IG Bau fordert Kurzarbeitergeld für Minijobber

Karriere 24.03.2020
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) fordert die Bundesregierung auf, auch Minijobbern in der Coronakrise den Zugang zu staatlicher Hilfe - sprich: Kurzarbeitergeld - zu ... 

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) fordert die Bundesregierung auf, auch Minijobbern in der Coronakrise den Zugang zu staatlicher Hilfe - sprich: Kurzarbeitergeld - zu gewähren. Im Blick hat die Gewerkschaft nicht zuletzt die rund 200.000 geringfügig Beschäftigten in der Gebäudereinigung.

Aktuell erhalten geringfügig Beschäftigte kein Kurzarbeitergeld, weil sie von der Arbeitslosenversicherung ausgenommen sind. Die Versicherungspflicht ist aber Voraussetzung für den Anspruch auf diese Leistung. Viele Minijobber in der Gebäudereinigung bangten daher um ihre Existenz, da "nur noch wenig gearbeitet" werde, so die IG Bau.

"Wir fordern von der Bundesregierung umgehend eine Nachversicherung der Betroffenen, damit sie Kurzarbeitergeld erhalten können", sagt Ulrike Laux, Bundesvorstandsmitglied der IG Bau. Gleichzeitig fordert Laux von der Bundesregierung, das Kurzarbeitergeld auf 90% zu erhöhen. Die Arbeitgeber sollen das Kurzarbeitergeld dann bis zur vollen Höhe aufstocken.

Derzeit übernimmt die Arbeitsagentur 60% (bzw. 67% bei Beschäftigten mit Kind) des entgangenen Nettolohns. In der Gebäudereinigung beträgt der Mindestlohn im Westen 10,80 Euro die Stunde (im Osten gilt das ab dem 1. Dezember 2020). "Bei Kurzarbeit bleiben davon nur 6,48 Euro übrig – das ist zum Leben zu wenig", rechnet Laux vor.

Harald Thomeczek

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Objektreiniger wollen mehr

Karriere 18.06.2020
Mit der Forderung nach einem Stundenlohnplus von 11% für die meisten Gebäudereiniger ist die IG Bau in die nächste Lohntarifrunde gegangen. ... 

Mit der Forderung nach einem Stundenlohnplus von 11% für die meisten Gebäudereiniger ist die IG Bau in die nächste Lohntarifrunde gegangen.

Genau 12 Euro statt bisher 10,80 Euro pro Stunde für Gebäudereiniger der Lohngruppe 1: So lautet die Kernforderung der IG Bau, mit der sie am vergangenen Dienstag in die Verhandlungen um den nächsten Lohntarifvertrag gegangen ist. Fenster- und Fassadenreiniger (Lohngruppe 6) sollen nach dem Willen der Bundestarifkommission Gebäudereinigung der IG Bau ab dem 1. Januar 2021 ebenfalls 1,20 Euro mehr pro Stunde verdienen. Ihre Löhne sollen von 14,10 auf 15,30 Euro (plus 8,5%) steigen. Für alle anderen der insgesamt neun Lohngruppen in der Gebäudereinigung sieht der Forderungskatalog der Arbeitnehmervertreter ein Plus von 6,5% vor. Azubis sollen über alle Ausbildungsjahre 100 Euro mehr pro Monat bekommen.

Die IG will damit die Kunden stärker zur Kasse bitten. "Durch die Corona-Pandemie sind auch die Kunden aufgewacht. Alle sehen, wie wichtig Reinigungsstandards sind", sagt IG-Bau-Bundesvorstandsmitglied und Verhandlungsführerin Ulrike Laux.

Das Thema 13. Monatsgeld hat die IG Bau hintangestellt, hält aber laut Laux an einem "Einstieg ins Weihnachtsgeld" fest. Dieser soll in Gestalt von 80 Stundenlöhnen für Vollzeitkräfte vollzogen werden. Teilzeitbeschäftigte sollen ein entsprechend geringeres Weihnachtsgeld erhalten.

Harald Thomeczek

Gebäudereiniger wollen 11% mehr Geld

Schätzungsweise ca. 80% der rund 700.000 Beschäftigten in der Gebäudereinigung in Deutschland arbeiten in der Lohngruppe 1.

