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Baufirmen kämpfen hart um gute Leute

Sebastian Wirbals, Personalleiter der List-Gruppe, schaltet beim Thai-Boxen von seinem stressigen Job ab.

Sebastian Wirbals, Personalleiter der List-Gruppe, schaltet beim Thai-Boxen von seinem stressigen Job ab.

Quelle: List-Gruppe

Karriere 18.04.2019
Die Auftragsbücher sind prall gefüllt, doch das Personal zum Abarbeiten ist knapp. Inzwischen hat sich die Situation am Bau laut Frühjahrsgutachten der Immobilienweisen so zugespitzt, ... 

Die Auftragsbücher sind prall gefüllt, doch das Personal zum Abarbeiten ist knapp. Inzwischen hat sich die Situation am Bau laut Frühjahrsgutachten der Immobilienweisen so zugespitzt, dass "die Baukonjunktur im Inland durch den verstärkten Fachkräftemangel im Bau- und Ausbaugewerbe signifikant (aus-)gebremst zu werden droht". Die Baufirmen strecken sich gewaltig, um passendes Personal zu finden.

Die Strabag-Tochter Ed. Züblin brauchte im Jahr 2017 im Schnitt 151 Tage, um eine Stelle in Deutschland zu besetzen. "Wohlgemerkt: Dann ist der Mitarbeiter noch nicht da. Die Kündigungsfrist kommt noch obendrauf", konstatiert Anne Di Roberto, Gruppenleiterin HR Development bei Züblin. Di Robertos Wunschvorstellung: eine Vakanz in ein bis zwei Monaten zu füllen. "Aber so schnell kriegen wir normalerweise niemanden."

Züblin fing erst 2017 damit an, in Deutschland Vakanzzeiten für Bau- oder Projektleiter, Angebotskalkulatoren oder Poliere zu messen, weil sich die Nachbesetzungszeiten spürbar verlängert hatten. "Seit zwei, drei Jahren merken wir, dass das mit dem Fachkräftemangel nicht nur ein Thema in den Medien ist." Für 2018 liegt noch keine Auswertung vor.

Dafür hat Di Roberto noch zwei Zahlen für 2017 parat. Die erste: 1.054. So viele Stellenanzeigen schaltete Züblin im vorvergangenen Jahr. Die zweite: rund 11.000. So viele Bewerbungen erhielt das Unternehmen. Rund zehn Kandidaten pro Stelle - das klinge vielleicht auskömmlich, sei es aber nicht, betont Di Roberto: "Für einige kaufmännische Stellen bekommen wir viele Bewerbungen. Dafür gibt es viele technische Jobs, wo wir nur sehr wenige Bewerbungen bekommen."

Eine Besetzung innerhalb von acht Wochen - dieses Kunststück gelingt Sebastian Wirbals, Personalleiter der List-Gruppe, des Öfteren. "Einen Großteil der Stellen besetzen wir tatsächlich grob gesagt innerhalb der ersten zwei Monate." Doch Wirbals spricht nicht nur vom Bau. Die List-Gruppe betätigt sich außer als Generalübernehmer im Schlüsselfertigbau u.a. auch in der Projektentwicklung und -steuerung sowie in den Bereichen Technische Gebäudeausrüstung und BIM-Beratung. Wirbals räumt ein: "Da ist das Spektrum der Berufsbilder so groß, dass wir den Fachkräftemangel in sehr unterschiedlichen Auswirkungen zu spüren bekommen."

Nirgendwo muss der List-Personaler so kämpfen wie im Baugeschäft. "Vor allem die Besetzung von Projekt- und Baustellenleitern gelingt nicht immer auf Anhieb", gesteht er. Hier gehe es um sehr erfahrene Bauprofis, die ein Höchstmaß an Verantwortung übernehmen sollen. "Der Kreis der Personen, der hierfür infrage kommt, ist sehr klein und sehr begehrt" - und in Zeiten wie diesen schon in festen Händen.

Der österreichische Baukonzern Porr tut sich in Deutschland besonders schwer, "Stellen mit signifikanter Praxiserfahrung im Bereich Bauleitung und Kalkulation" zu besetzen. Da der Markt mit Blick auf erfahrene Mitarbeiter "recht umkämpft" ist, sei es eine Herausforderung, wechselwillige Bewerber zu finden. Die "ungefähre" Suchzeit gibt Porr-CEO Karl-Heinz Strauss mit "einem bis vier Monaten" an, "bei Kalkulatoren kann es auch etwas länger dauern". In Deutschland hat Porr zurzeit rund 100 Stellen offen. Vakante Stellen gibt es vor allem im Bereich Bau- und Projektleitung sowie in der Arbeitsvorbereitung und der Kalkulation.

Laut Arbeitsmarktreport 2019 des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) brauchen 61% der Bauunternehmen länger als zwei Monate, um eine offene Stelle zu besetzen. Nur 12% der Baufirmen werden innerhalb dieses Zeitraums problemlos fündig. Das Zahlenfundament für den vielzitierten Fachkräftemangel am Bau liefert die Bundesagentur für Arbeit (BA). Die BA sieht tatsächlich bei immer mehr Bauberufen einen Engpass. Bei Meistern im Hochbau z.B. beträgt die Vakanzzeit 187 Tage und liegt damit 66% über dem Durchschnitt aller Berufe. Die Arbeitslosenquote liegt bei verschwindend geringen 1,1%, und auf 100 offene Stellen kommen gerade mal 79 Arbeitslose. Damit sind die Kriterien der BA für einen offiziellen Engpass weit übererfüllt.

Bei Bauingenieuren erkannte die BA bei ihrer Fachkräfteengpassanalyse im Dezember 2018 einen Engpass. Im Juni 2018 war das noch nicht der Fall. Wie paradiesisch die Zustände für Kandidaten mit einem Abschluss in Bauingenieurwesen sind, zeigt der Ingenieurmonitor des VDI Vereins Deutscher Ingenieure und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln von Januar 2019. Demnach konnten im dritten Quartal 2018 - rein rechnerisch - bundesweit 100 Arbeitslose aus 572 offenen Stellen für Ingenieure im Baubereich wählen.

Auch für Di Roberto ist es eine Herausforderung, Bauingenieure zu finden, vor allem erfahrene im Alter von 35 bis 45 Jahren. In diesem "Mittelbau" sei der Markt besonders umkämpft. Auch List-Personalleiter Wirbals muss sich gewaltig strecken, will er Kollegen "mit einem großen Erfahrungsschatz" an Bord holen. Dabei lässt er nichts unversucht. Er fischt nach Studienabbrechern und Quereinsteigern aus dem Handwerk und versucht, sie mit einer Weiterbildung fit für eine Tätigkeit als Baustellenleiter zu machen. Er bittet Kollegen aus dem operativen Geschäft um Empfehlungen und umgarnt Wunschkollegen. Den einen oder anderen Bauingenieur hat er so schon gefunden ("List umwirbt Wunschkollegen mit Geschenken", IZ 3/2019).

