JLL, CBRE und Beos sichern sich ihr Rampenlicht

JLL, CBRE und Beos ziehen den Nachwuchs an und verteidigen die Spitzenplätze im IZ-Arbeitgeberranking.

JLL, CBRE und Beos ziehen den Nachwuchs an und verteidigen die Spitzenplätze im IZ-Arbeitgeberranking.

Podest Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Trifonenko Ivan

Karriere 08.07.2021
JLL, CBRE und Beos haben es im IZ-Arbeitgeberranking 2021 wieder auf die Spitzenplätze geschafft. Viele Berufseinsteiger schätzen die drei international bekannten Unternehmen als gutes ... 

JLL, CBRE und Beos haben es im IZ-Arbeitgeberranking 2021 wieder auf die Spitzenplätze geschafft. Viele Berufseinsteiger schätzen die drei international bekannten Unternehmen als gutes Karrieresprungbrett. Andere legen seit der Corona-Krise mehr Wert auf einen sicheren Arbeitsplatz und haben Commerz Real zu einem starken Aufstieg verholfen.

Ob als Immobilienberater, in der Bewertung oder im Facility-Management - JLL bleibt der Toparbeitgeber für viele Studenten. Bereits zum zehnten Mal in Folge haben sie das Unternehmen bei der Umfrage zum IZ-Arbeitgeberranking auf Platz eins gewählt. Und auch die Silber- und Bronzepositionen sind seit dem Vorjahr gleich geblieben. Den zweiten Platz verteidigt der Berater CBRE, den dritten der Asset-Manager und Entwickler Beos. Die drei Spitzenreiter werden von den Studenten als "Traditionshäuser", als "breitgefächert" und als "Global Player" wahrgenommen, obwohl nur wenige von ihnen die Firmen tatsächlich von innen kennen. Die Top Drei haben es geschafft, ihr gutes Image als Arbeitgeber aufrechtzuerhalten - und das obwohl sie pandemiebedingt kaum an den Hochschulen präsent sein konnten (für die vollständigen Top Ten des IZ-Arbeitgeberrankings siehe "Die 10 Wunscharbeitgeber der Studenten" in diesem Artikel).

"Den Bereich Hochschulmarketing haben wir speziell in den vergangenen Monaten aktiv ausgebaut", berichtet Anita Thelen, noch bis Mitte Juli Head of Human Resources Central Europe bei JLL. Das Unternehmen setze auf Gastdozenten, mehr duale Studiengänge und digitale Hochschulmessen. Den Online-Weg sind auch CBRE und Beos gegangen. "Wir sind ein großer Freund von Messen, gerade weil man dort schnell in persönlichen Kontakt treten kann. Leider ging das bei den digitalen Angeboten nur mit Einschränkungen", bedauert Holger Matheis, der im Beos-Vorstand unter anderem fürs Personal zuständig ist. Er hoffe, bald wieder mit mehreren Mitarbeitern persönlich auf den Nachwuchs treffen zu können, um in Gesprächen statt Chats und Streams Gestik und Mimik von Bewerbern besser erleben zu können.

Global Player als Karrieresprungbrett

Studentin Beatrice Pötzl hingegen war zufrieden mit den digitalen Alternativen. "Die Onlinemessen zeigen meiner Meinung nach ganz neue Möglichkeiten auf, eine Karrierewoche umzusetzen. Geht es darum, möglichst viele Firmen kennenzulernen und viele Kurzgespräche zu führen, finde ich sie total sinnvoll", sagt sie. Und noch einen weiteren Vorteil habe sie im Vergleich zu den klassischen Veranstaltungen bemerkt: "Man kann gut Themen ansprechen, bei denen man lieber etwas anonymer bleiben will", dabei denke die Studentin für Ingenieurwesen zum Beispiel an Fragen rund um das Gehalt.

