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Bei LEG regen Mentoren den Austausch an

Bei den Mentoren-Treffen bestimmen die Mitarbeiterinnen die Gesprächsthemen.

Bei den Mentoren-Treffen bestimmen die Mitarbeiterinnen die Gesprächsthemen.

Quelle: Imago, Urheber: Westend61

Karriere 20.01.2022
Mit einem einjährigen Mentoren-Programm sollen Mitarbeiterinnen von LEG Immobilien herausfinden, ob der Wechsel in eine Führungsposition für sie infrage kommt. Durch den regelmäßigen ... 

Mit einem einjährigen Mentoren-Programm sollen Mitarbeiterinnen von LEG Immobilien herausfinden, ob der Wechsel in eine Führungsposition für sie infrage kommt. Durch den regelmäßigen Austausch zwischen Teilnehmerinnen und Führungskräften haben sich die Netzwerke innerhalb des Unternehmens nach einigen Monaten verstärkt, und zwar über verschiedene Abteilungen und Positionen hinweg.

Armin Hutner trifft sich regelmäßig mit einer Mitarbeiterin zu Gesprächen und zum Austausch über den Berufsalltag und über Karrierechancen. Hutner, der bei LEG Immobilien als Bereichsleiter seit 2019 unter anderem fürs Personal verantwortlich ist, ist Mentor in einem einjährigen Programm, das er Anfang 2021 ins Leben gerufen hat. Auslöser dafür war eine Analyse der Personalzusammensetzung im Unternehmen. Rund 1.770 Mitarbeiter zählt LEG Immobilien aktuell, etwa 35% davon sind Frauen. Dieser geringe Anteil macht sich laut Hutner vor allem in höheren Positionen bemerkbar. "Mit Blick auf unsere Führungsebenen haben wir gemerkt, dass es in den oberen Etagen nur wenige Frauen gibt", berichtet er.

Mit dem Programm will er dem auf lange Sicht entgegenwirken. "Dabei geht es nicht um kurzfristige Karrierechancen", betont Hutner. Vielmehr wolle man durch den Austausch zwischen Mitarbeiterinnen und Führungskräften herausfinden, was Frauen derzeit davon abhält, sich für eine höhere Position innerhalb des Unternehmens zu bewerben. Deshalb achten die Organisatoren streng darauf, dass keine Mentee, wie Hutner die Teilnehmerinnen nennt, im Programm mit einem unmittelbaren Vorgesetzten als Mentor zusammenarbeitet. Während die Teilnehmerinnen herausfinden sollen, ob eine Führungsposition für sie infrage kommt und welche Aufgaben sie sich in Zukunft für die eigene Karriere vorstellen könnten, wollen die Führungskräfte, die sie als Mentoren begleiten, sehen, an welchen Stellen es in einzelnen Abteilungen hakt. Hutner selbst verfolgt als Mentor drei Hauptziele. "Ich will dabei unterstützen, die Arbeitsweisen im Unternehmen besser zu verstehen. Zudem soll meine Mentee ihre eigene berufliche Entwicklung hinterfragen und das Netzwerk innerhalb des Unternehmens soll gestärkt werden."

Letzteres geschehe fast ein Jahr nach Start des Programms bereits auf mehreren Ebenen. Zum einen im direkten Austausch zwischen den Mentees, die sich regelmäßig zu Gesprächen treffen und so Mitarbeiterinnen aus anderen Abteilungen kennen lernen, zum anderen habe sich zwischen den Mentoren eine neue Gesprächsdynamik entwickelt, berichtet Hutner. "Was die Mentoren von ihren Mentees erzählt bekommen, wird vertraulich behandelt. Doch wenn wir den Input von den Mitarbeiterinnen bekommen, können wir manchmal auch Dinge anstoßen und Änderungen oder Gespräche in Gang setzen", sagt Hutner.

Gegenseitiges Vertrauen ist das A und O

Mit seiner Mentee habe er schon im ersten Kennenlerngespräch ein gutes Verhältnis aufgebaut. "Wir waren knapp eineinhalb Stunden spazieren. Ich wollte bewusst ein Treffen im Büro vermeiden. Und tatsächlich haben wir schon nach zehn Minuten über Privates gesprochen, über unsere Partner und Kinder. Das hat das Vertrauen sehr gestärkt", erinnert er sich an das erste gemeinsame Meeting. "Zuerst hat meine Mentee sich mit ganzen Powerpoint-Präsentationen auf unsere Treffen vorbereitet – das hat mir gezeigt, dass sie ernsthaftes Interesse hat – und mir einen Überblick über die Themen gegeben, die sie gerne mit mir besprechen würde. Doch inzwischen sind es ganz lockere Treffen." Meistens sprechen die beiden über den Berufsalltag, "und daraus ergeben sich unsere Gespräche". Manchmal müsse er aber auch außerhalb der Treffen Zeit in das Programm investieren. "Wenn eine Mentee um eine Einschätzung bittet, dann bereitet ein Mentor das natürlich vor", nennt er ein Beispiel. Und auch den ein oder anderen Sondertermin haben die Mentoren schon organisiert.

Einblicke in den Alltag von Führungskräften

Ein solcher Termin steht demnächst bei Nathalie Christians an. "Ich werde meinen Mentor einen Tag lang bei der Arbeit begleiten", kündigt die Personalreferentin an. Sie ist seit 2021 bei der LEG und leitet selbst ein fünf-köpfiges Team. Als Mentee, kurz nach ihrem Einstieg ins Unternehmen, verfolgt die 32-Jährige konkrete Ziele: "Ich erhoffe mir dadurch Einblicke in das Unternehmen zu bekommen, die ich in meiner aktuellen Position nicht habe." Ihre Neugier richte sich v.a. auf den Tagesablauf und die konkreten Aufgaben des Führungspersonals. Der Start des Programms sei ihr noch schwergefallen. "Ich hatte zunächst Hemmungen, mit einem Vorstand offen über meine persönlichen und beruflichen Themen zu sprechen und auch von Bedenken im Unternehmen zu erzählen, oder sogar Kritik zu äußern." Inzwischen sei dies aber nicht mehr der Fall. "Mittlerweile haben wir ein sehr vertrauensvolles und offenes Verhältnis. Im Austausch suchen wir gegenseitig die Einschätzungen des anderen und fragen konkret nach Feedback, oder was der andere von bestimmten Situationen hält."

Fragen, die sie an ihren Mentor hat, notiert sich Christians vor den Treffen in einem Notizbuch. Sie ist dabei vor allem auf der Suche nach Feedback, das ihr helfen soll, ein besseres Bild von sich selbst zu bekommen. Dass ihr Mentor kein direkter Vorgesetzter ist, komme ihr dabei zugute. "Ich habe mir vor einiger Zeit die Frage gestellt, wo ich in meiner Karriere hinwill. Ob ich weiter aufsteigen, oder neue Aufgaben übernehmen möchte", sagt die 32-Jährige. "In meinem bisherigen Berufsleben gab es immer viel Feedback für meine Arbeit durch direkte Vorgesetzte. Durch das Programm wollte ich Einschätzungen von außen bekommen", beschreibt die Personalreferentin. "Das Feedback jetzt ist nicht nur an meine Aufgaben gebunden. Ich wollte mehr wissen über meine Wirkung auf andere." Am wertvollsten seien für sie Tipps und Strategien zum Umgang mit Kollegen und zur richtigen Gesprächsführung. Dabei habe sie schon einige Vorschläge bekommen, die sie direkt im Berufsalltag umsetzen konnte.

Durch das Programm habe sie auch mehr Kontakt zu anderen Abteilungen im Haus. "Die Mentees sind ganz bunt gewürfelt und kommen aus jeder Sparte der LEG. Dadurch lernt man nicht nur die anderen als Mensch, sondern auch deren Arbeit und Abteilungen kennen, denn wir Mentees treffen uns auch untereinander", erzählt sie. So gibt es neben Teilnehmerinnen aus Christians‘ Abteilung Personal u.a. auch Mentees, die sich im Unternehmen mit den Bereichen Strategie und Organisation sowie mit Recht und Compliance beschäftigen, und eine Teamleiterin aus einer Niederlassung. "Kurze Anrufe in andere Abteilungen gehen jetzt schneller, weil man direkt weiß, wer Ansprechpartner ist", nennt Christians ein Beispiel dafür, wie sich die Vernetzung im Alltag auswirkt.

Drei Wunschmentoren konnte Christians zum Start des Programms benennen. Ein Motivationsschreiben war dann ihr Schlüssel, um teilnehmen zu können. Um das Kennenlernen zu vereinfachen und Hemmungen abzubauen, startete das Programm im Frühjahr nach rund sechs Monaten Vorbereitung mit einem gemeinsamen Kick-off-Treffen. Ein ähnliches Event fand zum Austausch in der Jahresmitte noch einmal statt. Dafür wurde ein Coach eingeladen, der Gespräche professionell moderierte, um Anregungen für die Ausgestaltung der zweiten Programmhälfte gezielt zu sammeln. "Die weiteren Treffen fallen ganz unterschiedlich aus", hat Christians von anderen Teilnehmerinnen erfahren. "Die Rahmen für die Gespräche legen die Pärchen selbst fest. Teils sprechen sie sich wöchentlich kurz, oder nur einmal im Monat. Jeder so, wie er es braucht." Sie selbst treffe ihren Mentor alle paar Wochen zum Spaziergang oder Abendessen, zusätzlich telefonieren sie regelmäßig miteinander. Was genau besprochen wird, bestimmt sie. So wurde es zum Start in einem Papier festgehalten, um sicherzustellen, dass alle Fragen und Wünsche der Mentees Beachtung finden.

