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Mit der Größe des Arbeitgebers wächst das Gehalt für Verwalter

© Immobilien Zeitung; Quelle: Ergebnisse der VDIV-Umfrage 2022 „Gehaltsbenchmark“

Karriere 24.11.2022
Die Größe des Unternehmens spielt bei der Gehaltsgestaltung von Immobilienverwaltern eine zentrale Rolle. Sie wirkt sich nicht nur bei Mitarbeitern in Führungspositionen stärker auf die ... 

Die Größe des Unternehmens spielt bei der Gehaltsgestaltung von Immobilienverwaltern eine zentrale Rolle. Sie wirkt sich nicht nur bei Mitarbeitern in Führungspositionen stärker auf die jährliche Vergütung aus als die Berufserfahrung in Jahren und eine zentrale Lage des Unternehmens.

Nicht nur nach Ausbildung und Berufserfahrung, sondern auch nach Regionen und Größe des Unternehmens unterscheiden sich die Gehälter von Mitarbeitern und Führungskräften in der Immobilienverwaltung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Verbands der Immobilienverwalter Deutschland (VDIV).

Mit dem Ziel, eine berufsspezifische Gehaltsbenchmark zu erstellen, hat der Verband fast 450 Antwortsätze einer Onlineumfrage unter Geschäftsführern und Führungskräften in Immobilienverwaltungen deutschlandweit ausgewertet. Verbandsgeschäftsführer Martin Kaßler fasst zusammen: "Je mehr verwaltete Einheiten im Portfolio des jeweiligen Unternehmens, desto höher sind die Gehälter der mitarbeitenden Führungskräfte. Während die Geschäftsführer von Immobilienverwaltungen mit bis zu 500 Einheiten im Median etwa 60.000 Euro im Jahr verdienen, kommen sie bei Unternehmen mit mehr als 6.000 Einheiten mit rund 120.000 Euro jährlich auf das Doppelte. Mitarbeiter der WEG-Verwaltung, die Eigentümerversammlungen (ETV) leiteten, bekommen in kleinen Unternehmen etwa 40.000 Euro im Jahr, in großen Unternehmen liegt das Jahresgehalt im Median bei 48.700 Euro.

Einen weiteren Verdacht Kaßlers konnte die Umfrage ebenfalls belegen: In Städten fallen die Gehälter im Durchschnitt höher aus als in ländlichen Regionen. Die Unterschiede stufen die Autoren der Studie jedoch als minimal ein. So unterscheiden sich die Bruttojahresvergütungen für Mitarbeiter ohne Führungspositionen im Mittel um 1.000 bis 4.400 Euro, Führungskräfte verdienen in Städten jährlich rund 5.000 Euro mehr und Geschäftsführer kommen auf bis zu 11.000 Euro mehr als ihre Kollegen in ländlichen Gebieten.

Sonderzahlungen für gute Leistungen erhielten knapp die Hälfte der Befragten. 64% von ihnen wurden Prämien bei Neukundenwerbung bezahlt, etwa ein Viertel erhielt eine Sonderzahlung für Schnelligkeit. Genauso viele Unternehmen belohnten das Anwerben neuer Mitarbeiter.

Janina Stadel

Mit Empfehlungen können Bewerber bei Personalern punkten

Ein Empfehlungsschreiben erhöht die Chance auf ein Vorstellungsgespräch.

Ein Empfehlungsschreiben erhöht die Chance auf ein Vorstellungsgespräch.

Quelle: iStock.com, Urheber: SDI Productions

Karriere 24.11.2022
Nur auf Arbeitszeugnisse sollten sich berufserfahrene Bewerber nicht verlassen. Zum Gespräch eingeladen wird, wer mit konkreten Zahlen im Lebenslauf und Empfehlungen von früheren ... 

Nur auf Arbeitszeugnisse sollten sich berufserfahrene Bewerber nicht verlassen. Zum Gespräch eingeladen wird, wer mit konkreten Zahlen im Lebenslauf und Empfehlungen von früheren Vorgesetzten überzeugt. Dabei achten Personaler nicht nur auf die Inhalte der Schreiben, sondern auch darauf, wer genau dem Kandidaten seine Fähigkeiten bescheinigt.

Wenn ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt, muss sein Arbeitszeugnis wohlwollend ausfallen. Zudem unterscheiden sich Zeugnisse inhaltlich stark voneinander. Das wissen Personaler und achten bei der Auswahl von Kandidaten für zu besetzende Stellen deshalb nicht nur auf die Bewertungen des Ex-Chefs, erklärt Alexander Dahmen, Geschäftsführer der Real-Estate-Personalberatung Bernd Heuer Karriere. Zeugnisse seien zwar wichtig – vor allem bei Berufsanfängern –, haben aber eben auch ihre Grenzen. Die Benotung falle meist nur dann auf, wenn sie schlecht ist. Und: wenn etwas Wichtiges fehlt. "Wir schauen, ob Formulierungen enthalten sind wie: Wir würden uns freuen, den Kandidaten wieder bei uns begrüßen zu dürfen", sagt Dahmen. Steht dieser Satz nicht im Zeugnis, dann ist Vorsicht geboten.

Doch was zählt bei der Suche nach einem geeigneten Kandidaten? Bei Berufseinsteigern ist die Sache klar: Hier spielt das Hochschulzeugnis eine große Rolle. Lukas Kolodziejczyk, Talent Acquisition Manager bei Arcadis, einem Anbieter von Beratungs-, Projektmanagement- und Ingenieurleistungen, schaut auch auf das Thema der Abschlussarbeit: "Gerade bei Quereinsteigern kann das den Ausschlag geben." Aktuell sucht er Energie- und Nachhaltigkeitsspezialisten – und wer sich damit im Studium und der Thesis befasst hat, muss kein Ingenieur sein, um bei Arcadis Karriere zu machen. Werkstudenten und Praktikanten, die noch kein Zeugnis vorlegen können, punkten mit Empfehlungsschreiben von Dozenten. Die kennen ihre Studenten zwar nicht aus dem Berufsalltag, können aber Aussagen treffen über Termintreue, Selbstorganisation und Arbeitsergebnisse.

Arbeitszeugnisse sind oft zu unkonkret

Bei Berufserfahrenen ist es komplizierter – Zeugnisse verlieren an Relevanz, sagt Dahmen. Sie sind unterschiedlich umfangreich, in einigen sind alle Aufgaben gelistet, andere sind sehr kurz. "Je mehr Inhalte die Zeugnisse bieten, desto besser für die Personaler", sagt der Karriereberater. Wichtig ist, dass der Chef das Zeugnis selbst unterschrieben hat – oder zumindest die direkt übergeordnete Führungskraft. Paola Fruttuoso vom Maklerhaus NAI Apollo nutzt Zeugnisse zwar als erste Referenz, aber dann schaut sie genauer hin: "Wir suchen Leute, die Leidenschaft haben und gut beraten können. Das liest man aus Zeugnissen nicht heraus." Ihr Credo: Die fachliche Eignung ist wichtig, aber die persönliche fast noch mehr.

Landet eine Bewerbung auf ihrem Tisch, schaut die Personalvorständin zuerst nach den Formalitäten: Sie achtet darauf, dass das Anschreiben aussagekräftig und fehlerfrei ist, der Lebenslauf übersichtlich strukturiert. Auch Weiterbildungszertifikate sollten beiliegen. "Das verrät mir, ob jemand strukturiert und ordentlich ist – oder eben nicht", sagt Fruttuoso. Die Entscheidung, wen das Unternehmen einlädt, treffen die Personaler, indem sie Bewerbungen miteinander vergleichen. Deshalb legt Fruttuoso auch besonders Wert auf ein detailliertes Anschreiben: Was hat der Kandidat bisher gemacht? Wo möchte er hin? "Ich möchte die Motivation herauslesen", sagt sie.

Den Ausschlag gibt bei erfahrenen Kandidaten in der Regel der sogenannte Track-Record, vor allem wenn es um Führungspositionen geht. Ein wichtiger Indikator für persönliche Erfolge ist der Lebenslauf: Wer Projektgeschäft verantwortet hat, sollte unbedingt das Volumen notieren. "Steigert sich das Volumen von Projekt zu Projekt, ist das ein Indiz für gute Arbeit", sagt Dahmen. Wer beispielsweise eine Quartiersentwicklung betreut hat, kann nicht nur mit großen Budgets umgehen, sondern kommt auch mit hohem Abstimmungsbedarf zurecht. Auch Kolodziejczyk bestätigt: "Projekterfolge sollten im Lebenslauf mit Zahlen, Daten, Fakten dokumentiert sein."

