Lieber etwas weniger Geld als gar keinen Job

Studenten schauen in Corona-Zeiten in eine nicht mehr ganz so gewisse Zukunft.

Studenten schauen in Corona-Zeiten in eine nicht mehr ganz so gewisse Zukunft.

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Karriere 18.06.2020
Die Gehaltsvorstellungen von Bachelorstudenten sind 2020 um 8% gestiegen. Das zeigt die aktuelle Arbeitsmarktumfrage im Rahmen der Joboffensive der Immobilien Zeitung. Die Befragung fand ... 

Die Gehaltsvorstellungen von Bachelorstudenten sind 2020 um 8% gestiegen. Das zeigt die aktuelle Arbeitsmarktumfrage im Rahmen der Joboffensive der Immobilien Zeitung. Die Befragung fand allerdings größtenteils vor dem Corona-Shutdown statt. Inzwischen gehen viele Studierende von sinkenden Einstiegsgehältern aus - und schrauben ihre eigenen Gehaltsvorstellungen herunter. Arbeitslos will schließlich niemand am Beginn seiner Karriere sein.

Wer rar ist, ist beliebt - und wertvoll: Bachelorstudenten, die ihren Marktwert auf 70.000 Euro brutto im Jahr taxieren. Und sich zwei bis drei Jahre nach dem Berufseinstieg schon bei 100.000 Euro sehen. Okay, das sind Ausnahmen - aber die Regel bestätigen sie allemal. Die Studenten wissen von Praktika und aus Werkstudentenjobs, von ihren Professoren und Gastdozenten aus den Unternehmen, von Kaminabenden und Exkursionen ziemlich genau, welche Gehälter in der Branche gezahlt werden - und packen noch ein paar Prozente obendrauf, um am Ende bei ihrem Wunschgehalt zu landen.

Im Durchschnitt haben die Bachelorstudenten in der diesjährigen Arbeitsmarktumfrage im Rahmen der Joboffensive der Immobilien Zeitung ein Wunschgehalt von 48.600 Euro aufgerufen. Im Vergleich zur Vorjahresumfrage entspricht das einer "Gehaltserhöhung" von immerhin 8%. Masterstudenten wollen zwar nur 1,5% mehr - allerdings von einem deutlich höheren Niveau aus: 53.300 Euro beträgt die aktuelle durchschnittliche Gehaltsvorstellung in dieser Gruppe.

70.000 zum Einstieg, 100.000 nach drei Jahren - in Corona-Zeiten sind Zahlen wie diese für diejenigen, die sie vor dem Shutdown zu Papier gebracht haben, nicht mehr haltbar. Schon allein aus Respekt vor Kumpels und Kommilitonen, die die Krise schon am eigenen Leib zu spüren bekommen haben: kassierte Jobzusagen, Kurzarbeit, Kündigungen in der Probezeit, nur selektive Neueinstellungen, Einstellungsstopps.

Nicht nur die besonders ambitionierten Studenten schrauben ihre Erwartungen herunter, sondern das Gros der Studenten passt sich dem Marktgeschehen an. Teilt man die Antworten auf die IZ-Arbeitsmarktumfrage 2020 in zwei Gruppen - vor und nach dem Lockdown Mitte März -, zeigt sich: Die Gehaltsvorstellungen sind im Schrumpfen begriffen. Im Durchschnitt nicht sehr stark (minus 3%, bei Studentinnen minus 5%), aber die Ausreißer werden seltener, und so mancher Student stellt seine Angaben unter einen Vorbehalt: "Covid-19-Unsicherheit".