Insgesamt haben bei der ersten Runde 15 Frauen teilgenommen, denen je ein Mentor zugeteilt war. Weil das Interesse so hoch war, haben sich einige, die keinen Platz mehr im Programm gefunden haben, direkt fürs nächste Jahr beworben. Auch wenn die Plätze begehrt sind, ist sich Hutner als Initiator sicher, dass die Aufteilung in kleine Zweier-Gruppen auch in Zukunft bestehen bleiben soll, damit beide genügend Zeit haben, sich kennenzulernen und ihre Gespräche ins Rollen zu bringen.



Janina Stadel

Arbeitgeber punkten mit Elternangeboten

Einige Unternehmen bieten an, Kinder im Notfall mit ins Büro zu bringen.

Einige Unternehmen bieten an, Kinder im Notfall mit ins Büro zu bringen.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Halfpoint

Karriere 13.01.2022
Wenn junge Bewerber sich nicht zwischen Familiengründung und Berufseinstieg entscheiden wollen, kann die Vereinbarkeit von Privatleben und Arbeit ausschlaggebend bei der Wahl des ... 

Wenn junge Bewerber sich nicht zwischen Familiengründung und Berufseinstieg entscheiden wollen, kann die Vereinbarkeit von Privatleben und Arbeit ausschlaggebend bei der Wahl des Arbeitgebers sein. Viele Unternehmen lassen ihre Familienfreundlichkeit deshalb regelmäßig überprüfen. In der Immobilienwirtschaft sind es vor allem Wohnungsunternehmen, die sich konkrete Maßnahmen zertifizieren lassen, um beim Nachwuchs zu punkten und bestehende Mitarbeiter an sich zu binden.

Wenn am Gehalt oder Standort nichts zu rütteln ist, müssen Unternehmen andere Vorzüge durch Employer-Branding-Kampagnen betonen, um geeignete Kandidaten als Bewerber gezielt zu sich zu locken und bestehende Mitarbeiter langfristig zu halten. Dass das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf dabei eine große Rolle spielt, beobachtet Oliver Schmitz, Geschäftsführer von Beruf und Familie Service, einer Initiative der gemeinnützigen Hertie Stiftung. Er erzählt, dass Unternehmen gerne ihre Organisation von Elternzeiten hervorheben. Er begründet das Phänomen mit dem Alter der Kandidaten, nach denen viele Arbeitgeber derzeit suchen: "Wenn junge Fachkräfte angeworben werden sollen, brauchen sie diesbezüglich Gewissheit, vor allem, wenn sie direkt von der Hochschule kommen, oder als Young Professionals gelten", sagt Schmitz. Der Grund: Bei Berufsbildern, die eine lange Ausbildung voraussetzen, fallen der Berufsstart und die Familienplanung häufig zeitlich zusammen. Gerade junge Frauen wollen sich bei der Wahl eines Arbeitgebers dann darauf verlassen können, dass sie nach einem Mutterschutz mit anschließender Elternzeit wieder vollständig in ihre alte Stelle zurückkehren können, ohne Berufserfahrung zu verlieren. Wenn mit dem Employer Branding so auf die Lebensumstände und das Alter der Wunschbewerber abgezielt wird, spricht Schmitz von einer lebensphasenorientierten Unternehmensführung und sieht diesen Ansatz als Pluspunkt für Unternehmen, die sich als gefragte Arbeitgeber positionieren wollen.

Deutschlandweit hat Beruf und Familie Service 2021 mehr als tausend Firmen, Hochschulen und Institutionen im Programm für lebensphasenorientierte Unternehmensführung betreut, rund 25 stammten aus der Immobilienwirtschaft. Bei mehr als drei Viertel von ihnen handelte es sich um Wohnungsgesellschaften. Dass diese besonders stolz auf ihre Elternzeitorganisation sind, hat einen Grund: Bei den meisten von ihnen arbeiten deutlich mehr Frauen als Männer.

So auch bei der langdeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Degewo in Berlin. Von rund 580 Mitarbeitern sind fast 370 Frauen. 44 von ihnen haben in den vergangenen fünf Jahren eine Elternzeit genommen. Das waren mehr als doppelt so viele wie Männer, die von dem Thema betroffen waren. Zudem zeigen Zahlen des statistischen Bundesamts, dass die meisten Frauen nach einer Geburt eine Pause von zwölf bis 14 Monaten einlegen, während die meisten Männer nur das Minimum von zwei Monaten als Auszeit einplanen. Das bestätigt auch Degewo-Vorständin Sandra Wehrmann mit Blick auf die eigenen Statistiken. "Eine Elternzeit ist für das Unternehmen mit einem gewissen organisatorischen Aufwand verbunden", weiß sie aus Erfahrung. "Gerade für Führungskräfte stellt sie eine Herausforderung dar, denn sie müssen die Vertretungsregelungen aufstellen." Wehrmann lege deshalb großen Wert darauf, dass Führungskräfte für das Thema sensibilisiert werden.

Kinderbetreuung braucht flexible Arbeitszeiten

Aber auch nach dem Wiedereinstieg greife der Nachwuchs bei Frauen stärker in den Berufsalltag ein als bei Männern. Das habe sie besonders während der Corona-Pandemie beobachten können. "Bei uns waren es häufiger Frauen, die das Homeschooling übernommen haben, als Männer", sagt sie. Schul- und Kitaschließungen haben bei Degewo deutliche Auswirkungen auf den Arbeitsort gezeigt. "Mobiles Arbeiten haben wir schon vor Corona angeboten. Wir haben es an zwei Tagen in der Woche ermöglicht. Es wurde jedoch nur von ca. 65% der Belegschaft wahrgenommen. Die Pandemie hat alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezwungen mobiles Arbeiten auszuprobieren und nunmehr möchten doch viel mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Angebot wahrnehmen", beschreibt sie die Entwicklung. Bei Mitarbeitern, die zuhause Kinder betreuten, habe sich zudem der Tagesablauf verändert. "Wir haben die Arbeitszeit bis 22 Uhr verlängert. So konnten Mitarbeiter ihren Tag flexibler gestalten und hatten zum Beispiel am Nachmittag die Möglichkeit, längere Pausen einzulegen, um sich um die Kinder zu kümmern", beschreibt sie. Als Vorständin könne sie sich vorstellen, dieses Angebot in Zukunft noch weiter auszubauen. "Flexibilität von Seiten des Arbeitgebers stärkt die Loyalität und die Motivation der Mitarbeiter." Sie verdeutlicht: "Die Zahlen sprechen für sich. Wir haben beispielsweise in der Pandemie eine geringere Krankenquote gehabt, denn wenn es in der Familie mal einen Notfall gibt, können die Mitarbeiter ihre Arbeitszeit selbst umgestalten."

Junge Bewerber achten auf Familienfreundlichkeit

Diese Angebote lässt sich Dewego seit 2009 von Beruf und Familie zertifizieren. Externe Berater helfen bei regelmäßigen Besuchen, sogenannten Audits, herauszufinden, welche Maßnahmen im Unternehmen eingeführt oder ausgebaut werden können. Dabei werden auch Ergebnisse aus Mitarbeiterbefragungen berücksichtigt und alle festgehaltenen Vorhaben in regelmäßigen Abständen auf ihre Einhaltung überprüft. Gleichzeitig wird das Programm durch Workshops für Führungskräfte begleitet. Wenn alle Vorhaben umgesetzt werden, erhalten die Unternehmen ein Zertifikat. Das Papier lassen sich die Teilnehmer etwas kosten. Für die ersten drei Jahre zahlen Firmen mit bis zu 100 Mitarbeitern 8.000 Euro, bei 501 bis 1.500 Mitarbeitern liegen die Kosten für diesen Zeitraum bei 18.500 Euro. Laut Wehrmann lohnt sich die Investition. "Das Zertifikat und unsere Mitarbeiter-Benefits werden in jeder Stellenanzeige angesprochen. Auch in Bewerbungsgesprächen gehört es von unserer Seite aus dazu, alle Maßnahmen aus dem Bereich familienfreundliches Arbeiten zu erklären."

