Karriere-News

Unialltag außerhalb des Hörsaals

Die Hochschule Fresenius liegt in Berlin zwischen dem Gendarmenmarkt und dem Auswärtigen Amt.

Die Hochschule Fresenius liegt in Berlin zwischen dem Gendarmenmarkt und dem Auswärtigen Amt.

Quelle: imago images, Urheber: Jürgen Ritter

Karriere 06.02.2020
Die Hochschule Fresenius in Berlin und Hamburg pflegt den Kontakt zur Immobilienwirtschaft. Davon sollen nicht nur die Studenten profitieren, auch Unternehmen ziehen Positives daraus. Sie ... 

Die Hochschule Fresenius in Berlin und Hamburg pflegt den Kontakt zur Immobilienwirtschaft. Davon sollen nicht nur die Studenten profitieren, auch Unternehmen ziehen Positives daraus. Sie können aus den Wünschen und Erwartungen der jungen Leute lernen.

Man könnte es einen Forward-Deal nennen, wenn sich Unternehmen der Immobilienbranche bereits Talente sichern, die noch im Werden sind. Die Firmen präsentieren sich im Audimax und kehren bei Besuchen von Studenten ihre beste Seite nach außen. "Ich merke, die Unternehmen haben Bedarf an jungen Leuten", sagt Bernd Hoepfner, Studiendekan Immobilienwirtschaft Hamburg und Berlin an der Hochschule Fresenius für Management, Wirtschaft & Medien. Inzwischen komme es sogar vor, dass die Studenten bei Firmenbesuchen von Vertretern der Personalabteilung empfangen und mit Visitenkarten versorgt werden - teils mit Erfolg. Hin und wieder legen die Studenten Hoepfner kurz nach der Exkursion Bewerbungsmappen hin mit der Bitte, er solle mal drüberschauen.

Studenten achten auf die Aufstiegschancen

In solchen Fällen haben die Unternehmen offenbar einiges richtig gemacht. Einen Anhaltspunkt, auf was es den jungen Leuten bei der Arbeitgeberwahl ankommt, liefert eine kurze Befragung, die Hoepfner unter seinen Studierenden Ende vergangenen Jahres durchgeführt hat. Sie hat ergeben, dass sie bei der Berufswahl besonders die Aufstiegschancen im Job im Blick haben. Die Erstsemester verbinden damit noch häufig eine gewisse Flexibilität im Job, die Drittsemester sehen darin höhere Verantwortung und einen sozialen Aufstieg.

Für die Studienanfänger kommt auf Platz zwei ihrer Prioritätenliste das Arbeitsumfeld, zu dem sie den Arbeitsplatz, das Team und den Aufgabenbereich zählen. "Adlershof nein, Kiez ja", fasst Hoepfner die Vorlieben bei der Standortwahl zusammen. An dritter Position stehen die Benefits, z.B. Teamevents, mögliche Auslandsaufenthalte, Fitness, Kita, Hund im Büro, Weihnachtsgeld, Aktienprogramme oder der Dienstwagen. Das ist ihnen noch wichtiger als flexible Arbeitszeiten, Work-Life-Balance, Homeoffice und eine großzügige Urlaubsregelung. Das Thema Gehalt findet bei den Erstsemestern erst auf Platz fünf statt.

Die Drittsemester messen der Vergütung derweil etwas mehr Bedeutung bei. Auf Platz drei steht ihr Wunsch nach einem monatlichen Gehalt ab 5.000 Euro, das den Druck auf die private Haushaltskasse angesichts gestiegener Mieten etwas lindern soll. Etwas wichtiger ist ihnen die Wahl des Arbeitsorts. Von Berlin, Hamburg, Düsseldorf, London, Paris, New York, Schanghai, Singapur, Tokio und Hongkong ist die Rede.

Die beim Nachwuchs generell häufig erwartete Work-Life-Balance rangiert auf der Wunschliste der Drittsemester erst auf Platz vier, gefolgt von Benefits wie Handy, Laptop, Wohnung, Auto, Kitaplatz und Fitness, sowie der Arbeitsumgebung. Das Schlusslicht bildet das Arbeitsklima in der Firma, gemeint sind damit gelebte Werte, ein Sinn für Nachhaltigkeit und ein moderner Arbeitsplatz.

Viele Assetklassen liefern Praxisbeispiele

Erwartungen sind allerdings das eine, die Praxis und der Alltag oftmals etwas anderes. Damit sich die jungen Leute ein möglichst konkretes Bild von Unternehmen, Projekten und Prozessen machen können, unternimmt Hoepfner häufiger mit einem knappen Dutzend Studenten praxisbezogene Ausflüge. Die verkehrsgünstig gelegenen Hochschulstandorte in Berlin und Hamburg unterstützen das. "Nur ein paar U-Bahn-Stationen entfernt, schon stehen wir vor interessanten Projekten." Büros, Einzelhandel, Shoppingcenter, Hotel - je nach aktuellem Inhalt der Vorlesung und Seminare werden die verschiedenen Assetklassen z.B. im praktischen Betrieb in Augenschein genommen. Nach der Rückkehr im Hörsaal wird über das Erlebte noch einmal diskutiert.

In einem ungleich größeren Rahmen kümmern sich die Studenten im vierten Semester um ein fiktives Immobilienprojekt auf einem realen Grundstück. Die Praxisarbeit beginnt mit der Lageanalyse, dem Dialog mit dem Stadtplanungsamt über das vorliegende Baurecht und dem Erstellen des Nutzungskatalogs, reicht über das Gespräch mit Maklern über die Marktlage und mit Architekten über Planungsideen bis hin zum Kontakt mit Banken zu Fragen der Finanzierung und dem Erstellen des Kaufvertrags. Im fünften Semester machen sich die Studenten zudem Gedanken über das Marketing für verschiedene Assetklassen.