Ein BWL-Student, der gerade on the job seinen Master macht und mit einem Wechsel liebäugelt, rechnet mit einem geringeren Jobangebot und räumt ein: "Um konkurrenzfähig zu anderen Bewerbern zu sein, würde ich flexibler auf Gehaltsvorstellungen reagieren." Ein anderer Student sieht eine neue "Verhandlungsbasis" gegeben, denn "die Unternehmen versuchen, generell Personalkosten zu sparen". Und eine Absolventin sagt klipp und klar: "Wenn es hart auf hart kommt, muss man letztlich nehmen, was man bekommt." Angst vor Arbeitslosigkeit - das hat es bei Immobilienabsolventen lange nicht gegeben.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Anspruchsvoll sind die Youngster immer noch, und manche rücken von ihren Gehaltserwartungen auch nicht ab. Denn sie sind guter Dinge, dass das Corona-Tief nur vorübergehend ist und die Immobilienbranche schnell wieder in den Normalmodus zurückfindet. Wo es ums Bauen und Entwickeln von Immobilien, vor allem Wohnungen, oder ums Verwalten von Gebäuden geht, sind die Sorgenfalten kleiner. Aber in einer Branche, in der es fast zehn Jahre lang nur bergauf ging und die Gehälter mitkletterten, fällt es halt schon auf, wenn auf einmal leisere Töne anklingen.

"Viele Studenten waren schon recht verwöhnt"

Personaler sehen das positiv. Jana Heijenga, Personalleiterin beim Beratungsunternehmen Robert C. Spies, rechnet mit einer "Entspannung der Situation: Es wird bei objektiv betrachtet guten Gehältern bleiben, aber sie werden nicht mehr so unverhältnismäßig hoch sein. Wenn man ehrlich ist, waren viele Studenten schon recht verwöhnt."

Tobias Just, wissenschaftlicher Leiter der Irebs Immobilienakademie, hat eine gute Botschaft parat: Krisen bieten die Chance, die Erfahrung zu machen, dass man Krisen überstehen kann; dass schwere Entscheidungen fair getroffen werden können und man sich auf Menschen verlassen kann (oder eben nicht). "Das klingt wie ein schwacher Trost - und das ist er monetär zunächst auch. Aber wir haben im Laufe unseres Berufslebens vielleicht drei oder vier Krisen zu bewältigen."

Wer sich nicht unter Wert verkaufen möchte, der kann sich ja erst einmal gar nicht verkaufen. So wie Yannik Huschka. Weil er nicht riskieren möchte, den Arbeitsmarkt in einer Phase sinkender Einstiegsgehälter zu betreten, "werde ich meine unternehmerischen Tätigkeiten weiter ausbauen", sagt der selbstbewusste 21-Jährige, der schon im BWL-Studium Wohnungen in Koblenz gekauft, saniert und vermietet hat.

Harald Thomeczek

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Die IZ befragt Studierende zu ihren Karrierewünschen

Karriere 11.03.2024
Die Arbeitsmarktumfrage 2024 der Immobilien Zeitung (IZ) hat begonnen. Bis zum 21. April können Studierende aus immobilienwirtschaftlichen Studiengängen Arbeitgeber bewerten sowie ihre ... 

Die Arbeitsmarktumfrage 2024 der Immobilien Zeitung (IZ) hat begonnen. Bis zum 21. April können Studierende aus immobilienwirtschaftlichen Studiengängen Arbeitgeber bewerten sowie ihre Vorstellungen bei Gehalt und Tätigkeit angeben.

Beim Einstieg in die Immobilienbranche suchen sich Nachwuchstalente ihren Arbeitgeber ganz bewusst aus. Dafür achten sie auf den Ruf der Unternehmen und fragen gezielt nach Aufstiegs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Aber auch von ihrem Einstiegsgehalt haben sie genaue Vorstellungen. Das zeigte die letztjährige IZ-Arbeitsmarktumfrage, an der mehr als 400 Studenten, die kurz vor ihrem Abschluss standen, teilgenommen haben. Die meisten von ihnen träumten von einer Karriere in der Projektentwicklung und von großen Konzernen erwarteten sie höhere Gehälter als bei mittelständischen Unternehmen. 

Doch wie sieht es in diesem Jahr aus? Wie sicher sind sich die Studenten, schon mit Abgabe der Abschlussarbeit einen Job in der Tasche zu haben, und was wollen sie in den ersten Berufsjahren verdienen? Diesen Fragen geht die IZ mit der diesjährigen Umfrage nach, die bis Sonntag, 21. April läuft.