Umso höher die zu besetzende Position, desto wichtiger sind Referenzen, bestätigt Personalberater Dahmen. Er bittet Kandidaten deshalb um Referenzschreiben ehemaliger Arbeitgeber oder Kunden, in denen sie unter anderem notieren, woher sie den Kandidaten kennen und wie die Zusammenarbeit gelaufen ist. Der Ex-Arbeitgeber ist dabei am wichtigsten, Empfehlungen ehemaliger Kollegen, die womöglich auf gleicher Hierarchiestufe stehen, sind hingegen zu subjektiv – und daher uninteressant. "Können Kandidaten die Empfehlung des ehemaligen Chefs nicht bringen, horchen wir auf", sagt Dahmen. Zudem verifiziert er die Referenzen im Markt.

Im persönlichen Gespräch lassen sich später auch nicht stringente Lebensläufe besprechen. Wer nach zehn Jahren ein Sabbatical macht, kann das gut begründen. Auch wer in der Finanzkrise mehrfach den Arbeitgeber gewechselt hat und seitdem wieder in einer langjährigen Anstellung ist, stößt auf Verständnis. Schwierig wird es für Jobhopper: "Wer im Schnitt nur ein bis zwei Jahre bei einer Firma bleibt, ist schwer vermittelbar", sagt Dahmen. Andererseits gilt auch: Wer jahrzehntelang bei einem Arbeitgeber in der gleichen Position bleibt, macht Personaler hellhörig. Hat es sich der Kandidat zu bequem gemacht? Warum hat er sich nicht weiterentwickelt? NAI-Apollo-Personalvorständin Fruttuoso schaut bei schwierigen Lebensläufen besonders genau auf die Empfehlungsschreiben: "Eine gute Empfehlung wiegt vieles wieder auf."

Die Autorin: Anna Friedrich ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Anna Friedrich

"Die Mitarbeiter sind kreativer und produktiver"

Michael Klement.

Michael Klement.

Quelle: United Benefits Holding

Karriere 24.11.2022
Die österreichische United Benefits Holding hat zwischen Juli und August für die Holding und ihre Töchter, den Projektentwickler Invester United Benefits und den Asset-Manager Ekazent ... 

Die österreichische United Benefits Holding hat zwischen Juli und August für die Holding und ihre Töchter, den Projektentwickler Invester United Benefits und den Asset-Manager Ekazent Management, vorübergehend die Viertagewoche eingeführt. Holding-Vorstandschef Michael Klement zieht ein positives Fazit und will über eine Wiederholung im Sommer 2023 nachdenken.

Immobilien Zeitung:Herr Klement, was war der Anlass, um über eine Viertagewoche nachzudenken?

Michael Klement: Wir verfolgen eine konsequente ESG-Strategie und befinden uns dadurch in einem stetigen Prozess um die richtigen Instrumente, die uns dabei helfen, das Arbeitsklima, die Qualität unserer Arbeit, das Wohlergehen und die Gesundheit unserer Mitarbeiter:innen zu verbessern. Die Viertagewoche ist dabei immer mehr ins Blickfeld geraten, weil sie Studienergebnissen zufolge positive Effekte auf allen Ebenen möglich machen soll.

IZ: Gab es weitere Gründe?

Klement: Wir wollten unseren Mitarbeitenden etwas Gutes tun, indem wir sie entlasten und mehr Freizeit in den heißen Sommermonaten ermöglichen. Covid war und ist für alle mehr als belastend – ein geschenkter Tag pro Woche war für uns eine schöne Art, unsere Kolleg:innen zu unterstützen. Wir waren davon überzeugt, dass die Viertagewoche die Zufriedenheit unserer Beschäftigten steigern würde.

IZ: Welches Modell haben Sie dafür genutzt?

Klement: Wir haben uns für das 100-80-100-Modell entschieden, wie es gerade im weltweit größten Versuch in Großbritannien Anwendung findet: 100 Prozent Bezahlung, 80 Prozent Zeit, 100 Prozent Produktivität. Unsere Mitarbeiter:innen haben also in den verbleibenden vier Tagen nicht mehr als sonst gearbeitet, sondern wie zuvor bis zu acht Stunden. Unser Ziel war eine Reduktion der Arbeitszeit bei gleichem Lohn.

IZ: Kritiker befürchten bei einer Viertagewoche den Verlust von Produktivität und Umsatz. Wie ist Ihre Erfahrung?

Klement: Wir spürten keine Einbußen. Montag bis Donnerstag wurde merklich intensiver gearbeitet und die Zeit wurde effektiver genutzt, ohne dass dies eingefordert werden musste. Gleichzeitig müssen wir anmerken, dass die Sommermonate in der Immobilienbranche grundsätzlich etwas ruhiger sind.

IZ: Zahlt sich das Modell für Ihr Unternehmen in irgendeiner Weise aus?

Klement: Die Mitarbeiter:innen sind kreativer und produktiver, wenn mehr Ausgleich geschaffen wird. Drei Tage Auszeit sind zudem eine Form der Stressprävention durch längere Erholungsphasen, die sich in weniger Krankheitstagen bemerkbar machen. Neben Energie- und Kostenersparnissen, die einen relevanten Punkt in unserer ESG-Strategie darstellen, wollen wir durch Maßnahmen wie diese unsere Arbeitgeberattraktivität weiter heben, um überzeugende Argumente für potenzielle Arbeitnehmer:innen zu kreieren.

IZ: Wird es eine Wiederholung geben?

Klement: Das ist nicht ausgeschlossen. Wir werden uns rechtzeitig vor den nächsten Sommermonaten dazu Gedanken machen.

IZ: Herr Klement, vielen Dank für das Interview.

Alexander Heintze

Jürgen Kelber

Jürgen Kelber.

Jürgen Kelber.

Quelle: privat, Urheber: JKF 2022

Karriere 17.11.2022
JFK, wie sich Jürgen Franz Kelber selbst in Kurzform nennt, wollte eigentlich die Apotheke seiner Familie zusammen mit einem Geschäftspartner übernehmen. Über die erste Eigentumswohnung ... 

JFK, wie sich Jürgen Franz Kelber selbst in Kurzform nennt, wollte eigentlich die Apotheke seiner Familie zusammen mit einem Geschäftspartner übernehmen. Über die erste Eigentumswohnung wurde aber seine Leidenschaft zu Immobilien geweckt. Heute ist der 65-Jährige geschäftsführender Gesellschafter von Dr. Lübke & Kelber und mehrerer Unternehmensbeteiligungen. Seinen Einstieg in die Branche vor 38 Jahren sieht er rückblickend als lehrreiche Zeit.

Wo wohnen Sie zurzeit?

Mit meiner Frau und unserem Hund in einem etwas südländisch geprägten Einfamilienhaus in einer Nachbargemeinde von Heilbronn. Es liegt traumhaft schön am Fuß der Weinberge mit einem großen Garten, einem Schwimmteich und es gibt nirgends Ecken – innen und außen ist alles rund, bis hin zu den Fensterlaibungen. Ein perfekter Ort zum Entspannen.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz im Haus?

Das ist entweder der Esszimmertisch (an dem ich auch gerne arbeite zum Leid meiner Frau) oder die Terrasse.

Haben Sie bei dieser oder einer anderen Immobilie schon einmal selbst mit Hand angelegt?

Bei dieser aus Zeitgründen eher nicht. Aber während der Anfänge meiner Immobilienlaufbahn habe ich mit Geschäftspartnern einige Objekte von der Nato erworben und in Wohneigentum für Selbstnutzer umgewandelt. Die haben wir zum Teil noch selbst renoviert, bevor wir sie im Anschluss vermietet beziehungsweise weiterverkauft haben.

Was muss das perfekte Haus oder die perfekte Wohnung unbedingt haben?

Ausstrahlung, Charme und Gemütlichkeit.

Wie und wo möchten Sie im Alter gerne wohnen?

Zusammen mit meiner Frau in einer Umgebung, die dann zu uns passt.

