Karriere-News

Die IZ will's wissen

Die IZ hat viele Fragen an Studierende.

Die IZ hat viele Fragen an Studierende.

Quelle: Technische Hochschule Aschaffenburg, Urheber: Kolja Erdmann

Karriere 17.02.2021
Die Arbeitsmarktumfrage 2021 der Immobilien Zeitung (IZ) ist eröffnet. Im Fokus stehen wieder Jobs, Gehaltsvorstellungen und Wunscharbeitgeber - diesmal unter Corona-Vorzeichen. ... 

Die Arbeitsmarktumfrage 2021 der Immobilien Zeitung (IZ) ist eröffnet. Im Fokus stehen wieder Jobs, Gehaltsvorstellungen und Wunscharbeitgeber - diesmal unter Corona-Vorzeichen.

Hat Corona die Jobs, die vorher wie Sand am Meer herumlagen, ausgedünnt? Müssen sich manche Absolventen jetzt zum Berufseinstieg mit einem Praktikum begnügen? Sind die Gehälter für Greenhorns entsprechend eingeknickt? Bleibt JLL - um mit Ex-Deutschlandchef Timo Tschammler zu sprechen - der "Bentley der Branche"?

All das und noch viel mehr will die IZ von den Studierenden wissen. Und wenn die IZ fragt, lässt sich der Nachwuchs der Branche traditionell nicht lange bitten: Letztes Jahr füllten 419 weibliche und männliche Talente den Online-Fragekatalog aus und sicherten sich by the way die Chance auf einen der vielen Preise, die zur Belohnung winkten, vom IZ-Research-Paket über einen teuren Anzug bis hin zu Eintrittskarten für die Expo Real (wenn die denn 2021 wieder als Präsenzveranstaltung oder hybrid durchgeführt wird).

Corona zeigte schon bei 2020er Umfrage Wirkung

Der Lockdown im Frühjahr 2020 fiel mitten in die letztjährige Umfrage und hinterließ dort bereits erste zarte Bremsspuren ("Vertreibung aus dem Zuckerwatteland", IZ 25/2020). Mehrere bekannte Firmen kündigten wegen der Unsicherheiten rund um Corona Absolventen in der Probezeit und Young Professionals. Die Studenten, die nach dem Lockdown an der IZ-Umfrage teilnahmen, schätzten die Jobperspektiven entsprechend weniger positiv ein als diejenigen, die sich vorher durch den Fragenkatalog klickten. Auch die Gehaltsvorstellungen gaben nach.

Zwei Konstanten gab es immerhin: Die Projektentwicklung verteidigte ihren angestammten Titel als favorisierter Tätigkeitsbereich, und JLL ließ sich auch im vergangenen Jahr nicht von der Spitze des Wunscharbeitgeber-Rankings der Nachwuchskräfte verdrängen.

Studierende, die sich an der IZ-Arbeitsmarktumfrage 2021 beteiligen und Chancen auf diverse Preise als Dankeschön sichern wollen, folgen bitte diesem Link: http://iz-joboffensive.de/iz-arbeitsmarktumfrage

Harald Thomeczek

Von der Abiturprüfung in die Bewertungspraxis

Abiturienten nach der Abschlussprüfung.

Abiturienten nach der Abschlussprüfung.

Quelle: Imago, Urheber: Action Pictures

Karriere 11.02.2021
Die vdp-Tochter HypZert und die Hochschule Anhalt heben einen dualen Bachelor-Studiengang Immobilienbewertung aus der Taufe. Im Wettkampf um die Gutachter von morgen pirschen sich ... 

Die vdp-Tochter HypZert und die Hochschule Anhalt heben einen dualen Bachelor-Studiengang Immobilienbewertung aus der Taufe. Im Wettkampf um die Gutachter von morgen pirschen sich Finanzierer, Sachverständigenbüros und Maklerhäuser jetzt schon an Abiturienten heran.

"Bewertungsgesellschaften und Banken haben massive Nachwuchsprobleme", bemerkt Tanja Reiß, Geschäftsführerin von HypZert. "Viele Immobiliengutachter gehen aktuell in den Ruhestand, der Bedarf in der Finanzwirtschaft bleibt aber hoch." Das Tempo der Bewertungen habe extrem zugenommen. "Früher waren 20 Jahre Kreditlaufzeit nichts Ungewöhnliches. Heute laufen Kreditverträge kürzer, Immobilien werden viel häufiger gehandelt."

Dumm nur, dass kaum ein Schüler nach dem Abitur beschließt, Immobilienbewerter zu werden - zu unbekannt ist dieser Beruf. Bei Absolventen immobilienwirtschaftlicher Studiengänge sieht es allerdings auch nicht viel besser aus: "Die wenigsten interessieren sich für Bewertung", konstatiert Stefanie Saß, Geschäftsführerin der u.a. auf Young Professionals für die Immobilien- und Bauwirtschaft spezialisierten Personalberatung Engagingtalents.

Die Nachwuchsnöte werden anscheinend immer schlimmer: "Die Zeiten sind vorbei, in denen wir auf eine Ausschreibung 20, 30 Bewerbungen erhalten haben. Mit zwei, drei guten Bewerbungen sind wir heute schon zufrieden", sagt Martinus Kurth, Geschäftsführer der Commerzbank-Tochter Kenstone.

In puncto Nachwuchsgewinnung hat Kenstone bislang auf Fachmessen Tuchfühlung zu Absolventen aufgenommen. Nun versucht Kurth, "geeignete Nachwuchskräfte schon möglichst früh für unser Unternehmen zu interessieren": Kenstone stellt Plätze für einen neuen dualen Bachelor-Studiengang der Hochschule Anhalt zur Verfügung. HypZert hat den Studiengang initiiert und ist Vermittler zwischen den Praxispartnern und der Hochschule, die schon seit 1998 einen Master-Studiengang in Immobilienbewertung im Angebot hat.

