Mehr Fachwissen für Verwalter von Gewerbeimmobilien

Souverän und kompetent auftreten. Das kann ein Commercial Property Manager nur, wenn er auch fachlich gut ausgebildet ist.

Souverän und kompetent auftreten. Das kann ein Commercial Property Manager nur, wenn er auch fachlich gut ausgebildet ist.

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Karriere 06.12.2018
Das Berufsbild des Commercial Property Managers soll professionalisiert werden. Auf dem Weg dahin ist die Initiative YouPM einen wichtigen Schritt vorangekommen. Im Januar startet ein ... 

Das Berufsbild des Commercial Property Managers soll professionalisiert werden. Auf dem Weg dahin ist die Initiative YouPM einen wichtigen Schritt vorangekommen. Im Januar startet ein Zertifikatslehrgang an der EBZ Akademie in Bochum. Das große Ziel, die Ausbildung von Immobilienkaufleuten zu modernisieren, liegt allerdings noch weit in der Ferne.

Die jungen Berufseinsteiger im Property-Management verlassen die Schulbank mit großen Wissenslücken, berichten Unternehmer aus der Branche. Die Abgänger können nichts dafür, der Lehrplan für den Ausbildungsgang der Immobilienkaufleute sei schuld. Er sei nicht mehr zeitgemäß und gebe den Inhalten aus der Verwaltung von Gewerbeimmobilien schlichtweg zu wenig Raum. Die wohnungswirtschaftliche Sichtweise dominiere das Themenfeld. Das war schon 2017 der Ausgangspunkt, als sich die Initiative YouPM mit Unternehmensvertretern aus der Branche gründete (siehe "Leer-Plan", IZ 11/18). Ihr Ziel: Das Berufsbild des Commercial Property Managers soll professionalisiert, bekannter und attraktiver gemacht werden.

Inzwischen ist die Initiative einen entscheidenden Schritt weiter: Sie hat zusammen mit dem Europäischen Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) einen Weiterbildungsgang zum zertifizierten Commercial Property Manager aufgesetzt, der zum ersten Mal im Januar 2019 startet. Dort werden Teilnehmer aus dem kaufmännischen und aus dem technischen Bereich in sechs Drei-Tages-Blöcken über etwa neun Monate hinweg weitergebildet. Das gemeinsame Lernen beider Richtungen sei sehr außergewöhnlich, betont Rüdiger Grebe, Leiter der EBZ Akademie. "So lernen die Teilnehmer gleich zu Beginn, dass sie zusammenarbeiten müssen, und verstehen die Anforderungen, die die jeweils andere Seite an sie stellt." An drei Tagen jedoch wird die Gruppe geteilt, dann gibt es für jede Richtung vertiefendes Fachwissen.

Die übrige Zeit geht es in dem Lehrgang unter anderem um solche Aspekte wie das Rollenverständnis des Commercial Property Managers in Abgrenzung zum Facility- und Asset-Manager, um die Digitalisierung in der Branche, IT und ERP-Systeme, der Umgang mit dem Kunden sowie Konfliktmanagement. Auch das Vertragswesen, speziell auf Gewerbeimmobilien angepasst, ist Teil des Lehrplans.

Vermittelt werden die Inhalte von Dozenten mit wissenschaftlichem Hintergrund, aber auch von Praktikern aus den Unternehmen der Initiative. So unterrichtet beispielsweise Markus Thomzik, Professor an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen aus dem Fachbereich Maschinenbau und Facility Management, und Ulrich Nack als Professor für Immobilienmanagement genauso wie z.B. Ralf Lehmann, Geschäftsführer von Apleona RE, Susanne Tattersall, Geschäftsführerin von Tattersall Lorenz, und zwei Referenten von JLL. "Wir wollen damit zeigen, dass die Weiterbildung bei uns Chefsache ist", sagt Lehmann.

Zum Abschluss des Lehrgangs müssen die Teilnehmer Klausuren absolvieren und eine Projektarbeit zu einem Thema aus dem Berufsalltag erstellen und präsentieren. Bei einem erfolgreichen Abschluss erhält der Teilnehmer ein Zertifikat.