Schätzungsweise ca. 80% der rund 700.000 Beschäftigten in der Gebäudereinigung in Deutschland arbeiten in der Lohngruppe 1.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Andrey Popov

Karriere 09.06.2020
12 Euro statt bisher 10,80 Euro die Stunde (plus 11%) für Gebäudereiniger in der Lohngruppe 1: Mit dieser Kernforderung geht die Gewerkschaft IG Bau in die Verhandlungen für den neuen ... 

12 Euro statt bisher 10,80 Euro die Stunde (plus 11%) für Gebäudereiniger in der Lohngruppe 1: Mit dieser Kernforderung geht die Gewerkschaft IG Bau in die Verhandlungen für den neuen Lohntarifvertrag. Für die anderen Lohngruppen wollen die Arbeitnehmervertreter einen Lohnanstieg von 6,5% bis 8,5% durchsetzen. Die Corona-Pandemie liefert den Gewerkschaftern Argumente.

Fenster- und Fassadenreiniger (Lohngruppe 6) sollen nach dem Willen der Bundestarifkommission Gebäudereinigung der IG Bau ab dem 1. Januar 2021 ebenfalls 1,20 Euro mehr pro Stunde verdienen. Ihre Löhne sollen von 14,10 auf 15,30 Euro (plus 8,5%) steigen. Für alle anderen der insgesamt neun Lohngruppen in der Gebäudereinigung sieht der Forderungskatalog der Arbeitnehmervertreter ein Plus von 6,5% vor. Azubis sollen über alle Ausbildungsjahre 100 Euro mehr pro Monat bekommen.

Die überwiegende Mehrzahl der rund 700.000 Beschäftigten in der Gebäudereinigung hierzulande fällt in die Lohngruppe 1, führt also klassische Innen- und Unterhaltungsreinigungen aus.

Die Kunden sollen höhere Preise bezahlen

Ulrike Laux, Bundesvorstandsmitglied der IG Bau und Verhandlungsführerin auf Seiten der Gewerkschaft, hat auch eine Idee, wie die höheren Löhnen finanziert werden sollen: Die Kunden müssen höhere Preise zahlen. Und dafür stünden die Chancen gerade jetzt besser denn je: "Durch die Corona-Pandemie sind auch die Kunden aufgewacht. Alle sehen, wie wichtig Reinigungsstandards sind. Es reicht nicht, Teppichböden nur einmal im Jahr zu reinigen und Fensterbänke nur einmal im Jahr abzuwischen", sagt IG-Bau-Bundesvorstandsmitglied und Verhandlungsführerin Ulrike Laux.

Das Thema 13. Monatsgeld hat die Gewerkschaft hintangestellt, hält aber laut Laux an einem "Einstieg ins Weihnachtsgeld" fest. Dieser "Einstieg" soll in Gestalt von 80 Stundenlöhnen für Vollzeitkräfte vollzogen werden. Sehr viele Beschäftigte in der Gebäudereinigung arbeiten allerdings nicht in Vollzeit; sie sollen analog zu ihrer Teilzeittätigkeit ein entsprechend geringeres Weihnachtsgeld erhalten.

Studie sieht wenig Spielraum für Lohnerhöhungen

Eine aktuelle, vom FM-Dienstleister Piepenbrock unterstützte Analyse der Lohnentwicklung in der Gebäudereinigung kommt zu dem Schluss, dass aktuell nur bedingt Spielraum für Lohnsteigerungen vorhanden ist. "Deshalb gehen wir neue Wege, um Wertschätzung auf eine andere Weise vermitteln zu können", sagt Unternehmenschef Arnulf Piepenbrock. Seine Firma drücke diese Wertschätzung u.a. durch eine vor einem gestartete Kampagne aus: "In dieser Kampagne erzählen unsere Mitarbeiter von ihrer persönlichen Geschichte und ihren Tätigkeiten in unserem Unternehmen. So geben wir unseren Piepenbrockern eine Stimme."

"Der Wert der Gebäudereinigung muss sich im Gehalt spiegeln"

IG-Bau-Verhandlungsführerin Laux reicht diese Art der Wertschätzung nicht: "Der Wert der Gebäudereinigung ist in der Corona-Pandemie mehr als offensichtlich geworden. Das muss sich endlich auch im Lohn spiegeln. Denn auch für die Gebäudereinigung gilt: Klatschen allein reicht nicht." Die gründliche Reinigung durch erfahrene Fachkräfte lege die Basis für das Weiterarbeiten in Büros und Fabriken. Die Arbeitsauslastung der Reinigungsfirmen habe aufgrund erhöhter Hygienestandards zugenommen.