Bei gewerblichen Baufacharbeitern hat sich der Arbeitsmarkt letztes Jahr gedreht. Lag die Zahl der arbeitslosen Baufachkräfte laut dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie bis April 2018 deutlich über der entsprechenden Zahl der offenen Stellen, kehrte sich das Verhältnis seither um: Im November 2018 kamen auf 15.300 offene Stellen nur noch 13.000 Arbeitslose. Porr reagiert auf das ausgedünnte Angebot an Facharbeitern laut CEO Strauss so: "In Deutschland wird die gewerbliche Ausbildung wieder ausgebaut." Porr bildet seit diesem Jahr z.B. in München und Düsseldorf Beton- undStahlbetonbauer aus, in München zusätzlich Maurer.

Unbestritten, die Bauunternehmen müssen in der Personalbeschaffung ein größeres Rad drehen als früher. Doch dauerhaft unbesetzt bleiben Stellen allenfalls im Ausnahmefall: "Im Grunde schaffen wir es immer, einen sehr gut qualifizierten Mitarbeiter für eine offene Position zu bekommen. Es dauert nur länger als früher, und der Aufwand ist deutlich größer", sagt Bernd Hautz, Personalleiter bei Wolff & Müller. Bei Georg Bechtold, Gesamtpersonalleiter bei der Unternehmensgruppe Diringer & Scheidel aus Mannheim, klingt das ähnlich: "Die Problematik besteht für uns weniger darin, geeignete Arbeitskräfte zu finden. Die Besetzungsdauer in einer Bauboom-Phase ist jedoch spürbar länger."

Hinzu kommt: Die Unternehmen wollen es mit dem Aufbau der eigenen Belegschaft nicht übertreiben und fahren lieber auf Sicht - man weiß ja nie, wann der Wind auf dem Immobilienmarkt sich wieder dreht. Und wenn es so weit ist, will keine Firma zu viele Leute auf der Payroll haben, vor allem gewerbliche. In der Baubranche ist der temporäre Zukauf von Arbeits- und Leistungskapazitäten fast schon traditionell ein wichtiger Teil der Personalstrategie. Die List-Gruppe z.B. beschäftigt schon lange keine Bauarbeiter mehr.

Dieses Vorgehen macht Baufirmen "flexibel hinsichtlich des aktuellen Bedarfs an gewerblichem Personal" und gibt ihnen "auch die notwendige Flexibilität hinsichtlich des Einsatzorts", erläutert Bechtold. "Sicherlich", räumt er ein, "wäre bei der derzeitigen Auftragslage das Risiko einer Nichtauslastung von eigenem Personal weniger gegeben. Zu Zeiten normalen Nachfrageverhaltens ist jedoch die Kalkulation mit Subunternehmerkosten immer planbarer und dem Markt angepasster als mit eigenem Personal."

Die ersten Wolken ziehen schon auf. Im Bauboom müssen die Firmen in ihrem Bemühen, qualifiziertes Personal aufzustocken, vielleicht in Kauf nehmen, dass sie auch weniger gut qualifizierte Arbeitskräfte einstellen und diese dann fit für den Job machen. Doch "gleichzeitig prognostizieren Analysten bereits einen Rückgang der Aufträge in den kommenden Jahren im Bereich Industrie und Wirtschaft. Aus gutem Grund agieren Bauunternehmen also vorsichtig", erklärt Bechtold.

Doch das ist Zukunftsmusik. Stand heute sind die Firmen froh um jeden halbwegs passenden Mitarbeiter, der kommt - oder nicht geht: "Wegen der hohen Baukonjunktur können einerseits nicht alle offenen Stellen (zügig) besetzt werden, andererseits steigt die Abwerbung von Arbeitskräften im Bauhauptgewerbe rasant an", schreiben die Immobilienweisen im aktuellen Frühjahrsgutachten.

Wirbals gibt zu: "Ohne das passende Gehalt bewegt man keinen seiner Wunschkandidaten zu einem Wechsel oder auch zum Verbleib im Unternehmen." Hautz wird deutlicher: "Geld spielt eine Riesenrolle." (Siehe auch "Leute zu halten ist die größte Kunst")

"Noch wichtiger als Finden ist Binden", betont Di Roberto. Sie hält den schnöden Mammon nur bedingt für ein Bindemittel: "Niemand geht nur wegen zu wenig Geld. Führen ist extrem wichtig." Darum setzt sie u.a. auf eignungsdiagnostische Instrumente im Auswahlprozess von Führungskräften und achtet darauf, dass die Leitwölfe regelmäßig Rückmeldungen von Vorgesetzten, gleichrangigen Kollegen und Untergebenen erhalten. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein weiterer Hebel, an dem Di Roberto ansetzt. Allen Mitarbeitern, deren private Situation dies erfordert, wird die Möglichkeit für mobiles Arbeiten geschaffen. Auch ein Bauleiter kann einen Teil seiner Aufgaben im Homeoffice erledigen, weiß Di Roberto.

Selbst die Bundesregierung beschäftigt sich - Stichwort: Wohnungsbau - jetzt mit dem Fachkräftemangel am Bau. Mehr als das branchenübergreifende Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das Menschen außerhalb der EU den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt erleichtern und von dem auch der Bau profitieren soll, ist den Spitzenpolitikern dazu aber noch nicht eingefallen.

Dabei spielen Fachkräfte aus dem Ausland längst eine wachsende Rolle. So hat sich der Anteil von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit ausländischem Pass im Hoch- und Ausbau laut der Bundesagentur für Arbeit in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt (auf 20% bzw. 17%). Auch die Zahl entsandter Arbeitnehmer ist seit der Finanzkrise stärker gestiegen als die der inländischen Beschäftigten: Sie hat sich der Sozialkasse Soka-Bau zufolge ebenfalls mehr als verdoppelt (auf 85.000 im letzten Jahr).

Bechtold ist skeptisch, ob die Bemühungen der Bundesregierung fruchten: Unternehmen wie Diringer & Scheidel bräuchten auch auf der gewerblichen Ebene Mitarbeiter, die in den Berufsbildern ausgebildet wurden - und keine Hilfsarbeiter. Wenn Unternehmen Arbeitskräfte aus dem Ausland erst "mit viel Aufwand" fit machen und zusätzlich Sprachbarrieren überwinden müssen, sei das Problem nur verschoben.

Harald Thomeczek

Frauenanteil: Bei vielen Immobilien-AGs steht die Null

Frauen an der Spitze: ein seltenes Bild, nicht nur in Immobilienunternehmen.

Frauen an der Spitze: ein seltenes Bild, nicht nur in Immobilienunternehmen.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: Wolfilser

Karriere 15.04.2019
Die Aufsichtsräte von einem Drittel der 160 börsennotierten Unternehmen in den Indizes DAX, MDax und SDax haben sich einen Frauenanteil von 0% im Vorstand zum Ziel gesetzt. Zu den ... 