"Der duale Bachelor-Studiengang startet zum Wintersemester 2021/2022", verrät Maik Zeißler, Inhaber der Professur für Immobilienmanagement. "Klassische betriebswirtschaftliche Studieninhalte werden etwa die Hälfte des Curriculums ausmachen. Sie werden um technische, rechtliche und immobilienwirtschaftliche Inhalte ergänzt. Gestaltete Ausbildungsteile bei Praxispartnern vertiefen die vermittelten Vorlesungsinhalte."

Der Master richtet sich als Aufbaustudiengang an Absolventen eines grundständigen Studiums mit Immobilienbezug, die sich auf die Bewertung spezialisieren wollen. Infrage kommen beispielsweise Absolventen der Immobilienwirtschaft, Geodäsie oder Architektur. Der auf sechs Semester angelegte duale Bachelor dagegen soll "insbesondere Abiturienten mit Immobilienaffinität ansprechen", erklärt Zeißler. Je zwölf Wochen Vorlesung wechseln sich mit zwölf Wochen im Betrieb ab.

Eines der Argumente in der Vermarktung des Studiengangs: finanzielle Sicherheit. Durch den Praxispartner ist den Studierenden eine monatliche Vergütung sicher. "Bezüglich des Verdienstes würden wir uns an den Auszubildendenvergütungen orientieren, die zwischen 13.000 und 15.000 Euro p.a. betragen", sagt Kurth.

"Für normale Gutachten haben wir gar keine Zeit"

Auch die Deutsche Pfandbriefbank pbb will Studienplätze anbieten. Dabei gibt die Bank alle Immobiliengutachten im engeren Sinne nach draußen. "Vor sieben, acht Jahren haben wir noch 40% der Gutachten inhouse gemacht. Heute sind meine Mitarbeiter voll damit ausgelastet, Stellungnahmen zu Immobilienrisiken zu erstellen. Für normale Gutachten haben wir gar keine Zeit mehr", erzählt Jörg Quentin, Managing Director respektive Head of Property Analysis and Valuation bei der pbb.

Quentins Leute müssen zudem Spezialanalysen erarbeiten: Wie entwickelt sich etwa das Zweisternesegment im Hotelmarkt weiter? "Wir brauchen für jede Assetklasse und jeden lokalen Markt Experten, die sich mit den Märkten auskennen und beurteilen können, wie es auf den einzelnen Märkten weitergeht - und die imstande sind, die Ergebnisse ihrer Analysen auf eine Seite oder sogar nur in wenige Zeilen zu packen."

Die Digitalisierung hält auch in der Welt der Bewerter Einzug. Quentin wünscht sich daher Studenten, "die Gutachter-Know-how mit aktueller IT-Expertise verbinden und Ideen haben, wie man die vorhandenen Daten sinnvoll in der Immobilienanalyse einsetzen kann".

Auch jenseits der HypZert-Klientel weckt das duale Studium Interesse. Mike Schrottke und Simon Ritsch, HR-Chef bzw. Head of Valuation bei CBRE in Deutschland, zeigen sich jedenfalls angetan, als sie von diesem Konzept hören: "Stellen Sie doch für uns einen Kontakt zu den Initiatoren her."

Birger Ehrenberg, geschäftsführender Gesellschafter des Sachverständigenbüros Ena Experts, findet die Idee ebenfalls "spannend", denn "Bedarf haben wir eigentlich immer". Ehrenberg will dieses Jahr noch zwei, drei junge Leute einstellen, um sie auszubilden. Weshalb er seine Eisen gern selbst schmiede? Ein Banker, antwortet Ehrenberg ex negativo, der 20 Jahre nur Beleihungswertermittlung gemacht habe, habe einfach "zu viele Scheren im Kopf", wenn es darum gehe, die Wertentwicklung in einem überhitzten Markt abzubilden.

Die frühe Prägung könnte sich aber später auch als Nachteil entpuppen. Nach herkömmlichen immobilienwirtschaftlichen Studiengängen sind für Absolventen viele Wege offen: Projektentwicklung, Asset- oder Investmentmanagement ... Über Praktika erhalten sie zudem Einblick in verschiedene Arbeitsweisen und Unternehmenskulturen. Personalberaterin Saß zögert daher, einem fiktiven Abiturienten zu einem Bewerterstudium zu raten: "Dann ist man früh festgelegt."

Andererseits ist Bewertung "ein gutes Sprungbrett, weil man sich viel mit Chancen, Risiken, Cashflowanalyse etc. beschäftigt", merkt Ritsch an. "Wer hier drei Jahre arbeitet, ist gut aufgestellt."

Harald Thomeczek

Die Branche ist beim Homeoffice am Limit

Viele Büros von Immobilienfirmen waren schon vor der Homeoffice- Verordnung so gut wie ausgestorben.

Viele Büros von Immobilienfirmen waren schon vor der Homeoffice- Verordnung so gut wie ausgestorben.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Thomas Porten

Karriere 28.01.2021
Die Bundesregierung will mit ihrer "Sars-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung" mehr Bürobeschäftigte ins Homeoffice bringen. Denn angeblich sind die Büros noch viel zu voll. Bei großen ... 

Die Bundesregierung will mit ihrer "Sars-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung" mehr Bürobeschäftigte ins Homeoffice bringen. Denn angeblich sind die Büros noch viel zu voll. Bei großen Immobilienunternehmen ist jedoch nicht mehr viel Luft nach oben. Das zeigt eine Umfrage der Immobilien Zeitung.

Das Bundesarbeitsministerium unterstellt, dass beim Corona-Homeoffice noch viel Luft nach oben ist. Die aktuellste Zahl, die eine Sprecherin von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) auf Anfrage der Immobilien Zeitung (IZ) vorweisen kann, datiert jedoch von Anfang November - ist also fast drei Monate alt. Damals, zu Beginn des zweiten Shutdowns, arbeiteten laut einer Befragung der Hans-Böckler-Stiftung nur 14% der Beschäftigten zuhause. Im April, während der ersten großen Corona-Welle, hatte der Anteil der Homeoffice-Täter unter den gleichen knapp 6.000 befragten Erwerbstätigen noch fast doppelt so hoch gelegen, bei 27%.