Anke Pipke

Robert Patzschke

Robert Patzschke mit seiner Frau.

Robert Patzschke mit seiner Frau.

Urheber: Michael Haiser

Karriere 06.02.2020
Der Berliner Architekt Robert Patzschke (47), geschäftsführender Gesellschafter des Büros Patzschke Architekten, hat eine besondere Verbindung zu Indien. Schon seine Kindheit verbrachte er ... 

Der Berliner Architekt Robert Patzschke (47), geschäftsführender Gesellschafter des Büros Patzschke Architekten, hat eine besondere Verbindung zu Indien. Schon seine Kindheit verbrachte er teilweise dort und er besuchte das Internat an der Lawrence School Sanawa. Erste berufliche Erfahrungen sammelte er beim Architekturbüro Gherzie Eastern in Bombay, anschließend im Architekturbüro Patzschke. 2005 bis 2014 baute er in Indien eine Niederlassung des Architekturbüros auf. Studiert hat Patzschke an der North London University und in Berlin an der Universität der Künste. Er ist verheiratet und Vater von Zwillingen.

Wo wohnen Sie zurzeit?

Ich wohne am S-Bahnhof Grunewald in einer Wohnung im Erdgeschoss eines gründerzeitlichen Gebäudes. Leider haben auch hier die Nachkriegsentstuckungsmaßnahmen ihr Zeugnis abgelegt und so ist das ehemals reich geschmückte Gebäude nun ein schlichter Putzbau. Hier im Erdgeschoss dieses Gebäudes mit einem kleinen Garten nimmt man Teil an dem gemütlichen Treiben dieses kleinen Platzes, der das Zentrum des umliegenden urbanen Gefüges darstellt. Innerhalb der Wohnung spielt sich in der Küche das Leben ab, dort ist auch mein Lieblingsplatz. Gerade die frühen Morgenstunden von 5 bis 7 Uhr genieße ich hier sehr - es sind die einzigen Momente am Tag, die ich für mich alleine habe, bevor die Familie erwacht und der Büroalltag seinen Lauf nimmt.

Haben Sie bei dieser Immobilie oder einer anderen beim Bau schon einmal selbst mit Hand angelegt?

Aufgrund meines Berufs als Architekt und meiner Tätigkeit als Planer habe ich selbstverständlich an meiner Wohnung und an vielen Gebäuden schon selbst Hand angelegt, sowohl planerisch-zeichnerisch als auch physisch handwerklich. Das Interieur unserer eigenen Wohnung besteht aus einem eklektizistischen Sammelsurium verschiedenster Gegenstände, Möbel und Elemente. Die Küche und Einbauschränke sind aus Spolien, aus historischen Bauelementen, zusammengestellt. Gesammelte Gegenstände und herumliegendes Spielzeug der Kinder machen die Wohnung lebendig und gemütlich.

Was muss das perfekte Haus/die perfekte Wohnung unbedingt haben?

Gerade als Architekt weiß ich, dass es unzählige Möglichkeiten gibt, ein schönes Gebäude, ein schönes Haus und ein schönes Wohnumfeld zu gestalten. Gerade das macht es für Architekten so schwierig, ihr eigenes Wohnhaus zu entwerfen. Man möchte dort alle über die Jahrzehnte angesammelten Ideen unterbringen und so werden gerade Architektenhäuser oft ein zusammengewürfeltes Konglomerat verschiedenster Ideen. Andererseits gibt es verschiedene grundsätzliche Erfordernisse oder Aspekte, die eine perfekte Wohnumgebung beinhalten sollte. An erster Stelle steht hier natürlich das Wohnklima. Die Behaglichkeit bezüglich Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftzirkulation muss gegeben sein. Hier bin ich jedoch der Meinung, dass diese nicht unbedingt mit technischen Mitteln herbeigeführt werden sollte. Das Haus, so wie es bei Altbauten häufig der Fall ist, sollte passiv in der Lage sein, diesen Aspekt zu unterstützen.

Ein weiterer ganz wichtiger Punkt ist für mich die Himmelsausrichtung. Der Blick nach Osten zum Sonnenaufgang wird für mich mit zunehmendem Alter immer wichtiger. Genauso schön und wünschenswert ist der Blick nach Westen, um gemeinsam mit Familie und Freunden im Abendlicht den Tag ausklingen zu lassen. Ein perfektes Haus sollte sowohl Räumlichkeiten für ein geselliges Beisammensein anbieten als auch den einzelnen Bewohnern Rückzugsmöglichkeiten bieten. Aber auch die Praktikabilität der Wohnung sollte nicht unterschätzt werden und so würde ich in meiner nächsten Wohnung großflächige Abstellmöglichkeiten planen und mir meine eigene persönliche Ankleide wünschen.

Wo möchten Sie im Alter wohnen?

Früher bestand der Wunsch, in Indien zu wohnen. Nach zehn Jahren Wohnen und Arbeiten in Indien bin ich froh, wieder in Deutschland zu sein. Ein Leben im Alter auf dem Lande in Italien wäre eine durchaus denkbare Variante.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Das Schinkelsche Kasino an der Havel am Schloss Glienicke ist für mich ein perfektes Ensemble. Die Lage am Wasser mit dem Park im Hintergrund, das kleine Gebäude mit seiner ausgewogenen klassizistischen Gliederung und die langen Pergola-bekrönten Kolonnaden sind an ausgewogener Schönheit kaum zu übertreffen.