Teilnahme online möglich

Teilnehmen können Studierende, die in den kommenden vier Semestern ein Studium in einem Fach mit immobilienwirtschaftlichem Bezug an einer Hochschule beenden. Dazu gehören z.B. angehende Architekten und BWLer, Studenten der Fächer Facility-Management und Gebäudetechnik genauso wie die, die Geografie oder auch Immobilienwirtschaft/-management und Bau-/Projektmanagement, Stadtplanung/Raumplanung und Ingenieurwesen belegt haben. 

Wer eine gültige Studienbescheinigung hochlädt, kann den Fragebogen online ausfüllen. Die Teilnahme dauert etwa 15 bis 20 Minuten. Damit sich die Mühe lohnt, werden unter allen Teilnehmern Preise verlost. Es winken Abos der Immobilien Zeitung, Tickets für das IZ-Karriereforum, das am 8. Juni in Frankfurt Arbeitgeber und den Nachwuchs zusammenbringt, Eintrittskarten für den Europa Park, Rucksäcke von Got Bag, ein Apple iPad der 10. Generation und Airpods der 3. Generation. 

Als Partner unterstützen in diesem Jahr BNP Paribas Real Estate Deutschland, CBRE, Drees & Sommer, die ECE Group, Swiss Life Asset Managers Deutschland, Patrizia, Kaufland Immobilien, die LBBW Immobilien-Gruppe, Art-Invest Real Estate, Commerz Real, HIH Real Estate, Europa Park und die Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche Forschung (Gif) die Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung. 

Janina Stadel

Angebote für Väter sind nur selten Teil des Employer Brandings

Eltern-Kind-Büros werden von Vätern und Müttern gleichermaßen genutzt.

Eltern-Kind-Büros werden von Vätern und Müttern gleichermaßen genutzt.

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Karriere 28.09.2023
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist nicht nur Müttern wichtig. Doch Unternehmen, die sich Familienfreundlichkeit auf die Fahne schreiben, nehmen bei ihren Initiativen oft nur ... 

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist nicht nur Müttern wichtig. Doch Unternehmen, die sich Familienfreundlichkeit auf die Fahne schreiben, nehmen bei ihren Initiativen oft nur Frauen in den Blick. Dabei beziehen auch Väter ihre familiäre Situation in die Karriereplanung mit ein. Entsprechende Angebote durch den Arbeitgeber können sie als Mitarbeiter binden, oder sogar als Bewerber anlocken.

Unternehmen rühmen sich gerne mit einer tollen Vereinbarkeit von Familie und Beruf – ganz unabhängig von der Branche. Der Eindruck der Belegschaft ist oft ein anderer. Dass es hier Nachholbedarf gibt, nehmen nicht nur junge Mütter, sondern auch Väter wahr. In einer repräsentativen Umfrage von Prognos und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gaben 63 Prozent der Unternehmen an, sehr väterfreundlich zu sein – die Einschätzung der angestellten Väter selbst liegt mit 38 Prozent deutlich darunter. Auch Andreas Seltmann schätzt die Lage eher negativ ein. Er ist Experte für Väterfreundlichkeit beim Dienstleister und Think-Tank berufundfamilie. Die GmbH begleitet Unternehmen bei der Umsetzung einer nachhaltigen familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik. Zusätzlich vergibt der Dienstleister ein Zertifikat für familienfreundliche Unternehmen.

Aus vielen Gesprächen mit Klienten weiß Seltmann: Viele Arbeitgeber haben Väterfreundlichkeit noch gar nicht auf dem Schirm. "Auch HR-Abteilungen und Unternehmer gehen davon aus, dass eher Mütter den Großteil der Elternzeit stemmen und in Teilzeit arbeiten", sagt Seltmann. Das ist auch tatsächlich noch so: In den meisten Familien herrscht jene traditionelle Aufgabenteilung – oft aus finanziellen Gründen.

So arbeiten zum Beispiel nur 7,4 Prozent der Väter in Deutschland in Teilzeit. Bei den Müttern sind es 67,8 Prozent, zeigt eine Auswertung der Hans-Böckler-Stiftung mit Daten aus dem Mikrozensus 2021.

