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Von Krisenmodus noch keine Spur

Guter Dinge gaben sich auf dem IZ-Karriereforum im Mai Johannes Schlosser (Mitte), Patrick Zauner (rechts) und Jan Gatter von LBBW Immobilien.

Guter Dinge gaben sich auf dem IZ-Karriereforum im Mai Johannes Schlosser (Mitte), Patrick Zauner (rechts) und Jan Gatter von LBBW Immobilien.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Harald Thomeczek

Karriere 17.06.2022
Die Projektentwickler – und unter ihnen vor allem die Wohnungsentwickler – werden zurzeit gleich von mehreren Seiten in die Zange genommen: Lieferengpässe und Rohstoffknappheit, ... 

Die Projektentwickler – und unter ihnen vor allem die Wohnungsentwickler – werden zurzeit gleich von mehreren Seiten in die Zange genommen: Lieferengpässe und Rohstoffknappheit, gestiegene Baupreise und höhere Energiekosten, Inflation und Zinswende, sinkende Nachfrage, Verkaufspreise und Margen unter Druck, ESG-Anforderungen obendrauf. Da liegt die Vermutung nicht fern, dass die Entwickler in dieser Gemengelage beim Personal auf die Bremse treten. Doch weit gefehlt: Noch ist von Krisenmodus keine Spur. Das kann sich jedoch ändern.

Als die Münchner Personalberaterin Sabine Märten vor rund anderthalb Monaten von einem renommierten Projektentwickler mit der Besetzung der Niederlassungsleitung in der bayerischen Landeshauptstadt beauftragt wurde, vermutete sie Bewegung im Markt der Bewerber. Doch sie wurde eines Besseren belehrt, nachdem sie 80 Zielfirmen identifiziert und 50 bis 60 Kandidaten angesprochen hatte. "Fast alle von mir kontaktierten Kandidaten fühlen sich bei ihren Arbeitgebern sehr wohl – von Krisenmodus oder Plan B überlegen noch keine Spur. Im Gegenteil, die Mehrzahl der Unternehmen sucht selbst noch Projektentwickler", klagt Märten von der Schwere ihrer Aufgabe.

Johann Pardun, Senior-Berater bei Westwind Real Estate Executive Search aus Berlin, kann Märten nur zustimmen: "Wir erhalten viele Aufträge und Anfragen; es kommen auch weitere Unternehmen auf den Markt, die Projektleiter suchen. Die Nachfrage bleibt daher auf dem gleichen hohen Niveau wie 2021", resümiert Pardun, der bundesweit Positionen besetzt.

Die Entwickler stellen weiter ein, bleiben aber wachsam

Die von der Immobilien Zeitung befragten Projektentwickler und Bauträger bestätigen den Eindruck, der sich in Gesprächen mit den Headhuntern aufdrängt, ob Ten Brinke und Bonava, BPD und Pandion, Trei Real Estate, Instone oder LBBW Immobilien Development: Sie alle wollen laufende Vorhaben mit unverminderter Kraft vorantreiben und weiter kräftig Leute einstellen. Allerdings wollten nicht alle befragten Developer die Fragen rund ums Thema Krise und Personal beantworten. Das mag daran liegen, dass sie sich in unsicheren Zeiten nicht festlegen wollen.

Ten Brinke sucht wie eh und je Architekten, Bau- und Projektleiter, Vertriebler sowie Kollegen für das Controlling oder die Finanzabteilung. Bei Neueinstellungen seien derzeit keine Befristungen geplant, die über das übliche Maß an befristeten Verträgen hinausgingen, betont Deutschlandgeschäftsführer Jens Wantia, Geschäftsführer von Ten Brinke Projektentwicklung. Doch in Wantias Worte mischen sich Molltöne: "Unbestritten ist, dass steigende Zinsen, Verbraucherkosten und steigende Baupreise zulasten der Marge eines Projektentwicklers gehen und das Risiko von Projektentwicklungen in der Regel erhöhen." Ten Brinke beobachte das Geschehen "aufmerksam" und werde Planungen "gegebenenfalls" überarbeiten.

Alexander Heinzmann, Sprecher der deutschen Geschäftsführung von BPD, betont ebenfalls: "Wir werden weiterhin vakante Stellen besetzen." Dank der Zugehörigkeit zur niederländischen Rabobank seien die laufenden Projekte "durchfinanziert". Heinzmann verhehlt aber auch nicht: "Bei Neueinstellungen fahren wir auf Sicht." Auch der Bauträger Bonava stellt seine Grundaussage – offene Stellen sollen weiter besetzt werden – unter einen Vorbehalt: "Wir schauen uns sehr genau an, welche Auswirkungen die Marktsituation auf unsere Projekte hat, und treffen dann Entscheidungen."

Einen kleinen Nachfragerückgang fände Personalberater Pardun verkraftbar: "Wir kommen von einem sehr hohen Level an Nachfrage – bei einem überschaubaren Angebot. Sie werden in Deutschland vielleicht 10.000 Bauleiter finden, aber sicher keine 10.000 Projektleiter", die das Anforderungsprofil erfüllen, sprich: eine Mischung aus Fach- und Führungskraft darstellen und Kaufmanns- und Technikergene vereinen. Sollte die Nachfrage etwas zurückgehen, würde sie sich "immer noch auf einem hohen Niveau befinden", auch gemessen am überschaubaren Angebot.