Um zu belegen, dass nicht alle Arbeitgeber Homeoffice anbieten, weist Heils Sprecherin darauf hin, dass öffentliche Verkehrsmittel zurzeit stärker genutzt werden als im Frühjahr, sowie auf Berichte von Beschäftigten: "Wir wissen durch Medienberichte und Social-Media-Beiträge, dass nicht alle Unternehmen tun, was sie können."

Negativbeispiele gibt es auch in der Immobilienbranche. Ein "angsterfüllter Mitarbeiter" eines Büroimmobilien-Asset-Managers wandte sich schon Mitte Oktober, als die Infektionszahlen wieder zu steigen begannen, an die IZ: "Genau zu der Zeit, in der Frankfurt zu den Top-Ten-Gebieten mit Corona-Fällen gehört, hebt man nun alle bisherigen Regelungen gänzlich auf und zwingt die Mitarbeiter, wieder in den Normalbetrieb überzugehen und ins Büro zu kommen." Dabei finde "die gesamte Arbeit eines jeden Angestellten ausschließlich am PC statt".

Wie geht die Immobilienbranche mit dem Thema um? Um das herauszufinden, hat die Immobilien Zeitung stichprobenhaft dreizehn große Immobilienunternehmen befragt. Das Ergebnis: Die Befragten lassen ihren Leuten weitgehend freie Hand bei der Wahl des Arbeitsplatzes und reduzieren die Präsenzquote in den meisten Fällen auf 10% bis 25% - schon vor der Homeoffice-Verordnung.

Bei Vonovia seien schon seit Monaten alle, die nicht zwingend im Büro arbeiten müssten, dazu angehalten, mobil bzw. zuhause zu arbeiten, erklärt der DAX-Konzern. Schon Mitte Januar arbeiteten mehr als 90% der Mitarbeiter, die ihrer Beschäftigung normalerweise aus dem Büro heraus nachgehen, daheim. Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch wandte sich - nach einer Videokonferenz von Arbeitsminister Heil mit den Personalchefs der DAX-30-Unternehmen - nochmals via Intranet und internem Podcast an die Beschäftigten: "Bitte bleiben Sie im Homeoffice!"

"Bitte bleiben Sie im Homeoffice!"

Auch Deutsche Wohnen (DW) sieht die Homeoffice-Quote am Limit angelangt: "Die Homeoffice-Arbeit haben wir bereits bestmöglich ausgeweitet. Die neue Verordnung wird die Quote bei der DW nicht großartig in die Höhe treiben." Im Frühjahr 2020 verbrachten knapp 80% der rund 1.000 Mitarbeiter einen Großteil ihrer Arbeitszeit im Heimbüro. "Momentan bewegen sich die Zahlen auf einem ähnlichen Level. Auch wenn ein Großteil der Tätigkeiten digitalisiert wurde, gibt es einzelne Jobprofile, bei denen eine temporäre Präsenz nach wie vor wichtig ist."

Viele andere halten es ebenfalls kaum noch für möglich, die Homeoffice-Quote weiter zu erhöhen. Bei UIRE arbeitet schon seit Ende Oktober 2020 der "überwiegende Teil" der Belegschaft an allen Standorten komplett mobil von zuhause. "Wie bereits zu Beginn der Pandemie im Frühjahr stellt lediglich eine Notbesetzung den Geschäftsbetrieb an den Standorten vor Ort sicher", sagt CEO Michael Bütter. Sind alle, die auf der Liste für die Notbesetzung stehen, gleichzeitig im Büro, liegt die Präsenzquote bei rund 20%. Die Intention der neuen Verordnung sieht Bütter als erfüllt an.

Bei BNP Paribas Real Estate klingt es ähnlich: "Wir machen schon seit vielen Wochen alles, was in der Verordnung steht", sagt Chantal Schaum, Head of Public Relations. Mit ca. 5% bis 10% sei die Auslastung in den Büros ohnehin schon sehr gering.

ECE hat die bestehende Regelung nur noch marginal ergänzt. Schon vorher arbeiteten nur maximal 10% der Kollegen gleichzeitig in den Büros - und da seien schon die Leute mitgezählt, die nur einmal die Woche kurz ins Büro kommen, um z.B. umfangreiche Unterlagen auszudrucken, Post abzuholen oder Unterschriften zu leisten.

Auch bei Drees & Sommer sieht man das Potenzial für Kontaktreduzierung mittels Heimarbeit ausgereizt: "Wo immer möglich, arbeiten die Mitarbeitenden von Drees & Sommer mobil von zu Hause aus - das gilt bereits seit einigen Wochen. Derzeit trifft das auf etwa drei Viertel der Belegschaft zu", sagt Sinan Eliguel, Associate Partner und Leiter HR. "Was das weitere Viertel angeht: Allein 300 Mitarbeiter müssen vor Ort bei Bauvorhaben sein, um diese am Laufen zu halten. Die restliche Zahl verteilt sich auch auf Mitarbeiter, die in Urlaub oder krank sind." Unterm Strich nutzen laut Eliguel nur noch etwa 15% der Kollegen bei Drees & Sommer ihren angestammten Büroarbeitsplatz.

Bei CBRE geht ebenfalls kaum noch mehr Homeoffice. Der Immobiliendienstleister lässt nur noch Office-Manager und Mitarbeiter, "die aus businesskritischen Gründen die Büros nutzen müssen", ins Haus. "Je nach Bürolayout und -größe ergibt sich dadurch eine maximale Auslastung zwischen ca. 15% und 25%." De facto liege die Belegungsquote aber niedriger: Im Frankfurter Deutschland-Hauptsitz habe der Peak am 4. Januar bei 11,8% gelegen, seit dem 11. Januar bewege sich die tägliche, maximale Auslastung zwischen 5,9% und 7%. Patrizia nennt keine Anwesenheitsquoten, sieht aber keinen Änderungsbedarf. Schließlich hätten die Mitarbeiter schon vor Heils Vorstoß "weitestgehend" zuhause gearbeitet.