Die Aufsichtsräte von einem Drittel der 160 börsennotierten Unternehmen in den Indizes DAX, MDax und SDax haben sich einen Frauenanteil von 0% im Vorstand zum Ziel gesetzt. Zu den Gesellschaften, bei denen - um ein geflügeltes Wort aus der Welt des Fußballs zu bemühen - die Null stehen muss, gehört auch eine ganze Reihe von Unternehmen, die mit Immobilien Geld verdienen. Das lässt sich im aktuellen AllBright-Bericht über die Frauenanteile in Vorständen und Aufsichtsräten nachlesen.

Besagte 160 börsennotierte Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, feste Zielgrößen für den Frauenanteil in ihren Vorständen zu veröffentlichen, aktuell für den Zeitraum bis Ende Juni 2022. Es ist dabei allerdings möglich, als Zielgröße Null anzugeben. Tatsächlich planen 76 derjenigen Unternehmen, die noch keine Frauen im Vorstand haben, nicht, im genannten Zeitraum daran etwas zu ändern, heißt es im AllBright-Bericht.

Zielgröße von 0% nicht unterschreiten

Ziemlich genau jedes dritte Unternehmen - in summa 53 - formuliert sogar ausdrücklich das Ziel 0%. Zu den Unternehmen, bei denen die Null steht, gehören auch Adler Real Estate, Alstria Office Reit, Deutsche Wohnen, Hochtief, Hypoport, LEG Immobilien, Nemetschek und TLG Immobilien. TLG z.B. schreibt im Corporate-Governance-Bericht von März 2018 etwa: "Für den Vorstand der TLG Immobilien AG liegt die Mindestzielgröße für den Frauenanteil bei Null." Diese Zielgröße solle "nicht unterschritten" werden.

Tantiemen für Führungskräfte an Frauenförderung koppeln

"Die Festlegung einer Zielgröße Null für den Vorstand ist nicht mehr zeitgemäß", findet Bärbel Schomberg, Vizepräsidentin des Branchenverbands Zentraler Immobilien Ausschuss (ZIA) und Vorsitzende des ZIA-Ausschusses Diversity. Der ZIA und das ICG Institut für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft raten zur Lektüre der im AllBright-Bericht aufgeführten Handlungsempfehlungen, wie Unternehmen den Rekrutierungsprozess für Vorstände noch mehr professionalisieren und so den Frauenanteil erhöhen können. "Ein Instrument für mehr Frauenförderung", schlägt Schomberg vor, könne z.B. sein, "die bestehende Führungsebene über die Tantiemenregelung für die Förderung der Frauen im eigenen Team zu verpflichten".

Oft fehlt der Wille

Manuela Better, Vorstandsfrau der DekaBank und des ICG, rät: "Ein professionelles Mentoring-Programm hilft dabei, Frauen nach vorne zu bringen." Sie weiß aber auch, woran es oft hapert: "Hierfür braucht es jedoch auch die Überzeugung und den Willen in den Unternehmen selbst, die Anzahl von Frauen in Aufsichts- und Beiräten wie Geschäftsführungs- und Vorstandsgremien in der deutschen Immobilienwirtschaft deutlich zu erhöhen."

Der Fairness halber sei gesagt: In den 160 untersuchten Börsenunternehmen gehören nur 8,8% aller Vorstandsgesichter einer Frau (Stand: 1. Februar 2019). In den Aufsichtsräten sind Frauen immerhin zu 30% vertreten. Dabei ist nur etwa die Hälfte der 160 Firmen von der gesetzlichen Geschlechterquote von 30%, die seit 2015 für die Aufsichtsräte gilt, betroffen.

Closed Shop Aufsichtsrat

Viele Immobilienunternehmen wollen es mit Frauen im Aufsichtsrat anscheinend nicht übertreiben. Unter den 20 Firmen, die ein rein männlich besetztes Kontrollgremium besitzen, finden sich überproportional viele - nämlich sieben - aus dem Immobilienuniversum. Namentlich sind das Adler Real Estate, Ado Properties, Corestate Capital, DIC Asset, Hypoport, Nemetschek und Patrizia Immobilien. Unter den 20 Firmen, die einen Frauenanteil von 40% oder mehr im Aufsichtsrat vorweisen können, findet sich dagegen nur ein einziges Unternehmen mit ausgeprägter Immobilienaffinität: der Finanzierer Aareal Bank. Auch im Vorstand von Aareal ist jeder dritte Kopf ein weiblicher.

Harald Thomeczek

Gehälter für Bauingenieure schrumpfen

Bauingenieure verdienen weniger, als man angesichts des Baubooms denken könnte.

Bauingenieure verdienen weniger, als man angesichts des Baubooms denken könnte.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: ArTo

Karriere 12.04.2019
Auf dem Bau brummt es, aber die Gehälter von Ingenieuren im Baugewerbe sind im vergangenen Jahr nicht gestiegen - im Gegenteil. ... 

Auf dem Bau brummt es, aber die Gehälter von Ingenieuren im Baugewerbe sind im vergangenen Jahr nicht gestiegen - im Gegenteil.

Laut der aktuellen Einkommensstudie Ingenieurgehälter 2002-2018 von ingenieur.de, dem Nachrichtenportal für Technik und Karriere des VDI Verlags, ist das durchschnittliche Bruttojahresentgelt von Ingenieuren mit mehr als zwei Jahren Berufserfahrung in Bauunternehmen im Jahr 2018 um 1,9% auf 55.000 Euro gesunken.

Unsicherheiten dämpfen Gehaltszuwächse für Ingenieure

Im Schnitt über alle Branchen sind die Gehälter von Ingenieuren mit diesem Mindestmaß an Berufserfahrung dagegen leicht gestiegen, im Durchschnitt um 0,8% auf 64.550 Euro. Eingetrübte Konjunkturaussichten in Deutschland und zunehmende Unsicherheiten an den Weltmärkten hätten sich im vergangenen Jahr in deutlich gedämpften Gehaltszuwächsen für Ingenieure bemerkbar gemacht, schlussfolgert ingenieur.de. Im Vorjahr hatte die Zuwachsrate noch satte 3,9% betragen.

Bauingenieure rangieren weit unter dem Vergütungsdurchschnitt

Die Gehälter von Bauingenieuren sind nicht nur geschrumpft, sie liegen auch weit hinter denen von Ingenieuren in anderen Branchen: Die mit Abstand besten Verdienstmöglichkeiten bieten sich seit Jahr und Tag Ingenieuren in der Chemie- und Pharmaindustrie. Hier lag das Durchschnittseinkommen im vergangenen Jahr bei 76.700 Euro brutto. Dahinter folgt der Fahrzeugbau mit 72.000 Euro. Auch im Maschinen- und Anlagenbau und in der Energieversorgung mit Durchschnittswerten von über 65.000 Euro verdienen Ingenieure deutlich besser als auf dem Bau.

