Lieber lange Leine als keine Leute

Spaß im Job ist die halbe Miete. Das gilt auch für Personalchefs.

Spaß im Job ist die halbe Miete. Das gilt auch für Personalchefs.

Quelle: Immobilien Zeitung

Karriere 08.10.2019
Wer nur für Geld kommt, geht auch wieder für Geld. Personalchefs setzen deshalb auch auf flexible Arbeitszeitmodelle, um ihre Herde beisammenzuhalten, so gut es geht. ... 

Wer nur für Geld kommt, geht auch wieder für Geld. Personalchefs setzen deshalb auch auf flexible Arbeitszeitmodelle, um ihre Herde beisammenzuhalten, so gut es geht.

Sandra Scholz ist fest davon überzeugt: Vermeintlich weiche Faktoren sind heute für viele ein hartes Entscheidungskriterium bei der Jobsuche bzw. einem Wechsel. Um das Risiko gering zu halten, dass der Fondsgesellschaft Commerz Real, in deren Vorstand Scholz u.a. für Personal zuständig ist, Mitarbeiter von der Fahne gehen, bietet Scholz so ziemlich alles an, was die Kiste mit den flexiblen Arbeitszeiten zu bieten hat: "Viertagewoche, 90%-Verträge, zehn Wochen Urlaub im Jahr bei weniger Gehalt, Sabbaticals ... Auch Homeoffice und mobiles Arbeiten. Wir haben erhoben, dass 90% der Funktionen vom Anforderungsprofil dafür geeignet sind."

Mike Schrottke, Head of People bei CBRE, stieß in einer Talkrunde auf der Expo Real ins gleiche Horn: "Eine flexible Gestaltung der Arbeitszeiten mit einem Tag Homeoffice die Woche motiviert gerade junge Menschen in vielen Fällen stärker als die Betriebsrente. Wir ermöglichen daher immer mehr Mitarbeitern eine moderne Arbeitskultur mit Homeoffice und mobilem Arbeiten." Bis zu 20% dürfen die Mitarbeiter in "bestimmten" Business-Lines zuhause oder unterwegs arbeiten - "und sie machen von diesem Angebot Gebrauch".

Auch Markus Reinert stellt sich um. Der Chef der IC-Immobilien-Gruppe hat im Sommer mit mobilem Arbeiten in seinem Haus angefangen. Nicht nur, weil das für die Jüngeren heute praktisch normal ist: "Auch für diejenigen, die schon ein paar Jahre Erfahrung haben, wird das zunehmend wichtig." Reinert mahnt jedoch zur Bescheidenheit: In seiner Branche sei das mit der Flexibilität "nicht so einfach, in manchen Segmenten funktioniert es nur bedingt".

Für den Projektentwickler und Asset-Manager Beos sind sämtliche Modelle flexibler Arbeitszeit längst gang und gäbe, wie Personalvorstand Holger Matheis fast schon gelangweilt berichtete. So, befand er, sei auch "der hohe Frauenanteil von über 50%" im Unternehmen zu erklären.

Harald Thomeczek

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Von 40 auf 30 Stunden bei vollem Gehalt

Bei Rustler gehen die Mitarbeiter:innen nach 30 Arbeitsstunden ins Wochenende.

Bei Rustler gehen die Mitarbeiter:innen nach 30 Arbeitsstunden ins Wochenende.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Quality Stock Arts

Karriere 04.04.2024
Lange Arbeitszeiten machen den Beruf des Hausverwalters unattraktiv. In Österreich hat das Unternehmen Rustler deshalb seine Arbeitszeiten umgestellt: Die Mitarbeiter arbeiten nur noch 30 ... 

Lange Arbeitszeiten machen den Beruf des Hausverwalters unattraktiv. In Österreich hat das Unternehmen Rustler deshalb seine Arbeitszeiten umgestellt: Die Mitarbeiter arbeiten nur noch 30 Stunden pro Woche – und beziehen ihr volles Gehalt.