Headhunterin Märten hat sich sagen lassen, dass die Wohnungsentwickler in und um München sich mehr oder minder einen Stopp bei den Grundstücksankäufen verordnet haben. Die Antikrisenstimmung überrascht die Personalberaterin trotzdem nicht. Sie erklärt sich das Desinteresse an der von ihr lancierten Jobofferte so: Die Bauträger hätten sich schon "mit Grundstücken vollgesaugt", lange bevor Wolken über dem Entwicklerhimmel aufzogen, und die Finanzierung für die meisten laufenden Projekte stehe längst. Auch ohne zusätzliche Grundstücksankäufe hätten die Entwickler damit genug Arbeit für die nächsten zwei, drei oder vier Jahre. Hinzu komme, dass "alles 20%, 30% mehr Zeit kostet", gerade weil das Entwicklerrisiko zurückgekehrt sei. Da seien erfahrene Kaufleute und Techniker noch wichtiger als vor der Krise.

Das gilt wahrscheinlich auch für Instone. Der Bauträger hat seine Umsatzerwartung fürs laufende Jahr jüngst wegen Materialengpässen, sprunghaft gestiegener Baukosten und der Bauzinswende gekappt. Viele Reservierungen seien zurückgezogen worden, berichtete der Vorstand bei einem Earnings Call. Schlimmstenfalls 200 Mio. Euro Umsatz könnte das den Projektentwickler kosten – bei einer Prognose von 900 Mio. bis 1 Mrd. Euro an Erlösen also 20% oder mehr des Umsatzes. Doch auch Instone tritt nicht auf die Personalbremse: "Wir gehen von einem mittelfristig deutlich steigenden Umsatzvolumen aus", betont Instone-Sprecher Jens Herrmann auf Anfrage und stellt klar: "Dafür müssen wir die Voraussetzungen durch den notwendigen Aufbau von Personalkapazitäten schaffen. Wir stellen weiter ein."

"Wir sehen mittelfristig Chancen auf erfahrene potenzielle Mitarbeiter"

Vom Krisenmodus weit entfernt zeigten sich auch hochrangige Vertreter von LBBW Immobilien Development auf dem von der Immobilien Zeitung ausgerichteten Karriereforum Ende Mai in Frankfurt. "Wir stellen weiter ein", lautet der Tenor der Aussagen von Geschäftsführer Johannes Schlosser, Patrick Zauner (Niederlassungsleiter Frankfurt) und Jan Gatter, Konzernpersonalleiter bei LBBW Immobilien. Erleichterungen bei der Personalakquise können auch die drei Herren von der Immobilientochter der Landesbank Baden-Württemberg nicht feststellen: "Aktuell ist es noch ein Bewerbermarkt."

Pandion-Chef Reinhold Knodel ist der Nächste im Bunde, der "weiterhin ganz normal einstellt, und dies auch mit unveränderten Vertragsmodellen". Der Personalbedarf sei in allen Bereichen "unverändert bzw. mit zunehmendem Geschäftsvolumen steigend". All den vielfältigen Herausforderungen zum Trotz will Knodel die Projektpipeline "moderat" ausbauen. Chancen sieht der Pandion-Chef gerade jetzt vermehrt, weil "andere Marktteilnehmer weniger solide gewirtschaftet haben als wir und jetzt entsprechend unter Druck geraten".

Bonava glaubt ebenfalls, als Gewinner aus der Krise hervorzugehen. Der Bauträger hofft nicht nur auf eine "Normalisierung" der Grundstückspreise, sondern auch darauf, dass "mittelfristig gut ausgebildete und erfahrene potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung stehen werden". Die Krise weckt auch bei Ten-Brinke-Geschäftsführer Wantia Hoffnungen: "Unserer Einschätzung nach wird eine große Vielzahl an Projekten nicht realisiert werden können oder zumindest zurückgestellt werden." Und da, so ist Wantias Aussage zu verstehen, würde Ten Brinke dann eventuell selbst gern in die Bresche springen.

Pepijn Morshuis, CEO der Tengelmann-Tochter Trei Real Estate, bremst: "Die Chancen, die wir alle gerne sehen würden, sind noch nicht da. Es ist dafür noch viel zu früh." Aktuell sei kein Entwickler gezwungen, Notverkäufe vorzunehmen oder Personal zu reduzieren, konstatiert der Trei-Chef. "Dafür dauert die Krise bislang einfach viel zu kurz. Haben wir in zwölf Monaten eine vergleichbare Situation, wird sich das ändern."

Eine gewisse Anspannung ist den Entwicklern anzuhören, dramatisch scheint die Lage nicht zu sein, erst recht nicht auf der Personalseite. Das Haltbarkeitsdatum dieser Aussage ist allerdings nicht unendlich: "Wie sich der Markt mit Blick auf den Herbst entwickeln wird, ist natürlich schwer vorausschaubar", gibt Personalberater Pardun zu bedenken. "Verschiedene Faktoren wie eine mögliche nächste Corona-Welle, Lieferengpässe durch den Ukraine-Krieg, steigende Zinsanforderungen, Inflation und Energiekosten oder auch Maßnahmen in der Baupolitik können einen ohnehin schon angespannten Markt negativ eskalieren lassen."

Noch können sich Fachkräfte kaum vor Jobofferten retten. Nach den Erfahrungen von Personalberaterin Märten haben die Gehälter für Projektentwickler in der bajuwarischen Landeshauptstadt in den vergangenen zwei, drei Jahren kräftig angezogen, im Schnitt um 30% bis 40%, schätzt Märten. "Es haben sich Projektboni durchgesetzt, die auch auf Expertenebene bei kleineren, inhabergeführten Projektentwicklern siebenstellig werden können." Solche prozentualen Beteiligungen am Projektgewinn verteilen sich allerdings auf drei bis fünf Jahre.

