Karriere-Katalysator Frauennetzwerk

Frauen in der Immobilienwirtschaft: Cornelia Schubert, Regionalleiterin Franken, Vorstandsvorsitzende Christine Hager, Anja Moses, Regionalleiterin Hamburg, und Bettina Timmler, Regionalleitung Rheinland.

Frauen in der Immobilienwirtschaft: Cornelia Schubert, Regionalleiterin Franken, Vorstandsvorsitzende Christine Hager, Anja Moses, Regionalleiterin Hamburg, und Bettina Timmler, Regionalleitung Rheinland.

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Karriere 24.11.2016
Sicher kommt es auch in der Immobilienbranche darauf an, was man - und frau! - kann. Aber ohne die richtigen Beziehungen kommen Kompetenzen nicht immer zur vollen Geltung. Der Verein Frauen ... 

Sicher kommt es auch in der Immobilienbranche darauf an, was man - und frau! - kann. Aber ohne die richtigen Beziehungen kommen Kompetenzen nicht immer zur vollen Geltung. Der Verein Frauen in der Immobilienwirtschaft bietet speziell weiblichen Köpfen der Branche ein Netzwerk fürs berufliche Fortkommen. Offenbar mit so viel Erfolg, dass auch Männer vor den Vereinstoren mit den Hufen scharren.

"Wer ein breites und gut funktionierendes Netzwerk hat, schreibt vermutlich weniger Bewerbungen als jemand ohne Netzwerk", sagt Anja Moses. Natürlich sei man selbst dafür verantwortlich, im Gespräch zu überzeugen. Doch gerade in einer überschaubaren Branche wie der Immobilienwirtschaft bringen einen Kontakte enorm weiter. "Nach meinem Studium an einer Berufsakademie habe ich darum nach Netzwerken für die Branche gegoogelt", erzählt Moses.

Mit 32 Jahren hat Moses in ihrem Berufsleben schon vier Jobs in der Immobilienwirtschaft an Land gezogen. (Sie selbst spricht lieber von "Karriere-Etappen".) Aktuell baut sie für den US-Logistikimmobilienentwickler Panattoni als Director Property Management diesen Geschäftsbereich in Deutschland auf.

Beim Googeln stieß Moses seinerzeit auf den Verein Frauen in der Immobilienwirtschaft. Dessen nördlichste Dependance, die Regionalgruppe Hamburg, leitet sie mittlerweile seit drei Jahren. Beigetreten ist sie der Regionalgruppe bereits mit Mitte 20. Für ihren Arbeitgeber ist ihr ehrenamtliches Engagement kein Nachteil: "Es tut sich sehr häufig eine Lösung auf, wenn ich jemanden anrufe, den ich auf einer Veranstaltung kennengelernt habe."

Auch Cornelia Schubert (33), die bei einem internen Immobiliendienstleister der Städtischen Werke Nürnberg das Asset-Management leitet, weiß ein Hohelied zu singen auf einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch über Firmengrenzen hinweg und auf den gezielten Aufbau bzw. die Pflege von Geschäftskontakten. Diese können sich auch für ihren Brötchengeber als hilfreich erweisen: "Ich bin über eine Immobilienfrau z.B. schon an Mietflächen herangekommen."

Als Schubert die Immofrauen für sich entdeckte, hatten diese noch keine Regionalgruppe in Franken. Für jemanden aus Nürnberg ist es auf Dauer keine Lösung, für Netzwerkveranstaltungen allmonatlich nach Stuttgart oder München zu gondeln, wo die nächstgelegenen Regionalgruppen ihre Zelte aufgeschlagen haben - zumal, wenn frau alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter ist. "Uns hat ein Netzwerk in der Region gefehlt", erinnert sich Schubert. Und so gründete sie 2015 gemeinsam mit einer Mitstreiterin in Nürnberg selbst eine Regionalgruppe. Fußnote am Rande: Zwei Damen aus Franken haben über das Netzwerk schon Karrieresprünge in Gestalt neuer Jobs gemacht.