Neben den flexiblen Zeiten im Homeoffice bietet Degewo an den Standorten selbst auch Eltern-Kind-Büros an, die im Zertifikat festgehalten sind. Wehrmann spricht dabei von "einem Angebot, das einfach einzurichten ist", und beschreibt, dass es in den Räumen neben einem üblichen Arbeitsplatz auch Spielecken für Kleinkinder und einen Schreibtisch für Jugendliche gibt, an dem sie am Nachmittag ihre Hausaufgaben machen können. Besonders beliebt sei das Büro nach Schulschluss und werde meist stundenweise über ein Buchungssystem reserviert. Für Eltern biete es eine unkomplizierte Möglichkeit, Lücken in der Nachmittagsbetreuung zu überbrücken, ohne sich freinehmen oder die eigene Arbeit unterbrechen zu müssen. "Es gibt auch viele Mitarbeiter, die das Büro mehr schätzen als den Arbeitsplatz zuhause. Schließlich hat nicht jeder ein voll ausgestattetes Arbeitszimmer. Zudem kann im Eltern-Kind-Büro der Kontakt zu Kollegen gehalten werden und es bietet eine klare räumliche Trennung zwischen Beruf und Privatleben", ergänzt Wehrmann.

Auch die Wohnstätte Stade bietet ihren Mitarbeitern an, Kinder im Notfall mitzubringen. Dafür stehen ein Still- und Wickelraum bereit. Die Berliner Wohnungsgesellschaft Howoge organisiert als Betreuungsangebot jährlich ein einwöchiges Ferienlager für Mitarbeiterkinder und die WBG Nürnberg hat sich individuelle Teilzeitmodelle zertifizieren lassen, die vor allem von Eltern mit Kindern nach der Geburt gut angenommen werden und ihnen zum Teil einen früheren Wiedereinstieg ermöglichen, wenn das Kind noch keinen Betreuungsplatz hat. Zudem sorgt dort ein spezielles Patenprogramm dafür, dass Mitarbeiter in Elternzeit den Kontakt zum Unternehmen nicht verlieren. Sie werden regelmäßig über alle wichtigen Ereignisse informiert und erhalten Einladungen zu Betriebsveranstaltungen und Schulungen.

Dass diese Konzepte besonders bei jungen Bewerbern gut ankommen, kann Wehrmann bestätigen. "Für Bewerber, die altersbedingt von den Maßnahmen profitieren können – etwa, weil sie Kinder im Betreuungsalter haben –, ist das Zertifikat im Bewerbungsgespräch besonders wichtig", sagt Wehrmann. Doch auch gegenüber den langjährigen Mitarbeitern fühlt sich Wehrmann durch die regelmäßigen Überprüfungen verpflichtet. "Das Zertifikat dient als Nachschlagewerk für unsere Mitarbeiter. Es zeigt ihnen, was sie in Anspruch nehmen können. Gleichzeitig hilft es uns, unsere Maßnahmen ständig zu überprüfen und zu sehen, ob wir allen Maßnahmen immer noch gerecht werden, ob es Grenzen gibt und wo wir uns noch verbessern können", spricht sie von langfristiger Mitarbeiterbindung.



Janina Stadel

Events sollen junge Talente zu Dr. Lübke & Kelber locken

Steffen Schaack ist seit Sommer Geschäftsführer von Dr. Lübke & Kelber.

Steffen Schaack ist seit Sommer Geschäftsführer von Dr. Lübke & Kelber.

Quelle: DLRK

Karriere 23.12.2021
Als Geschäftsführer will Steffen Schaack bei Dr. Lübke & Kelber offene Stellen mit Young Professionals besetzen. Um ihnen das mittelständische Unternehmen schmackhaft zu machen, ... 

Als Geschäftsführer will Steffen Schaack bei Dr. Lübke & Kelber offene Stellen mit Young Professionals besetzen. Um ihnen das mittelständische Unternehmen schmackhaft zu machen, lädt er sie zusammen mit den Immobilienjunioren zu Veranstaltungen ein.

Einen Generationenwechsel, nicht nur in der Chefetage – das wollen die beiden Geschäftsführer Steffen Schaack und Marc Sahling bei Dr. Lübke & Kelber in den kommenden Jahren erreichen. Seit Juli ist Schaack mit an Bord. Er wechselte von Drooms, einem Anbieter für Datenraumlösungen, mit der Aufgabe, dem Unternehmen zu mehr Wachstum zu verhelfen. Dafür hat er eine klare Strategie mitgebracht: Im Headquarter in Frankfurt sollen junge Talente eingearbeitet und an das Unternehmen gebunden werden. Sie können später mit einigen Jahren Berufserfahrung an andere Standorte in ganz Deutschland wechseln und gemeinsam mit Lokalkennern neue Niederlassungen aufbauen, vier neue Standorte seien bis 2023 in Planung. Dass Schaack dabei den Fokus auf Young Professionals legt, hat einen vorausschauenden Grund. "Von unseren rund 50 Mitarbeitern gehen in den kommenden sieben Jahren schätzungsweise 15 bis 20 in Rente", sagt er. Bis dahin müssen ihre Qualifikationen und vor allem die Netzwerke für die nächsten Jahrzehnte an die neue Generation weitergegeben sein.

Neun Mitarbeiter wurden seit Schaacks Wechsel zu Dr. Lübke & Kelber eingestellt, fünf von ihnen besetzen Junior-Stellen, der nächste stehe schon in der Pipeline. "Das sind deutlich mehr als in den letzten Jahren in einem vergleichbaren Zeitraum", betont Schaack. Für das mittelständische Unternehmen bräuchten die Mitarbeiter ein ganz bestimmtes Profil. "Was wir suchen, sind Generalisten, die ein Projekt von A bis Z begleiten und alle Schritte mitmachen", fasst der Geschäftsführer zusammen. "Wir wollen keinen abwerben, indem wir mit extrem hohen Gehältern locken. Das soll nicht unser Maßstab sein. Aber darum geht es vielen motivierten Berufseinsteigern gar nicht", führt Schaack aus. Stattdessen verspricht er gute Aufstiegschancen und will jedem und jeder von Anfang an Verantwortung übertragen.

Doch bevor die Vorstellungsgespräche, die in der Regel von den Geschäftsführern selbst geführt werden und über meist zwei Runden gehen, starten können, müssen erst einmal passende Kandidaten gefunden werden. Der Mittelstand, meint Schaack, habe es derzeit schwer, sich beim Kampf um "engagierte Leute, die Karriere machen wollen", gegen die großen Konzerne durchzusetzen. "Wir haben zwar eine hohe Markenbekanntheit, doch viele wissen nicht recht, was genau sie sich unter unserer Investitionsboutique vorstellen sollen", sagt er. So hätten viele geeignete Kandidaten gar kein Bild davon, wie der Arbeitsalltag bei Dr. Lübke & Kelber aussieht.

Um das zu ändern, gibt Schaack dem Nachwuchs seit einigen Monaten Einblicke in die eigenen Büros und will dabei vor allem die Strukturen im Unternehmen aufzeigen. "Wir handeln zwar auf dem Markt der B- und C- Städte, aber wir arbeiten aus den Metropolen heraus", beschreibt Schaack das Verhältnis zwischen Standorten und Objekten. Und ergänzt: "Die jungen Leute wollen in den Metropolen leben und arbeiten, denn dort spielen sich Karrierechancen, Veranstaltungen und das Netzwerk ab. Und das ist in unserer Branche das wichtigste Handwerkszeug."

Kooperation mit den Immobilienjunioren

Deshalb lädt Dr. Lübke & Kelber inzwischen regelmäßig zu Veranstaltungen ein, bei denen das Unternehmen sich, seine Aufgaben und die Mitarbeiter sich ebenfalls in den eigenen Räumlichkeiten präsentieren können. "Wir hatten vor kurzem ein Event zum Thema ESG und planen gerade einen Career Day", nennt Schaack Beispiele dafür, wie diese Events mit unternehmensspezifischen Inhalten gefüllt werden. Dabei bestehen die Veranstaltungen aus Vorträgen und Expertentalks von Mitarbeitern, die über ihren Berufsalltag, aktuelle Projekte und Herausforderungen im Unternehmen und vor allem über ihre Motivation sprechen. Diese werden auch in die Planung miteinbezogen. Im Anschluss gibt es Get-togethers, bei denen die Besucher sich untereinander und mit den Mitarbeitern und dem Führungspersonal weiter austauschen können. Ein Vortrag vom Gründer zu seinen Idealen könne dabei am besten transportieren, welche Werte ein Unternehmen vertritt, ist Schaack überzeugt. Nicht zu unterschätzen seien auch die anschließenden ungezwungenen Gespräche. Diesen geselligen Teil der Events sieht Schaack als besonders wichtig an, um potenzielle Kandidaten für offene Stellen kennen zu lernen und ein Bild von ihnen jenseits von Bewerbungsschreiben und Lebensläufen zu bekommen. Gleichzeitig sei die Chance auf ein Business-Gespräch auch ein starkes Lockmittel, um die Young Professionals in die eigenen Büros zu ziehen. "Man möchte Teil des Netzwerks und der Liga sein. Man eifert Vorbildern hinterher – etwa Mentoren", erklärt Schaack, warum viele Kandidaten den Einladungen folgen.