Das Gros der kaufmännischen bzw. technischen Senior-Projektentwickler kommt inklusive Projektboni auf 140.000 bis 200.000 Euro Bruttojahresgehalt, überschlägt Köpfejägerin Märten am Beispiel München – "teilweise aber auch wesentlich mehr". Erfahrene Niederlassungsleiter lägen bei 220.000 bis 300.000 Euro. Sprünge machen aber nicht nur Wechsler: Um sich vor Abwerbung zu schützen und ihre Leute zum Bleiben zu bewegen, haben zwei, drei Entwickler, die Märten bekannt sind, "die Bestandsgehälter pauschal um 20%, 30% angehoben".

Harald Thomeczek

IG Bau warnt vor „Burnout“ für die Bauwirtschaft

Handwerker auf deutschen Baustellen sind voll ausgelastet.

Handwerker auf deutschen Baustellen sind voll ausgelastet.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: ilkercelik

Karriere 17.06.2022
Viermal mehr offene Stellen als 2010 hat das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im ersten Quartal 2022 im deutschen Baugewerbe gezählt. Die Gewerkschaft IG Bau ... 

Viermal mehr offene Stellen als 2010 hat das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im ersten Quartal 2022 im deutschen Baugewerbe gezählt. Die Gewerkschaft IG Bau warnt vor einer Überlastung der vorhandenen Fachkräfte und sieht den Mangel an qualifizierten Arbeitern als hausgemachtes Problem der Branche.

Trotz steigender Gewinne haben Unternehmen der Baubranche in den vergangenen Jahren immer weniger Fachkräfte eingestellt. In diesem Kontext verweist die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) auf Zahlen des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die 191.000 offene Stellen in der Bauwirtschaft im ersten Quartal 2022 aufzeigen. Das sind viermal so viele wie im Jahr 2010. Dabei sind die Umsätze im Bauhauptgewerbe laut Statistischem Bundesamt im ersten Jahresviertel 2022 um 26% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen.

Fachkräfte voll ausgelastet

Weil die vorhandenen Fachkräfte bereits voll ausgelastet seien, warnt die IG Bau vor einem „Burnout“, also einer Überlastung, die dem Bau drohe. Bundesvorstandsmitglied Carsten Burckhardt sieht den Fachkräftemangel als hausgemachtes Problem der Branche. Er sagt, viele Baufirmen hätten es in den letzten Jahren versäumt, die Arbeit in der Branche attraktiv zu machen und führt aus: „Über Jahre hinweg haben die Unternehmen der Bauwirtschaft, vor allem im Handwerk, die Einkommen ihrer Beschäftigten gedrückt. Sie haben sich kaum darum gekümmert, dass Tarifverträge eingehalten werden. Viele sind aus den Arbeitgeberverbänden ausgetreten. Dann haben sich die Firmen bei den Preisen unterboten und einen Dumping-Wettbewerb auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen.“

Zielbranche Industrie

Die größte Abwanderung von Fachkräften beobachte die IG Bau in Betrieben des Bauhandwerks. Von zehn Berufseinsteigern arbeiten laut der Gewerkschaft fünf Jahre nach der Gesellenprüfung nur noch vier auf dem Bau. Von den restlichen wandere ein Großteil in die Industrie ab, um sich lange Anfahrten zu Baustellen zu sparen und Wind und Wetter nicht mehr ausgesetzt zu sein. Zudem erhoffen sie sich dort familienfreundlichere Arbeitszeiten.

Janina Stadel

EU plant verbindliche Frauenquote für börsennotierte Unternehmen

Karriere 09.06.2022
Bis 2026 sollen EU-Staaten zwischen zwei Modellen für eine Frauenquote bei der Besetzung von Führungspositionen wählen. Die Quote greift dann in allen börsennotierten Unternehmen. Anne ... 

Bis 2026 sollen EU-Staaten zwischen zwei Modellen für eine Frauenquote bei der Besetzung von Führungspositionen wählen. Die Quote greift dann in allen börsennotierten Unternehmen. Anne Tischer, Vorsitzende des immobilienwirtschaftlichen Vereins Frauen in Führung, begrüßt die Regelung.

Auf eine verbindliche Frauenquote für börsennotierte Konzerne haben sich Unterhändler der EU-Länder und des EU-Parlaments geeinigt. Sie sieht zwei Modelle vor, zwischen denen die Staaten bis 2026 wählen können. Dann müssen entweder mindestens 40% der nicht geschäftsführenden Aufsichtsratsmitglieder Frauen sein, oder ein durchschnittlicher Frauenanteil von 33% muss in Aufsichtsräten und Vorständen zusammen erreicht werden. Bei Verstößen werden Bußgelder fällig. Dieser Einigung müssen formell noch die EU-Staaten und das Europaparlament zustimmen. 

Positives Feedback zu der Regelung kommt von Anne Tischer, Vorsitzende des Vereins Frauen in Führung: “Über die EU-Quote werden all die Unternehmen in Deutschland mit terreicht, die von der bisherigen Gesetzeslage noch gar nicht betroffen waren“, erklärt sie. 

Seit 2016 gilt für Aufsichtsräte von börsennotierten und vollmitbestimmten Unternehmen eine Quote von 30% Frauen. Für die Besetzung von Vorstandsposten gilt seit 2022, dass börsennotierte und vollmitbestimmte Unternehmen mit mehr als drei Vorstandsmitgliedern mindestens eine Frau in den Vorstand aufnehmen müssen.

Janina Stadel

Lars Jähnichen

IPH-Geschäftsführer Lars Jähnichen.

IPH-Geschäftsführer Lars Jähnichen.

Karriere 09.06.2022
Seit 2017 ist Lars Jähnichen Geschäftsführer und Gesellschafter bei IPH Handelsimmobilien und verantwortet dort die Immobilienberatung, die Projektentwicklung und Vermietung sowie das ... 