Wie das Branchenbarometer des Verbands der Immobilienverwalter Deutschland (VDIV) zeigt, konnten 31,5% der Immobilienverwaltungen im Jahr 2022 ihre freien Stellen nicht besetzen. Diese Probleme gibt es nicht nur hierzulande. Auch bei der österreichischen Rustler-Gruppe, die vor allem im Segment der Hausverwaltung tätig ist, wurde die Personallage in den vergangenen drei Jahren immer ernster.

"Die Corona-Krise hat einiges mit den Menschen gemacht, speziell im Hausverwaltungsbereich", sagt Martin Troger, Co-Geschäftsführer des Wiener Unternehmens. Der Umgangston sei wesentlich rauer geworden. Viele würden daher lieber woanders arbeiten, wo sie sich nicht die Probleme anderer Menschen anhören müssten. So kam es mit der Zeit zur Abwendung von der Branche: "Wir konnten keine ausgebildeten Hausverwalter mehr finden", sagt Troger. Um die Attraktivität des Berufs zu steigern, testete das Unternehmen schließlich ein neues Arbeitszeitmodell. Seit Anfang 2024 gilt nun für alle Mitarbeiter die 30-Stunden-Woche – bei vollem Gehalt.

Martin Kaßler, Geschäftsführer beim VDIV, glaubt, dass Arbeitszeiten für Bewerber und ebenso für langjährige Mitarbeiter eine immer größere Rolle spielen. "Viele möchten nicht mehr in Vollzeit arbeiten", beobachtet er. Darum sei auch in der Immobilienbranche darüber diskutiert worden, die Vier-Tage-Woche einzuführen. "Das wird sich aber vermutlich nicht durchsetzen lassen", sagt Kaßler und verweist darauf, dass die Kunden von den Unternehmen erwarten, dass sie fünf Tage in der Woche erreichbar sind.

Zweijährige Testphase als Bewährungsprobe

Knapp zwei Jahre lang hat Rustler sein Modell vorbereitet. Fast jeder Mitarbeiter sei in irgendeiner Form an diesem Projekt beteiligt gewesen, betont Troger. "Ich glaube, dass das die Akzeptanz gesteigert hat." Zudem hat ein Unternehmensberater die Umstellung begleitet. 2023 begann ein 15-köpfiges Testteam aus der Gewerbeabteilung nach dem neuen Modell zu arbeiten, vom Bereichsleiter über die Verwalter bis zu den Assistenten waren alle Hierarchiestufen dabei. Am Anfang der Testphase seien die Kollegen morgens gekommen und hätten sofort zu arbeiten begonnen, berichtet Troger. "Das ging etwa zwei Wochen lang gut, dann haben die Mitarbeiter gemerkt: Sie wollen sich ja neben der Arbeit auch austauschen oder mal den Kopf freikriegen." Die 30 Stunden sollen reine Arbeitszeit sein. Mittagspause und der Kaffeeplausch mit Kollegen sind exklusive, dafür loggen sich die Mitarbeiter nun via Handy aus dem neuen Zeiterfassungssystem aus. Im Schnitt verbringen sie demzufolge etwa 32 bis 34 Stunden pro Woche bei der Arbeit.

Auch wenn die Mitarbeiter weniger arbeiten, muss die telefonische Erreichbarkeit für die Kunden von 7:30 bis 17 Uhr gewährleistet sein. Zu dieser Zeit sollen zwei bis drei Personen pro Team anwesend sein. Eine Kernzeit gibt es nicht mehr – nur die Vorgabe, dass von Montag bis Freitag zwischen 7 und 19 Uhr gearbeitet werden soll, mit maximal zwei Homeoffice-Tagen. Um die Erreichbarkeit mit ihren Teams abzudecken, sind die Führungskräfte nun stärker gefordert. Für sie gab es daher Trainings mit externen Coaches.