Die Weiterbildung richtet sich in erster Linie an junge Berufs-, aber auch an Quereinsteiger. Gerade für Letztere sei das Angebot eine wichtige Chance, betont Tattersall. Bis jetzt hätten sie es schwer gehabt, in dem speziellen Berufsfeld Fuß zu fassen. Doch durch die Weiterbildung würden auch recht fachfremde Lebensläufe interessanter. Detlef Kalthoff, Head of Property Management Germany bei JLL, sieht in der Weiterbildung sogar einen Mehrwert für erfahrene Mitarbeiter, die zum einen vertieftes Wissen zu Spezialthemen der Gewerbeimmobilienverwaltung erfahren und sich zum anderen mit weiteren Teilnehmern austauschen können.

Der erste Durchgang des Lehrgangs wird mit Beschäftigten aus den Unternehmen der Initiative YouPM bestückt. So stammen z.B. mindestens vier Teilnehmer von Apleona RE, drei junge Leute schickt Tattersall dorthin, JLL entsendet zwei Mitarbeiter.

"Wir sind sehr zufrieden mit diesem Angebot", sagt Apleona-RE-Geschäftsführer Lehmann. Alle wichtigen Themen, die ihm am Herzen liegen, seien drin. Vor allem Aspekte wie die Konfliktlösung und die Position des Property Managers zwischen Asset-Managern, Mietern und Facility-Managern müssten behandelt werden. "Ein Property-Manager muss wissen, warum ein Report für den Asset-Manager so wichtig ist, und was er damit macht", gibt Lehmann ein Beispiel. Geschäftsführerin Tattersall achtete indes vor allem darauf, dass sich die jungen Property Manager auch im Dialog z.B. mit großen Handelsunternehmen oder Anwaltskanzleien fachlich und persönlich behaupten können. Ebenso gebe es im gewerblichen Bereich Besonderheiten bei Mietanhebungsmöglichkeiten oder vertragliche Freiräume, die erlernt werden müssten.

Das Konzept gilt nun zunächst für den ersten Lehrgang. In den nächsten Durchgängen, die für April und September vorgesehen sind, könnten thematische und konzeptionelle Feinjustierungen erfolgen. So will auch Apleona RE zuerst schauen, wie das Bildungsangebot bei den Teilnehmern ankommt. In einem zweiten Schritt könnte es sein, dass Lehmann alle Property-Manager, die bei Apleona RE als Berufs- sowie Quereinsteiger anfangen, erstmal diesen Lehrgang durchlaufen lässt.

Die Weiterbildung an der EBZ Akademie ist zwar für die Mitglieder der Initiative YouPM ein wichtiger, weil schnell umsetzbarer erster Schritt - aber noch lange nicht der letzte hin zur Professionalisierung ihrer Teilbranche. "Das große Ziel muss es sein, dass die Grundausbildung angepasst wird", fordert Tattersall. Dass das aber gar nicht so einfach und vor allem nicht zügig geht, hat auch schon die Initiative erfahren. Die Neuordnung eines Ausbildungsgangs ist ein abstimmungsintensives Unterfangen. Zunächst müssten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer, also alle relevanten Immobilienverbände, Gewerkschaften und Interessenvertreter, darin einig sein, wie die Neuordnung aussehen soll. Das Kuratorium der deutschen Wirtschaft für Berufsbildung hilft bei der Abstimmung. Anschließend müssten sie sich damit ans Wirtschaftsministerium wenden, erläutert ein Sprecher der Kultusministerkonferenz (KMK). Das Ministerium sei für die Ausbildungsordnung der Immobilienkaufleute zuständig. Erst im nächsten Schritt komme die KMK dazu, die sich um den Rahmenlehrplan an den Berufsschulen kümmert. Es folgt ein Antragsgespräch zur Neuordnung, mit der sich im weiteren Verlauf ein Bund-Länder-Koordinierungsausschuss auseinandersetzt. Dann würde es dem KMK-Sprecher zufolge in aller Regel etwa ein Jahr dauern, bis die neue Ausbildungsregelung in Kraft tritt.