Nicht nur auf Messen waren die Unternehmen im Netz aktiv. Viele haben ihre Social-Media-Aktivitäten ausgebaut, um durch Posts bei Facebook, Instagram, Youtube und in Blogs Einblicke in den Betriebsalltag und in Projekte zu geben und sich so als Marke bei den Followern einzuprägen. Doch viele dieser Beiträge erreichen die Studenten gar nicht. Der Grund: Als Bewerber wollen sie sich selbst nicht zu sichtbar machen. "Sofern es einen Instagram-Account gibt, schaue ich zwar mal drauf, würde einem Unternehmen aber nie aktiv folgen", sagt Larissa Geiger, die kurz vor ihrem Bachelor-Abschluss im Fach Immobilienwirtschaft steht. Sie begründet ihre Zurückhaltung damit, dass sie ihre eigenen Profile bei Instagram und Facebook nur für Posts aus ihrer Freizeit nutzt und den Unternehmen diese Einblicke nicht gewähren möchte.

Fürs berufliche Netzwerken verwenden die befragten Studenten derzeit vor allem Xing und LinkedIn. Zu einem der wichtigsten Mittel bei der Jobsuche hat sich außerdem die Bewertungsplattform Kununu entwickelt. Viele Absolventen sehen in einer Online-Recherche über das Portal den Vorteil, dass sie dort Meinungen von Mitarbeitern lesen können.

Dass die Plattform zunehmend an Gewicht bei der Imagebildung von großen Firmen gewinnt, zeigt zudem eine Studie des European Real Estate Brand Institutes aus Berlin. Bei einer Umfrage unter 480 Teilnehmern aus der Immobilienbranche bestätigten mehr als drei Viertel der Befragten, dass sie Kununu bei der Jobsuche gezielt aufrufen. Das waren mehr als diejenigen, die angaben, sich auf Empfehlungen aus dem eigenen Netzwerk zu verlassen.

Den Trend haben auch die Arbeitgeber erkannt und reagieren darauf. "Wir nehmen Kununu sehr ernst und freuen uns über die vielen positiven Rückmeldungen. Bei negativen Kommentaren versuchen wir nachzuhaken und Kontakt aufzunehmen, um das dahinterstehende Problem lösen zu können", erklärt Mike Schrottke, Head of People bei CBRE. Mit mehr als 900 Kommentaren finden sich auf der Profilseite des Unternehmens die meisten Bewertungen unter allen aus den Top Ten der Wunscharbeitgeber. Sie stammen von aktuellen Mitarbeitern, ehemaligen Angestellten und auch von Praktikanten und Werkstudenten. Dadurch bilden sie Meinungen aus fast jeder Karrierestufe innerhalb des Unternehmens ab. Viele Firmen nutzen ihr Portal-Profil gezielt für das eigene Employer-Branding. So setzt sich JLL zum Beispiel als "führendes Dienstleistungs-, Beratung- und Investment-Management-Unternehmen im Immobilienbereich" in Szene. Dennoch schneidet der Toparbeitgeber mit einer Weiterempfehlungsquote von 46% durch die Kununu-Community in den vergangenen zwei Jahren schlechter ab als seine Konkurrenten CBRE (88% Weiterempfehlung) und Beos (70% Weiterempfehlung).

Den Nachwuchs stören die Online-Gesamtpunkte bei Kununu weniger. Stattdessen erhoffen sich die Studenten von einer Tätigkeit bei einem internationalen Unternehmen, ihrem Lebenslauf einen Boost verpassen zu können. "Die Karriereperspektiven sind mit dem Firmenimage das Ausschlaggebende für mich", sagt ein 21-jähriger BWL-Student, der JLL zu seinem Wunscharbeitgeber gekürt hat. Andere bezeichnen den Erstplatzierten als ein "gutes Karrieresprungbrett". Bei CBRE denken viele zuerst an das "Prestige" und betonen die "extreme Bekanntheit". Für Beos hat sich ein Student im Bau- und Projektmanagement, der kurz vor dem Abschluss steht, auch aus strategischen Gründen entschieden. Er kennt die Firma aus Erzählungen von Kommilitonen, die dort ein Praktikum gemacht haben, und hat den Eindruck, "es wird einem von Anfang an viel Verantwortung übertragen, sodass die Lernkurve steil ist."

