Day. Dabei pitchen sie ihre Start-up-Ideen einer Jury aus Topmanagern. "Es reicht nicht, eine gute Idee zu haben, man muss sie auch verkaufen können", weiß Klager. Die Vorstände und Bereichsleiter entscheiden, welche Ideen weitergeführt werden. Die Mittel kommen aus ihrem eigenen Budget, sie nehmen die internen Firmen quasi unter ihre Fittiche. Die für die Finanzierung ausgewählten Projekte werden anschließend in einer sechsmonatigen Phase weiterentwickelt und mit Pilotkunden getestet. Wenn diese erfolgreich verläuft, beginnt die Suche nach Investoren und die Ausgründung der Start-ups.

Im Jahr 2021 hat es nur die Jobvermittlungsbörse Teamup bis zur Ausgründung geschafft. Sie ist eine Plattform, die Personen zusammenführt, die sich eine Stelle teilen wollen. Die beiden Mitarbeiter, die die Idee vorangetrieben haben, musste Strabag zwar ziehen lassen, doch auf der Habenseite steht umso mehr: Die meisten Ideen, die im Programm entstehen, bleiben im Unternehmen. In der Markterprobungsphase zeigt sich mitunter, dass die Idee bei den Pilotkunden nicht so gut ankommt wie gedacht, oder es finden sich nicht genug Investoren. Auch die Baustoffbörse Bricksta hat es nicht zur Marktreife geschafft, aber einen spannenden Ansatz zur Kreislaufwirtschaft geliefert.

Der Gründergeist überträgt sich auch auf Mitarbeiter, die nicht am Programm teilnehmen, berichtet Klager: Sie interessieren sich zunehmend für agile Methoden. Strabag hingegen nutze das Angebot, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Gleichzeitig profitieren die Start-up-Gründer von ihrer Beziehung zum Konzern und dessen Netzwerk, etwa bei der Suche nach Investoren in der Ausgründungsphase.

Die Autorin: Anna Friedrich ist Journalistin in der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Anna Friedrich

Die Branche ist in bei den Azubis

Unter den Ausbildungsberufen haben einige aus der Bau- und  Immobilienbranche die Nase vorn.

Unter den Ausbildungsberufen haben einige aus der Bau- und Immobilienbranche die Nase vorn.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: xyz+

Karriere 29.09.2022
Weil Berufe in der Bau- und Immobilienwirtschaft bei Jugendlichen als krisensicher und gut bezahlt gelten, steigt die Nachfrage nach Lehrstellen in der Branche. ... 

Weil Berufe in der Bau- und Immobilienwirtschaft bei Jugendlichen als krisensicher und gut bezahlt gelten, steigt die Nachfrage nach Lehrstellen in der Branche.

Knapp 21% weniger Bewerbungen für Lehrstellen haben Jugendliche im Vergleich zu 2016 im vergangenen Jahr geschrieben. Die Gründe dafür liegen zum einen im demografischen Wandel, denn die Jahrgänge werden kleiner und somit auch der Pool an Schulabsolventen, die für eine Ausbildung infrage kommen. Zum anderen verlassen immer mehr die Schule mit dem Abitur in der Tasche und qualifizieren sich damit für ein Hochschulstudium.

Doch während Berufe wie Metzger, Friseur sowie Tätigkeiten in der Gastronomie und Hotellerie nach Lebensmittelskandalen in der Presse und Stellenstreichungen während der Lockdowns immer unbeliebter werden, nimmt das Interesse, in die Immobilien- und Baubranche einzusteigen, bei jungen Leuten zu. Zu diesem Ergebnis kommt eine Langzeitstudie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, für die Bewerberzahlen und abgeschlossene Ausbildungsverträge seit 2016 miteinander verglichen wurden. Das Fazit der Autoren: Die Bau- und Immobilienbranche lockt mit guten Gehältern, die zum Teil über dem Median aller Berufe liegen, sie verspricht Aufstiegs- und Karrierechancen und gilt als krisensicher und sinnstiftend beim Nachwuchs.