Die Tarifverhandlungen in der Gebäudereinigung beginnen am 16. Juni 2020, also heute in einer Woche. Der bestehende Lohntarifvertrag läuft Ende 2020 aus.

Harald Thomeczek

Einigung im Tarifstreit der Gebäudereiniger

"Jetzt wird's richtig dreckig", hieß es vor wenigen Wochen auf den Schildern der Warnstreikenden in Dreieich. Auch online wurde hart gekämpft. Die IG-Bau-Aktion Dirty-Job-Pranger bezeichnete der BIV als "Dreckschleuderei".

"Jetzt wird's richtig dreckig", hieß es vor wenigen Wochen auf den Schildern der Warnstreikenden in Dreieich. Auch online wurde hart gekämpft. Die IG-Bau-Aktion Dirty-Job-Pranger bezeichnete der BIV als "Dreckschleuderei".

Quelle: IG Bau

Karriere 24.10.2019
"Der Knoten ist durch", sagte IG-Bau-Chef Robert Feiger nach einer Marathonsitzung zusammen mit dem Bundesinnungsverband des Gebäudereinigerhandwerks (BIV). Sie haben sich im Bemühen um ... 

"Der Knoten ist durch", sagte IG-Bau-Chef Robert Feiger nach einer Marathonsitzung zusammen mit dem Bundesinnungsverband des Gebäudereinigerhandwerks (BIV). Sie haben sich im Bemühen um einen neuen Rahmentarifvertrag vor allem auf höhere Lohnzuschläge und mehr Urlaubstage für die bundesweit rund 650.000 Beschäftigten der Branche geeinigt. Beim Thema Weihnachtsgeld ist noch Geduld gefragt.

Nach 13 Stunden Gesprächsführung kam der Durchbruch: Die IG Bau und der BIV haben sich auf Neuerungen in den Arbeitsverträgen der Gebäudereiniger geeinigt, die nun nach Zustimmung involvierter Gremien auf beiden Seiten zu einem allgemeinverbindlichen Rahmentarifvertrag führen sollen. Dem vorausgegangen waren sechs ergebnislos geführte Verhandlungsrunden.

Nicht zuletzt für den Umgang mit Mehrarbeitszuschlägen bei Überstunden von Teilzeitbeschäftigten gibt es nun eine einvernehmliche Regelung. Diese Zuschläge werden sowohl für Voll- als auch für Teilzeitmitarbeiter ab der neunten Arbeitsstunde am Tag in Höhe von 25% vom Stundenlohn gezahlt. Auch Teilzeitler mit kürzeren Tagen haben Aussicht auf mehr Geld: So sollen solche Mitarbeiter, die kontinuierlich über fünf Monate hinweg ein Überstundenpensum von mindestens 15% leisten, Anspruch auf einen Vertrag mit angepasster Wochenstundenzahl bekommen.

Zum Hintergrund: Ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts zur Gleichstellung von Voll- und Teilzeitkräften bei Mehrarbeitszuschlägen war im Frühjahr dieses Jahres der Auslöser dafür, dass die Arbeitgeberseite den im Jahr 2012 gefassten Rahmentarifvertrag zum Juli 2019 gekündigt hatte. Das Urteil wurde zwar zu einem Fall aus der Systemgastronomie gefällt, hat aber große Auswirkungen auf die Gebäudereinigerbranche, die laut BIV zu etwa 75% aus Teilzeitkräften besteht. Unter diesen neuen Voraussetzungen sei der Rahmentarifvertrag nicht mehr fortzuführen, argumentierte der BIV. "Diese Regelung ist bestens geeignet dafür, Unfrieden in die Betriebe zu tragen." Denn nach diesem Urteil müsste, so ein Beispiel des BIV, ein Teilzeitler mit zwei Arbeitsstunden pro Tag bereits für die dritte Stunde einen Mehrarbeitszuschlag von 25% (zusätzlich zur Überstunde an sich) erhalten, der Vollzeit arbeitende Kollege aber erst nach 39 Wochenstunden. Mit dem nun ausgehandelten Zuschlag erst ab der neunten Arbeitsstunde am Tag setzte sich der BIV durch.