Wer eine Regionalgruppe aus der Taufe heben will, muss bereits Mitglied einer bestehenden Gruppe sein. Eine anonyme Anmeldung in einer Region ist ebenfalls nicht möglich. "Zum Netzwerken gehört Vertrauen, deswegen ist vor einer Aufnahme in den Verein ein gegenseitiges Kennenlernen sinnvoll. Das schützt beide Seiten vor möglichen Enttäuschungen", erläutert Bettina Timmler, Regionalleiterin Rheinland. Daher sollten Interessentinnen ein paar Veranstaltungen in einer Region besucht haben, bevor sie beitreten.

Derzeit ist Regionalgruppe Nummer elf (Rhein-Ruhr) in Gründung, und auch in Süddeutschland gibt es den Wunsch nach einer weiteren Regionalgruppe. "Wir wachsen derzeit deutlich. Das sehen wir als ein Zeichen für die gute Arbeit, die wir gemeinsam mit den Regionalleitungen in den vergangenen Jahren geleistet haben", sagt Vorstandsvorsitzende Christine Hager (44). Die Regionalgruppe Rheinland z.B. "hat aktuell 130 Mitglieder und ca. 200 Damen, die sich für eine Mitgliedschaft interessieren", berichtet Regionalleiterin Timmler.

Warum es in einer Branche voller Networkingveranstaltungen ein Netzwerk braucht, das speziell Frauen anspricht, erklärt Hager so: "Frauen unterschätzen oft die Bedeutung von Netzwerken für ihre Karriere. Männer haben anscheinend von Natur aus ein stärker ausgeprägtes Netzwerk-Gen."

Die Vorstandsvorsitzende der Immobilienfrauen hat selbst 2007 den Weg in das Damen-Netzwerk gefunden. "Aus rein beruflichen Gründen", berichtet Hager. Sie arbeitete damals für den Property- und Asset-Manager EPM Assetis. "Ich hatte ein Property-Management-Mandat im Auge gehabt - und eine Vertreterin des Auftraggebers im Verein gesichtet ..."

Mitunter sind es Arbeitgeber, die die Initiative ergreifen. "Drees & Sommer oder Rödl & Partner haben Mitarbeiterinnen zu uns geschickt. Einige Damen sind Mitglied geworden", berichtet Schubert. Bei Hager sind schon Immobilienmänner, die den Immofrauen beitreten wollten, vorstellig geworden. "Das ist gemäß Satzung nicht möglich, jedoch prüfen wir ernsthaft, Fördermitgliedschaften für Unternehmen einzuführen", sagt Hager. Hamburg-Regionalleiterin Anja Moses weiß zu berichten: "An mindestens einer Veranstaltung im Jahr können bei uns auch Männer aus der Branche teilnehmen. Wir wurden danach schon häufiger von unseren männlichen Gästen gebeten, sie nicht aus unserem Mail-Verteiler zu nehmen."

Frauen in der Immobilienwirtschaft

Der Verein Frauen in der Immobilienwirtschaft wurde im Jahr 2000 von Ingeborg Warschke, ehemalige Leiterin des Immobiliengeschäfts der Helaba im Ausland, und acht Mitstreiterinnen gegründet. Heute zählt das Netzwerk rund 800 weibliche Mitglieder in zehn Regionalgruppen. Jede Gruppe führt mindestens einmal im Monat eine Veranstaltung durch: Baustellenbesichtigungen, Karriere-Workshops oder Fachvorträge - insgesamt mehr als 150 Netzwerk- und Fortbildungsveranstaltungen im Jahr. Der Verein bietet z.B. auch ein Mentoring-Programm und ein Leadership-Forum an, führt Exkursionen zu Partnerorganisationen im Ausland durch, lobt jährlich den Ingeborg-Warschke-Förderpreis für junge Akademikerinnen aus und ruft einmal im Jahr zum Bundeskongress, der "Visionale" mit rund 200 Teilnehmern in den vergangenen Jahren. Dort und auf einigen weiteren Veranstaltungen sind auch Immobilienmänner zugelassen.

Wer sein eigenes Frauennetzwerk knüpfen oder weiterspinnen will, hat am 7./8. Dezember 2016 in Berlin Gelegenheit dazu: auf dem "2. Jahreskongress Immobilien-Frauen" von Heuer Dialog. hat

Harald Thomeczek

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Bild: sma

Karriere 17.12.2015
Wer nach oben will, braucht Helfer. Die finden sich vor allem im eigenen Netzwerk. Rund 125 Frauen haben das ihre beim ersten Jahreskongress Immobilien-Frauen in Berlin aktiv erweitert. ... 