In der IZ-Umfrage bewerteten nur 2% derer, die gerne für JLL arbeiten würden, die Stellen als "sicheren Arbeitsplatz". Mehr als jeder Vierte begründete seinen Wunsch nach einem Arbeitsvertrag dort stattdessen mit der Internationalität des Unternehmens, knapp 20% sehen gute Karrierechancen in einem Job bei dem Spitzenreiter. Auch bei CBRE und Beos spielte der Punkt "sicherer Arbeitsplatz" nur eine geringe Rolle bei der Begründung des Favoriten.

Meldungen über Kurzarbeit haben viele Studenten in den vergangenen Monaten nicht in ihrer Entscheidung beeinflusst. Eduard Enes, der Construction and Real Estate Management studiert, zeigt sogar Verständnis dafür, dass einige Firmen diesen Weg gegangen sind. JLL etwa meldete ab April 2020 ein halbes Jahr Kurzarbeit an, beendete sie jedoch nach vier Monaten. "Zu Beginn dieser Arbeitszeitreduktion waren die Arbeitsverhältnisse mit Werkstudenten beendet worden, um festangestellten Mitarbeitern gegenüber konsistent zu handeln. Sobald es die Situation wieder zuließ, wurden jedoch wieder Werkstudenten eingestellt", erklärt JLL-Personalerin Thelen. Für Enes, der bei einem anderen Unternehmen selbst einen Werkstudentenjob verloren hat, hatte das keinen Einfluss auf seine Wunscharbeitgeberwahl. "Solange das Unternehmen einen konkreten Plan vorzeigt und das Thema offen kommuniziert, würde es mir persönlich nicht den Schlaf rauben."

Viel genauer schaut Enes - wie auch viele seiner Mitstudenten - hin, wenn es um mögliche Auslandserfahrungen kurz nach dem Berufseinstieg geht. Diesen Trend kann auch Matheis bestätigen. "Wir merken, dass Interesse da ist, und bieten die Möglichkeit an, wo es passt. Schließlich wollen wir unsere Mitarbeiter auch später für internationale Projekte einsetzen können", erklärt der Beos-Vorstand. Weil Beos seit 2018 zu Swiss Life Asset Managers gehört, seien Auslandsaufenthalte inzwischen besser möglich. In Zukunft soll das Angebot noch weiter ausgebaut werden. CBRE hat ein eigenes Programm eingerichtet, das darauf abzielt, Mitarbeitern für einen bestimmten Zeitraum Erfahrungen im Ausland zu ermöglichen. Nicht zuletzt, weil in vielen Positionen länderübergreifend gearbeitet wird. "Das bietet viele anregende neue Perspektiven und verhindert einen einseitigen Blick auf den heimischen Markt", erklärt Schrottke den Hintergrund. Alle Unternehmen betonen jedoch, dass die Auslandsaufenthalte zur Stelle passen müssen, wodurch die Wahl des Einsatzorts, der Zeitpunkt und die Dauer eingeschränkt werden können. Zudem bedeutet der Austausch für die Bewerber, dass gute Englischkenntnisse für den Job in der Immobilienbranche immer wichtiger werden.

Doch es gibt auch eine große Gruppe von Studenten, die gerade wegen der Corona-Pandemie viel Wert auf ein langfristiges Arbeitsverhältnis zum Berufseinstieg legt. "Wichtig ist für mich erstmal Berufserfahrungen zu sammeln, da ich festgestellt habe, dass ein guter Abschluss allein nicht alles ist", stellt ein Student klar. Als langfristige Arbeitgeber punkteten in der IZ-Umfrage vor allem Union Investment (Platz zehn), ECE (Platz sieben) und Commerz Real (Platz fünf). Bei Kununu bedient Commerz Real zudem noch einen weiteren Trend, der in der Pandemie entstand: Vertrauen in den Umgang mit der Pandemie. Viele Studenten sehen die besondere Situation als Probe für die potenziellen Arbeitgeber. Sie achten bei Erzählungen von Mitarbeitern, in Praktika und auch bei Kununu auf Berichte über flexible Arbeitsmodelle und Hygienemaßnahmen. Eine BWL-Studentin der TH Darmstadt berichtet, dass sich ihre Vorstellung von einer guten Stelle im vergangenen Jahr verändert hat. "Die Höhe des Gehalts ist weniger wichtig geworden, dafür umso mehr die Sicherheit des Arbeitsplatzes sowie die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatem."

