Isabella Chacón Troidl

Isabella Chacón Troidl liebt die Kunst und  gemeinsame Stunden mit der Familie.

Isabella Chacón Troidl liebt die Kunst und gemeinsame Stunden mit der Familie.

Quelle: privat

Karriere 29.09.2022
Ihre Kindheit verbrachte Isabella Chacón Troidl größtenteils in Weiden in der Oberpfalz. Seit 2018 ist sie Chief Investment Officer und Geschäftsführerin bei BNP Paribas Real ... 

Ihre Kindheit verbrachte Isabella Chacón Troidl größtenteils in Weiden in der Oberpfalz. Seit 2018 ist sie Chief Investment Officer und Geschäftsführerin bei BNP Paribas Real Estate Investment Management Germany. Sie liebt diese Rolle, aber noch mehr ihre Familie und die Zeit, die sie mit ihr verbringt. Ihre dritte Leidenschaft ist die Kunst. Sie hat dagegen kein Faible fürs Autofahren und nutzt für den Weg zur Arbeit den ÖPNV. So gesehen ist es nur konsequent, dass der Gesprächspartner ihrer Wahl Robert Habeck heißt und sie mit Volker Wissing gerne mal die Rollen tauschen würde.

Wie und wo wohnen Sie zurzeit?

Ich wohne in München. Das Haus – eine zweckmäßige Doppelhaushälfte aus den 1980ern – gehört uns. In unserem pflegeleichten Garten können die Kinder spielen. In der Einfahrt üben sie gelegentlich Dunkings, wobei der Größere da klar im Vorteil ist. Und unser Minivorgarten erfüllt ebenfalls seinen Zweck: den Blick ins Grüne. Unser Haus ist effizient, pragmatisch und zentral – damit passt es zu unserem aktuellen Lebensabschnitt. Die Einkäufe kann ich von dort aus zu Fuß erledigen. Um die Ecke haben wir ein öffentliches Schwimmbad mit Rutsche. Und die Anbindung an den ÖPNV lässt nichts zu wünschen übrig. Mit der U-Bahn bin ich in neun Minuten am Odeonsplatz. Und wenn Sie mich fragen, ob es denn „nachhaltig“ ist? Ich denke, wie fast beim ganzen Gebäudebestand in Deutschland ist da noch Luft nach oben.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in der Wohnung? Und warum?

Das ändert sich je nach Stimmung. Mal ist es die Terrasse, wo ich mit meinem Mann gern den Abend ausklingen lasse. Es kann aber auch die Küche sein oder zur Vorlese-Session das Zimmer meiner Jungs.

Haben Sie bei dieser Immobilie oder einer anderen beim Bau schon einmal selbst mit Hand angelegt? Wenn ja: wie genau und wie häufig?

Nein, mir fehlt jegliche handwerkliche Begabung. Ich habe zwei linke Hände. Ich glaube, alle sind froh, wenn ich das sein lasse.

Wie und wo möchten Sie im Alter gerne wohnen?

Wie: in einer energetisch effizienten Immobilie mit einem sinnvollen Schnitt. Außerdem sollte sie Platz für Bilder bieten. Mein Mann und ich mögen moderne Kunst. Die darf dann schon mal plakativ die Wand füllen. Wo: in zentraler Lage. Eine Wohnung am Gärtnerplatz, mitten im Leben. Von dort aus könnte man später auch toll mit dem Rollator zum Theater oder in die Bar.

Was muss das perfekte Haus oder die perfekte Wohnung unbedingt haben?

Eine zentrale Lage und eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Idealerweise sollte alles Wichtige in höchstens 15 Minuten erreichbar sein. Ja, das mag jetzt streberhaft klingen, aber ich möchte meinen CO2-Fußabdruck so schlank wie möglich halten. Und ich hasse Autofahren.

Mit wem würden Sie gerne mal für einen Tag das Leben tauschen? Warum?

Mit dem Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Ich könnte mich persönlich in den Austausch bezüglich einer schnellen, nachhaltigen Mobilitätswende einbringen. Außerdem könnten es meine Kolleginnen und Kollegen am Ende spannend finden, mich mal für einen Tag los zu sein. Wäre dann quasi eine Win-win-Situation.

Und mit welcher noch lebenden Persönlichkeit würden Sie gerne einmal einen Abend verbringen? Warum?