Während der Testphase wurden zudem alle Abläufe und Prozesse auf Effizienz abgeklopft. Als größter Zeitfresser stellten sich die Auswärtstermine heraus: klassische Hausbegehungen, Wohnungsübernahmen und Kundenbesuche. Jetzt gibt es Mitarbeiter, die ausschließlich Auswärtstermine machen. Kundenbesuche finden häufiger per Video-Call statt. So fallen Fahrzeiten weg. Überhaupt spart das Unternehmen viel Zeit ein, indem Prozesse digitalisiert werden. Ein neues Qualitätsteam kümmert sich jetzt um Mitarbeiterschulungen. "Man mag nicht glauben, wie viel Zeit man einspart, wenn man die Mitarbeiter ordentlich ausbildet. Wer alle Systeme richtig gut beherrscht, arbeitet doppelt so schnell."

Es habe die Mitarbeiter und Führungskräfte teilweise auch unter Druck gesetzt, die gleiche Arbeit mit einem Viertel weniger Zeit zu schaffen, sagt Troger. "Da gab es natürlich Abteilungen, die ein bisschen skeptisch waren." Man habe den Mitarbeitern aber klargemacht, dass man auf jeden Fall zusätzliches Personal einstellen werde, wenn es in einer Abteilung wegen der Arbeitszeitverkürzung zu viel Arbeit geben sollte. Bei Rustler rechnen sie damit, auf rund 92% der vorherigen Effizienz zu kommen – so wären langfristig etwa 8% mehr Personal und damit Ausgaben nötig. "Wir glauben, dass wir auf lange Sicht diese 8% wieder einspielen werden", sagt Troger. Und er rechnet außerdem damit, dass es durch die attraktiveren Arbeitszeiten künftig mehr Bewerber geben wird.

Eine erste Tendenz dazu könne er schon beobachten, genaue Zahlen will er aber nicht nennen. Allerdings versuchten auch viele fachfremde Bewerber ihr Glück, vom Mechaniker bis zum Koch. So wenige offene Stellen wie jetzt hatte Rustler laut Troger schon seit Jahren nicht mehr. Er hofft, dass sich das in den Fluktuationszahlen niederschlagen wird. Zum Teil kommen auch Frauen früher aus der Elternzeit zurück. Wie zufrieden sie wirklich sind, soll eine wissenschaftliche Auswertung der 30-Stunden-Woche zeigen. Dazu ist Rustler derzeit mit zwei Universitäten im Gespräch. Die Autorin: Kathi Preppner ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Kathi Preppner

Landmarken reduziert Personal, Stadtmarken wächst

Landmarken hat seinen Sitz in den Aachener Karmeliterhöfen.

Landmarken hat seinen Sitz in den Aachener Karmeliterhöfen.

Quelle: Landmarken, Urheber: Matthias Moll

Karriere 27.03.2024
Das Aachener Unternehmen Landmarken hat in den vergangenen Monaten rund 10% seines Personals reduziert. Das bestätigt Landmarken-Vorstand Jens Kreiterling. Das Schwesterunternehmen ... 

Das Aachener Unternehmen Landmarken hat in den vergangenen Monaten rund 10% seines Personals reduziert. Das bestätigt Landmarken-Vorstand Jens Kreiterling. Das Schwesterunternehmen Stadtmarken hat dagegen die Zahl seiner Mitarbeiter um etwa 15% erhöht.

Landmarken gilt als größter Projektentwickler auf dem nordrhein-westfälischen Immobilienmarkt. Kreiterling erklärt die Personalreduzierung bei Landmarken damit, dass kaufmännische Bereiche zusammengelegt worden seien. Zudem hätten die Unternehmen „aus den guten Jahren den ein oder anderen Überhang abgebaut“.

Gleichzeitig würden aber auch neue Mitarbeiter gesucht, „nur eben mit anderen Skills“, sagt Kreiterling. Der Markt sei in Bewegung und die Projektentwickler richteten ihr Geschäftsmodell nach den neuen Bedingungen aus. Nach den zuletzt veröffentlichten Geschäftszahlen
erzielte Landmarken 2022 einen Gewinn nach Steuern von rund 40 Mio. Euro.