Wann, wo und womit haben Sie als Erwachsener zum ersten Mal Geld verdient?

Mit dem Verkauf von Immobilien und als pharmazeutisch-technischer Assistent.

Haben Sie so den Weg in die Immobilienbranche gefunden?

Das war eigentlich eher zufällig über die eigene Immobilie. Dabei hat es mich von Anfang an fasziniert, dass Immobilien einen so breiten Lebensbereich abdecken und man so viel über sie lernen kann. Damals gab es die Möglichkeiten hierzu noch nicht in so großem Maße wie heute. Mein Unternehmen habe ich dann auf eigenen Beinen gegründet, und wenn die Beine nicht gereicht haben, nahm ich die Arme dazu. Das war für mich eine anstrengende, lehrreiche und lohnende Zeit … aber fragen Sie mal meine Frau danach!

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Sportler, Bergsteiger oder in einem anderen sportlichen Beruf in der Natur tätig.

Was braucht man Ihrer Einschätzung nach, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Vor allen Dingen Seriosität, Fleiß und Hingabe. Dazu gehört es, Menschen begeistern zu können und Vertrauen zu vermitteln. Außerdem sollte man eine klare Vorstellung davon haben, was man erreichen will. Mein Ziel war es zum Beispiel immer, ein großes Unternehmen aufzubauen.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Ich schenke mir selbst etwas Persönliches bei abgeschlossenen Deals, früher waren das Krawatten, die trage ich aber jetzt nicht mehr. Gerne belohne ich mich auch mit Armbanduhren, von denen ich heute verschiedene besitze, und zu allen Einzelstücken kann ich die jeweilige Geschichte dahinter erzählen.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Ich verarbeite sie für mich selbst, suche den Fehler bei mir und versuche, beim nächsten Mal einen anderen Weg zu gehen.

Was stört Sie in der Immobilienbranche (am meisten)?

Arroganz und Wichtigtuerei stören mich sehr. Wenn es nicht reell zugeht, wenn zu viel durch die Politik geregelt wird, die oft in guter Absicht mit ihren Maßnahmen gegen Wohnungsknappheit nichts oder schlimmstenfalls das Gegenteil erreicht.

Und was finden Sie besonders gut?

Die Beständigkeit, ihren Lebenszyklus und den Gedanken, mit Wohnimmobilien ein Grundbedürfnis des Menschen zu erfüllen. Jeder wohnt! Es gibt erhebliches Potenzial für Win-win-Situationen.

Baulöwe, Miethai, Heuschrecke: Leute, die mit Immobilien Geld verdienen, haben nicht immer den besten Ruf. Zu Recht?

Zunächst ist die Bezeichnung Baulöwe für mich nicht negativ besetzt. Das ist für mich einfach jemand, der viel baut. Was die anderen beiden Begriffe angeht, spielt meines Erachtens oft Neid oder Ideologie eine Rolle. Miethai und Heuschrecke sind für mich deshalb nur negativ besetzte Worthülsen. Sie sind vor allem von der Politik geprägt und schaffen zu Unrecht ein bestimmtes Bild.

Sie würden jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen, weil ...

… es viel mit Menschen zu tun hat und von sehr großer Vielfältigkeit geprägt ist. Das begeistert mich noch heute – nach 38 Jahren.

Homeoffice, Büro oder mobil in der Bahn? Wo arbeiten Sie am häufigsten, wo am liebsten und warum?

Homeoffice ist nicht meine bevorzugte Arbeitsweise. Ich bin am liebsten im Büro mit dem direkten Draht zu meinem Team. Und tatsächlich genieße ich die ein oder andere Bahnfahrt, um mich ungestört und konzentriert auf Termine vorzubereiten oder interessante Artikel zu lesen.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Eine einzige? Ich glaube, es gab einige, die mir besonders am Herzen lagen, eine alte Villa in Gera, in der wir seinerzeit unseren Firmensitz in den neuen Bundesländern begründet hatten und die sogar von den MitarbeiterInnen liebevoll als „unsere Villa“ bezeichnet wurde. Oder die Jugendstilvilla im Holländischen Viertel in Potsdam, die wir liebevoll saniert und als Wohneigentum verkauft haben.
In den letzten Jahren ist es sicher das „Bunte Wohnen“ in Heilbronn, ein Mehrfamilienhaus für alle Formen des Wohnens, WGs, Apartments, Familien, Alleinstehende, Familien mit und ohne Handicap, und das mitten in Heilbronn mit vielen Möglichkeiten für gemeinschaftliches Miteinander!

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

Eigentlich gehört jede Immobilie in ihre Zeit und damit zum Stadtbild. Wenn es unbedingt sein muss, vielleicht das Wollhaus-Einkaufszentrum in Heilbronn, ein 50-jähriges, vor sich hin bröckelndes graues Monstrum mitten im Zentrum, das zum großen Teil leer steht. Aber wer weiß, vielleicht kommt auch hier noch jemand mit Fantasie und einer guten Idee.

Was bringt Sie privat auf die Palme? Und was beruflich?

Privat mag ich nicht, wenn der Termindruck sich bis in die Freizeit durchsetzt, durchgetakteten Alltag, durchgetaktetes Privatleben. Beruflich: Termine ohne Agenda

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Auf dem Wasser und in Gesellschaft.

Für welches private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Für das Reisen gibt es zu wenig Zeit, das würde ich gerne öfter machen.

Nennen Sie einen Ihrer Lieblingssongs.

„Hey Jude“ von den Beatles.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an was …?

Familie, Wein, Essen, Sonne.

Welche kürzlich besuchte Veranstaltung hat Ihnen besonders gut gefallen und warum?

Zuletzt habe ich die Special Olympics und das DFB-Endspiel in Berlin besucht. Es war beeindruckend, mit wie viel (größtenteils ehrenamtlichem) Einsatz diese Spiele organisiert und durchgeführt wurden und mit welch unglaublicher Motivation und Freude die SportlerInnen um die Plätze gekämpft haben.

In welcher Bar, welchem Restaurant oder welcher Diskothek kann man Sie häufiger antreffen?

Ich gehe gerne in gemütliche Restaurants, die nicht zentral in der Stadt, sondern außerhalb liegen, wie zum Beispiel das Wirtshaus zum Reiterhof.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Dazu gehören Pfannkuchen mit Salat oder Maultaschen mit Ei überbacken.

Mit wem würden Sie gerne mal für einen Tag das Leben tauschen?

Mit einem Bergsteiger.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Ja, die Gelassenheit der Südländer.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben – welchen Traum erfüllen Sie sich?

Ich habe alles, was ich benötige, und würde es darum für ein soziales Projekt einsetzen, und zwar für Kinder.

Das Interview führte Janina Stadel

Janina Stadel

So gelingt es Ex-Mitarbeiter zurückzuholen

Wiedereinstellungen bringen Vorteile für Mitarbeiter und Arbeitgeber.

Wiedereinstellungen bringen Vorteile für Mitarbeiter und Arbeitgeber.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Ndabcreativity

Karriere 10.11.2022
Auf der Suche nach Mitarbeitern treffen Personalmanager in der Immobilienbranche zuweilen auf bekannte Gesichter. Häufig werden ehemalige Beschäftigte sogar gezielt abgeworben. Damit es ... 

Auf der Suche nach Mitarbeitern treffen Personalmanager in der Immobilienbranche zuweilen auf bekannte Gesichter. Häufig werden ehemalige Beschäftigte sogar gezielt abgeworben. Damit es gelingt, Talente zurückzuerobern, müssen einige Voraussetzungen stimmen. Faire Offboarding-Strukturen und Kontaktpflege sind Pflicht.

Wenn geschätzte Mitarbeiter zur Konkurrenz weiterziehen, ist das für Arbeitgeber bitter. Kündigt jemand, der ein Händchen für Kunden bewiesen, sein Team bereichert und mit Expertise geglänzt hat, ist das Entsetzen in den Personalabteilungen groß. Doch positiv auseinanderzugehen und den Kontakt zu halten ist nicht nur anständig und professionell – es kann sich für Arbeitgeber auszahlen. Denn mitunter gelingt es, ehemalige Beschäftigte nach einiger Zeit wieder an Bord zu holen. Das weiß auch Adelgunde Müller, Personalleiterin beim Erlanger Projektentwickler Sontowski & Partner, die schon mehrere ehemalige Mitarbeiter erneut eingestellt hat. Erst vor einem halben Jahr konnte das Familienunternehmen einen früheren leitenden Mitarbeiter zurückgewinnen. Der Kollege war zwei Jahre zuvor zu einem Wettbewerber gewechselt. Nun ist er zurück als Geschäftsführer einer Beteiligung – mit einem jungen Team und einem individuellen Aufgabenzuschnitt, der seinen Kompetenzen und Wünschen entgegenkam.