Neue Prioritäten durch Corona-Krise

Mit Kununu-Kommentaren wie "gerade in Coronazeiten ein Glücksgriff" oder "keine Entlassungen aufgrund der Pandemie" hat es Commerz Real zum Aufsteiger des Jahres geschafft und ist im IZ-Ranking von Platz zehn auf fünf nach oben geklettert. Und im Umgang mit Praktikanten scheint das Unternehmen ebenfalls vieles richtig zu machen. Ein Großteil derer, die Commerz Real zu einem ihrer Favoriten kürten, gaben an, die Strukturen im Haus durch Praktika oder ähnliches schon kennengelernt zu haben.

Weniger Erfolg hingegen hatte Corpus Sireo. Im Gegensatz zu Beos scheint der Fonds- und Asset-Manager seit seinem Eintreten in die Unternehmensgruppe von Swiss Life Asset Managers immer weniger von den Studenten wahrgenommen zu werden. Während das Unternehmen 2018 noch ganz vorne im IZ-Arbeitgeberranking auf Platz zwei dabei war, reichten die Punkte in diesem Jahr nur noch für Platz zwölf und damit nicht mehr für die Top Ten. Auch Drees & Sommer musste seit dem vergangenen Jahr einige Plätze einbüßen und rutschte von Rang vier auf acht.

In der Studie des European Real Brand Institutes zählen die beiden Unternehmen zu den weniger bekannten bei den bis 25-Jährigen. Während etwa jeder Vierte der jungen Befragten dort angab, JLL zu kennen, konnten nur 16% etwas mit dem Namen Drees & Sommer anfangen - trotz der Teilnahme an digitalen Messen, Gastvorträgen und Antworten auf jede Kununu-Bewertung. Corpus Sireo kannten gar nur 7%. Wer seinen guten Ruf als Toparbeitgeber verteidigen will, muss also vor allem sichtbar bleiben. Nur Unternehmen, die den Studenten möglichst früh im Kopf bleiben, haben die Chance, schon vor deren Berufseinstieg zum Wunscharbeitgeber zu werden.

Janina Stadel

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Auch mobiles Arbeiten braucht Strukturen

Nicht jede Aufgabe muss  im Büro erledigt werden.

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Quelle: Imago, Urheber: Westend61

Karriere 25.05.2023
Auf der Suche nach einem passenden Konzept für mobiles Arbeiten hat sich Meravis vom Tochterunternehmen Spiri Bo inspirieren lassen. In dem Start-up hatten die Mitarbeiter seit der Gründung die ... 

Auf der Suche nach einem passenden Konzept für mobiles Arbeiten hat sich Meravis vom Tochterunternehmen Spiri Bo inspirieren lassen. In dem Start-up hatten die Mitarbeiter seit der Gründung die Möglichkeit, remote zu arbeiten.

Laut Erhebungen des Statistischen Bundesamts arbeiteten 2017 nur rund 11% der Deutschen regelmäßig von zuhause. Sechs Jahre später setzen die meisten Mitarbeiter diese grundsätzliche Möglichkeit oder zumindest Homeoffice-Tage bei ihrem Arbeitgeber voraus. Ob sie ein Jobangebot annehmen, machen viele Bewerber sogar von dieser Option abhängig. So wie Sarah Aldag, die für die Meravis-Tochter Spiri Bo mit Sitz in Hamburg von Nordrhein-Westfalen aus arbeitet. "Ich konnte diese Stelle nur annehmen, weil das Arbeiten komplett remote möglich war", sagt sie. Ein Umzug sei für Aldag nicht infrage gekommen.