Robert Habeck. Mit wem, wenn nicht mit ihm, könnte ich einen Plan entwerfen, wie Staat, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam die dringend notwendige und zügige Transformation herbeiführen. Gern inklusive der Definition gezielter Fördermaßnahmen durch die EU und Deutschland. Denn eines ist klar: Weder Staat noch Wirtschaft können die Transformation im Alleingang stemmen.

Wann, wo und womit haben Sie als Erwachsene zum ersten Mal Geld verdient?

Wann ist man erwachsen? Mit 14 – in meinem ersten Job als Softeis-Verkäuferin. Ich war leider manchmal auch meine beste Kundin.

Wie haben Sie von dort aus den Weg in die Immobilienbranche gefunden, in der Sie heute mitmischen?

Zufällig und komplett in Eigenregie. Ich habe zunächst eine juristische Ausbildung absolviert. Einen Mentor hatte ich nicht. Dafür habe ich mir aus eigenem Antrieb und mit Begeisterung ein starkes Netzwerk aufgebaut. So kam dann eins zum anderen. Deshalb ist es mir so wichtig, Kolleginnen in ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen.

Was braucht man Ihrer Einschätzung nach, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Gesunder Menschenverstand ist schon mal eine gute Voraussetzung. Außerdem braucht es Interesse an gesellschaftlichen Veränderungen, Begeisterung für Architektur und den Austausch mit Menschen. Auch die Bereitschaft, lebenslang dazuzulernen, ist eine wichtige Voraussetzung. Die Immobilienbranche verändert sich ständig. Eine Herausforderung folgt der nächsten. Die muss man annehmen wollen.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Erfolge zu feiern, finde ich wichtig – gern spontan, aus der Situation heraus. So wird das bei BNP Paribas auch gelebt. Wobei das Ausmaß der Feier an sich nicht so wichtig ist. Vielmehr sollten sich alle Feiernden darin einig sein, dass ein echter Erfolg vorliegt.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Analytisch. Misserfolge entstehen aus Fehlern und die lassen sich nicht immer vermeiden. Also versuche ich, offen und transparent mit ihnen umzugehen. Denn dann haben sie etwas Positives – treiben Weiterentwicklungen voran, ebnen den Boden für Innovationen und helfen dabei, Lücken im System zu finden. Jede Transformation braucht Mut – und man kann nur mutig sein, wenn es eine positive Fehlerkultur gibt, die gelebt und auch gefeiert wird.

Was stört Sie in der Immobilienbranche (am meisten)?

Standardisierung und Transparenz entwickeln sich noch zu langsam. Wir könnten viel verändern, stehen uns aber oft selbst im Weg.

Und was finden Sie besonders gut?

Der Slogan des ZIA bringt es recht gut auf den Punkt: Wir geben Leben Raum. Das heißt, wir Immobilienprofis sind Gestalter, und in dieser Rolle werden wir immer besser. ESG trägt dazu einen ganz wesentlichen Teil bei. Manche mag das nerven, aber das muss es auch. Wir müssen ein richtig großes Rad drehen, und da ist es mit „ESG-Kosmetik“ nicht getan. Schließlich gilt es, unseren Lebensraum zu erhalten. Das schwierige Umfeld, das wir gerade erleben, zwingt die Branche mehr denn je dazu, sich zu professionalisieren. Hier passiert gerade richtig viel und das ist klasse.

Baulöwe, Miethai, Heuschrecke: Leute, die mit Immobilien Geld verdienen (wollen), haben nicht immer den besten Ruf. Zu Recht?

Wow, die habe ich gar nicht mehr im aktiven Wortschatz! An diesen angestaubten Begriffen sieht man, dass teilweise keine Differenzierung stattfindet. Okay, in den vergangenen Jahren konnte man auch ohne größere Anstrengung erfolgreich sein. Aber das ändert sich ja gerade. In einer angespannten Marktsituation, wie wir sie jetzt erleben, braucht es Professionalität und nachhaltige Geschäftsmodelle. Das führt zwangsläufig zu Veränderungen und die werden der Branche guttun.

Sie würden jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen, weil ...