Eine zweite Chance für die Zusammenarbeit ergibt sich nach Müllers Erfahrung insbesondere durch ein gutes Offboarding. Das Unternehmen legt Wert auf ein ausführliches Abschlussgespräch, wie Müller sagt. "Wenn Mitarbeiter kündigen, gibt es ein Gespräch mit HR und Vorgesetzten. Wir fragen nach, woran es gelegen hat, gehen in die Reflexion, was wir besser machen können." Freut sich der scheidende Angestellte vor allem auf einen Tapetenwechsel, versucht man in Kontakt zu bleiben. "Wenn jemand nach vielen Jahren im Job etwas Neues sehen möchte, ist das doch völlig legitim", findet die Personalverantwortliche. "Unser Ziel ist es, ein gutes Verhältnis zu bewahren. Die Branche ist klein, man sieht sich immer mal wieder, da will man sich noch in die Augen schauen können."

Ein sauberer Abschied ist essenziell, davon ist Bushra Nadeem ebenfalls überzeugt. Die Chefin der auf die Immobilienbranche spezialisierten Personalberatung Artes Recruitment beobachtet häufig, dass Arbeitgeber ehemalige Mitarbeiter umwerben. "Ein gelungener Abschied inklusive eines wertschätzenden Gesprächs ist dafür der entscheidende Erfolgsfaktor", stellt sie fest. Hier könne ein Unternehmen offensiv signalisieren: "Unsere Türen stehen offen, wir würden uns freuen, wenn wir in Zukunft wieder zusammenfinden!" Vor allem ist es Nadeem zufolge wichtig, Mitarbeitern keine Steine in den Weg zu legen, indem man sie zum Beispiel nach Möglichkeit früher aus dem Vertrag lässt, wenn ihre zukünftige Stelle das erfordert.

Aber wie geht es weiter, wenn der Beschäftigte ausgeschieden ist? Die Expertin plädiert dafür, Kontakt zu halten. "Fragen Sie am besten nach drei, vier Monaten nach, ob der ehemalige Angestellte gut im neuen Job angekommen ist und wie es ihm geht", rät Nadeem. Bei größeren Unternehmen könne das die HR-Abteilung zum Beispiel über Linkedin übernehmen. Bestand ein enges Verhältnis, kann sich auch die ehemalige Führungskraft über die private Telefonnummer melden.

Sontowski hakt ein paar Monate nach dem Wechsel bei ehemaligen Kollegen nach, fragt nach ihrem Wohlergehen, sendet Geburtstagsgrüße und Weihnachtskarten. Ein aggressives Abwerben kommt für das Unternehmen aber generell nicht infrage, wie Müller betont. "Es gibt regelmäßig Schnittstellen mit unseren Wettbewerbern in der Baubranche, das würde einen schlechten Beigeschmack hinterlassen." Immer wieder berichten Kandidaten der Headhunterin Nadeem, dass sie vom Ex-Arbeitgeber kontaktiert wurden. "Das macht in den meisten Fällen einen guten Eindruck", sagt sie. Wer im neuen Job nicht so glücklich ist wie erhofft, erwägt dann zuweilen sogar noch in der Probezeit eine "Rückkehr zum Ex". Ist der ehemalige Beschäftigte in der Nachfolgeanstellung indessen zufrieden, sollten Unternehmen nicht immer wieder penetrant nachfassen, sondern so verbleiben, dass bei Interesse Kontakt aufgenommen wird.

Ob sanftes Umgarnen oder gezieltes Abwerben: Wie erfolgreich Rehiring tatsächlich ist, hat nicht nur mit Kommunikation und Kontaktpflege zu tun. "Entscheidend ist, aus welchem Grund die Person das Unternehmen verlassen hat", sagt Nadeem. Bestand die Wechselmotivation darin, mal etwas Anderes ausprobieren zu wollen, ist das Rückgewinnungspotenzial gegeben. Scheiterte die Zusammenarbeit an Unstimmigkeiten mit direkten Vorgesetzten oder dem Management, lohnt sich ein zweiter Versuch nur, wenn sich hier in der Zwischenzeit personelle oder strukturelle Änderungen ergeben haben.

Schnelle Einigung auf beiden Seiten

Auch zu Cushman & Wakefield kommen immer wieder Talente nach einigen Jahren zurück, wie HR-Leiterin Angelika Georg berichtet. "Und das oftmals mit einen erweiterten Erfahrungsschatz. Das bringt auch uns voran und kann besonders dann viel bewirken, wenn ausreichend Freiräume da sind, um diese neuen Impulse aufzunehmen und in Innovationen zu überführen." Anabel Wunderlich, HR-Direktorin bei Savills, hat das Prinzip der Rückgewinnung mehrmals umgekehrt erlebt: Ehemalige Beschäftigte klopften bei der Immobilienberatung an und erkundigten sich nach einer passenden freien Position. Eine Kontaktaufnahme kam meist auch in diesen Fällen nicht aus heiterem Himmel, wie sie sagt: "Wir bleiben in der Regel mit unseren Mitarbeitenden in einem guten Austausch, laden sie beispielsweise zu unseren Veranstaltungen ein und sprechen sie an, wenn wir uns auf Branchenevents wie der Expo Real begegnen." Es gibt viele Schnittstellen, die Immobilienbranche ist gut vernetzt. "Diese Netzwerke sollte man pflegen, nicht nur auf Kunden-, sondern auch auf Mitarbeiterebene", rät Wunderlich. Wenn es menschlich gepasst habe, spreche nichts dagegen, den Faden zu einem späteren Zeitpunkt aufzunehmen. Kommt man wieder zusammen, dann entsteht idealerweise eine Win-win-Situation: Die Beschäftigten sind mit der Umgebung vertraut, müssen sich nicht erst mühsam einarbeiten. "Wenn die Menschen unsere Kultur kennen, ist das definitiv ein Vorteil", sagt Wunderlich.

Erweiterte Kompetenzen sorgen für einen höheren Marktwert der Wiedereinsteiger. "Wenn jemand fünf Jahre in einem anderen Unternehmen war und viele wertvolle Qualifikationen mitbringt, müssen wir dieser Person eine entsprechende Position zu passenden Konditionen anbieten", sagt die Savills-Personalchefin. Personalberaterin Nadeem erlebt solche Verhandlungsrunden oft als unkompliziert, da beide Seiten nicht "die Katze im Sack" kauften, würden sie sich in vielen Fällen recht schnell einig. "Aber es muss definitiv eine neue Verh

Die Autorin: Anne Hünninghaus ist Journalistin in der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Anne Hünninghaus

Energieberatung? Darf doch jeder.

Der Titel Energieberater verrät nichts über den Beruf und die Qualifikation.

Der Titel Energieberater verrät nichts über den Beruf und die Qualifikation.

Quellen: stock.adobe.com, Urheber: alotofpeople; stock.adobe.com, Urheber: V&P Photo Studio; IZ-Montage

Karriere 03.11.2022
Über den Energieverbrauch von Gebäuden diskutiert die Immobilienbranche seit Jahren. Wegen der steigenden Kosten spricht jetzt die ganze Nation vom Energiesparen zuhause und im Büro. ... 

Über den Energieverbrauch von Gebäuden diskutiert die Immobilienbranche seit Jahren. Wegen der steigenden Kosten spricht jetzt die ganze Nation vom Energiesparen zuhause und im Büro. Doch es ist schwierig, die passende Unterstützung zu finden. Die Bezeichnung Energieberater ist nicht geschützt, von den qualifizierten gibt es zu wenige und die Unterschiede in den Kompetenzen können eine Förderung vereiteln.