Sie zieht aus ihrem Beispiel das Fazit: "Wenn ein Arbeitgeber Arbeiten von zuhause anbietet, kann er bei Einstellungen aus einem größeren Pool von Bewerbern wählen, weil diese nicht mehr auf einen bestimmten Standort beschränkt sind." In einer wissenschaftlichen Arbeit an der EBZ Business School zum Thema New Work kommt sie zusammen mit drei Mitautoren zum Schluss, dass Mitarbeiter im Homeoffice lokalen Fachkräftemangel ausgleichen und sich Personaler beim Recruiting stärker auf die fachlichen Kompetenzen von Bewerbern konzentrieren können. "Gerade im Vertrieb kann es außerdem von Vorteil sein, Mitarbeiter an verschiedenen Standorten zu haben, weil sie unterschiedliche Netzwerke und Marktkenntnisse haben. So kann ein Unternehmen schneller expandieren."

Doch nicht jeder sei für diese Form des Arbeitens geeignet. "Ein gewisses Maß an Selbstdisziplin und Selbstorganisation von Seiten des Mitarbeiters ist notwendig. Wer als Arbeitgeber viel auf Remote-Arbeit setzt, muss sehen, dass seine Bewerber diese Fähigkeiten mitbringen." Für alle anderen müsse es feste Strukturen geben.

Auch im Mutterkonzern Meravis haben sich in den vergangenen Jahren neue Arbeitsformen etabliert, sagt CEO Matthias Herter. Seit der Gründung von Spiri Bo haben Mitarbeiter und Führungskräfte die Arbeitsmethoden zwischen dem Start-up und dem Wohnungswirtschaftsteil des Unternehmens ständig miteinander verglichen und sich gegenseitig ergänzt. "Mobiles Arbeiten hat sich in den Köpfen echt festgesetzt", stellt Herter fest.

Produktivität ist wichtiger als Präsenzpflicht

Um das richtige Maß für das Angebot zu finden, haben sich Führungskräfte im Unternehmen zusammengesetzt und unter der Leitfrage diskutiert: Was zahlt darauf ein, wenn jemand ins Büro kommt? So habe sich Meravis dazu entschieden, kein festes Zeitkontingent vorzugeben, das im Büro abgeleistet werden muss. Stattdessen stehe die Produktivität im Vordergrund. "Wenn man buchhalterische Aufgaben macht, seinen Kundenstamm aufpeppen möchte oder sich auf die kommenden Woche vorbereiten möchte, kann man das gut von zuhause aus machen", sagt Herter.

Aus der 74-jährigen Firmengeschichte wisse das Team aber auch: "Wohnungswirtschaft und Bau sind Projektgeschäfte. Und da gibt es viele Dinge, für die man zusammenkommen muss." Herter glaubt, dass der Austausch zwischen Kollegen wichtig ist, um Aufgaben effizient zu lösen, und damit sich Mitarbeiter mit dem Unternehmen identifizieren können. "Und um so zusammenzukommen, braucht man moderne Arbeitsräume." Meravis hat deshalb u.a. einen Coworkingspace eingerichtet, in dem für die Mitarbeiter Räume mit unterschiedlicher Ausstattung und Größe zur Verfügung stehen. Er werde von allen Alterklassen genutzt und mache es möglich, durch ständig wechselnde Schreibtischnachbarn die Kollegen aus verschiedenen Abteilungen besser kennenzulernen.

"Doch die Transformation hat zu Beginn auch Schmerzen bereitet – gerade älteren Mitarbeitern", sagt Herter und beschreibt, dass viele erst den Umgang mit Kommunikationstools lernen mussten – und auch, sich auf flexibles Arbeiten in verschiedenen Umgebungen einzulassen.

Für Aldag ist klar, dass eine plötzliche Umstellung nur gelingen kann, wenn Führungskräfte die Entscheidung nicht alleine treffen. Konkret schlägt sie vor, Wünsche und Bedürfnisse von allen Mitarbeitern zu sammeln und darüber abzustimmen, welches System die meisten für sinnvoll halten. "Statt als Entscheidung aus der Chefetage werden sogar Veränderungen, die ein Mitarbeiter persönlich nicht wollte, nach einer Abstimmung als Teamverlangen angesehen und somit besser angenommen. Das betrifft vor allem langjährige Mitarbeiter, die von sich aus vielleicht gar keine Veränderungen wünschen."

Janina Stadel

Die Profis müssen kreativ werden

Simone Bischoff muss ihre Aufgaben als Centermanagerin oft erklären.