Der Knackpunkt in dem ganzen Verfahren um die Ausbildung der Immobilienkaufleute dürfte die Initialzündung sein, die von den Immobilienverbänden ausgehen müsste. Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) betont zum Beispiel auf IZ-Anfrage, dass die Ausbildung zum Immobilienkaufmann auf sehr viele Geschäftsbereiche der Immobilienwirtschaft ausgerichtet sei. Hierzu zählten neben Wohnungsunternehmen und Wohnungseigentumsverwaltungen auch Bauträger und Projektentwickler ebenso wie Immobilienmakler und Grundstücks- sowie Vermögensverwaltungen. Auch in Banken, Bausparkassen, Versicherungen und Industrie- und Handelsunternehmen würden sie eingesetzt. Von den 880 Unterrichtsstunden in der Ausbildung befassten sich nur 240 Stunden ausschließlich mit der Wohnungswirtschaft. "Der vorliegende Rahmenlehrplan orientiert sich an den typischen Geschäftsprozessen der Immobilienbranche", fasst Wolfgang Schäfers, Vorsitzender des ZIA-Ausschusses Human Resources zusammen. "Das hier erworbene Wissen kann in allen Assetklassen angewendet werden." Wer sich in eine bestimmte Richtung orientieren wolle, habe über die Wahl der Berufsschule und die in der Ausbildungsordnung vorgesehenen Wahlqualifikationen die Möglichkeit dazu.

Auch für einen gänzlich eigenständigen Ausbildungsgang zum Commercial Property Manager stehen die Zeichen offensichtlich ungünstig. "In Deutschland gibt es derzeit eher die Tendenz, Berufsbilder zusammenzufassen, um mehr Mobilität im Berufsalltag zu ermöglichen", sagt EBZ-Leiter Grebe. Eine klassische Grundausbildung sei demzufolge der erste Schritt, weitere Qualifikationen würden dann draufgesattelt - eben so, wie es nun für den Commercial Property Manager möglich ist.

Initiative YouPM offen für Neue

Die Initiative YouPM will das Berufsbild des Verwalters von Gewerbeimmobilien professionalisieren. Ihre Teilnehmer sind (alphabetisch geordnet) Apleona, DIC Onsite, Goldbeck Procenter, HIH Property Management, JLL, Omega Immobilien Gruppe, Tattersall Lorenz Immobilienmanagement, Vistra und Vivanium Real Estate. Wer sich der Initiative anschließen möchte, möge sich an ihren Initiator und Moderator Thomas Wenzel, Senior Manager bei Bell Management Consultants, wenden (thomas.wenzel@bell-consultants.com).

Anke Pipke

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Die Wohnungswirtschaft holt sich den Nachwuchs direkt von der Schulbank

Durch Schnupperveranstaltungen wollen Unternehmen wie Vonovia Schülern zeigen, welche Berufsbilder es in der Wohnungswirtschaft gibt.

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Quelle: Vonovia, Urheber: Jörg Senger/Territory

Karriere 28.03.2024
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Mit Schulkooperationen und durch Angebote wie Schnupperpraktika wollen Unternehmen aus der Wohnungswirtschaft Schüler kurz vor ihrem Abschluss auf die Karrieremöglichkeiten in der Branche aufmerksam machen. Aber auch die richtigen Onlinekanäle für Stellenangebote gewinnen bei der Suche nach Auszubildenden an Bedeutung.

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Vor allem technisches und handwerkliches Personal wird in der Wohnungswirtschaft händeringend gesucht, weiß Sabine Thiede. Sie ist Leiterin Ausbildung bei Vonovia, dem größten privaten Wohnungsanbieter in Deutschland, der rund 16.000 Mitarbeiter hat. Sie erklärt: "Obwohl es auch in den kaufmännischen Ausbildungsberufen nicht ganz leicht ist, geeignete Nachwuchskräfte zu finden, ist es in den gewerblichen Ausbildungsberufen deutlich anspruchsvoller, junge Menschen für das Handwerk zu begeistern." Aktuell sind demnach vor allem Ausbildungen für die Handwerksberufe Anlagenmechaniker und Elektroniker schwer zu besetzen, genauso wie der IT-Bereich, der im Zuge der zunehmenden Digitalisierung immer weiter ausgebaut wird.