Es wird kalt in Deutschland und jedes Grad mehr, das in den Wohnstuben für Behaglichkeit sorgen soll, muss teuer erkauft werden. Die steigenden Gas- und Energiekosten haben die Energieeffizienz des Wohnbestands im vergangenen halben Jahr stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt als alle Debatten über Klimawandel und ESG zuvor. Aus dem Appell zum Energiesparen wird eine wirtschaftliche Notwendigkeit. In einer Studie der DLE Land Development gab im Spätsommer jeder Dritte von mehr als 1.000 Befragten an, sich schon mit einzelnen Sanierungsmaßnahmen beschäftigt zu haben. Neben dem Umweltschutz spielen die Nebenkosten eine große Rolle bei denen, die sich jetzt für Modernisierungen interessieren. "Große Vermieter wie Wohnungsgesellschaften wollen ihre Wohnungen energetisch sanieren, um werterhaltend Sanierungsstau zu beseitigen, ESG-Kriterien zu erfüllen und langfristig durch niedrigere Nebenkosten stärker von den Kaltmieten profitieren zu können", sagt Gisela Renner, die seit 25 Jahren als Energieberaterin Eigentümer berät und ganze Konzepte für langfristige Einsparungen erstellt. "Selbstnutzer in Ein- oder Zweifamilienhäusern geht es hingegen vornehmlich um monatliche Einsparungen für Heizkosten – gerade jetzt, wo Gas knapp wird und Energiekosten steigen", sagt sie.

Die Nachfrage steigt mit den Energiepreisen

Glücklich können sich also all jene schätzen, die ihre Immobilien schon fit gemacht haben für die Energiewende. Für den willigen Rest gilt: Die Fachleute, die helfen können, sind rar – und nicht so einfach zu identifizieren.

In der DLE-Umfrage äußerten 70% der Befragten den Wunsch nach einer individuellen Beratung, bevor sie Maßnahmen auf gut Glück ergreifen. Für mehr als jeden zweiten geht es dabei vor allem um Informationen zu möglichen Fördermitteln, die einen Umbau für Privateigentümer günstiger oder überhaupt erst bezahlbar machen.

"Das Kernproblem bei der Suche nach einem passenden Energieberater liegt darin, dass es sich nicht um eine geschützte Berufsbezeichnung handelt – und sich deshalb prinzipiell jeder so nennen und als solcher tätig werden kann", warnt Luca Danillo Arenz, Geschäftsführer des Mainzer Ingenieurbüros für Bauphysik ARCenergie. Daraus ergibt sich ein wahrer Wust unterschiedlich qualifizierter Personen mit mal mehr, mal weniger Sachverstand, die sich Energieberater nennen.

Eine Orientierung ist schwierig – aber möglich. Es helfen Suchmaschinen von Portalen wie energieberatung-wohngebaeude.de, Baupal, von der Verbraucherzentrale und von Branchenverbänden. Deren Bezeichnungen lauten Gebäudeenergieberater im Handwerk (HWK) oder Energieeffizienz-Experten. Wenn diese für ihre Kunden Fördermittel beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) beantragen dürfen, findet sich in deren Titel ein Hinweis auf die Bafa.

Um diesen tragen zu dürfen, muss eine Fortbildung zum Berater absolviert werden. Zu dieser wird nur zugelassen, wer einen Meisterbrief eines baurelevanten Handwerks oder ein abgeschlossenes Studium in Architektur, Hochbau, technischer Gebäudeausrüstung, Bauphysik, Elektrotechnik oder ähnliches vorweisen kann. Mit der dann möglichen Registrierung beim Bafa als Berater, können sie dort Fördermittel für Sanierungen beantragen. Wie viele Berater bundesweit auf die Fördermittel zugreifen können, gibt das Bafa nicht preis.

Für eine schnelle Beratung gibt es jedoch zu wenige Experten auf der Liste. "Bis zu drei Monate Wartezeit auf einen Termin für die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans sind keine Seltenheit", sagt Julian Schwark. Schwark ist Leiter des Ressorts Energie beim Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks – Zentralinnung (ZIV). Nach seinen Zählungen bieten fast 11.000 seiner Kollegen bundesweit diese und ähnliche Leistungen an – zusätzlich zu ihrem eigentlichen Geschäft. "Seit rund zehn Jahren lassen sich die Meister in unserer Branche fast standardmäßig zu Gebäudeenergieberatern im Handwerk fortbilden. Unser Berufsbild hat sich dadurch verbreitert", sagt Schwark. Vor allem für Einzelmaßnahmen wie einen Heizungstausch holen sich seine Kunden oft direkt beim Schornsteinfeger Rat, wenn er zu einem Routinetermin ohnehin im Haus ist. Sie setzen dabei nicht nur auf die Beratung, sondern haben auch die Fördermittel im Blick, die z.B. im Falle eines Heizungstauschs bis zu 45% der Kosten ausmachen können.

Energiefachleute aller Art können sich nicht über eine zu geringe Auftragslage beschweren. Für die Erstellung des individuellen Sanierungsfahrplans mit Vorortbesuch und ersten Berechnungen veranschlagen die meisten von ihnen etwa zwei Arbeitstage. Mit durchschnittlich 120 bis 160 Euro Stundensatz lassen sie sich diese gut bezahlen. Das Bafa hat die Arbeit der Energieberater, die bei ihm registriert sind, im Jahr 2021 mehr als 32.000 Mal bezuschusst – und die Tendenz steigt: 2022 gab es bis Mitte Oktober schon mehr als 57.500 Mal Fördergeld. Je nach Größe des Wohngebäudes können das bis zu 1.700 Euro pro Auftrag sein.

Einen festen Preiskatalog für die Energieberater gibt es nicht. Die Verbraucherzentrale rät, dass die Fördersumme bei etwa 80% der Kosten liegen sollte. Bei der Wahl des Beistands sei trotz Bafa-Qualifizierung Vorsicht geboten, warnt ARCenergie-Chef Arenz. "Wird die Beratung zu günstig angeboten, ist das ein Hinweis darauf, dass sich der Berater nicht genug Zeit nimmt, um mehrere Möglichkeiten miteinander zu vergleichen und Alternativen mit einzuplanen, falls sich Fördergelder zwischen den einzelnen Sanierungsschritten ändern." So könnte die Rechnung schnell höher ausfallen als nötig und sich nach Abschluss der Sanierung nicht immer das bestmögliche Ergebnis einstellen.

Arenz fürchtet, dass mit der gestiegenen Nachfrage in den letzten Jahren ein Preiskampf entstanden ist, der manche dazu veranlasst, die Beratungen mit möglichst wenig Zeitaufwand zu erledigen. Auch unterscheiden sich, so Arenz, die Kenntnisse der Berater stark. Je nach dem, mit welcher Grundqualifikation sie in die Fortbildung gestartet sind und welche Weiterbildungen sie seitdem belegt haben. Doch eine zweite Meinung kann ins Geld gehen, denn wenn der Besitzer nicht wechselt, bezuschusst das Bafa den Fahrplan pro Immobilie nur alle vier Jahre.

Die endgültige Grenze für Bafa-Berater ist erreicht, wenn es um Fördermittel geht, die nicht das Amt, sondern die bundeseigene Förderbank KfW zur Verfügung stellt. Die zinsgünstigen Kredite mit niedriger Tilgungsrate, die für den Bau, Kauf oder Umbau zum Effizienzhaus genutzt werden können, darf seit 2014 nämlich nur beantragen, wer einen Eintrag auf der Energieeffizienz-Experten-Liste der Deutschen Energie-Agentur (Dena) vorweisen kann.

Diese Liste zählte in den vergangenen Jahren konstant um die 13.000 Einträge – bundesweit, wie ein Sprecher der Dena bestätigt. Dem stehen knapp 20 Mio. Wohngebäude in Deutschland gegenüber. "Grundsätzlich beobachten wir, dass die Experten sehr lange bei uns bleiben", sagt er. Doch eine Eintragung, die mit einer Aufnahmegebühr von 100 Euro und jährlichen Beiträgen von 120 bis 170 Euro verbunden ist, gilt anders als der unbefristete Bafa-Eintrag vorerst nur für drei Jahre. Für eine Verlängerung müssen Fortbildungen und Referenzprojekte nachgewiesen werden, und zwar für jede der möglichen Eintragungskategorien.