Einen gewissen, wenngleich überschaubaren Effekt löst Heils Verordnung bei Beos und Corpus Sireo aus, beides deutsche Töchter von Swiss Life Asset Managers (Slam). Slam hat die Vorgaben fürs Mobile Office tatsächlich noch einmal verschärft: Die zuvor auf maximal 20% begrenzte Büroauslastung pro Standort wurde nach den neuen Beschlüssen der Regierung auf 10% gesenkt. Zusätzlich zu den unbedingt vor Ort benötigten Kollegen könnten weitere Mitarbeiter die Räumlichkeiten nur noch in dringenden Ausnahmefällen und nur nach Absprache mit ihren Vorgesetzten nutzen.

Commerz Real sieht ebenfalls etwas Spielraum. Die zuvor für alle Standorte angestrebte Obergrenze von 25% pro Team und Standort hat die Banktochter nun aufgehoben: "Ab sofort gilt, dass nur diejenigen im Büro anwesend sein dürfen, die zwingend notwendige und nur vor Ort durchzuführende Tätigkeiten erledigen müssen (z.B. Unterschriften, Sicherstellung IT-Betrieb, Post)", heißt es in einem internen Corona-Update. "Alle anderen arbeiten bitte vorerst bis zum 14. Februar 2021 aus dem Homeoffice."

Bei JLL bleibt es den Mitarbeitern bzw. Teams überlassen, wo sie arbeiten. "Unsere Büros bleiben geöffnet, um jenen einen sicheren Arbeitsplatz zu bieten, die zuhause nicht arbeiten können", sagt COO Yama Mahasher. An die Mitarbeiter sei aber zuletzt ein "dringender Appell" ergangen, daheim zu arbeiten, wo es möglich ist. Mitte Januar waren je nach Standort bis zu 50% der Kollegen im Büro.
Nichts zum Thema Homeoffice sagen will Art-Invest.

Präsenz nur mit "zwingendem Grund"

Die Sars-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung, die am 27. Januar in Kraft trat und zunächst bis zum 15. März gilt, verpflichtet Arbeitgeber, "bei Büroarbeiten oder vergleichbaren Tätigkeiten das Arbeiten im Homeoffice zu ermöglichen". Von einer Verlagerung solcher Tätigkeiten dürfe der Arbeitgeber nur dann absehen, wenn "zwingende betriebliche Gründe" dagegen sprechen.
Als solche Gründe gelten u.a. "alle Bürotätigkeiten, die Anwesenheit erfordern, z.B. das Verteilen und Bearbeiten eingehender Post, die Entgegennahme von Lieferungen oder Tätigkeiten am Empfang für weiterhin notwendige Kundenkontakte", erläutert Michael Fuhlrott, Arbeitsrechtler von der Hamburger Kanzlei Fuhlrott, Hiéramente & von der Meden.
Auch Tätigkeiten, die eine Einsichtnahme in Unterlagen vor Ort erfordern, z.B. Entgeltabrechnungen, könnten im Büro erbracht werden. Gleiches gelte, wenn auf IT-Systeme aus berechtigten Sicherheits- oder Datenschutzgründen nur vor Ort zugegriffen werden könne. Mit ungenügender technischer Ausstattung dürften Chefs dagegen maximal vorübergehend durchkommen.
Hier sei "zeitnah Abhilfe zu schaffen". Definitiv keine Chance hätten Argumente wie: "Die Kommunikation vor Ort ist wichtig für das Team" oder "Die Produktivität sinkt im Homeoffice". Harald Thomeczek

Harald Thomeczek

Avison Young verordnet sich Rosskur 2.0

Udo Stöckl 2019 auf der Messe Mipim. Er ist bei Avison Young nicht mehr operativ im Amt.

Udo Stöckl 2019 auf der Messe Mipim. Er ist bei Avison Young nicht mehr operativ im Amt.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Peter Dietz

Karriere 21.01.2021
Udo Stöckl, Managing Director des kanadischen Maklerhauses Avison Young (AY) in Deutschland, verlässt das Unternehmen. Das hat AY der Immobilien Zeitung bestätigt. Unternehmenskreisen ... 

Udo Stöckl, Managing Director des kanadischen Maklerhauses Avison Young (AY) in Deutschland, verlässt das Unternehmen. Das hat AY der Immobilien Zeitung bestätigt. Unternehmenskreisen zufolge hat das Maklerhaus ein knappes Dutzend Kündigungen ausgesprochen. AY möchte dies nicht kommentieren. 2020 hatte es bereits einen Aderlass in ähnlicher Größenordnung gegeben.

"In dieser Woche haben wir unserem Team mitgeteilt, dass Udo Stöckl, Geschäftsführer von Avison Young in Deutschland, unser Unternehmen verlässt", antwortet Gerry Hughes, Principal und Präsident von Avison Young Europa, auf die Anfrage der Immobilien Zeitung. Der Auswahlprozess für einen neuen Geschäftsführer für Deutschland werde umgehend beginnen. Stöckl ist operativ nicht mehr im Amt.

Obwohl Avison Young laut Bundesanzeiger in den ersten vier Jahren seines Deutschland-Engagements (2015 bis 2018, neuere Zahlen liegen nicht vor) Verluste gemacht hat und auch in den vergangenen beiden Jahren, nicht zuletzt wegen der Corona-Krise, keine Gewinne geschrieben worden sein sollen, bekennt sich Europachef Hughes offiziell zum deutschen Markt: "Deutschland ist ein wichtiger Eckpfeiler unseres europäischen Geschäfts, und ich bin stolz auf unser engagiertes und ehrgeiziges Team. Wir werden dieses Team in den kommenden Monaten weiter verstärken: Wir werden unseren Service für die Kunden diversifizieren und uns im Zuge dessen vergrößern."

Im Sommer 2020 hatte Stöckl noch eine ganze Reihe von Kündigungen ausgesprochen. Dann ist er laut Unternehmenskreisen selbst auf die Streichliste geraten, die noch diverse andere Mitarbeiter von verschiedenen deutschen AY-Standorten enthalte und zur Kostensenkung diene. Stöckl ist demzufolge am Mittwoch vergangener Woche gekündigt worden. Eine Anfrage der Immobilien Zeitung zu den Vorgängen beantwortete Stöckl bis Redaktionsschluss nicht.