Ein weitaus stärker öffentlich ausgetragener Konfliktpunkt betraf in den vergangenen Monaten die Forderung der IG Bau nach einem Weihnachtsgeld bzw. 13. Monatsgehalt. Der BIV beharrte darauf, dass diese Diskussion in die nächste Verhandlung des Lohntarifvertrags 2020 gehöre, aber mit dem aktuell zu verhandelnden Rahmentarifvertrag nichts zu tun hat. Dabei bleibt es auch in dem nun vorliegenden Vorschlag. Darüber hinaus hat die IG Bau allerdings eine Übergangslösung für die Feiertage in diesem und im nächsten Jahr ausgehandelt. Demnach bekommen die Beschäftigten wahlweise Heiligabend oder Silvester als bezahlten Arbeitstag frei. Wer hingegen arbeiten möchte, dem wird eine Weihnachtsprämie für diesen Tag in Höhe eines 150%igen Lohnzuschlags gewährt.

Weitere Punkte in der Einigung beider Tarifparteien betreffen die Zuschläge. Einige sind erhöht worden: für die Arbeit in der Nacht von 25% auf 30%, an Sonn- und Feiertagen von 75% auf 80%. "Für die Arbeit am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag, an Neujahr und am 1. Mai wird es, so sieht es die neue Vereinbarung vor, sogar Zuschläge von 200% des Lohns geben", teilt die IG Bau mit. Außerdem gibt es für Industrie- und Maschinenreiniger nun 75 Cent pro Stunde extra.

Auch an der Urlaubsregelung wurde geschraubt. Ab 2021 soll es für alle Beschäftigten einen einheitlichen Urlaubsanspruch auf 30 Tage auf Vollzeitbasis geben - unabhängig davon, wie lange sie bereits in der Branche arbeiten. Neueinstellungen haben schon 2020 Anspruch auf 29 Urlaubstage.

Ulrike Laux, die im Bundesvorstand der IG Bau für die Gebäudereinigung zuständig ist, rechnet mit zeitnahen Zustimmungen aus der Tarifkommission und der Branchenfachgruppe. Außerdem fehlt noch das Ja des Bundesvorstands. Auch der BIV muss noch seinen Gremien den Vorschlag zur Abstimmung vorlegen. "Mit diesem Tarifabschluss haben die Arbeitgeber einen zukunftsfähigen Kompromiss mit dem Tarifpartner IG Bau erzielt, der die Attraktivität der beschäftigungsstärksten deutschen Handwerksbranche weiter stärkt", kommentiert Christian Kloevekorn, Verhandlungsführer der Bundestarifkommission des BIV.

Dieser Einigkeit ging ein zuletzt mit harten Bandagen geführter Tarifstreit voraus. Zum einen organisierte die IG Bau in den vergangenen Monaten bundesweit verstreute Warnstreiks in öffentlich hoch frequentierten Gebäuden wie Flughäfen und in Industrieobjekten wie den BMW-Werken.

Darüber hinaus schaffte es die IG Bau mit ihrem digitalen "Dirty-Job-Pranger" in die Schlagzeilen. Seit ebenfalls Anfang Oktober wirft sie dort dem Osnabrücker Unternehmen Piepenbrock "Drückerei bei Lohn und Arbeit vor", weil es die Zeit ohne Rahmentarifvertrag ausnutze und Arbeitsverträge zu seinem Vorteil ändern würde. Piepenbrock weist die Vorwürfe strikt zurück. Ebenso wie die Mannheimer Firma Lieblang Cosmos, die als zweites Unternehmen von der IG Bau an den Pranger gestellt wurde. Der BIV reagierte ungewohnt forsch auf diese Aktion. "Was die IG Bau hier macht, ist nichts anderes als öffentliche Dreckschleuderei auf Unternehmen, die sich an Recht und Gesetz halten und die jederzeit bereit sind, sich wieder einem vernünftigen Rahmentarifvertrag anzuschließen", sagte Johannes Bungart, Geschäftsführer des Bundesinnungsverbands.

Anke Pipke