Das dickste Gehaltsplus verbuchten Ingenieure 2018 in der Informationstechnologie (plus 5% auf 61.200 Euro). Weniger als in Bauunternehmen bekommen Ingenieure nur in Ingenieur- und Planungsbüros, nämlich 52.500 Euro im Jahr. Dafür haben Letztere 2018 immerhin um 3% zugelegt.

Gehaltsplus für Einsteiger im Bauunternehmen

Immerhin: Einsteiger im Baugewerbe konnten vergangenes Jahr um 2,6% auf rd. 45.000 Euro zulegen. In Ingenieur- und Planungsbüros kletterten die Einstiegsgehälter von Ingenieuren um 1,1% auf rund 44.000 Euro. Damit entwickelten sich beide Bereiche gegen den Trend: Die Durchschnittsverdienste für Berufseinsteiger blieben über alle Branchen mit 48.000 Euro (minus 0,1%) nur stabil.

Die Studie basiert auf den Angaben von 15.010 Ingenieuren.

Die Studie Ingenieureinkommen 2002-2018 kann unter https://www.ingenieur.de/gehaltsstudie/ für 149 Euro bestellt oder für 119 Euro heruntergeladen werden.

Harald Thomeczek

Xing-Gehaltsstudie: Immobilienleute verdienen am besten

Geldsegen, Geldregen: Immobilienprofis gehören laut Xing zu den Bestverdienern auf dem deutschen Arbeitsmarkt - Architekten und Ingenieure eher nicht.

Geldsegen, Geldregen: Immobilienprofis gehören laut Xing zu den Bestverdienern auf dem deutschen Arbeitsmarkt - Architekten und Ingenieure eher nicht.

Quelle: Fotolia.com, Urheber: ArtFamily

Karriere 11.04.2019
Die Immobilienbranche ist der Wirtschaftszweig mit den höchsten Gehältern in Deutschland. Das gilt zumindest für die Arbeitnehmer, die auf der Karriereplattform Xing vertreten sind. ... 

Die Immobilienbranche ist der Wirtschaftszweig mit den höchsten Gehältern in Deutschland. Das gilt zumindest für die Arbeitnehmer, die auf der Karriereplattform Xing vertreten sind.

Xing hat mehr als 17.000 Mitglieder aus Deutschland zum Thema Gehalt befragt. Das Resultat: Im Schnitt gehen sogenannte Fach- und Führungskräfte mit 70.754 Euro nach Hause (Bruttojahresgehalt plus Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie Boni). Spitzenverdiener sind Arbeitnehmer aus der Immobilienbranche. Sie führen das Feld mit einem durchschnittlichen Bruttogehalt von 88.040 Euro an.

Selbst bei Banken und Autobauern wird nicht so gut verdient wie in der Immobilienbranche

Auf Platz zwei und drei der Topverdiener folgen Leute aus der Pharma- und Medizintechnikbranche mit 83.267 Euro sowie der Versicherungsbranche (79.816 Euro). Selbst Banker und Finanzdienstleister (78.818 Euro) und Automobilbauer (78.161 Euro) verdienen nicht so gut wie Immobilienprofis.

Architekten und Bauingenieure backen kleinere Brötchen

Nur im unteren Mittelfeld landen Architekten und Bauingenieure. Für die Branche Architektur und Bauwesen weist die Gehaltsanalyse ein Durchschnittsgehalt von 65.793 Euro aus. Menschen, die im Bereich Erziehung, Bildung und Wissenschaft arbeiten, müssen den Gürtel am engsten schnallen: Sie bekommen nur 47.054 Euro.

Lieber mehr Sinn oder mehr Geld?

Ein weiteres interessantes Ergebnis der Umfrage: Jeder zweite Arbeitnehmer unter allen Befragten (also nicht nur aus der Immobilienbranche) würde für mehr Sinn im Job ein geringeres Gehalt akzeptieren, jeder Zehnte dafür sogar den Job wechseln.

Ausgenommen von der Gehaltsbefragung waren Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst und Beamte, Gründer und Inhaber, Selbstständige und Freiberufler, Arbeitnehmer im Ruhestand sowie Studenten und Erwerbslose. Mehrheitlich tummeln sich sogenannte White Collar Worker auf Xing. Darunter sind u.a. Berufsgruppen mit kaufmännischen, beratenden, administrativen und ingenieurwissenschaftlichen Schwerpunkten zu verstehen.

Harald Thomeczek

Studijobs sind Mangelware bei Vonovia

Besucher des IZ-Karriereforums studieren Stellenannoncen.

Besucher des IZ-Karriereforums studieren Stellenannoncen.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheberin: Melanie Bauer

Karriere 11.04.2019
Mit ca. 400.000 Wohnungen und rund 10.000 Mitarbeitern ist Vonovia Deutschlands größter Wohnungsvermieter. Aktuell finden sich aber nur um die 20 Jobangebote für Studenten auf dem ... 

Mit ca. 400.000 Wohnungen und rund 10.000 Mitarbeitern ist Vonovia Deutschlands größter Wohnungsvermieter. Aktuell finden sich aber nur um die 20 Jobangebote für Studenten auf dem Karriereportal des DAX-Konzerns - bei insgesamt weit über 500 offenen Stellenangeboten. Kein Wunder, dass die meisten Studenten die im DAX notierte Wohn-AG nicht als Wunscharbeitgeber auf dem Zettel haben.

Als die Jobsuchmaschine Adzuna im Rahmen einer minutiösen Analyse am 20. März 2019 alle Stellenausschreibungen auf den Webseiten der 30 DAX-Unternehmen unter die Lupe nahm, richteten sich bei Vonovia sogar nur neun von 534 Offerten an Studenten. Gemeint sind Praktika, Werkstudententätigkeiten, Jobs für studentische Aushilfen und Plätze für Abschlussarbeiten, nicht aber Einstiegsmöglichkeiten für Absolventen.

Diese geringe Trefferquote von 2% brachte Vonovia im Studentenjob-Ranking von Adzuna einen der letzten Plätze ein. Zum Vergleich: Bei Spitzenreiter BMW richteten sich 84% von 1.113 Stellenausschreibungen an studierende Köpfe. Den zweithöchsten Anteil an Studentenjobs weist ein weiterer Autobauer auf: Volkswagen (68%). Noch weniger Studentenjobs als Vonovia hatte zum fraglichen Zeitpunkt nur Adidas parat, nämlich keinen einzigen. Insgesamt entfielen von 15.935 Stellen, die die 30 DAX-Unternehmen zu diesem Zeitpunkt ausgeschrieben hatten, exakt 4.912 Jobs - oder 31% - auf Studentenpraktika, Werkstudentenjobs und andere studentische Tätigkeiten.