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

Gerade in Berlin gibt es unzählige Gebäude, die man gerne abreißen sollte. Die Kriegszerstörung hat ihre großen Narben hinterlassen, jedoch muss man auch dazusagen, dass die gleiche Zahl an Gebäuden, die im Krieg zerstört wurde, etwa noch einmal in den Nachkriegsjahren zerstört wurde. Ein Erneuerungs- und Modernisierungswahn hat in Deutschland und in Berlin dazu geführt, dass noch nach dem Krieg unzählige Gebäude abgetragen wurden, die nur leichte Kriegsschäden aufwiesen. Wir freuen uns heute über die alte Berliner Mitte. Wir können von Glück reden, dass in der DDR die Modernisierungswut vielleicht aufgrund fehlender wirtschaftlicher Mittel nicht ganz so stark ausgeprägt war wie im Westen der Stadt. Hätte man die Gebäude wieder aufgebaut, hätten wir womöglich ein in der Nachkriegszeit entstandenes UNESCO-Weltkulturerbe wie heute die Innenstadt von Warschau, die ebenfalls weitestgehend nach dem Krieg wiederaufgebaut wurde. Die entsprechenden Narben der 50er-, 60er- und 70er-Jahre gilt es peu à peu zu heilen, damit Berlin wieder eine schöne europäische Stadt werden kann.

Wann, wo und womit haben Sie als Erwachsener zum ersten Mal Geld verdient?

Parallel zum Studium fing ich an, mir eine Einnahmequelle aufzubauen. Zur damaligen Zeit Anfang/Mitte der 90er-Jahre war die CAD-gestützte Illustration von Gebäudeentwürfen noch nicht fortgeschritten bzw. ganz am Anfang. Aufgrund meiner Fingerfertigkeit im Malen und Zeichnen, vor allem von Architekturen, habe ich parallel zum Studium Architektur-Visualisierungen, Renderings und Illustrationen handzeichnerisch erarbeitet. Aufgrund des normalerweise in der Immobilienbranche zur Verfügung stehenden recht auskömmlichen Werbeetats waren diese Bilder, diese Auftragsmalerei gut bezahlt und so hatte ich das Glück, dass ich schon als Student ein gutes Leben führen konnte. Ein Großteil dieser Einnahmen floss in Reisen in verschiedenste Länder der Welt.

Wie haben Sie den Weg in die Immobilienbranche gefunden?

Mein Weg in die Immobilienbranche war quasi vorgezeichnet. Als Sohn des Architekturbüros Rüdiger und Jürgen Patzschke ist schon früh mein Wunsch aufgeflammt, selber Architekt zu werden und so ging mein Weg immer mit dem Ziel der Architektur vor Augen mit größeren und kleineren Umwegen und Abstechern doch geradewegs in die Immobilienbranche.

Was braucht man Ihrer Einschätzung nach, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Die Arbeit als Architekt bzw. als Inhaber eines Architekturbüros ist durchaus facettenreich. Man muss sicherlich einige Kommunikationsfertigkeiten mit sich bringen, um sowohl mit potentiellen und tatsächlichen Bauherren und auch mit den eigenen Mitarbeitern und anderen Fachplanern angenehm kommunizieren zu können. Man braucht natürlich auch ein Vorstellungsvermögen und eine gewisse Entwurfsqualität, um die Bauherren für sich gewinnen zu können und muss natürlich vor allem strebsam sein und die Projekte zur vollsten Zufriedenheit abarbeiten. Der aktuelle Boom in der Immobilienbranche hilft natürlich dabei, sich auch mit eigenen Projekten auf eigene Beine stellen zu können. Aber eine kontinuierliche gute Arbeit ist von äußerster Wichtigkeit und so konnte unser Büro auch durch mehrere Immobilienkrisen über die vergangenen 50 Jahre hinweg bestehen.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Im Büro teilen wir unsere Erfolge mit Familienmitgliedern und unseren Mitarbeitern. In speziellen Fällen wird auch mal eine Flasche Champagner geöffnet. Persönlich belohne ich mich gerne mit einer privaten Auszeit. Ein Tag, ein Wochenende, eine Exkursion.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Über Misserfolge wird mit stoischer Weiterarbeit hinweggegangen.

Was stört Sie in der Immobilienbranche? Und was finden Sie besonders gut?

Die Berliner Immobilienbranche boomt. Das ist für Architekten natürlich grundsätzlich von Vorteil. Andererseits erhöht sich dadurch auch die Konkurrenz. Gesellschaftlich kritisch ist natürlich die Preisentwicklung auf dem Immobilienmarkt. Auch für mittelständige Unternehmen und Personen wird es zunehmend schwierig, sich eigene Immobilien leisten zu können. In der Tat ist es aus diesem Grund auch erforderlich, gewisse politische Instrumentarien zu entwickeln, die dem entgegenwirken. Ich bin jedoch stark am Zweifeln, ob die Strategien des aktuellen Berliner Senats hierfür die richtigen sind. Vielmehr habe ich aufgrund dieser Entwicklungen eher die Befürchtung, dass die Instandsetzung bestehender und der Bau neuer Wohnungen extrem stark zurückgehen wird. Dies werden nicht nur die Wohnungssuchenden zu spüren bekommen, sondern vor allem auch die kleinen Architekturbüros und Handwerksunternehmen.

Baulöwe, Miethai, Heuschrecke: Leute, die mit Immobilien Geld verdienen (wollen), haben nicht immer den besten Ruf. Zu Recht?