Wer nach oben will, braucht Helfer. Die finden sich vor allem im eigenen Netzwerk. Rund 125 Frauen haben das ihre beim ersten Jahreskongress Immobilien-Frauen in Berlin aktiv erweitert. Auch in Aufsichtsräte führt der Weg nicht über Seminare, sondern über die richtigen Kontakte.

Beziehungen schaden nur dem, der sie nicht hat, sagt der Volksmund. Im modernen Wirtschaftsleben spielen sie eine wichtige Rolle. "55% des Business-Erfolgs hängen vom persönlichen Netzwerk(en) ab", sagte die Netzwerkexpertin Petra Polk auf dem von Heuer Dialog veranstalteten ersten "Jahreskongress Immobilien-Frauen" in Berlin. "Netzwerken wird von den wenigsten Frauen aus der Immobilienwirtschaft als Schlüssel zum Erfolg erkannt", war auch die Beobachtung von Christine Hager, Geschäftsführerin von Redos Retail und Vorsitzende des Vereins Frauen in der Immobilienwirtschaft. Darum rief sie die ca. 125 Teilnehmerinnen des - so der Untertitel der Veranstaltung - "Netzwerkkongresses für Frauen, die den Takt angeben", dazu auf, die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen zu lassen: "Netzwerken Sie und machen Sie vor allem auch Geschäft miteinander." Denn Frauen haben längst Wirtschaftsmacht. Mit 18 Billionen USD ist sie doppelt so groß wie die von China und Indien zusammen, sagte Polk.

Dennoch sind Frauen auf den Führungsposten bislang noch unterrepräsentiert. Großes Interesse fand deswegen eine Vortragsrunde über die Aufstiegsmöglichkeiten in Aufsichtsräte und Vorstände. Dorthin führen die Wege ebenfalls fast nur über Netzwerke. Denn über Personalberater werden nur wenige Prozent der Aufsichtsposten besetzt. Die meisten Menschen entscheiden sich bei der Vergabe von Führungspositionen für Personen, zu denen sie bereits ein Vertrauensverhältnis haben. Zum Selbstzweck darf Networking allerdings nicht werden: "Sie müssen sich schon unter den richtigen Leuten vernetzen", so Martin Kaspar, Senior Manager bei PricewaterhouseCoopers. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft biete Seminare zur Vorbereitung auf ein Aufsichtsratsmandat an (siehe Schlussinfo). Aber ein Seminar bringe noch kein Mandat, sagt Kaspar. Das müsse über das eigene Netzwerk kommen.

Künftig wird die Frauenquote von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig den Druck im Kessel der Unternehmen erhöhen. Und zwar nicht nur für jene 108 Konzerne, die künftig einen Frauenanteil von mindestens 30% in ihren Aufsichtsräten aufweisen müssen, sondern auch für die Unternehmen, die sich selbst (beliebige) Zielvorgaben setzen und erfüllen müssen: "Der Staat wird Aufträge verstärkt an Unternehmen vergeben, die die Ziele der Ministerin verinnerlichen und auch umsetzen", prophezeite Ulrike Detmers, Gesellschafterin und Mitglied der Unternehmensleitung des Backwarenherstellers Mestemacher.

Aber: Die Frauenquote "kann nur Türen öffnen - hindurchgehen und sich beweisen müssen Sie schon selbst", rief Monika Schulz-Strelow, Präsidentin des Vereins Frauen in die Aufsichtsräte, den Anwesenden zu. Allein die Diskussion um die Quote habe "mehr Chancen als noch vor fünf oder sieben Jahren eröffnet". Frauen sollten diese Errungenschaften nicht selbst torpedieren: "Sagen Sie nie, dass Sie gegen die Frauenquote sind und dass Sie das nicht alles selber geschafft haben - das würde in der gleichen Situation kein Mann sagen."