Sowohl die Dena-Liste als auch die Bafa-Liste unterscheiden zwischen Experten für Wohngebäude, Nichtwohngebäude und Immobilien mit besonders schützenswerter Bausubstanz. Von 43 Dena-gelisteten Energieberatern für Wohngebäude in Frankfurt, können zum Beispiel nur 17 Bundesförderungen für denkmalgeschützte Wohnungen beantragen. Das drücken diese zumeist über das Kürzel WTA aus, das auf eine Zusatzqualifikation durch die Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege hinweist.

Per Auftrag den Platz auf der Liste sichern

Energieberaterin Renner beobachtet als Leiterin des Arbeitskreises Berufsbild beim Verband Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerker (GIH), dass immer mehr Dena-qualifizierte Berater der Tätigkeit in Vollzeit nachgehen, um die Nachfrage zu stillen und den Umfang an Weiterbildungen zu meistern. Aktuelle Fachthemen seien z.B. der Einsatz von Wärmepumpen in Bestandsgebäuden und Nachhaltigkeit von Baustoffen und Anlagentechnik. Hinzu kommt laut Renner die sich ständig veränderte Förderlandschaft, die im Blick zu halten ist. "Weil die drei Jahre auf der Liste schnell vorbei sind, kann die Auswahl der Aufträge bei manchen zur Strategie werden, um rechtzeitig passende Projekte nachweisen zu können", sagt Renner. Sie weiß: "Verzögerungen durch Lieferengpässe oder geplatzte Finanzierungen können dazu führen, dass ein Berater schnell ohne passendes Projekt dasteht." Mit anderen Worten: Mancher Auftrag wird nicht angenommen, weil er dem Energieberater nicht nutzt.

Branchenkenner und Verbandsmitglieder schätzen, dass nur die Hälfte der Dena-gelisteten Experten gar nicht aktiv ist. Entweder, weil sie die Tätigkeit seit der letzten Eintragung aufgegeben haben, weil sie aus Kosten- oder Zeitgründen nur ausgewählte Leistungen anbieten oder den Titel nur als "Aufwertung für den eigenen Lebenslauf" beantragt haben. Für die meisten Handwerker lohnt sich die Dena-Listung nicht, sagt ZIV-Mann Schwark. So sind zum Beispiel viele Schornsteinfeger mit den Beratungen zu Bafa-Fördermitteln und dem Ausstellen von Energieausweisen, die seit der Novelle der Energiesparverordnung (EnEV) seit Mai 2014 Pflicht beim Verkauf und der Vermietung von Immobilien sind, als Energieberater ohnehin stark ausgebucht.

Renner sieht die Listen zwar als geeignetes erstes Mittel um einen qualifizierten und seriösen Berater zu erkennen, wünscht sich langfristig aber mehr Sicherheit "sowohl für die Berater als auch für ihre Kunden". Ihr Verband mit rund 3.000 Mitgliedern bundesweit setzt sich deshalb für eine standardisierte Berufsausbildung ein. Sie soll die Qualifikationen und Fördermöglichkeiten vereinheitlichen und dadurch auf Beraterseite Bürokratie abbauen und mehr Transparenz auf Kundenseite schaffen. "Nicht zuletzt könnte die Tätigkeit eine klare Aufwertung erfahren, wodurch sich mehr junge Leute für den Beruf in Vollzeit interessieren würden und der Nachwuchs gesichert wäre", argumentiert Renner weiter und verweist auf eine Branchenumfrage, in der rund 20% der befragten Energieberater deutschlandweit angaben, dass sie sich mit mehr als 60 Jahren auf die Rente zubewegen.

Fördermittel gibt es nicht bei jedem Berater

Die Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE) setzt auf eine andere Methode, um schnell die Zahl der verfügbaren Berater nach oben zu treiben. In Koordination mit dem Bafa entstand 2020 die "Qualifikationsprüfung Quereinsteiger Energieberatung". Sie soll einen alternativen Zugang zur Tätigkeit – und somit eine weitere Möglichkeit sich auf die Liste eintragen zu lassen – für diejenigen darstellen, die weder Meistertitel noch Studienabschluss vorweisen können. Mit drei Jahren Berufserfahrung im baurelevanten Umfeld können sie nach 200 Unterrichtseinheiten Fortbildung eine Prüfung beim Bafa ablegen. Anschließend dürfen sie als Energieberater Fördermittel für Einzelmaßnahmen wie Heizungstausch, Fenster und Türen, Wärmedämmung und Lüftungen für ihre Kunden beantragen.

Dass zunächst eine Prüfung bestanden werden muss, schätzen die Verbände mit Blick auf die Qualitätssicherung. Weil die Schornsteinfeger ihre Gesellen seit einigen Jahren auf die Methoden und erforderlichen Kenntnisse in der Energieberatung vorbereiten, sehen viele Meister die Quereinsteigerlösung als Möglichkeit, Beratungsleistungen zukünftig durch eigene bestehende Mitarbeiter aufstocken zu können. Denn laut Branchenumfragen arbeiten bisher mehr als 75% der Energieberater selbstständig. Sie schließen sich immer häufiger zu spezialisierten Büros zusammen und die Handwerksbetriebe haben es schwer bei der Suche nach Bewerbern.

Das bestätigen der technische Gebäudeausstatter Caverion und ESG-Dienstleister Westbridge Argentus. "Der Bedarf an Energieberatern ist sehr groß – Tendenz steigend. Das Angebot an Arbeitskräften in diesem Bereich ist aufgrund wenig ausgebildeter Kandidaten jedoch leider überschaubar", sagt Yama Mahasher, Geschäftsführer von Westbridge Argentus. Von den neun Energieberatern seines Unternehmens ist nur einer bei der Dena gelistet. Ähnlich sehen die Zahlen bei Arenz’ Firma ARCenergie aus. Er bildet seine Energieberater über ein Traineeprogramm inzwischen selbst aus.

Janina Stadel

Mentorenprogramm Plan.M startet in Nordrhein-Westfalen

Karriere 03.11.2022
Um Absolventinnen mit erfahrenen Architektinnen zusammenzubringen startet im März 2023 das Pilotprogramm Plan.M in Nordrhein-Westfalen. Interessierte können sich mit einem Motivationsschreiben ... 

Um Absolventinnen mit erfahrenen Architektinnen zusammenzubringen startet im März 2023 das Pilotprogramm Plan.M in Nordrhein-Westfalen. Interessierte können sich mit einem Motivationsschreiben als Mentees oder Mentorinnen bewerben.

Mit dem langfristigen Ziel, mehr Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, startet in Nordrhein-Westfalen im kommenden Jahr das Mentoren-Pilotprojekt Plan.M. Dieses will Hochschulabsolventinnen mit berufserfahrenen Planerinnen zusammenbringen. Sie sollen sich in monatlichen Treffen austauschen, wodurch die Mentorinnen ihre Mentees auf angestrebte Führungspositionen oder eine geplante Selbstständigkeit vorbereiten. Gleichzeitig sollen die erfahrenen Architektinnen vom Austausch untereinander und mit den jüngeren Kolleginnen profitieren. Dafür soll es neben den monatlichen Treffen auch einen Workshop und Netzwerkangebote geben.

Für das Pilotprojekt sind 20 Mentee-Plätze geplant. Die Auftaktveranstaltung soll im März stattfinden. Die Teilnahmegebühr beträgt 300 Euro für ein Jahr. Interessentinnen können sich – sowohl als Mentee als auch als Mentorin – mit einem Motivationsschreiben per E-Mail an machen@planM-Mentoring.de bewerben. Ins Leben gerufen wurde das Programm vom Verein Architektinnen Initiative in Zusammenarbiet mit Natalie Bräuninger. Finanzielle Unterstützung kommt vom Unternehmen für Gebäudetechnik Jung, die Schirmherrschaft übernimmt Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen.

Janina Stadel

Kurt Jovy

Kurt Jovy entspannt nach der Arbeit gerne beim Fliegenfischen

Kurt Jovy entspannt nach der Arbeit gerne beim Fliegenfischen

Quelle: Kurt Jovy

Karriere 27.10.2022
Nach eigener Aussage sucht Kurt Jovy beruflich seit jeher die Herausforderung. Karrierestationen vom kaufmännischen Projektentwickler bei Deutsche Immobilien Chancen über den Director of ... 