Unter den Namen, die der Immobilien Zeitung vorliegen, finden sich weitere Mitarbeiter aus Berlin, München, Hamburg und Frankfurt. Insgesamt sollen elf Mitarbeiter Kündigungen erhalten haben, berichtet eine mit der Sache vertraute Quelle: zwei in der Hansestadt, vier in der Bundeshauptstadt, zwei in der Bajuwarenmetropole und drei - inklusive Stöckl - im deutschen Headquarter am Main. Unter den Geschassten befinden sich auffällig viele Bürovermieter: Insgesamt soll mindestens sechs Kollegen aus dem Office Leasing gekündigt worden sein.

Das verbliebene AY-Team in Hamburg soll nach Marktinformationen nur noch aus ehemaligen Mitarbeitern von Völkers & Cie bestehen. AY hatte das Maklerhaus im Sommer 2019 übernommen. Bei der ersten Rosskur Mitte 2020 blieben die Büros in Hamburg und Berlin noch verschont. Damals wurden fünf Stellen in Düsseldorf, vier in Frankfurt und drei in München gestrichen.

Außer zu Stöckl möchte sich Avison Young auf Nachfrage nicht zu einzelnen Namen äußern: "Arbeitsrechtliche Details kommentiert Avison Young grundsätzlich nicht", teilt die Firma mit. Nach dem Aderlass im Sommer 2020 mit einem Dutzend Kündigungen beschäftigte Avison Young in Deutschland noch rund 70 Leute in fünf Großstädten. Im vergangenen Jahr verließen auch einige Führungskräfte das Unternehmen. Wie viele Mitarbeiter es aktuell beschäftigt, dazu gibt Avison Young ebenfalls keine Auskunft. Nach der Ende 2014 erfolgten Deutschland-Expansion war die Belegschaft zwischenzeitlich auf rund 90 Köpfe angewachsen.

Harald Thomeczek

"Es gilt kein Halt, unser Blick ist nach vorn gerichtet"

Von oben links im Uhrzeigersinn: Bettina Timmler, Harald Thomeczek, Maria Wolleh, Sabine Wieduwilt, Janine Jaensch und Johanna Friedek.

Von oben links im Uhrzeigersinn: Bettina Timmler, Harald Thomeczek, Maria Wolleh, Sabine Wieduwilt, Janine Jaensch und Johanna Friedek.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Harald Thomeczek

Karriere 14.01.2021
Am 16. Dezember sank Deutschland zum zweiten Mal in den Dornröschenschlaf. Dabei schienen die Zeichen zwischenzeitlich auf Entspannung zu stehen. Fünf Immobilienfrauen erzählen, wie sie ... 

Am 16. Dezember sank Deutschland zum zweiten Mal in den Dornröschenschlaf. Dabei schienen die Zeichen zwischenzeitlich auf Entspannung zu stehen. Fünf Immobilienfrauen erzählen, wie sie im Job und privat mit den Aufs und Abs klarkommen und wie sie 2021 unter diesen fragilen Bedingungen angehen.

Im Juni sprachen fünf Immobilienfrauen mit der Immobilien Zeitung über ihr Leben und Arbeiten in der Corona-Krise: Sabine Wieduwilt (Dentons), Johanna Friedek (DIC Asset), Maria Wolleh (kallan), Janine Jaensch (Educia) und Bettina Timmler (Comm.Pass). Corona & Co. schienen damals langsam auf dem Rückzug ("Unsere Männer machen auch einen Riesenjob!", IZ 27/2020). Für ein zweites Treffen ein halbes Jahr später hofften alle darauf, das Schlimmste hinter sich gelassen zu haben. Es kam anders.

Janine Jaensch und ihr Mann sind beide in Vollzeit berufstätig. Er trägt die Verantwortung für ein weltweit agierendes Team, sie steckt mitten im Aufbau des Projektentwickler-Startups Educia, das sich auf Schulen, Kitas & Co. spezialisiert. Mit dem zweiten Lockdown sind Jaensch und ihr Mann beide wieder komplett ins Homeoffice zurückgekehrt und haben wie im Frühjahr einen Stundenplan aufgestellt, wer wann arbeiten darf und mit wem wann zu rechnen ist. "Auf unsere Eltern können wir nicht zurückgreifen, und die Notbetreuung im Kindergarten wollen wir nur ungern nutzen", erzählt Jaensch im Videocall. "Wir sind sehr dankbar für das Verständnis, das unsere Arbeitgeber aufbringen, niemand macht uns ein schlechtes Gewissen."

Länger im Homeoffice zu arbeiten und sich gleichzeitig rund um die Uhr um zwei Kinder im Alter von einem und vier Jahren zu kümmern - auf Dauer kann sich Jaensch das nicht vorstellen. "Ich hoffe sehr, dass es dazu nicht kommen wird. Es wäre für alle eine nicht zufriedenstellende Situation, die an Eltern, Kindern und Firmen in gleichem Maße zehrt."

Als Leiterin Unternehmensentwicklung eines Start-ups empfindet sie den Lockdown als Fluch und Segen zugleich. "Wir haben Zeit, die Dinge richtig aufzusetzen, rasen nicht gleich mit Vollgas von einer Veranstaltung zur nächsten. Aber die persönliche Ansprache fehlt. Digitale Medien fangen einiges auf, können aber nicht alles ersetzen." Um potenziellen Geschäftspartnern und Kunden das Geschäftsmodell von Educia schmackhaft zu machen, wären öffentlichkeitswirksame Präsenzveranstaltung hilfreich, bedauert Jaensch.

Johanna Friedek, Leiterin der Kölner Niederlassung von DIC Asset, ist da im Vorteil. Ihre Kinder sind schon älter, und Distanzunterricht scheint bei ihnen - was fürwahr keine Selbstverständlichkeit ist in diesem Land - zu funktionieren: "Der erste Lockdown hat zu einer massiven Digitalisierung in den Schulen meiner Kinder geführt, bereits seit den Herbstferien wird zum Teil digital unterrichtet." Homeschooling sei für sie, ihren Mann und die beiden schulpflichtigen Kinder (ein Teenager und eine Grundschülerin) zum Alltag geworden, auch wenn an der ein oder anderen Stelle eine "kleine Wissenslücke" entstehe.