Das Wohnungsbauunternehmen Heimstaden geht in Sachen Nachwuchssuche buchstäblich an die Quelle: Die Skandinavier, die mit Wohnimmobilien in Schweden, Norwegen, Dänemark und Deutschland zu den größten privaten Eigentümern in Europa gehören, arbeiten seit vergangenem Jahr mit der Gemeinschaftsschule Campus Hanna Höch in Berlin-Reinickendorf zusammen. Das, so sagt Head of People & Culture Manuel Kiep, sei eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Persönliche Begegnungen sollen Interesse wecken

Auszubildende im Beruf Immobilienkaufmann oder -frau stellen im Zuge der Kooperation nämlich regelmäßig ihre Arbeit vor, wodurch Heimstaden das Interesse der Schüler an der Wohnungswirtschaft wecken und so potenzielle neue Azubis finden kann. Das Unternehmen sucht derzeit vor allem Anlagenmechaniker, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker, die zusätzlich zu den bestehenden rund 300 Mitarbeitern in Deutschland gebraucht werden.

"Insbesondere bei der Suche nach Auszubildenden spielt der persönliche Austausch eine entscheidende Rolle, vor allem wenn es um Schülerinnen und Schüler vor dem Schulabschluss geht", sagt Kiep. Heimstaden sieht neben solchen Schulkooperationen auch Schnupperpraktika oder Informationsveranstaltungen wie einen Girls Day, bei dem Schülerinnen für einen Tag ein Unternehmen besuchen, als guten Ansatzpunkt, um das Interesse junger Leute schon vor dem eigentlichen Karrierestart zu wecken.

Die Wohnungsvermieter müssen – wie auch Unternehmen anderer Branchen – als Arbeitgeber attraktiv bleiben und dürfen den Anschluss nicht verlieren, wissen Experten wie Heimstaden-Personaler Kiep. Er denkt längst darüber nach, wie er Ausbildungsprofile attraktiver und zeitgemäßer machen kann: Durch einen stärkeren Fokus auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit etwa und durch mehr interdisziplinäres Arbeiten und Freiraum für Eigeninitiative. Was für junge Menschen bei der Wahl ihrer Arbeitsstätte eine immer stärkere Rolle spielt, sind positive Werte, ein gutes Image und soziales Engagement des Arbeitgebers ebenso wie Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten. Das gelte nicht nur für Einsteigerpositionen, sondern auch für solche, die spezielles, oft über mehrere Jahre erworbenes Fachwissen erfordern. Für diese lasse sich in der Wohnungswirtschaft immer schwerer Leute finden, beobachtet Kiep. Dazu zählt er Tätigkeiten in der Bauprojektentwicklung, die zwar keine klassischen Ausbildungsberufe darstellen, als Grundlage aber durchaus eine Ausbildung im Immobilienbereich haben können.

Klar ist für Heimstadens Personalchef: Die Unternehmen müssen sich etwas einfallen lassen, um potenzielle Nachwuchskräfte auf sich aufmerksam zu machen. Auf Online-Jobportalen und Ausbildungsbörsen wie Stepstone, Indeed, Ausbildung.de und Azubiyo finden sich laufend mehrere hundert Offerten aus allen Bereichen der Wohnwirtschaft. Die Palette reicht von der Ausbildung zum Immobilienkaufmann oder der Immobilienkauffrau über Angebote für Anlagentechniker und Mosaikleger bis zu dualen Studienangeboten. Sie kommen nicht nur von großen Konzernen, sondern auch von kommunalen Wohnungsunternehmen wie Degewo in Berlin oder GAG in Köln, die für 2024 wieder kaufmännische Azubis suchen.

Die Wahl der richtigen Recruitingkanäle spielt bei der Suche nach aussichtsreichem Nachwuchs eine zentrale Rolle. Das EBZ hat bei seiner Befragung von 190 Ausbildungsbetrieben und 634 Schülern des EBZ-Berufskollegs herausgefunden, dass das private Umfeld bisher noch der wichtigste Kanal ist, wenn es darum geht, jungen Menschen das Berufsfeld der Wohnungswirtschaft zu empfehlen. Noch größere potenzielle Reichweite haben aber Online-Jobbörsen und soziale Medien wie Tiktok, Instagram und Youtube. Sie sind aus der Lebenswelt der Digital Natives kaum wegzudenken, werden von der Branche aber noch nicht in großem Stil bespielt.