Nach eigener Aussage sucht Kurt Jovy beruflich seit jeher die Herausforderung. Karrierestationen vom kaufmännischen Projektentwickler bei Deutsche Immobilien Chancen über den Director of Acquisition Europe bei Heitman oder den Head of Investment Management für die DACH-Region bei Real I.S. führten ihn schließlich in die Position des Head of Real Estate Product Management bei Universal Investment. Seinen privaten Lebensmittelpunkt hat er in München gefunden, wo er mit seiner Frau Alice, einer gebürtigen Engländerin, seit neun Jahren lebt. Entspannung findet er an schönen Urlaubsorten, bei einem asiatischen Candlelight-Dinner mit seiner Frau oder beim Fliegenfischen mit den Isar-Fischern.

Wo wohnen Sie zurzeit?

Ich bewohne derzeit zwei Eigentumswohnungen. Mein Hauptwohnsitz ist in München-Bogenhausen. Mein Zwei-Zimmer-Appartement in Frankfurt am Main hat den besonderen Vorteil, dass es direkt neben dem Büro liegt.

Bitte beschreiben Sie Ihre Wohnung in ein paar Sätzen?

Die Erdgeschosswohnung in München, Baujahr 2002, hat drei Zimmer, liegt sehr zentral und dennoch komplett im Grünen. Von dem Park, auf den ich freie Sicht habe, komme ich per pedes direkt in den Englischen Garten. Ich kann also, wenn ich zur Tür rauskomme, direkt losjoggen.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in der Wohnung? Und warum?

Das Sofa, weil man von hieraus einen idealen Blick ins Grüne und auf den Fernseher hat.

Haben Sie bei dieser Immobilie oder einer anderen beim Bau schon einmal selbst mit Hand angelegt? Wenn ja: wie genau und wie häufig?

Ich bin in dem Sinne kein Hobby-Handwerker. Aber meine Affinität zu Immobilien wurde mir – so erzählt es meine Mutter gern – quasi in die Wiege gelegt. Als ich unterwegs war, haben meine Eltern gerade unser Haus geplant und gebaut. Das muss wohl etwas in mir ausgelöst haben.

Was muss das perfekte Haus oder die perfekte Wohnung unbedingt haben?

Für mich ist eine Wohnung perfekt, wenn sie geschickt geschnitten ist und damit viel Flexibilität bietet. So, dass man sie an die aktuellen Anforderungen anpassen kann – zum Beispiel, indem man ein Zimmer neu abteilt. Das ist bei einer Wohnung schwieriger als bei einem Haus. Wichtige Must-haves sind außerdem bodentiefe Fenster und ein offener Kamin – auch wenn letzteres klimabedingt mit jeder Menge Auflagen verbunden ist.

Wie und wo möchten Sie im Alter gerne wohnen?

München wird immer unser Hauptwohnsitz sein. Einen zweiten Wohnsitz in einer wärmeren Gegend kann ich mir für den Winter allerdings auch vorstellen. Ob in Italien, Spanien oder Palm Springs – das weiß ich noch nicht. Andererseits muss man mal abwarten, wie es mit dem Klimawandel weitergeht. Vielleicht ist es am Tegernsee irgendwann so mild, dass die Sehnsucht nach mediterranen Gefilden ohnehin abklingt. Eine Alternative zu München würde mir schon gefallen. Unter Umständen wird es ja – auch im Interesse meiner Frau – ein mittlerweile mildes Cornwall.

Wie haben Sie den Weg in die Immobilienbranche gefunden?

Ich komme aus einer Juristenfamilie und wollte ursprünglich Anwalt werden. Aber dann hat ein Freund, der gerade in der Ausbildung zum Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft war, mein Interesse für die Branche geweckt. Wirklich ausschlaggebend war aber ein Gespräch mit dem damaligen Geschäftsführer der Corpus. Er hat gespürt, dass mich das Thema Immobilien begeistert. Seinem Vorschlag, nach der Ausbildung ein weiteres Jahr zu bleiben und parallel nach einem passenden Studiengang zu schauen, bin ich gefolgt – zumal ich das meinen Eltern gut verkaufen konnte. Als vier Monate später das Angebot mit Leipzig kam, hat es mich endgültig gepackt. Ich bin dem Mann heute noch dankbar, weil der Werdegang für mich spannend und letztlich auch der richtige war.

Was braucht man Ihrer Einschätzung nach, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Man muss den Job gern machen – mit ganzem Herzen und aus voller Überzeugung. Erfüllung und ein echtes Interesse halte ich für die wichtigsten Treiber, um voranzukommen.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Am liebsten gehe ich mit den direkt Beteiligten aus und wir stoßen gemeinsam an. Erfolge sollte man genießen, aber ich bin keiner, der es übertreibt. Riesenpartys sind nicht mein Ding. Ich lasse die Dinge auch gern bei einem Spaziergang mit meinem Westi Revue passieren.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Auch da hilft ein Spaziergang mit dem Hund. Ich kann dabei sehr gut abschalten, Abstand gewinnen. Mein Hund freut sich immer über die Zeit, die ich ihm widme.

Was finden Sie an der Immobilienbranche besonders gut?

Dass sich die Branche so weiterentwickelt und professionalisiert hat. Anders als bei Aktienfonds werden greifbare Werte geschaffen. Und man hat sehr viel mit Menschen zu tun. Die leben und arbeiten in den Objekten, folglich muss und darf man sich mit ihnen auseinandersetzen. Da lässt sich nichts beiseiteschieben oder wegradieren.

Aber es gibt bestimmt auch etwas, das Sie an der Branche stört ...

Bei einigen Protagonisten in der Branche stört mich der extreme Hang zur Selbstdarstellung. In der Summe lässt das aber nach. Inzwischen gibt es auch zahlreiche immobilienwirtschaftliche Studiengänge. Compliance hat sich durchgesetzt. Sprich: Die Branche ist da viel professioneller geworden.

Baulöwe, Miethai, Heuschrecke: Leute, die mit Immobilien Geld verdienen (wollen), haben nicht immer den besten Ruf. Zurecht?

Ja, es gibt sie, aber ihre Zahl geht zurück.

Was würden Sie heute beruflich machen, wenn Sie nicht Immobilienprofi geworden wären?

Vermutlich Jurist. In meiner Familie hat das Tradition.

Sie würden jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen, weil ...

… die Immobilienwirtschaft Zukunft hat und eine enorme Bandbreite an Berufen bietet. Zudem hat die Branche vor dem Hintergrund des Klimawandels viele anspruchsvolle Aufgaben zu bewältigen. In dem Spruch "Das Erdgeschoss ist das Penthouse der Zukunft" steckt angesichts steigender Temperaturen viel Wahres. Junge Menschen, die gern Verantwortung übernehmen und Innovationen auf den Weg bringen wollen, können gerade jetzt sehr viel bewegen.

Haben Sie irgendwo auf der Welt eine Lieblingsimmobilie?

Der von der Bauhaus-Legende Mies van der Rohe entworfene deutsche Pavillon für die Weltausstellung 1929 in Barcelona. Genau dieses Design wurde in Palm Springs fortgesetzt.

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

Das Technische Rathaus in Frankfurt am Main. Zum Glück sind mir die Stadtplaner schon zuvorgekommen. Mittlerweile wurde diese Bausünde durch die Neubebauung des Dom-Römer-Areals geheilt.

Was bringt Sie privat auf die Palme? Und was beruflich?

Ungerechtigkeit – sowohl als auch.

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Wenn ich erst mit dem Hund in den Park gehe und anschließend beim Fliegenfischen durch die Isar wate.

Für welches private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Fliegenfischen.

Nennen Sie einen Ihrer Lieblingssongs?

„Don't stop believin“ von Journey.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an was …?

An Entspannung – an eine gute Zeit mit der Familie.

Homeoffice, Büro oder mobil in der Bahn? Wo arbeiten Sie am häufigsten?

Am liebsten arbeite ich im Büro, weil ich den kollegialen Austausch schätze. Ich arbeite aber auch gern im Homeoffice oder mobil. Ich bin es einfach gewohnt, viel unterwegs zu sein.

Wie gehen Sie am liebsten aus?

Meine Frau und ich, wir gehen am liebsten schön zum Essen ins Restaurant. Ich habe ein Faible für asiatische Küche. Ab und an trifft man mich im Cochinchina – einem wirklich guten Vietnamesen in Schwabing. Großartiges Flair, delikate Gerichte, kann ich nur empfehlen.