Absolut die meisten Jobs für angehende Akademiker hat Daimler im Angebot: genau 1.021, was der dritthöchsten Quote von 58% entspricht. Daimler Real Estate, der interne Immobiliendienstleister des Automobilkonzerns, stellt auch gern Praktikanten oder Werkstudenten mit Immobilienbezug ein und betreut Bachelor- sowie Master-arbeiten (siehe den Artikel "Who the f... is Daimler Real Estate?", IZ 40/2018). Um seinen Bekanntheitsgrad unter immobilienaffinen Studenten zu erhöhen, besuchte Daimler Real Estate im vergangenen Jahr zum zweiten Mal das von der Immobilien Zeitung (IZ) veranstaltete Karriereforum in Frankfurt, eine Jobmesse für die Immobilienwirtschaft. Dieses Jahr steigt das IZ-Karriereforum am Samstag, den 25. Mai.

Dass Vonovia kaum Jobs für Studenten ausschreibt, könnte eine Rolle beim traditionell schlechten Abschneiden des Wohnungskonzerns im Wunscharbeitgeber-Ranking der Immobilien Zeitung (IZ) spielen. Denn Praktika & Co. sind eine gute - und kostengünstige - Möglichkeit, bei den künftigen Nachwuchskräften von den Hochschulen einen positiven und bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Bei der jüngsten Studentenbefragung im Frühjahr 2018 nannten nur fünf von 418 Teilnehmern Vonovia als einen ihrer Arbeitgeberfavoriten. Zum Vergleich: Vorjahressieger JLL bekam 58 Stimmen.

Den Eindruck, Vonovia habe keinen ausgeprägten Bedarf an Akademikern, weist Pressesprecher Max Niklas Gille zurück: "Natürlich sind auch BWLer, Architekten und alle möglichen sonstigen Studentenberufe für uns spannend." Die niedrige Quote an ausgeschriebenen Studentenjobs von 2% komme vor allem dadurch zustande, "dass wir personell sehr stark wachsen und vor allem im Handwerk neue Mitarbeiter suchen". Beim jüngsten Azubistart im August bzw. September 2018 begrüßte der Wohnungskonzern rund 110 gewerbliche Auszubildende. Zusätzlich gingen ca. 50 kaufmännische Azubis an den Start.

Außerdem, so Gille weiter, kommen bei Studenten "viele Jobs auch initiativ zustande oder z.B. durch Pflichtpraktika". Die wenigen ausgeschriebenen Stellen seien also nicht die einzigen für Studenten. Zum 31. März waren dem Sprecher zufolge rund 140 studentische Aushilfen bei Vonovia beschäftigt. Zudem biete Vonovia Azubis die Möglichkeit, dual zu studieren oder im Anschluss an die Ausbildung ein Studium zu beginnen.

Verrate uns deinen Toparbeitgeber

Die IZ-Arbeitsmarktumfrage 2019 läuft gerade. Wer seiner Meinung u.a. zum Thema Wunscharbeitgeber noch Gehör verschaffen will, sollte bis zum 14. April 2019 diesem Link folgen.Teilnehmern winken viele Preise. Das IZ-Karriereforum 2019 findet am Samstag, den 25. Mai, in Frankfurt statt. Letztes Jahr waren 58 Aussteller und 650 Teilnehmer mit von der Partie. hat

Harald Thomeczek

Richard-Emanuel Goldhahn

Richard-Emanuel Goldhahn mit seiner Frau Henrike und den drei Kindern im Venedig-Urlaub.

Richard-Emanuel Goldhahn mit seiner Frau Henrike und den drei Kindern im Venedig-Urlaub.

Urheber: Richard-Emanuel Goldhahn

Karriere 11.04.2019
Personalberatung in der Immobilienbranche ist sein Metier. 2008 hat Richard-Emanuel Goldhahn (heute 39) Cobalt Recruitment mitgegründet und ist seither Geschäftsführer. Familienbedingt hatte er ... 

Personalberatung in der Immobilienbranche ist sein Metier. 2008 hat Richard-Emanuel Goldhahn (heute 39) Cobalt Recruitment mitgegründet und ist seither Geschäftsführer. Familienbedingt hatte er früh eine Nähe zum Thema Immobilien. Dennoch stieg er nach seinem BWL-Studium an der Berufsakademie Berlin 2003 als Junior-Pressereferent bei der Firma Herlitz ein. 2004 folgte die Personalabteilung eines Chipherstellers in Dresden, doch schnell kam Goldhahn nach Berlin zurück. 2005 startete er als Personalberater bei der Firma Michael Page, drei Jahre später begann das noch immer aktuelle Kapitel Cobalt Recruitment.

Sind Sie verheiratet?

Meine Frau Henrike habe ich 2002 in einem Urlaub kennengelernt. Nach zwei Dates sind wir zusammengekommen, sind nach drei Wochen zusammengezogen und 2008 haben wir geheiratet.

Haben Sie Kinder?

Wir haben drei großartige Kinder. Unsere älteste Tochter Ella Naemi wurde 2009 geboren, unser Sohn Friedrich Nathanael kam 2011 auf die Welt und unsere jüngste Tochter Martha Aurelia machte die Familie 2015 komplett.

Welchem Hobby gehen Sie nach?

Mit drei Kindern, zwei alten Häusern und über 100 beruflichen Reisetagen pro Jahr bleibt wenig Zeit für Hobbies. Früher habe ich Saxophon in Bands gespielt. Das klappt heute leider nicht mehr.

Wenn ich etwas Zeit für mich habe, gehe ich Laufen. Alle paar Jahre ist dann auch ein Halbmarathon oder Marathon drin, wobei ich katastrophal langsam geworden bin.

Ansonsten findet man mich häufig im Garten.

In welchem Club oder Verein sind Sie Mitglied?

Auch für aktive Vereinsarbeit bleibt kaum Zeit. Seit 1996 bin ich Mitglied in einer großen Volkspartei. Beruflich bin ich im Representative Commitee der APSCo, der Association of Professional Staffing Companies, einem Branchenverband der Personalberatungen, aktiv.

Wo wohnen Sie zurzeit?

Meine Frau und ich haben im Jahr 2010 ein sanierungsbedürftiges Stadthaus von 1781 aus der zweiten barocken Stadterweiterung in Potsdam erworben und mit recht viel Aufwand saniert. Architekt des Hauses war Christian Georg Unger, ein Schüler von Carl von Gontard. Beide haben damals in Potsdam um die Wette gebaut.

Bitte beschreiben Sie kurz Ihr Haus.

Das Haus hat ca. 250 m² und lag am damaligen Stadtkanal von Potsdam, unweit der Garnisonkirche. Diese entsteht ja gerade wieder neu. Den Kanal wird es hoffentlich in ein paar Jahren auch wieder geben. Derzeit stockt der Wiederaufbau leider etwas. Das Tolle an unserem Haus ist aber der Garten. Er ist nicht groß, aber herrlich grün und so haben wir Stadt- und etwas Landleben in einer Immobilie vereint. In den nächsten Jahren müssen wir noch die Sanierung der Stuckfassade und den Dachausbau über die Bühne bringen und dann ist es perfekt.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in der Wohnung?