Diese Einstellung beobachtet auch der Handelsimmobilien-Spezialist MEC. Dort starteten im September zum ersten Mal zwei junge Frauen eine dreijährige Lehre zur Immobilienkauffrau. Das Unternehmen bietet die Ausbildung zusätzlich zu dualen Bachelor-Studiengängen an, um die Zielgruppe von qualifizierten Bewerbern zu verbreitern und Mitarbeiter schon in jungen Jahren an sich als Arbeitgeber zu binden.

Mit Erfolg: Rund 60 Interessierte reichten im Premierenjahr ihre Bewerbungsunterlagen ein. Mit dem Zulauf waren die Verantwortlichen zufrieden und organisierten einen Bewerbertag als spezielles Auswahlverfahren, bei dem die Kandidaten nach einer Vorauswahl in der Düsseldorfer Zentrale Aufgaben lösen mussten. Das Ziel war es, durch verschiedene Einzel- und Gruppenaufgaben herauszufinden, wie sich die jungen Talente im Team verhalten und mit Stresssituationen umgehen. "Mit den erbrachten Leistungen waren wir sehr zufrieden, sodass uns die finale Auswahl letztendlich nicht gerade leicht fiel. Am Ende haben wir daher auch berücksichtigt, welche der Kandidatinnen und Kandidaten sich am besten mit unserer wertebasierten Unternehmenskultur identifizieren", berichtet Ausbildungsbeauftragte Gina Wiening.

"Der primäre Ausbildungsort ist unsere Düsseldorfer Zentrale. Hier durchlaufen unsere Auszubildenden alle für das Berufsbild relevanten Abteilungen", erklärt sie das Konzept der Ausbildung. In jeder Abteilung bekommen die Azubis drei Monate lang Einblicke in die Praxis. Zusätzlich besuchen sie Handelsstandorte, um sich vor Ort mit dem Kerngeschäft des Unternehmens, dem Management von Handelsimmobilien, vertraut zu machen. "Da sie alle relevanten Fachbereiche durchlaufen, lernen sie die MEC von Grund auf kennen", sagt Wiening. Wichtig sei das, um die Nachwuchskräfte auf ihre weitere Karriere im Haus vorzubereiten, denn nach den drei Lehrjahren hat MEC noch einiges mit ihnen vor.

"Unser Ziel ist es, sie nach ihrem erfolgreichen Abschluss in verwaltungsbezogenen Positionen einzusetzen und somit langfristig ins Unternehmen zu integrieren", spricht die Ausbildungsbeauftragte über die Zukunftspläne. Doch bis die ersten Lehrstellen ausgeschrieben werden konnten, musste MEC nicht nur den Ablauf im Unternehmen organisieren, sondern auch einen passenden Partner für den theoretischen Teil der Ausbildung finden.

Weil in Düsseldorf keine Berufsschule die Ausbildung begleiten konnte, wich das Unternehmen auf eine Kooperation mit dem Europäischen Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) in Bochum aus. Der Anfahrtsweg musste bei der Gestaltung der Zeitpläne im Betrieb mitgedacht werden. "Das Bildungszentrum bietet Blockunterricht und die Möglichkeit, vor Ort zu übernachten", erklärt Wiening. Für die Auszubildenden bedeutet das nun alle drei Wochen einen Wechsel zwischen den Schulungen in Bochum und der Ausbildung im Betrieb.