… sie eine spannende und vielseitige Welt bietet. Man lernt die unterschiedlichsten Menschen und Orte kennen. Außerdem hat man ständig mit gesamtgesellschaftlichen Themen zu tun und kann Lebensräume selbst mitgestalten. Wer wissbegierig ist und nichts schlimmer findet, als sich im Job zu langweilen, ist hier gut aufgehoben. Und Geduld wäre auch wichtig, denn in der Branche mahlen die Mühlen auch mal langsamer.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Vielleicht eine Künstlerin wie Fujiko Nakaya – ihre Nebelskulpturen im Haus der Kunst sind ein Ereignis. Allerdings fehlt mir die nötige Portion Talent.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Die Fuggerei in Augsburg – die noch heute bestehende älteste Sozialsiedlung der Welt. Jakob Fugger war bereits im 16. Jahrhundert ein echter Visionär. Was er damals ins Leben gerufen hat, nennen wir heute Impact-Investing.

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

Keines, da ich versuchen würde, es energetisch zu sanieren.

Was bringt Sie privat auf die Palme? Und was beruflich?

Gesellschaftliche Rücksichtslosigkeit – privat wie beruflich.

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Wenn ich in fremde Welten eintauchen kann – beispielsweise im Urlaub oder auf Ausstellungen. Auch wenn ich gemeinsam Zeit mit meiner Familie und mit Freunden verbringe, komme ich zur Ruhe.

Für welches private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Leider für alle.

Nennen Sie einen Ihrer Lieblingssongs.

Für mich gibt es nicht „den einen“ Song – das hängt eher von der Situation ab. Mal ist es „Space Oddity“ von David Bowie, mal „No Good“ von The Prodigy. Und auf der Wiesn ist „T.N.T.“ von AC/DC unschlagbar.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an was?

Zeit mit meiner Familie für gemeinsame Erkundungen. Ich liebe es, Neues zu entdecken.

Homeoffice, Büro oder mobil in der Bahn? Wo arbeiten Sie am häufigsten, wo am liebsten und warum?

Für mich kommt es nicht auf den geografischen Ort an. Ich kann überall gut arbeiten, Hauptsache, es ist ein kreativer Austausch mit Menschen möglich.

Wie gehen Sie am liebsten aus? Eher zum Essen im Restaurant, tanzen in der Diskothek oder mit Kulturprogramm? Und in welcher konkreten Location kann man Sie öfter mal antreffen?

Mal rustikal in den Biergarten, mal schick ins Restaurant. Und kulturell – ich glaube, das erwähnte ich schon – gehe ich gern in gut kuratierte Kunstausstellungen. Man trifft mich also ab und an im Haus der Kunst, wo ich nach dem Ausstellungsbesuch gern einen Abstecher in die „Goldene Bar“ mache. Da lasse ich Nebelkunst und Co entspannt hinter mir und gönne mir auf dem Boden der Tatsachen einen Kaffee.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Handgemachter Kartoffelreibekuchen. Wobei … ich denke, die asiatische Küche läuft dem guten alten Lieblingsgericht aus der frühen Kindheit demnächst den Rang ab.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Elefanten in freier Wildbahn. Die intelligenten Dickhäuter sind meine absoluten Lieblingstiere.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben – welchen Traum erfüllen Sie sich?

Ich habe keine wirklich großen materiellen Träume. Grundsätzlich würde ich eher in PropTechs – zum Beispiel im Bereich Wasserstoff – investieren, weil diese dazu beitragen, den Klimawandel zu bremsen. Auch Organisationen, die Menschen Chancen erschließen und ihnen unabhängig vom Einkommen und Bildungsgrad der Eltern einen sozialen Aufstieg ermöglichen, wären Optionen für ein solches Investment.

Das Interview führte Janina Stadel

Janina Stadel

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Immobilienprofi im Porträt: Alexander Wietasch

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Alexander Wietasch ist Geschäftsführer des Familiy-Offices Westminster. Der 34-Jährige ist in Salzgitter aufgewachsen und lebt heute mit seiner Familie in der Nähe von Berlin. Sein Weg in die Immobilienwirtschaft war eher ungewöhnlich, denn sein Berufsleben begann mit einer Ausbildung zum Mechatroniker, bevor er sich für ein Studium des Wirtschaftsrechts entschied und in die Branche wechselte. Seine Managementkenntnisse baute er in einem Auslandsjahr in Hongkong auf. In seiner Freizeit betreibt der junge Vater Kickboxen, verbringt Zeit mit seiner Familie und widmet sich seiner Oldtimer-Sammlung.

Wie und wo wohnen Sie zurzeit?