In einer früheren Fassung dieses Texts hieß es irrtümlich, auch das Schwesterunternehmen Stadtmarken habe Stellen abgebaut. Wir bitten dies zu entschuldigen. Laut Geschäftsführer Jochen Hermanns wurde bei Stadtmarken in den vergangenen Monaten das Personal um ca. 15% aufgestockt. Das Unternehmen entwickelt und baut Immobilien für den Bestand der Aachener Eigentümerfamilie Hermanns und erbringt für diese und andere Auftraggeber in Nordrhein-Westfalen Leistungen aus dem Property- und Facility-Management.

Thorsten Karl

Was wollen Studierende vom Arbeitsmarkt?

Karriere 14.03.2024
Die Arbeitsmarktumfrage 2024 der Immobilien Zeitung (IZ) hat begonnen. Bis zum 21. April können Studierende aus immobilienwirtschaftlichen Studiengängen Arbeitgeber bewerten, sowie ihre ... 

Die Arbeitsmarktumfrage 2024 der Immobilien Zeitung (IZ) hat begonnen. Bis zum 21. April können Studierende aus immobilienwirtschaftlichen Studiengängen Arbeitgeber bewerten, sowie ihre Vorstellungen bei Gehalt und Tätigkeit angeben.

Beim Einstieg in die Immobilienbranche suchen sich Nachwuchstalente ihren Arbeitgeber ganz bewusst aus. Dafür achten sie auf den Ruf der Unternehmen und fragen gezielt nach Aufstiegs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Aber auch von ihrem Einstiegsgehalt haben sie genaue Vorstellungen. Das zeigte die letztjährige IZ-Arbeitsmarktumfrage, an der mehr als 400 Studenten, die kurz vor ihrem Abschluss standen, teilgenommen haben. Die meisten von ihnen träumten von einer Karriere in der Projektentwicklung und von großen Konzernen erwarteten sie höhere Gehälter als bei mittelständischen Unternehmen.

Doch wie sieht es in diesem Jahr aus? Wie sicher sind sich die Studenten, schon mit Abgabe der Abschlussarbeit einen Job in der Tasche zu haben, und was wollen sie in den ersten Berufsjahren verdienen? Diesen Fragen geht die IZ mit der diesjährigen Umfrage nach, die bis Sonntag, 21. April läuft.

Teilnehmen können Studierende, die in den kommenden vier Semestern ein Studium in einem Fach mit immobilienwirtschaftlichem Bezug an einer Hochschule beenden. Dazu gehören z.B. angehende Architekten und BWLer, Studenten der Fächer Facility-Management und Gebäudetechnik genauso wie die, die Geografie oder auch Immobilienwirtschaft/-management und Bau-/Projektmanagement, Stadtplanung/Raumplanung und Ingenieurwesen belegt haben.

Wer eine gültige Studienbescheinigung hochlädt, kann den Fragebogen online ausfüllen. Die Teilnahme dauert etwa 15 bis 20 Minuten. Damit sich die Mühe lohnt, werden unter allen Teilnehmern Preise verlost. Es winken Abos der Immobilien Zeitung, Tickets für das IZ-Karriereforum, das am 8. Juni in Frankfurt Arbeitgeber und den Nachwuchs zusammenbringt, Eintrittskarten für den Europa Park, Rucksäcke von Got Bag, ein Apple iPad der 10. Generation und Airpods der 3. Generation.

Als Partner unterstützen in diesem Jahr BNP Paribas Real Estate Deutschland, CBRE, Drees & Sommer, die ECE Group, Swiss Life Asset Managers Deutschland, Patrizia, Kaufland Immobilien, die LBBW Immobilien-Gruppe, Art-Invest Real Estate, Commerz Real, HIH Real Estate, Europa Park und die Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche Forschung (Gif) die Arbeitsmarktumfrage der Immobilien Zeitung.

Janina Stadel