Und mit welcher noch lebenden Persönlichkeit würden Sie dort gerne einmal einen Abend verbringen? Warum?

Franz Beckenbauer. Mit einem Mann, der mal in der Kfz-Abteilung der Allianz angefangen hat und dann zur Lichtgestalt des internationalen Fußballs wurde, gehen die Gesprächsthemen nicht aus.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Asiatische Bowl.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Positives Denken.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben – welchen Traum erfüllen Sie sich?

Eine Blockhütte in Montana. Für ein Haus wird es nicht ganz reichen.

Das Interview führte Janina Stadel

Janina Stadel

Academies stärken Bindung der Mitarbeiter

In internen Schulungen lernen Mitarbeiter unternehmens- und jobrelevante Inhalte.

In internen Schulungen lernen Mitarbeiter unternehmens- und jobrelevante Inhalte.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Andrey Popov

Karriere 20.10.2022
Mit internen Akademien nehmen Unternehmen die Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter selbst in die Hand. Inhaltlich sollen job- und unternehmensspezifisches Fachwissen vermittelt werden. ... 

Mit internen Akademien nehmen Unternehmen die Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter selbst in die Hand. Inhaltlich sollen job- und unternehmensspezifisches Fachwissen vermittelt werden. Aber auch das Zugehörigkeitsgefühl zum Arbeitgeber wollen die Firmen durch die hausinternen Kurse stärken.

Wer beim Immobilienfinanzierungsvermittler Baufi24 Karriere machen will, muss zuerst das hauseigene Training überstehen. Alle neuen Mitarbeiter durchlaufen das Onboarding an der sogenannten Bilthouse-Academy, in der die Unternehmensgruppe unter anderem ihre Finanzberater ausbildet. Wer bisher nur wenig Praxiserfahrung vorweisen kann, lernt sogar bis zu vier Wochen lang in Vollzeit. Es geht um Fachwissen zur Baufinanzierung, um Beratungsdialoge und Prozesse. Auch wer Quereinsteiger ist, muss die Kurse durchstehen. Er lernt zwei Wochen lang die Kultur des Unternehmens kennen, den Beratungsansatz der Bilthouse-Gruppe sowie die spezifischen Systeme und Plattformen.

Die Bilthouse-Gruppe ist nur eines von zahlreichen Unternehmen der Branche, die die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter selbst in die Hand nehmen. Der Immobilienverwalter Reanovo hat seine Academy kürzlich um einen mehrwöchigen Kurs erweitert, der rund 260 Verwalter fit macht für eine Zertifizierung durch die Industrie- und Handelskammer. Und die niederländische Ten-Brinke-Gruppe schult ihre Mitarbeiter seit fast zehn Jahren darin, nicht nur Immobilien zu entwickeln, sondern auch die eigene Persönlichkeit. Damit schlagen die Unternehmen mehrere Fliegen mit einer Klappe: Einerseits positionieren sie sich als attraktiver Arbeitgeber, dem die Förderung der Mitarbeiter am Herzen liegt. Andererseits haben sie die Kontrolle darüber, was ihre Mitarbeiter lernen – und können das vermittelte Wissen speziell auf die Bedürfnisse der Organisation zuschneiden.

Helena von Voithenberg, seit September Personalchefin der Bilthouse-Gruppe, will mit ihrer Academy den Vertrieb "bestmöglich qualifizieren, um eine hohe Beratungsqualität sicherstellen zu können". Gleichzeitig sorgt sie so für eine gute Vernetzung innerhalb des Unternehmens – immerhin sind die Baufinanzierungsprofis für verschiedene Marken der Bilthouse-Gruppe tätig, also für Baufi24, Hüttig & Rompf oder Loan Link.

Fachwissen aus dem eigenen Unternehmen

In der Academy gibt es aber noch weit mehr als Onboarding-Seminare: Wer eine Geschäftsstelle eröffnen möchte, wird zusätzlich in Unternehmertum geschult. Auch das Vorbereitungstraining zur Sachkundeprüfung 34i und Leadership-Coachings laufen über die Academy. Jede Woche steht zudem ein anderes Fachthema auf dem Plan, etwa Bausparen oder energieeffizientes Bauen. "Weit mehr als 80% der Kollegen nehmen jede Woche an der Austauschrunde teil", sagt die Personalchefin. Die Berater können außerdem Kundenfälle mit Coaches diskutieren, die zu bestimmten Sprechzeiten erreichbar sind. Die Lehrkräfte dort stellen die Gruppen nach ihren Vorerfahrungen zusammen. Gerade pilotiert von Voithenberg einen achtwöchigen Leadership-Basiskurs, der über eine App läuft. "Die Nachfrage nach den zwölf Plätzen war immens", sagt die Personalchefin.

Die Inhalte der Academy stammen von unternehmenseigenen Vertriebscoaches, Trainern für Baufinanzierung sowie externen Referenten und werden laufend aktualisiert. Etwa, wenn die Förderbank KfW ihre Kreditvergaberichtlinien aktualisiert oder die Zentralbanken die Zinsen erhöhen. Nur bei Inhalten zu Führungsthemen und der Sachkundeprüfung, die alle Finanzberater vorweisen müssen, greift die Bilthouse-Gruppe auf externe Anbieter zurück. Den Löwenanteil bestreitet das Unternehmens allerdings intern: "Die Akzeptanz von Trainings ist höher, wenn sie aus dem eigenen Unternehmen kommen", sagt von Voithenberg. Die Mitarbeiter fühlen sich dann eher angesprochen, können die Inhalte leichter in die Praxis übertragen, erklärt die Personalerin.

Angebote stärken Arbeitgebermarke

Ronnie Witte, der seit dem Jahr 2013 die Academy des niederländischen Immobilienentwicklers Ten Brinke leitet, sieht sogar noch einen wichtigeren Vorteil: "Wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter gut ausbilden, machen die nicht nur bessere Arbeit, sondern bleiben ihrem Arbeitgeber länger treu", sagt er. "Die Mitarbeiter fühlen sich durch die Trainings sicherer und motivierter im Job. Das stärkt die Bindung zum Unternehmen." Witte rechnet vor: "Ständig neue Leute anzulernen, kostet mehr als die bestehenden Mitarbeiter weiterzuentwickeln und zu binden." Deshalb gibt es bei Ten Brinke auch Weiterbildung ohne Limit: Jeder darf so viele Kurse belegen, wie er möchte. Die rund 350 angebotenen Kurse reichen von Bauplanungsrecht und Grundbuchlesen über einen Ersthelferkurs und Techniken für mehr Produktivität. All das zählt als Arbeitszeit – außer Sprachkurse, die Mitarbeiter nicht für ihren Job benötigen. Die Module werden als E-Learning-Kurse angeboten, zusätzlich gibt es Gruppenveranstaltungen, die vor Ort in den Niederlassungen stattfinden. Die Teilnahme an der Academy ist zwar freiwillig, doch im Jahresgespräch schauen die Vorgesetzten genau hin und empfehlen das ein oder andere Modul falls nötig. Wer beispielsweise Führungsverantwortung übernimmt, sollte sich entsprechend darauf vorbereiten. Ein unternehmenseigenes vierköpfiges Team entwickelt technische Inhalte selbst, Baurecht und Fassadendämmung etwa. Weichere Themen zur Persönlichkeitsentwicklung kommen vom Partner Good Habitz, einem niederländischen E-Learning-Anbieter. Vor allem der Nachwuchs springt darauf an: "Ich bewerbe unsere Academy an Hochschulen und merke, wie wichtig jungen Leuten die persönliche Weiterentwicklung ist", sagt Witte. "Da zahlt unsere Academy natürlich auf unsere Arbeitgebermarke ein."

Auch Reanovo hat seine Academy im Frühjahr um einen Vorbereitungskurs zur IHK-Zertifizierung ausgeweitet. In den nächsten Wochen kommt noch ein Programm zur Führungskräfteentwicklung hinzu. Die Grundpfeiler: einheitliche Führungskultur, Führungstechniken und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Personalleiter Tom Goerke will das Onboarding seiner Auszubildenden weiter professionalisieren und über alle Reanovo-Standorte vereinheitlichen. Auch hier soll sie natürlich helfen: die Academy.

Die Autorin:Anna Friedrich ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Anna Friedrich