Ich wohne mit meiner Familie in einer Doppelhaushälfte in einem sehr schönen Neubaugebiet südlich von Berlin. Nach der Geburt unserer Tochter wollten wir etwas ländlicher und nicht mehr in einer Wohnung leben. Unser Wohnort liegt in der Nähe der A 10, sodass wir eine sehr gute Verkehrsanbindung haben. Momentan wohnen wir noch zur Miete, aber das soll nur eine Übergangslösung sein. Wir haben auf beiden Seiten Fensterfronten. Dadurch fällt viel Licht in die Wohnräume, was ich sehr schätze.

Was muss das perfekte Haus unbedingt haben?

Ein perfektes Haus wäre für mich eine schöne sanierte Altbauvilla in Wasserlage. Das wäre eine Immobilie, in der ich mir vorstellen könnte, alt zu werden.

Haben Sie bei einer Immobilien schon einmal selbst Hand angelegt?

Ja, erstmals als meine Eltern ihr Haus gebaut haben, da habe ich viel mitgeholfen. Im letzten Jahr sollte eine große Anzahl an Wohnungen in einem unserer Objekte umgebaut und vermietet werden. Ich bin zu Beginn des Projekts einen ganzen Tag mit unserem Monteur vor Ort gewesen und habe zusammen mit ihm angepackt. Anfangs wollte er nicht glauben, dass ich es ernst meine. Dass der Chef mit anpackt, hat bei den Mitarbeitern eine große Motivation ausgelöst und wird sehr respektiert. Handwerklich zu arbeiten, bereitet mir großen Spaß, und ich mache zu Hause viel selbst, wenn es die Zeit erlaubt.

Wie haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

Mit 14 habe ich schon viele Sachen auf Ebay verkauft. Als ich dann 18 wurde und noch zur Schule ging, habe ich gebrauchte Autos gekauft, sie hergerichtet und wieder verkauft.

Wie haben Sie den Weg in die Immobilienwirtschaft gefunden?

Das war eher Zufall. Ich habe immer in Bereichen mit technischem Bezug gearbeitet. Für mich war klar, dass ich nach meinem MBA in Hongkong im Management arbeiten möchte. Durch Zufall wurde ich auf eine Stelle als Geschäftsführer eines Projektentwicklers in Berlin aufmerksam. Ich habe mich direkt beworben, denn die Stelle passte einfach zu meinem Profil, gefragt waren technische, kaufmännische und juristische Kenntnisse. Mit dem Gesellschafter habe ich mich auf Anhieb sehr gut verstanden, so dass ich bereits von Hongkong aus meinen Arbeitsvertrag unterschreiben und mit der Arbeit beginnen konnte.

Was braucht man Ihrer Einschätzung nach, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Man darf sich von schlechten Nachrichten nicht verunsichern lassen. Ich glaube, dass es wichtig ist, an der eigenen Strategie festzuhalten – unabhängig davon, was die Masse sagt. Man sollte das tun, was man kann und womit man erfolgreich ist. Und wenn man glaubt, dass die Zeit reif ist für einen Schritt, dann sollte man ihn auch gehen, unabhängig davon, wie der Markt gerade tickt. Meiner Erfahrung nach sind schlechte Prognosen oft Übertreibungen. Man malt den Markt für die nächsten zehn Jahre schwarz und später stellt sich heraus, dass es zwar schwierig war, aber nicht so schlimm wie vorhergesagt.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Wir feiern eher im kleinen Kreis oder veranstalten kleinere Events im Unternehmen. Außerdem laden wir unsere Mitarbeiter und Geschäftsfreunde regelmäßig zu den von uns gesponserten Sportevents ein.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Misserfolge gehören genauso zum Geschäft wie Erfolge. Ich lasse mich davon nicht unterkriegen, mache einfach weiter und versuche es so lange, bis es klappt – das ist meine Strategie. Zudem versuche ich aus meinen Fehlern zu lernen, um es beim nächsten Anlauf besser zu machen.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Ich war schon früh unternehmerisch tätig und mir macht es Spaß, Unternehmen aufzubauen und weiterzuentwickeln. Ich würde in einem anderen Unternehmen die gleiche Position besetzen.

Was finden Sie an der Immobilienbranche besonders gut?

Die Vielseitigkeit! In der Projektentwicklung und im Bestandsmanagement arbeitet man mit ganz unterschiedlichen Partnern zusammen, zum Beispiel aus dem kaufmännischen und dem technischen Bereich. Mir macht es Spaß, mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu kommen, vom Mieter über den Architekten bis hin zum Ingenieur. Das macht meinen Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich.