Nicht auf den Mund gefallen ist der typische Mann, wenn es um die Formulierung seiner Gehaltsvorstellung geht. "Bei Mitarbeiterinnen dagegen war ich es gewohnt, dass sie warten, bis ich ihnen eine Gehaltserhöhung anbiete - und dafür erwartete ich auch noch Dankbarkeit. Ich hatte ein männliches Rollenmuster in mir", berichtete Iris Schöberl, Managing Director von BMO Real Estate Partners mit rund 50 Mitarbeitern, davon 60% Frauen.

Ihren Heureka-Moment hatte Schöberl, als eine von ihr günstig eingekaufte Asset-Managerin plötzlich von sich aus mehr Geld wollte. Eine Gehaltsanalyse im eigenen Unternehmen ergab: "Alle Frauen verdienten auf vergleichbarer Position weniger als ihre männlichen Kollegen, sie waren systematisch unterbezahlt." Zu so viel schonungsloser Ehrlichkeit sich selbst gegenüber und Offenheit vor einem vollen Plenum gehört eine Menge Mut. Allein dafür hätte Iris Schöberl schon einen Preis verdient.

Und sie bekam ihn: Schöberl erhielt den Woman in Real Estate (kurz W.I.R.E.)-Award. Diese Auszeichnung würdigt Frauen, die durch mutige Entscheidungen in Erscheinung getreten sind und damit als Vorbilder für andere Frauen in der Branche dienen können. "Iris Schöberl ist eine Kämpferin - für ihre Sache und für ihr Team. Und wenn der Wind von vorne weht, stellt sie sich vor ihre Leute", so Laudatorin Elisabeth Kammermeier, geschäftsführende Gesellschafterin von Activ Consult Real Estate und Beiratsmitglied des Jahreskongresses Immobilien-Frauen.

Die geschlechterbedingte Ungleichheit in der Bezahlung ihrer Mitarbeiter hat Schöberl nach eigener Aussage inzwischen abgestellt. Künftig können Frauen die Gehaltsungleichheit selbst erfragen. Im Referentenentwurf für das geplante Lohngleichstellungsgesetz des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist ein individueller Auskunftsanspruch für alle Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst vorgesehen.

Schöberl ist damit ein schönes Beispiel für den Aufruf von Andrea Och, Führungskräftecoach und Expertin für Markenführung: "Macht ist nicht per se etwas Schlechtes. Nutzen Sie sie zum Wohle von uns allen!"

Och hatte viele weitere wertvolle Ratschläge, wie man aus sich eine Marke macht, zum Frauen-Kongress mitgebracht: "Haben Sie Ziele und formulieren Sie sie schriftlich." Wer seine Ziele aufschreibe, sei nämlich gezwungen, so Och, sie zu Ende zu denken. Und er könne sie sich jeden Morgen vornehmen und überlegen, welchen konkreten Schritt er heute gehen könne und an wen er "ran muss, um sein Ziel zu erreichen". Denn der Schlüssel zum Erfolg bestehe nur zu 10% aus Leistung: 30% seien Selbstvermarktung und der Löwenanteil, 60%, seien Beziehungen.

Beeindruckende Ergebnisse einer Untersuchung unter Harvard-Absolventen präsentierte Och den Teilnehmern. Absolventen, die ihre Ziele schriftlich notiert haben, verdienten in den ersten Jahren nach ihrem Abschluss mehr als dreimal so viel wie ihre Kommilitonen, die ihre Ziele nicht aufgeschrieben hatten. Und sogar zehnmal so viel wie ihre Studienkollegen, die sich erst gar keine Ziele gesetzt hatten. "Oh mein Gott", entfuhr es einer Teilnehmerin, "ich schreibe mir sofort ein Ziel auf."

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC bietet Seminare u.a. zur Vorbereitung auf eine Aufsichtsratsposition an. Eine Einführung bietet die Publikation "Boardroom - Die Unternehmensüberwachung - Überblick und Praxistipps", die kostenlos unter www.pwc-wissen.de erhältlich ist . Zudem gibt es einen Newsletter für Aufsichtsräte (www.pwc.de; Menü: Wissen und Events - Newsletter - Newsletter rund um Kapitalmarkt und Rechnungslegung - 404 PwC für Aufsichtsräte) sowie eine entsprechende App: www.pwc.de/boardroom-app.

Sonja Smalian,Harald Thomeczek