Seit 2017 ist Lars Jähnichen Geschäftsführer und Gesellschafter bei IPH Handelsimmobilien und verantwortet dort die Immobilienberatung, die Projektentwicklung und Vermietung sowie das Transaktionsmanagement. Seinen Berufseinstieg hatte der heute 53-Jährige nach seinem Studium in Berlin beim Baukonzern Strabag, wo er sich Bau- und Planungsthemen anhand von Shoppingcenter- Projekten aneignete. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, an einem früheren Punkt in ein Projekt einzusteigen, wechselte er zu Mfi und Unibail Rodamco. Mit seiner Frau und zwei Kindern wohnt er in München und nutzt die Nähe zu den Alpen zum Skifahren und Wandern. Den Wechsel zwischen der Stadt und den Bergen kann er sich auch fürs Alter gut vorstellen.

Wo und wie wohnen Sie zurzeit? Beschreiben Sie für uns Ihr Haus in ein paar Sätzen.

Ruhig im Münchner Westen gelegen, nach unseren Bedürfnissen geplant und erstellt, nachhaltige Nutzung mit Photovoltaik und Wärmepumpe, hoher Freizeitwert und schönes Umfeld.

Was muss das perfekte Haus/die perfekte Wohnung unbedingt haben?

Einen richtig schönen Ausblick, Räume zum Wohlfühlen, gutes WLAN und Charakter.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in der Wohnung? Und warum?

Die Terrasse im Dachgeschoss mit herrlichem Blick auf die Umgebung. Der perfekte Ort, um seine Gedanken kreisen zu lassen oder auch einmal ein gutes Buch zu lesen.

Haben Sie bei dieser Immobilie oder einer anderen beim Bau schon einmal selbst mit Hand angelegt?

Handwerklich nicht, beziehungsweise kaum – Ich kenne meine Grenzen. Planerisch/organisatorisch ja: Ausschreibung/Vergabe/Bauleitung der meisten Gewerke in unserem Haus habe ich selbst übernommen.

Wie und wo möchten Sie im Alter gerne wohnen?

Alternierend in München und in den Alpen.

Wann, wo und womit haben Sie als Erwachsener zum ersten Mal Geld verdient?

1989 in Berlin als Barkeeper.

Was braucht man Ihrer Einschätzung nach, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Menschenkenntnis, Organisationsgeschick, Ausdauer, Kreativität, Kommunikationstalent.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Am liebsten im Team.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Kurz schütteln, dann analysieren, woran es lag, und überlegen, was künftig anders/besser gemacht werden kann.

Was stört Sie in der Immobilienbranche (am meisten)?

Wie sonst auch im Leben: die Dampfplauderer.

Und was finden Sie besonders gut?

Orte, Gebäude und deren Nutzung und damit ein Stück Stadt mit gestalten zu können – Immobilienwirtschaft als Schnittpunkt wirtschaftlicher, gestalterischer, kultureller, funktionaler und weiterer Interessen: Kreativität trifft auf Taschenrechner.

Baulöwe, Miethai, Heuschrecke: Leute, die mit Immobilien Geld verdienen, haben nicht immer den besten Ruf. Zu Recht?

Nein! Gerne arbeite ich auch mit Anwälten zusammen, obwohl sie als Winkeladvokat, Rechtsverdreher etcetera bezeichnet werden. Projektentwickler/Immobilienprofis stehen mit dem, was sie tun, meist in der Öffentlichkeit. Dabei können sie es nie allen recht machen. Wichtig ist, was im Konsens mit den relevanten Beteiligten, den Städten zuvorderst, geschaffen wird – und das kann sich zumeist sehen lassen. Schwarze Schafe gibt es überall, aber ich habe in den letzten über 25 Jahren viele hart arbeitende, kreative, nachhaltig denkende Menschen in unserer Branche kennenlernen dürfen. Vielmehr bin ich davon überzeugt, dass ein Grundvertrauen zwischen Immobilienwirtschaft und Gesellschaft unerlässlich ist, damit die Quartiere und Städte der Zukunft so entstehen können, wie sie auch tatsächlich gebraucht werden.

Sie würden jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen, weil ...

... kaum ein Wirtschaftszweig so vielschichtige Berufsbilder und damit Entwicklungsmöglichkeiten für junge Menschen aufweisen kann. Und weil junge Menschen kaum anderswo so schnell Verantwortung übernehmen können wie in dieser Branche. Der Mehrwert, der dabei entsteht, prägt zudem das Stadtbild ganz konkret – anders als beispielsweise in der Finanzindustrie, wo die Folgen der eigenen Arbeit eher indirekt sichtbar werden.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Rechtsanwalt.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

In Deutschland: Berlin, Axica Tagungszentrum am Brandenburger Tor (Akademie der Wissenschaft)

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

Das Spree-Dreieck, ebenfalls in Berlin: ohne Gespür für den Ort, zu groß, passt sich nicht ein und wird dem besonderen Ort, an dem es steht, überhaupt nicht gerecht.

Was bringt Sie privat auf die Palme? Und was beruflich?

Menschen, die mir Zeit stehlen.

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Beim Skifahren und der Kombination aus gutem Wein, guten Freunden und gutem Essen.

Für welches private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Reisen und Wassersport.

Nennen Sie einen Ihrer Lieblingssongs?

The Lemonheads – Mrs. Robinson

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an was?

Ganz wunderbare Genüsse ungewöhnlicher mediterraner Küche in einem kleinen Restaurant in Zürich.

Homeoffice, Büro oder mobil in der Bahn? Wo arbeiten Sie am häufigsten, wo am liebsten und warum?

Am häufigsten tatsächlich wieder im Büro wegen der Kommunikation mit dem Team und den Kollegen der BBE. Ausarbeitungen in Ruhe mache ich gerne im Homeoffice.