"Die Bereitschaft von jungen Talenten, Veranstaltungen zu besuchen, ist groß", sagt Larissa Lapschies, Geschäftsführerin des Nachwuchsnetzwerks Immobilienjunioren. "Aber sie müssen einen Mehrwert versprechen", nennt sie die Bedingung für den Erfolg einer Veranstaltung und betont, dass ein gewisses Maß an Vorbereitung notwendig ist, um ein Event mit Inhalten und geeigneten Sprechern zu füllen. Lapschies‘ Verein hat eine Kooperation mit Dr. Lübke & Kelber geschlossen und hilft bei der Gestaltung der Events, etwa wenn es um die Themenfindung für Vorträge geht. Die Botschaften, die dort vor Ort oder pandemiebedingt online an die Besucher vermittelt werden, verbreitet das Netzwerk zusätzlich über Social Media, um weitere Mitglieder der Zielgruppe, die nicht selbst teilgenommen haben, zu erreichen. Dabei spricht Lapschies von den Immobilienjunioren als "gut ausgebildete Mitglieder, die sich aber im frühen Stadium ihrer Karriere noch nicht ganz sicher sind, wo es einmal für sie hingehen soll". Aufgabe des Vereins sei es, durch Kooperationen mit Unternehmen eine Orientierungshilfe zu sein. "Das geht nur, weil wir die Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, gut kennen und deshalb hinter den Botschaften stehen können, die sie verbreiten wollen."

Janina Stadel

Hier spricht die Zukunft

Die nächste Generation fordert von der Immobilienbranche Veränderungen und einen Wertewandel ein. Und sie will mitreden.

Die nächste Generation fordert von der Immobilienbranche Veränderungen und einen Wertewandel ein. Und sie will mitreden.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Jacob Lund

Karriere 22.12.2021
Sie übernehmen bereits in jungen Jahren Verantwortung – und fordern diese auch ein. Die sogenannte Next Gen repräsentiert die Zukunft der Immobilienbranche. Jedes Unternehmen, das für ... 

Sie übernehmen bereits in jungen Jahren Verantwortung – und fordern diese auch ein. Die sogenannte Next Gen repräsentiert die Zukunft der Immobilienbranche. Jedes Unternehmen, das für sich eine Zukunft plant, muss ihre Stimmen ernst nehmen. Denn niemand versteht die künftigen Kunden, Arbeitnehmer und Nutzer besser – weil sie ein Teil davon sind.

Sie stehen für die Anforderungen der nächsten Generation in Sachen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit. Und sie sind die nächste Generation der Immobilienbranche, einige von ihnen die Entscheider und Führungskräfte von morgen. Sie sind also jene Menschen, die in den kommenden Jahrzehnten den Weg prägen werden, den der Immobiliensektor einschlägt.

Ein neues Mindset für ESG-Themen

Was sie eint, ist ihre Jugend ? mehr noch aber ihr klarer Blick in die Zukunft. Und das Selbstbewusstsein, dass sie es sind, die den an so vielen Stellen notwendigen Wandel vorantreiben müssen. "Was ESG-Themen angeht, bringen die Jungen ein ganz neues Mindset mit. Das liegt daran, dass sie ganz anders aufgewachsen sind und somit eine andere Denkweise entwickelt haben: Sie legen Wert auf Nachhaltigkeit", sagt Student Dario Markoc. Dass sich besonders junge Proptechs dem Ziel verschrieben haben, emissionsärmer zu werden und gleichzeitig die Mieten bezahlbar zu halten, hält er nicht für einen Zufall. Ihnen gehe es darum, Prozesse zu entschlacken. Die 20-jährige Werkstudentin Léocadie Reimers hat einen anderen Aspekt besonders im Blick: Während ihre Kommilitonen fleißig mit Aktien handeln, ließen sie noch immer viel zu oft die Finger von Investments in Immobilien. Die Branche müsse daher neue Geschäftsmodelle und Zugänge entwickeln, um auch der jungen Generation das Investieren zu erleichtern.

Verantwortung schreckt die jungen Immobilienprofis nicht ab ? im Gegenteil. Lea Herrmanns baut den Colivinganbieter Poha House auf und hat festgestellt, welchen Einfluss die Immobilienwirtschaft ausüben kann, "allein schon aufgrund ihrer wirtschaftlichen Kraft und Größe". Was also wäre, fragt sie sich, wenn die Branche auf breiter Basis nachhaltigere Produkte nachfragen würde? Darauf hofft sie. Und darauf, dass die Immobilienwelt insgesamt bunter wird. Würde die Branche im nächsten Jahr ein wenig jünger und weiblicher, wäre das schon "ein Schritt in die richtige Richtung", davon ist sie überzeugt.

Einen natürlichen Zugang zum Digitalen

Den wünscht sich auch Portfoliomanagerin Laura Henninger im nächsten Jahr. Auch mit Blick auf die Entwicklung der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und Wirtschaft. "Ich hoffe auf ein normales Jahr", sagt sie und schiebt noch nach: "Und dass die Leichtigkeit wiederkommt." Für die Immobilienbranche sieht sie sich und ihre Altergenossen als (An-)Treiber. Für sie stehen Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Vordergrund.

Erwartungen an die neue Bundesregierung bringen sie alle mit. Gut, dass die nächste Generation hier ebenfalls mitredet. Kassem Taher Saleh ist der neue Obmann der Grünen für bau- und wohnpolitische Fragen und Bauingenieur. Er setzt auf einen ganzheitlichen Blick und will dafür einstehen, dass Wohnungs-, Bau-, Menschenrechts- und Klimapolitik Hand in Hand gehen.

Wer glaubt, dass unter 30-Jährige ausschließlich sorgenfrei und mit vielen Plänen durchs die Welt gehen, irrt gewaltig. Benedikt Rohletter wird etwas bang, wenn er das viele "billige" Geld sieht, das auf den Markt drängt. Auch durch Klima-Förderprogramme. Er mahnt an, hier das Gleichgewicht zu finden. Denn: "Energieeffizienz ist zusammen mit der Entwicklung neuer, ressourcenschonender Baustoffe sicher eine der derzeit wichtigsten Aufgaben der Branche." Die nächste Generation ist bereit Verantwortung zu tragen.



Robin Göckes

Nachhaltige Wohnungsbestände? Ideen gibt es genug!

20 Mitglieder des MAT-Netzwerks diskutierten über Maßnahmen für nachhaltigeres Wohnen.

20 Mitglieder des MAT-Netzwerks diskutierten über Maßnahmen für nachhaltigeres Wohnen.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheber: Janina Stadel

Karriere 09.12.2021
Durch nachhaltige Baustoffe, einheitliche Verordnungen und digitale Tools für den Alltag kann die Wohnungswirtschaft ihren CO?-Ausstoß in Zukunft senken. Damit diese Ideen auch umgesetzt ... 

Durch nachhaltige Baustoffe, einheitliche Verordnungen und digitale Tools für den Alltag kann die Wohnungswirtschaft ihren CO?-Ausstoß in Zukunft senken. Damit diese Ideen auch umgesetzt werden können, braucht es viel Kommunikation zwischen allen Vertretern der Immobilienbranche ? und mit der Politik, die in den Augen der Akteure vieles ausbremst. Das ist das Ergebnis zu dem zwanzig junge Frauen und Männer, alle Mitglieder des Nachwuchsnetzwerks Most Aspiring Talents (MATs), gekommen sind. Zwei Tage lang haben sie in einer Zukunftswerkstatt gemeinsam mit Patinnen und Paten aus der Praxis ? unter anderem Meravis-Chef Matthias Herter, ZIA-Geschäftsführerin Aygül Özkan und Sarah Maria Schlesinger, Geschäftsführerin von blackprintpartners ? an konkreten Maßnahmen für die Immobilienwirtschaft gearbeitet.

Was wir von der Politik fordern, ist ein weißes Blatt Papier", insistiert Projektentwicklerin Sarah-Madeline Buschmann. Sie schwenkt zur Veranschaulichung ein leeres DIN-A4-Blatt. Die Zustimmung im Plenum ist groß, als die Kollegen und Kolleginnen ihrer Arbeitsgruppe "Bauen" erklären, dass es ihnen bei dem Blatt um Bauverordnungen geht.

Buschmanns Ziel ist es, die Wohnungswirtschaft nachhaltiger zu machen. 55% weniger Treibhausgase bis 2030, so lauten die klaren Vorgaben der EU. Wenn es nach den Mitgliedern des MAT-Netzwerks geht, soll die Wohnungswirtschaft das vorgegebene Ziel schon früher erreichen. Wie das möglich werden soll, dafür haben die Nachwuchstalente der Immobilienwirtschaft in einem zweitägigen Workshop Ideen gesammelt und Konzepte entworfen.

In einem Planspiel haben sie verschiedene Rollen und damit auch unterschiedliche Sichtweisen eingenommen. Als Vertreter der Politik, von Wohnungsunternehmen, der Bauwirtschaft, der Mieter, der Verbände und der Digitalunternehmen der Branche ging es darum, Lösungen zu finden. Beraten wurden sie dabei von Praktikern, die in der jeweiligen Sparte aktiv sind (siehe "Rollenspiel: Der Weg zum klimaneutralen Wohnungsbestand"). Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen galt es anschließend für die MATs in einer großen Abschlussdiskussion vorzustellen ? und auch gegen die Interessen der anderen "Branchenakteure" zu verteidigen. Alle präsentieren eine Liste von konkreten Maßnahmen, die ihrer Meinung nach jetzt zu ergreifen sind, um Wohnungsbestände klimaneutral zu machen, oder um zumindest nachhaltig CO2 einzusparen. Die Schaffung von bundeseinheitlichen Regelungen, die für mehr Klarheit bei Projekten sorgen, landete beim Team Bauwirtschaft dabei ganz oben auf der Prioritätenliste.