Als Architekt habe ich das Glück, dass ich zwar zum einen der Immobilienbranche zugeordnet werden kann, jedoch die negativen Konnotationen im Allgemeinen nicht an das Berufsbild des Architekten gebunden sind. Sollte man den Umfragen Glauben schenken, so gehört der Architekt mit zu den beliebtesten Berufsbildern.

Sie würden jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen, weil...

Ein Dach über dem Kopf ist eines der Grundbedürfnisse des Menschen. Insofern wird es auch bei jeder Krise den Bedarf nach Wohnraum geben. Wir haben zwar auch schon Phasen erlebt, wo es ein Überangebot an Wohnraum gab und entsprechend die Immobilienwirtschaft krankte. Grundsätzlich halte ich die Immobilienbranche jedoch für verhältnismäßig stabil.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Bei Architekten spricht man oft nicht nur von einem Beruf, sondern von Berufung und so war auch bei mir der Wille, Architekt zu werden, so groß, dass es nie wirklich eine Alternative gegeben hat. Für die Zukunft kann ich mir jedoch vorstellen, mehr Zeit auf dem Lande zu verbringen. Ob nur als Gast am Wochenende oder in irgendeiner Form als Landwirt soll die Zukunft zeigen.

Was bringt Sie auf die Palme?

Grundsätzlich bin ich ein eher ausgeglichenes Gemüt. Ich suche immer nach Lösungsmöglichkeiten und versuche, auch die Gegenseite zu reflektieren. Was mich privat nervt, ist Entscheidungsunfreudigkeit, und was ich in meinem Team fordere, ist pünktliche und gute Arbeit.

Wie können Sie besonders gut abschalten?

Ich verbringe gerne Zeit mit meiner Familie im Freien, in der Natur, am See, im Wald, im Garten. Am besten abschalten von allem - von der Arbeit, von anderen Anspannungen - kann ich jedoch beim Reiten.

Welche kürzlich besuchte Veranstaltung hat Ihnen besonders gut gefallen und warum?

Ein Besuch in der Staatsoper mit Ballettaufführungen von S. Eyal und A. Ekman hat mich besonders beeindruckt. Dies ist kein klassisches Ballett, sondern eine Art Techno-Inszenierung in Ballettform. Diese gerade in den frisch hergerichteten Räumlichkeiten der Staatsoper zu sehen, fand ich außerordentlich spannend. Dementsprechend war auch das Berliner Szene-Publikum in diesen doch sehr traditionsreichen Räumlichkeiten vertreten und gerade dieses Spannungsverhältnis macht Berlin aus.

In welcher Bar/Restaurant/Diskothek kann man Sie häufiger antreffen?

Vor 20 Jahren hätte ich Ihnen noch eine Lokalität nennen können, wo ich regelmäßig bin. Damals wäre es wahrscheinlich das "90 Grad" gewesen. Zwischendurch haben mich zehn Jahre Auslandsaufenthalt in Indien etwas aus dem Leben in Berlin herausgenommen. Seit meiner Rückkehr sind auch meine Kinder Teil der Familie und so bin ich meistens Zuhause oder im Büro anzutreffen und nur sporadisch gibt es einen kulinarischen Ausflug in die Stadt zu unterschiedlichen Orten.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Natürlich gibt es viele leckere Sachen, die ich gerne esse: einen guten Fisch, ein paar Scampis, einen hausgemachten Braten und knackiges Gemüse. Wenn ich aber daran denke, was ich am häufigsten esse und auch immer wieder essen kann, dann ist es Ei mit Brot in seinen verschiedensten Darreichungsformen.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an …?

Mein letzter Urlaub war ein außerordentlich spannender. Meine Mutter arbeitet seit über 25 Jahren als Archäologin an einer Ausgrabung einer Pyramide im südamerikanischen Peru. Sie hat dort die älteste Hochkultur Südamerikas von 3800 v. Chr. nachweisen können. Damit meine Kinder mit eigenen Augen diese spannende abenteuerliche Arbeit ihrer Großmutter wahrnehmen können und in Erinnerung behalten, bin ich mit meinen Zwillingen nach Peru gereist und habe dort zusammen mit meinem Vater und meiner Nichte meine Mutter auf ihrer Grabung besucht.

Mit welcher noch lebenden Persönlichkeit würden Sie gerne einen Abend verbringen?

Gerne würde ich einen Abend zu Hause mit Papst Franziskus zusammensitzen und mich mit ihm über seine persönlichen Ansichten unterhalten. Vor allem sein Streben nach "Tenderness", also nach Zärtlichkeit der Menschen untereinander, konfessionsunabhängig, halte ich für ausgesprochen schön und achtenswert. Obwohl ich mich der europäischen und der christlichen Kultur zugehörig fühle, sehe ich die christliche Kirche aber auch sehr kritisch. Gerade die Bibel als wegweisendes Dokument halte ich für äußerst fragwürdig.

Mit wem würden Sie gerne mal für einen Tag das Leben tauschen? Warum?