Und mit welcher noch lebenden Persönlichkeit würden Sie dort gerne einmal einen Abend verbringen? Warum?

Barack Obama - von seiner Begeisterungsfähigkeit zu lernen.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Geschmorte Lammkeule.

Mit wem würden Sie gerne mal für einen Tag das Leben tauschen? Warum?

Mit einem meiner Kinder zum Perspektivwechsel.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Das gemeinschaftliche Leben draußen auf den Plätzen, den Straßen, in den Restaurants, Cafés etc.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben – welchen Traum erfüllen Sie sich?

Flugschein und den Rest spenden.

Das Interview führte Janina Stadel.

Immobilien Zeitung

Bei den Corporates geht so einiges

Marvin Gorenflo (Mitte) im Gepräch während des IZ-Karriereforums 2022 in Frankfurt.

Marvin Gorenflo (Mitte) im Gepräch während des IZ-Karriereforums 2022 in Frankfurt.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Sell

Karriere 02.06.2022
Bei der Wahl des Arbeitgebers denken viele Studenten zuerst an bekannte Immobilienunternehmen. Nicht auf dem Schirm haben sie oft die großen Konzerne aus anderen Branchen und deren ... 

Bei der Wahl des Arbeitgebers denken viele Studenten zuerst an bekannte Immobilienunternehmen. Nicht auf dem Schirm haben sie oft die großen Konzerne aus anderen Branchen und deren hauseigene Immobilienabteilungen, die sogenannten Corporates.

„Schreibe deine Abschlussarbeit bei uns.“ Das Angebot, das der Lebensmittelfilialist Kaufland an der Jobwall des IZ-Karriereforums an Studierende von immobilienwirtschaftlichen Fächern richtet, hat einige Bewerber überrascht. Doch gerade weil viele Absolventen und Berufseinsteiger die hauseigenen Immobilienabteilungen großer Firmen, die Corporate-Real-Estate-Abteilungen, nicht auf dem Schirm haben, müssen sie sich auffällige Angebote einfallen lassen, um auf Messen die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Einer, der den Berufseinstieg über eine Masterarbeit geschafft hat, ist Marvin Gorenflo, der auf der Karrieremesse den Bewerbern von seinem Werdegang berichtete. „Dass Kaufland eine große Immobilienabteilung hat, wusste ich. Aber auch nur, weil ich in der Nähe der Zentrale in Neckarsulm aufgewachsen bin“, sagt er. Den Kontakt zum Unternehmen hat er als Student selbst auf einer Messe gesucht. Bei einem zweiten Treffen habe sich kurze Zeit später das Thema Lean Construction Management für seine Abschlussarbeit herauskristallisiert, an dem er sechs Monate lang im Unternehmen arbeitete. „Für mich als Student war das eine gute Möglichkeit, in dieser Schlussphase des Studiums Geld zu verdienen. Kaufland hingegen profitierte vom frischen Input“, fasst er die Vorteile für beide Seiten zusammen und betont: „Schließlich hat sich jemand von außerhalb mit dem Thema beschäftigt, der frisch von der Uni kam und somit auf dem aktuellsten theoretischen Wissenstand war.“

„Schreibe Deine Abschlussarbeit bei uns“

Nach der bestandenen Abschlussarbeit wechselte Gorenflo in das Traineeprogramm, inzwischen ist er Projektleiter in der Vermietung. „An verschiedenen Standorten kommt das Immobilienteam von Kaufland auf mehr als 200 Mitarbeiter“, gibt er einen Einblick in die Größe der Abteilung. Diese kümmert sich um die Bürogebäude für die Mitarbeiter, um Lagerhallen und vor allem um die Filial-Gebäude, die zum Teil an andere Märkte weitervermietet werden. „Die Karrieremöglichkeiten im Bereich Corporate sind groß. Sie bieten Stellen im Vertrieb, für Bauingenieure, Juristen und Facility-Manager“, zählt er einige Beispiele auf. Und er fügt an: „Die Einstiegsgehälter sind gut“, und nennt das einjährige Traineeprogramm mit 48.000 Euro Vergütung als Beispiel.

Rund 30 Stellen hat das betriebliche Immobilienmanagement der BASF zu besetzen. Bisher besteht das Team aus mehr als 200 Mitarbeitern, die laut Unternehmensangaben für rund 1.100 Standorte weltweit zuständig sind. „Vom Gasspeicher über Büros bis Agrarflächen und Industriehallen“, erklärt Global Director Real Estate Thomas Glatte. Das Unternehmen sei gezielt auf der Suche nach jungen Mitarbeitern. Abschlussarbeiten, für die Daten aus dem Unternehmen bereitgestellt werden, sind möglich, ebenso klassische Praktika. Außerdem gibt es Stellen für Werkstudenten sowie für und Trainees, die so einen Überblick über die Aufgaben im Immobilienbereich von BASF gewinnen sollen.

„Wir suchen sämtliche Profile eines Entwicklers“

Denn die Berufsbilder in der Branche seien vielfältig, werben die Corporates um den Nachwuchs. „Wir suchen sämtliche Profile, die es auch typischerweise bei einem Projektentwickler gibt: Transaktionen, Legal, Construction oder auch Portfoliomanagement“, führt Sofie Todd aus, Head of Real Estate Transformation & Communication bei Mercedes-Benz Real Estate. Das Unternehmen ist ab 1. Juli unter dem neuen Namen für alle Standorte zuständig, die im Zusammenhang mit dem Vertrieb, der Entwicklung und der Produktion der Automarke stehen. „Wir haben es mit allen Assetklassen außer Wohnen, Hotel und Gesundheit zu tun“, sagt Geschäftsführer Hugo Daiber. Dabei machen die Produktionsstandorte etwas mehr als die Hälfte der Gesamtfläche von 20 Mio. qm an 1.350 Standorten in 46 Ländern aus. Dennoch müssen Bewerber nicht zwangsläufig Erfahrungen mit dieser Gebäudeart mitbringen. „Für uns zählen weniger Skills in einer bestimmten Assetklasse. Wichtiger ist die Kompetenz Kommunikation, Netzwerk und Organisation und die Fähigkeit ganzheitliche Lösungen anzubieten“, sagt Todd.