"Es gibt in Deutschland tausende Bauvorschriften. Viele von ihnen sind historisch gewachsen und müssen bei jedem Vorhaben miteinander abgeglichen werden", moniert Buschmann, "aber damit nicht

genug. Es kommen ständig neue hinzu. Etwa ganz aktuell für CO2-Regelungen." Sie fordert deshalb mit Nachdruck: "Man muss sich auch mal trauen, die alten rauszuschmeißen."

Team Bauen: "Eine schlanke Bauverordnung für alle Bundesländer"

Franziska Weis, im normalen Leben Product Developerin bei Patrizia und an diesem Tag Politkerin, kann das gut nachvollziehen. Gemeinsam mit Gianluca Martinelli und Maximilian Woiczikowsky machte sie sich für die Vereinheitlichung von Vorschriften in den verschiedenen Bundesländern stark. Es falle vielen Akteuren der Bau- und Immobilienbranche schwer, den Überblick über alle geltenden Verordnungen zu behalten, argumentierte Weis. Doch Gruppenpate Staatssekretär Frank Doods vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klima, stellt klar, dass die Unterschiede in den Bauverordnungen nicht nur mit den Zuständigkeiten der Länder, sondern auch mit den Gegebenheiten in den Regionen zusammenhängen: "Es ist eben so, dass der Punkt hohe Schneebelastung in Bayern wichtiger ist als in Schleswig-Holstein", nennt er ein Beispiel. Mit seiner Gegenrede holt er auch Team Bauen auf den Boden der Tatsachen.

Team Politik: "Sekundärrohstoffe im Bau fördern"

Doch Weis und ihre Mitstreiter lassen als Nachwuchspolitiker im Planspiel nicht locker. Sie liefern neue Ansätze für eine Politik, von der die Immobilien- und die Bauwirtschaft profitieren können. Die Verordnungen, die die Ministerien festsetzen, so wollen es die MATs, sollen dazu führen, dass Immobilien nachhaltiger werden, besonders in Bezug auf die verwendeten Baustoffe. "50% aller Abfälle entstehen in der Immobilienindustrie, allein 8% der weltweiten CO2-Emission bei der Zementproduktion", nennt Weis konkrete Zahlen. Sie möchte diese Abfälle verstärkt wieder nutzbar zu machen. In Eigenregie hat sie deshalb recherchiert, welche Maßnahmen andere Länder schon ergriffen haben, um bei Bauvorhaben Ressourcen zu schonen. Eine Möglichkeit ist eine Primärrohstoffsteuer. Sie wird in Schweden seit 1996 auf Kies erhoben und hat unter anderem dazu geführt, dass dieser Rohstoff aus Kostengründen beim Straßenbau sparsamer eingesetzt wird. Doch Weis, Martinelli und Woiczikowsky möchten seitens der Politik positive Anreize setzen. Sie schlagen daher vor, in Deutschland den umgekehrten Weg zu gehen. Statt die Primärrohstoffe zu verteuern, wollen sie das Recycling von vorhandenem Material belohnen. Team Politik ist sich sicher, dass sich Subventionen für Unternehmen, die Sekundärbaustoffe aufbereiten, für mehrere Seiten lohnen würden. Zum einen, weil langfristig mehr Sekundärrohstoffe für die Bauindustrie bereitstünden, zum anderen aber auch, weil sie die Aufbereitungsverfahren durch die erhöhte Nachfrage schneller weiterentwickeln könnten. "So können neue Geschäftszweige in der Branche entstehen", nennt Woiczikowsky einen weiteren Vorteil. Martinelli denkt noch in eine andere Richtung und wünscht sich als Rollenspiel-Politiker von der "echten" Politik: "Gerade bei öffentlichen Ausschreibungen sollten Projekte, die von Anfang an mit diesen Stoffen planen, bevorzugt werden."

"Der Bedarf an Baustoffen wächst, weil der Bedarf an Wohnungen immer größer wird", weiß auch Bauvertreterin Buschmann und betont, dass in den kommenden vier Jahren schätzungsweise 1,5 Mio. zusätzliche Wohnungen in Deutschland bereitgestellt werden müssen. Schon beim Bau Rohstoffe einzusparen und gleichzeitig den Anteil versiegelter Flächen in den Städten möglichst gering zu halten, so lautet das Ziel, das Mark Andresen benennt. Er ist Referent des Vorstands bei Europa-Center und ebenfalls im Team Bauen. "Wir könnten vorhandene Bestandsimmobilien umbauen und so abändern, dass wir dem aktuellen Bedarf gerecht werden", ist er sich sicher. Dabei denkt Andresen geminsam mit Michael Sandbichler in seiner Arbeitsgruppe groß: Umstrukturierung von ganzen Quartieren, mehr gemischt genutzte Gebäude, die Wohnen und Gewerbe auf engem Raum kombinieren. "Im Erdgeschoss der Nahversorger und in den oberen Stockwerken Wohnungen in verschiedenen Größen und auf dem Dach eine Kita mit Spielplatz", beschreibt er eine ihrer Ideen, "und das könnte man noch weiter ausbauen." Dann, so überlegen die drei weiter, könnten in Mehrfamilienhäusern Sharing-Angebote für Fahrräder und Autostellplätze bis hin zu Rasenflächen und Hobbyräumen in den Kellern für neue Raumaufteilungen sorgen und die benötigte Fläche pro Bewohner reduzieren.

An dieser Stelle schlägt erneut die Realität in Form der Bauregularien zu, deren Sinnhaftigkeit die Politikvertreter Doods betont und etwa auf Gesundheitsschutz verweist ? und ihre Einhaltung anmahnt. Doch alle MATs bedauern, dass eine Experimentierklausel in der vergangenen Legislaturperiode keinen Einzug ins Baulandmobilisierungsgesetz gefunden hat, obwohl sich Branchenverbände wie etwa der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) seit Jahren dafür stark machen. Die Norm ist als eine befristete Ausnahmeregelung gedacht, die es den Kommunen für einige Jahre erleichtern soll, Wohnen und Gewerbe auf näherem Raum zusammenzubringen, ohne den strengen Auflagen der TA Lärm zu unterliegen. So könnten verschiedene Arten der Lärmdämmung getestet und die Vor- oder Nachteile nach Ende der Frist ausgewertet werden.

"Wir brauchen vielleicht nicht nur eine Bauverordnung, sondern zusätzlich eine Umbauverordnung", macht Beate Kleinewefers aus der Arbeitsgruppe Bauen, die als Consultant für BIM Solutions bei Drees & Sommer arbeitet, einen weiteren Vorschlag in Richtung Bestandsimmobiliennutzung. "Bei Neubauprojekten kann man vieles anders angehen, weil man von Anfang an weiß, welche Regularien zu befolgen sind. Für Nachrüstungen müsste es Zwischenschritte geben. Und das meinen wir ganz praktisch: Wenn Mieter im Haus sind, muss die Möglichkeit bestehen, Maßnahmen nach und nach zu treffen. So, dass ein Haus trotz Sanierung durchgängig bewohnt bleiben kann."

Team Mieter: "Wir brauchen finanzielle Unterstützung"

Für diese Idee gehen bei rund zwei Dritteln der 20 Mats und ihrer Paten grüne Papp-Schilder in Luft. So drücken sie ihre Zustimmung aus. Verhalten hingegen bleiben die Reaktionen in der Gruppe von Elena ter Glane. Sie ist als Manager Corporate Development für Art-Invest tätig ist und nimmt im Rollenspiel gemeinsam mit Katharina Sophie Tietz und Benjamin Reichel die Perspektive der Mieter ein. Sie haben Bedenken, wenn es um aufwendige Sanierungen geht ? und zwar aus finanziellen Gründen. "Wir müssen als Mieter auch den Geldbeutel im Blick behalten. Wir lehnen nachhaltige Wohnungen nicht ab, weil wir sie nicht wollen, sondern weil die Mieten oft zu hoch sind. Es herrscht ein Angebotsmarkt und kein Nachfragemarkt. Das gilt vor allem für die großen Städte", macht Tietz, sonst Vorstandsreferentin bei Union Investment Real Estate und nicht Mietervertreterin, deutlich. Für Tietz ist klar, die Mieter würden gerne einen Teil zum klimaneutralen Wohnen beitragen, doch sie brauchen dabei Unterstützung, um die Kosten dafür tragen zu können. Eine Mietsteigerung nach einer Sanierung sei gerade für einkommensschwache Familien nicht tragbar.