Unser Haus ist, obwohl so alt, wunderbar geräumig und weitläufig. Das Kaminzimmer geht ins Klavier- und Esszimmer über und ein großer Durchgang führt von dort aus in die Küche. Nur die Schlafzimmer und das Hauptbad liegen auf einer anderen Etage. Im Winter halten wir uns viel vor dem Kamin auf, obwohl alles mehr oder weniger ein großer Raum ist. Im Sommer bin ich eigentlich nur zum Schlafen im Haus - fast alles andere spielt sich im Garten ab.

Haben Sie bei dieser Immobilie oder einer anderen beim Bau schon einmal selbst mit Hand angelegt? Wenn ja: wie genau und wie häufig?

Wie beschrieben war unser Haus beim Kauf ziemlich sanierungsbedürftig und stark überbaut. So mussten beispielsweise die Grundrisse an die historische Gestaltung angepasst werden. Hier habe ich etwas beim Abriss mitgewirkt, wenngleich der Bauablauf zwischen den Gewerken so dicht getaktet war, dass für „Eigenarbeit" kaum Möglichkeit bestand. Außerdem waren die Denkmalauflagen sehr hoch.

In unserem neusten kleinen Projekt, einer 160 Jahre alten und recht sanierungsbedürftigen Dorfschule direkt an einem Brandenburger See, die wir als Wochenendobjekt nutzen wollen, sieht das anders auf. Hier mache ich eigentlich alles selbst.

Was muss das perfekte Haus unbedingt haben?

Ich finde Altbauten mit Geschichte toll. Die späteste baugeschichtliche Epoche, die mich interessiert, ist das Bauhaus. Mit einem modernen Neubau kann ich in den allermeisten Fällen nichts anfangen. Ansonsten ist mir der Bezug zur Natur wichtig. Auch wenn unser Stadtgarten nicht sehr groß ist – ohne ihn würde ich das Haus nicht so lieben!

Wie und wo möchten Sie im Alter gerne wohnen?

Idealerweise in unserem Potsdamer Haus. Mit ein paar kleineren Umbauten wäre das auch sicherlich möglich. Mein Großvater ist 92 und wohnt noch immer in seinem Haus mit Garten – so stelle ich mir das für mich auch vor.

Wann, wo und womit haben Sie als Erwachsener zum ersten Mal Geld verdient?

Das war im Bauzuliefergewerbe. Der Vater einer Mitschülerin stellte „verlorene Schalung" her – da habe ich mitgearbeitet. Allerdings wurde ich relativ bald (mit 18) in eine Gemeindevertretung gewählt und wollte mich auf die politische Arbeit konzentrieren. Die Sitzungsgelder waren zwar etwas niedriger als die Einkünfte aus der Bauzulieferindustrie, aber neben dem Abitur und der Musik blieb nicht genug Zeit für den anderen Job.

Wie haben Sie in die Immobilienbranche gefunden?

Mein Vater war nach einem Studium der Automatisierungstechnik über Umwege im Immobilienbereich gelandet und hatte sich mit einer technischen Immobilienverwaltung selbständig gemacht. Insofern waren schon zu Schulzeiten Immobilienthemen am elterlichen Abendbrotstisch Teil meiner Jugend. Als ich 2005 das erste Mal in der Personalberatung tätig wurde und mir als junger Vertriebler meine Nische suchen musste, bot sich das Immobilienthema an. Hier gab es intern keine Wettbewerber und auch außerhalb von Michael Page reduzierte es sich auf zwei, drei kleinere Player.

Was braucht man Ihrer Meinung nach, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Der Job des Personalberaters ist eigentlich nicht wahnsinnig kompliziert. Man kann ihn auch nicht akademisch auf einer Schulbank „erlernen".

Das Wichtigste ist Neugierde. Interesse an Menschen, die Fähigkeit, zuzuhören, Offenheit – das zeichnet erfolgreiche Personalberater aus. Ansonsten ist es in erster Linie eine vertriebliche Aufgabe. Und dabei „verkaufen" wir in zwei Richtungen: das Unternehmen muss uns vertrauen. Immerhin geht es um die wichtigste Ressource der Unternehmen: die Mitarbeiter. Dem Kandidaten „verkaufen" wir seine berufliche Weiterentwicklung. Auch hier geht es um viel, denn schließlich sichert der Job in den meisten Fällen den Broterwerb. In dieser Vermittlungsaufgabe liegt die eigentliche Herausforderung unseres Berufes.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Eher gar nicht. Natürlich freue ich mich, wenn etwas klappt. Aber eine der Herausforderungen eines Personalberaters ist es, immer viele Bälle in der Luft zu haben. Insofern wartet häufig schon wieder die nächste Herausforderung und es bleibt wenig Zeit, Vergangenes zu feiern.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Darin bin ich leider nicht besonders gut. Verlieren gehörte noch nie zu meinen Stärken. Ich bin beispielsweise schrecklich bei Gesellschaftsspielen und ärgere mich fürchterlich; selbst, wenn es um nichts geht. Aber auch darin werde ich besser.

Was stört Sie an der Immobilienbranche?

Das ist gar nicht so leicht zu beschreiben, weil es keine richtige Lösung für das Problem gibt! Ich finde es moralisch gesehen eher schwierig, dass von einigen Branchenteilnehmern mit einem lebensnotwendigen Grundbedürfnis der Menschen spekuliert wird, was die Preise nach oben treibt. Das ist für viele Gesellschaftsschichten ein großes Problem! Andererseits weiß ich als BWLer natürlich auch, dass Unternehmen Gewinne erwirtschaften müssen und dass nur das Gewinnerzielungsinteresse dazu führt, dass überhaupt Angebot bereitgestellt wird. Glauben Sie mir, ich bin wirklich ein überzeugter Verfechter der freien Marktwirtschaft, aber beim Wohnungsmarkt kommen wir vermutlich um etwas staatliches Eingreifen, beispielsweise durch eine Wohnungsbauförderung, nicht herum. Die Mietpreisbremse halte ich allerdings für das falsche Mittel, weil sie das Angebot langfristig verknappt und damit das Problem potenziert.

Und was finden Sie besonders gut?

Ich finde es toll, dass sich jeder unter dem „Produkt Immobilie" etwas vorstellen kann und dass das Spektrum an Immobilien so breit ist. Immobilien sind für nahezu alle Branchen unserer Wirtschaft ein zentraler Produktionsfaktor und für Menschen der Raum, in dem sie sich zu Hause fühlen. Das gefällt mir.

Sie würden jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen, weil...