Dabei müssen die Unternehmen sich immer wieder den Herausforderungen der dahinterstehenden Konzernen anpassen. Eine der wichtigsten strategischen Aufgaben des 100-köpfigen Teams sei neben neuen Bürobedarfen und veränderten Lieferketten auch die Anpassung von Produktionsstätten auf die Umrüstung von Verbrennermotoren auf Elektroantriebe. Durch diesen Wandel in der Automobilindustrie müssen die Immobilienbedarfe teils sehr schnell angepasst werden. Das spiegele sich in den Arbeitsweisen innerhalb des Unternehmens wider. „Eine wesentliche Aufgabe von Corporate Real Estate ist es, die Flächenanforderungen unserer Nutzer in Immobiliensprache umzusetzen. Insofern ist auch aktives Nachfragen und Zuhören entscheidend um ein Projekt von umfassend – end-to-end – verantworten zu können“, verdeutlicht Todd.

Weil unterschiedliche Branchen verschiedene Anforderungen haben, die sich an deren Vertriebswegen und an deren Lager- und Produktionsbedürfnissen für ganz unterschiedliche Produkte orientieren, arbeiten die Immobiliensparten der Unternehmen eng zusammen. Eine klassische Wettbewerbssituation um Flächen oder Lieferanten gebe es in der Regel nicht. Daiber sagt daher: „Auch in diesem Punkt ist ein gutes Netzwerk wichtig. Wir können uns über gemeinsame Themen wie Nachhaltigkeit, gesetzliche Vorgaben und Strategien in der Digitalisierung und für die Weiterentwicklung von Corporate Real Estate austauschen.“

Janina Stadel

Cube hält Ausschau nach "alt" und "jung"

Personalreferent Steffen Valentin vor dem Cube-Stand auf dem IZ-Karriereforum 2022 in Frankfurt.

Personalreferent Steffen Valentin vor dem Cube-Stand auf dem IZ-Karriereforum 2022 in Frankfurt.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Harald Thomeczek

Karriere 02.06.2022
Während sich manche Firma eine Frischzellenkur gegen den demografischen Wandel verabreichen muss, ergänzt der Projektentwickler Cube seine Mannschaft mit erfahreneren Kräften von ... 

Während sich manche Firma eine Frischzellenkur gegen den demografischen Wandel verabreichen muss, ergänzt der Projektentwickler Cube seine Mannschaft mit erfahreneren Kräften von etablierten Branchenvertretern. Jobs gibt es viele bei Cube – auch für junge Köpfe.

Nächstes Jahr im März feiert Cube Real Estate, einst als Student Cube vom damals frischgebackenen EBS-Bachelorabsolventen Tilman Gartmeier und Kommilitonen gegründet, zehnjährigen Geburtstag. Der Altersdurchschnitt bei dem Leverkusener Projektentwickler, der inzwischen auch Büros in Hamburg und Frankfurt unterhält und ein ebensolches im Süden eröffnen will, liegt bei 35 Jahren. Doch weil "kein Unternehmen nur mit Studienabgängern läuft", wie Personalreferent Steffen Valentin auf dem IZ-Karriereforum 2022 in Frankfurt sagt, setzt Cube seit einiger Zeit vermehrt auf etabliertere Köpfe aus der Immobilienbranche.

Und das obwohl die Branche sonst eher über Überalterung und den demografischen Wandel klagt, der einen Mangel an Nachwuchskräften mit sich bringt. "Wir gehen den umgekehrten Weg", konstatiert Valentin trocken. Um drei Beispiele zu nennen: Der Niederlassungsleiter einer namhaften Gewerbeimmobilien-AG wird sich nach Informationen der Immobilien Zeitung demnächst dem Cube-Team anschließen. Bernd Hütter, früher u.a. Leiter des Immobilienkundengeschäfts der DZ Bank, sitzt seit zwei Jahren in der Geschäftsführung von Cube. Marcus Müller, dessen Lebenslauf Adressen wie 6B47 Germany (Geschäftsführer), Ulrich Höllers Projektentwickler ABG (ebenfalls Geschäftsführer) und Strabag Real Estate (Bereichsleiter München) bereithält, wechselte Anfang 2021 als Geschäftsführer für Projekt- und Baumanagement zur Gartmeier-Truppe.

Geschäftsführer Marcus Müller hat seine Aufgabe erledigt

Müller hat seine Tätigkeit bei Cube allerdings früher als geplant wieder beendet. Jonathan Meier, Teamleiter Human Resources, erklärt den Abgang: Da das Ziel, unter anderem neue Strukturen "im Projekt- und Baumanagement und dem neuen Bereich Technisches Qualitätsmanagement und Controlling aufzubauen, schon zum Jahresstart 2022 erreicht werden konnte", habe Müller seine Aufgaben in die Hände dreier von ihm aufgebauter Bereichsleiter gelegt: Jean-Marc Fey (An- und Verkauf sowie Projektmanagement), Behnam Afshar (Baumanagement) und Gerd Wechsler (Technisches Qualitätsmanagement und Controlling).