Um guten, interessierten Nachwuchs zu gewinnen und zu halten, setzen Unternehmen wie Vivawest – einer der größten Quartiersentwickler in Nordrhein-Westfalen – und die Unternehmensgruppe Saga aus Hamburg – ein weiterer Platzhirsch der kommunalen Wohnungsbranche – auch immer stärker auf Benefits wie flexible Arbeitszeiten, Geld-Prämien, Fahrkostenzuschüsse, eigene Diensthandys und iPads sowie Fitness- und Gesundheitsangebote, die sie schon in Stellenausschreibungen bewerben.

Die Autorin: Imke Reiher ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.



Imke Reiher

Die Budgets fürs Lernen sind knapp

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Karriere 21.03.2024
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Nicht immer erfüllen Bewerber auf Führungspositionen alle Voraussetzungen, die sich Arbeitgeber wünschen. Weiterbildungen können Defizite dann ausgleichen. Doch die Unternehmen aus der Wohn- und Immobilienwirtschaft investieren vergleichsweise wenig in die fachliche und methodische Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter.

Die Erwartungshaltung von Unternehmen aus der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft sind hoch, wenn es darum geht, welche Kompetenzen ihre Fach- und Führungskräfte zum Einstieg mitbringen sollen. Das zeigt der diesjährige Human Resources Monitor des Bildungszentrums der Wohn- und Immobilienwirtschaft EBZ. Die Autoren der Studie haben mehr als 300 Unternehmen, darunter vor allem Wohnungsgesellschaften, Hausverwaltungen und Maklerhäuser, gefragt, welche Fähigkeiten und Kenntnisse sie bei aktuellen Bewerbern auf Stellen für Führungspositionen vermissen. Das Ergebnis: Mehr als 43% der Befragten bemängelten die IT-Kenntnisse der Bewerber, jeder dritte Arbeitgeber wünschte sich mehr Fachkompetenzen, 31% klagten über mangelnde Flexibilität, 29% über fehlendes unternehmerisches Denken. Fast jedem Vierten fehlten Methodenkompetenzen und Wissen zu Arbeitstechniken und 20% der Arbeitgeber wünschten sich mehr Kenntnisse rund um die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz.

Arbeitgeber bevorzugen Präsenzseminare

Doch auch bei bestehenden Mitarbeitern beklagten sie Defizite. Denn nicht alle kommen den Fortschritten und den stetigen Entwicklungen in der Branche sowohl in Bezug auf fachliche Themen als auch im Umgang mit Technik nach. Abhilfe sollen da Fortbildungen schaffen. Rund 90% der befragten Unternehmen bevorzugen dafür seit Ende der Corona-Pandemie wieder Präsenzveranstaltungen, für die die Mitarbeiter für einige Tage ihren Arbeitsplatz verlassen. Internetbasierte Intensivseminare werden von den Arbeitgebern nicht ganz so gerne unterstützt. Die Nachfrage nach ihnen lässt wieder nach.

Vergleicht man die aktuellen Kosten der Fort- und Weiterbildungsstätten für ihre Seminare, wird jedoch klar, dass die Unternehmen nicht genug Budget zur Verfügung stellen. Denn für mehrtägige Fortbildungen in Präsenz fallen schnell vierstellige Beträge an. Hinzu kommen in den meisten Fällen Anreise- und Übernachtungskosten. Eine jährliche Teilnahme an einem solchen Kurs ist demnach für die meisten Mitarbeiter nicht möglich. Denn die befragten Arbeitgeber zahlen im Durchschnitt nur 880 Euro pro Mitarbeiter und Jahr für die Weiterbildung.

Damit liegt die Branche deutlich unter dem, was andere in ihre Mitarbeiter investieren. Laut einer Erhebung des IW Köln wurden branchenübergreifend schon 2019 etwa 1.200 Euro pro Kopf und Jahr investiert. Aktuellere Zahlen liegen dem Institut nicht vor, es sei jedoch davon auszugehen, dass sich der Durchschnittsbetrag mit der Inflation nach oben entwickelt hat.

Das relativ größte Budget innerhalb der Immobilien- und Wohnungswirtschaft hatten kleine Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten. Sie gaben 2023 jährlich bis zu 1.034 Euro pro Mitarbeiter für Weiterbildungen aus, kleine Wohnungsgesellschaften sogar um die 1.100 Euro. "In diesen Unternehmen müssen viel weniger Mitarbeitende mit der gleichen Vielfalt an Herausforderungen umgehen als in größeren Unternehmen", erklären sich die Studienautoren die erhöhten Anstrengungen bei den mitarbeiterschwachen Unternehmen. Sie seien es auch, die häufiger kostenintensive Maßnahmen wie etwa berufsbegleitende Studien bezahlen, um die Mitarbeiter langfristig auf höhere Positionen vorzubereiten.