Damit sich das ändert, sind nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch Unternehmen gefragt – die müssen der Belegschaft nämlich zeigen: Wir unterstützen euch, wenn ihr für die Familie da sein wollt. Dass diese Unterstützung längst nicht selbstverständlich ist, hat Marco Herzog am eigenen Leib gespürt. Der 44-Jährige stieß auf verwunderte Blicke, als er bei seinem alten Arbeitgeber vor neun Jahren den Antrag auf Elternzeit eingereicht hat. "Da wurden noch Fragen gestellt wie: Muss das jetzt sein? Aber ja, es musste und ich habe mich durchgesetzt." Bei der Geburt seines zweiten Kindes lief es besser.

Kurz nach seinem Wechsel zur Immobilienberatung JLL wurde sein heute sechsjähriger Sohn geboren."Diesmal war der Elternzeitantrag gar kein Problem", erinnert sich Herzog. Nach der Elternzeit steigt seine Frau wieder in Teilzeit ein, er arbeitet weiterhin Vollzeit – bis zum Jahr 2019. Als eine Oma der Kinder verstirbt, entschließt sich das Paar, kürzer zu treten. Sie hatte das Elternpaar stark unterstützt. Kurz vor dem Entschluss hatte er intern die Abteilung gewechselt, ist nun in der Rechnungsstellung. Sorgen hatte Herzog keine vor dem Gespräch mit seinem Chef. Der ist nämlich selbst Vater und stimmt sofort zu. "Wir haben uns direkt hingesetzt und geplant, wie ich dann meine Aufgaben weitermache und ob ich etwas abgeben muss." Letztlich musste nichts verteilt werden, weil er noch so neu in der Abteilung war. Es ging dann mehr darum, wann er arbeitet und wie er sich diese einteilt. Seitdem arbeiten Herzog und seine Frau beide 30 Stunden die Woche.

Aus Sicht des 44-Jährigen ist eine offene Kultur, wie er sie bei JLL erlebt, entscheidend, um Müttern und Vätern eine gute Arbeitsumgebung zu bieten. Allgemein hat Herzog den Eindruck, dass die Immobilienbranche recht familienfreundlich aufgestellt ist. "Ich habe zwar keine große Stichprobe, aber aus meiner Erfahrung und der meiner Bekannten und Kollegen kann ich sagen: Das läuft schon ganz gut." Für die Zukunft wünsche er sich noch, dass Arbeitgeber im Allgemeinen Väter stärker ermuntern, Teilzeit oder eine längere Elternzeit zu nehmen – wenn sie es möchten. "So kämen vielleicht noch mehr auf den Gedanken, auch diejenigen, die sich vor der Frage nach Teilzeit scheuen", sagt Herzog.

So ein Engagement befürwortet auch Experte Seltmann. "Es geht letztlich immer um Elternfreundlichkeit. Mütter und Väter sollten nicht unterschiedlich behandelt werden. Auf individuell andere Bedürfnisse sollten Arbeitgeber trotzdem gehen."

Allgemeine Unterstützung können Arbeitgeber zum Beispiel schon einfach über flexible Arbeitszeiten und eine freie Wahl der Büro- und Homeofficetage bieten. So macht das auch Gundlach Bau. Zusätzlich ist eine vom Immobilieninvestor initiierte Kita ans Büro angeschlossen. Die Mitarbeiter können ihre Kinder dort vor der Arbeit zur Betreuung abgeben. Wenn es mal nicht anders geht, gibt es auch ein Eltern-Kind-Büro, in dem Mitarbeiter ihren Aufgaben nachgehen, während sie ein Auge auf ihre Kinder haben, denen dort Spielzeug zur Verfügung steht. Solche Verbesserungen kommen allen Eltern zugute.