Sabine Wieduwilt, Partnerin bei der Kanzlei Dentons, sieht es ähnlich gelassen: "Das Schulleben geht auf und ab - wie in jedem Jahr. 100% gradlinig kannte ich vorher auch nicht." Wieduwilts drei schulpflichtige Kinder hatten vor Weihnachten, bis auf die Klausuren des Abiturienten, ausschließlich Distanzunterricht, "was nach wenigen Anlaufschwierigkeiten gut funktionierte". Doch auch das stabilste Elternhaus, da machen sich beide nichts vor, kann ein soziales Umfeld nicht ersetzen: Die Kinder vermissen ihre Freunde, die spielerische Freiheit im Alltag und den Freizeitsport.

Der Sohn von Bettina Timmler, Inhaberin der Agentur Comm.Pass und Regionalleiterin des Vereins Frauen in der Immobilienwirtschaft im Rheinland, hat es kurz vor dem ersten Lockdown noch geschafft, sein BWL-Studium an der Universität zu Köln abzuschließen. Doch statt es mit einer Abschlussparty mit allen Kommilitonen gebührend krachen zu lassen, hat der junge Mann "sein Abschlusszeugnis, eine Schutzmaske mit Logo, einen Examensfeiercocktail und ein Video der Fachschaft per Post erhalten - das war enttäuschend", erzählt seine Mutter.

Ungleich härter hat die Freundin ihres Sohnes getroffen, die an der TH Köln Restaurierung von Kunst- und Kulturgut studiert. Das erfordert viele Präsenztage in Laboren und am Mikroskop und Praktika in Museen. "Wie die meisten Studierenden hat sie ihr Studium um zwei Semester verlängern müssen. Das ist schon eine enorme Belastung und frustrierend für die jungen Menschen", ärgert sich Timmler.

Maria Wolleh, Partnerin der in Schweden verwurzelten Berliner Kanzlei kallan und Vorstandsmitglied bei den Frauen in der Immobilienwirtschaft, ist seit November wieder im Homeoffice, ihr Mann auch. Dabei standen die Zeichen zwischenzeitlich auf Entspannung. "Beruflich gestalteten sich die Sommermonate wieder relativ normal; es gab Präsenzmeetings und innerdeutsche Reisen." Im Herbst wurde Wolleh jedoch klar, dass die übliche Kontaktpflege mit Reisen, persönlichen Treffen und Messen mittelfristig nicht mehr so wie früher möglich sein wird. "Dies stellt uns als Berater vor eine besondere Herausforderung, weil wir auf neue Mittel für die Pflege und Erweiterung unserer Netzwerke angewiesen sind. Aufgrund des nordischen Fokus unserer Kanzlei waren wir ansonsten viel in Skandinavien unterwegs, was nun nicht mehr geht." Sie und ihre Kollegen versuchen das mit vielen virtuellen Treffen aufzufangen. Einen Haken hat die Sache: Zufallsbegegnungen, die nicht selten das Salz in der Suppe sind, lassen sich nicht planen.

Die Wollehs haben mit ihrer Tochter und ihrem Sohn u.a. eine formelle zweiwöchige Quarantäne hinter sich. "Eine Quarantäne, bei der die Wohnung nicht verlassen werden darf, ist für ein Kind natürlich eine besondere Herausforderung. Wir können noch nicht wirklich abschließend sagen, in welchem Umfang die Kinder durch die Umstände und auch das Homeschooling zurückgeworfen sind, machen uns aber Gedanken."

"Am Wochenende wache ich gefühlt im Büro auf"

Auch Wieduwilt arbeitet jetzt wieder oft zuhause. Sie sieht die schönen Seiten: "Für mich ist die derzeitige Situation mit Corona persönlich eine Gelegenheit, meinen Kindern und meinem Mann unter der Woche zu begegnen und unter dem gleichen Dach zu sein. Nur am Wochenende habe ich manches Mal das Gefühl, ich wache im Büro auf, weil die räumliche Trennung fehlt."

Am Horizont sieht Wieduwilt viele gesetzliche Änderungen stehen, zum Beispiel beim Thema Restrukturierungsrahmen oder zum Wegfall der Geschäftsgrundlage bei der Miete. "Das sind Themen, die für unsere Mandanten Wirkung haben werden und die wir in der Beratung adressieren müssen." Oder mit Friedeks Worten: "Es gilt kein Halt, es gibt kein Zurück - unser Blick ist nach vorne gerichtet!" Trotz Corona und Lockdown habe DIC Asset ein "wirklich starkes Jahresendgeschäft" mit einer "Aufholjagd von Investoren und Mietern" erlebt. Die Leerstandsquote im rheinländischen DIC-Portfolio, das zu rund 90% aus Büros besteht, gehe gegen Null. Das neue Jahr dürfte ebenfalls ein intensives werden: "Wir gehen von einem weiteren starken Zuwachs aus und arbeiten dran, diesen vor allem mit unseren Mietern zu erreichen."

"Et es wie et es, et kütt wie et kütt"

Timmler hegt gemischte Gefühle: "Mit meiner Agentur schaue ich zuversichtlich ins neue Jahr, aber es gibt Imponderabilien: Ich bewege mich zum Teil in Nischen." Sich selbst und allen anderen ruft sie das kölsche Grundgesetz in Erinnerung, Artikel 1 und 2: "Et es wie et es. Et kütt wie et kütt."

Harald Thomeczek

"Die Refinanzierung der Hilfspakete bereitet mir Sorgen"

Timo Tschammler.

Timo Tschammler.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheberin: Gerda Gericke

Karriere 17.12.2020
Timo Tschammler hat 2020 größtenteils als Zaungast erlebt. Nach seinem Abschied von JLL spann er die Fäden für seine Selbstständigkeit. Das einschneidendste Ereignis war die Geburt seines ... 

Timo Tschammler hat 2020 größtenteils als Zaungast erlebt. Nach seinem Abschied von JLL spann er die Fäden für seine Selbstständigkeit. Das einschneidendste Ereignis war die Geburt seines Sohnes Leon Maxim.