Janina Stadel

Es rücken kaum Verwalter nach

Weil die Arbeit der Verwalter kaum digital zu erledigen ist, schwindet das Interesse an dem Tätigkeitsfeld bei den Nachwuchskräften.

Weil die Arbeit der Verwalter kaum digital zu erledigen ist, schwindet das Interesse an dem Tätigkeitsfeld bei den Nachwuchskräften.

Quelle: stock.adobe.com, Urheber: Ezio Gutzemberg

Karriere 14.12.2023
Vor allem das hohe Maß an Bürokratie und die Arbeitszeiten halten junge Nachwuchskräfte davon ab, den Beruf des Immobilienverwalters zu wählen. Unternehmen haben Schwierigkeiten, ... 

Vor allem das hohe Maß an Bürokratie und die Arbeitszeiten halten junge Nachwuchskräfte davon ab, den Beruf des Immobilienverwalters zu wählen. Unternehmen haben Schwierigkeiten, Stellen zu besetzen, um alle Aufträge abzuarbeiten. Dabei ist der Alltag eines Verwalters oft gar nicht so trist.

Tim Müller-Zitzke und seine drei Mitgründer Alexander Mayle, Till Biele und Nuradin Schöning planen, im kommenden Jahr zertifizierte Immobilienverwalter zu werden. Aktuell vermieten sie über ihr Start-up Bheaven Premium Homes Luxus-Ferienwohnungen, wollen ihr Geschäft aber weiter ausbauen: "Künftig vermieten und verwalten wir auch fremde Ferienimmobilien", sagt Müller-Zitzke. Dafür brauchen sie das Zertifikat. In ihrer Altersgruppe sind die vier jungen Männer Mitte Zwanzig eine Besonderheit. Denn kaum ein Sektor in der Branche kämpft so sehr mit Nachwuchsproblemen wie die Immobilienverwaltung: In einer Studie des Europäischen Bildungszentrums der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) gaben 85% der befragten Verwaltungen an, dass im Jahr 2020 mehr Fachkräfte die Firma verlassen hätten als im Jahr zuvor. Gleichzeitig haben nur 36% der Unternehmen mehr Verwalter eingestellt als im Vorjahr. Es zeigt sich nun, wovor jahrelang gewarnt wurde: Es kommt nicht genug Nachwuchs nach.

Ein Berufsfeld mit angestaubtem Image

Müller-Zitzke überrascht das nicht: Ausschließlich als Verwalter zu arbeiten kann er sich auch nicht vorstellen. Dabei machen ihm eigentlich viele der Aufgaben Spaß: "Es ist ein gutes Gefühl, Probleme zu lösen und derjenige zu sein, auf den sich Eigentümer vor Ort verlassen", sagt der Gründer. "Trotzdem hat die Branche einen eingestaubten Ruf und ich stelle mir den Job auch recht unflexibel und wenig digital vor." Schließlich können Verwalter schlecht komplett remote arbeiten. So geht es offenbar vielen Menschen in seinem Alter: Von mehr als 400 befragten Studenten planten bei der diesjährigen IZ-Arbeitsmarktumfrage im Frühjahr nur 0,5% einen Berufseinstieg bei einer Hausverwaltung.

Auch Martin Kaßler, Geschäftsführer des Verbands der Immobilienverwalter Deutschland (VDIV), bestätigt die Nachwuchsprobleme. "Ich schätze, das Durchschnittsalter hiesiger Immobilienverwalter ist mittlerweile über 50", sagt er. Dabei betont auch Kaßler, dass es weniger die Aufgaben als die strukturellen Voraussetzungen sind, die junge Menschen abschrecken. "Denn eigentlich ist der Beruf vielfältig und geeignet für alle, die gerne Kontakt mit anderen Menschen haben."