... Immobilien immer gebraucht werden. Ich kann mir kaum eine krisenfestere Branche denken. Zu jeder Zeit werden Menschen wohnen, einkaufen, in Hotels übernachten, Büros mieten – die Branche ist konservativ und modern, regional und international, vernetzt und kompetitiv zugleich. Das bietet ganz unterschiedliche und immer neue Karriereperspektiven.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Sie werden lachen: gerne hätte ich Architektur und Geschichte studiert. Ich hätte mir aber auch einen handwerklichen Beruf vorstellen können, beispielsweise Schreiner oder Kunstschmied. In beiden Fällen wäre ich dann vielleicht trotzdem in der Immobilienbranche gelandet – beispielsweise in der Denkmalpflege.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Nein. Ich kann schönen Häusern in schönen Locations viel abgewinnen. Aber mal ist es das alte Kloster in der Ardèche, mal die viktorianische Villa in London und mal der Bauhaus-Museumsbau mitten in Berlin. Unterschiedliche Immobilien für unterschiedliche Lebenssituationen und Nutzungen. Horses for courses, wie die Engländer sagen.

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

Als Potsdamer ist man bei dieser Diskussion sensibilisiert, weil hier die teilweise grausamen Überformungen eines barocken Stadtgrundrisses aus der DDR-Zeit nach und nach zurückgebaut werden – und das nicht mit dem Wohlwollen aller. Grundsätzlich vertrete ich die Ansicht, dass Immobilien entweder historisch wertvoll oder praktisch und rentabel sein sollten. Wenn beide Kriterien nicht zutreffen, sollte man abreißen. Aber ich hege gegen kein Gebäude, das derzeit steht, einen Groll. Insofern stellt sich mir die Frage nicht.

Was bringt Sie auf die Palme?

Tatsächlich bin ich leider mit einem leicht aufbrausenden Charakter auf die Welt gekommen, sodass es gar nicht so wahnsinnig viel braucht, mich aufzuregen. Ich habe das mit zunehmendem Alter aber immer besser im Griff.

Beruflich bin ich eigentlich recht besonnen. Nur eines kann ich nicht haben: wenn Zusagen nicht eingehalten werden. Nichts ist unangenehmer, als wenn Kunden nach dem erfolgreichen Abschluss eines Projekts anfangen, über den Preis zu diskutieren. Dafür habe ich absolut kein Verständnis.

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Ich bin leider einer der Menschen, die nie richtig abschalten können. Nahezu faustisch muss es bei mir immer weitergehen. Aber das sorgt natürlich auch dafür, dass ich recht viel schaffe.

Für welches private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Tatsächlich würde ich gerne mehr laufen gehen. Aber morgens bringe ich die Kinder in die Schule, tagsüber ist es schwer, sich aus dem Büroalltag zurückzuziehen, und abends verbringen wir die Zeit natürlich als Familie, soweit das bei über 100 Reisetagen im Jahr möglich ist.

Nennen Sie einen Ihrer Lieblingssongs?

Ich hätte da einen mit Immobilienbezug: „Haus am See" von Peter Fox. Eigentlich gar nicht so meine Musik – aber der Song gefällt mir.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an was...?

Ein volles London mit der ganzen Familie. Ich hatte ein Board Meeting mitten in den Winterferien. Da haben wir den Familienurlaub kurzerhand nach London verlagert. Anstrengend, aber im Rückblick trotzdem schön.

Welche kürzlich besuchte Veranstaltung (Theater, Kino, Konzert, Sport...) hat Ihnen besonders gut gefallen und warum?

Mein letzter Theaterbesuch war vor Weihnachten ein Theaterstück, bei dem meine große Tochter mitgespielt hat. Da ist man als Vater natürlich von Hause aus stolz. Ins Kino schaffe ich es eher selten. Aber vor ein paar Jahren habe ich Musikfestivals für mich entdeckt. Meine Frau tippt auf die Midlife-Crisis... aber ich kann allen einen Besuch auf einem Musikfestival nur empfehlen.

In welcher Bar/Restaurant/Diskothek kann man Sie häufiger antreffen?

Beruflich bin ich natürlich viel unterwegs und abends essen. Privat ist das seltener der Fall. Aber wenn ich mal einen Abend Zeit habe, treffe ich mich gerne mit Freunden in der Bar Fritz'n in Potsdam.

Und mit welcher noch lebenden Persönlichkeit würden Sie dort gerne einmal einen Abend verbringen?

Mit Barak Obama würde ich gerne mal einen Abend verbringen. Oder, wenn es wirklich lustig werden soll, mit Jimmy Fallon.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Früher waren es die Königsberger Klopse meiner Großmutter. Nun lebt meine Großmutter leider nicht mehr und ich bin seit 20 Jahren Vegetarier. Deshalb sind es heute „Linguine al Tartufo" mit einem kräftigen Barolo, Montepulciano oder Nero d'Avola.

Mit wem würden Sie gerne ein Mal für einen Tag das Leben tauschen?

Mit einem der großen Politiker zum Beispiel. Mir fielen da Trump, Putin oder May ein. An einem Tag könnte man sicherlich schon eine ganze Menge der Fehlentscheidungen der vergangenen Jahre korrigieren. Ansonsten vielleicht mit Richard Branson.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Ich finde die britische Pub-Kultur sehr sympathisch. Und mit dem südfranzösischen Lebensgefühl kann ich mich auch sehr gut identifizieren. Ansonsten fühle ich mich in Deutschland sehr wohl und vermisse, bis auf ein bisschen mehr Sonnenschein, eigentlich nichts.

Sie haben 100.000 EUR zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben. Welchen Traum erfüllen Sie sich?

Ich denke, ich könnte diesen Betrag locker in originale Mid Century Möbel investieren. Oder in Kunst. Oder in eine Weltreise mit meiner Familie. Da würden mir viele Dinge einfallen.

IZ

IZ-Karriereforum 2019 ist praktisch ausverkauft

Auf dem IZ-Karriereforum loten Studierende, Absolventen, Berufstätige und Auszubildende ihre Job- und Karrierechancen in der Immobilienwirtschaft aus.

Auf dem IZ-Karriereforum loten Studierende, Absolventen, Berufstätige und Auszubildende ihre Job- und Karrierechancen in der Immobilienwirtschaft aus.

Quelle: Immobilien Zeitung, Urheberin: Melanie Bauer

Karriere 10.04.2019
Das IZ-Karriereforum ist auch dieses Jahr wieder ausverkauft. Genau 47 Unternehmen und zehn Hochschulen haben einen Stand als Aussteller gemietet. Eine Reihe von Unternehmen stellt sich ... 

Das IZ-Karriereforum ist auch dieses Jahr wieder ausverkauft. Genau 47 Unternehmen und zehn Hochschulen haben einen Stand als Aussteller gemietet. Eine Reihe von Unternehmen stellt sich dieses Jahr zum ersten Mal ins Arbeitgeberschaufenster.

Das IZ-Karriereforum, eine von der Immobilien Zeitung (IZ) und Heuer Dialog veranstaltete Jobmesse für die Immobilienwirtschaft, findet am Samstag, den 25. Mai 2019, zum zehnten Mal statt. Zum ersten Mal als Aussteller mit von der Partie werden folgende Unternehmen sein (in alphabetischer Reihenfolge): apollo real estate, d.i.i. Deutsche Invest Immobilien, DI Management, Dream Global Advisors Germany, Goodman Germany, Nuveen Real Estate Management Germany, Real I.S., Signa Prime Selection und W+S Real Estate Services.