Früher Einstieg sorgt für Bindung an Arbeitgeber

Beim Beratungsunternehmen BNP Paribas Real Estate gibt es mehr Auszubildende als Studierende. Obwohl das Interesse an einem dualen Studium seit Jahren kontinuierlich steigt, stehen in diesem Jahr neun dualen Studenten 14 Azubis gegenüber. Während ein Fachabitur für ein duales Studium Voraussetzung ist und erste Berufserfahrungen oder Praktika erwünscht sind, ist der Einstieg als Azubi mit einem guten Realschulabschluss möglich. Der Nachwuchs lernt dann in beiden Fällen Kollegen, Kunden und den Markt im Unternehmen kennen und baut sich ein Netzwerk auf, um nach dem Abschluss "bestens für eine langfristige Karriere vorbereitet zu sein".

Deutschlandweit entschieden sich im vergangenen Jahr fast 2.670 Bewerber für eine Ausbildung ohne Studium, die sie für eine berufliche Tätigkeit in Immobilienvertrieb oder -verwaltung qualifiziert. Das sind fast 13% mehr als fünf Jahre zuvor. "Immobilienkauffrau und Immobilienkaufmann sind weiterhin beliebte Berufsbilder", heißt es von Strabag Property and Facility Services. Dort besteht für die fünf angebotenen Azubistellen pro Jahr kein Bewerbermangel.

Nachhaltige Technik lockt junge Auszubildende an

Noch stärker gestiegen ist das Interesse an technischen Berufen, die junge Leute mit der Reduzierung von CO2-Ausstößen in Gebäuden und somit mit dem Thema Nachhaltigkeit assoziieren. So etwa in der Bautechnik und im Bereich Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Insgesamt kamen die Berufe auf knapp über 31.000 Interessenten im letzten Ausbildungsjahr, das Interesse ist in den Sparten seit 2016 um rund 20% gestiegen. Die Autoren der IW- Studie sehen zudem die verstärkte mediale Präsenz von Handwerker- und Technikerberufen in Social Media als einen Grund für die erhöhte Bewerberzahl.

Beim Unternehmen Caverion, Anbieter von technischer Gebäudeausrüstung, Facility-Services und Energiedienstleistungen, starteten in diesem Jahr 60 Jugendliche ihre Ausbildung, "so viele wie seit Jahren nicht mehr", bestätigt eine Unternehmenssprecherin. Strabag Property and Facility Services besetzte 2022 allein zwölf Azubistellen für Kältemechatroniker. Durch den Einsatz von Nachwuchskräften erhofft sich das Unternehmen eine höhere Innovationsfähigkeit, will Fachkräftemangel vorbeugen und Fehlbesetzungen minimieren, wenn Wechsler aus anderen Unternehmen geholt werden müssen.

Der technische Gebäudedienstleister Spie setzt auf regionale Nähe, um möglichst viele geeignete Azubi-Kandidaten für sich zu gewinnen. Dafür bietet das Unternehmen seine 36 technischen und kaufmännischen Ausbildungen an rund 90 Standorten in ganz Deutschland an, "sodass die jungen Talente sie auch ganz in ihrer Nähe beziehungsweise in ihrer Wunschregion finden", erklärt Bianca Stöhr, Leiterin People, Culture & CSR für Deutschland und Zentraleuropa. Zusammen mit den zehn Bachelorstudiengängen, die das Unternehmen zusätzlich anbietet, kommt Spie jährlich auf rund 300 neue Nachwuchskräfte. "In Zukunft möchten wir noch stärker auf den eigenen Nachwuchs setzen und wollen eine Ausbildungsquote von 10%", kündigt Stöhr an.

Hohe Übernahmequote bei allen Unternehmen

In der Baubranche verbuchte der Tiefbau den größten Bewerberzuwachs. Die Zahl der Interessenten ist seit 2016 um mehr als 40% gestiegen. Darauf reagieren die Unternehmen mit einem ständig wachsenden Ausbildungsangebot. Der Soka Ausbildungs- und Fachkräftereport der Bauwirtschaft verweist auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die einen Zuwachs an angebotenen Stellen von 1,3% im Hoch- und im Tiefbau allein im Jahr 2021 anzeigen. Beim Bauunternehmen Züblin sind die ausbildenden Direktionen deshalb permanent dran, mehr Stellen zu schaffen und die Zielberufsbilder zu verfeinern. Die Übernahmequote der inzwischen fast 40 auszubildenden Spezialtiefbauer pro Jahr liegt im Unternehmen bei 80%.