Das bestätigt auch Stefan Buhl, Geschäftsführer bei Krasemann Immobilien Management. "Der Job ist sehr dynamisch, abwechslungsreich und vielschichtig", sagt er und meint damit: Mieter finden, Mieten einholen, Handwerker beauftragen und Eigentümerversammlungen organisieren. Immobilien verwalten ist ein breites Tätigkeitsfeld. Buhl unterscheidet daher grundsätzlich zwischen dem reinen Hausverwalter, welcher Eigenbestand in großen Hausverwaltungen verwaltet, und Immobilienverwaltern, die als Dienstleister zwischen dem Eigentümer und der Mietpartei stehen. Und es gibt die Möglichkeit, sich zu spezialisieren. Etwa in der technischen Verwaltung, der gewerblichen Verwaltung oder der Vermietung. "Wir nennen unsere Hausverwalter tatsächlich gerne Vermögensverwalter", erklärt Buhl. Das mache die Verantwortung und Bedeutung der täglichen Arbeit deutlich. "Solche Vorteile müssen wir besser vermarkten", gibt Verbandschef Kaßler zu. "Das große Problem ist aber die Bezahlung und dass man vor Ort sein muss", erklärt der Verbandschef.

Während Kaßler die Bezahlung kritisiert, meint Buhl, dass das Einstiegsgehalt eher eine untergeordnete Rolle spiele. Ihm zufolge hat sich die Bezahlung der anderer kaufmännischer Berufe bereits angepasst. Das Einstiegsgehalt liegt laut Verband durchschnittlich bei rund 35.000 Euro brutto im Jahr. Verwalter in höheren Positionen und mit langer Berufserfahrung verdienen teilweise bis zu 65.000 Euro. Allerdings variiert die Bezahlung stark: "Je größer die Immobilienverwaltung ist, umso eher besteht die Chance auf ein höheres Gehalt", sagt Kaßler. Insgesamt sind die Gehälter jedoch geringer als bei kommunalen oder genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen: "Wir liegen hier teils 15% unter dem Durchschnittsgehalt."

Auch der raue Umgang einiger Hausgemeinschaften mit Verwaltern ärgert den Verbandschef: "Ich erlebe immer wieder, dass Verwalter, die nur gesetzliche Vorgaben umsetzen, persönlich verantwortlich gemacht werden." Etwa wenn energetische Sanierungen erforderlich sind, die oft einiges kosten. Mittlerweile geht der Schutz des eigenen Personals so weit, dass Firmen schwierigen Eigentümergesellschaften kündigen. "Denn ansonsten gehen die wenigen Neuen schnell wieder", sagt Kaßler. Es verließen ohnehin 60% der Neueinstellungen die Branche innerhalb eines Jahres wieder. "Auch weil junge Leute keine Lust haben, sich nach 18 Uhr in Eigentümerversammlungen zu setzen", berichtet Kaßler. Das passe nicht zur modernen Arbeitskultur. Er fordert daher schon seit längerem vom Gesetzgeber die Erlaubnis für komplett digitale Versammlungen. Diese könnten tagsüber und aus dem Homeoffice stattfinden. Zudem sei die jährliche Präsenzversammlung nicht mehr zeitgemäß. Der Gesetzgeber lässt allerdings reine Online-Treffen nicht zu.

Abgesehen davon kommt in Sachen Digitalisierung mehr Bewegung in die Branche. "Die Unternehmen steigern sich", sagt Kaßler. Aber es gebe noch viel zu tun. Bisher haben etwa nur 25% der Firmen digitale Kundenportale. Dabei verändern sich in der digitalen Welt auch die Anforderungen an Verwalter. Für Unternehmen heißt das zweierlei: Sie müssen ihr Personal in neuen Themen und Tätigkeitsfeldern weiterbilden und es entstehen neue Stellen mit digitalem Schwerpunkt.

Es fehlt also nicht einfach nur an Personal, sondern an guten und anders ausgebildeten Fachkräften. Fast 90% aller befragten Verwaltungen haben laut EBZ-Studie Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von technischen Fachkräften. Laut Kaßler kann dieser Wandel aber auch eine Chance sein. Schließlich fordern High Potentials nicht nur eine gute Bezahlung, sondern verhelfen der Branche auch zu einem besseren Ruf.

Die Autorin: Mia Pankoke ist Journalistin bei der Wirtschaftsredaktion Wortwert.

Mia Pankoke