Und was stört Sie an der Branche?

Was mich etwas stört, ist, dass in den Boomjahren einige unprofessionelle Akteure auf den Markt gekommen sind, was dem Ruf der Branche geschadet hat. Aufgrund der niedrigen Zinsen dachten viele, dass sich damit leicht Geld verdienen ließe. Jetzt sehen wir aber das Gegenteil, der Markt konsolidiert sich wieder.

Baulöwe, Miethai, Heuschrecke: Leute, die mit Immobilien Geld verdienen (wollen), haben nicht immer den besten Ruf. Zurecht?

Wenn ich im privaten Umfeld erzähle, dass ich in der Immobilienbranche tätig bin, bekomme ich manchmal die scherzhafte Antwort „Bis vor Kurzem warst du mir noch sympathisch“ oder „Ach, ein Immobilienhai“. Das ist nicht ernst gemeint, aber es spiegelt doch wider, was die Leute oft über Vertreter der Branche denken. Und ja, ich glaube, die Immobilienbranche hat einen zu schlechten Ruf. Das Problem ist, dass dies von einzelnen schwarzen Schafen herrührt, über die jedoch sehr medienwirksam berichtet wird. Die meisten Branchenvertreter bieten gute Immobilien zu fairen Preisen an und bemühen sich um ein gutes Verhältnis zu allen Beteiligten. So ist auch unser Selbstbild.

Sie würden jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen, weil…

… weil man in dieser Branche vorankommt, wenn man ehrgeizig ist und zeigt, was in einem steckt. Wichtig ist, dass man seine Leistungsbereitschaft zeigt. Man sagt den jungen Leuten heute nach, dass sie mehr auf ihre Work-Life-Balance achten und nicht mehr so leistungsfähig sind. Dieser Ruf haftet ihnen vielleicht zu Unrecht an, aber ich würde ihnen empfehlen, sich davon abzuheben, indem sie zeigen, was in ihnen steckt.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Ich mag schöne alte Häuser. In Potsdam gibt es viele schöne Altbauten, die mir sehr gut gefallen. Wenn ich mir dort eine Immobilie aussuchen müsste, würde es mir nicht schwerfallen.

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

Was in den 70er Jahren gebaut wurde, finde ich nicht besonders schön. Aber es gibt kein Gebäude, das ich abreißen möchte. Ich finde, alles gehört irgendwie dazu, schließlich können beispielsweise auch DDR-Bauten ihren Reiz haben. Es kommt auf den Kontext an.

Was bringt Sie privat auf die Palme? Und was beruflich?

Ich weiß, dass es nichts bringt sich aufzuregen, also versuche ich, privat und beruflich in jeder Situation ruhig zu bleiben. Wenn Leute ignorant sind, kann ich mich schon mal aufregen, aber das kommt wirklich selten vor.

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Daheim in meinem Garten oder im Urlaub in der Sonne.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an was …?

… an eine schöne Bucht in Ägypten mit sehr warmen Badetemperaturen im Dezember. Es war herrlich, wir hatten strahlenden Sonnenschein und konnten einfach nur entspannen.

Homeoffice, Büro oder mobil in der Bahn? Wo arbeiten Sie am häufigsten, wo am liebsten und warum?

Ich finde, dass sowohl das Büro als auch das Homeoffice Vorteile haben. Zuhause kann ich in Ruhe Dinge abarbeiten, im Büro bekommt man aber auch Dinge mit, die einem daheim entgehen würden. Deshalb finde ich beides wichtig und nutze auch beides. Wenn ich Termine habe, fahre ich lieber mit dem Auto als mit dem Zug.

Und für welches rein private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Für den Sport. Ich versuche, ihn regelmäßig in meinen Alltag zu integrieren, aber zwischen Beruf und Familie kommt er oft zu kurz. Wenn man sich wie ich in einer Kampfsportart verbessern will, muss man sehr regelmäßig trainieren.

Wie und wo gehen Sie gerne aus?

Ich gehe gerne in Potsdam oder in Charlottenburg gut essen oder besuche kulturelle Veranstaltungen, aus dem Club-Alter bin ich mittlerweile raus.

Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie gerne mal einen Abend verbringen?