Immobilien Zeitung: Herr Tschammler, Ihre letzten Tage als CEO von JLL fielen mit dem ersten Lockdown zusammen. Seit Oktober stehen Sie auf eigenen Füßen. Lässt sich eine Krise besser im Konzern oder im Einmannboot abwettern?

Timo Tschammler: Ich habe 25 Jahre in Konzernstrukturen verbracht. Allgemein gesprochen: Krisenmanagement im Konzern ist nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig. Denken Sie an die Finanzkrise, deren Ausbruch ich bei DTZ in London erlebt habe: Konzerne haben dann ein bestimmtes Instrumentarium, mit dem sie spielen und spielen müssen - dazu gehören drastische Kostensenkungsprogramme. So gesehen war das Timing für meinen lange geplanten Ausstieg aus der Konzernwelt perfekt. Mein Start in die Selbstständigkeit verlief besser als gedacht: Gerechnet hätte ich vielleicht mit drei Aufträgen zum Start, geworden sind es sieben.

IZ: Mit Ihrer neuen Firma TwainTowers übernehmen Sie Mandate in Boards und als Berater. Ist der unerwartet hohe Beratungsbedarf ein Zeichen der Krise?

Tschammler: Meine Mandate haben häufig Business-Development-Komponenten; ein Teil von ihnen ist wahrscheinlich auch Ausdruck des Corona-Effekts.

IZ: Steht es sehr böse um den Büromarkt?

Tschammler: Ein Rückgang von rund 30% in der Bürovermietung ist schon ordentlich. Aber das BIP sackte auch anderen Krisen brutal ab - und dann gab es eine rasche Erholung. Drei Viertel der deutschen CFOs erwarten laut Deloitte, dass das 2019er-Niveau spätestens 2021 wieder erreicht ist.

IZ: Wie verlief Ihr Abschied von JLL?

Tschammler: Ich hätte nicht gedacht, dass meine letzte Amtshandlung sein würde, im März alle deutschen Standorte zu schließen und mich um Hygienekonzepte und Kontaktnachverfolgung zu kümmern.

IZ: Bei unserem letzten Treffen im Dezember 2019 standen eine Weltreise mit Ihrer Frau Maren und ein Umzug auf Ihrer To-do-Liste.

Tschammler: Die Weltreise sollte eigentlich fünfeinhalb Monate dauern. Die Route haben wir schon im Januar umgestellt und gekürzt, als wir erfuhren, dass wir ein Kind bekommen. Mit den Reisebeschränkungen mussten wir unsere Pläne leider begraben. Den Umzug nach Berlin - wir haben uns im Grunewald eine Eigentumswohnung in einer historischen Villa gekauft - haben wir spontan um zehn Tage vorverlegt. Ich war damals noch ein paar Tage die Woche in Frankfurt, wir wollten nicht wegen eines Reiseverbots getrennt werden.

IZ: Was war 2020 das einschneidendste Erlebnis für Sie?

Tschammler: Der Wechsel von einer stringenten Konzernkarriere hin zu mehr Selbstbestimmtheit, Investorendasein und Unternehmertum ist schon ein Megakontrast. Der einschneidendste Moment war aber definitiv die Geburt unseres ersten Kindes Ende September.

IZ: Haben Sie Angst vor der Zukunft?

Tschammler: Sorgen bereitet mir die Refinanzierung der Hilfspakete. Es könnten Rufe nach einer Vermögenssteuer laut werden. Staatlich verordnete Zwangshypotheken haben wir in der deutschen Geschichte schon erlebt.

IZ: Besten Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Harald Thomeczek.

Harald Thomeczek

"Frauen sollten selbst für mehr Sichtbarkeit sorgen"

Helene von Roeder ist laut der Allbright Stiftung eine von 19 weiblichen CFOs in DAX, MDAX und SDAX.

Helene von Roeder ist laut der Allbright Stiftung eine von 19 weiblichen CFOs in DAX, MDAX und SDAX.

Quelle: Vonovia, Urheber: Dominik Asbach

Karriere 17.12.2020
Helene von Roeder, Finanzvorständin der Bochumer Wohnungs-AG Vonovia, will mehr Frauen in Führungspositionen sehen. Damit das klappt, müssen, fordert von Roeder, alle ihren Beitrag ... 

Helene von Roeder, Finanzvorständin der Bochumer Wohnungs-AG Vonovia, will mehr Frauen in Führungspositionen sehen. Damit das klappt, müssen, fordert von Roeder, alle ihren Beitrag leisten: Frauen, Arbeitgeber, Politik. Die Corona-Krise ist ein Rückschlag für berufstätige Mütter, stellt die CFO fest. Die Akzeptanz flexiblen Arbeitens dagegen sieht sie mit Corona gewachsen.

"Nur so können wir Vorbilder schaffen - für kommende Generationen"

Immobilien Zeitung: Frau von Roeder, die Frauenquote für Vorstände kommt! Das Thema polarisiert. Während die einen die Quote feiern, schämen sich andere Führungsfrauen für dieses unlautere Hilfsmittel.

Helene von Roeder: Es ist völlig klar, dass wir mehr Frauen in Führungspositionen brauchen. Und genug gute Frauen gibt es allemal. Wir haben gemeinsam viele Anstrengungen unternommen, sind damit aber leider nicht zum Ziel gekommen. Daher begrüße ich die Quote. Frauen bilden mehr als die Hälfte der Gesellschaft ab und erzielen häufig sehr gute Schul- und Universitätsabschlüsse. Daher sollten sie entsprechende Funktionen in Schlüsselrollen haben. Also in solchen, in denen sie gestalten und ein gutes Einkommen erzielen können. Nur so können wir Vorbilder schaffen - auch und gerade für die kommende Generation.

IZ: Warum brauchen wir die Quote? Setzen sich Frauen, die es drauf haben, nicht automatisch durch?

von Roeder: Wenn ich jemanden befördere - und das gilt gerade auf Vorstandsebene -, habe ich das Risiko, ob es funktioniert. Habe ich gelernt, dass es mit einem bestimmten Typ Manager in der Vergangenheit gut geklappt hat, leite ich aus meinem persönlichen Erfahrungsschatz ab: Wahrscheinlich klappt das auch beim nächsten Mal. Bei einer Frau kann ich das vielleicht weniger gut einschätzen, weil es noch so wenige weibliche Rollenmodelle in Führungspositionen gibt. Wir müssen alle viel öfter erleben, dass man viel dazugewinnt, wenn man eine Frau befördert.