So wie ich mir auch ein Gespräch mit Papst Franziskus vorstellen könnte, würde ich auch gern einen Einblick in sein Leben und seinen Tagesablauf sowie das Leben im Vatikan nehmen. Als Architekt würden mich natürlich die Schichten, Einzelheiten und verborgenen Ecken dieses jahrhundertealten Gebäudekomplexes interessieren und faszinieren. Als Mensch hingegen, denke ich, gibt es nur wenige Lebensformen, die so andersartig als das normale profane Leben eines arbeitenden Familienvaters sind. Wie viel dieses Lebens Strategie und harte Arbeit ist und wie viel davon tatsächlich geistiger Kontemplation - das würde mich interessieren.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Grundsätzlich zieht einen das Interesse an der Andersartigkeit ins Ausland. Dabei ist zunächst einmal unwichtig, ob diese Andersartigkeit besser oder schlechter ist. Das Interesse an anderen Lebensformen, Kulturen sowie Flora und Fauna motiviert mich zum Reisen. Dabei wird abgeglichen, was davon besser ist als das, was man zu Hause vorfindet. Aufgrund meiner diversen Reisen, aber vor allem auch aufgrund meines langjährigen Aufenthaltes in Indien, habe ich jedoch festgestellt, dass nicht alles auf der anderen Seite des Zaunes grüner ist. Ich bin ausgesprochen glücklich in Berlin und in Brandenburg und genieße das Glück und Privileg, in diesem Land aufgewachsen zu sein und leben zu dürfen.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben – welchen Traum erfüllen Sie sich?

Wenn ich 100.000 Euro zur Verfügung und vor allem mehr Zeit hätte, dann würde ich sicherlich noch mehr reisen und weitere Länder anschauen, vielleicht findet sich ja doch ein Ort, der auch langfristig lebenswerter ist.

IZ

Ferdinand Rock und die Laubs verbünden sich

Holger Lahm (links) und Ferdinand Rock führen Tristone.

Holger Lahm (links) und Ferdinand Rock führen Tristone.

Quelle: Tristone Real Estate, Urheber: Severin Schweiger / Das Kraftbild

Karriere 30.01.2020
Ferdinand Rock, lange Jahre München-Chef von JLL und zuletzt Geschäftsführer Development bei Investa, und Optima Aegidius bündeln ihre Kräfte. Ulf und Jens Laub, die Chefs des ... 

Ferdinand Rock, lange Jahre München-Chef von JLL und zuletzt Geschäftsführer Development bei Investa, und Optima Aegidius bündeln ihre Kräfte. Ulf und Jens Laub, die Chefs des Münchner Projektentwicklers, haben zusammen mit Rock und Holger Lahm, der ebenfalls von Investa kommt, die Gesellschaft Tristone Real Estate gegründet. Tristone soll "Nischen bedienen", in denen sich Optima Aegidius bisher nicht tummelte.

Die Laub-Brüder halten über Optima Aegidius 50% an Tristone. Die restlichen 50% teilen sich Lahm und Rock. Gehalten werden die Anteile der beiden Managing Partner Rock und Lahm, der bei der Investa Holding Head of Underwriting war, über je eigene Beteiligungsvehikel. Im Falle von Rock heißt das Vehikel, das nur zu diesem Zweck gegründet wurde, Real Estate 5 Rocks.

Ins Beuteschema von Tristone passen gewerbliche Projektentwicklungen und Value-add-Objekte - und zwar nicht nur in München, wo Tristone seinen Sitz hat, sondern auch in Berlin sowie in den Speckgürteln der beiden Metropolen. Was die Assetklassen angeht, schlägt Rocks Prägung auf Büroimmobilien durch. Rock leitete früher den Bereich Bürovermietung bei JLL. Doch auch Industrieobjekte kommen infrage.

"Wir freuen uns, mit Ferdinand Rock und Holger Lahm zwei ausgewiesene Experten mit hervorragenden Referenzen für unsere Firmengruppe gewonnen zu haben. Die erste Entwicklung für 50 Mio. Euro steht schon kurz vor Abschluss, weitere sollen folgen. Unsere Marktbreite wird mit Tristone nochmals an Fahrt aufnehmen, da wir jetzt auch die Nischen bedienen, die wir bisher vernachlässigt haben", lassen Jens und Ulf Laub als Inhaber und Vorstände von Optima Aegidius ausrichten. Den erwähnten ersten gemeinsamen Streich wollen die Partner in München landen, so viel verrät Rock.

Was mit "Nischen" gemeint ist, erläutert Rock im Gespräch mit der Immobilien Zeitung: "Tristone macht kleinere Projekte als Optima Aegidius, aber - zusammen mit anderen Kapitalquellen aus dem Inland und Ausland - auch größere." Heißt Pi mal Daumen in Zahlen ausgedrückt: Tristone schaut sich Projekte in der Größenordnung unter 50 Mio. Euro an sowie größere mit Volumina von über 100 Mio. Euro.

Die schiere Projektgröße ist aber beileibe nicht das einzige Merkmal der Unterscheidung: So nehmen Rock und Lahm außerdem auch Bestände in Augenschein - während die Laubs sich klassischerweise auf den Neubau konzentrieren. Zudem zieht Tristone die Großräume rings um die Standorte München und Berlin in Betracht, die sich das Team von Optima Aegidius vielleicht nicht anschauen würde.

Bei kleinen und mittelgroßen Projekten investiert Tristone auf die eigene Bilanz. "Für größere Volumina beziehen wir ausgewählte Kapitalsammelstellen ein", so Rock. Als Teil der Optima-Aegidius-Firmengruppe hofft Rock, mit seiner jungen Firma "von den Stärken eines renommierten Projektentwicklers mit rund 3 Mrd. Euro Projektentwicklungserfahrung und einem aktuellen Track von 200.000 m² alleine in Berlin und München" profitieren zu können.