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Quelle: Career Pioneer, Urheber: Alexander Sell

Karriere 25.05.2023
Die Digitalisierung und die Nachfrage nach bestimmten Assetklassen haben die Aufgabenprofile von Immobilienprofis verändert. Ihnen wird immer mehr Kreativität abverlangt – nicht ... 

Die Digitalisierung und die Nachfrage nach bestimmten Assetklassen haben die Aufgabenprofile von Immobilienprofis verändert. Ihnen wird immer mehr Kreativität abverlangt – nicht zuletzt, um Gebäude auch aus der Mietersicht zu verstehen und so Bedürfnisse zu erkennen.

Weil sich die Berufsbilder und Aufgaben in der Immobilienwirtschaft sehr viel heterogener zusammensetzen als in anderen Branchen, unterliegen die Profile ihrer Akteure einem ständigen Wandel. Die Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung (Gif) hat deshalb die gängigen Berufsbilder definiert und schlüsselt auf, welche Fähigkeiten und Kenntnisse notwendig sind, um sie auszuführen. Diese Sammlung wird gerade überarbeitet und soll im Sommer in aktualisierter Form veröffentlicht werden. Das kündigte Thomas Beyerle, der bis April die Präsidentenrolle im Verein inne hatte, im Rahmen des IZ Karriereforums an.

Zwar ist sich Beyerle sicher, dass die Nachfrage nach Absolventen von betriebswirtschaftlichen Studiengängen in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird, er erkennt aber auch, dass viele Aufgaben ein höheres Maß an Kreativität erfordern als noch vor einigen Jahren. Als Beispiel nennt er die Rolle des Fondsmanagers, von dem neben einem Blick für zukünftige Marktentwicklungen immer mehr Organisationstalent, Verhandlungs- und Präsentationsgeschick im Job gefordert wird.

Auch vor Analysten macht der Wandel nicht Halt. Sie nutzen Zahlen, um Wirkungsfaktoren, die Mieten und Preise für Grundstücke bestimmen, einschätzen zu können. Im Zuge der Digitalisierung werden diese Daten immer kleinteiliger erfasst. Dadurch ergibt sich bei den Analysen ein ganzheitlicheres Bild, gleichzeitig gewinnt der gekonnte Umgang mit verschiedenen digitalen Tools zur Erhebung und Speicherung von Daten zunehmend an Bedeutung im Berufsalltag.

Die Aufgaben von Simone Bischoff haben sich schon jetzt verändert. Sie ist Centermanagerin bei IPH und erzählt nach rund zehn Jahren im Beruf: "Wir müssen uns ständig neue Aktionen und Events einfallen lassen, weil den Kunden das Einkaufen allein nicht mehr genügt. Grundkenntnisse im Marketing sind inzwischen Pflicht in dieser Rolle." Für sie ist klar: Dass sich ihr Alltag im Job gewandelt hat, hängt mit dem veränderten Kaufverhalten der Kunden zusammen und mit der zunehmenden Bedeutung von Online-Shopping.

Bei einem Rundgang muss sie das Center nicht nur aus der Sicht der Immobilienmanagerin, sondern auch durch die Brille von Mietern und Kunden analysieren. Ein Kollege, der als Quereinsteiger ins Team kam, brachte diese Fähigkeit aus seinem vorherigen Job im Einzelhandel mit.

Aber auch Kenntnisse zu Mietverträgen werden in Bischoffs Alltag immer wichtiger. Weil diese inzwischen meist nur noch für eine Laufzeit von drei bis fünf Jahren abgeschlossen werden, muss sie ständig mit den Mietern neu verhandeln. Bei Neuabschlüssen hingegen muss sie den Angebotsmix im Center im Auge behalten. Hinzu kämen neue Herausforderungen zu Hygiene- und Sicherheitsauflagen innerhalb der Einkaufsquartiere.

Aber auch andere Nutzungsarten wirken sich auf gefordertes Spezialwissen bei Immobilienprofis aus. Zu ihnen zählen Life-Science-Immobilien, die häufig Labore und Arztpraxen beherbergen, aber auch von Wellness- und anderen Gesundheitsanbietern genutzt werden. Für diese Immobilien müssen bei der Planung besondere Standortfaktoren beachtet werden, so zum Beispiel ein universitäres Umfeld, das wissenschaftliche Mitarbeiter stellt und kurze Lieferwege für Labormaterial. Das berichtet Berthold Becker, Geschäftsführer beim Asset- und Investmentmanager TSC Real Estate.