Ich würde Richard Branson gerne einmal treffen, weil ich finde, dass er ein interessanter Unternehmer ist. Ich finde es spannend, wie er seine Unternehmen aufgebaut hat, und denke, dass er mir spannende Anregungen für meine Arbeit geben könnte. Mit ihm würde ich auch gerne einmal für einen Tag tauschen, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Ich mag die mediterrane Küche sehr. Da ich schwedische Wurzeln habe, mag ich auch die schwedische Küche sehr gern – da gibt es sehr viel Spannendes mehr als nur Köttbullar. Außerdem habe ich durch meine Frau die osteuropäische Küche für mich entdeckt.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Mit Blick auf Hongkong vermisse ich in Deutschland die Effizienz. Wenn ich die öffentlichen Verkehrsmittel in Berlin mit denen in Hongkong vergleiche, ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Als ich von Hongkong nach Berlin kam und in die U-Bahn gestiegen bin, fiel mir auf, dass wir keinen Internetempfang in der U-Bahn und immer noch Fenster zum Aufklappen haben. Das war ein Gefühl, als sei ich 30 Jahre in die Vergangenheit gereist. In Hongkong ist jede U-Bahn klimatisiert und man hat überall in der U-Bahn einen top Empfang, man kann sich von dort aus problemlos Filme auf dem Handy anschauen.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben – welchen Traum erfüllen Sie sich?

Ich würde das Geld lieber spenden, weil es Menschen gibt, die es dringender brauchen als ich.

Die Fragen stellte Janina Stadel.

Janina Stadel

Reuter soll C&W in Deutschland führen

Tina Reuter ist schon jetzt Mitglied des EMEA Strategic Leadership Teams von C&W.

Tina Reuter ist schon jetzt Mitglied des EMEA Strategic Leadership Teams von C&W.

Quelle: Cushman & Wakefield

Karriere 18.04.2024
Tina Reuter soll Insidern zufolge Deutschlandchefin von Cushman & Wakefield (C&W) werden. Damit würde sie Yvo Postleb nachfolgen, der im Winter sang- und klanglos das Maklerhaus ... 

Tina Reuter soll Insidern zufolge Deutschlandchefin von Cushman & Wakefield (C&W) werden. Damit würde sie Yvo Postleb nachfolgen, der im Winter sang- und klanglos das Maklerhaus verlassen hat.

Seit Anfang Dezember lässt C&W offen, wer die deutsche Tochter künftig führen wird. Im Winter hieß es auf Anfrage lediglich, Postleb werde "für einen längeren Zeitraum abwesend sein"; Tina Reuter, Head of Asset Services für Europa, solle "in seiner Abwesenheit vorübergehend die Verantwortung für Deutschland übernehmen".

Wie lange Postleb abwesend sein soll und ob er überhaupt wiederkommen wird bzw. wer ihm folgen soll – das sind Fragen, die C&W seit mehr als vier Monaten offen lässt. Ein Vakuum an der Spitze des Unternehmens mit 350 Beschäftigten. Noch wird Postleb auf der Internetseite von C&W als Managing Director Germany und Head of Germany geführt.

Jetzt aber ist aus gut unterrichteten Kreisen zu hören: Reuter wird den Chefposten übernehmen. Noch im April soll der Vertrag mit ihr unterschrieben werden. C&W bleibt dabei wortkarg. "Ich kann dies aktuell nicht kommentieren", sagte eine Sprecherin auf Anfrage der Immobilien Zeitung (IZ). Auch Reuter selbst wollte gegenüber der IZ keinen Kommentar abgeben.

Reuter ist derzeit als Executive Partner verantwortlich für die Leitung und Entwicklung des Asset-Services-Geschäfts in Europa, über das rund 32 Mio. qm Gewerbefläche verwaltet wird, das 14 Länder abdeckt und mehr als 1.350 Mitarbeiter beschäftigt. Als Mitglied des EMEA Strategic Leadership Teams von C&W ist sie zudem mitverantwortlich für die strategische Ausrichtung des Gesamtunternehmens in Europa. Reuter verfügt über mehr als 20 Jahre internationale, bereichsübergreifende Führungserfahrung in der Immobilienbranche. Seit 2013 ist sie für C&W tätig.

Im Februar hatte Reuter der IZ erklärt, sie wolle die Dienste bei C&W bündeln sowie das Angebot breiter und diverser aufstellen. "Neben unserem bisherigen Office-Fokus stärken wir auch die Bereiche Residential, Healthcare und Logistik", sagte sie. "Unser Fokus liegt – als Teil unserer globalen Strategie – auf drei Prioritäten: Stärkung des Kerngeschäfts, effiziente Arbeit und Beratung sowie nachhaltiges, organisches Wachstum." C&W sehe den mittel- und langfristigen Erfolg nicht in der Konzentration auf wenige Bereiche, sondern "in gesamtheitlichen Lösungen".