Manchmal haben Väter aber eben doch andere Fragen oder Herausforderungen als Mütter. Oder sie wollen sich lieber mit anderen Vätern austauschen, weil sie denken, dort besser verstanden zu werden. Dann kommen Väternetzwerke ins Spiel. "In solchen Gruppen können Väter innerhalb der Belegschaft Gedanken austauschen und Initiativen anstreben", erklärt Seltmann. Von allen Initiativen, die es bei Arbeitgebern gibt, geht das Väternetzwerk oft als letztes an den Start, weiß der berufundfamilie-Experte. "Wenn es keine Enthusiasten gibt, die den aktiven Austausch suchen und verfestigen, klappt das nicht", erklärt er.

Personaler müssen aber nicht auf die Initiative der angestellten Väter warten. Sie können auch selbst aktiv werden. Seltmann empfiehlt, zunächst eine Infoveranstaltung anzubieten. Auf dieser könnten zum Beispiel Gastredner über Väterfreundlichkeit sprechen. Die Vorteile einer solchen Veranstaltung: HR sieht, wie viele Mitarbeiter wirklich Interesse an dem Thema haben. Und sie können im Nachgang die Besucher auf die Gründung eines Väternetzwerkes ansprechen und dessen Entstehung begleiten.

Bei JLL gibt es ein solches organisiertes Netzwerk nicht. Herzog vermisst es aber auch nicht. Stattdessen bindet JLL den PME-Familienservice ein. Der Dienstleister steht Arbeitgebern unterstützend zur Seite, der Service richtet sich aber explizit an die Arbeitnehmerschaft. PME steht zum Beispiel Mitarbeitenden zur Seite, wenn sie Konflikte am Arbeitsplatz, Sicht- oder Partnerschaftsprobleme haben.

Familienfreundlichkeit ist oft ausschlaggebend bei der Jobwahl

Den Gesprächen der Väter im Netzwerk sollten dann aber auch Taten folgen. Seltmann hat sich zum Beispiel vor kurzem mit dem Väternetzwerk eines großen Unternehmens an den Tisch gesetzt. Ein Problem: Am Standort gibt es zwar eine Kita für die Kinder der Mitarbeitenden. Aber die öffnet erst um halb neun. Und dann schaffen es die Väter oft nicht, rechtzeitig im ersten Meeting des Tages zu sein, oder es muss doch wieder die Mutter zur Kita fahren. Seltmann vermittelte zwischen Vorstand und dem Netzwerk. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Seit dem Gespräch gilt die interne Policy, dass kein Meeting vor neun Uhr angesetzt werden darf, damit alle die Chance haben, dabei zu sein – und zwar ohne Stress. Auch kleine Veränderungen können also Großes bewirken.

Wer Väter aber nachhaltig zu längeren Elternzeiten motivieren will, der muss nicht nur tiefer in die Trickkiste, sondern vor allem tiefer in die Kasse greifen. "Egal wie elternfreundlich Arbeitgeber sind, am Ende sind es oft die unterschiedlichen Gehälter, die Paare zur Entscheidung führen: Mama bleibt länger zu Hause. Papa geht arbeiten", sagt Seltmann. Dieses Dilemma wurde auch in der jüngst politisch und medial hochgekochten Elterngelddebatte wieder gewälzt. Eine Lösung für Arbeitgeber kann darin bestehen, frischgebackenen Müttern und Vätern ein paar Monate Elternzeit zum vollen Gehalt zu ermöglichen. "Denn nur wenn Paare keine Geldsorgen haben, können sie wirklich frei über die Aufteilung der Elternzeit entscheiden", sagt Seltmann. Zusätzlich solle jedes Unternehmen auf Gleichbezahlung von Mann und Frau achten.

Angebote wie die Elternzeit zum vollen Gehalt können den Ausschlag geben – zum Beispiel bei der Suche nach Fachkräften. Laut Prognos-Studie denken 40 Prozent der befragten Väter darüber nach, den Arbeitgeber zu wechseln, um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können. Zehn Prozent haben den Job laut eigener Angabe deswegen schon gewechselt. Statt viel Geld in andere Benefits zu investieren, könnte in einem Entgegenkommen hier also womöglich ein Hebel liegen, um Beschäftigte zu binden.

Die Autorin: Jennifer Garic ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Immobilien Zeitung