Harald Thomeczek

Mindestlohn auf dem Bau sackt nicht ab

Karriere 23.01.2020
Vier Wochen hatten die Arbeitgeber aus der Bauindustrie und dem Bauhandwerk Zeit, sich zum Schlichterspruch für die Mindestlöhne auf dem Bau zu verhalten. Buchstäblich in letzter Minute haben ... 

Vier Wochen hatten die Arbeitgeber aus der Bauindustrie und dem Bauhandwerk Zeit, sich zum Schlichterspruch für die Mindestlöhne auf dem Bau zu verhalten. Buchstäblich in letzter Minute haben sie den Schiedsspruch angenommen.

Den von den Arbeitgebern angepeilten einheitlichen Branchenmindestlohn wird es bis auf weiteres nicht geben. Statt dessen bleibt es bei einer Zweiteilung in Mindestlohn 1 - die Lohnuntergrenze für Hilfsarbeiten auf dem Bau - und Mindestlohn 2 für qualifiziertere Arbeiten in den alten Bundesländern und Berlin. Konkret: Der Mindestlohn 1 steigt bundesweit ab dem 1. April 2020 um 2,9% auf 12,55 Euro pro Stunde. Der Mindestlohn 2 bleibt erhalten und klettert im April um jeweils 1,3% auf 15,40 Euro im Westen bzw. 15,25 Euro in Berlin. Die neuen Mindestlöhne gelten nur bis Ende 2020.

Die Arbeitgeber sehen schon in der zweiten Jahreshälfte 2020 einer Fortsetzung des Ringens um die vermeintlich richtige Branchenmindestlohnstruktur entgegen. Sie wollen einen einheitlichen Mindestlohn, weil der Zoll es dann leichter habe zu kontrollieren, ob die Mindestlohngrenzen in der Lohngruppe 2 auch tatsächlich eingehalten würden. Nach früheren Angaben der IG Bau von Ende Oktober 2019 schwebte der Arbeitgeberseite ein einheitlicher Mindestlohn in Höhe von 12,40 Euro die Stunde vor.

Bauhandwerk und Bauindustrie hätten sich mit der Annahme des Schlichterspruchs kurz vor Ablauf der Frist "buchstäblich in letzter Minute noch richtig entschieden", atmet die Baugewerkschaft erleichtert auf. Die Arbeitnehmervertreter hatten für den Fall der Fälle ein Absacken der Lohnuntergrenze auf das Niveau des gesetzlichen Mindestlohns (9,35 Euro) befürchtet. Ein solcher "Lockruf für Dumping-Firmen aus dem In- und Ausland" könne, so das Worst-Case-Szenario der Gewerkschaft, dazu führen, "die Unternehmen des Bauhandwerks und der Bauindustrie wirtschaftlich abzudrängen, die Tariflöhne zahlen, ordentliche Arbeit leisten und Qualität liefern".

Die Sozialpartner wollen umgehend beim Bundesarbeitsministerium beantragen, dass die neuen Mindestlöhne für alle im Bauhauptgewerbe in Deutschland tätigen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gelten. Auf Arbeitnehmerseite sind das mehr als 200.000 Personen.

Harald Thomeczek

JLL baut eine neue Einheit im Büroinvestment auf

Karriere 23.01.2020
Das Maklerhaus JLL baut ein neue Einheit im Bereich Büroinvestments auf. Zwei Namen stehen für das neu geschaffene National Investment Team - das nichts mit dem Central Investment Team zu tun ... 

Das Maklerhaus JLL baut ein neue Einheit im Bereich Büroinvestments auf. Zwei Namen stehen für das neu geschaffene National Investment Team - das nichts mit dem Central Investment Team zu tun hat - schon fest, beide kommen aus den eigenen Reihen. Weitere Kollegen für das neue Team werden noch gesucht.

Das National Investment Team kümmert sich laut einer Unternehmensmitteilung jetzt zentral um Großkunden bzw. Bürogroßdeals ab Volumina von 100 Mio. Euro, wo auch immer in Deutschland diese stattfinden. Die einzelnen Office Investment Teams an den neun deutschen JLL-Standorten arbeiten dabei mit dem National Investment Team zusammen.

"Das Central Investment Team, bestehend aus rund zehn Personen, bleibt hiervon unberührt", teilt ein JLL-Sprecher auf Nachfrage der Immobilien Zeitung mit. Die Nachbesetzungen der drei Investmentmakler, die sich für einen Wechsel von JLL zu Eastdil Secured entschieden haben, "werden wir zu gegebener Zeit separat veröffentlichen", so der Sprecher weiter. Das Central Investment Team als solches werde "unverändert fortbestehen". Das National Investment Team im Bürobereich sei eine zusätzliche Einheit.

Central Investment Team wird wieder aufgefüllt

Zwei Namen stehen für die neu geschaffene Investmenteinheit schon fest: Sarah Cervinka (48), bisher Senior Team Leader Office Investment in Hamburg, und Peter Birchinger (49), der bei JLL bis dato als Senior Team Leader Portfolio Investment in Frankfurt tätig ist. Beide werden dem neuen Team als Senior Directors angehören und an Marcus Lütgering, Head of Office Investment Germany und Mitglied im Strategy Board von JLL Deutschland, berichten.

In den kommenden Monaten soll das National Investment Team "schrittweise erweitert werden", so der Wortlaut der Mitteilung. Um wie viele Personen, werde man "zu gegebener Zeit mitteilen", sagt der Sprecher.

Klar ist: In Cervinkas Fußstapfen als Senior Team Leader Office Investment Hamburg ist zum Jahreswechsel Oliver Bergmann (37) getreten. Er ist seit sieben Jahren bei JLL in Hamburg im Bereich Büroinvestment aktiv.