Die dauerhafte Bindung des Nachwuchses ans Unternehmen ist für die ausbildenden Betriebe die größte Motivation, Lehrstellen anzubieten. Die Quote an direkten Übernahmen von Azubis lag bei Spie in den vergangenen Jahren bei 90%. "Die weiteren 10% entscheiden sich meist für die direkte Weiterbildung zum Meister oder für ein weiterführendes Studium", erklärt Stöhr, "diesen Weg unterstützen wir sehr gerne, halten den Kontakt – und freuen uns darauf, die ehemaligen Auszubildenden danach wieder bei uns zu begrüßen."

Janina Stadel

Lars Jähnichen

IPH-Geschäftsführer Lars Jähnichen.

IPH-Geschäftsführer Lars Jähnichen.

Karriere 09.06.2022
Seit 2017 ist Lars Jähnichen Geschäftsführer und Gesellschafter bei IPH Handelsimmobilien und verantwortet dort die Immobilienberatung, die Projektentwicklung und Vermietung sowie das ... 

Seit 2017 ist Lars Jähnichen Geschäftsführer und Gesellschafter bei IPH Handelsimmobilien und verantwortet dort die Immobilienberatung, die Projektentwicklung und Vermietung sowie das Transaktionsmanagement. Seinen Berufseinstieg hatte der heute 53-Jährige nach seinem Studium in Berlin beim Baukonzern Strabag, wo er sich Bau- und Planungsthemen anhand von Shoppingcenter- Projekten aneignete. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, an einem früheren Punkt in ein Projekt einzusteigen, wechselte er zu Mfi und Unibail Rodamco. Mit seiner Frau und zwei Kindern wohnt er in München und nutzt die Nähe zu den Alpen zum Skifahren und Wandern. Den Wechsel zwischen der Stadt und den Bergen kann er sich auch fürs Alter gut vorstellen.

Wo und wie wohnen Sie zurzeit? Beschreiben Sie für uns Ihr Haus in ein paar Sätzen.

Ruhig im Münchner Westen gelegen, nach unseren Bedürfnissen geplant und erstellt, nachhaltige Nutzung mit Photovoltaik und Wärmepumpe, hoher Freizeitwert und schönes Umfeld.

Was muss das perfekte Haus/die perfekte Wohnung unbedingt haben?

Einen richtig schönen Ausblick, Räume zum Wohlfühlen, gutes WLAN und Charakter.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in der Wohnung? Und warum?

Die Terrasse im Dachgeschoss mit herrlichem Blick auf die Umgebung. Der perfekte Ort, um seine Gedanken kreisen zu lassen oder auch einmal ein gutes Buch zu lesen.

Haben Sie bei dieser Immobilie oder einer anderen beim Bau schon einmal selbst mit Hand angelegt?

Handwerklich nicht, beziehungsweise kaum – Ich kenne meine Grenzen. Planerisch/organisatorisch ja: Ausschreibung/Vergabe/Bauleitung der meisten Gewerke in unserem Haus habe ich selbst übernommen.

Wie und wo möchten Sie im Alter gerne wohnen?

Alternierend in München und in den Alpen.

Wann, wo und womit haben Sie als Erwachsener zum ersten Mal Geld verdient?

1989 in Berlin als Barkeeper.

Was braucht man Ihrer Einschätzung nach, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Menschenkenntnis, Organisationsgeschick, Ausdauer, Kreativität, Kommunikationstalent.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Am liebsten im Team.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Kurz schütteln, dann analysieren, woran es lag, und überlegen, was künftig anders/besser gemacht werden kann.

Was stört Sie in der Immobilienbranche (am meisten)?