Knapp 90 Klebezettel mit Wünschen an Wohnungsunternehmen hat die Arbeitsgruppe Mieter über Stunden gesammelt und als große Mindmap an eine Wand gepinnt. Im Alltag denken sie beim Umweltschutz in den eigenen vier Wänden an Heizkosten, an Grünflächen im Quartier und an Haushaltsabfälle. "Mülltrennung wird uns seit Kindheitstagen eingetrichtert. Manche Mieter sind einfach zu faul oder sehen den Mehrwert darin nicht. Wenn aber ein Zähler am Müllschacht im Mehrfamilienhaus anzeigen würde, wie viel Energie aus den Abfällen im Bio-Heizkraftwerk produziert werden kann, könnte das zu mehr Genauigkeit animieren", glaubt Reichel, Junior Associate bei Habona Invest Asset Management.

Im Brainstorming wurde den Mietervertretern schnell klar, dass es in vielen Wohnungen an Transparenz fehlt. "Wir würden gerne unseren Energieverbrauch senken, aber wir wissen ja gar nicht, was wir im Moment verbrauchen", fasst Tietz im Plenum das Problem vieler Mieter zusammen. "Soll ich mir einen neuen Kühlschrank kaufen? Verbraucht der dann weniger?", wirft sie eine Alltagsfrage in die Runde. Nur die Angaben zur Energieeffizienzklasse auf den Produkten seien für die Mieter nicht ausreichend, um ein genaues Bild über den Energieverbrauch und den damit verbundenen CO2-Austausch bei längerer Nutzung zu bekommen. Stattdessen sehen die MATs die Vermieter in der Pflicht, ihrer Interessensgruppe nicht nur eine Abrechnung über Nebenkosten vorzulegen, sondern auch aufzuschlüsseln, wie diese zustande kommen.

Team Wohnungsanbieter:"Verbrauchseinsparung der Mieter belohnen"

Chiara Künzle, Marvin Greim und Niklas Querfeld und Jakob Wischhusen, die sich als Wohnungsunternehmen positioniert haben, müssen dazu nicht lange grübeln. Sie hatten als Wohnungsvermieter und -verwalter einen ähnlichen Ansatz ins Auge gefasst. "Wir müssen transparent machen, wie die CO2-Bilanz einer jeden Wohnung aktuell ist. Der Mieter muss sehen, dass er nicht nur CO2 einsparen kann, wenn er auf seinen Plastik-Strohhalm verzichtet, sondern wenn er den Verbrauch von jedem seiner Haushaltsgeräte kennt", führt Irebs- Doktorantin Künzel aus. Wie das gehen könnte, weiß Querfeld. Er schlägt vor: "Da muss eine technische Lösung her. Wir brauchen eine App." Sie wünschen sich ein Tool, das direkt an Steckdosen gekoppelt werden kann und so den Verbrauch eines jeden Geräts in Echtzeit abbildet.

In der Gruppe der Digitalisierer denken Christoph Schmidt, Linda Mayr und Enrico Kürtos noch einen Schritt weiter. Schmidt ist CEO des Proptechs Docestate und weiß, dass eine App nur zum Erfolg führt, wenn sie auch regelmäßig und flächendeckend zum Einsatz kommt. "Mietern müssen Anreize zur App-Nutzung gemacht werden. Sie sollen durch das Angebot den eigenen Verbrauch nicht nur verstehen und beobachten, sondern ganz bewusst umstellen. Dafür könnten die Vermieter Belohnungen bereitstellen. Zum Beispiel Freikilometer mit einem E-Auto aus der Quartiersgarage", schlägt er vor.

Zustimmung kommt dafür nicht nur von den Mietern. Auch die Wohnungsunternehmen könnten sich sein solches Angebot gut vorstellen. Die Baugruppe formuliert die nächste Sharingidee und denkt an geteilte Parkplätze im Quartier. Doch da rudern die Digitalisierer erst einmal zurück und zerstören die Illusion einer schnellen Lösung. Kürtös wendet sich an die Vermieter und verlangt: "Dann müsst ihr uns aber auch die entsprechenden Daten zur Verfügung stellen."

Team Verbände: "Mehr Kommunikation zwischen den Akteuren"

Dass genau dieser Punkt zum Problem werden könnte, hat Tobias Burkhard, der sich dem Team Verbände angeschlossen hat, schon geahnt. Er studiert Facility-Management und kennt das Problem der uneinheitlichen Datendokumentation. Burkhard beschreibt: "Jeder kocht sein eigenes Süppchen. Oft werden die Zahlen in Excel-Tabellen festgehalten. Das kostet im Arbeitsalltag Unmengen an Zeit in der Erfassung und bei der Auswertung merkt man oft, dass die Dokumentationen lückenhaft sind oder beim Festhalten der Daten unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt wurden." Digitale Tools zur Erfassung gebe es zwar schon etliche auf dem Markt, doch mit ihnen werde oft nur der Verbrauch ab der Einführung erfasst. "Ein weiteres Problem ist, dass die Produkte, die die Daten erheben, viel zu unterschiedlich sind."

Burkhards Mitstreiter ist Philipp Luckas, der als Vorsitzender des Vereins Students meet Real Estate an der Hochschule Aschaffenburg schon Erfahrungen mit der Arbeit der Verbände gesammelt hat. Luckas Und Burkhard sehen die Verbände als einen Schlüssel auf dem Weg zu einem einheitlichen Dokumentationssystem für die gesamte Branche. "Wir müssen hier erst schauen, wer welche Datensätze hat und wer welche davon braucht", notiert sich Burkhard und erklärt, "erst wenn die Zahlen vergleichbar sind, können sie so abgebildet werden, dass auch die Mieter sie nachvollziehen können." Die Verbände sollten die einzelnen Akteure wie Vermieter, Verwalter, Property-Manager und die App-Entwickler dafür an einen Tisch bringen und einen gemeinsamen Weg finden, wie die Daten als Grundlage für die App überhaupt bereitgestellt werden können. Aus Sicht eines Vermieters fordert Querfeld an dieser Stelle mehr Druck von der Regierung: "Damit das Ganze nicht aufgeschoben werden kann, muss die Politik dafür sorgen, dass in einem festen Zeitfenster alle Verbrauchsdaten in einheitliche Systeme übertragen werden."

Team Proptech: "Einheitliche Daten für die gesamte Branche"

Deshalb sehen die Rollenspiel-Verbände sich nicht nur Vermittler innerhalb der Branche, sondern es zudem als ihre Aufgabe mit Politikern ins Gespräch zu kommen, um die Interessen der Branchenakteure zu erklären und deren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Wie wichtig es ist, alle Hemmschuhe anzusprechen, zeigt ein weiterer Einwurf seitens Team Proptech. "Bei der App zum Beispiel müssen die Datenerhebungen und Verarbeitungen nämlich auch noch mit dem Datenschutz konform gehen", heißt es leicht genervt von Schmidt.

Zurück bleibt zunächst etwas Frust. Denn schnell standen sich im Plenum die Vertreter der verschiedenen Sparten in Opposition gegenüber. Wie im echten Leben, so ein Fazit. Deshalb, da sind sich die MATs wieder einig, muss das Thema Nachhaltigkeit nun angegangen werden, ohne dass noch mehr Zeit vergeht. Denn im Rollenspiel habe sich ? ähnlich wie im Berufsleben vieler MATs ? gezeigt, dass die Immobilienwirtschaft nur vorankommt, wenn sich die einzelnen Akteure zusammentun und sich gegenseitig anschieben, fasst Burkhard zusammen. Sein abschließendes Beispiel: "Es ist Aufgabe der Politik, veraltete Verordnungen zu streichen. Aber als Branche müssen wir uns gemeinsam Gehör verschaffen und so Druck ausüben, damit Bauverordnungen und Co. in der aktuellen Legislaturperiode gesichtet werden."

Rollenspiel: Der Weg zum klimaneutralen Wohnungsbestand

Für einen zweitägigen Workshop haben sich 20 der insgesamt 30 Mitglieder des Netzwerks der Most Aspiring Talents (MATs) der Immobilienwirtschaft in Hannover getroffen. Dabei haben sie Ideen für eine nachhaltigere Wohnungswirtschaft erarbeitet. Um Vorschläge für möglichst viele Akteure der verzahnten Branche zu finden, haben die Nachwuchstalente in einem Rollenspiel die Perspektiven von verschiedenen Akteuren und Interessensgruppen eingenommen und in sechs Kleingruppen konkrete Maßnahmen für unterschiedliche Adressaten erarbeitet. Zum Abschluss galt es im Plenum die entwickelten Konzepte vorzustellen.

Als Unterstützung standen den MATs in der Arbeitsphase Paten zur Seite. Matthias Herter, CEO der Meravis Immobiliengruppe, begleitete die Mitglieder der Arbeitsgruppe Wohnungsunternehmen, diejenigen, die die Proptechs repräsentierten, wurden von blackprintpartners-Geschäftsführerin Sarah Schlesinger beraten, und Staatssekretär Frank Doods vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klima unterstützte die Arbeitsgruppe Politik. Als Patin für die Baugruppe reiste Dilek Ruf an. Sie ist Vorsitzende des Bundes deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) Niedersachsen. Den MATs, die sich mit den Aufgaben von Verbänden beschäftigten, stand Aygül Ozkan, Geschäftsführerin des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), zur Seite. Die Arbeitsgruppe, die die Interessen der Wohnungsmieter repräsentierte, tauschte sich mit Dirk Kotylak, dem stellvertretenden Landesgeschäftsführer des niedersächsischen Landesverbands des Sozialverbands Deutschland (SoVD) aus.