Zur Erinnerung: Die drei Investmentmakler aus dem Central Investment Team, die JLL Richtung Eastdil verlassen werden, sind Matthias Kromer, Senior Team Leader Central Investment JLL Germany, seine Co-Team-Leaderin Laura Wenk und Senior Consultant Simon Vogelgesang. Kromer hatte im vergangenen Jahr zusätzlich die kommissarische Leitung des Bereichs Büroinvestments Frankfurt von Christian Lanfer übernommen, den es zu Cushman & Wakefield gezogen hat. Wenk wurde ihm dafür als Co-Team Leader Central Investment zur Seite gestellt.

Lütgering begründet die Umstrukturierung im Office Investment so: "Mit dem neu geschaffenen National Investment Team optimieren wir unsere Prozesse und bieten unseren Kunden eine perfekt auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Dienstleistung".

Harald Thomeczek

"150.000 Euro Festgehalt sind keine Seltenheit"

Westwind besetzte 2019 jeweils 25 Jobs im kaufmännischen Development und im technischen Projektmanagement.

Westwind besetzte 2019 jeweils 25 Jobs im kaufmännischen Development und im technischen Projektmanagement.

Quelle: Westwind

Karriere 23.01.2020
Michael Harter besetzte mit seiner Personalberatung Westwind Real Estate Executive Search 2019 knapp 100 Positionen für Fach- und Führungskräfte aus der Immobilienbranche. Der Markt für ... 

Michael Harter besetzte mit seiner Personalberatung Westwind Real Estate Executive Search 2019 knapp 100 Positionen für Fach- und Führungskräfte aus der Immobilienbranche. Der Markt für Projektentwickler brummt, sagt Harter - und das, obwohl er eigentlich leergefegt ist. Um noch an gute Leute zu kommen, setzen Development-Firmen viele Hebel in Bewegung.

Immobilien Zeitung: Herr Harter, die Projektentwicklung gilt ob ihrer Komplexität und hoher Renditen als Königsdisziplin der Immobilienwirtschaft. Ähnlich anspruchsvoll dürfte es zurzeit sein, einen erfahrenen Projektentwickler zu einem Jobwechsel zu bewegen.

Michael Harter: Stimmt. Viele Development-Unternehmen haben in den letzten vier, fünf Jahren eingestellt, viele Projektentwickler sind schon gewechselt - der Markt ist eigentlich leergefegt. Hinzu kommt: Im Vergleich z.B. mit einem Asset-Manager, der praktisch jedes Quartal verfügbar ist, kann man Projektentwickler im Grunde nur alle drei, vier Jahre loseisen. Sie wollen schließlich ihr Projekt fertigstellen, schon aus Identifikation mit dem eigenen Projekt. Nicht zu vergessen: Projektentwickler erhalten einen beachtlichen Teil ihres Bonus erst mit Projektabschluss.

IZ: Welche Hebel setzen Ihre Kunden also in Bewegung, um heute noch gute Leute rumzukriegen? Ich nehme an, Geld ist auch ein Faktor ...

Harter: Die Boni-Kultur nimmt tatsächlich zu. Sehr gängig ist mittlerweile eine Beteiligung am Projekterfolg. Es gibt auch Modelle der Unternehmensbeteiligung, etwa eine prozentuale Beteiligung am Projektentwicklungsgewinn oder Unternehmensanteile. Wenn der Unternehmer klug ist, beteiligt er seinen Entwickler am Projekt, weil der dann z.B. maximales Baurecht rausholt. Oder der Firmeninhaber zahlt dem Entwickler eine Effizienzprämie. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit für eine Punktlandung bei Qualität, Zeit und Kosten erheblich. So lassen sich z.B. Nachtragsforderungen einschränken.

IZ: Was verdient ein Projektentwickler mit Track-Record, der vielleicht schon zwei, drei Projekte mit zwei-, dreistelligen Millionenvolumina realisiert hat?

Harter: 150.000 Euro sind in so einem Fall keine Seltenheit - als Festgehalt. Die Bandbreite des Fixums fängt bei ca. 80.000 Euro an und hört je nach Unternehmenskultur bei etwa 240.000 Euro auf. Die kriege ich aber nicht, wenn ich einer von zehn Entwicklern in einem größeren Haus bin, sondern nur, wenn ich als Einzelkämpfer die Klaviatur der Mehrwertschaffung nachweislich beherrsche: Grundstück akquirieren, Planungsrecht besorgen, Baurecht schaffen, einen Vertrag mit dem Generalunternehmer verhandeln, noch vor der Fertigstellung die Mietverträge abschließen und das Projekt an einen Endinvestor verkaufen.

IZ: Was kommt auf so ein komfortables Grundgehalt noch an Bonus obendrauf?

Harter: Zwei Monatsgehälter on top sind für einen Projektentwickler untere Bonusgrenze und daher als Wechselgrund nicht ausschlaggebend. Legt der Unternehmer auf Basis einer klaren Zielvereinbarung mit definierten Bausteinen ein halbes oder ganzes Jahresfixum als Erfolgsprämie drauf, macht das trotzdem weniger als ein Promille seiner Projektkalkulation aus.

IZ: Mitunter ist zu hören, dass die Gehälter für Projektentwickler sinken und in der jüngeren Vergangenheit eine gewisse Beruhigung auf dem Jobmarkt eingekehrt ist.