Wie sonst auch im Leben: die Dampfplauderer.

Und was finden Sie besonders gut?

Orte, Gebäude und deren Nutzung und damit ein Stück Stadt mit gestalten zu können – Immobilienwirtschaft als Schnittpunkt wirtschaftlicher, gestalterischer, kultureller, funktionaler und weiterer Interessen: Kreativität trifft auf Taschenrechner.

Baulöwe, Miethai, Heuschrecke: Leute, die mit Immobilien Geld verdienen, haben nicht immer den besten Ruf. Zu Recht?

Nein! Gerne arbeite ich auch mit Anwälten zusammen, obwohl sie als Winkeladvokat, Rechtsverdreher etcetera bezeichnet werden. Projektentwickler/Immobilienprofis stehen mit dem, was sie tun, meist in der Öffentlichkeit. Dabei können sie es nie allen recht machen. Wichtig ist, was im Konsens mit den relevanten Beteiligten, den Städten zuvorderst, geschaffen wird – und das kann sich zumeist sehen lassen. Schwarze Schafe gibt es überall, aber ich habe in den letzten über 25 Jahren viele hart arbeitende, kreative, nachhaltig denkende Menschen in unserer Branche kennenlernen dürfen. Vielmehr bin ich davon überzeugt, dass ein Grundvertrauen zwischen Immobilienwirtschaft und Gesellschaft unerlässlich ist, damit die Quartiere und Städte der Zukunft so entstehen können, wie sie auch tatsächlich gebraucht werden.

Sie würden jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen, weil ...

... kaum ein Wirtschaftszweig so vielschichtige Berufsbilder und damit Entwicklungsmöglichkeiten für junge Menschen aufweisen kann. Und weil junge Menschen kaum anderswo so schnell Verantwortung übernehmen können wie in dieser Branche. Der Mehrwert, der dabei entsteht, prägt zudem das Stadtbild ganz konkret – anders als beispielsweise in der Finanzindustrie, wo die Folgen der eigenen Arbeit eher indirekt sichtbar werden.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Rechtsanwalt.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

In Deutschland: Berlin, Axica Tagungszentrum am Brandenburger Tor (Akademie der Wissenschaft)

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

Das Spree-Dreieck, ebenfalls in Berlin: ohne Gespür für den Ort, zu groß, passt sich nicht ein und wird dem besonderen Ort, an dem es steht, überhaupt nicht gerecht.

Was bringt Sie privat auf die Palme? Und was beruflich?

Menschen, die mir Zeit stehlen.

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Beim Skifahren und der Kombination aus gutem Wein, guten Freunden und gutem Essen.

Für welches private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Reisen und Wassersport.

Nennen Sie einen Ihrer Lieblingssongs?

The Lemonheads – Mrs. Robinson

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an was?

Ganz wunderbare Genüsse ungewöhnlicher mediterraner Küche in einem kleinen Restaurant in Zürich.

Homeoffice, Büro oder mobil in der Bahn? Wo arbeiten Sie am häufigsten, wo am liebsten und warum?

Am häufigsten tatsächlich wieder im Büro wegen der Kommunikation mit dem Team und den Kollegen der BBE. Ausarbeitungen in Ruhe mache ich gerne im Homeoffice.

Und mit welcher noch lebenden Persönlichkeit würden Sie dort gerne einmal einen Abend verbringen? Warum?

Barack Obama - von seiner Begeisterungsfähigkeit zu lernen.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Geschmorte Lammkeule.

Mit wem würden Sie gerne mal für einen Tag das Leben tauschen? Warum?

Mit einem meiner Kinder zum Perspektivwechsel.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Das gemeinschaftliche Leben draußen auf den Plätzen, den Straßen, in den Restaurants, Cafés etc.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben – welchen Traum erfüllen Sie sich?

Flugschein und den Rest spenden.

Das Interview führte Janina Stadel.

Immobilien Zeitung