Janina Stadel

gif ehrt Medienbeiträge zu immobilienwirtschaftlichen Themen

Karriere 08.12.2021
Mit dem gif-Preis für Immobilienjournalismus zeichnet die Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung jährlich herausragende Medienbeiträge rund um das Thema Immobilienwirtschaft aus. ... 

Mit dem gif-Preis für Immobilienjournalismus zeichnet die Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung jährlich herausragende Medienbeiträge rund um das Thema Immobilienwirtschaft aus. In diesem Jahr wurden ein Zeit-Artikel und ein Podcast-Beitrag geehrt.



Die Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung (gif) hat Beiträge aus zwei Kategorien mit dem gif-Preis für Immobilienjournalismus 2021 ausgezeichnet. Ziel der jährlichen Auszeichnung ist es, Medienbeiträge zu ehren, die Themen aus der Immobilienwirtschaft für ein breites Publikum aufbereiten und zugänglich machen.

In der Kategorie "Geschriebenes Wort" ehrte die gif den Beitrag "Hamburger Innenstadt: Hier muss jetzt endlich was passieren", der in der "Zeit" veröffentlicht wurde. Die Autorinnen Kristina Läsker und Hanna Grabbe berichten darin von Träumen und Plänen, die Grundeigentümer, Vertreter der Stadt und Immobilienentwickler für die Hamburger Innenstadt haben.

Der Rundfunkbeitrag "Mieter leiden: Immobiliengeschäfte in Frankfurt" hat die gif in der Kategorie "Gesprochenes Wort" ausgezeichnet. Hanna Immich und Gaby Beck zeigen in diesem Beitrag für den hr-Info-Podcast die Ausmaße von Missbrauch mit Immobilien in Großstädten am Beispiel der Stadt Frankfurt auf. Dabei ließen sie auch Mieter zu Wort kommen, die vom Kampf um bezahlbaren Wohnraum in der Main-Metropole berichten.

Spende an Reporter ohne Grenzen



Für Filmbeiträge aus der Kategorie "Bewegtes Bild" wurde in diesem Jahr kein Preis verliehen. Als Grund nennt die gif eine "zu geringe Teilnehmerzahl". Das Preisgeld, das wie in den anderen Kategorien auch bei 1.500 Euro lang, spendet die Gesellschaft stattdessen an die Organisation Reporter ohne Grenzen. Sponsoren für die Auszeichnung waren Aengevelt Immobilien und Aurelis Real Estate.

Janina Stadel

Büroplaner machen Arbeitsplätze zu Orten der Begegnung

Bei HB Reavis gibt es keine Einzelbüros mehr.

Bei HB Reavis gibt es keine Einzelbüros mehr.

Quelle: HB Reavis

Karriere 02.12.2021
Der Wechsel zwischen mobilem und hybridem Arbeiten hat Arbeitsorte seit Ausbruch der Pandemie verändert. Büros werden zunehmend flexibel gestaltet. Unternehmen sehen darin die ... 

Der Wechsel zwischen mobilem und hybridem Arbeiten hat Arbeitsorte seit Ausbruch der Pandemie verändert. Büros werden zunehmend flexibel gestaltet. Unternehmen sehen darin die Möglichkeit, auf Abstandsgebote reagieren zu können und neue Arbeitsmethoden zu fördern.

"Wir in Deutschland sind ganz klassische Büroarbeiter. Wir sind es gewohnt, von neun bis fünf ins Büro zu gehen. Und das hat sich jetzt radikal verändert", kündigt Kerstin Henning, Professorin für Real Estate an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht in Wiesbaden und Leiterin des EBS Real Estate Management Institutes (Remi) beim ersten Panel der Office Group mit dem Thema "Hybrides Arbeiten" an. Experten für Büroplanung entwickeln deshalb neue Konzepte und setzen diese schon selbst in den eigenen Niederlassungen um. Denn zwar berichten viele aus der Immobilienbranche, dass Homeoffice schon lange vor Ausbruch der Corona-Pandemie bei ihnen möglich war, doch der Wechsel zwischen mobilem Arbeiten und Präsenzmeetings im Büro habe zu einem Umdenken in der Flächenaufteilung geführt. Denn um sich den aktuellen Präferenzen aller Mitarbeiter anpassen zu können, müssen Büroeinrichtungen flexibler gestaltet werden.

"Eine One-fits-all-Lösung gibt es dabei nicht", stellt Markus Metzinger, Gründer und Gesellschafter von Office Group, klar. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, maßgeschneiderte Büros zu planen. Dabei müssen zum einen die Aufgabenbilder von Firmen, zunehmend aber auch die Unternehmensphilosophien bei den Planung berücksichtigt werden. "Ich bin überzeugt davon, dass die DNA des Unternehmens sich in den Büros widerspiegeln muss", sagt Metzinger. Allein die Anordnung von einzelnen Arbeitsplätzen könne sich zum Beispiel darauf auswirken, wie Hierarchieebenen im Unternehmen wahrgenommen werden. Er selbst haben keinen festen Schreibtisch mehr. "Wenn mein Partner oder ich ins Unternehmen kommen, dann suchen wir uns ein Plätzchen, gehen ins Gespräch oder verkrümeln uns irgendwo", beschreibt er. "Bis vor ein paar Jahren hätte ich mir das – gerade als Geschäftsführer – nicht vorstellen können."

Bei HB Reavis gibt es sogar gar keine Büros im eigentlichen Sinne mehr. Wenn HR-Managerin Hermine Fritzsche ein längeres Telefonat führt, sitzt sie nicht auf ihrem Schreibtischstuhl, sondern in einer Box. Sie ist schalldicht und lässt keine Bürogeräusche von außen rein, die sie im Gespräch ablenken könnten. Einsam oder gar eingeengt fühlt sie sich in der Telefonzelle aber nicht, durch die Glasscheibe hat sie alles um sich herum im Blick. Das Einrichtungskonzept, bei dem Rückzugsorte – nicht nur zum Telefonieren – und Treffpunkte auf einer großen Freifläche verteilt sind, hat HB Reavis vor zwei Jahren eingeführt, als der Standort Berlin am Kranzler Eck eröffnet wurde. Seitdem seien viele Besucher überrascht über das Konzept gewesen. "Viele, die von außerhalb kommen, assoziieren die Immobilienbranche oft mit einer sehr konservativen Einrichtung. Doch bei uns merkt man schon beim Reinkommen, dass es keine grauen Tische gibt", sagt Fritzsche. Ihr sei es wichtig, dass das Unternehmen mit gutem Vorbild vorangeht. Schließlich will HB Reavis seinen Kunden Bürokonzepte unter dem Stichwort "New Work" schmackhaft machen.

Die Einrichtung bestimmt die Arbeitsweisen

"Manche, die neu bei uns anfangen, müssen sich an die offenen Strukturen erst gewöhnen", kennt sie auch Kritik aus den eigenen Reihen. Mitarbeiter, die mit Berufserfahrung bei HB Reavis eingestiegen sind, haben ein Einzelbüro noch für ein "Prestigeobjekt" gehalten. Gerade für sie müsse das Unternehmen auch Rückzugsorte bereithalten. "Bei uns gibt es die Fokus-Rooms", beschreibt Fritzsche die Einrichtung am Rande der Freifläche und erklärt, "sie sind für Alleinarbeit gedacht und stehen jedem Mitarbeiter zur Verfügung, ebenso wie die Meetingräume, Telefonboxen und die Sofaecke."

Bei rund 50 Mitarbeitern lassen sich die unterschiedlichen Arbeitsplätze im Alltag gut aufteilen, an größeren Standorten wie in Bratislava hat das Unternehmen ein Reservierungstool eingeführt, das sicherstellt, dass jeder Mitarbeiter sich den Platz freihalten kann, den er für seine Aufgaben braucht. Besonders wichtig sei das für die Buchhaltung, weil dort mit sensiblen Daten gearbeitet werde und entsprechende Räumlichkeiten mit abschließbaren Schränken notwendig seien (vgl. "HB Reavis will mit Datenanalyse europaweit für Wohlfühlbüros sorgen").

Mit dem gemischten Konzept zielt das Unternehmen auch auf potenzielle Bewerber. Gerade beim Nachwuchs könne HB Reavis mit der modernen Einrichtung punkten. "Niemand will mehr in den großen grauen Kästen aus den 1990er Jahren sitzen. Wenn man den Großteil seines Tages im Büro verbringt, muss man sich wohlfühlen können", sagt Fritzsche. Der Standort ist für sie inzwischen nicht nur Aushängeschild der Firma, sondern auch wesentlicher Bestandteil des Employer-Brandings. "Wir legen viel Wert darauf, dass unsere Einrichtung hochwertig ist. Davon profitieren wir als neues Unternehmen im deutschen Markt. Denn die Wertigkeit der Einrichtung vermittelt potenziellen Mitarbeitern ein Gefühl von Sicherheit und signalisiert ihnen, dass man sich als Arbeitgeber um ihr Wohlbefinden kümmert."