Cube hat den einen und anderen Job zum IZ-Karriereforum mitgebraucht. Knapp zehn der 15 derzeitigen Vakanzen, überschlägt Valentin richten sich an Nachwuchskräfte. Personell zulegen soll insbesondere das Kerngeschäft, präzisiert Meier. Gebraucht werden Projektmanager und Teamleiter im Projektmanagement sowie Bauprojekt- und Bauleitungen, aber auch Experten für Finanzierung und Projektcontrolling. Allein seit August 2021 ist Cube nach Angaben von Personaler Valentin von 80 auf 110 Mitarbeiter gewachsen.

Harald Thomeczek

Treffpunkt NextImmoGen

Intensiver Austausch bei der NextImmoGen.

Intensiver Austausch bei der NextImmoGen.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Sell

Karriere 02.06.2022
Die NextImmoGen vernetzte im Rahmem des IZ-Karriereforums die Nachwuchsnetzwerke der Immobilienbranche miteinander. Dabei ging es vor allem um den persönlichen Kontakt. ... 

Die NextImmoGen vernetzte im Rahmem des IZ-Karriereforums die Nachwuchsnetzwerke der Immobilienbranche miteinander. Dabei ging es vor allem um den persönlichen Kontakt.

Mitglieder aus sieben Nachwuchsnetzwerken haben am ersten Netzwerktreffen NextImmoGen in Frankfurt teilgenommen. Es fand direkt im Anschluss an das IZ-Karriereforum statt. Im Vordergrund stand das persönliche Kennenlernen untereinander.

"Wir sind mit dem Ziel hergekommen, mit anderen Netzwerken in den Dialog zu treten und Synergien zu entwickeln", sagt Dario Markoc, Mitgründer von Future of Real Estate (Fore). Das Netzwerk für Studenten und Absolventen in der Immobilienwirtschaft hat erst vor wenigen Wochen in mehreren Städten in der DACH-Region eine Stammtischreihe gestartet. Das Treffen nutzten die Mitglieder daher sowohl um persönlich zusammenzukommen, als auch um Bekanntschaften mit jungen Berufskollegen aus anderen Netzwerken zu schließen. In Frankfurt dabei waren z.B. die Immobilienjunioren, die Most Aspiring Talents (MATs) und die Young Leaders vom Urban Land Institute (ULI). In den Sitzecken der Netzwerke drehte es sich um aktuelle Themen, geplante Projekte und anstehende Events, zu denen netzwerkübergreifend Einladungen ausgesprochen wurden.

Mögliche Themen für Abschlussarbeiten und Erfahrungen bei Praktika, Werkstudententätigkeiten und berufsbegleitenden Studiengängen bestimmten die Gespräche zwischen den Hochschulnetzwerken Irebs Core von der Universität Regensburg, Students meet Real Estate von der Technischen Universität Aschaffenburg und Immopoint von der Hochschule Geislingen-Nürtingen. "Wir kamen mit dem Plan, unser Netzwerk auszubauen, und gingen mit vielen Kontakten aus unterschiedlichen Städten", fasste Immopoint-Vorsitzende Leonie Zoé Kempe den Nachmittag zusammen.

Janina Stadel

Die Next Gen muss flexibel sein

Wer jetzt einsteigt, kann in der Immobilienwirtschaft schnell Karriere machen.

Wer jetzt einsteigt, kann in der Immobilienwirtschaft schnell Karriere machen.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Alexander Sell

Karriere 02.06.2022
220 Bewerber trafen nach zweijähriger Pause beim IZ-Karriereforum in Frankfurt auf 47 Unternehmen, die Nachwuchskräfte suchen. Die Karriereaussichten sind gut für Absolventen, die frisch ... 

220 Bewerber trafen nach zweijähriger Pause beim IZ-Karriereforum in Frankfurt auf 47 Unternehmen, die Nachwuchskräfte suchen. Die Karriereaussichten sind gut für Absolventen, die frisch von der Hochschule kommen und eine Affinität für die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit mitbringen. Doch zum Berufseinstieg müssen sie sich darauf einstellen, schon früh Verantwortung zu übernehmen und selbstständig zu arbeiten.

Über mangelnde Einstiegsmöglichkeiten in die Immobilienwirtschaft kann der Nachwuchs nicht klagen. Doch weil die Branche vor der Herausforderung steht, die Digitalisierung auszubauen und ESG-Regularien zu erfüllen, sind die Erwartungen an die Next Gen hoch. „Nachhaltigkeit ist ein neues Thema – auch für die, die schon lange im Beruf sind. Daher steigen Berufseinsteiger jetzt mit gleichem Wissen ein wie die, die schon lange dabei sind“, bestätigt Susanne Eickermann-Riepe, Vorstandsvorsitzende des Berufsverbands Rics für Deutschland und Europa, in einer Panel-Diskussion beim IZ-Karriereforum in Frankfurt. Sie beobachtet, dass sich durch ESG-Richtlinien und steigende Energiepreise die Profile der Berufsbilder verändern. „Das gilt auch für die bisher eher weniger gefragten Bereiche Property- und Facility-Management“, wird sie konkret. „Beides wird in den kommenden Jahren besonders an Bedeutung gewinnen.“ Damit verbunden seien zusätzliche Qualifikationen, die von Bewerbern gefordert werden. „Man muss kaufmännisches und technisches Verständnis mitbringen, um den Herausforderungen in diesem Bereich gerecht zu werden“, erklärt sie und betont, dass die Umsetzung von ESG-Richtlinien mehr erfordert als die bloße Datenerfassung. Stattdessen gehe es darum, die Daten zu nutzen, um konkrete Maßnahmen abzuleiten und in Gebäuden umzusetzen.