Harter: Ganz im Gegenteil: Der Markt brummt! Die Gehälter fallen nicht, sondern steigen - sagen wir mal - zurückhaltend progressiv. Nur die wenigsten Entwickler versuchen, die Situation auszunutzen. Dass Developer freigesetzt werden, weil es keine Grundstücke mehr gibt oder diese zu teuer eingekauft wurden, haben wir noch nicht beobachtet.

IZ: Geld ist sicher nicht das Einzige, was bei der Anwerbung zieht.

Harter: Das Thema Flexibilität wird großgeschrieben. Ein Tag Homeoffice pro Woche ist z.B. oft attraktiver als ein Dienstwagen. Grundsätzlich werden flexible Arbeitszeiten immer wichtiger: Auch der Projektentwickler will schließlich die Möglichkeit haben, seine Kinder von der Schule abzuholen. Mobilität ist ein weiteres Thema: In Metropolen mit ihrem Großstadtverkehr will so manche Fachkraft lieber eine Bahncard 100 als ein Firmenauto, um bei dem Verkehrsaufkommen überhaupt noch einen zeitlichen Vorteil zu haben. Besonders für Jüngere ist Flexibilität heute das, was früher ein Firmenwagen war. An Bedeutung gewinnen zudem Kita-Plätze, die der Arbeitgeber für seinen Mitarbeiter organisiert.

IZ: Eröffnet der enge Markt Chancen für Leute, die sonst nicht so gefragt wären?

Harter: Sicher, es werden auch wieder 58-Jährige vermittelt, die große Berufserfahrung mitbringen. Denn da kann sich der Arbeitgeber relativ sicher sein, dass der Mitarbeiter bis zur Rente bleibt. Hier spielen die Themen Loyalität und Routine herein. Es gibt sogar Beispiele von pensionierten 72-Jährigen, die auf Zwei-, Drei-Tage-Basis arbeiten.

IZ: Danke für das Gespräch, Herr Harter!

Die Fragen stellte Harald Thomeczek.

Harald Thomeczek

Baumindestlohn: Arbeitgeber stimmen Schlichterspruch zu

Die neuen Mindestlöhne auf dem Bau sind endlich sicher gelandet.

Die neuen Mindestlöhne auf dem Bau sind endlich sicher gelandet.

Quelle: imago images, Urheber: Jochen Tack

Karriere 17.01.2020
Bis zum heutigen 17. Januar 2020 hatten die Arbeitgeber aus der Bauindustrie und dem Bauhandwerk Zeit, sich zum Schlichterspruch für die Mindestlöhne auf dem Bau zu verhalten. ... 

Bis zum heutigen 17. Januar 2020 hatten die Arbeitgeber aus der Bauindustrie und dem Bauhandwerk Zeit, sich zum Schlichterspruch für die Mindestlöhne auf dem Bau zu verhalten. "Buchstäblich in letzter Minute" haben sie sich nun, wie die Gewerkschaft IG Bau formuliert, "noch richtig entschieden", sprich: Die Arbeitgeber haben den Schlichterspruch angenommen. Damit liegt die unterste Lohngrenze nun bei 12,55 Euro.

Den von den Arbeitgebern angepeilten einheitlichen Branchenmindestlohn wird es bis auf Weiteres nicht geben. Statt dessen bleibt es bei einer Zweiteilung in Mindestlohn 1 - die Lohnuntergrenze für Hilfsarbeiten auf dem Bau - und Mindestlohn 2 für qualifiziertere Arbeiten in den alten Bundesländern und Berlin.

Konkret: Der Mindestlohn 1 steigt bundesweit ab dem 1. April 2020 um 2,9% auf 12,55 Euro pro Stunde. Der Mindestlohn 2 bleibt erhalten und klettert im April um jeweils 1,3% auf 15,40 Euro im Westen bzw. 15,25 Euro in Berlin. Die neuen Mindestlöhne gelten nur bis Ende 2020.

Nach der Verhandlung ist vor der Verhandlung

Die Arbeitgeber sehen schon in der zweiten Jahreshälfte 2020 einer Fortsetzung des Ringens um die vermeintlich richtige Branchenmindestlohnstruktur entgegen. Sie wollen einen einheitlichen Mindestlohn, weil der Zoll es dann leichter habe zu kontrollieren, ob die Mindestlohngrenzen in der Lohngruppe 2 tatsächlich eingehalten werden. Nach früheren Angaben der IG Bau von Ende Oktober 2019 schwebte der Arbeitgeberseite ein einheitlicher Mindestlohn in Höhe von 12,40 Euro die Stunde vor.

Bauhandwerk und Bauindustrie hätten sich mit der Annahme des Schlichterspruchs kurz vor Ablauf der Frist "buchstäblich in letzter Minute noch richtig entschieden", atmet die Baugewerkschaft erleichtert auf. Die Arbeitnehmervertreter hatten für den Fall der Fälle ein Absacken der Lohnuntergrenze auf das Niveau des gesetzlichen Mindestlohns (9,35 Euro) befürchtet. Ein solcher "Lockruf für Dumping-Firmen aus dem In- und Ausland" könne, so das vergangene Woche gezeichnete Worst-Case-Szenario der Gewerkschaft, dazu führen, "die Unternehmen des Bauhandwerks und der Bauindustrie wirtschaftlich abzudrängen, die Tariflöhne zahlen, ordentliche Arbeit leisten und Qualität liefern".

Die Sozialpartner wollen jetzt umgehend beim Bundesarbeitsministerium beantragen, dass die neuen Mindestlöhne für alle im Bauhauptgewerbe in Deutschland tätigen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gelten. Laut IG Bau sind das auf Arbeitnehmerseite mehr als 200.000 Bauarbeiter.

Harald Thomeczek