Bei Real I.S. spielt die Einrichtung inzwischen ebenfalls eine große Rolle bei der Talentgewinnung. Auch dort gibt es gleichermaßen Rückzugsorte wie Treffpunkte für die Mitarbeiter, berichtet Bernd Lönner, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands. Er habe beobachtet, dass besonders die offenen Sitzecken in den letzten Monaten verstärkt genutzt werden. "Ein gemeinsamer Austausch und die gegenseitige Unterstützung sind mittlerweile gefragter denn je", sagt er. Diese Besprechungskultur müsse durch geeignete Sitzmöglichkeiten gefördert werden. Bei Real I.S. werde das durch geschlossene "Meet-and-Talk-Räume" für Brainstormings und Workshops, sowie durch Lounge-Ecken für offene Begegnungen mit den Kollegen umgesetzt. Lönner habe vor allem im späteren Verlauf der Pandemie im eigenen Unternehmen gemerkt, dass sich der spontane Austausch kaum digital abbilden lässt. Im Sommer habe sich herauskristallisiert, dass viele Mitarbeiter das Homeoffice als Rückzugsort für wiederkehrende Alleinarbeiten nutzen, während sie sich im Büro gezielt Anregungen für die Arbeit von Kollegen holen. "Wir sind überzeugt, dass die Möglichkeit, an verschiedenen Orten zu arbeiten, zum einen die Effizienz und Qualität der Arbeit fördert und zum anderen das Wohlbefinden maßgeblich unterstützt."

Ähnlich sieht das Mike Schrottke, Head of People Deutschland bei CBRE zu. "Die Pandemie hat unter Beweis gestellt, dass Büros essenziell für Kollaboration und eine gemeinsame Unternehmenskultur sind", fasst er seine Beobachtungen aus der Zeit nach dem zweiten Lockdown zusammen. Dabei spielen die veränderten Ansprüche der Mitarbeiter eine große Rolle. "Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen zunehmend selbst entscheiden, in welchem Umfeld sie arbeiten – darauf muss man vorbereitet sein und entsprechende Räumlichkeiten dafür schaffen", sieht er eine Herausforderung an die Arbeitgeber.

Janina Stadel

Verwalter brauchen IHK-Zertifikat

Karriere 02.12.2021
Ab Dezember kommenden Jahres dürfen sich Hausverwalter nur als WEG-zertifiziert bezeichnen, wenn sie eine entsprechende IHK-Prüfung abgelegt haben. Ausnahmen soll es für Personen geben, ... 

Ab Dezember kommenden Jahres dürfen sich Hausverwalter nur als WEG-zertifiziert bezeichnen, wenn sie eine entsprechende IHK-Prüfung abgelegt haben. Ausnahmen soll es für Personen geben, die sich anderweitig qualifiziert haben.

Der Bundesrat hat vergangenen Freitag der Regierungsverordnung zugestimmt, die die Prüfung zum zertifizierten Verwalter nach dem Wohnungseigentumsgesetz (WEG) regelt. Demnach können Wohnungseigentümer ab dem 1. Dezember 2022 einen Hausverwalter verlangen, der ein Zertifikat über notwendige rechtliche, technische und kaufmännische Kenntnisse nachweisen kann. Um dieses Zertifikat zu erhalten, müssen die Verwalter eine Prüfung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) ablegen. Von der Prüfungspflicht befreit werden sollen Volljuristen, geprüfte Immobilienfachwirte und Personen, die eine abschlossene immobilienwirtschaftliche Berufsausbildung, oder ein Hochschulstudium mit immobilienwirtschaftlichem Schwerpunkt nachweisen können. Sie werden dem zertifizierten Verwalter gleichgestellt. Setzt die Bundesregierung diese Änderung nun um, kann sie direkt in Kraft treten.

Markus Jugan, Vizepräsident des Immobilienverbands Deutschland (IVD) und Vorsitzender des IVD-Bundesausschusses Verwalter, hofft jetzt auf die schnelle Festlegung einer Prüfungsordnung. "Wir werden unsere Mitglieder auf die Prüfung adäquat vorbereiten. Der Ansturm an Prüfinteressenten wird indes nur zu bewältigen sein, wenn die Prüfungen so früh wie möglich angeboten werden können." Bis die erforderlichen Prüfungsausschüsse gebildet sind und alle Prüfungsinhalte und -abläufe feststehen, werde es aber noch eine Zeit lang dauern, befürchtet er.

Ebenfalls nun vom Bundesrat beschlossen wurde die schon lange vom Verband der Immobilienverwalter Deutschland (VDIV) geforderte Regelung, dass juristische Personen und Personengesellschaften mit zertifizierten Verwaltern gleichgestellt werden. Voraussetzung ist, dass alle im Unternehmen mit der Verwaltung beschäftigten Mitarbeiter die Prüfung zum zertifizierten Verwalter bestanden haben oder diesem aufgrund ihrer Qualifikation nach § 7 der Zertifizierter- Verwalter-Prüfungsverordnung (ZertVerwV) gleichgestellt sind.

Ampelkoalition plant den Sachkundenachweis

Weitere Fortschritte bei der Verwalterqualifikation verspricht der Koalitionsvertrag der angehenden Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP, der in der vergangenen Woche vorgestellt wurde. Die Koalition will demnach einen Sachkundenachweis für WEG-Verwalter zur Pflicht machen. "Nachdem im WEG bereits seit Dezember 2020 die IHK-Prüfung zum zertifizierten WEG-Verwalter verankert ist, besteht jetzt die Chance, eine echte Berufszulassungsvoraussetzung für WEG-Verwalter einzuführen", betont Thomas Meier, Präsident des Bundesfachverbands der Immobilienverwalter (BVI).

IVD-Vize Jugan sieht die Zertifizierung als WEG-Verwalter sogar als "obsolet" an, wenn der Sachkundenachweis als Vorgabe der Gewerbeordnung kommt. Beides basiere auf Prüfungen vor der IHK. Der IVD weist darauf hin, dass bereits die vorherige Bundesregierung über den Sachkundenachweis beraten hat, sich dann auf Drängen der CDU aber stattdessen für eine Kombination aus Versicherungs- und Weiterbildungspflicht sowie dem von der Gewerbeordnung unabhängigen IHK-Zertifikat entschied. "Es wäre gut, wenn der Gesetzgeber schnell den Sachkundenachweis einführt und die Regelungen im WEG aufhebt", meint Jugan.



Janina Stadel und Lars Wiederhold

IG Bau handelt mehr Gehalt für Beschäftigte bei Hochtief aus

Karriere 01.12.2021
In den Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft IG Bau und dem Bauunternehmen Hochtief ist es zu einer Einigung gekommen. Die Löhne und Gehälter werden bis 2024 um insgesamt 6,4% angehoben, ... 

In den Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft IG Bau und dem Bauunternehmen Hochtief ist es zu einer Einigung gekommen. Die Löhne und Gehälter werden bis 2024 um insgesamt 6,4% angehoben, zudem gibt es zwei Corona-Prämien und eine Wegzeiten-Entschädigung.



Die Beschäftigten des Bauunternehmens Hochtief bekommen insgesamt 6,4% mehr Lohn und Gehalt. Das sind die Ergebnisse der letzten Tarifverhandlungen mit der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), die am 1. September in Essen starteten.

Im Einzelnen erhöhen sich die Einkommen für die Beschäftigten im April 2022 um 3,1%, im April 2023 um weitere 2,2% und im April 2024 um 1,1%. Als Laufzeit für den Tarifvertrag wurde der Zeitraum vom 1. Oktober 2021 bis zum 30. Juni 2024 festgelegt.

#AB#Corona-Prämien und Wegzeiten-Entschädigung#/AB#

Bereits im Januar 2022 wird eine Corona-Prämie in Höhe von 500 Euro gezahlt, eine weitere im März in Höhe von 400 Euro. Auszubildende bekommen bei beiden Zahlungen die Hälfte.

Die kürzlich im Bauhauptgewerbe ausgehandelte Wegzeiten-Entschädigung gilt bei Hochtief ab Januar 2022. Sie sieht vor, dass Bauarbeiter für die Anfahrt zur Baustelle einen Ausgleich bekommen. Auch Wochenendheimfahrer werden bei dieser Regelung berücksichtigt. Als weitere Einigung wurde beschlossen, dass Angestellte aus ehelichen und nichteehelichen Lebensgemeinschaften künftig gleichgestellt sind.

Für den Hochtief-Konzern musste ein Haustarif ausgehandelt werden, weil das Unternehmen seit 2017 nicht mehr Mitglied im Hauptverband Deutsche Bauindustrie ist. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen rund 3.500 Mitarbeiter in Deutschland, weltweit knapp 34.000.

Janina Stadel