Diese Entwicklung sieht auch Stephen von der Brüggen, Managing Director bei Art-Invest Real Estate Management. Er berichtete, dass Art-Invest selbst das Property-Management seit rund vier Jahren ausbaut. „Die Tiefe, was man alles können muss, hat sich seitdem verbreitert. Vor allem das technische Wissen, wie Gebäude optimiert werden können, gewinnt noch weiter an Bedeutung. Denn Verbrauch und Nebenkosten sparen wird durch die steigenden Energiekosten immer wichtiger“, verdeutlicht er, wie die Rentabilität einer Immobilie von ihrer technischen Ausstattung abhängen kann.

Schnelle Karrieren durch neue Aufgaben

Weil die Next Gen beim Thema Digitalisierung auf dem neuesten Stand sei und sich schnell auf neuen Input einlassen könne, seien die jetzigen Absolventen oft die erste Wahl bei der Besetzung von Stellen – selbst für Positionen, die mit einem hohen Maß an Verantwortung verbunden sind. Um diese übernehmen zu können, müssen sich Bewerber laut von der Brüggen darauf einstellen, dass schon in den ersten Jahren einiges an Flexibilität und Agilität von ihnen verlangt wird, sowohl in Bezug auf ihre Aufgaben als auch auf die Arbeitsweisen. Denn die Vernetzung zwischen den Disziplinen innerhalb der Branche nehme zu, auch in der Projektentwicklung. "Wir brauchen dafür den Blick über den Tellerrand und unterschiedliche Perspektiven." Daraus ergeben sich mehr Schwerpunktwechsel für die Branchenakteure. „Wer bei uns als Asset-Manager einsteigt, macht nach ein paar Jahren vielleicht etwas ganz anderes.

Welche Angebote die knapp 50 Ausstellerunternehmen in diesem Jahr konkret haben, zeigte beim Karriereforum die Jobwall. Dort hingen 200 Stellenausschreibungen für Praktika, Werkstudententätigkeiten, Trainee-Programme und Direkteinstiege aus. Für viele der 220 Bewerber, die nach Frankfurt gekommen sind, war die Wand am Vormittag die erste Anlaufstelle für einen strukturierten Messebesuch. „Ich suche einen Praktikumsplatz“, hat Bachelor-Studentin Teresa einen festen Plan. Wegen der Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie habe sie noch keine Gelegenheit gehabt, sich eine passende Stelle zu suchen, obwohl sie schon kurz vor dem Abschluss steht. Weil ihre Lehrveranstaltungen auf Onlineformate umgelegt wurden, habe ihr zudem in den vergangenen Semestern der Austausch mit Kommilitonen im Fach Immobilienmanagement gefehlt, um Erfahrungsberichte über Praktika in Hochschulnähe aus erster Hand zu erhalten. Auf der Messe sucht sie alle Unternehmen auf, die für sie passende Stellen anboten. Einen Fragenkatalog an die Arbeitgeber hat sie zuhause schon vorbereitet. Neben möglichen Zeitrahmen für ein Praktikum interessieren sie die Vergütung und Übernahmemöglichkeiten.

„Viele kommen mit ganz konkreten Fragen her“, stellt Holger Hosang, Managing Partner Transaction & Asset Management bei Sonar Real Estate, fest. Neben den genauen Aufgabengebieten werde von den Besuchern des IZ-Karriereforums die Frage nach möglichen Standorten am häufigsten gestellt. „Vor allem nach Berlin scheint es viele nach dem Abschluss zu ziehen“, lautet seine Bilanz. Wenn der Einsatzort zu weit vom eigenen Zuhause entfernt ist, so berichten mehrere Aussteller, sei das Thema Homeoffice schnell im Gespräch gewesen.

Ein dualer Student, der namentlich nicht genannt werden möchte, ist auf der Suche nach einer neuen Aufgabe für die Zukunft. Seine Bewerbungsunterlagen ließ er im Vorfeld beim CV-Check überprüfen und professionelle Bewerbungsfotos am Messetag vom Fotografen schießen. Er habe schon während des Studiums beschlossen, dass er aus der Wohnungswirtschaft wechseln will. „Das hängt auch mit dem Arbeitgeber zusammen“, sagt er. „Es herrscht ein traditioneller Führungsstil und meine Aufgaben sind immer die gleichen“, spricht er von wenig Abwechslung. Mit den Ausstellern will er deshalb nicht nur über offene Stellen und Möglichkeiten eines berufsbegleitenden Masters sprechen, sondern auch ihre Unternehmensphilosophien kennen lernen. Auf seiner Wunschliste stehen flache Hierarchien, flexible Arbeitszeiten und schnelle Aufstiegsmöglichkeiten. Früh Verantwortung zu übernehmen schrecke ihn bei der Jobwahl nicht ab. Aus Angst, der jetzige Arbeitgeber könnte von seinen Wechselwünschen erfahren, kommt eine direkte Kontaktaufnahme zu anderen Unternehmen für ihn jedoch nicht infrage.

Am Stand des Immobilienberaters CBRE sieht ein Trainee genau im direkten Aufeinandertreffen den Mehrwert der Karrieremesse. „Man nutzt die Unverbindlichkeit“, sagt er. Er selbst habe sich online auf seine jetzige Position beworben, aber schon zu Studentenzeiten persönliche Kontakte zu Unternehmen auf Messen geknüpft. Als Aussteller beobachtet er, dass viele Besucher ähnlich vorgehen und nicht nur über offene Stellen, sondern auch über persönliche Werdegänge gesprochen wird. „Es geht beim Austausch mit Mitarbeitern nicht immer nur um die konkrete Suche, sondern auch darum, sich ein Unternehmen für die Zukunft einzuprägen.“

Janina Stadel