"Man kann Life Science Real Estate Manager nicht studieren", sagt er. Stattdessen biete das Segment neue Möglichkeiten für erfahrene Researcher. "Sie sind Spezialisten darin, Standorte nach relevanten Kriterien zu analysieren", sagt er. Eine Besonderheit für die Gesundheitsimmobilien bestehe darin, öffentliche Fördermittel für Regionen zu kennen, weil diese für die Finanzierung eines Projekts von hoher Bedeutung sein können.

Ihr immobilienwirtschaftliches Wissen aus dem Studium oder aus früheren Tätigkeiten müssten die Kandidaten bei TSC Real Estate auf die Assetklasse hin ausbauen. Jede Gebäudeart habe ihre Eigenheiten. "Neben dem Standort müssen auch Ausstattung oder bauliche Besonderheiten zum einen den Rahmenvorgaben entsprechen, zum anderen aber auch auf die Nutzungsart abgestimmt werden." Dieses Wissen müsse in jedem Beruf der Immobilienwirtschaft ständig aktualisiert werden, das erfordere bei jeder Assetklasse Kreativität und die Fähigkeit, die Perspektive des Endnutzers einzunehmen, um seine Anforderungen an das Gebäude zu verstehen.

Janina Stadel

MAT: Frederik Raspé

Quelle: Acquirepad

Karriere 25.05.2023
CEO von Acquirepad. Geboren 1992. ... 

CEO von Acquirepad. Geboren 1992.

Werdegang

Einjähriges Praktikum mit 19 Jahren im Architekturbüro. Mehrere Praktika bei CBRE, Junior Investment Consultant bei Cushman & Wakefield in Frankfurt. Manager Digital Transformation Continental Europe bei CBRE in Frankfurt. Product Manager ML/AI Sustainability bei Buildingminds in Berlin. Co-Founder & CEO von Acquirepad in Remote.

Top-Projekte

Gründung und Entwicklung von Acquirepad, Exist- Gründungsstipendium, CEO. Implementierung einer Innovationsmanagementplattform für CBRE in Europa, Leitung von 14 Innovationsprojekten innerhalb von eineinhalb Jahren, Projektleitung. 2017 bis 2021: Aufbau und Co-Autor des Proptech-Blogs Gewerbe-Quadrat.

Ziele

Acquirepad zur führenden Transaktionsplattform für gewerbliche Immobilieninvestoren in Europa aufbauen, Governance und Professionalisierung im Immobilienbereich steigern, junge Proptechs durch Mentoring, Netzwerk und als Angel unterstützen, finanzielle Unabhängigkeit erreichen, Acquirepad bekommt eine B-Corp-Zertifizierung. Ich träume davon, eine nachhaltige, positive Veränderung in der Immobilienbranche hinsichtlich Digitalisierung, Governance und Chancengleichheit zu bewirken.

Motivation als MAT

Ich bin von Anfang an Teil der Bewegung von MAT und habe sogar ehrenamtlich für die erste Runde Werbung gemacht. Ich bin ein aktiver Vertreter der jüngeren Generation in der Immobilienwirtschaft und möchte durch meine Arbeit dazu beitragen, die Branche in Richtung Digitalisierung und Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln. Ich möchte konkrete Handlungsempfehlungen für die Digitalisierung der Branche vorschlagen und dabei die Chancen der Transformationen in der Öffentlichkeitsarbeit, in Talks und über Social Media aufzeigen.

Ethische Grundsätze

Diversität, Transparenz, nachhaltiges Wirtschaften.

Netzwerke und Engagements

Immobilienwirtschaft, Urban Land Institute, Gif. LEO Verein, Regionalleiter Immobilienjunioren Rhein-Main, Young Leader ULI – Frankfurt, Mentor bei der Techquarter Tech Challenge (2021).

Kontakt:

Immobilien Zeitung