IZ: Ketzerisch gefragt: Muss denn wirklich jede Frau die große Karriere machen?

von Roeder: Natürlich nicht. Es gibt auch genügend Männer, die nicht die große Karriere anstreben. Aber jeder sollte dieselben Chancen haben.

IZ: Die Allbright Stiftung schreibt: Es reicht nicht, wenn Unternehmen Frauen fördern - sie müssen sie auch befördern. Wenn ich mich in Immobilienunternehmen umschaue, sind die Hälfte der Mitarbeiter meistens Frauen. Aber in der Unternehmensspitze, wo die großen, wegweisenden Entscheidungen für die Firma getroffen werden, sind Frauen eine Rarität.

von Roeder: Bei jedem Karriereschritt werden Frauen weniger. Das Thema braucht noch viel mehr Aufmerksamkeit. Die Frage ist doch, wie wir noch mehr Frauen in Führungspositionen kriegen. Wenn wir den Vorstand mit Frauen besetzen wollen, brauchen wir einen Pool von Kandidatinnen, aus dem wir schöpfen können. Da gibt es in vielen Unternehmen noch Potenzial. Sie müssen Frauen mehr Raum geben und Arbeitsbedingungen schaffen, unter denen Familie und Beruf gut zu vereinbaren sind. Hinzu kommt, dass die Schul- und Betreuungspolitik noch nicht ausreichend darauf ausgerichtet sind, dass Frauen gleichberechtigt arbeiten.

IZ: Frauen sind ja nicht nur Opfer. Sie tragen auch selbst dazu bei, wenn ihre Karriere auf der Stelle tritt - oder?

von Roeder: Stimmt, viele Frauen sollten selbst für mehr Sichtbarkeit sorgen: Die meisten erfolgreichen Männer erzählen ihrem Chef gern von ihren Erfolgen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell damit Karrieren geschaffen werden können. Frauen tun das viel zu selten, sie bleiben zu häufig in ihrer Komfortzone. Dabei erfüllen die meisten Frauen ihren Job zu 100%, sie arbeiten sehr detailorientiert und gewissenhaft. Jungen Frauen gebe ich darum als erstes den Tipp: Nehmt euch 15 Minuten Zeit und redet mit jemandem über eure Erfolge - am besten mit eurer Chefin oder eurem Chef.

IZ: Stichwort Arbeitsbedingungen: Viele Unternehmen zeigen sich da noch immer recht unflexibel, auch wenn sie sich gern in ihren Employer-Branding-Kampagnen anders verkaufen. Wegen Corona kommen die meisten Firmen ihren Mitarbeitern nolens volens mehr entgegen.

von Roeder: Corona hat wirklich viel verändert. Die gesellschaftliche Akzeptanz für Homeoffice hat zugenommen, zuhause zu arbeiten ist allgemein akzeptiert. Viele Kollegen aus meinem Managementteam sagen, sie brauchen zwischen 13 und 16 Uhr Zeit für Kinderbetreuung und Homeschooling - und das ist völlig in Ordnung für mich.

IZ: Und wenn Sie mit denjenigen oder derjenigen genau in dieser Zeit konferieren wollen?

von Roeder: Wenn ich genau diese Person genau dann brauche, ist das normalerweise auch kein Thema - brauche ich aber meistens nicht. Und wenn der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin gar nicht kann, dann telefonieren wir eben abends.

IZ: Ich kenne viele Menschen, die sich jetzt fragen würden, ob die Qualität der Arbeit darunter nicht leidet.

von Roeder: Ich beobachte nicht, dass die Qualität der Arbeit sinkt. Im Gegenteil: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind verantwortungsbewusst, sehr gut organisiert und gut erreichbar. Auch die entfallenen Reisezeiten führen zu einer höheren Taktung im Homeoffice. Ich hoffe, dass wir mit der Zeit zu einer gesunden Balance finden.

IZ: Stichwort Schul- und Betreuungspolitik: Mit Corona sind Kinder wieder stärker auf ihre Eltern zurückgeworfen. Lockdown, Quarantäne, Betreuungsverbot, Wechselmodelle im Unterricht ...

von Roeder: Es irritiert mich schon, dass in der Corona-Politik wie selbstverständlich davon ausgegangen wird, dass sich Frauen neben dem Job komplett um ihre Kinder kümmern. Wieso wird vom Vater nicht das Gleiche erwartet wird wie von der Mutter? Und warum gibt es keine verlässliche Nachmittagsbetreuung mehr? Wechselmodelle gehen nicht - wir brauchen einen verlässlichen Präsenzunterricht.

"Wir integrieren Diversität im Top-Management ins Steuerungssystem"

IZ: Zurück zur Quote: Der Vonovia-Aufsichtsrat hat sich vor ein paar Jahren für den Vorstand einen Frauenanteil von 20% bis Ende 2021 zum Ziel gesetzt - diese freiwillige Quote ist mit Ihnen übererfüllt. Sollte der Aufsichtsrat bei der nächsten anstehenden Zielsetzung etwas mutiger sein?

von Roeder: Mit einer Frau und drei Männern im Vorstand sind wir diverser als so manches andere Unternehmen. Auch unser Aufsichtsrat weist bereits einen Frauenanteil von 33% auf. Und wir sind dabei, den Anteil der Frauen in den Führungsebenen unterhalb des Vorstands zu erhöhen. Zudem erarbeiten wir gerade einen Nachhaltigkeits-Performance-Index, der ab 2021 zu den wichtigsten nichtfinanziellen Kennzahlen des Unternehmens gehören wird und Nachhaltigkeitsziele ins Steuerungssystem integriert. Indikator im neuen Index ist auch die Diversität im Top-Management.

IZ: Herzlichen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Harald Thomeczek.

Harald Thomeczek