Die meisten Studenten suchen einen Job für den Direkteinstieg

Die Arbeitgeber und Hochschulen werden an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main vor allem auf Studenten, aber auch auf Absolventen, Berufstätige und Auszubildende treffen. Von den bisher knapp 200 Besuchern, die sich schon ein Ticket gekauft haben, studieren mehr als 80%. Die meisten Besucher kommen, weil sie einen Job für einen Direkteinstieg nach dem Studium suchen. Auf Platz zwei und drei der Motive rangieren: einen Praktikumsplatz oder einen Werkstudentenjob finden.

Aussteller bringen Jobs und Praktika mit

Tatsächlich sollten die Jobsucher auf dem Karriereforum auf ihre Kosten kommen: Im vergangenen Jahr hatten die Aussteller 551 Jobs mit im Gepäck, darunter 248 Stellen für (Young) Professionals, 119 Jobs für Berufseinsteiger, 40 Traineestellen und 114 Praktikumsplätze. Neben Jobs erwarten die Besucher in diesem Jahr ein Karriere-Coaching, ein Bewerbungsmappencheck, die Möglichkeit, sich für ein Bewerbungsfoto ablichten zu lassen, und das Tagungsprogramm mit namhaften Sprechern aus der Immobilienwirtschaft.

Im vergangenen Jahr war die Veranstaltung erstmals ausgebucht

Anno 2018 war das IZ-Karriereforum zum ersten Mal ausgebucht. Damals zeigten sogar 58 Aussteller – 47 Unternehmen und elf Bildungseinrichtungen – an ihrem Stand Flagge. "Wir haben allerdings auch umgebaut, da es die Meile mit den Corporate Real Estate Managern nur alle zwei Jahre gibt", berichtet Martina Walker, Leiterin Stellenmärkte bei der IZ.

Allen Arbeitgebern, die noch auf den fahrenden Zug aufspringen wollen, sei gesagt: "Es gibt theoretisch noch einen Platz zu verkaufen", verrät Walker. So oder so wird es auch dieses Jahr wieder rappelvoll werden im Casino-Gebäude auf dem Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität. Im vergangenen Jahr tummelten sich auf den Ausstellungsflächen, in den Vortragssälen und in den Chillecken rund 650 Menschen: knapp 350 Jobsucher und rund 300 Personalverantwortliche der Unternehmen sowie Fach- und Führungskräfte aus dem operativen Geschäft.

Für Jobsucher geht es hier zur Anmeldung für das IZ-Karriereforum am Samstag, den 25. Mai 2019, in Frankfurt am Main.

Harald Thomeczek

Design Offices: Neuer COO, neues Wachstumsziel

Joachim Gripp.

Joachim Gripp.

Quelle: Design Offices

Karriere 10.04.2019
Coworking-Anbieter Design Offices drückt mit einem neuen Chief Operating Officer (COO) auf die Wachstumstube. Allerdings nicht mehr ganz so stark wie zuvor. ... 

Coworking-Anbieter Design Offices drückt mit einem neuen Chief Operating Officer (COO) auf die Wachstumstube. Allerdings nicht mehr ganz so stark wie zuvor.

Der neue COO heißt Joachim Gripp. Er ist schon seit dem 1. Januar 2019 an Bord. Aktuell teilt er sich die Verantwortung für das operative Geschäft noch mit Michael Barth, der bisher alleiniger COO war. Gripp kommt aus der Systemgastronomie: Er war Geschäftsführer bei Maredo, COO bei Vapiano und General Manager bei KFC Deutschland/Niederlande.

Mehr Standorte, mehr Umsatz

Design Offices zählte Ende vergangenen Jahres 27 Standorte mit gut 102.000 qm Gesamtfläche. Das waren acht Standorte mehr als Ende 2017. Die bespielte Fläche betrug damals 59.552 qm. Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr von 25,1 Mio. Euro auf 42,8 Mio. Euro oder um 70%. Auch das Flächenwachstum lag in dieser Größenordnung.

2019 soll rund 60.000 qm neue Fläche dazukommen

Für das laufende Jahr gibt das Unternehmen aktuell das Ziel aus, bis Jahresende auf 33 Standorte bzw. eine Gesamtfläche von 160.000 qm zu kommen. Im Mai 2018, nachdem ein neuer Investor an Bord gegangen war, hieß es noch, das Flächenangebot solle bis Ende 2019 von damals 75.000 qm auf "bis zu 200.000 qm" ausgeweitet werden. Das aktuell genannte Wachstumsziel sei nicht das letzte Wort, es könne auch mehr werden, so eine Sprecherin von Design Offices auf Nachfrage.

Wachsen will Design Offices so oder so vor allem in Berlin, Köln und München sowie in "Städten abseits der Metropolen". So setzte der Coworking-Anbieter im vergangenen Jahr erstmals einen Fuß nach Erlangen, Heidelberg und Leipzig.

Harald Thomeczek

Knight Frank tritt in Berlin in der Bürovermietung an

Karriere 09.04.2019
Das Maklerhaus Knight Frank erweitert seine Angebotspalette in Berlin. Das Unternehmen betätigt sich seit einigen Monaten auch in der Bundeshauptstadt als Berater/Vermittler im Bereich ... 

Das Maklerhaus Knight Frank erweitert seine Angebotspalette in Berlin. Das Unternehmen betätigt sich seit einigen Monaten auch in der Bundeshauptstadt als Berater/Vermittler im Bereich Bürovermietung.

In Frankfurt und München bietet Knight Frank seine Dienste als Büroflächenvermittler schon länger an. Nun unterhält das Unternehmen auch in Berlin ein eigenes Bürovermietungsteam. Dieses hat sechs Köpfe. Den Hut auf hat Jelena Goebel (30). Im Zentrum der Bemühungen stehen - neben der gewöhnlichen Vermittlertätigkeit - die Vermarktung größerer Projektentwicklungen, Eigentümervertretung und internationale Suchmandate (Landlord bzw. Tenant Representation).

Abteilungsleiterin kommt von HGHI

Goebel machte vor ihrem Start als Berliner Head of Office Leasing von Knight Frank im Oktober 2018 laut ihrem Profil auf der Karriereplattform LinkedIn beim Berliner Projektentwickler HGHI sowie den beiden Maklerunternehmen JLL und Colliers Station. Bei allen drei Unternehmen drehte sich ihr tägliches Treiben um die Vermietung von Büroflächen.

Team Berlin mit 20 Spielern

Bisher beschränkte sich Knight Frank in Berlin auf die Tätigkeitsfelder Capital Markets und Bewertung. Die Berliner Mannschaft von Knight Frank kommt mit der neuen Abteilung jetzt auf gut 20 Spieler.

Harald Thomeczek