Mit Alexander von Erdély bei CBRE und Matthias Leube bei Colliers hatten neben Postleb im vergangenen Winter auch zwei andere Topmanager von großen Gewerbemaklern ihre Posten abgegeben.

Peter Dietz

Reingehört: Eine eigene Zone für berufliche Werdegänge

Karriere 18.04.2024
Netzwerken gehört für Alexander Schmid zum Alltag. Nun hat er seine Real Estate Lounge Interview Zone in ein Podcast-Format gepackt. Darin stellt er in jeder Folge einen Gesprächspartner mit ... 

Netzwerken gehört für Alexander Schmid zum Alltag. Nun hat er seine Real Estate Lounge Interview Zone in ein Podcast-Format gepackt. Darin stellt er in jeder Folge einen Gesprächspartner mit seinem Berufsweg näher vor.

Im Februar 2024 ging der Podcast Real Estate Lounge Interview Zone an den Start. Dahinter steckt der Gründer der Real Estate Lounge Alexander Schmid, der sich in diesem Format mit seinen Interviewpartnern unterhält über Werdegänge, Stolpersteine und Best-Practice-Beispiele im Berufsleben in der Immobilienwirtschaft. In jeder der bislang vier Folgen bespricht Schmid mit einem Gast neben dessen Lebenslauf auch ein Fokusthema.

So zeichnet sich Gesprächspartner von Folge 1, der Unternehmensberater Robert Hoffmann, dadurch aus, dass er auf Instagram erfolgreich aktiv ist. Er hat innerhalb von knapp sechs Monaten mit seinen Videos 50.000 Follower gewinnen können. Sein Erfolgsrezept: Liefere kontinuierlich Inhalte, die authentisch sind und den Followern einen Mehrwert bieten. Jeden zweiten Tag kreiert Hoffmann nach diesem Rezept einen 90-Sekunden-Spot mit Einblicken in seine Erlebnisse aus der Unternehmensberatung.

In Folge 2 ist Oliver Ritschel zu Gast. Vor etwa vier Jahren hat sich der gelernte Elektroinstallateur mit dem Buero Oliver selbstständig gemacht. Inzwischen hat er drei Mitarbeiter, Tendenz steigend. Aus seiner Zeit als Angestellter weiß Ritschel, dass besonders für Sonderprojekte meist die Zeit fehlt, um das technische Property- und Asset-Management zu koordinieren. Diese Lücke kann er mit seinem Unternehmenskonzept füllen. Mit Schmid spricht er über seinen Weg in die Selbstständigkeit.

Marketingspezialisten, Ingenieurgeologen und als nächstes Sie?

Weitere Gäste in den Folgen 3 und 4 sind Felix Hilt von Brand Estates und Lukas Krödel von HPC. Hilt gibt Auskunft über erfolgreiches Immobilienmarketing, das er mit seiner Agentur betreibt: von der Namensfindung für ein Projekt bis hin zu Influencer-Engagements. Krödel ist für die Umwelt tätig und seines Zeichens mit nur 28 Jahren einer der jüngsten Standortleiter Deutschlands. HPC ist auf Umweltberatung, Infrastrukturplanung und Bodenrecycling spezialisiert. Der studierte Ingenieurgeologe begann vor knapp vier Jahren als Werkstudent bei dem Unternehmen und leitet nun ein eigenes Team in München.

Man darf gespannt sein, wer noch in der Interview Zone zu Gast sein wird. Mit den bisherigen Interviewpartnern stand Schmid durch sein Netzwerkevent-Format Real Estate Lounge bereits in Kontakt. In den Shownotes besteht die Möglichkeit, sich als Gast zu bewerben.

Die Folgen haben mit 30 bis 40 Minuten eine angenehme Länge. Lediglich Intro und Outro wirken leicht überzogen, wenn auch professionell umgesetzt. Angesichts der interessanten Gespräche lässt sich darüber hinweghören. Ein fester Turnus, in dem die Folgen erscheinen, ist anhand der bisherigen Veröffentlichungsdaten noch nicht ablesbar.

Alexandra Stiehl